Der Saphir der Halbblüter von FanFicFreak98 ================================================================================ Kapitel 13: ------------ „Daemon!“, höre ich es plötzlich panisch aus dem Wohnzimmer kreischen. Ohne Zweifel ist es Melody, deren Stimme hysterisch und vollkommen verzweifelt durch das ganze Haus schallt. Sofort renne ich die Treppe hinunter, ins Wohnzimmer, wo ich sie zuvor schlafend auf dem Sofa abgelegt hatte. Sie sitzt aufrecht, ihre Augen sind geweitet und starren an die Wand. Ihr Brustkörper hebt und senkt sich unkontrolliert und ihren schnellen Atem, kann ich Meter weit hören. Ohne auch nur darüber nachzudenken eile ich zu ihr und setze mich neben sie, um Mel in den Arm nehmen zu können. Ihr Shirt ist leicht durchnässt und bei jedem Atemzug presst sich ihr Oberkörper gegen meinen. Ihr ganzer Körper bebt, ein herzzerreißendes Schluchzen verlässt immer wieder ihre Lippen, welches sich so anhört, als hätte sie es aus einer dunklen Ecke ihres Inneren heraus gegraben. Meine Arme habe ich um ihren schmale Körper gelegt, fahre mit gleichmäßigen Bewegungen über ihren Rücken, um sie zu beruhigen. Eine Hand lege ich in ihr Haar, um ihren Kopf in meine Brust betten zu können und ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Als ob ich ein Baby im Arm halten würde, wiege ich sie immer wieder wenige Millimeter von links nach rechts. Mehrere Minuten verweilen wir so, bis ich schließlich meine, dass sich Melody etwas beruhigt hat. Denn inzwischen sind ihre Schultern entspannter und ihr Weinen ist ruhiger geworden. Vorsichtig löse ich mich wenige Zentimeter, lege eine Hand an ihre Wange, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Noch immer bahnen sich Tränen über ihre Wangen, welche ich ihr mit dem Daumen sanft weg wische. Ich blicke direkt in ihre glasigen mausgrauen Augen. Ihre Pupillen bewegen sich immer wieder von der einen Seite zur anderen und bringen ihre Angst deutlich zum Ausdruck. Wie gern wüsste ich, was sie geträumt hat, es war offensichtlich ein Albtraum. Wahrscheinlich fühlte sie sich behütet, als ich sie auf dem Arm trug und bei ihr war. Erst, als ich sie abgelegt und mich entfernt hatte, schlief sie schlechter. Wie egoistisch jetzt daran zu denken, dass sie mit mir besser schlafen konnte und schönere Träume hatte. Ohne, dass ich etwas hätte tun können, wandert mein Blick zu ihren Lippen. Ihre Unterlippe zittert, genauso sehr, wie ihre Hand, die sie unsicher auf meine legt und für einen kurzen Moment ihre Augen schließt, um die Berührung genießen zu können. Ihr Gesicht presst sie etwas stärker gegen meine Hand. Ich kann nicht sagen wieso, aber ich vermute, um zu spüren, dass ich bei ihr bin und meine Nähe noch stärker spüren zu können. Mein Herz spielt vollkommen verrückt, dass ich befürchte, es würde jeden Moment aus meiner Brust herausspringen. Noch immer ist mein Blick auf ihre Lippen konzentriert. Wie es wohl wäre sie jetzt, genau in dieser Situation, zu küssen. Ob sie wohl erwidern würde? Auch... wenn ich ihre Gefühlslage dabei vollkommen ausnutzen würde. Und dann, berühre ich sie. Meine Lippen berühren ihre. Das witzige ist, ich hatte mich keinen Millimeter bewegt. Sie war es, die ihren Mund auf meinen drückte. Für einen Moment bin ich unfähig mich zu bewegen und zu erwidern. Starre unerwartet auf ihre geschlossenen Augen, bleibe wie angewurzelt sitzen, bis ich realisiere, was ich eigentlich gerade erlebe. Der Wunsch, von dem ich dachte es würde immer einer bleiben, geht jetzt gerade in Erfüllung. Ich weiß nicht, wie oft ich mir vorstellte sie zu küssen, aber eines ist sicher. Keine Vorstellung ist mit diesem Erlebnis, diesem Gefühl zu beschreiben. Ich schließe meine Augen, lenke meine volle Konzentration einzig und allein in diesen Kuss. Vorsichtig, mehr als zaghaft bewegen sich unsere Lippen. Ein unsicheres herantasten, aber dennoch voller Leidenschaft. In meinem Bauch toben die Schmetterlinge, mein Herz klopft so laut, dass selbst ein hörgeschädigter diese Schläge hören würde. Eine plötzliche Hitze ergreift mich, lässt mein Blut pulsieren und mir die Röte ins Gesicht schießen. Ich kann nicht einschätzen, wie viel Zeit vergangen ist, bis wir uns trennen und ich sofort das Gefühl habe ihre Lippen zu vermissen. Wir schauen uns an, Melodys Augen sind geweitet, glitzern nicht mehr vor Tränen sondern vor... Glück? Sofort wendet sie ihre Blick ab, räuspert sich nervös und legt die Arme um ihren Körper, so dass ich gezwungen war, meine Hand von ihrer Wange zu nehmen. „E-Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es war nur... I-Ich dachte du seist... oh Gott, Daemon...“, stottert sie vollkommen verunsichert vor sich her. Beinahe überkommen mich die Schuldgefühle, da sie aufgrund des Kusses und wegen mir in dieser Situation steckt, vor allem nachdem der Tag sowieso schon so schrecklich gewesen sein muss. Trotzdem kann ich mir nicht den Gedanken verkneifen, dass aufgrund des Kuss so verlegen ist – möglicherweise, weil er ihr genauso gefallen hat wie mir – und dabei auch noch total süß aussieht. Ich kann nicht anders und nehme sie einfach wieder in den Arm. Will ihr zeigen, dass sie sich keine Gedanken machen muss und ich sie deshalb nicht verurteilen werde. Sie ist vollkommen durch den Wind. Es ist nicht so, dass ich den Kuss nicht gewollt oder nicht genossen hatte. Trotzdem wäre es etwas anders gewesen, wenn der Kuss aufgrund einer anderen Situation zustande gekommen wäre. „Ist... schon in Ordnung...“, sage ich leise. Ist schon in Ordnung? Innerlich könnte ich mich selbst Ohrfeigen. Etwas besseres fällt mir nicht ein? Wahrscheinlich verunsichere ich sie nur mehr, als dass ich sie tröste. „Beruhige dich erst Mal. Was ist denn los?“, frage ich sanft und habe ein wenig das Gefühl meine Unsensibilität wieder gut machen zu können, wenn ich nicht weiter darauf herumreite. Wie Egoistisch zu denken, ich würde ihr gut tun. Dabei lehne ich ihren Kopf wieder an mich und streiche ihr sanft durchs Haar. Von ihr flogt ein tiefes Seufzen und kleines Schniefen. Es fühlt sich so an, als würde sie ihre Augen schließen, um sie auf die jetzigen Worte vorbereiten zu können. „Ich... hab geträumt, dass er dich umgebracht hat. Dieser schwarze Wolf. Wie er dich angesehen hat, aus seinen blutrünstigen grünen Augen. Verdammt ich hatte solche Angst, du seist tot!“, brüllt sie die letzten Worte beinahe hysterisch und schlägt ein Mal Verzweifelt gegen meinen Oberkörper. Somit ist wenigstens erklärt, warum sie vollkommen aufgewühlt ist. Wahrscheinlich war sie einfach nur verwirrt und hat mich deshalb geküsst. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte. Aber innerlich hatte ich mir schon gewünscht, dass mehr... ein gewisses Gefühl... dahinter steckt. „Keine Sorge, du bist in Sicherheit. Das war nur ein Traum“, flüstere ich beinahe nur in ihr Ohr und halte sie weiterhin fest im Arm. Sie lässt sich vollkommen fallen, ist zu schwach um sich dagegen zu wehren oder irgendwelche Muskeln anzuspannen „Aber du... du bist kein Traum, oder? Was ich gesehen habe, war keine Einbildung. Du... bist ein Wolf, nicht wahr..?“, fragt sie unsicher und schaut mich mit ihren grauen Augen an, als hätte sie Angst davor, ich würde sie für verrückt erklären. Doch ich kann nichts anderes tun, als ihr mit einem Nicken die Wahrheit zu bestätigen. „Warum... hast du es mir nie gesagt...?“. Und schon beginnt, wie zu erwarten, die nächste Fragerunde. Dabei bin ich doch eher überrascht, wie ruhig sie reagiert. Ich mein, der Tag war wirklich nicht leicht. Sie seufzt einmal und schaut mich mit großen Augen erwartungsvoll an. Auch ich schließe für einen Moment die Augen und atme tief durch. „Weil du dir nur unnötig Sorgen gemacht hättest und es nicht wichtig war“. „Unnötige Sorgen? Daemon glaubst du, es geht mir besser und ich würde mir keine Sorgen machen, wenn ich jeden Tag damit rechnen muss, dass du wieder in einem zerfetzten, blutverschmierten T-Shirt zu Hause auftauchst! Als ich dich da halb tot an dem See gefunden hab und jedes Mal, wenn du das Haus verlässt, Angst haben muss, dass du vielleicht nicht mehr wieder kommst!?“. Ja... so viel zum Thema ruhig. Aber ich kann es ihr nicht verübeln. Sie hat ja Recht. Noch nie habe ich mich in ihre Lage versetzt und versucht zu verstehen, wie sie sich fühlen muss, wenn sie mich so sieht. Dabei ist es vollkommen einleuchtend, dass sich ein Mädchen Sorgen macht, wenn ihr Freund – ein Freund – in solch einem Outfit jeden Abend nach Hause kommt. Oder vielleicht gar nicht mehr. Ich senke meinen Blick, versuche mich in sie hineinzuversetzen und ja, es tut mir wirklich leid, dass sie all das miterleben musste. Schließlich wollte sie nur eine günstige Wohnung und ein paar Fotoshootings hinter sich bringen. Dass es einen Wolf gratis dazu gibt, konnte sie ja nicht ahnen. Am liebsten würde ich irgendetwas erwidern, aber nichts würde diese Lüge rechtfertigen. Ich schaue sie mit gesenktem Kopf an. Sehe, wie sie mich noch immer erwartend anschaut, schließlich aber doch mit einem Seufzen aufgibt. Na super... wahrscheinlich habe ich sie schon wieder verletzt. „Die ganzen Wunden... Sie kommen davon, weil du ein Wolf bist?“, fragt sie dann, um das Thema zu wechseln. Dies bestätige ich ebenfalls mit einem Nicken. „Was ist passiert? Wer tut dir das an? Warum bist du immer voller Blut und deine Shirts sind zerrissen?“, fragt sie weiter. So schnell, dass ich das Gefühl habe, sie würde ohne Punkt und Komma reden. Ihre Stimme wird lauter, vor Verzweiflung. Ich will nicht wissen, was gerade in ihr vor geht. „War es er? Der, der mich entführt hat? Dieser schwarze Wolf?“. Sie lässt mir kaum Zeit zu antworten. Ich kann verstehen, dass sie endlich wissen will, was sich hier abspielt. „Ja... er war es. Du musst wissen, eigentlich darf niemand wissen, dass es uns gibt. Dummerweise haben der Staat und das Militär von uns erfahren und sind in unser Dorf eingebrochen. Aber eigentlich ist dies von einem Schutzwall umgeben. Nur derjenige, der reines Herzens ist oder einer Person, der wir vertrauen kann diesen Wall durchbrechen. Anders gesagt, es muss einen Verräter geben, der uns enttarnt hat. Bei diesem Angriff ist seine Schwester ums Leben gekommen und aufgrund der letzten Jahre und Ereignisse, ist er fest davon überzeugt, dass ich der Verräter bin. Deshalb wollte er sich an mir rächen... und hat versucht dir weh zu tun. Dabei war das alles, was ich verhindern wollte. Ich wollte dich einfach aus der Sache heraushalten, weil es viel zu gefährlich ist.“, versuche ich ihr so einfach wie möglich zu erklären. Sie schaut mich einfach nur an. Es scheint, als müsse sie das alles erst einmal verdauen. Ich muss nichts sagen, um zu wissen, dass Melody nicht daran zweifelt, dass ich damit nichts zu tun habe. Würde sie es tun, säße sie nicht noch auf der Couch und würde mir zuhören. Nach ein paar Minuten folgt ein Nicken. Sie scheint es verstanden zu haben und nachvollziehen zu können. Auch, dass es nicht meine Absicht war, sie in das hier hineinzuziehen und ich deshalb nichts gesagt habe, ist wohl deutlich geworden und sie scheint es begriffen zu haben. Ich dachte zuerst sie sei wütend, aber im Moment sieht sie einfach nur erschöpft aus. Ich senke meinen Blick, kann sie so nicht ansehen. Es verletzt mich einfach nur, dass sie meinetwegen so leidet. Mein Blick fällt auf ihre Hände. Ich habe sie noch nie genau beobachtet. Sie sind eher klein und zierlich. Aber gepflegt. Außer ihr Nagellack. Er ist abgesplittert, vermutlich bei dem versuch sich zu wehren. Ihre Finger sind verknotet, als müsse sie sich selbst halten, um nicht nervös mit dem Zipfel ihres T-shirts zu spielen. Rote Ränder umringen ihre Handgelenke, die von den Fessel zurückgeblieben sind. Beinahe selbstverständlich fahre ich leicht meiner Hand darüber, als müsse ich mich selbst bestätigen, dass sie echt waren und nicht nur eine Täuschung aufgrund des Schattens sind. Wäre aber auch zu schön gewesen. Schnell stehe ich auf und gehe ins Badezimmer. Innerhalb weniger Sekunden bin mit einer Wund- und Heilsalbe wieder bei Melody. Vorsichtig verstreiche ich das weiße Zeug auf ihren Handgelenken. Ich spüre ihren Blick, wie er auf mir ruht. Als ich sie ansehe, schenkt sie mir ein kleines Lächeln, welches ich erwidere. Kaum habe ich die Hand versorgt, spüre ich ihre kalten Fingerspitzen an meinem Hals. Ich spüre, wie sie die Konturen der Kette meines Amuletts nachfährt. Ich hatte beinahe schon vergessen, wie es sich anfühlt sie so nah zu spüren. Ich kann nicht leugnen, dass mir diese Geste durchaus gefällt. Jede noch so kleine Berührung fühlt sich an, als würde mich ein Stromschlag durchfahren. Es ist beinahe so, als wir im Bad waren und sie mir den Verband um die Brust legte. Seit dem waren wir uns nicht mehr so nah. Und ich muss zugeben, ich hatte diese Nähe vermisst. Sie umgreift die Kette und zieht das Amulett hervor, welches ich normalerweise immer unter meinem T-shirt versteckt habe. Sie hält es in der Hand, mustert jede Linie genau. „Es gehört auch dazu, nicht wahr?“, fragte sie leise. Ich weiß genau, dass damit auf dieses ganze Wolfsein anspielt. „Ja. Die Steine sind Saphire. Sie sind der Grund, warum wir Halbblüter uns in einen Menschen oder einen Wolf verwandeln können“. „Halbblüter?“, fragt sie weiter und wendet nun ihren Blick vom Amulett ab, um mich ansehen zu können. „So nennen wir uns, da unsere DNA zur Hälfte aus Wolfs und zur anderen Hälfte aus Menschen DNA besteht. Wir absolvieren Prüfungen, um zu beweisen, dass wir es würdig sind diese Ehre zu tragen“. Melody schaut mich an, als würde sie nur Bahnhof verstehen. So einfach wie möglich versuche ich ihr also zu erklären, wie dieses Gen in die Familie gelangt ist. Durch den damaligen Kampf meiner Großmutter. Welche Bedeutung der Saphir für uns hat. Dass er unsere Lebensquelle ist und wir durch ihn undercover leben können. Die vier Phasen und Wandlungen unseres Amuletts und dass wir Prüfungen absolvieren müssen. In welcher Verbindung die Ältesten zum Saphir stehen. Dass sie die Einzigen sind, die Zugang zu dem Edelstein haben und wir deshalb von ihnen abhängig sind. Es gibt so viel zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Melody scheint mir zwar die komplette Zeit über ihre Aufmerksamkeit, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob sie irgendetwas davon verstanden hat. Ab und zu nickt sie, sagt aber sonst kein Wort, sondern starrt entweder auf das Amulett oder schaut mir in die Augen. Auch wenn ich letzteres bevorzuge, weiß ich nicht genau, was ich aus ihren Augen herauslesen soll. Erleichterung? Überforderung? Angst? Müdigkeit? Glück? Ich kann es nicht sagen. Vermutlich eine Mischung aus allem. Leicht lege ich eine Hand auf ihre und lächle sie sanft an. Es ist auch vollkommen egal, ob sie es verstanden hat, oder nicht. Ich habe ihr gesagt, was los ist, ihr erklärt, warum ich es ihr nicht gesagt habe und dargestellt, was genau ich bin und was für ein Leben ich lebe. Und das alles zeigt und ist der eindeutige Beweis dafür, dass ich ihr vertraue. Ihre Freundschaft und ihre Person wertschätze. Ich muss sie nicht mehr belügen, kann offen zu ihr sein und das wird unsere Beziehung – freundschaftlicher Basis – um einiges vereinfachen. Vielleicht haben wir jetzt endlich die Chance, uns gegenseitig respektvoll zu behandeln. Beziehungsweise... ich kann Melody endlich respektvoll behandeln. So mit ihr umgehen, wie sie es verdient und für sie da sein. Dieses Gespräch ist für uns beide so viel mehr bedeutsamer, als nur etwas über meine Geschichte herauszufinden. Es ist heißt für uns, der Neustart einer einzigartigen Freundschaft. „Was ist mit deinen Eltern?“, fragt sie erneut und schaut mich unsicher an. Irgendwie ist die Frage doch berechtigt. Denn was wahr war und was nicht, kann sie wohl erst jetzt filtern. „Sie waren Halbblüter, wie ich. Aber das Gen vererbt sich bei uns nur auf der männlichen Seite. Mein Vater hat meine Mutter in Dorf kennengelernt“, erkläre ich. „Sind sie... noch am Leben...?“. Melody schaut mich mit einem hoffnungsvollen Blick an. Jetzt weiß ich, warum sie beim letzten Mal so geschockt darüber war. Sie kannte meine Eltern wohl und waren vermutlich auch ihre zweite Familie, wenn wir so gute Freunde waren. Doch ich muss sie enttäuschen und schüttele mit dem Kopf. „Nein... Kurz nach dem Unfall starben sie durch Jäger, die sie erschossen hatten“, stelle ich es richtig und erkenne, wie das Rot ihre Wangen verlässt. Sie wendet ihren Blick ab und murmelt ein paar unverständliche Worte. Ich schätze mal dieses Standard „Es tut mir leid“, obwohl dies keinesfalls nötig wäre. Sie sieht so bedrückt aus, dass ich nicht anders kann, als sie wieder in den Arm zu nehmen. Kurz scheint sie überrascht, aber dies legt sich schnell. Denn auch sie legt ihren Kopf auf meine Brust und lässt sich mit ihrem Gewicht gegen mich fallen. Ich vergrabe meine Nase in ihrem Haar und atme ihren Rosenduft ein. Wie ich Rosen doch liebe. Sanft fahre ich mit einer Hand immer wieder an ihrem Arm auf und ab. „Was... ist mit Andrew? Ist er auch... ein Halbblüter...?“, fragt sie nach ein paar Minuten des Schweigens. Ach ja, das Thema Andrew hatte ich schon vollkommen verdrängt. Es ist nicht gerade das Thema, worüber ich jetzt gern reden würde. Aber der Tag ist sowieso schon für den Arsch. Kommt es da auf eine schlechte Neuigkeit mehr oder weniger echt auch noch an? „Heute Morgen... du warst schon weg. Warst du bei ihm, weil er uns angelogen hat, oder? Was hat er gesagt?“, fragt sie weiter, doch ohne mich anzusehen und bleibt ruhig sitzen. Ihre Stimme ist ruhig. Zu ruhig für diese Situation. Aber sie ist mit den Nerven einfach am Ende, dass ich am überlegen bin, eine neue Story zu erfinden. Aber früher oder später würde sie es sowieso herausfinden und ich will das jetzige Vertrauen auch nicht ausnutzen. Ich seufze einmal, bis ich mit der frohen Botschaft herausrücke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)