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Contest Trouble

von

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Ein ruhiger Vormittag

Maike erwachte am nächsten Morgen überraschend früh und mit dröhnenden Kopfschmerzen. Ihr Zusammenstoß mit Drew war wohl doch etwas heftiger gewesen als sie gedacht hatte, und als sie vorsichtig nach der Beule tastete und sie schließlich fand zuckte sie sogleich vor Schmerzen wieder zurück.

Neben ihr lag Kainu und schlief tief und fest. Maike hatte gar nicht mitbekommen wann sie heim gekommen war, aber sie sah sehr friedlich aus. Sie hoffte inständig dass sie einen schönen Abend gehabt hatten, auch ohne sie und Drew.

Da fiel ihr auf dass sie auch gar nicht wusste wie sie selbst in ihr Bett gekommen war. Sie konnte sich noch daran erinnern mit Drew geredet zu haben. Irgendwann musste sie wohl eingenickt sein, sodass er sie hoch getragen hatte. Bei dem Gedanken wurde ihr ganz warm ums Herz.

Vorsichtig kletterte sie über ihre jüngere Freundin und suchte sich ein paar Klamotten aus. Im dämmrigen Licht betrachtete sie sich im Spiegel. Sie hatte in der Tat eine ordentliche Beule. Kurz entschlossen kramte sie ihr altes rotes Tuch heraus und band es sich wie früher um die Stirn. Damit war dieses Überbleibsel des gestrigen Abends zumindest verdeckt. Zufrieden verließ sie ihr Zimmer, ging noch kurz ins Bad und begann schließlich schon, das Frühstück für alle zuzubereiten.

Caroline schien kurz nach ihr wach geworden zu sein und blickte ihre Tochter verwirrt an, als sie in die Küche kam.

"Maike, so früh schon auf? Das sieht dir ja gar nicht ähnlich."

Die Koordinatorin lächelte. "Guten Morgen. Ich konnte nicht mehr schlafen und dachte du freust dich, wenn du nicht immer alles alleine machen musst."

Ihre Mutter lächelte dankbar und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Ich wusste doch dass ich dich gut erzogen habe", lobte sie Maike.

Natürlich konnte es sich ihre Mutter nicht verkneifen, ihr ein paar Fragen zu stellen, während sie gemeinsam das Frühstück vorbereiteten.

"Na, wie war es gestern Abend noch?", fragte sie und grinste sie vielsagend an. "Ging es dann wieder mit deiner Übelkeit?"

"Oh ja, danke der Nachfrage, mir ging es dann bald wieder besser", antwortete Maike gelassen und versuchte ihrer Mutter wenig Angriffsfläche für irgendwelche Kommentare zu geben.

"Das freut mich, Schatz", antwortete diese, gab sich aber noch lange nicht geschlagen. "Und, wie ist das nun mit dir und Drew? Seid ihr jetzt ein Paar?"

Nun, zumindest redete sie nicht um den heißen Brei herum, das musste man ihr lassen. Zuerst sah Maike sie nur mit großen Augen an, dann seufzte sie genervt. "Ach Mama, ich hab es dir doch schon so oft erklärt, wir sind nur Freunde!"

"Blödsinn", sagte Caroline entschieden. "Keine Ahnung was ihr gestern gemacht habt bevor wir heim gekommen sind, aber sicher nicht so brav und langweilig auf der Couch gesessen."

"Wir haben uns unterhalten", murmelte die Koordinatorin. "Und waren verwundert als die Tür auf ging. Nicht mehr und nicht weniger."

Caroline grinste schon wieder und stupste ihre Tochter mit dem Ellenbogen an. "Nagut, ich kann verstehen wenn du mit mir nicht darüber reden willst, aber glaub mir, ich habe dich längst durchschaut."

"Jaja, natürlich hast du das", seufzte ihre Tochter während sie das Besteck auf den Tisch legte. Sie wusste selbst nicht genau warum sie mit ihrer Mutter nicht über ihre Gefühle zu Drew reden wollte. Vielleicht lag es daran dass dieser gerade mit im Haus war und jeden Moment die Treppen herunterkommen und sie hören könnte. Schwer zu sagen.

"Na wie dem auch sei, auf alle Fälle ist es sehr nett von ihm, dass er sich um dich gekümmert hat", bemerkte Caroline und Maike nickte zustimmend.

"Ja, da hast du wohl Recht."

Zum Glück ließ Caroline sie schließlich mit diesem Thema in Ruhe und sie plauderten nur noch über irgendwelche unwichtigen Dinge, bis der Rest aufwachte und sich zu ihnen an den Tisch gesellte.

Zuerst kam Norman, da er zeitnah in die Arena musste. Dann folgten Max und Alea und schließlich ihre drei Freunde im Gänsemarsch. Drew warf einen Blick auf ihr Kopftuch und lächelte anerkennend, was sie zum Grinsen brachte. Er selbst hatte die Beule recht gut unter seinen grünen Haaren versteckt, aber wenn man es wusste war es trotzdem offensichtlich und jedem aufmerksamen Beobachter würde es garantiert auffallen.

Zum Glück war an diesem Morgen keiner der Anwesenden besonders aufmerksam. Alle waren ziemlich müde, nachdem sie bis tief in die Nacht beim Fest gewesen waren, und kriegten kaum die Augen auf.

Nach ein paar Minuten wurden sie langsam etwas munterer und unterhielten sich angeregt über den gestrigen Abend.

"Es ist so schade dass es dir nicht gut ging!", bemerkte Alea. "Es war so lustig, aber wir haben dich vermisst."

"Und Drew natürlich auch", fügte Aiden hinzu.

Maike lächelte gerührt. Es war wirklich schön zu wissen dass die Freundin ihres kleinen Bruders sie schon so ins Herz geschlossen hatte.

"Ja es ist wirklich schade", stimmte die Koordinatorin zu, "aber wir haben ja noch heute. Und vielleicht kommt ihr nächstes Jahr noch mal alle her und dann wird alles etwas anders."

Diesem Vorschlag stimmten alle begeistert zu, nur Max sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Vorausgesetzt du bist daheim, Schwesterlein. Die letzten Jahre warst du zum Fest immer unterwegs."

"Da hast du Recht, du kleiner Schlaumeier", sagte sie und streckte ihm die Zunge raus. "Aber wenn ich weiß dass wir uns hier alle einmal im Jahr wiedersehen würden lasse ich mir das nicht entgehen."

Drew verwickelte derweil Maikes Vater in ein Gespräch über Trainingsmethoden. Am Anfang schien Norman den grünhaarigen Koordinator noch genauestens zu mustern, doch bald hatte er seine väterlichen Sorgen über den vorigen Abend beiseite geschoben. Immerhin saß dieser Drew noch mit hier am Tisch und Maike ging es scheinbar gut.

Bald darauf machte Norman sich jedoch auf den Weg zu seiner Arena.

"So, was machen wir nun?", fragte Aiden ungeduldig und voller Tatendrang.

"Heute ist der Festumzug, habe ich Recht?", wollte Kainu wissen.

Maike nickte. "Ja, aber erst am Nachmittag. Bis dahin können wir noch irgendetwas anderes machen."

"Muss ich meine Maske eigentlich während des ganzen Festes tragen?", fragte Aiden mit gequältem Gesichtsausdruck. Kainu knuffte ihn sanft in die Seite.

"Ich denk du findest sie so super", zog sie ihn auf und er seufzte genervt.

"Ja, ihr müsst zugeben dass sie echt cool ist. Aber sie permanent zu tragen ist doch blöd."

Maike schmunzelte. "Die Masken sind ein elementarer Bestandteil des Festes - also ja, theoretisch solltest du sie draußen auf dem Fest die ganze Zeit tragen", erklärte sie dem braunhaarigen Koordinator. "Aber es wird dich schon niemand umbringen wenn du sie ab und zu abnimmst, da bist du nicht der Einzige."

Erleichterung legte sich über Aidens Gesicht und er lehnte sich zufrieden auf seinem Stuhl zurück. "Gut, dann können wir sehr gerne raus gehen."

Doch zuerst ließen sie ihre Pokémon im Garten spielen. Dieser war ganz schön überfüllt, nun, da die Pokémon von insgesamt sechs Trainern darin umhertollten. Maike machte es sich wie so oft bei ihrem Bisaflor bequem, das sich nicht an den Spielen beteiligte und stattdessen lieber Sonne tankte. Luxio spielte derweil mit einigen der anderen Pokémon, wie Kainus Fiffyen und Drews Absol. Wo auch immer der grünhaarige Koordinator sein Zorua haben mochte, es versteckte sich erstaunlich gut. Maike hatte es noch kein einziges Mal zu Gesicht bekommen.

Schließlich gesellte sich Drew zu ihr und sah sie fragend an.

"Bist du dir sicher, dass du mit zum Festumzug möchtest?", fragte er und sie nickte entschlossen.

"Ja. Ich schaffe das. Du... also, ihr, dürft mich nach Möglichkeit nur nicht allein lassen." Sie lächelte zaghaft. "Solang ich bei euch bin ist alles in Ordnung."

Er nickte bedächtig und sah ihr ernst in die Augen. "Ich werde dich sicher nicht wieder allein lassen, vertrau mir." Dann legte er den Kopf schief. "Aber ich mache mir trotzdem Sorgen."

"Musst du nicht, ehrlich", entgegnete sie und rappelte sich auf. Er nahm es hin, wissend, dass er sie ja sowieso nicht würde umstimmen können.

"Wo gehst du hin?", fragte er irritiert, als sie ihm den Rücken kehrte. Er hatte sich doch gerade erst zu ihr gesetzt.

Sie grinste ihn über die Schulter hinweg an. "Retten, was noch zu retten ist", erklärte sie und ließ ihren Rivalen verwirrt zurück.

Am Morgen hatte sie ihr Festgewand gewaschen und es war nun so gut wie trocken. Bis auf die Risse sah es wieder fast aus wie neu. Doch diese fielen auf und würden so einfach nicht zu beheben sein.

Während sie überlegte was sie tun sollte gesellte sich Caroline zu ihr. Erschrocken fuhr Maike zusammen. Mit ihrer Mutter hatte sie in dem Moment nicht gerechnet. Einen Augenblick überlegte sie noch, ob sie das Kleidungsstück verstecken sollte, aber es war zu spät. Caroline hatte es längst gesehen.

"Was ist denn damit passiert?", fragte sie verwundert und betrachtete die Risse.

"Ach, du kennst mich doch, ich bin total ungeschickt und gestern auf dem Weg nach Hause hingefallen", versuchte die Koordinatorin ihr Glück.

"Mehrmals, wie es aussieht." Der Tonfall ihrer Mutter war zweifelnd, doch sie fragte nicht weiter nach.

"Der ist hinüber", stellte sie schließlich fest und Maike seufzte enttäuscht.

"Schade, dann muss ich mir wohl doch noch einen Neuen besorgen."

"Vielleicht habe ich auch noch einen von früher", überlegte Caroline laut. "Ich hatte nicht so einen Verschleiß wie du." Sie zwinkerte ihrer Tochter zu, welche ihr als Antwort die Zunge rausstreckte.

Tatsächlich fand sie noch einen der Maike gut passen dürfte - und der glücklicherweise farblich auch noch zu ihrer Maske passte.

"Danke, Mama", freute sich die Koordinatorin und umarmte sie glücklich. "Du bist meine Rettung!"

Fröhlich ging die Koordinatorin wieder in den Garten zu ihren Freunden und wurde sogleich von Kainu abgepasst.

"Du sag mal, Maike", begann sie und sah sich verstohlen um. "War dir gestern wirklich schlecht?"

"... was? Äh. Ja. Warum fragst du?"

Ihre rothaarige Freundin lächelte verschmitzt. "Naja, ich dachte, dass das vielleicht nur ein Vorwand von euch Beiden war, damit ihr mal ein bisschen allein sein könnt." Sie zwinkerte der Koordinatorin zu und diese lief hochrot an.

"Quatsch, so ein Blödsinn! So war das ganz sicher nicht!"

Die Jüngere grinste und amüsierte sich offenbar prächtig. "Also Aiden hat erzählt, dass Drew heute morgen ungewöhnlich gut drauf war", plauderte sie aus dem Nähkästchen. "Wollte ihm nicht sagen warum, der Gute, doch Aiden ist sich sicher dass es mit dir zu tun hat."

"Schön dass Aiden sich da so sicher ist", murrte Maike. Gerne hätte sie ihrer Freundin einfach die ganze Geschichte erzählt, doch ihr war ihre Panikattacke nach wie vor sehr peinlich, daher hielt sie lieber stur an der Übelkeit-Geschichte fest. "Ich kann dir versichern dass da nichts passiert ist." Ihren Eltern sei dank, dachte sie resigniert, und für einen Augenblick kribbelte es wieder in ihrem Bauch, als sie sich erinnerte. Sie konnte noch immer nicht recht glauben was da beinahe passiert war und war fast überzeugt, dass sie sich das eingebildet haben musste. Vielleicht hatte sie sich ja gestern irgendwo den Kopf angeschlagen, während sie voller Panik in der Gasse herum gekrochen war. Das wäre auch die ideale Erklärung für die dicke Beule auf ihrer Stirn.

Es erklärte allerdings keineswegs die Beule auf Drews Stirn. Vielleicht war es ja doch tatsächlich passiert. Ganz bestimmt würde sie das in den nächsten Tagen herausfinden.

Kainu wirkte derweil nicht sehr überzeugt, aber sie gab sich vorerst geschlagen.

"Wenn ihr zwei es nicht bald auf die Reihe bekommt helfe ich höchstpersönlich nach", schimpfte sie zum Abschluss bloß noch und Maike lachte.

"Na das will ich sehen. Kainu, die Kupplerin."

"Wen soll Kainu verkuppeln?", fragte Aiden, der gerade wie aus dem Nichts hinter Maike aufgetaucht war. Sie zuckte zusammen und fluchte lautstark.

"Verdammt, Aiden! Erst meine Mutter und jetzt du! Schleicht euch doch nicht alle so an, irgendwann kriege ich euretwegen noch einen Herzinfarkt!"

Der Koordinator hob beschwichtigend die Hände. "Sorry, Liebes, aber was können wir schon dafür dass du so schwerhörig bist?"

Maike sah ihn noch einen Augenblick böse an, lachte dann aber. Immerhin hatte ihn das von seiner ursprünglichen Frage abgelenkt.

"So Leute, was meint ihr, wollen wir vor dem Umzug noch ein wenig durch die Stadt schlendern?", schlug sie vor, da sie Aiden die Langeweile richtig ansehen kommte. Dieser nickte begeistert und auch Kainu stimmte zu.

"Ich sag den Anderen Bescheid", meinte sie und war schon weg.

Mit einem Lächeln blickte Maike hinter ihrer Freundin her. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass sie alle bereits morgen wieder abreisen würden - bisher hatte sie die Gedanken daran gut beiseite schieben können. Es würde wieder sehr still werden in ihrem Elternhaus, und noch viel stiller wenn sie selbst bald wieder auf die Reise ging.

Aber das war nicht der passende Zeitpunkt, um bereits an den bevorstehenden Abschied zu denken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kijairi
2017-05-25T00:56:28+00:00 25.05.2017 02:56
Maike erinnert mich immer ein wenig an jemanden den ich kenne. Sie ist auch sehr schreckhaft und erschreckt sich, auch wenn die Leute sich nicht anschleichen. Dieses Kapitel war gut geschrieben. Ein typisches Pufferkapitel, aber trotzdem sehr gut. Vor allem die Stelle mit Norman hat mir gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass sein musternder Blick sehr kritisch gewesen ist :D

PS: Ich bin bald wieder zum chatten da, bei mir hat sich jetzt wieder das Meiste beruhigt ;)
Antwort von:  Auraya
25.05.2017 21:43
Hihi echt? Das ist super :D mich erinnert sie manchmal an mich selbst... ich bin zwar nicht so eine Frohnatur, aber manchmal glaube ich dass ich beim schreiben ganz unbewusst Charakterzüge von mir mit einfließen lasse >_<
Und hab vielen lieben Dank! <3
Das schreiben wird erst nächste Woche wieder was :O ich bin ab morgen das ganze we weg. Aber freut mich dass es sich bei dir beruhigt hat :)


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