I swear von Ayane88 ================================================================================ Kapitel 3: in the skies ----------------------- Ich erwache mit einem ziemlichen Brummschädel. Als ich neben mich schaue, stelle ich fest, dass er nicht mehr im Bett liegt. Er wird doch nicht? Ruckartig stehe ich auf. „Falscher Alarm“, denke ich beruhigt, nachdem ich das Wohnzimmer betreten habe. Kise steht vorm Fenster und ist mitten in einem Telefongespräch. „Ja … ja bitte entschuldige. Ich komme gleich“, schnappe ich Wortfetzen auf. „Zurzeit bin ich noch bei einem Freund. Aber ich mache mich sofort auf den Weg. Ist das in Ordnung? Alles klar, bis dann.“ Er wirkt nicht sonderlich glücklich oder täusche ich mich da? „War das … dein Freund?“, will ich wissen. Kise nickt. „Danke dir, Aominecchi. Es hat gestern echt Spaß gemacht. Ich muss jetzt langsam mal los. Er wartet bereits auf mich.“ „Hmm“, ich seufze betrübt. Was hatte ich denn bitte schön erwartet? Nur weil er mich, wie er letzte Nacht zugab, heiß findet, heißt das längst nicht, dass er mit mir zusammen sein will. „Wach endlich auf, Daiki“, sage ich innerlich zu mir selbst. „Kise will nichts von dir. Wenn er Single wäre, höchstens auf sexueller Ebene und das war es dann auch schon.“ „Ich melde mich, wenn ich in Frankreich bin“, er umarmt mich. „Und so bald ich wieder da bin, wiederholen wir das, okay?“ „Na klar“, ich zwinge mich zu einem Lächeln. „Willst du gar nichts mehr frühstücken?“, biete ich ihm an. Kise schüttelt den Kopf. „Leider habe ich kaum Zeit. Ich muss einiges erledigen. Immerhin fliege ich bereits morgen“, erklärt er. Seine Hände greifen mich sanft beim Kragen und er drückt mir einen Kuss auf die Wange. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er etwas wichtiges sagen will, jedoch stoppen seine Lippen inmitten der Bewegung, er geht zur Tür und dreht sich ein letztes Mal um. „Bis bald, Aominecchi“, lauten seine Abschiedsworte. Dann tritt er aus der Tür. Und erneut bin ich alleine … . Ich versuche mich abzulenken, indem ich den Fernseher einschalte. Aber nach einiger Zeit, stört mich dieses pausenlose Geplapper. Es ist Wochenende. Also steht kein Training an … daher entscheide ich, zum Basketballplatz zu gehen. Mein Körper ist einiges gewöhnt. Selbst nach dem gestrigen Trinkgelage, kann ich jederzeit ein Spiel durchziehen. Basketball ist mein Lebensinhalt … leider mein einziger. Eine Beziehung mit Kise scheint für immer eine Wunschvorstellung meinerseits zu bleiben. Unzählige Minuten später, beschließe ich heim zu gehen. Dort angekommen koche ich etwas … Udon-Nudeln mit Thai Sauce. Diese würge ich dann, mehr oder weniger, runter. Wie ich diesen Tag herum bekommen habe? Das kann ich selbst nicht sagen … im jeden Fall war er eine Qual. So bald ich im Bett liege, kommen die Erinnerungen an letzte Nacht und an ihn. Ich bin in Versuchung Kise zu schreiben, dass er nicht fliegen solle, halte mich jedoch davon ab. Er würde denken, dass ich der letzte Vollidiot bin. Also schreibe ich Tetsu. Von allen ist er der Einzige, dem ich das mit Kise anvertraut habe. Ich schildere ihm die Situation. „Und daher konnte ich ihm nichts sagen. Schließlich ist er in einer Beziehung“, tippe ich zum Schluss. „Du glaubst tatsächlich, dass er in dieser glücklich ist?“, kommt es kurze Zeit später von meinem besten Freund zurück. „Ich kenne ihn nun ewig und kann dir sagen, dass er dies mit Sicherheit nicht ist. Sonst hätte er wohl kaum so reagiert.“ „Was genau meinst du?“, stelle ich mich doof. „Na ganz einfach“, ich sehe, wie er weiter tippt. „Wäre er zufrieden mit seiner Beziehung, hätte er dich keineswegs aufgesucht und mit dir die Nacht verbracht. Bei Kise gleicht so etwas förmlich einen unbewussten Hilferuf. Das würde er allerdings selbst nie zugeben. Da muss man ihm schon auf den Zahn fühlen. Ich glaube sogar, dass er extrem unzufrieden mit seiner jetzigen Partnerschaft ist.“ Ich lese die Zeilen erneut. „Aber was schlägst du vor? Ich kann ihn wohl schlecht zwingen, mir die Wahrheit zu sagen.“ „Du solltest einfach ehrlich sein, was deine eigenen Gefühle Kise gegenüber betrifft.“ „Bist du sicher?“, zweifel ich. „Ja, nur so findest du heraus, ob ihr beiden eine Chance habt. Wenn du weiterhin schweigst, sorgst du nur dafür, dass du stets unglücklich bist.“ „Du hast wohl recht“, gebe ich zu. Tetsu kennt mich eben doch am Besten. Ich hole tief Luft, um mich zu beruhigen. „Okay“, spreche ich laut aus. „Ich werde es dir sagen.“ Gerade im Inbegriff, Kise eine Nachricht zu schreiben, summt mein Smartphone wiederholt auf. „Daiki bist du da? Es tut mir leid, dass ich dich mitten in der Nacht störe. Du musst dringend her kommen! Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Bitte.“ Sofort springe ich empor, greife mir Kleidung aus dem Schrank, kleide mich in Windseile an und stürme auf die Straße, in Richtung von Kises Appartement. Ich renne als wäre ich völlig von Sinnen. Einige Menschen sehen mir hinterher und schütteln verständnislos den Kopf. All das ist mir egal, wenn es um ihn geht. Als ich endlich vor seinem Appartement stehe, kann ich Geschrei vernehmen. „Kise?“, rufe ich laut. „Lass mich los“, höre ich ihn brüllen. Sofort handele ich, indem ich mich gegen die Tür werfe. Ich muss es ein paar mal wiederholen, bis die Tür endlich nachgibt. Was ich dann sehe, macht mich schier rasend vor Zorn! Ein groß gewachsener Kerl, mit Dreadlocks, der mich zuerst an einen ehemaligen Spieler einer gegnerischen Mannschaft erinnert, hat Kise fest im Griff und drückt ihn gegen die Wand. „Was willst du denn hier?“, knurrt er. Ich balle die Fäuste. „Lass sofort die Hände von ihm. Sonst vergesse ich mich“, Wut schwingt in meiner Stimme mit. Der Typ mustert mich von oben bis unten. „Du?! Das ich nicht lache. Wo hat Kise dich denn aufgegabelt. Du siehst aus wie ein dreckiger Gajin*. Verzieh dich einfach … .“ Hart rammt ihn Kise mit seinem Schädel, welchen er sich nun hält und ihn somit los lässt. „Du widerliches“, bevor er ihn schlagen kann, gehe ich dazwischen und greife seine Hand. Fest drücke ich zu. „Wenn du es wagst, auch nur einmal Hand an ihn zu legen, ist mir gänzlich egal, was mit dir passiert. Ich wiederhole mich nicht!“ Unsere Augen treffen sich. Er hätte wohl nicht damit gerechnet, dass ich über solche Kraft verfüge. „Pfff“, gibt er geringschätzig von sich. „Macht was ihr wollt. Aus dir und deinen Freund wird eh nichts.“ Bevor ich zu schlage, hält Kise mich auf. „Er ist es nicht wert“, spricht er beruhigend. „Pah“, macht der Kerl und verzieht sich. Mein Herz rast immer noch vor Wut. Kise schließt seine Hände um meine Taille und drückt seinen Körper an mich. „Na, na beruhige dich“, ich fahre sanft über seinen Haarschopf. „Wer war der Kerl eigentlich?“ Er weiht mich ein, dass es sich bei diesem schmierigen Etwas wirklich um seinen so genannten Partner handelte. Dieser zwang Kise zu einigen Fotoshootings und trieb ihn fast in die Erschöpfung. Wenn er mal nicht so funktionierte, wie er es von Kise verlangte, zeigte er Gewalttendenzen. „Ohne dich wäre es eskaliert“, offenbart er mir. „Ich Dummkopf, habe mich nicht getraut, dir zu sagen, dass ich beziehungstechnisch ein totaler Versager bin. Weil ich dir in nichts nachstehen wollte.“ „In nichts nachstehen?“, ich lache auf. „Ach, Kise. Ich habe seit der Uni keine richtige Beziehung mehr geführt und meine letzte ist gnadenlos gescheitert. Meine Einsamkeit vertreibe ich mir mit unbedeutenden One-Night-Stands.“ „Trotzdem“, hält er dagegen. „Beruflich bist du überaus erfolgreich, sogar einer der besten Spieler Japans mit der Chance auf eine internationale Karriere! Wie denkst du, sieht es da in mir aus? Diese ganzen Projekte bekam ich nur durch ihn … . Ich bin es so leid, nur auf mein Äußeres reduziert zu werden. Bei ihm dachte ich anfangs, er wäre anders. Viele Fotografen nutzten die Shootings, um sich an mich heran zu schmeißen. Für die war ich nur ein Stück Fleisch, nichts weiter. Daher floh ich in diese Beziehung.“ Sein Geständnis schockt mich. Tränen treten Kise in die Augen. „Ich wollte nicht, dass du dich mit einem Versager wie mir herum schlagen musst, der dich nur runter zieht“, er schluchzt. Ich unterbreche ihn, indem ich ihn näher an mich drücke. „Du bist kein Versager, Kise“, flüstere ich. „Für mich bist du der wundervollste Mensch, den ich jemals kennenlernen durfte. Alleine du schaffst es, dass ich lächele. Jedes Mal, wenn ich an dich denke, bekomme ich Sehnsucht nach dir und will dich am liebsten sofort in die Arme schließen. Und wenn du nicht da bist, vermisse ich dich mit jeder Sekunde. Ich liebe dich. Vom ersten Augenblick an. Jedoch habe ich mich nie getraut, es dir zu sagen, aus Angst, dass du mich zurück weisen könntest.“ Seine Augen glänzen, als er zu mir empor schaut. „Daiki ...“, äußert er leise. „Wieso … hattest du solche Angst davor?“ Kises Finger fahren über mein Gesicht. „Du hättest es mir sagen sollen … insbesondere da ich dich ...“, er macht eine Pause. „Ebenfalls liebe.“ Wir vergessen, das was vorher geschehen ist und küssen uns. Es ist, wie ein kompletter „Cut“ zu meiner Vergangenheit. Jedenfalls was die Affären und die One-Night-Stands betrifft. Kise hat mich von all dem befreit. Ebenso wie ich ihn. Nach jenem Tag, kündigt er seinen Modeljob und bewirbt sich für unser Basketballteam. Er wird mit Begeisterung seitens meines Coachs genommen. Von nun an beginnt unsere Zeit als Paar, beruflich wie auch privat. Tetsu freut sich unheimlich für uns. Ich bin ihm mehr als nur dankbar. Hätte er mich nicht ins Gewissen geredet, wer weiß, was dann passiert wäre? Jedenfalls kann ich mir ein Leben ohne Kise nicht mehr vorstellen. „Sag mal“, beginnt er. Wir liegen gerade im Bett und sehen einander an. „Wann hast du bemerkt, dass du etwas für mich empfindest?“ Will er wissen. „Nachdem ich dich das erste Mal spielen sah. Es war als könntest du fliegen. Du wirktest so elegant und grazil wie ein Adler. Ich konnte meine Augen nicht von dir abwenden.“ „Oh, Daiki“, er kuschelt sich an mich. „Das ist echt romantisch. Ich liebe dich.“ „Ich dich auch, Kise.“ „Nenn mich, Ryota“, flüstert er in mein Ohr. *Gaijin - abwertender Begriff für Ausländer Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)