Contest Trouble von Auraya ================================================================================ Kapitel 8: Wenn das Ende nicht das Ende ist ------------------------------------------- Als Maike beim Arzt ankam, war Misty bereits im Behandlungszimmer. Ash saß draußen im Wartezimmer und blickte auf, als seine alte Freundin den Raum betrat. Er lächelte, etwas müde vor Erschöpfung. "Hey. Wie erwartet, fast genauso schnell wie wir." Mit einem Ächzen ließ sie sich neben ihn auf den Stuhl fallen. "Ach, eigentlich müsste ich gar nicht hier sein", gab sie zu bedenken. "Das sind nur ein paar Schrammen und Kratzer. Das kommt von allein wieder in Ordnung." "Mag sein, aber sicher ist sicher. Außerdem hat Misty etwas von Elektroschocks gesagt. Da ist es nicht verkehrt, wenn du dich mal durchchecken lässt." Bei dem Gedanken an die Schocks wurde es Maike ganz flau im Magen. Daher schob sie diese Erinnerung schnell wieder beiseite und wechselte hastig das Thema. "Also, Ash", begann sie, "du und Misty, ja?" Der schwarzhaarige Trainer errötete leicht und grinste. "Tja, ich schätze es nützt nichts mehr, das zu leugnen." Maike lachte. "Nein, definitiv nicht. Aber warum solltest du auch?" "Ach, ich habe es ihr echt nicht leicht gemacht", entgegnete er seufzend. "Ich bin mir nicht sicher, ob sie das überhaupt noch will. Früher, ja, da hätte sie gewollt. Das weiß ich. Aber es ist viel Zeit vergangen." Freundschaftlich boxte die Koordinatorin ihm gegen die Schulter. "Glaub mir, sie will." Er sah sie prüfend an. "So? Hat sie das gesagt?" "Verrate ich dir nicht", erwiderte sie und streckte ihm die Zunge raus. "Nennen wir es einfach weibliche Intuition." Sein Blick schien in die Ferne zu schweifen. Fragend sah sie ihn an. "Manchmal lasse ich all die Jahre Revue passieren", erzählte er ihr. "Von Anfang an. Wie ich Pikachu und Misty kennengelernt habe." Sein Pikachu sah ihn voller Zuneigung an. "Und natürlich Rocko. Und dich, Maike. Und Max, Lucia, Citro. Ach, ich habe so unglaublich viele Menschen auf meiner Reise kennengelernt, so viele Freunde gefunden. Du glaubst nicht, was für Vorwürfe ich mir mache, weil ihr das wegen mir durchmachen musstet." "Ash, jetzt mach dich nicht selbst fertig. Du kannst nichts dafür, dass solche Verrückten wie Tormund existieren." "Trotzdem." Er ballte seine Hände zu Fäusten. "Ich hätte es ahnen, es verhindern müssen." Maike seufzte. "Hör auf damit, Ash. Ich bitte dich." Es dauerte noch einen kurzen Moment, bis sich der Trainer wieder zu fangen schien. Dann lächelte er sie an. "Du hast Recht. Ich mache es in Zukunft einfach besser." "Gute Einstellung", lobte sie ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Schließlich öffnete sich die Tür zum Behandlungsraum und der Arzt kam hinaus. Er sah Ash zufrieden an und ging auf ihn zu. "Deiner Freundin geht es soweit gut, es ist nichts Ernstes. Allerdings muss sie ein paar Tage hier bleiben und sich ausruhen." Ash wirkte sehr erleichtert und nickte. "Danke, Herr Doktor. Dann bleibe ich auch hier." "Das wird sie gewiss freuen. Nun zu dir, dich habe ich bereits erwartet. Du bist Maike, richtig?" Die Koordinatorin nickte und stand auf. "Gut", fuhr er fort, "Dann folge mir doch bitte in das andere Behandlungszimmer." Er checkte sie durch und konnte sie auch gleich wieder entlassen. Es ging ihr so weit wirklich ganz gut. Das Einzige was sie brauchte war Ruhe, ebenso wie Misty, damit sie schnell wieder topfit war. Der Rest würde mit der Zeit von ganz alleine heilen. Einzig eine Salbe für die Wunden gab er ihr mit. Sie bedankte sich höflich und spähte noch einmal durch die Tür von Mistys Zimmer. Sie schien zu schlafen, und Ash hielt ihre Hand. Er hatte Maike noch nicht bemerkt, also schloss sie ganz leise wieder die Tür und verließ das Gebäude. Ihre beiden Freunde hatten sich etwas Zeit zu zweit verdient. Nun würde sie sich auf schnellstem Wege zu einem Pokémon Center begeben. Lohgock ging es dank ihrer oberflächlichen Behandlung zwar schon etwas besser, aber Schwester Joy musste es trotzdem unbedingt untersuchen. Es hatte wesentlich mehr einstecken müssen als sie selbst. Als sie das Pokémon Center betrat wurde sie sogleich von Kainu entdeckt. Die junge Trainerin stieß einen freudigen Jubelschrei aus und fiel der Koordinatorin um den Hals. "Huch", meinte diese lachend, "ich hätte nicht gedacht, dass du dich so sehr freust mich zu sehen." Etwas verlegen ließ die Rothaarige sie wieder los. "Tut mir Leid", stammelte sie, "ich bin bloß fast verrückt geworden vor Sorge. Bist du in Ordnung? Ich hoffe, er hat dir nichts schlimmes angetan." Maike winkte ab. "Ach, nein, es ist alles in Ordnung." Gemeinsam brachten sie ihre Pokémon zu Schwester Joy. Diese verschwand sofort mit ihnen im Behandlungsraum, und in dem Moment kam Alicia um die Ecke. "Maike! Wie schön, dich zu sehen! Bist du in Ordnung?" Sie lächelte die junge Frau freundlich an. "Es geht mir gut, danke. Lieb dass du fragst." "Oh", begann sie verwundert, "ist das nicht Drews Jacke?" Maike sah an sich herab. In der Tat, sie hatte schon wieder vergessen sie ihm zurückzugeben. "Äh, ja, er hat sie mir vorhin gegeben." "Geht es ihm auch gut?" Die Augen seiner Freundin waren voller Sorge. "Ja, er sollte auch gleich mit Aiden kommen", sprach die Koordinatorin. "Mach dir keine Gedanken. Er war großartig." "Das kann ich mir gut vorstellen." Sie ging einen Schritt auf Maike zu. "Du willst dich sicher gleich ausruhen. Wenn du magst kannst du mir seine Jacke geben. Dann gebe ich sie ihm zurück." Maike sah sie an und zog Drews Jacke kaum merklich fester an sich. "Danke, nett von dir, aber ich möchte sowieso noch auf Schwester Joy warten." Kainu sah zwischen den beiden Frauen hin und her. Wenn sie es nicht besser wüsste, dann hätte sie meinen können, dass sie dort eine gewisse Anspannung spüren konnte. Aber immerhin lächelten sich die Beiden gegenseitig äußerst freundlich an. Alicia nahm es hin und gemeinsam setzten sie sich auf eine Couch. "Du solltest vielleicht deine Familie anrufen", bemerkte Kainu. "Sie sind sicher außer sich vor Sorge." "Oh, verdammt, du hast Recht!", stellte Maike entsetzt fest und sprang auf, nur um im nächsten Moment zu fluchen, weil ihr Fuß noch immer ziemlich schmerzte. Ihre Eltern waren überglücklich von ihr zu hören. Sie hatten sich sehr um ihre Tochter gesorgt, ihr Vater war schon drauf und dran gewesen, selbst nach Deranus City zu reisen. Auch Max war da. "Du meine Güte", murmelte Maike. "Bist du riesig." Sie hatte ihren kleinen Bruder seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen, da sie nun beide unterwegs waren. Max grinste. "Jep. Sicher schon einen guten Kopf größer als du." Dann wurde er wieder ernst. "Ich bin froh, dass es dir gut geht." Sie beendeten ein paar Minuten später das Gespräch, nachdem sie sich noch eine Menge Genesungswünsche und Tipps zur Selbstverteidigung von ihrem Vater angehört hatte. Zufrieden kehrte sie zu Alicia und Kainu zurück und ließ sich mit einem Seufzen wieder auf die Couch fallen. Als es schließlich anfing zu dämmern brachte Schwester Joy ihr ihre Pokémon zurück. "Lohgock muss sich noch ein paar Tage schonen, dann steht einer schnellen Genesung nichts im Wege." "Danke, Schwester Joy!" Glücklich nahm sie ihre Pokebälle entgegen. Die Tür vom Pokémon Center öffnete sich in diesem Moment, und Drew und Aiden betraten den Raum. Alicia sprang sofort auf und fiel Drew um den Hals, um ihn kurz danach noch äußerst leidenschaftlich zu küssen. "Ich bin so froh dass du wieder da bist", flüsterte sie ihm ins Ohr. Der grünhaarige Koordinator schien von dieser stürmischen Begrüßung etwas überrumpelt, doch er musste grinsen als er sah, wie Maike die ganze Szene mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete. Sie schnaufte. Jetzt erfreute er sich also auch noch an ihrer Reaktion. Klasse. Aiden ging auf sie zu und umarmte sie, um sie kurz darauf hochzuheben und überschwänglich durch die Luft zu wirbeln. Maike protestierte lachend und er ließ sie wieder herunter. Dann widmete sich der Koordinator Kainu. Maike, die das natürlich genau im Auge hatte, zog lächelnd eine Augenbraue in die Höhe. Offenbar hatte hier in diesem Raum gerade jeder mehr Glück in der Liebe als sie selbst. Doch das kümmerte sie im Moment wenig. Eigentlich war sie bloß froh, dass sie es alle in einem Stück aus Tormunds Versteck raus geschafft hatten. Sie unterdrückte einen tiefen Seufzer und ging zu Alicia und Drew. "Was sagt der Arzt?", fragte ihr Rivale sie. "Alles in Ordnung, ich brauche bloß etwas Ruhe." Dann zog sie Drews Jacke aus und reichte sie ihm. Alicia, die jetzt erst die große Menge an Blessuren an ihren Armen sah, sog scharf die Luft ein. "Danke noch mal für die Jacke. Keine Sorge. Demnächst kaufe ich mir selbst eine." Drew nahm ihr die Jacke ab und lächelte etwas wehmütig. "Schade irgendwie. Dann hast du ja gar keinen Grund mehr, dich zu verabschieden, wenn du wieder überstürzt die Stadt verlässt." Alicia runzelte die Stirn und sah zwischen den Beiden hin und her. Offenbar hörte sie davon gerade das erste Mal etwas. Maike lachte, um die unangenehme Situation etwas zu entschärfen. "Naja, wie auch immer. Ich lege mich mal hin. Wir sehen uns morgen." In ihrem Zimmer angekommen konnte sie jedoch einfach nicht schlafen. Ihre Gedanken kreisten unentwegt um die letzten Tage. Wenn sie ehrlich war, so hatte sie einfach Angst. Das Allein sein gefiel ihr im Moment gar nicht. Eine Weile war sie hin und her gerissen gewesen, ob sie bei einem ihrer Freunde klopfte. Aber Drew fiel da schon mal raus - was würde Alicia denken? Und Aiden, den wollte sie eigentlich auch nicht nerven. Sie seufzte und raufte sich die Haare. Irgendwann beschloss sie doch, bei Aiden zu klopfen. Es war bereits nach Mitternacht und sie hoffte, dass er mit etwas Glück noch wach war und sie ihn nicht aus dem Schlaf riss. Die Tür öffnete sich und ein schlaftrunkener Aiden sah sie irritiert an. "Maike?", fragte er verwirrt und unterdrückte ein Gähnen. "Was ist denn los? Geht es dir nicht gut?" DIe Koordinatorin schüttelte leicht den Kopf. "Ich... Ich kann einfach nicht schlafen, und ich habe irgendwie... Angst. Tut mir Leid dass ich dich geweckt habe." "Hey, Blödsinn, du kannst mich jederzeit wecken wenn irgendetwas ist", beruhigte er sie und umarmte sie. "So, jetzt komm erst mal rein." Sie war so dankbar, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Ein Schluchzen unterdrückend folgte sie ihm und schloss die Tür hinter sich. Maike setzte sich auf sein Bett und wickelte sich in seine Decke, während er ihr einen Tee machte. Sie war vorher noch nie in einem seiner Zimmer gewesen und war etwas überrascht wie aufgeräumt und ordentlich es war. Bei Aiden hätte sie etwas ganz anderes erwartet, warum auch immer. "Wir haben heute Donnerstag, richtig?", fragte sie ihn, um die Stille zu durchbrechen. "Naja, genau genommen ist seit ein paar Minuten Freitag", antwortete er grinsend. Sie lächelte. Da hatte er Recht, es war ja schon nach zwölf. "Also fängt morgen der Wettbewerb an." "Richtig", meinte er mit einem Nicken. "Du wirst sicher nicht teilnehmen, oder?" "Nein, wir müssen uns erst mal alle von den Ereignissen erholen. Aber ich schaue euch natürlich zu und feuer euch an." "Uns?" Er grinste. "Ja, natürlich. Dich und deine Pokémon, ebenso wie Drew und seine Pokémon." Mit dem Tee in der Hand setzte er sich neben seine Rivalin und reichte ihr die Tasse. Dankbar nahm sie diese entgegen. "Du bist echt der Beste, Aiden, weißt du das?" "Selbstverständlich." Er zwinkerte ihr zu. So unterhielten sie sich noch eine ganze Weile, bis Maike schließlich einnickte, in Aidens Decke eingewickelt und mit dem Kopf gegen die Wand gelehnt. Der Koordinator sah seine Freundin an und lächelte. Endlich konnte sie sich etwas ausruhen. Das war es wert, auch wenn er selbst wohl die ganze Nacht nicht würde schlafen können. Wo auch, das Bett war schließlich besetzt. Obwohl er sich mittlerweile keinerlei Hoffnungen mehr machte, was sie betraf, so musste er dennoch feststellen, dass ihm ganz warm ums Herz wurde wenn er sie so sah. Aber das war keine Verliebtheit mehr. Sie war ihm einfach nur unheimlich wichtig als Freundin. Einige Stunden lang beschäftigte er sich mit einem Buch, bis Maike schließlich aus einem Alptraum aufwachte. Sofort eilte er hinüber zu ihr. Sie keuchte, hatte die Augen weit aufgerissen und schien nicht zu wissen wo sie war. "Hey, Maike, ganz ruhig, es ist alles gut!", redete Aiden beruhigend auf sie ein. "Das war bloß ein Traum. Du bist bei mir. In Sicherheit." Ihr Blick wurde langsam klarer und sie sah ihn verwirrt an. "Oh Gott. Das war so real." Tränen traten ihr in die Augen und sie ließ den Kopf hängen. Aiden setzte sich neben sie und legte beruhigend einen Arm um ihre Schultern. Es war ungewohnt, sie so verletzlich zu sehen. Was Maike immer ausgezeichnet hatte war ihr fröhlicher und energischer Charakter. Doch nach dem was sie durchgemacht hatte würde es sicher eine Weile dauern, bis sie wieder ganz sie selbst war. Müde lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und schlief so schließlich irgendwann wieder ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)