New life beginning von Pichiko ((vorläufiger Arbeitstitel)) ================================================================================ Kapitel 3: Auf der Flucht ------------------------- Angestrengt blickte das blonde Mädchen auf ihre Hand, während sich darüber aus dem Nichts langsam Feuer bildete. Nur wenige Sekunden später war aus den Flammen ein kleiner Feuerball entstanden, der aber sofort wieder verschwand, als das Kind erschöpft die Augen schließen musste. „Gut so, diesmal hast du es geschafft, es richtig hervorzurufen. Als Nächstes trainieren wir, wie du es länger halten kannst. Doch für heute ist genug, wir sollten langsam nach Hause gehen.“ Alice schaute darauf lächelnd zu ihrer erwachsenen Begleitung und freute sich sehr. „Papa, meinst du, ich werde später so gut wie du sein?“ „Aber sicher doch, meine Kleine.“ Mit einem Lächeln legte Andrew seine Hand auf den Kopf von Alice und wuschelte leicht ihr Haar. „Aber nun komm, bevor es Nacht wird und wir den Weg nicht mehr sehen können.“ Es waren bereits zwei Jahre vergangen, seit das Mädchen damals von einem Cyborg gefunden wurde und dieser beschloss, sie bei sich aufzunehmen. Inzwischen war es unschwer zuhören gewesen, dass Alice Andrew nun als ihren Vater ansah. Für ihn war es zwar anfangs ungewohnt gewesen, als Vater bezeichnet zu werden, doch hatte auch er die Kleine in sein Herz geschlossen und brachte ihr die Magie bei. An sich hätte er dies jeden Menschen lehren können, doch war es ihm lieber gewesen, dieses Wissen nicht an ein x-beliebiges Individuum weiterzugeben. So hatte er auch das Kind gebeten, niemanden zu verraten, dass er ein Magier war und ebenso verboten, ihre Magie irgendjemand zu zeigen. Zwar konnte Alice noch nicht verstehen, wieso es so wichtig war, all das geheim zu halten, doch ihr Wort hatte sie bisher gehalten. Damit das Mädchen aber nicht nur Magie beherrschte, sondern auch andere essenzielle Sachen, wie Lesen, Schreiben, Rechnen und die Welt da draußen verstehen sollte, schickte der Cyborg sie in die nächstgelegene Schule. Diese befand sich in einem naheliegenden Dorf, welche idealerweise gut und schnell erreichbar war. Es war eine friedvolle und ruhige Zeit für beide gewesen. Eine Zeit, in der Alice nach dem schweren Schlag der Vergangenheit wieder aufblühte, als auch den vereinsamten Magier dazu brachte, sich wieder mehr in die Dorfgemeinschaft einzugliedern. Doch dies war nicht so einfach gewesen. Um nicht mit seinem halb entstellten Gesicht die Dorfbewohner und deren Kinder zu erschrecken, musste er Magie an seinem eigenen Gesicht anwenden. Eine Illusion, die kein einfacher Mensch durchschauen konnte. Ein täglicher Aufwand, mit dem er leider leben musste, wenn er für seine Tochter ein guter Vater sein wollte. Die kleine Blondine wusste zwar, wieso er zu dieser Maßnahme griff, dennoch wünschte sie sich immer, dass es etwas gab, was sein Gesicht wieder regenerieren könnte. Etwas, was es wieder gänzlich menschlich aussehen lässt, ohne dass ihr neuer Vater Magietricks anwenden musste. Doch es würde wohl noch weitere Jahre dauern, bis dies geschah. Etwas müde blickte Alice zum Himmel, während sie auf der Wiese lag. Die junge Frau wusste nicht, wie lange sie schon über die Vergangenheit mit ihrem Adoptivvater nachgedacht hatte, doch tat ihr die kleine Pause gut. Sie war nun schon so lange auf der Flucht gewesen. Doch wusste die inzwischen junge Dame nicht so recht, welches Ereignis es war, das sie zu diesem Stand brachte. Wieso sie verjagt wurde oder warum die Person mit so viel Rachegelüsten und Hass in ihren Augen blickten. Egal wie oft sie nach einer Antwort dafür suchte, so fand Alice einfach nichts, wofür sie schuld gewesen wäre, eben so wenig, wie sie darauf reagieren sollte. Das Einzige, was ihr blieb, war zu fliehen und zu trainieren. Doch ohne Geld, geschweige denn Arbeit, war es schwierig für sie gewesen irgendwo unterzutauchen, mit dem Ziel, in einer Gesellschaft zu leben und dennoch nicht auffällig zu sein. Ihr Aussehen ließ es leider nicht zu, als das sie von den Leuten in ihrem Alter als „Pennerin“ bezeichnet wurde. Obdachlose war zwar die richtige Bezeichnung dafür gewesen, doch egal wie man sie bezeichnete, beides zeigte immer auf, dass sie in der Gesellschaft nicht anerkannt wurde. Sie bemühte sich, soweit es ging, ordentlich auszusehen, doch mit den wenigen Sachen die sie bei sich trug und dem Verbot keine Magie anzuwenden, wenn Menschen sie sehen könnten, hatte es bisher nicht viel gebracht. Alice konnte nur hoffen, man stellte sie vorerst für irgendetwas ein, was keiner machen wollte, aber getan werden musste. Oder etwas, was auch jemand ohne Ausbildung tätigen konnte. Nun war es wieder an der Zeit gewesen weiterzugehen, weswegen sie langsam aufstand. Dabei jedoch hörte sie von fern ein Motorgeräusch über ihr. Am Himmel flog ein Propellerflugzeug, welches hinter sich eine Fahne mit einem Werbespruch herzog. „Wer macht denn mit so etwas noch Werbung?“, dachte die Blondine sich, die inzwischen wusste, wie die Außenwelt, die sie damals als 6-Jährige nicht kannte, funktionierte. Sie sah dem Flugzeug mit der Nachricht hinterher. „Einsam und allein? Kommen Sie zu uns, wir werden Sie mit Musik und Spaß unterhalten! ~ Fun Factory“ „Fun Factory, hm? Klingt für mich eher nach was anderem, als an Spaß mit Musik“. Ein wenig den Kopf schüttelnd setzte die junge Frau ihren Weg fort zur nächsten Ortschaft, die sie entlang der Straße finden würde. „Alice, drei Martinis zu Tisch 3 und ein Batida Brasil sowie ein Casual Friday an Tisch 16!“ „Okay, ich bin unterwegs, Alex!“, rief die Angesprochene durch die stickig-modrige Luft an der Bar zurück und eilte mit ihrem Tablett sowie den gesagten Getränken zu den Tischen. Es war wieder einer der vollen Tage, seit Alice in der Bar „Chill-Lounge & Relax“ arbeitete und somit ein wenig Geld verdiente. Es war zwar zeitweise stressig gewesen und einige Gäste waren nicht die angenehmsten mit ihren billigen Anbaggerungsversuchen, doch es war immerhin etwas gewesen, um sich Geld ein wenig anzusparen, bevor sie weiter ziehen musste. Viel sprach sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen nicht, sah es wegen ihrer Flucht für ungünstig an, Freundschaften oder gute Verhältnisse aufzubauen. Die Bestellungen an den Platz geliefert und die Rechnungszahlung an weiteren Tischen abgeholt, kehrte die Aushilfskellnerin zurück zur Theke, um den dort sitzenden Gast zu bedienen. „Einen Bloody Mary, bitte“, raunte es von dem Mann, der etwas gekrümmt an der Thekenecke saß und durch seine Kapuze so wirkte, als wäre dieser mit den Gedanken woanders. Alice musste kurz bei der Stimme schlucken, ihr war fast so, als kannte sie diese. Nachdem die junge Frau den besagten Cocktail mit „Einen Bloody Mary, wie gewünscht, Sir“ hinstellte, hielt sie kurz inne. Nervös betrachtete sie den Mann etwas genauer, der wohl ihre Anwesenheit noch nicht gänzlich bemerkt hatte. Blonde Strähnen ragten aus der Kapuze hervor und eine magische Aura konnte die 23-Jährige von ihm ausgehend spüren. Wenn sie recht behielt, war es diejenige Person, von der sie fliehen musste. Doch vielleicht hatte sie diesmal das Glück auf ihrer Seite und würde endlich erfahren können, wieso so viel Hass und Wut in den Augen dieses Mannes widerspiegelten, wenn er sie oder andere Menschen ansah. Doch der Blick, den sie an den blonden Mann heftete, wurde bemerkt und ein weiteres Raunen kam über seine Kehle: „Starren Sie mich nicht so an, sondern kümmern Sie sich um die anderen Gäste!“ „Alice, er hat recht. Du solltest weiter machen, bevor es der Chef merkt“, flüsterte eine von ihren Kolleginnen.“Ist gut“, kam es als Antwort zurück, mit welcher sie auch wieder ihrer Arbeit nachging. Doch auch Stunden später saß der Fremde noch an der Theke und bestellte immer wieder ein weiteren alkoholischen Cocktail. „Sir, sie sollten wirklich langsam gehen, wir schließen bald!“. Es war schon das dritte Mal gewesen, das ihre Kollegin versuchte den Mann endlich aus der Bar zu bewegen. Doch dieser schien bereits niemanden mehr wahr zunehmen. Ob es an dem Rausch lag oder ob der Fremde einfach gedanklich woanders war konnte keiner ausmachen. „Lass mich es mal versuchen, Sarah.“ Alice trat erneut zu diesen Mann, der ihr eigentlich so viele Sorgen und Fragen bereitete. Sie musste wissen, ob dieser Mann wirklich ER war. Der Mann, der ihr Leben in so vielerlei Hinsicht geändert hatte. „Sie sind ein Magier, nicht wahr?“, flüsterte die Blondine dem Kapuzenmann zu, als sie wieder gegenüber ihn stand. Etwas aufschreckend blickte dieser sofort die junge Frau vor ihr etwas genauer an. Soweit, dass Alice sein Gesicht erkennen konnte. Und es war das Gesicht was sie nicht vergessen konnte. Es war wirklich ER gewesen. Wenn gleich sein Gesichtsausdruck eher einer kalten, gefühllosen Mine glich. „Woher….? Natürlich… Sie müssen auch eine sein...“ kam es in einer unkontrollierten Schwankung der Lautstärke des Mannes, dass selbst die Kollegen von Alice mehr oder minder es ebenso mitbekamen. „Sir, wir bitten sie nun zum vierten Mal, die Bar zu verlassen, da wir nun schließen. Die Sonne wird auch bald wieder aufgehen. Wir bringen sie jetzt nach draußen.“ Höflich,wie es nun mal gang und gebe in dieser Bar war, versuchte die heimliche Magierin den blonden Mann führend aus der bar hinauszuführen. Doch so wie dieser schwankte, musste ihr Kollege Alex letztendlich ihn nach Hause tragen. Nur kurz konnte sie sie noch die rechte Hand des Mannes berühren um ihre letzten Zweifel beiseite zu lassen. Und ihre Entscheidung stand fest: Sie musste schon bald wie möglichst wieder weiterreisen. „Gute Arbeit, wie immer, Frau Blackhood. Hier Ihr Geld für diesen Monat.“ Ein etwas älterer und mit Falten gekennzeichneter Mann reichte ein Bündel Geldscheine der Blondine, die vor ihm stand. „Vielen Dank, Herr Braun. Allerdings werde ich mich leider damit auch verabschieden müssen.“ Reumütig blickte Alice ihren Chef an, wissend, dass sie bisher kein genaues Datum sagen konnte, wann sie wieder gehen musste. „Es ist also soweit? Dann grüßen Sie Ihren Bruder von mir und richten ihn meine herzlichsten Glückwünsche aus, dass er Vater geworden ist.“ Freundlich lächelte Herr Braun die 23-Jährige an. „Werde ich machen. Vielleicht schaffe ich es, danach wieder bei Ihnen zu arbeiten.“ Natürlich hatte die Blondine gelogen, was ihr Grund war, wieso sie nur bis zu einer gewissen Zeit arbeiten konnte. Eine Lüge, die sie aufrecht halten musste. Eine Lüge, die sie immer wieder erzählen würde. Immer noch war ihr nicht gut zumute, wenn sie sich an das Bild am Vorabend zurückerinnerte. Wie dieser Mann jeden Tag herkam und immer mehr dazu neigte, mehr zu trinken als den Tage davor. Und heute war es der letzte Abend, wo sie noch mal versuchen würde, mit diesem zu reden. Reden, um vielleicht Antworten auf ihre Fragen zu bekommen und Vielleicht war er kooperativer gewesen,wenn er noch stockbetrunkener war als am ersten Abend. Es wunderte sie dennoch schon, wie viel Alkohol ER vertragen konnte. Oder lag es daran,dass er kein normaler Mensch mehr war? Ihren beschlossene Tat umzusetzend wollend wartete Alice an diesem letzten Abend, bis der Kapuzenmann genug vom Betrinken hatte und die Bar diesmal wieder verließ als bei ersten Mal. Sanft berührte sie die Schulter des blonden Mannes, der ihr in der Vergangenheit so viel Wärme und Familienliebe gespendet hatte und doch inzwischen in seien Augen was anderes spiegelte. „Warum kommen Sie jeden Tag hier her?“ Es war vielleicht nicht der beste Anfang für ein Gespräch, doch irgendwie musste sie schließlich ihr geschätztes Familienmitglied ansprechen. „Um den Verlust einer geliebten Person und einer mit Hass weggeschickten Tochter herunterzuspülen. Aber ein Jungspund wie Sie, kennen sicherlich solche Probleme nicht.“ Ein wenig verwundert über die Antwort nickte sie nur zustimmend. „Vielleicht mag ich diese Probleme nicht kennen, doch wieso schicken Sie ein Kind aus Hass weg, wenn Sie es doch bereuen?“ „Was geschehen ist, kann man nicht rückgängig machen...“ Der Blick ihres Adoptivvaters wirkte betrübt und es schien, als suchten seine Augen etwas Verlorengegangenes, etwas was aus seiner Hand entglitten war. Alice brach es einmal wieder das Herz, ihren Vater Andrew erneut in dieser Stimmung zu sehen. Auch in der Vergangenheit hatte sie solche Momente beobachtet. „Glaubst du wirklich, ich könnte dir nicht verzeihen?“, flüsterte sie mehr zu sich, anstatt den Älteren vor sich direkt zu fragen. Und doch, obwohl es nur ein Flüstern war, schaute der grau-blonde Mann nun ebenfalls die junge Frau genauer an. Wo erst Reue und Trauer in seinem Gesicht stand, veränderte es sich plötzlich zu Hass und Zorn. Eine Hand vom ihm ergriff den Hals seiner Adoptivtochter und drückte allmählich zu. „Vater, bitte... komm... zu... d...r!“ Nach Luft schnappend verstand die Blonde langsam, was mit dem Mann, der versuchte sie zu erwürgen, wirklich los war. Doch egal was sie auch zu sagen versuchte, Worte erreichten ihn nicht mehr. Die Besessenheit im Form von Hass und Zorn hatte ihn taub gegen über sie gemacht. „Verz...ih... m...r!“, rief sie noch, bevor aus dem Nichts plötzlich ein statisches Feld um seinen Körper herum entstand, der wie ein elektrischer Schock nun seinen Körper durchflutete. Losgelassen von diesem elektrisierenden Schlag, verschwand die 23-Jährige um die nächste Ecke und löste sich wie in Luft auf. Es bliebt allein nur ein gelähmter Mann mit Kapuze zurück, der mit leeren Augen in die Ferne blickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)