Contest Trouble von Auraya ================================================================================ Kapitel 20: Ärger ist vorprogrammiert ------------------------------------- Eine knappe halbe Stunde später waren sie allesamt in der Stadt. Maike hatte sich ein paar Fragen anhören müssen, da sie ja nun ein neues Festgewand anhatte, doch sie beantwortete es ihren Freunden genauso wie zuvor ihrer Mutter. Natürlich fiel nun auch ihre Beule auf - das Tuch passte so gar nicht zu ihrem Festgewand und ihr Versuch das Ganze mit Schminke zu überdecken war kläglich gescheitert -, doch zu ihrer Erleichterung kauften ihre Freunde ihr die Story ab. Bis auf Kainu, die als aufmerksame Beobachterin auch Drews Beule entdeckt hatte. Sie sagte nichts dazu, sah Maike jedoch mit hochgezogenen Augenbrauen an. Die Freunde machten es sich in einem kleinen Café bequem und plauderten ein wenig vor sich hin. Maike merkte immer wieder, wie Drew ihr kurze Blicke zuwarf, sobald er sich unbeobachtet fühlte. Sie musste sich dann jedes Mal ein dümmliches Lächeln verkneifen. Leider gab es schon bald Besuch an ihrem Tisch. Ein paar Fans hatten Drew entdeckt, allesamt junge hübsche Frauen, und drängten sich um den grünhaarigen Koordinator. Dieser war natürlich wie immer äußerst charmant. Maike beobachtete das ganze Geschehen von ihrem Platz gegenüber und bemühte sich nach Kräften, ein halbwegs überzeugendes Lächeln zustande zu kriegen. Kainu bemerkte den Ärger ihrer Freundin natürlich trotzdem und tätschelte ihr beruhigend und unauffällig den Arm. "Dürfen wir uns zu dir setzen?", fragte eine junge grünäugige Blondine mit Modelmaßen und ihre Freundinnen quietschten aufgeregt wie kaputte Quietscheentons. Maike konnte sich nicht weiter beherrschen und verdrehte genervt die Augen, doch es merkte sowieso keine der Grazien, da sie alle nur Augen für Drew hatten. Drew hingegen hatte es ganz genau gesehen und grinste seine Rivalin kurz an. Wirklich, da war ihr Alicia tausend Mal lieber gewesen. Sie war zumindest nicht so furchtbar laut und schrill und aufdringlich gewesen. "Tut mir Leid, die Damen, aber heute nicht. Vielleicht ein anderes Mal." Die jungen Frauen waren sichtlich enttäuscht, auf der anderen Seite aber auch überglücklich den berühmten Drew getroffen zu haben, und machten sich bald brav vom Acker. "Passiert dir sowas immer noch ständig?", fragte Max und rückte seine Brille zurecht. Der Koordinator zuckte mit den Achseln. "Ab und an würde ich sagen." "Ist das nicht mächtig anstrengend?", warf Alea ein und Drew nickte. "Ja, schon", gestand er zu Maikes Überraschung. Bisher hatte sie immer gedacht dass er die Aufmerksamkeit größtenteils genießen würde. "Aber das gehört nun mal zum Job, ohne unsere Fans wären wir Koordinatoren nichts." Alea nickte verständnisvoll und nippte an ihrem Getränk. In dem Augenblick kam ein junger Mann an den Tisch und sah Maike ganz verliebt an. "Maike, die Prinzessin von Hoenn? Bist du das wirklich?" Perplex blickte sie zu ihm hoch. Sie war bei weitem nicht so beliebt wie Drew und vor allem gab es unter ihren Fans nur wenig Männer - der Großteil des Publikums bestand einfach aus Frauen, das ließ sich nicht bestreiten. Da überraschte es sie schon sehr, dass so kurz nachdem Drews Fans abgehauen waren einer ihrer Fans aufzukreuzen schien. "Ja, schätze die bin ich", bestätigte sie mit einem verlegenen Grinsen. Nun, immerhin war das ihre Heimatstadt und zumindest hier war sie bekannt wie ein buntes Wuffels. Aber trotzdem erschien es ihr wie ein sehr merkwürdiger Zufall. "Und du bist...?", fragte sie freundlich. Der junge Mann verbeugte sich äußerst höflich. "Mein Name ist Keith. Ich habe eben die jungen Damen beobachtet und da fielst du mir ins Auge. Ich warte schon ewig darauf, dir einmal zu begegnen." "Du wartest darauf? Warum?" "Um meine tiefe Bewunderung und Verehrung zum Ausdruck zu bringen", antwortete er und zauberte eine Blume hervor. Maike errötete. Dieser Keith war ohne Frage ziemlich charmant und er sah auch keineswegs schlecht aus. Er hatte kurze braune Haare und strahlend blaue Augen, dazu war er groß und athletisch. Schätzungsweise ein paar Jahre älter als sie, doch da war sie nicht sicher. Die Koordinatorin nahm die Blume - eine Lilie - und lächelte. "Danke, Keith, das ist echt lieb von dir." "Nicht der Rede wert. Keine Blume dieser Welt käme jemals deiner Schönheit nahe, doch ich dachte, du könntest dich trotzdem darüber freuen." "Ich glaube Maike steht mehr auf Rosen", mischte Kainu sich in das Gespräch ein und lächelte übertrieben freundlich. "Nicht wahr?" "Was? Ich..." Maike suchte nach den richtigen Worten und wäre ihrer Freundin für diesen Einwurf am liebsten an die Gurgel gegangen. Doch Keith sprach erneut und nahm ihr damit dieses Problem. "So, Rosen also? Dann sollen es das nächste Mal Rosen sein", schloss er und nickte Kainu dankbar zu. "Ich weiß, ihr habt eben schon diese Frauen weggeschickt, aber ich wollte trotzdem fragen ob ich mich zu euch gesellen darf? Ich bin so ein großer Fan von dir und warte schon seit Jahren auf eine Gelegenheit, mich mit dir zu unterhalten!" Perplex sah die Koordinatorin ihn an und spürte die Blicke der Anderen in ihrem Rücken. "Wow, Keith, das ist sehr..." Wieder einmal suchte sie nach den richtigen Worten. "Aufdringlich?", schlug Kainu lächelnd vor, doch Keith überhörte es gekonnt. "... Aufmerksam von dir", beendete Maike ihren Satz stattdessen. "Sei mir bitte nicht böse, aber dieses Mal nicht, okay?" Keith sah ein wenig enttäuscht aus, lächelte aber verständnisvoll. "Niemals könnte ich dir böse sein. Ich hoffe wir laufen uns noch einmal über den Weg." Damit verabschiedete er sich und kehrte an seinen eigenen Tisch zurück. Mit einem tiefen Seufzer drehte Maike sich wieder zu ihren Freunden und stellte fest, dass sie sie allesamt anstarrten. "Was denn?", beschwerte sie sich. "Bei Drew ist das normal und wenn ich mal einen Fan habe geht die Welt unter?" Aiden klopfte ihr auf die Schulter. "Natürlich nicht. Aber ich glaube der wollte nicht bloß irgendein Fan sein." Maike grummelte etwas Unverständliches und verkniff sich einen Kommentar dazu, dass die jungen Damen vorhin sicher auch nichts dagegen einzuwenden gehabt hätten, Drew näher kennenzulernen. Es brachte ja doch nichts. "Die Frage die ich mir stelle", warf Max grinsend ein, "ist eher, ob ihm deine riesige Beule nicht aufgefallen ist oder ob er einfach eine sehr fragwürdige Vorstellung von Schönheit hat." "Bitte was?", japste Maike und stand auf, um ihrem Bruder eine ordentliche Kopfnuss zu verpassen, dieser jedoch hatte damit schon gerechnet und rannte lachend weg, bevor sie ihn zu fassen bekam. Alea schüttelte lächelnd den Kopf und die Anderen beobachteten die Geschwister, wie sie einander aus dem kleinen Café jagten. "Und das in dem Alter!", amüsierte sie sich. Drew hatte das gesamte Schauspiel nur stumm beobachtet und sich seinen Teil gedacht. Einerseits hätte er diesen aufgeblasenen Schnösel am liebsten persönlich nach draußen befördert, andererseits hatte er keinerlei Recht sich zu beschweren. Am meisten ärgerte ihn aber, dass dieser Typ ihr eine Blume geschenkt hatte. Blumen irgendwo herzuzaubern war sein Fachgebiet, das konnte dieser Keith ihm doch nicht einfach so nachmachen! Nachdem sich die beiden Geschwister wieder beruhigt hatten, bezahlten sie und machten sich auf den Weg an einen Ort, von wo aus sie den Festumzug gut beobachten konnten. Wie erwartet waren überall extrem viele Menschen, und Maike hielt sich nervös an ihre Freunde. Wenig später begann der Umzug. Ein paar selbstgebaute Wagen fuhren den Weg entlang, begleitet von Musik und Tänzern und allen möglichen weiteren Darstellern in farbenfrohen Kostümen. Alea und Kainu beobachteten das Schauspiel verzückt, während Max und Aiden relativ gelangweilt hinter ihnen standen. Maike wollte sich gerade näher zu ihnen stellen, als Drew sie sanft beiseite zog. Fragend sah sie ihn durch ihre Manaphy-Maske an. "Bist du okay?", wollte er besorgt wissen und musterte sie mit seinen smaragdgrünen Augen genau. Sie nickte. "Jetzt hör endlich auf dir Sorgen zu machen", bat sie ihn mit tadelnder Stimme. "Es geht mir bestens." Er wirkte sehr erleichtert und sein Lächeln war wie immer absolut umwerfend. Sie spürte, wie ihr unwillkürlich wieder einmal die Röte ins Gesicht stieg und wandte daher den Blick ab. Es war wirklich rührend dass er sich so sehr sorgte, aber am liebsten wäre es ihr gewesen wenn er einfach gar nichts davon wüsste. Wenn sie irgendwie allein damit klargekommen wäre und niemandem deshalb Sorgen bereitete. Sie wollte Spaß haben. Fröhlich sein. Wie früher. Das würde ihr jedoch sicher nicht gelingen wenn er sie immer wieder darauf ansprach, so gut er es auch meinen mochte. Schweigend beobachteten die beiden Koordinatoren den Festumzug. Drew spielte mit dem Gedanken, einen Arm um sie zu legen, doch das kam ihm zu aufdringlich vor. Ihre Hand nehmen? Nein, auch eine schlechte Idee, viel zu unvermittelt. Amüsiert fragte er sich, seit wann er so verdammt unsicher war. Das war wirklich nur bei Maike so. Bei Alicia hatte er mit all diesen Dingen keinerlei Probleme gehabt, aber da war die gesamte Situation ja auch nicht vergleichbar gewesen. Maike und er hatten schon so viel zusammen erlebt, so viel miteinander durchgemacht, dass es schwierig für ihn war diesen Schritt zu gehen. Die Beiden verband mittlerweile eine ziemlich feste Freundschaft und er hatte Angst sie zu zerstören, wenn er auf irgendeine Weise zu weit ging. Nachdenklich dachte er an den letzten Abend zurück. Sie hatte die Augen geschlossen, als er kurz davor gewesen war sie zu küssen. Das musste doch ein gutes Zeichen sein. Er musste es noch einmal probieren, irgendwann, irgendwie. Sicherlich würde sich nicht noch einmal so eine günstige Gelegenheit ergeben, also blieb ihm nichts anderes übrig als einfach irgendwann in einem halbwegs passenden Moment die Initiative zu ergreifen. "Möchtest du auch etwas?", riss sie ihn aus seinen Gedanken und hielt ihm eine Tüte mit Süßigkeiten hin. Er schüttelte den Kopf. "Nein, danke. Iss du nur." Ein paar Leute drängten sich an ihnen vorbei und Maike musste etwas zurückweichen. Dabei lehnte sie sich halb an Drew, und dieser genoss die unvermittelte Nähe. Plötzlich erklang hinter ihnen eine bekannte Stimme. "Maike, hallo! Ich wusste doch, dass wir uns noch einmal sehen!" Drew seufzte genervt und drehte sich zu Keith um. Auch Maike blickte den jungen Mann an. "Oh, hallo Keith", sagte sie freundlich lächelnd. Er ging auf sie zu und reichte ihr eine Rose. Eine rote Rose! In Drew brodelte es, doch nach außen wirkte er absolut tiefenentspannt. Diese Blöße würde er sich im Leben nicht geben. "Danke", stammelte die Koordinatorin und nahm die Blume entgegen. "Nicht dafür! Ich habe irgendwie schon gespürt, dass das vorhin nicht unsere letzte Begegnung war." Keith hatte seine Entei-Maske abgenommen und strahlte sie begeistert an. "Darf ich dich auf ein Getränk einladen?" "Ich weiß nicht recht", sagte sie verunsichert und warf Drew einen kurzen Blick zu. "Eigentlich..." "Ach komm schon, nur eines!", unterbrach er sie. "Wir sind auch gleich wieder da!" Maike war es beim besten Willen nicht gewohnt, dass ihre Fans so hartnäckig um ihre Aufmerksamkeit buhlten, und war dezent überfordert mit der Situation. "Also... Nagut... Aber nur eines!", gab sie schließlich widerwillig nach. "Super, komm mit!", sagte er und hielt ihr seine Hand hin. "Damit wir einander nicht verlieren", erklärte er lächelnd, nachdem sie ihn fragend angeblickt hatte. Zu Drews Erleichterung machte sie trotzdem keine Anstalten, seine Hand zu nehmen, und trottete einfach hinter ihm her, während er sich einen Weg zum nächsten Getränkestand bahnte. Drew ließ die Beiden keinen Augenblick aus den Augen. Sie hatten den Umzug von einem etwas erhöhten Platz aus beobachtet und somit hatte er sie gut im Blick. Als die Beiden gerade beim Getränkestand angekommen waren stellte sich Aiden neben ihn und folgte seinem Blick. "Na, hat er sie dir geklaut?", fragte er grinsend und Drew seufzte. "Kann man so sagen." "Wer hätte das gedacht. Nach dem, was ich in den letzten Tagen beobachten konnte, ist sie dir doch absolut verfallen." "Wie kommst du denn darauf?", fragte er verwundert. Er selbst hatte davon nicht viel bemerkt. Ganz und gar nicht. Klar, es hatte Momente gegeben - wie am Abend zuvor auf der Couch. Aber da war keiner der Anderen anwesend gewesen. Wie konnte es also sein, dass Aiden irgendetwas davon gesehen haben wollte? "Du kriegst aber auch gar nichts mit, was?", fragte Aiden amüsiert. "Sie schaut dich ständig an, mit diesem Blick, na du weißt schon. Ach egal, früher oder später wirst du das schon auch noch merken. Willst du mir eigentlich immer noch nicht erzählen, warum du heute Morgen so gut gelaunt warst?" Der Grünhaarige schüttelte mit dem Kopf. "Nein. Außerdem bin ich immer gut drauf." "Ja, eine richtige Frohnatur", bestätigte Aiden ihn, doch seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus. Dann klopfte er ihm auf die Schulter - eine fürchterliche Angewohnheit - und blickte noch einmal zu Keith und Maike. "Sieh zu dass du aus dem Knick kommst, Kumpel. Sonst schnappt sie sich doch noch ein Anderer, auch wenn sie dich wahnsinnig gern hat." "Danke für den Tipp", meinte Drew trocken und sein Rivale gesellte sich wieder zu den Anderen. Es ärgerte Drew, dass Aiden über seine Gefühle Bescheid wusste. Wäre er damals doch nicht so blöd gewesen. Auch wenn er es sicherlich nur gut meinte, doch er setzte sich selbst auch so schon genug unter Druck, ganz ohne dass andere Leute ihn auf das Dilemma aufmerksam machen mussten. Er hatte Keith und Maike bei seinem Gespräch mit Aiden bloß für ein paar Sekunden aus den Augen gelassen, doch als er jetzt wieder nach den Beiden suchte konnte er sie beim besten Willen nicht mehr entdecken. Er fluchte ungehalten. Ohne weiter darüber nachzudenken machte er sich auf den Weg, um sie zu suchen. In seinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab. Was, wenn dieser arrogante Mistkerl nur darauf gewartet hatte, sie von ihren Freunden zu trennen, damit er sonst was mit ihr anstellen konnte? Oder wenn er sie einfach stehen ließ und sie wieder Panik bekam? Der bloße Gedanke an ihr angsterfülltes Gesicht, als sie ihn am Tag zuvor vor lauter Panik gar nicht erkannt hatte, versetzte ihm einen Stich ins Herz. Er musste sie finden, und zwar schleunigst, sonst würde er durchdrehen. Sein erster Weg führte ihn zu dem Getränkewagen. Er betrachtete all die Menschen, die um diesen herum standen, sich unterhielten oder den Festumzug beobachteten, doch Maike und Keith sah er nicht. Da er nicht wusste, was der nächste Anhaltspunkt sein könnte, lief er einfach spontan in irgendeine Richtung weiter. Im selben Moment rief er sein Libelldra herbei und bat es, nach Maike Ausschau zu halten. Ein paar der Menschen um ihn herum warfen einen irritierten Blick nach oben, als plötzlich das Drachenpokemon über ihren Köpfen schwebte, doch am Ende kümmerten sie sich nicht mehr darum. Ohne Umschweife flog Libelldra los und machte sich auf die Suche. Drew war noch eine Weile ziellos umhergelaufen, in der Hoffnung, seiner Rivalin einfach zufällig über den Weg zu laufen, als sein Libelldra zurückkam und aufgeregt über ihm Kreise zog. "Ah, du hast sie gefunden!", schloss Drew und folgte dem Pokémon mühselig. Während Libelldra keinerlei Probleme hatte voranzukommen musste er sich irgendwie durch die Menschenmassen drängeln. Schließlich sah er von weitem Maikes braune Haare und ihr blaues Festgewand. Sie hatte ihm den Rücken zugedreht und unterhielt sich mit Keith. "Danke, Libelldra", sagte er und rief sein Pokémon zurück, dann holte er tief Luft. Einen Augenblick lang war er versucht zu den Beiden zu gehen und Maike anzublaffen, doch im letzten Moment hatte er sich wieder unter Kontrolle. Wenn er sich jetzt wieder von seiner schlechtesten Seite zeigte würde er sie womöglich verlieren. Aber er konnte nichts dagegen machen, er war unglaublich wütend. Aus sicherer Entfernung behielt er die Beiden unauffällig im Blick und wartete darauf, dass sie sich wieder auf den Weg zurück machten. Keith schien alle Register zu ziehen und flirtete mit der Koordinatorin was das Zeug hielt. Diese jedoch zeigte sich nicht besonders interessiert und war höchstens überfordert mit der Gesamtsituation. Schließlich fasste der junge Mann sie am Handgelenk und schien sie zu sich ziehen zu wollen, und Maike war offenkundig nicht begeistert. Zwar lächelte sie noch, aber es war ein gequältes unsicheres Lächeln, und zeitgleich versuchte sie vergeblich ihre Hand wegzuziehen. Das war zu viel für Drew. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um zu den Beiden zu gelangen, und stellte sich zu ihnen, jeden Muskel angespannt. "Siehst du nicht, dass sie das nicht möchte?", fragte er betont gelassen, doch der eisige Unterton ließ keinen Zweifel daran, dass er alles andere als ruhig war. "Drew?", sagte Maike erstaunt und zog ihre Hand an sich, welche Keith vor Überraschung unvermittelt losgelassen hatte. "Was ist denn dein Problem?", fragte der junge Mann ungehalten und sah ihn verärgert an. "Mein Problem ist, dass du sie nicht in Ruhe lässt", meinte Drew gelangweilt. Einen Moment sah es so aus, als würde die Situation eskalieren. Keith ballte seine Hände zu Fäusten und rang sichtlich nach Beherrschung. Doch schließlich entspannte er sich wieder und atmete tief durch. "Ich schätze ich sollte gehen", bemerkte er tonlos, warf dem grünhaarigen Koordinator aber noch einen vernichtenden Blick zu. "Ich bin sicher, wir sehen uns noch mal." "Hoffentlich", meinte Drew nur und beobachtete, wie Keith sich umdrehte und seinen Worten Taten folgen ließ. "Was sollte das denn?", fragte Maike gereizt, als ihr Fan außer Sichtweite war. Drew sah sie an. War das ihr Ernst? Die Frage traf ihn so unvermittelt, dass er sie nur sprachlos anblickte. "Warum läufst du mir hinterher? Und warum warst du so unfreundlich? Wir haben uns nur unterhalten!" Sie schien wirklich wütend zu sein, und allein schon diese Tatsache überstieg Drews Verständnis. "Das fragst du mich ernsthaft?", wollte er verärgert wissen. "Darf ich dich an gestern Abend erinnern? Du haust einfach mit diesem Typen ab ohne etwas zu sagen, und jetzt bist du sauer weil ich mir Sorgen gemacht und nach dir gesucht habe?" "Es war alles in Ordnung", rechtfertigte sie sich kleinlaut. "Er wollte bloß etwas vom Getränkewagen weg, damit er sich in Ruhe mit mir über Wettbewerbe unterhalten kann." "Und warum hat er dich am Handgelenk gepackt?", wollte der Koordinator tonlos wissen. Sie schwieg. Sie hätte ihm erzählen können, dass sie gesagt hatte sie wolle zurück. Und dass Keith sie daraufhin davon hatte abhalten wollen, einfach nur, weil er weiter mit ihr reden wollte. Dass ihr das freilich nicht gefallen hatte, aber auch kein Weltuntergang gewesen war. Aber sie wusste dass, egal wie sie es auch drehte und wendete, er es trotzdem für schlimmer halten würde als es am Ende war. Also starrte sie ihn nur stumm an. Drew seufzte. "Verstehe." Er wandte sich ab und wollte zu den Anderen zurück. "Drew!", rief Maike, nachdem er sich schon ein paar Meter entfernt hatte. Im ersten Moment achtete er nicht darauf, doch als sie kurz später noch einmal mit schwacher Stimme nach ihm rief, drehte er sich doch um. Da stand sie, zitternd, mit feuchten Augen, und bewegte sich keinen Millimeter. Widerwillig ging er zu ihr zurück. "Was ist denn nun los?", fragte er ungehalten. "Du kannst mich doch hier nicht alleine lassen", flüsterte sie mit erstickter Stimme. "Dann komm doch mit, ich halte dich nicht ab", bemerkte er kühl. Sie sah ihn mit großen Augen an. Was hatte sie nur getan, dass er nun so zu ihr war? "Ich verstehe nicht, warum du mich jetzt so behandelst", beschwerte sie sich leise, noch immer zitternd, weil sie Angst hatte dass er sie stehen lassen würde. "Weil du so unglaublich unvernünftig und dumm bist", fuhr er sie an. "Und weil du mir dafür, dass ich dir helfen will, auch noch sauer bist!" Sie zuckte zusammen, als er sie so anblaffte, und er bereute es schon eine Sekunde später. Doch er war zu stolz um sich jetzt zu entschuldigen. Er fühlte sich so ungerecht behandelt und erinnerte sich zu genau an die Angst, die er um sie gehabt hatte. Es wollte einfach nicht in seinen Kopf dass sie das nicht zu verstehen schien. Aber Maike hatte natürlich Recht, er konnte nicht Keith zum Teufel schicken und sie dann alleine hier stehen lassen. Er gab sich einen Ruck und hielt ihr mit grimmigem Blick die Hand hin. "Komm", sagte er barsch, "wir gehen zurück." Wortlos griff sie nach seiner Hand und ließ sich von ihm durch die Menge führen. Auf dem ganzen Weg sagte keiner der Beiden ein Wort, und auch als sie wieder bei den Anderen waren schwiegen sie. Ihre Freunde hatten ihre kurze Abwesenheit gar nicht bemerkt, doch langsam neigte sich der Festumzug dem Ende zu und die Zuschauerreihen lichteten sich. "Wow, das war echt toll!", freute sich Alea und Kainu stimmte ihr mit einem begeisterten Nicken zu. Die Beiden drehten sich zu ihrer Freundin, doch waren sie bei ihrem Anblick etwas irritiert. Sie sah so merkwürdig traurig aus. Und was war mit Drew los? Er wirkte richtig wütend. Hatten die Beiden etwa gestritten? Alea und Kainu tauschten einen Blick, dann gingen sie zu Maike und zogen sie mit sich. "Komm, lass uns ein paar Lose ziehen!", meinte Kainu fröhlich und kurz darauf waren die jungen Frauen verschwunden. Aiden gesellte sich wieder zu Drew und auch Max stellte sich zu ihnen. Skeptisch blickte der junge Trainer Drew an. "Was ist denn los? Hast du dich mit meiner Schwester gestritten?" Der Koordinator seufzte und schüttelte den Kopf. "Es ist nichts", murmelte er und gab sich gar nicht erst Mühe überzeugend zu wirken. "Nagut", meinte Max und zuckte mit den Schultern. Wenn er nichts dazu sagen wollte konnte er ihn auch nicht zwingen. "Dann gehe ich mal hinterher." Aiden warf Drew noch einen fragenden Blick zu, sah aber ein dass er nichts erreichen würde. Er schüttelte den Kopf. "Ihr zwei macht es euch echt unnötig kompliziert", beschwerte er sich und als Drew nicht darauf reagierte, gingen die beiden Koordinatoren ebenfalls zu den Anderen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)