Distopia von EminaVurden ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Kapitel 2 23. Mai 1896, Oredom Leise prasseln die Tropfen an die Scheiben der Kutsche, ein einzelner Tropfen bahnt sich gerade den Weg nach unten und wird dabei von Amber betrachtet, die feststellen muss, dass sie müde ist. Vor zwei Wochen hat sie eine Einladung von einem gewissen Herrn Eisenhart bekommen, in der stand, sie solle sich am 23. Mai in Iridiathorium-Viertel an der Hauptstrasse 201 einfinden. Sie wusste weder, wer den Brief geschrieben hat, noch warum? Das Einzige, was sie mit Sicherheit sagen kann ist, dass dies der erste Brief seit dem katastrophalen Ballabend ist, und sie schon nur deswegen froh sein kann. Nachdem sich der Tropfen erfolgreich einen Weg nach unten gebahnt hat, nimmt Amber nochmals den Brief, den sie fein säuberlich zusammengefaltet und in ihrer Handtasche aufbewahrt hat, und liest den Text ein weiteres Mal durch. Sie muss ihn schon mehr als hundertmal gelesen haben, doch die schöne Schrift und die gewandte Schreibweisse dieses Herren liess ihr Herz jedes Mal höher schlagen. Sehr geehrte Miss von Cintra Sie werden sich vielleicht nicht mehr an Mich erinnern, doch Ich erinnere mich sehr wohl an Sie. Ihren Heldenmut, den Sie an diesem Abend vor der versammelten Adelsgemeinde präsentiert haben, hat Mich zutiefst beeindruckt. Sie müssen zugeben, dass jenes Verhalten heutzutage eher selten in diesen Kreisen geworden ist. Sie sind nicht eine der Frauen, die zusieht wie ein Kind geschlagen wird, und Sie sind sicher kein Mensch, der sich so leicht unterkriegen lässt. Weswegen ich zu meiner Bitte komme. Würden Sie sich mit Mir am 23. Mai in meinem Haus zu einer Tasse Tee treffen und Mich anhören wenn Ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten möchte? Ich würde Mich sehr auf Ihren Besuch freuen. Mit Freundlichen Grüssen S.Eisenhart Darunter steht dann nur noch die Adresse des werten Herrn Eisenhart. Lange Zeit hat Amber überlegt, ob sie es wirklich tun sollte. Sich mit einem fremden Herren in seinem Haus zu treffen ist wirklich eine gewagte Situation. Jedoch, warum sollte er sie sonst einladen, wenn nicht für eine Bitte. Sie noch mehr vor den Adligen bloss zu stellen wäre reinste Zeitverschwendung, da sie ja ohnehin schon das Stadtgespräch ist und wahrscheinlich für immer sein wird. Sie hofft einfach nur, dass die Firma ihres Vaters nicht darunter zu leiden hat, obwohl es schwierig sein würde eine neue Schmiede zu finden, die solch feine Gerätschaften herstellen kann. Nach einer Weile des Grübelns erreicht die Kutsche einen alten, leicht überwucherten Platz, das Haus war zwischen den vielen Ulmen und Buchen kaum auszumachen, doch da stand es, ein altes Gemäuer, das aussah, als wäre es vor hundert Jahren erbaut worden. Der Putz an der Fassade fängt schon an zu bröckeln, das Dach zeigt einige kleine Schäden auf und die Fensterläden sehen brüchig aus, einige von ihnen hängen bei gewissen Fenstern sogar schief. Im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass das Haus gespenstisch aussieht, und Amber will sofort dem Kutscher sagen, er solle wieder umkehren, doch da klopft es schon an der Kutschentür. Amber zuckt kurz zusammen, fasst sich jedoch schnell wieder und öffnet die Tür. Draussen steht nicht wie befürchtet ein unheimlicher Butler, der in so jedem Geisterhaus lebt und den Gästen einen Vorgeschmack auf das Bevorstehende gibt, nein, draussen wartet eine junge Dame mit lockigen, braunen Haaren und pausbackigem Gesicht. „Mein Herr erwartet Sie, bitte folgen Sie mir, Fräulein.“ Anscheinend ist sie eine Bedienstete des Hausherrn und wurde damit beauftragt, Amber abzuholen. Nur dumm, dass sie eigentlich keine Lust mehr hat, den Herren kennen zu lernen, aber jetzt wegzulaufen wäre höchst unanständig und noch ein Fehltritt konnte sie sich beim besten Willen nicht mehr leisten. Also bemüht sie sich, ihre aufsteigende Angst auf das Bevorstehende unter Kontrolle zu halten, sonst hätte sie dem Kutscher sofort den Befehl eines Rückzuges erteilt. Doch sie fasst sich ein Herz und steigt mit der Hilfe der Dienstmagd aus und folgt ihr den Weg hoch zur Tür. Die Kieselsteine drücken ihr dabei in die Schuhsohlen und sie unterdrückt den Wunsch zu meckern, warum der Weg nicht gepflastert sei sondern lediglich mit Kieselsteinen bedeckt ist. Zudem unterdrückt sie den Wunsch, nicht laut zu beten, um eine einigermassen instandgesetzte Behausung vorzufinden, wenn die Magd die Tür öffnet. Was sie nach Aufmachen der Tür erblickt, raubt ihr den Atem. Drinnen sieht es auf jeden Fall besser aus als von aussen. Die Wände sind mit einer schönen ockerfarbenen Tapete verziert und die dunklen Möbel sagen ihr, dass der Hausherr viel Geschmack besitzt. Doch dies ist es nicht, was ihr die Sprache verschlägt, sondern die vielen Uhren, die von der Decke und den Wänden herunterbaumeln und die vielen Maschinen, die in den Ecken standen und wohl eher als Staubfänger dienen als sonst für irgendwas. Amber ist ganz verzaubert, dass sie nicht einmal mitbekommt, wie die Pausbackige mit ihr spricht und anscheinend auf eine Antwort zu warten scheint. „Verzeiht was sagten Sie?“, stottert sie verwirrt, als ihr der eindringliche Blick der Dienstmagd auffällt. „Ich habe lediglich gesagt, dass mein Herr diesen Raum als Abstellkammer braucht und ob Sie uns für diese Unordnung verzeihen?“ „Natürlich, wenn Euch Euer Herr nicht zum Aufräumen auffordert, darf ich mich nicht dazu ermässigen, es von Ihnen zu verlangen. Am Ende muss es doch für ihn stimmen.“ Die Pausbackige nickt einmal zustimmend ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Die geht wohl zum Lachen in den Keller, denkt sich Amber und dreht sich von ihr weg, um den Raum noch ein letztes Mal zu begutachten. Sie mag den Anblick, auch wenn es unordentlich und verstaubt ist, so könnte sie Stunden damit verbringen, jedes einzelne Stück zu begutachten und seine Schönheit zu bewundern. Doch wie so immer soll man aufhören, wenn es am schönsten ist, und schliesslich gehören ihr die Sachen nicht, und eine Bitte wie: Ich möchte jedes einzelne Stück gerne betrachten, würde dem Hausherrn sicher Unbehagen bereiten. Also wendet sie sich wieder zu der Pausbackigen und gibt ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie fertig damit ist, den Raum zu betrachten und gerne weitergehen möchte. Die Dienstmagd versteht und zeigt ihr den Weg in den ersten Stock, wobei Amber bemerkt, dass bei der Treppe und bei den Zimmern, an denen sie vorbeigehen und die Türen nur angelehnt sind, weitere dieser Maschinen und Uhren untergebracht sind. Wenn sie nur könnte, würde sie sofort in eins der Zimmer hechten und sich einsperren um alles erkunden, was dort so in einer Ecke verstaubt. Dieses Haus muss also einem Wissenschaftler oder einem Tüftler gehören, immerhin kann man doch nicht einfach nur eine Sammelleidenschaft hegen, dass einem das Haus so überquillt. Vor einer massiven alten Holztür bleibt die Frau stehen und klopft dreimal dran, wartet geduldig auf eine Antwort, doch es kommt keine. Wütend und irgendwie für Amber nicht nachvollziehbar tritt die Dienstmagd gegen die Tür und geht grummelnd und fluchend wieder zur Treppe und lässt Amber einfach stehen. Soll sie ihr jetzt nachgehen oder warten? Sie entscheidet sich nach einigen Sekunden – und dem auffälligem Krach im Erdgeschoss – dass es wohl doch besser sei zu warten und die Nerven der guten Frau nicht noch mehr zu kitzeln. Denn würde sie ihr jetzt nacheifern, würde sie sich nur verlaufen, oder sich in eines der Zimmer hinein verirren, und dann müsste die gute Frau sie suchen und wahrscheinlich würde ihr das nicht gefallen. Zumindest hat sie nun Gelegenheit die Tür genauer zu betrachten, da sie schon von weitem sehr schön aussieht, doch von Nahem kann man jetzt kleine Details ausmachen, die zuvor einem gar nicht aufgefallen sind. Die Tür ist alt, so viel kann sie schon feststellen, doch um zu wissen aus welcher Zeit sie stammt, bräuchte Amber schon ein Buch, dessen Seiten mit dem Wissen der alten Kunst gefüllt ist. Zudem ist die Tür mit Schnitzereien von Drachen, Kobolden und Unwesen verziert und eine Schnitzerei findet Amber ganz bezaubernd: Eine Fee, die über einer Blume schwebt und so scheint, als würde das grazile Wesen tanzen und der Pflanze beim Erblühen zusehen – zumindest, wenn man genügend Fantasie besitzt. Amber kann den Blick von dieser Schnitzerei gar nicht mehr abwenden und spinnt die wildesten Geschichten in ihrem Kopf zusammen. Warum wohl diese beiden Drachen einander anknurren? Was dieser Kobold dort mit dem Knochen vorhat? So sehr ist sie vertieft, dass sie nicht einmal mitbekommt, wie jemand sich ihr nähert und ihr eine Hand auf die Schulter legt. Erschrocken dreht sie sich um, eine Augenbraue wandert in die Höhe und sie öffnet ihren Mund. „Grauauge?“, stammelt sie überrascht. „Ach so, du nennst mich Grauauge, weil du meinen Namen nicht kennst. Dabei bin ich bekannt wie ein bunter Vogel.“ Das Lachen von Sirius liess den Teint von Amber einen Ton rötlicher schimmern. Sie ist dermassen von ihm erschrocken, dass sie ohne es zu merken ihn bei ihrem eigens erfundenen Spitznamen ansprach. Damals beim Ball, der nicht so gut verlaufen ist, sind ihr seine einzigartigen grauen Augen im Gedächtnis geblieben, und als sie diese Augen erneut gesehen hat, weiss sie sofort, um wen es sich hier handelt. „Verzeihen Sie, Herr Eisenhart.“ „Nein, meine Liebe. Herr Eisenhart war mein Vater … mein Name lautet?“ Mit einer Handbewegung will er Amber dazu auffordern, ihm auf seine Frage – obwohl er genau weiss, wie er heisst – eine Antwort zu geben. „Herr… Ach, Sirius, aber ich finde das schickt sich nicht.“ Sirius muss sich ein Grinsen verkneifen und trinkt einen kräftigen Schluck Tee aus seiner leicht ramponierten Tasse, Amber selbst trinkt aus einer Tasse, die einwandfrei aussieht. Der Tee ist perfekt! Süss von dem Honig und herb von den verschiedenen Kräutern, die von der Bediensteten in einen Krug geworfen wurden. Amer interessiert sich zwar, welche Kräuter dort drinnen sind, aber versteht auch, dass die Dame nichts preisgeben will, als sie danach gefragt wird. Amber lässt einen wohligen Seufzer über ihre Lippen gleiten und stellt die Tasse mit dem herrlichen Getränk vorsichtig auf den Tisch. Es sind bis jetzt nur ein paar Minuten vergangen, seit sie von Sirius erschreckt worden ist, und er sie dann lächelnd in den Raum führte der von der Holztür bisher verschlossen war. Es hat sich dabei herausgestellt, dass dieser Raum als Bibliothek dient und Bücher verschiedenen Wertes und Alter in mindestens zwei Stockwerken untergebracht hat. Das riesige Panoramafenster, das im hinteren Teil der Bibliothek den Blick auf den Wald offenbart, lässt so viel Licht hereinfallen, dass die gesamte Bibliothek in einem wohligen Licht erstrahlt. Die anderen kleinen Fenster an den Seiten des Raumes sind mit Sitzbänken ausgestattet und locken Amber geradezu, ein Buch aus einem der unzähligen Regale zu nehmen und es sich an einem Fenster gemütlich zu machen. Jedoch werden sie in den zweiten Stock geführt und an einen Tisch dirigiert, wo sich Sirius gegenüber von Amber hinsetzt und sofort nach Tee fragt. Die Dame, die sie zuvor durchs Haus begleitet hat, macht sich sofort an die Arbeit, ohne auch nur ein Wort mit ihrem Herrn zu wechseln. Danach kommt das übliche Kennenlernen, sie stellen sich vor und Sirius muss sie natürlich sofort auf das Spitznamenthema ansprechen. Und so sitzen sie nun hier und trinken Tee, wobei sich Amber dabei ziemlich geborgen und heimisch fühlt, so vergisst sie auch ihre gute Stube und redet offen mit Sirius. Sie reden über Gott und die Welt und unterhalten sich sogar über den Ball und welch Katastrophe nach ihrem Verschwinden dort geherrscht hat. „Also habe ich ziemlich Mist gebaut.“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage und Sirius reagiert mit einem Grinsen. „So könnte man sagen. Aber das Ganze hatte auch etwas Gutes.“ Amber unterbricht ihn sofort: „Was sollte es Gutes haben, dass ich wahrscheinlich dem Kind mehr Ärger bereitet habe und ich von den Adligen als Stück Dreck behandelt werde. Würde meine Firma nicht wichtige Teile für Maschinen herstellen, würden sich alle von der Firma losreissen und die Firma würde zusammen mit mir Pleite gehen.“ Sirius schüttelt energisch den Kopf. „Erzählen Sie keinen Unsinn. Ich konnte Ihren Mut sehen und habe mich dafür entschieden, Sie um eine Partnerschaft zu bitten, also eine Investition, die sich mehr als nur lohnen wird – und um das Mädchen machen Sie sich keine Sorgen.“ Amber will schon mit einer Frage kontern, da wird sie von Sirius aufgehalten, der einen Finger auf ihren Mund legt. Sofort nimmt ihr Teint nahm wieder Rotschimmer an und ist ruhig. Als Sirius sich sicher ist, dass sie nichts mehr erwidert, nimmt er den Finger weg und bittet seine Bedienstete darum, jemanden zu holen. „Wissen Sie, Amber, nachdem Sie verschwunden sind wollte unser Gastgeber an diesem Abend das Mädchen auf die Strasse setzten, ich jedoch bat ihn darum, sie mir zu überlassen wo sie den ganzen Tag putzen kann. Natürlich stimmte er zu und meinte nur ich solle sie genug züchtigen da sie sonst zu wild werden. Natürlich bestätigte ich, damit er zufriedengestellt ist. Ich jedoch habe andere Pläne mit ihr. Nachdem ich ihre Wunden mit Miranda behandelt habe, liess ich sie entscheiden was sie jetzt gerne mit ihrer Freiheit anfangen möchte. Sie antwortete mir recht schnell.“ Die Tür zur Bibliothek geht auf und Miranda betritt zusammen mit einem jungen Mädchen das Zimmer. Amber muss schon zweimal hinsehen, bis sie erkennt, dass das Mädchen die Kleine ist, die noch vor ein paar Wochen abgemagert und grün und blau geschlagen im Ballsaal aufgetaucht ist und Ambers Leben auf einen Schlag verändert hat. Sirius tritt beiseite und lässt Amber und dem Mädchen genügend Platz, als sie sich gegenüber stehen. Während sie dem Mädchen in die Augen sieht, muss Amber sich zusammenreissen, damit sie nicht los weint. „Ich dachte, du wärst tot“, wispert sie mehr zu sich selbst als zu den anderen. „Nein, dank Ihnen, Miss von Cintra. Weil Sie sich für mich eingesetzt haben konnte mich am Ende Mr. Eisenhart aufnehmen. Ich bin Ihnen so dankbar!“ Die beiden fallen sich in die Arme und lassen den Tränen ihren Weg, während Sirius und Miranda etwas abseits stehend die Szene stumm betrachten. Es braucht eine Weile, bis sich die beiden Damen wieder beruhigt haben, und nun sitzen sie am Tisch und reden darüber, wie die Kleine zu Mr. Edwan gekommen ist. Sie ist ein Strassenkind gewesen, lebte die meiste Zeit vom Betteln und Stehlen und musste sich durchs Leben kämpfen. Als sie halb verhungert auf der Strasse lag, wurde sie von den Stadtwachen aufgegabelt und in eins der vielen Bordelle von Chromeburg untergebracht. Doch noch bevor sie einen ihrer ersten Kunden hatte, wurde von Mr. Edwan der Befehl gegeben, einige Mädchen aus den Bordellen zu ihm zu bringen. Neben ihr kam auch noch ein blondes Mädchen Namens Alice und vier ältere, deren Namen sie nie erfahren hatte, auf sein Grundstück. Sie wurde in der Küche eingeteilt und die anderen wurden die Gespielinnen des hohen Herrn, doch nach knapp einem Jahr verschwanden die ersten zwei und ein halbes Jahr darauf Alice. Von da an hat sie versucht heraus zu finden, was in den Gemächern von Mr. Edwan genau vor sich ging. Doch kurz bevor sie auch nur ein Indiz fand, wurde sie, kurz vor dem Ball, von Mrs. Edwan erwischt und in den Keller gesperrt und zum Hungern gezwungen. Zur Zeit des Balls konnte sie sich aus ihrem Gefängnis herausschleichen und wollte eigentlich von diesem schrecklichen Ort fliehen, doch das Essen in der Küche war so verlockend und nach einer Woche hungern wollte sie erst etwas essen. So kam es zu diesem Zwischenfall im Ballsaal. Als sie zu Ende erzählt hat, muss Amber zuerst einmal schlucken und das Gehörte verdauen. Wie hatte sie sich nur so von diesem feinen Herrn täuschen lassen können, sie hat immer gedacht er sei ein anständiger Mann, doch nun kocht noch mehr Wut in ihrem Inneren. „Grämt Euch nicht, Amber“, versucht Sirius sie zu beruhigen, doch ihre Wut wird nicht minder. „Wie soll ich mich beruhigen? Diesem Kind so etwas anzutun ist doch einfach nur unmenschlich!“ Ambers Stimme zittert. „Leider ist es nun mal so, Sie sollten sich beruhigen und lieber so vielen Leuten helfen, wie Sie können“, meint Sirius mit ernster aber sanfter Stimme – und Amber versteht. Sie ist zwar immer noch wütend, doch sie weiss, dass Sirius Recht hat, und sie sich nicht wahnsinnig machen soll, sondern lieber denen hilft, die ihre Hilfe brauchen. „Miss von Cintra, ich werde Morgen zur Schule gehen und meine Ausbildung als Ärztin machen. Ich will den Armen genauso helfen, wie Sie es für mich getan haben. Sie haben schon so viel getan, Sie müssen sich nicht noch mehr aufbürden.“ Unbewusst nimmt das Mädchen mit dem Namen Elizabeth Ambers Hand, streichelt ihr beruhigend über den Handrücken. „Ich verstehe dich, Lisa. Dann wünsche ich dir alles Gute für die Zukunft“, Lisa muss lachen, denn noch nie zuvor hat ein Adliger sie weder mit ihrem Spitznamen noch mit ihrem richtigen Namen angesprochen. Sie wollen sich schon wieder in die Arme fallen, als Sirius die beiden unterbricht: „Ach herrjeh, die Nacht ist schon weit vorangeschritten! Nun aber ins Bett, junges Fräulein, morgen musst du doch ins Internat. Miranda, begleite sie bitte ins Zimmer und Sie, Amber, begleiten mich doch noch kurz auf den Balkon?“ Die Dienstmagd verlässt zusammen mit dem Kind unverzüglich den Raum und Amber begleitet Sirius in den zweiten Stock der Bibliothek, wo sie einen Gang entlangschlendern, der nicht mit Bücherregalen, sondern mit Vitrinen gesäumt ist, in denen alte Bücher ausgestellt sind. Am Ende des Ganges befindet sich eine Tür, die zum Balkon herausführt und die von Sirius geöffnet wird und wo er Amber hindurchschreiten lässt, nur um kurz darauf selbst durch die Tür zu gehen. Amber stellt sich ans Ende der Brüstung und betrachtet die Nacht und die Sterne, als Sirius sich neben sie hinstellt. „Also, Amber, ich will nicht lange um den heissen Brei reden“, fängt er an und berührt zärtlich ihre Hand, worauf Amber bereits bei dieser einfachen Berührung zu zittern beginnt. „Ich möchte Sie gerne zu meiner Frau machen. Möchten Sie das?“ Ambers Herz setzt aus, sie legt sich reflexartig die Hand, die Sirius nicht hält, auf die Brust. „Ja ich will.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)