Life is full of twists and turns von Suzame ================================================================================ Kapitel 6: you and tequila -------------------------- you and tequila „Und wenn?“ Ein wenig pampig stieß Aiko die Gegenfrage hervor, doch Gaara blieb seelenruhig. „Gut für dich.“ „Gut für dich?“ War das sein Ernst? Natürlich war es das! Und es machte sie stocksauer! Und das war ein sehr, sehr schlechtes Omen. Es konnte einfach nichts gutes daraus erwachsen, wenn man mit seinem Exfreund in einem Club stand und einem klar wurde, dass man bis dato nicht einmal im Traum daran gedachte hatte die männlichen Gäste ein wenig abzuchecken. Doch dafür war noch genug Zeit. Von jetzt an! Vielleicht sollte sie ihr Glück endlich mal wieder versuchen. Hier musste doch der eine oder andere gutaussehende Typ sein. Irgendwo. Also ließ Aiko ihren Blick schweifen und war bereit die Shots zu ignorieren, die Gaara ihr plötzlich unter die Nase hielt, doch sein Blick war die pure Herausforderung. Der Tequila brannte sich seinen Weg in ihren Bauch und Aiko bemerkte, dass Gaara sie gar nicht mehr so sehr störte, wie zuvor. Eigentlich hatte er sich bisher wirklich nur von seiner besten Seite gezeigt. Und, hey, es waren sechs Jahre vergangen. Sie waren beide älter, reifer – es gab nichts zu befürchten. „Der Typ mit dem blauen Hemd checkt dich übrigens schon seit geraumer Zeit ab, Ai-chan. Interesse?“, fragte Gaara an Aikos Ohr. Erschrocken trat Aiko einen Schritt zurück, als sein warmer Atem ihre Ohrmuschel streifte und ihr Herz zu rasen begann. Von dem eindeutigen Ziehen ihrer Mädchenteile ganz abgesehen! Verstört sah sie Gaara an, der sich keinen Zentimeter wieder zurückbewegte. „W-was?“ Gaara öffnete den Mund, doch dann sagte er doch nichts und schüttelte den Kopf. „Vergiss es.“ Aiko wollte schon nachhaken, als eine attraktive Frau an Gaara herantrat und ihm nach einem ziemlich breiten Lächeln einen Kuss auf die Wange drückte. „Hallo, Gaara!“ „Hallo, Matsuri.“ Gaaras Miene blieb neutral, als er der Brünetten kurz zunickte, doch er ließ es zu, dass sie ihre Hand in einer sehr vertrauten Geste auf seinem Arm ruhen ließ. Interessiert beobachtete Aiko den Austausch und versuchte das merkwürdige nagende Gefühl in ihrem Inneren zu ignorieren. Sie war sicher jetzt unerwünscht, also leerte sie ihr Bier mit einem letzten Schluck und wollte sich mit einem unverfänglichen Winken davonmachen, als Kankuro wieder auftauchte. Lauthals bemerkte er: „Was ist denn hier los? Treffen der Ex-Freundinnen, Brüderchen?“ Nun doch sichtlich irritiert, sagte Gaara: „Es scheint so.“ „Ex-Freundinnen?“, wollte Matsuri direkt wissen und warf Aiko dabei einen musternden Blick zu. Aiko lächelte - auch wenn es wahrscheinlich eher einer Grimasse glich – darauf bedacht diesen Moment möglichst schnell zu beenden. Doch Kankuro hatte andere Pläne. Er legte Aiko den Arm, um die Schultern und schob sie direkt neben Matsuri in ihren kleinen Kreis zurück, bevor er sie vorstellte. „Aiko, dass ist Matsuri. Sie war quasi deine Nachfolgerin.“ Aiko zog eine Augenbraue hoch und bedachte Kankuro mit einem mürrischen Blick, bevor sie ein Lächeln aufsetzte, Matsuri die Hand entgegenhielt und höflich sagte: „Hi, nett dich kennenzulernen.“ „Aiko?“ Matsuri ergriff ihre Hand mit einem kräftigen Druck, bevor sie mit einem sehr eindringlichen Blick Aiko noch einmal in Augenschein nahm. Lachend fuhr sie schließlich fort: „Die unvergleichliche Aiko?“ Unfähig eine Antwort darauf zu finden, sah Aiko von Gaara zu Kankuro und wieder zurück. Doch aus diesem Sektor schien keinerlei Hilfe zu erhoffen zu sein. Kankuro sah beinahe so überrascht aus, wie sie selber und Gaara hatte seine stoische „Sprecht-mich-ja-nicht-an“-Miene aufgesetzt. Matsuri schien deutlich amüsiert und verabschiedete sich. Mit einem Winken verschwand sie in der Menge und auch Kankuro war Sekunden später verschwunden, als seine blonde Eroberung von der Toilette zurückkehrte. Zuvor beorderte er Aiko jedoch noch nicht wieder zu versuchen ohne ein Wort abzuhauen. Er setze sie auf einen Barhocker und versprach in einer Viertelstunde zurückzukommen, um sie nach Hause zu bringen, falls sie dann noch gehen wollte. Doch Aiko war nicht gewillt seiner Anordnung Folge zu leisten. Immerhin war sie erwachsen und brauchte keinen Babysitter! Außerdem brauchte sie Zeit nachzudenken. Also sprang sie wieder vom Barstuhl herunter und wäre fast mit dem Boden kollidiert, hätte Gaara sie nicht beherzt festgehalten. Ihre Tollpatschigkeit in Kombination mit Tequila schien sich nun deutlich bemerkbar zu machen. Irritiert schloss Aiko die Augen und zählte bis drei, bevor sie wieder aufsah. Das war vermutlich ein Fehler. Gaara sah sie zu besorgt – und viel zu wissend - an. Selbst nach all den Jahren schien es, als ob er noch immer genau wüsste, wer sie war, wie sie war und was sie ausmachte, dachte und fühlte. Kurz blieb ihr der Atem weg, doch dann befreite sie sich aus seinen Armen. Dennoch konnte sie das Tingeln auf ihrer Haut, wo er sie berührt hatte, nicht als Nichts abtun. „Ich muss hier raus“, bemerkte sie laut und schon bahnte sie sich ihren Weg zur Garderobe. Kaum stand sie dort, als Gaara hinter ihr auftauchte und über ihren Kopf hinweg ihren Mantel entgegennahm. Schweigend ließ Aiko sich hinein helfen und marschierte dann zum Ausgang, wo ihr die eisklirrende Nachtluft entgegenschlug. Deutlich bemerkte sie nun den Alkohol, den sie intus hatte und hielt inne. Kurz schien sie zu schwanken, doch dann war es wieder ruhig, um sie herum. Deutlich kreiste Matsuri Frage in ihrem Kopf herum – „Aiko? Die unvergleichliche Aiko?“, aber auch ihre eindeutige körperliche Reaktion auf Gaara. Sie war versucht ihn zumindest auf eines davon anzusprechen, doch hielt sich im letzten Moment zurück. Ihre vielen Fragen hatten ihn immer genervt und eigentlich wollte sie doch auch gar nicht mit ihm sprechen. „Man sieht genau, dass du dich zügelst um mich nicht zu fragen, was sie meinte. Also frag schon!“, sagte Gaara, als er neben sie trat. Er ließ sein Handy in seine Tasche gleiten und winkte ein Taxi heran. Als es vor ihnen hielt öffnete er die Tür und ließ Aiko einsteigen, doch diese schwieg beharrlich. Umso überraschter war sie, als er die Frage beantwortete ohne, dass sie sie gestellt hatte. „Könnte sein, dass ich dich mal erwähnt habe“, murmelte Gaara, während er aus dem Fenster starrte. „Matsuri war die erste Frau nach unserer Trennung.“ „Wie viele gab es denn noch?“, platze Aiko, mit der ihrem Charakter entsprechenden Neugierde, heraus. Gaara lachte leise. Sofort sah sie ihm an, dass er sie zu gerne mit ihrer verflixten Neugierde und den Fragen aufziehen wollte, doch dann stellte er überraschenderweise eine Gegenfrage: „Ernste oder One-Night-Stands?“ „In die alten Muster verfallen, wie?“ Aiko gab den Versuch auf so zu tun, als ob sie ihn ignorieren konnte. Das hatte sie nie gekonnt, egal, wie wütend sie gewesen war oder wie viel Mühe sie sich gegeben hatte. Dennoch wollte sie eigentlich diesmal die Antwort auf diese Frage nicht einmal wissen, als winkte sie ab. „Ist ja aber auch unwichtig.“ Nach einem kurzen Schweigen sagte Gaara: „Und bei dir?“ „Und bei mir? Ob ich in meine alten Muster verfallen bin?“, wollte Aiko wissen, doch Gaara schüttelte den Kopf. „Nein, wie viele waren es bei dir.“ „Oh.“ Überrascht sah Aiko ihn an und schauderte unwillkürlich unter seinem intensiven Blick. „Hm, einer. Und ein ziemlich schamloser Flirt an Silvester, als ich zu viel getrunken hatte. Zum Glück ist es bei einer Knutscherei geblieben, denn später hab ich erfahren, dass er schon verheiratet war! Ich dachte ich werd' nicht mehr! Danach war Feierabend und ich habe Männer abgeschrieben, aber ich fange an zu brabbeln und das interessiert dich doch alles gar nicht.“ Gaara sah sie eine Moment wortlos an, dann lächelte er. „Ich hab das vermisst – dein Brabbeln, wenn du nervös bist. Und deine ständigen Fragen, um sicherzugehen, ob du alles richtig erfasst hast auch.“ „Du hast sie gehasst!“, brachte Aiko empört hervor, doch Gaara lächelte und zuckte die Schultern. „Dann wusste ich wohl nicht, was ich daran hatte.“ Mit offenem Mund sah Aiko zu Gaara, doch der brach nicht plötzlich in Gelächter aus, sondern sah sie ernst an. „Aiko, ich habe dich vermisst.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)