I swear von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 1: By the moon ---------------------- Es gab eine Zeit, wo wir uns echt nahe waren. Insbesondere nach dem Wintercup, den Seirin damals gewonnen hatte. Kise und ich trainierten gemeinsam, um Kagami endlich schlagen zu können. Es folgten Meisterschaften, in denen mal mein Team, mal seines gewann. Letztendlich bestärkte dies unsere Freundschaft. Bis das letzte Semester kam. Kise wollte unbedingt an eine der Top Universitäten und ich … tja, ich wollte einfach nur weiter Basketball spielen. Ich bekam sogar ein Stipendium, nachdem ein Talentscout auf mich aufmerksam wurde. Seither spiele ich in einem der renommiertesten Teams Japans. Eigentlich wollte ich Kise mit in dieses nehmen, aber er blockte meinen Vorschlag komplett ab. Jedoch sehen wir uns gelegentlich. Nach der Uni nahm er einen Job als Model auf. Immer wenn ich die Straßen entlang gehe, springt mir sein Gesicht ins Auge, was von den Plakaten prangt. Natürlich freue ich mich irgendwo für ihn, jedoch finde ich ihn, ohne Fotoshopbearbeitung weitaus hübscher. Schon in unserer Mittelschulzeit hatte ich Gefühle für ihn entwickelt, wollte es allerdings nie zugeben. Meine Gedanken kreisen nur um ihn. Wie es ihn geht, was er macht … ich kann es nicht ertragen, ihm so fern zu sein. Auch heute hänge ich an ihm fest. Mein Handy klingelt. „Ja?“, gehe ich genervt dran. Ich hatte gerade ein anstrengendes Training hinter mich gebracht. „Aominecchi“, ertönt eine mir wohl bekannte Stimme. Ein wohliger Schauer fährt mir über den Rücken. „Kise, entschuldige“, ich huste. „Ich stand gerade ziemlich unter Stress. Was gibt es denn?“ „Ich wollte einfach fragen, ob du Zeit hast“, schießt er los. „Da ich momentan ohnehin in der Gegend bin. Was hältst du davon, mit mir einen Cocktail trinken zu gehen?“ „Hmmm“, ich sehe auf das Display meines Smartphones … achtzehn Uhr. „Ja, wieso nicht. Ich brauche ca. noch eine Stunde und dann mache ich mich auf den Weg.“ „Juhuuuu“, fiepst er. Kise verrät mir den Namen der Bar, in der wir uns treffen wollen. Wir verabschieden uns und ich stürme in eine der Duschzeilen. Nach fast einem Monat … sehe ich ihn endlich wieder! Ich kann es kaum erwarten. Der Rest meines Teams sieht mich fragend an, denn sie sind es nicht gewöhnt, dass ich gut gelaunt bin. Ich erkläre es ihnen irgendwann einmal. Rasch mache ich mich fertig, packe mein Zeug zusammen und stürme in Richtung des Ausganges. „Taxi“, brülle ich einem der Autos entgegen. Dieses hält sofort. Ich nenne dem Fahrer die Adresse und er setzt sich in Bewegung. „Aominecchiiiiiii“, schreit Kise freudig als er mich sieht. Er fällt mir um den Hals. „Wie schön, dich zu sehen.“ „Das finde ich auch“, sage ich, was bei mir dennoch immer ein wenig gleichgültig rüber kommt. Kise trägt einen beigefarbenen Anzug inklusive des passenden Hutes. Er sieht atemberaubend, wenn auch ein wenig erschöpft, aus. „Setz dich“, er deutet auf unsere Plätze. „Wie lief die Meisterschaft? Ihr seid, wie ich mitbekommen habe, mitten drin oder?“ Ich nicke. „Das stimmt. Bisher stehen wir recht gut da. Wenn alles glatt läuft, trete ich wohl gegen Kagamis Team an.“ „Oh“, er lächelt. „Ich finde es toll, dass ihr nie eure Leidenschaft verloren habt. Wie ich hörte, seid ihr beiden in Top Teams.“ „Ja ...“, äußere ich leise. Ich will ihn so vieles fragen, unter anderem warum er den Sport aufgab. Er war so verdammt gut. Wenn ich ihn beim Spielen beobachtete, war es als könne er fliegen … so wie ein Adler. „Haben sie sich entschieden?“, fragt uns ein Kellner. „Ähm … ja“, Kise hält die Karte empor und deutet auf einen Cocktail. „Ich hätte gerne diesen. Und du?“ „Bringen sie mir einfach ein Bier“, murmele ich. „Sehr wohl“, damit verschwindet er. „Alles in Ordnung?“, besorgt sieht er mich an. „Klar. Was soll denn sein?“, ich hebe eine Augenbraue empor. „Na ja“, Kise macht eine galante Handbewegung. „Du wirkst eben ziemlich nachdenklich. Da dachte ich, dass dich eventuell etwas bedrücken könnte.“ „Ach was“, winke ich ab. „Erzähl mir doch von dir. Wie läuft dein Job?“ „Hmm“, er lächelt. „Recht gut würde ich behaupten. Ich konnte ein paar interessante Aufträge einfahren.“ „Freut mich“, gebe ich knapp zurück. „Da ist noch etwas ...“, Kise seufzt und sieht gen Tisch. Der Kellner kommt mitsamt unserer Getränke. Bis er wieder von dannen zieht, schweigt Kise. „Also“, setzt er erneut an. „Ich bin in einer Beziehung. Dieses Mal ist es ernster.“ Ein Teil von mir möchte gerade lauthals aufschreien. Er hatte bereits einige Beziehungen. Viele seiner Partner nutzten Kises Gutmütigkeit aus und behandelten ihn wie ein Stück Dreck. Sein letzter Freund hatte sich auf seinem Geld nahezu ausgeruht. Und jetzt soll sich da etwas geändert haben?! „Ich habe ihn bei einem Shooting kennen gelernt“, erklärt er mir. „Aha“, säusele ich und nippe an meinem Bier. „Und weiter?“ „Er ist ein Fotograf und hat mir unter anderem einen Job vermittelt, in seiner Agentur. Toll, nicht? Wahrscheinlich werde ich demnächst dafür nach Paris reisen. Du weißt, dass dies schon immer mein Traum war.“ Innerlich kämpfe ich mit mir selbst. „Ich weiß, dass ich viele Fehlgriffe in der Vergangenheit hatte“, errät er meine Gedanken. „Aber er ist anders! Zuvorkommend und stets da wenn ich ihn brauche. All das brauche ich, Daiki.“ Mein Atem stockt für einen Moment. Zum ersten Mal hat er mich nicht mit jenen Spitznamen angeredet, den er sonst für mich gebraucht. Außerdem ist Kises Tonfall weniger naiv. Es scheint ihm tatsächlich ernst zu sein. „Ich will endlich glücklich sein, ohne diese ständigen Affären und belanglosen Dates. Verstehst du?“ Unter dem Tisch, ballen sich meine Hände zu Fäusten. Ich hatte mir unser Treffen gänzlich anders vorgestellt. „Und was erwartest du von mir?“, platzt es aus mir heraus. „Du entscheidest doch sowieso alles alleine!“ Geschockt blickt er mich an. „Erst gibst du den Basketball auf, dann gehst du erneut diesen Modeljobs nach, obwohl du die Universität mit Auszeichnung bestanden hast. Hinzu kommen deine Partner, von denen ich dir so oft abgeraten hatte … du aber nie auf mich hören wolltest. Danach verschwindest du für einen ganzen Monat. Ohne dich auch nur einmal bei mir zu melden! Hast du überhaupt eine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Und nun kommst du mit dieser Nachricht, als wäre nichts gewesen. Hast du je daran gedacht, dass ich dich vermisse?“ „Aominecchi“, seine Stimme senkt sich und er verfällt in seine alte Rolle. „Es tut mir leid. Nach diesen ganzen gescheiterten Beziehungen, wollte ich eben Abstand gewinnen. Ich wusste nicht, wie ich meinen Freunden und dir begegnen sollte … . Oftmals wünsche ich mir, dass es einfach wieder wie früher wird. Ich vermisse die Zeit auf dem Basketballplatz. Allerdings ändern sich nun mal die Wege. Du bist ein erfolgreicher Spieler geworden und ich war bei weitem nicht so gut wie du. Ich musste eigene Pfade einschlagen. Selbst wenn es das Modeln ist. Ich meine, ich bin richtig erfolgreich in diesem Job. Willst du denn gar nicht das ich glücklich bin?“ „Natürlich“, ich atme auf. „Jedoch bist du seit deinem Austritt nicht mehr du selbst. Du verschließt die Augen davor. Und dass du nicht so gut bist wie ich, ist gelogen. Trau dir mehr zu! Schau dir Kuroko und Kagami an. Sie spielen beide heute noch, weil der Basketball ihre große Liebe ist. Daher wollte ich dich in unser Team holen.“ „Ich habe damit abgeschlossen“, eröffnet mir Kise kalt. „Basketball ist nichts für mich. Es ist dein Ding. Vielleicht war es keine gute Idee, her zu kommen. Ich dachte, dass du mich verstehst. Aber du machst keinen einzigen Schritt auf mich zu. Werde erwachsen. Wir können nicht ewig ein und die selbe Richtung gehen. Das musst du einsehen.“ Er erhebt sich. Reflexartig fasse ich Kise beim Arm. „Muss ich das? Du bist doch ebenfalls stur! Es geht nicht nur um den Basketball. Sondern um weitaus mehr. Diese ganzen Typen haben dich nur verarscht.“ „Tja“, genervt legt er die Stirn in Falten. „Es ist mein Leben. Du hast mich stets beschützt und bevormundet. Nie dachtest du, dass ich etwas ganz alleine schaffen kann, aus eigener Kraft. Ich bin kein Kind, sondern ein erwachsener Mann. Außerdem will ich nicht ständig in deinen Schatten stehen.“ Er löst sich aus meinen Griff, greift in seine Jackentasche und holt Geld aus seinem Portemonnaie, was er auf den Tisch legt. „Ich gehe“, nuschelt er. „Warte“, bitte ich ihn. Kise schüttelt den Kopf. „Nein“, sagt er traurig. „Es ist besser, wenn wir uns eine Zeit lang nicht mehr sehen.“ Hastig bezahle ich und eile ihm hinterher. „Halt“, rufe ich. „Meine Entscheidung ist unumgänglich“, äußert Kise. Er ruft sich ein Taxi und steigt in dieses. „Lebewohl, Daiki“, sind seine letzten Worte. Dann schließt er die Tür und der Wagen fährt davon. Das war es wohl … . Wieso verbocke ich es mir immer nur mit ihm? Eine Weile stehe ich nur da, unfähig zu begreifen, was gerade vor sich gegangen ist. „Ich bevormunde dich nicht“, flüstere ich in die Dunkelheit hinein. „Ich will nur dein Bestes … weil ich dich verdammt nochmal liebe!“ Ich kämpfe gegen meine eigenen Gefühle an. Was hätte sich geändert, wenn ich es ihm sagen würde? Für ihn bin ich nur ein Kumpel. Und werde niemals mehr als das sein. Jedoch will ich der Mensch sein, der an Kises Seite ist … ihn unterstützt, seine Hand hält, ihm Mut zu spricht, wenn er am Boden ist. „Warum?“, frage ich. „Warum kannst du keine Gefühle für mich entwickeln?“ Kapitel 2: And the stars ------------------------ Die nächsten Tage sollen ziemlich einsam werden. Kise hat sich seit jenem Abend nicht mehr bei mir gemeldet. Wenn das Training endet, gehe ich meistens noch in Sportbars. Manchmal schleppe ich einen x-beliebigen Fremden ab. Natürlich landen wir im Bett, jedoch bedeutet mir der Sex nichts … er ist gefühllos und kalt. Weil ich eben nur für Kise Liebe empfinden kann. Aber was soll ich tun? Die Nächte in meinen Appartement sind einsam, zumal mir ohne ihn, die Decke auf den Kopf fällt. Daher muss ich mich irgendwie ablenken. Ich setzte mich ans Fenster und starre in die Nacht hinaus. Erinnerungen ziehen an mir vorbei. „Mir fehlt dein Lächeln“, flüstere ich. Hört es jemals auf weh zu tun? Anderen gegenüber spiele ich immer den Harten und verberge meine wahren Gefühle. Zuhause dann … zerbricht die Fassade, die ich mir aufgebaut habe. Ich schüttele den Kopf, quäle mich auf und schnappe meinen Basketball. Meistens trainiere ich bis zur Verausgabung, wie auch heute. Ich weiß noch, wie wir damals zusammen gespielt hatten. Kise stand mir in nichts nach! Im Gegenteil. Er hätte einer der ganz Großen werden können. Wütend werfe ich den Ball in den Korb. „Idiot … :“ „Meinst du mich?“, erklingt eine Stimme hinter mir. Fast wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert. Kise! „Was machst du hier?“, brumme ich. „Ich … ähm“, verlegen druckst er. „Werde ab übermorgen für einige Zeit verreisen … . Ich habe den Job in Paris bekommen.“ „Oh, herzlichen Glückwunsch“, töne ich im sarkastischen Tonfall. „Und deshalb kommst du extra her?“ „Wieso bist du immer gleich so ausfahrend?“, kontert Kise. „Ich weiß halt, dass du um die Uhrzeit meistens trainierst. Kuroko hat mir das erzählt. Und seltsamerweise gehst du stets zu unserem alten Platz.“ „Hmm“, mache ich. „Die Sache ist die“, er seufzt. „Ich wollte unser letztes Treffen nicht so stehen lassen. Dafür bist du mir zu wichtig. Zu mindestens ein letztes Mal vor meiner Abreise wollte ich dich noch einmal sehen.“ „Tatsächlich?“, höhne ich. „Aominecchi, bitte“, er senkt den Kopf. „Ich will jetzt echt keinen Streit.“ Etwas in mir sträubt sich, jedoch siegt die Vernunft. „Na gut“, lasse ich verlauten und stoße einen tiefen Atemzug aus. „Mich würde es ebenfalls fertig machen, wenn wir im Streit auseinander gehen.“ Seine Füße setzen sich in Bewegung und er fällt mir um den Hals. „Danke“, spricht Kise beruhigt aus. „Vielleicht wirst du das mit meiner Beziehung irgendwann verstehen und ich kann euch einander vorstellen.“ „Mal schauen“, dieser Gedanke schmerzt … . Plötzlich nimmt er mir den Ball aus der Hand. „Wie wäre es mit einer letzten Runde bevor ich fahre?“ „Klar“, ich lächle. Mit einem Mal ist wieder alles wie früher. Wir kämpfen regelrecht um den Ballbesitz und die Scoures. Kise hat Ewigkeiten nicht mehr gespielt, was man allerdings kaum merkt. „Hey, Augen auf“, er lacht. Erneut punktet er. „Oder bist du etwa schon müde geworden?“ „Nein“, ich renne ihm hinterher. „Ich gebe dir nur einen Vorsprung immerhin bist du eingerostet.“ „Das werden wir ja sehen“, er weicht geschickt meinem Angriff aus. „Das nennst du eingerostet?! Sieh genau hin.“ Mit voller Kraft wirft Kise in Richtung des Korbes. Treffer! „Na warte“, drohe ich. Als er im Ballbesitz ist, schlage ich ihm diesen aus der Hand. In rasendem Tempo stürme ich vor, um zu scouren. „Gewonnen“, ich zwinkere ihm, nach diesem Treffer, zu. Wir sind beide ziemlich aus der Puste. „Willst du was trinken gehen?“ „Gern“, Kise quält sich zu einem Lächeln. „Aber nicht schon wieder in einer Bar. Lass uns zu dir gehen.“ „Öhm … wenn du magst“, antworte ich. „Das kam sehr zögerlich“, er kichert. „Bist du noch genauso unordentlich wie früher?“ „Quatsch“, grummel ich. „Ich werde es ja gleich sehen“, Kise hackt sich bei mir unter, als wäre nichts dabei. Den ganzen Weg über witzelt er über frühere Situationen und Erlebnisse. „Hier wohne ich“, unterbreche ich und öffne die Tür. Überrascht pfeift Kise. „Nett hast du es hier“, er lässt seinen Blick durch meine Wohnung schweifen. Dankbar fällt dieser auf meine schwarze Ledercouch. Erschöpft nimmt Kise dort Platz. „Willst du auch ein Bier?“ „Klingt gut“, er strahlt. Mit zwei Flaschen komme ich letztendlich zu ihm und nehme neben Kise Platz. „Auf dich“, sage ich. „Wenn dann auf uns“, korrigiert er mich und wir stoßen an. „Das tat echt gut.“ Ich blinzele verwirrt mit den Wimpern. „Das Spielen“, löst er schließlich auf. „Irgendwie ist es viel schöner, wenn kein Druck dahinter ist.“ „Der entsteht nur, wenn man sich diesen bewusst aussetzt“, erwähne ich. „Du hast gut reden“, Kise grinst. „ Bei dir kam das alles stets total locker rüber. Du bist dafür praktisch geboren.“ „Bei Kagami komme ich auch an meine Grenzen“, gebe ich zu. „Seit meiner Niederlage damals, sehe ich Basketball nicht mehr so verbissen. Man könnte meinen, er hätte mich eines besseren belehrt. Dafür bin ich ihm dankbar.“ „Ja, Kagami ist was besonderes“, sagt er anerkennend. „Vor unserem ersten Spiel, war ich recht voreingenommen, jedoch wurden meine Vorurteile schnell revidiert.“ Ich lehne mich zurück. „Ich brauchte da meine Zeit“, äußere ich reumütig. „Du warst da oftmals der Langsamere von uns beiden“, ärgert Kise mich. „Pfff“, ich verziehe das Gesicht. „Hey, das war echt nicht böse gemeint“, er pikst mir in die Seite. Eine Gänsehaut überkommt mich. Weiß Kise eigentlich, was er da tut? Er zieht seine Jacke aus, darunter trägt er ein eng anliegendes, weißes Sweatshirt. Bereits früher, mochte ich seine feingliedrige Statur und den hellen, klaren Teint, für den sich so mancher Hollywoodstar, höchstwahrscheinlich sogar unters Messer legen würde. Für mich ist Kise einfach der schönste Mensch, dem ich je begegnet bin. Ich liebe alles an ihm. Wir machen die zwei Sixer nieder, die ich zuhause hatte. Gegen halb drei beschließen wir, Nachschub im Vierundzwanzig-Stunden-Shop zu holen. Ich fühle mich irgendwie wie ein Teenager. Lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß, was keineswegs am Trinken, sondern viel mehr an ihm liegt. „Aomineeeeccchiii“, lallt er glücklich. Wir kaufen uns eine Flasche Whiskey, die wir ohnehin nicht ganz schaffen werden, aber was soll´s. Danach gehen wir zurück zu mir. „Lustig oder?“, gluckst Kise. „Hä?“, gebe ich konfus zurück. „Wie wir Kuroko immer für eine Art Geist hielten. Ich war anfangs echt geschockt, dass man ihn auf dem Feld kaum bemerkt.“ „Da hast du recht“, ich muss grinsen. „Sag mal, hast du eigentlich Musik hier?“, fragt er nach einiger Zeit. „Nein, so was ist mir fremd“, bemerke ich sarkastisch. Kise, leicht angetrunken, glaubt dies sogar, bis ich ihn aufkläre. Ich mache die Stereoanlage an. Irgendein R&B Song ertönt, wahrscheinlich von meiner letzten MP3-Liste, die ich erstellt hatte. „Den kenne ich“, Kise schnippst mit den Fingern. „Ich mag den Beat von dem Song.“ Er wippt im Takt. Selbst angetrunken, sieht Kise elegant aus. „Hey, vorsichtig“, ich schlinge sanft meine Arme um seine Taille, um ihn daran zu hindern, meine Topfpflanze, mit seinen Hüften umzuwerfen. „Ent … schuldige“, hickst er. „Kein Problem“, sage ich lächelnd. Nur Kise schafft es, mich so aus der Reserve zu locken. Er dreht sich zu mir, die Hände über meine Schultern gelegt und wir sehen einander in die Augen. Ein anderes Lied ertönt, dieses Mal ein langsameres. „Tanz mit mir“, fordert Kise mich auf. Ihm so nahe zu sein, überfordert mich ein wenig. Wir beginnen uns zur Musik zu bewegen. „Bleib ruhig“, spreche ich mir innerlich Mut zu. Ob es der Alkohol ist oder sein eigener Wille, ist mir nicht bewusst, jedenfalls reibt Kise seinen Po an mein Becken. Ich bete, dass das Lied endlich zu ende gehen möge. Am Schluss der Nummer, blickt Kise zu mir empor und mein Herz zerspringt förmlich in meiner Brust. Er schließt die Lider. Ich kann nicht anders. Wahrscheinlich werde ich mich spätestens morgen früh, dafür verfluchen. Zärtlich hebe ich seinen Kopf an und küsse ihn. „Du bist ein absoluter Volltrottel“, beleidige ich mich still selbst. „Mhmmm“, lässt Kise vermerken. „Was ist los?“ „Mir ist übel“, offenbart er mir. Ruckartig lasse ich von ihm ab. „Das Bad ist da drüben. Warte … ich helfe dir“, ich weise ihm die Richtung. Ich ertappe mich dabei, ihn zu beobachten, immerhin mache ich mir Sorgen um Kises Gesundheitszustand. Vielleicht hätte ich ihn vom Alkohol fernhalten sollen? „Ich glaub, ich muss einfach schlafen“, resümiert er, als er aus dem Bad kommt. Der letzte Tropfen Whiskey war wohl zu viel gewesen, denn er hat bereits Probleme, sein Shirt über den Kopf zu ziehen. Ich übernehme diesen Part für ihn. „Ui“, pfeift er. „W-wenn du willst, schlafe ich auf der Couch“, biete ich Kise an. „Nein ...“, er nimmt fordernd meine Hand. „Ich will … heute nicht alleine schlafen, bitte.“ „Okay, wie du magst … .“ Ich ziehe ihn in Richtung des Schlafzimmers. Worauf lasse ich mich hier nur ein? Kise will aus seiner Jeans schlüpfen, verheddert sich jedoch. Ich fange ihn auf, bevor er stolpert. Sanft führe ich ihn zur Matratze, wo er sich völlig ausgepowert nieder lässt. Nach einigem Zögern, ziehe ich ebenfalls meine Sachen aus und krieche, nur in Boxershorts bekleidet, zu ihm. Sofort schmiegt er sich an mich. „Danke“, flüstert Kise. „Wofür?“ „Das du dich so um mich kümmerst. Und das obwohl ich mich so lange nicht gemeldet habe. Entschuldige, ich war echt egoistisch.“ Bevor er einschläft, dreht sich Kise ein letztes Mal zu mir. „Soll ich dir ein Geheimnis verraten? Ich finde es glatt schade, dass ich momentan vergeben bin, denn bereits seit der Mittelschule, finde ich dich echt heiß. Gute Nacht, Daiki.“ Er küsst mich. Geschockt bleibe ich zurück. Was hat er da gerade gesagt?! Kapitel 3: in the skies ----------------------- Ich erwache mit einem ziemlichen Brummschädel. Als ich neben mich schaue, stelle ich fest, dass er nicht mehr im Bett liegt. Er wird doch nicht? Ruckartig stehe ich auf. „Falscher Alarm“, denke ich beruhigt, nachdem ich das Wohnzimmer betreten habe. Kise steht vorm Fenster und ist mitten in einem Telefongespräch. „Ja … ja bitte entschuldige. Ich komme gleich“, schnappe ich Wortfetzen auf. „Zurzeit bin ich noch bei einem Freund. Aber ich mache mich sofort auf den Weg. Ist das in Ordnung? Alles klar, bis dann.“ Er wirkt nicht sonderlich glücklich oder täusche ich mich da? „War das … dein Freund?“, will ich wissen. Kise nickt. „Danke dir, Aominecchi. Es hat gestern echt Spaß gemacht. Ich muss jetzt langsam mal los. Er wartet bereits auf mich.“ „Hmm“, ich seufze betrübt. Was hatte ich denn bitte schön erwartet? Nur weil er mich, wie er letzte Nacht zugab, heiß findet, heißt das längst nicht, dass er mit mir zusammen sein will. „Wach endlich auf, Daiki“, sage ich innerlich zu mir selbst. „Kise will nichts von dir. Wenn er Single wäre, höchstens auf sexueller Ebene und das war es dann auch schon.“ „Ich melde mich, wenn ich in Frankreich bin“, er umarmt mich. „Und so bald ich wieder da bin, wiederholen wir das, okay?“ „Na klar“, ich zwinge mich zu einem Lächeln. „Willst du gar nichts mehr frühstücken?“, biete ich ihm an. Kise schüttelt den Kopf. „Leider habe ich kaum Zeit. Ich muss einiges erledigen. Immerhin fliege ich bereits morgen“, erklärt er. Seine Hände greifen mich sanft beim Kragen und er drückt mir einen Kuss auf die Wange. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er etwas wichtiges sagen will, jedoch stoppen seine Lippen inmitten der Bewegung, er geht zur Tür und dreht sich ein letztes Mal um. „Bis bald, Aominecchi“, lauten seine Abschiedsworte. Dann tritt er aus der Tür. Und erneut bin ich alleine … . Ich versuche mich abzulenken, indem ich den Fernseher einschalte. Aber nach einiger Zeit, stört mich dieses pausenlose Geplapper. Es ist Wochenende. Also steht kein Training an … daher entscheide ich, zum Basketballplatz zu gehen. Mein Körper ist einiges gewöhnt. Selbst nach dem gestrigen Trinkgelage, kann ich jederzeit ein Spiel durchziehen. Basketball ist mein Lebensinhalt … leider mein einziger. Eine Beziehung mit Kise scheint für immer eine Wunschvorstellung meinerseits zu bleiben. Unzählige Minuten später, beschließe ich heim zu gehen. Dort angekommen koche ich etwas … Udon-Nudeln mit Thai Sauce. Diese würge ich dann, mehr oder weniger, runter. Wie ich diesen Tag herum bekommen habe? Das kann ich selbst nicht sagen … im jeden Fall war er eine Qual. So bald ich im Bett liege, kommen die Erinnerungen an letzte Nacht und an ihn. Ich bin in Versuchung Kise zu schreiben, dass er nicht fliegen solle, halte mich jedoch davon ab. Er würde denken, dass ich der letzte Vollidiot bin. Also schreibe ich Tetsu. Von allen ist er der Einzige, dem ich das mit Kise anvertraut habe. Ich schildere ihm die Situation. „Und daher konnte ich ihm nichts sagen. Schließlich ist er in einer Beziehung“, tippe ich zum Schluss. „Du glaubst tatsächlich, dass er in dieser glücklich ist?“, kommt es kurze Zeit später von meinem besten Freund zurück. „Ich kenne ihn nun ewig und kann dir sagen, dass er dies mit Sicherheit nicht ist. Sonst hätte er wohl kaum so reagiert.“ „Was genau meinst du?“, stelle ich mich doof. „Na ganz einfach“, ich sehe, wie er weiter tippt. „Wäre er zufrieden mit seiner Beziehung, hätte er dich keineswegs aufgesucht und mit dir die Nacht verbracht. Bei Kise gleicht so etwas förmlich einen unbewussten Hilferuf. Das würde er allerdings selbst nie zugeben. Da muss man ihm schon auf den Zahn fühlen. Ich glaube sogar, dass er extrem unzufrieden mit seiner jetzigen Partnerschaft ist.“ Ich lese die Zeilen erneut. „Aber was schlägst du vor? Ich kann ihn wohl schlecht zwingen, mir die Wahrheit zu sagen.“ „Du solltest einfach ehrlich sein, was deine eigenen Gefühle Kise gegenüber betrifft.“ „Bist du sicher?“, zweifel ich. „Ja, nur so findest du heraus, ob ihr beiden eine Chance habt. Wenn du weiterhin schweigst, sorgst du nur dafür, dass du stets unglücklich bist.“ „Du hast wohl recht“, gebe ich zu. Tetsu kennt mich eben doch am Besten. Ich hole tief Luft, um mich zu beruhigen. „Okay“, spreche ich laut aus. „Ich werde es dir sagen.“ Gerade im Inbegriff, Kise eine Nachricht zu schreiben, summt mein Smartphone wiederholt auf. „Daiki bist du da? Es tut mir leid, dass ich dich mitten in der Nacht störe. Du musst dringend her kommen! Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Bitte.“ Sofort springe ich empor, greife mir Kleidung aus dem Schrank, kleide mich in Windseile an und stürme auf die Straße, in Richtung von Kises Appartement. Ich renne als wäre ich völlig von Sinnen. Einige Menschen sehen mir hinterher und schütteln verständnislos den Kopf. All das ist mir egal, wenn es um ihn geht. Als ich endlich vor seinem Appartement stehe, kann ich Geschrei vernehmen. „Kise?“, rufe ich laut. „Lass mich los“, höre ich ihn brüllen. Sofort handele ich, indem ich mich gegen die Tür werfe. Ich muss es ein paar mal wiederholen, bis die Tür endlich nachgibt. Was ich dann sehe, macht mich schier rasend vor Zorn! Ein groß gewachsener Kerl, mit Dreadlocks, der mich zuerst an einen ehemaligen Spieler einer gegnerischen Mannschaft erinnert, hat Kise fest im Griff und drückt ihn gegen die Wand. „Was willst du denn hier?“, knurrt er. Ich balle die Fäuste. „Lass sofort die Hände von ihm. Sonst vergesse ich mich“, Wut schwingt in meiner Stimme mit. Der Typ mustert mich von oben bis unten. „Du?! Das ich nicht lache. Wo hat Kise dich denn aufgegabelt. Du siehst aus wie ein dreckiger Gajin*. Verzieh dich einfach … .“ Hart rammt ihn Kise mit seinem Schädel, welchen er sich nun hält und ihn somit los lässt. „Du widerliches“, bevor er ihn schlagen kann, gehe ich dazwischen und greife seine Hand. Fest drücke ich zu. „Wenn du es wagst, auch nur einmal Hand an ihn zu legen, ist mir gänzlich egal, was mit dir passiert. Ich wiederhole mich nicht!“ Unsere Augen treffen sich. Er hätte wohl nicht damit gerechnet, dass ich über solche Kraft verfüge. „Pfff“, gibt er geringschätzig von sich. „Macht was ihr wollt. Aus dir und deinen Freund wird eh nichts.“ Bevor ich zu schlage, hält Kise mich auf. „Er ist es nicht wert“, spricht er beruhigend. „Pah“, macht der Kerl und verzieht sich. Mein Herz rast immer noch vor Wut. Kise schließt seine Hände um meine Taille und drückt seinen Körper an mich. „Na, na beruhige dich“, ich fahre sanft über seinen Haarschopf. „Wer war der Kerl eigentlich?“ Er weiht mich ein, dass es sich bei diesem schmierigen Etwas wirklich um seinen so genannten Partner handelte. Dieser zwang Kise zu einigen Fotoshootings und trieb ihn fast in die Erschöpfung. Wenn er mal nicht so funktionierte, wie er es von Kise verlangte, zeigte er Gewalttendenzen. „Ohne dich wäre es eskaliert“, offenbart er mir. „Ich Dummkopf, habe mich nicht getraut, dir zu sagen, dass ich beziehungstechnisch ein totaler Versager bin. Weil ich dir in nichts nachstehen wollte.“ „In nichts nachstehen?“, ich lache auf. „Ach, Kise. Ich habe seit der Uni keine richtige Beziehung mehr geführt und meine letzte ist gnadenlos gescheitert. Meine Einsamkeit vertreibe ich mir mit unbedeutenden One-Night-Stands.“ „Trotzdem“, hält er dagegen. „Beruflich bist du überaus erfolgreich, sogar einer der besten Spieler Japans mit der Chance auf eine internationale Karriere! Wie denkst du, sieht es da in mir aus? Diese ganzen Projekte bekam ich nur durch ihn … . Ich bin es so leid, nur auf mein Äußeres reduziert zu werden. Bei ihm dachte ich anfangs, er wäre anders. Viele Fotografen nutzten die Shootings, um sich an mich heran zu schmeißen. Für die war ich nur ein Stück Fleisch, nichts weiter. Daher floh ich in diese Beziehung.“ Sein Geständnis schockt mich. Tränen treten Kise in die Augen. „Ich wollte nicht, dass du dich mit einem Versager wie mir herum schlagen musst, der dich nur runter zieht“, er schluchzt. Ich unterbreche ihn, indem ich ihn näher an mich drücke. „Du bist kein Versager, Kise“, flüstere ich. „Für mich bist du der wundervollste Mensch, den ich jemals kennenlernen durfte. Alleine du schaffst es, dass ich lächele. Jedes Mal, wenn ich an dich denke, bekomme ich Sehnsucht nach dir und will dich am liebsten sofort in die Arme schließen. Und wenn du nicht da bist, vermisse ich dich mit jeder Sekunde. Ich liebe dich. Vom ersten Augenblick an. Jedoch habe ich mich nie getraut, es dir zu sagen, aus Angst, dass du mich zurück weisen könntest.“ Seine Augen glänzen, als er zu mir empor schaut. „Daiki ...“, äußert er leise. „Wieso … hattest du solche Angst davor?“ Kises Finger fahren über mein Gesicht. „Du hättest es mir sagen sollen … insbesondere da ich dich ...“, er macht eine Pause. „Ebenfalls liebe.“ Wir vergessen, das was vorher geschehen ist und küssen uns. Es ist, wie ein kompletter „Cut“ zu meiner Vergangenheit. Jedenfalls was die Affären und die One-Night-Stands betrifft. Kise hat mich von all dem befreit. Ebenso wie ich ihn. Nach jenem Tag, kündigt er seinen Modeljob und bewirbt sich für unser Basketballteam. Er wird mit Begeisterung seitens meines Coachs genommen. Von nun an beginnt unsere Zeit als Paar, beruflich wie auch privat. Tetsu freut sich unheimlich für uns. Ich bin ihm mehr als nur dankbar. Hätte er mich nicht ins Gewissen geredet, wer weiß, was dann passiert wäre? Jedenfalls kann ich mir ein Leben ohne Kise nicht mehr vorstellen. „Sag mal“, beginnt er. Wir liegen gerade im Bett und sehen einander an. „Wann hast du bemerkt, dass du etwas für mich empfindest?“ Will er wissen. „Nachdem ich dich das erste Mal spielen sah. Es war als könntest du fliegen. Du wirktest so elegant und grazil wie ein Adler. Ich konnte meine Augen nicht von dir abwenden.“ „Oh, Daiki“, er kuschelt sich an mich. „Das ist echt romantisch. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch, Kise.“ „Nenn mich, Ryota“, flüstert er in mein Ohr. *Gaijin - abwertender Begriff für Ausländer Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)