Der Saphir der Halbblüter von FanFicFreak98 ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Kapitel 15   Als ich am nächsten Morgen aufwache, schläft Melody noch. Ich bin sowohl überrascht, als auch nicht, dass ich mich total ausgeschlafen und wohl fühle. Auf der einen Seite hatte ich vermutet, dass diese Nacht die Hölle wird, da ich mir Sorgen um Mel gemacht habe, wie sie wohl schläft oder doch wieder Albträume hat. Auf der anderen Seite war mir klar, dass ich neben ihr nur gut schlafen kann.   Als ich sie begutachte, spüre ich erst nach einigen Sekunden, wie sich ein Lächeln auf meinen Lippen widerspiegelt. Mel macht irgendetwas mit mir, was ich nicht beschreiben kann. Seit dem Unfall habe ich mich nicht mehr so wohl und geborgen Gefühlt und seit dem sind nun fast drei Jahre vergangen. Drei Jahre lang habe ich mir eine Fassade aufgebaut, weil ich nicht wusste wie ich damit umgehen soll. Vor allem nach dem Tod unserer Eltern, ist eine Welt für mich zusammen gebrochen und ich hatte niemanden mehr an dem ich mich festhalten kann. Es fühlte sich an, als würde ich Jahre lang in ein tiefes, schwarzes, endloses Loch fallen und Melody ist endlich der Fels, an dem ich mich festhalten kann, um mein Fallen zu stoppen. Ich glaube, sie weiß gar nicht, was für einen Einfluss sie auf mein Leben hat und was genau ich ihr zu verdanken habe. Denn ist lange her, seit ich mich wieder jemanden öffnen konnte. Seit sie von meinem Geheimnis weiß, auch wenn das erst seit gestern ist, habe ich in dieser Zeit mehr gelächelt, als in den letzten Jahren zusammen. Die anfängliche Mauer ist zusammengebrochen, stattdessen ist ein Band entstanden, was uns zusammenhält. Auch, wenn ich mir mehr wünschen würde, würde ich nun alles auf der Welt dafür aufgeben, damit unsere Freundschaft bestehen bleibt und ich sie nie wieder verlieren muss. Ich wüsste nicht, ob ich es noch einmal schaffen würde, mein Leben weiterzuleben, wenn ich wieder einen Menschen verlieren würde, der mir mehr bedeutet, als alles andere.   Während ich sie beobachte, schießen mir Zeilen durch den Kopf, die perfekt für ein neues Lied passen würden. Es ist lange her, dass mir von jetzt auf gleich Zeilen einfallen, die mir sogar einigermaßen gut gefallen und ich nicht zwanghaft nach den passenden Worten suchen muss. Zudem ist in letzter Zeit einfach so viel passiert, dass ich nicht dazu gekommen bin, ein neues Lied zu schreiben und ein paar Takte auf meiner Gitarre zu komponieren. Leise schleiche ich mich aus dem Bett, nachdem ich einen letzte Blick auf sie geworfen und eine Haarsträhne hinter ihr Ohr gestrichen habe.   Darauf bedacht sie nicht zu wecken krame ich nach einem Block und einem Stift, in der Hoffnung, mir entflieht der Text nicht gleich wieder. Nachdem ich in einer Schublade neben ihrem Bett Papier und Stift gefunden habe, setze ich mich vor ihr Bett, so dass ich mich mit dem Rücken an die Bettkante lehnen kann.   [style type="italic"] There's only a certain amount. A human can occur. But what follows is often just more torture.   So let my message seeping in. Because I show you my world tonight.   A halfbreed at it's purest stage. Often thrown in the cage. To defend what I cherish the most. I close myself, my pride is lost.   So let my message seeping in. Because I show you my world tonight.   You hope it was a dream. But you will see. It's all true.   So let the message seeping in. Because I showed you my world tonight. [/style]   Mehrmals lese ich mir den Text durch. Es ist ein der Text, der mich nach langer Zeit wieder gefällt und wahres mit sich trägt. „Das ist schön..“, höre ich es plötzlich leise hinter mir eine zu bekannte Stimme sagen und spüre ihren Atem in meinem Nacken. Ich drehe mich zu Melody um, sehe sie leicht lächelnd an und bedanke mich mit einem kleinen Nicken. Ein wenig unsicher streckt sie ihre Hand nach dem Text aus, um, welchen ich ihr auch gebe. Ich erkenne genau, wie ihre grauen Augen den einzelnen Zeilenfolgen und habe das Gefühl, als würde sie jedes Wort in sich aufnehmen. Nach wenigen Sekunden reicht sie mir den Text wieder. „Es stimmt... ich hatte wirklich gehofft, es wäre ein Traum. Aber ich bin froh, dass es keiner ist. Weil... ich weiß, dass du mich nicht anlügst und du mir vertraust. Das bedeutet mir sehr viel“, sagt sie leise und auf ihren Wangen bildet sich ein kleiner Rosaton, der meinen Herzschlag nur in die Höre treiben lässt. „Ich hab ja jetzt viel gehört. Aber würdest du mich wirklich mal mit in deine Welt nehmen? Mir alles zeigen?“, fragt sie weiter und schaut mich hoffnungsvoll an. „Ich denke, ich kann dich mit in unser Dorf nehmen. Denn wenn sich die Tore für dich öffnen, besteht zwar kein zweifel, dass sie dich akzeptieren, aber ich kann dir nicht garantieren, dass sie glücklich darüber sind. Vor Allem, weil.. die beiden.. auch dort sein werden“, versuche ich ihr deutlich zu machen. Ich muss keine Namen nennen, denn sie weiß genau, dass mit den „beiden“, Andrew und der schwarze Wolf gemeint sind. So wenig ich beide im Moment leiden kann, kann ich es jedoch nicht ändern und sie gehören zu unserem Rudel dazu. Trotzdem will ich es vermeiden, den beiden über den Weg zu laufen. Man muss jan ichts provozieren und ich kann nicht garantieren, dass ich meine Klauen festhalten werde, wenn sie mir über den Weg laufen.   Meldoy nickt verständnisvoll und schweigt für einen Augenblick. Es scheint, als wolle sie sich das Ganze noch einmal überlegen. Doch schneller als erwartet, beharrt sie schließlich darauf, doch meine Heimat einmal sehen zu wollen. Mir gefällt das zwar gar nicht, aber ich will ihr nicht widersprechen. Sie ist stur und dickköpfig. Und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist es nicht nötig, darüber zu diskutieren. Manchmal ist diese Eigenschaft echt nervig, aber bin ich trotzdem in jeder Hinsicht dankbar, dass sie diese hat. Denn wäre sie nicht so, wer weiß, ob wir uns jetzt so gut verstehen würden oder ob ich überhaupt noch am leben wäre. Sie war schließlich diejenige, die nicht aufgegeben hat, den Kontakt zu mir zu suchen.   „Danke, dass du heute Nacht bei mir geblieben bist“, sagt sie leise und schaut verlegen zur Seite. Ich kann jedoch nicht anders und kann meinen Blick nicht abwenden. Wie ich es liebe, wenn ihr Wangen rot werden. „Keine Ursache. Es ist schließlich auch meine Schuld, dass du... nicht gut schlafen konntest“, fahre ich fort, darauf bedacht das Wort 'Albtraum' nicht zu verwenden. „Stimmt...“, sagt sie, lacht jedoch leise dabei, was mir das Gefühl gibt, das sie es mir nicht übel nimmt. „Du könntest dich dafür ja mal ordentlich entschuldigen...“, fährt sie leise fort, so dass ich es kaum hören kann. Augenblicklich habe ich ganz andere Vorstellung, als mich mit diesem einfach Satz, einer Tasse Kakao oder irgendetwas anderes zu entschuldigen. Und ich will nicht ausschließen, dass ihre Lippen in meiner Vorstellung dabei den Hauptteil einnehmen würden. Oder ihr Körper. Aber darum geht es nicht.   Mit einem tiefen Atemzug versuche ich meinen schnellen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen und versuche mit einem unnatürlichem Räuspern die unangenehme Situation zu überspielen. Als ob dies möglich wäre. Schließlich setze ich doch ein kleines freches Grinsen auf. „Mit einem WEB-Frühstück?“, frage ich schließlich und hoffe mich mit meiner zu langem Pause nicht verraten zu haben. Auch sie muss leicht grinsen und antwortet mit einem Nicken.   Ich stelle gerade den Teller mit Waffeln auf den gedeckten Tisch, als Melody die Küche betritt. Zusammen setzen wir uns an den Tisch und wünschen uns gegenseitig einen guten Appetit. Witzig, bisher haben wir das noch nie und wir wohnen seit nun knapp einem Monat zusammen. Kaum zu glauben, was innerhalb dieser vier Wochen alles passiert ist. Dabei fällt mir etwas auf, was mir schon lange hätte auffallen müssen. Ein wenig unsicher, lege ich mein Besteck bei Seite und wende meinen Blick an Melody, die mich etwas überrascht anschaut. „Sag mal, du weißt nun einiges über mich. Du kanntest meine Eltern, meinen Bruder, waren Nachbarn. Weißt nun, wer und was ich eigentlich bin. Aber... ich weiß gar nichts über dich“, beginne ich vorsichtig und schaue sie gespannt an. „Über mich gibt es nichts wichtiges zu erzählen“, sagt sie beinahe nur in einem Flüsterton uns dreht ihre Gabel unsicher zwischen Daumen und Zeigefinger. „Kann nicht ich entscheiden, ob es für mich wichtig ist...?“, frage ich ebenfalls leise und schaue sie sanft an. Ich höre sie tief durchatmen, dann nur das Geschirr klappern, als sie Gabel beiseite legt. Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass sie einfach aufstehen und gehen will, aber sie bleibt sitzen.   „Wir sind aufgrund des Jobs meines Vaters weggezogen. Da war ich gerade einmal drei Jahre alt. Wir sind bei euch gegenüber eingezogen, wodurch wir uns kennengelernt haben und Freunde wurden. Wie dem auch sei. Mein Vater... hatte ein Alkoholproblem. Oft hat er es an meiner Mutter oder mir ausgelassen. Wenn ich mit neuen blauen Flecken oder Wunden aufgetaucht bin, sagte ich, ich wäre vom Fahrrad gestürzt, gegen einen Laternenmast gelaufen oder von der Treppe gefallen. Euch die Wahrheit erzählt, habe ich nie. Aber ich denke, eure Eltern hatten es vermutet. Oft haben sie mich eingeladen und ihr wart im Prinzip meine zweite Familie“, erzählt sie leise, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich vernehme ein kleines Schniefen und sehe, wie ihr eine Träne über die Wange tropft. Jetzt kann ich auch erst nachvollziehen, warum es sie so sehr verletzt hat, als ich mich nicht an sie erinnerte – und es eigentlich immer noch nicht kann – und sie dachte, ich würde sie hassen. Es muss sich für sie anfühlen, als hätte sie ein Familienmitglied verloren. „Immerhin hat sich meine Mutter inzwischen von meinem Vater getrennt und ist mit ihrem jetzigen Freund zusammen, der sie gut behandelt. Und wenn sie glücklich ist, bin ich es auch“, fährt sie fort und schaut mich nun mit einem ehrlichen Lächeln an. „Was ist nach dem Unfall passiert...?“, fahre ich leise fort. Es ist vielleicht egoistisch, sie so auszufragen. Vor allem weil ich nicht weiß, wie sehr sie das alles noch verletzt. Aber ich habe das Gefühl mehr über sie erfahren zu wollen. Und... möglicherweise hilft es mir meine Erinnerung zurückzuerlangen, wenn sie mir erzählt, was passiert ist. Auch, wenn ich das bezweifle. „Nachdem die Sanitäter mich aus dem Wagen gezogen haben, weiß ich eigentlich nichts mehr. Ich bin bewusstlos geworden. Ich weiß noch, als ich aufgewacht bin, lag ich in diesem hässlichen Raum. Ich weiß auch nicht, aber alles erinnerte mich an die Farbe Grau. Ich war allein in dem Zimmer und hörte nur das monotone Piepen der Maschinen. Als ich mich umsah und schließlich auf mein Handy schaute, waren von heute auf morgen zwei Monate vergangen. Der Arzt meinte, ich läge beinahe acht Wochen im Koma. Kannst du dir das vorstellen? Es werden dir einfach acht Wochen deines Lebens genommen. Die bekommst du nie wieder zurück“, sagt sie leise und kämpft erneut gegen die Tränen. Wieder atmet sie durch und schließt für einen Moment die Augen, um wieder zur Besinnung zu kommen. „Ich hatte eine ganze Weile Phantomschmerzen. Also, ich habe Schmerzen in meinem Bein gespürt, obwohl sie gar nicht da waren. Ich war lange in einer Physiotherapie, bis ich endlich einigermaßen mit dem Bein allein klar kam. Ohne meine Mutter und ihren Freund hätte ich das niemals geschafft... auch Andrew hat mich in der Zeit unterstützt. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass er mir nur aus Eigennutz zur Seite gestanden hat“.   Bei Andrews Namen verkrampft sich augenblicklich mein Körper und am liebsten würde ich jetzt sofort losgehen. Ihn dafür ein blaues Auge verpassen und sagen, was für ein arroganter Arsch er doch ist. Dabei dachte ich immer, diese Rolle würde ich in der Familie einnehmen und mein Zwillingsbruder wäre der charmantere, freundlichere und selbstlosere von uns beiden. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich einen kleinen Hauch von Dankbarkeit verspüre, dass er Mel unterstützt hat, als ich es nicht getan habe. „Dein Bein. Hast du deshalb angefangen zu modeln?“, frage ich vorsichtig und beobachte ihre Reaktion. Ich weiß nicht, ob es Absicht oder unbewusst ist. Aber ich meine zu erkennen, wie sie unterhalb des Tisches ihre Hand auf ihr linkes Bein legt. Es folgt ein deutliches Nicken. Aber es scheint nicht traurig oder gequält zu sein. Sie blickt mir in die Augen und schaut mich mit einem aufrichtigen Lächeln an. „Ja! Ich will den Menschen, vor allem den Mädchen, da draußen zeigen, dass sie sich für ihr Aussehen nicht schämen müssen, nur weil sie anders sind. Weißt du, Menschen nennen jemanden fett, weil er zu viel wiegt. Aber niemand weiß, dass er eine Krankheit hat. Menschen nennen jemanden hässlich, weil er keine Haare hat. Niemand weiß, dass er gegen Krebs kämpft. Menschen nennen ein Mädchen Schlampe, weil sie mit 16 Mutter ist. Aber niemand weiß, dass sie mit 15 vergewaltigt wurde. Ich will den Menschen einfach zeigen, dass es egal ist, was andere denken. Nur du musst dich in deinem Körper wohl fühlen, weil du der einzige bist, den es etwas angeht. Und sonst niemanden“. Ich kann nicht anders, als Melody anzustarren. Ihre Worte berühren mich mehr, als alles andere, was ich in letzter Zeit gehört habe. Und ich bewundere sie. Ich bewundere sie für ihre Stärke, für ihre Einstellung zum Leben. Ich kann wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen, wie viel und wie lange sie in ihrem Leben bereits gelitten hat – und nicht wenig habe ich dazu beigetragen. Und trotzdem kämpft sie immer weiter. Sie ist lebensfroh, hat immer ein Lächeln auf den Kippen und gibt niemals auf. Sie steht zu sich selbst, zu ihrem Bein. Ist anderen ein Vorbild und ist der selbstloseste Mensch, den ich kenne. Ganz im Ernst – wie kann man ein Mädchen wie sie, nicht lieben?   Bei dem Gedanken, zucke ich selbst zusammen. Es ist das erste Mal, dass ich daran denke, Melody zu lieben. Bisher hieß es immer, sie sei eine gute Freundin, sie bedeute mir sehr viel, ich wolle nicht ohne sie leben. Doch nie wollte ich mir eingestehen, sie wirklich zu lieben. Ich wollte sie immer von mir fernhalten, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Doch jetzt, wo sie sowieso alles weiß, schaff ich es einfach nicht mehr, mich von ihr fernzuhalten. Sie hat einen Platz in meinem Herzen gestohlen, den niemand mehr aus sie füllen kann. Es mag kitschig klingen. Aber jetzt erst habe ich gelernt, was es heißt zu sagen, diese Person ist meine Welt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)