Fremder unter Fremden von Flordelis ================================================================================ All of the other reindeer ------------------------- Kris war schon immer ein Außenseiter gewesen. Von seinen Eltern bereits als Baby einfach irgendwo abgelegt worden, war er den Großteil seiner Kindheit im Waisenhaus gewesen, wo ihn die anderen Kinder stets ausgeschlossen und auch geärgert hatten. Nichts ernstes, höchstens mal ein umgekipptes Glas Saft auf seine Bücher, was hauptsächlich wegen den ruinierten Seiten ärgerlich gewesen war. Als er dann von Tasker aus dem Waisenhaus geholt und in diese außergewöhnliche Schule gebracht worden war, hatte er gedacht, das würde sich ändern – aber das war nicht geschehen. Selbst umrundet von all diesen Personen mit den ungewöhnlichen Geschichten, war er stets außen vor geblieben. Keiner von vielen, sondern einer außerhalb der anderen. Aber entgegen aller Erwartungen hatte ihn das nicht gestört. Aufgrund der Ironie des Schicksals war es seiner emotionalen Teilnahmslosigkeit zu verdanken, dass er stets ausgeschlossen und als seltsam erachtet wurde – und dass es ihm gleichzeitig vollkommen egal war. Er fühlte keine Emotionen darüber, dass seine Eltern ihn verließen, bevor er sie kennen lernte, nicht darüber, dass er keine Freunde hatte. Er war leer. Er war ein weißes Blatt Papier, das keinerlei Geschichte auf sich schreiben ließ. Vermutlich schickte man ihn genau deswegen so gern zu Missionen, in denen er mit fremden Menschen zusammenarbeiten musste, wie etwa auch dieses Mal. Wenn er aus dem Fenster sah, kam es ihm vor als sei er ans Ende der Welt geschickt worden. Aber eigentlich war es nur Alaska. So weit seine Augen reichten, entdeckte er nur Schnee und Nadelbäume, die wohl verschiedener Art sein dürften, ihn aber nicht weiter interessierten. Er fragte sich eher, weswegen jemand hier draußen eine Lodge baute – und weswegen wirklich jemand herkam, um seinen Urlaub hier zu verbringen. Selbst im Haus spürte er feinste Schwingungen eines Portals, das unweltlichen Wesen erlaubte, hier einzudringen, und genau darum war er hier. Irgendwo da draußen existierte dieses Portal, er musste es nur finden und schließen. Als er Schritte hinter sich hörte, wandte er sich vom Fenster ab. Nun, eigentlich war es weniger ein Fenster als mehr eine verglaste Wand. Die Scheiben endeten in einer solchen Höhe, dass es mit Sicherheit Leitern brauchte, damit man sie säubern konnte. Glücklicherweise war das nicht sein Problem. Die Gruppe, die gerade auf ihn zukam, war bereits hier gewesen, als er angekommen war. Ihre roten Jacken mit den Emblemen verrieten, dass sie College-Studenten waren, vermutlich verbrachten sie hier ihre Winterferien – oder sie gingen ihren Pflichten aus den Weg. Kris kannte sich nicht den Ferienzeiten der Colleges aus. Es waren vier junge Männer, die sich gerade die Ski-Ausrüstung abstreiften, gefolgt von drei ebenso jungen Frauen, die sich lachend über die Missgeschicke eines ihrer Mitglieder unterhielten. Als ihr Blicke auf Kris fielen, erstarrten sie alle sofort und verstummten. Das Schweigen dehnte sich ein wenig zu lang für seinen Geschmack, deswegen beschloss Kris, es zu durchbrechen: „Hey.“ Seine Stimme übertönte kaum das Prasseln des Feuers im nahen Kamin an der Stirnseite des Wohnzimmers. Dennoch war er gehört worden, einer von ihnen – der eher kleine Brillenträger mit dem spitzen Gesicht und dem kurzen braunen Haar, Randy – lächelte nervös. „Hey, Mann. Was ist los? Brauchst du was?“ Seiner Familie gehörte die Lodge, wenn Kris sich nicht irrte, deswegen fühlte er sich wohl verantwortlich. Aber er atmete merkbar auf, als Kris mit dem Kopf schüttelte. „Ich wollte nur einen Blick aus diesem Fenster werfen.“ Auch wenn er so nichts entdeckt hatte. Aber den Versuch war es wert gewesen. „Okay, cool.“ Die Gruppe stand noch einen Moment nervös da, bis Randy sich schließlich überwand und an ihm vorbeiging, um zu den Sofas zu kommen, die vor dem Kamin standen. Die anderen folgten ihm hastig, darauf bedacht, nicht zu viel Zeit allein in Kris' Blickfeld zu verbringen. Er kümmerte sich nicht mehr um die Gruppe und strebte wieder in Richtung des Zimmers, das ihm zugewiesen worden war. Die Lodge hatte einmal als Hotel gedient, bevor sie in den Privatbesitz übergegangen war, deswegen gab es genügend Räume. Die Lampe im Inneren erwachte flimmernd zum Leben, aber der dunkle Schrank raubte dem Zimmer sofort wieder einiges an der entstandenen Helligkeit. Die beiden Betten daneben waren gemacht und mit weißen Bezügen bestückt worden, Kris plante aber nicht, auch nur eines davon zu benutzen. Sein Ziel war es, diese Aufgabe abzuschließen, bevor es dunkel wurde, deswegen setzte er sich an den Tisch, auf dem er bereits eine Karte der Umgebung ausgebreitet hatte. Durch Taskers Angaben hatte er bereits einige Markierungen vornehmen können – hauptsächlich, wo er nicht suchen müsste –, deswegen hätte er eigentlich hinausgehen und suchen können, aber es war ihm doch ein wenig zu kalt, um auf gut Glück nach irgendetwas zu suchen. Deswegen wollte er den genauen Aufenthaltsort des Portals so genau wie möglich eingrenzen. Dafür nutzte er ein Programm, das auf seinem Tablet lief und beständig allerlei Daten sammelte und auswertete. Nun, wer genau diese Daten sammelte, wusste er nicht, und es interessierte ihn auch nicht weiter, es kam ihm nur darauf an, dass dieses Programm seine Arbeit erleichterte, besonders an diesem Ort. Es konnte ihm nicht genau sagen, wo das Portal war, aber schränkte den Bereich doch sehr ein, indem es ungefährliche Gebiete anzeigte. „Dann wollen wir mal“, murmelte er, als er die Angaben des Programms auf die Karte zu übertragen begann. Es ging bereits auf den Abend zu, als er erkannte, dass er an diesem Tag nicht mehr hinausgehen könnte. Nachts dürften die Temperaturen so weit absinken, dass er Gefahr lief, zu erfrieren, ehe er das Portal finden könnte. Er hob den Blick von der Karte, die inzwischen mit allerlei Markierungen und Notizen versehen war. Ungeduldig wischte er sich einige schwarze Strähnen aus der Stirn, wobei ihm der Schweiß darauf auffiel. Ich sollte etwas trinken. Da er nur selten daran dachte, hatte er nichts hier im Zimmer, also müsste er wieder in den Hauptraum gehen, wo ein kleiner Kühlschrank mit Getränken stand. Randy hatte ihm erlaubt, sich zu nehmen, was er wollte, solange er das mit Verstand tat – was immer das auch bedeuten sollte. Der rote Teppich, der im ganzen Gang ausgelegt war, schluckte Kris' Schritte auf dem Weg zum Hauptraum, weswegen er auch problemlos die Stimmen hören konnte, die von dort kamen und langsam klarer wurden. Aber er lauschte erst wirklich, als er plötzlich hörte, wie eine der Frauen, mit einer süßlich klingenden Stimme, vorschlug, ihn zum Abendessen einzuladen.“ „Ich denke nicht, dass wir das tun sollten“, murrte einer der Männer. „Ich kenne zig Horrorfilme, die so anfangen könnten.“ „Sind das nicht normalerweise Killer, die nur heimlich da sind?“, fragte eine der Frauen. „Nicht immer“, schaltete sich noch ein Mann ein. „Seid doch nicht so gemein.“ Wieder die Frau mit der süßlichen Stimme. „Er hat sich hier nur verlaufen.“ Ein spöttisches Lachen von dem dritten Mann folgte. „Du bist so naiv, Lynn. Hast du auf dem Weg hierher irgendwelche Wanderwege gesehen? Oder gesehen, wie er gekleidet ist? Ich wette, der Kerl hat sich hier drinnen versteckt gehalten und will uns jetzt nur in Sicherheit wiegen.“ „Das glaube ich nicht.“ Es klang, als ob Lynn wirklich ein guter Mensch war. Kris machte sich ein wenig Sorgen, dass jemand diese Gutmütigkeit einmal ausnützen könnte – was bei ihm eigentlich hauptsächlich bedeutete, dass er den Gedanken überhaupt hegte, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick. „Was auch immer“, sagte der erste Mann. „Randy, du hast ihn eingeladen, du solltest ihn auch wieder rauswerfen.“ „Bist du verrückt?“ Die tiefe Stimme ließ ihn erst an die Anwesenheit eines weiteren Mannes denken, aber eigentlich war es in Wahrheit eine Frau. „Wenn du ihn hinauswirfst, bringt er uns wirklich noch um.“ Obwohl sie über ihn redeten, schwand Kris' Interesse an der Unterhaltung wieder, dafür erinnerte er sich, dass er zum Trinken hergekommen war. Deswegen setzte er seinen Weg zum Kühlschrank fort, darauf bedacht, so unauffällig wie möglich zu bleiben, um die Diskussion nicht zu stören. Er hatte gerade den Tresen erreicht, als er hörte, wie einer der Versammelten erschrocken einatmete. Sofort herrschte wieder Stille, abgesehen von dem knisternden Kaminfeuer. Er spürte Blicke auf sich. Aber davon ließ er sich nicht abhalten, trat an den Kühlschrank und nahm sich eine kleine Flasche Mineralwasser heraus, nachdem er sichergestellt hatte, dass es noch genügend andere gab. Erst nachdem er einen Schluck getrunken hatte, begegnete er den furchterfüllten Blicken mit einem eigenen, desinteressierten. „Gibt es ein Problem?“ Eine Frau mit lockigem rot-braunen Haar, dunklen Augen und einer Stupsnase, die sie wesentlich jünger aussehen ließ, gab einen unbestimmten Ton von sich, der ihm verriet, dass es sich bei ihr um Lynn handelte. Ihre Stimme passte wirklich zu ihrem Äußeren. Die Gruppe tauschte Blicke miteinander, teilte sich in kleinere Allianzen auf. Als sie dann wieder zu ihm sahen, entdeckte er in Lynns Augen Mitleid, in Randys eine Bitte um Entschuldigung, die der anderen schienen aber geschlossen gegen ihn zu sein. Doch bevor jemand von ihnen die Aufforderung, dass er gehen sollte, wiederholen konnte, war ein Klopfen an der Vordertür zu hören. Jeder aus der Gruppe spannte schlagartig seinen Körper an, nur Kris blieb vollkommen gelassen. Das Klopfen erklang erneut, so dass er es ein wenig besser analysieren konnte. Es klang nicht so koordiniert wie man es von einem Menschen erwartete, gleichzeitig schien es mit wesentlich mehr Gewalt als notwendig ausgeführt zu werden. Als es das dritte Mal erklang, war Kris überzeugt, dass der Ursprung nicht menschlich war. Dieses Mal hörte es sich nicht mehr danach an, als wäre es an der Tür erfolgt, sondern an der Wand daneben, was kein normal denkender Mensch täte. Ein Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit wieder zu der College-Gruppe zurück. Sie standen nun zusammengedrängt da, wie verängstigte Tiere. Lediglich der größte von ihnen – wenn Kris sich nicht irrte, war sein Name Bill – hatte den Schürhaken an sich genommen und deutete damit nun auf ihn. „Kommen jetzt deine Kumpels, um uns zu töten?“ Kris blinzelte einmal. „Welchen Sinn hätte das?“ Wenn er darüber nachdachte, dürfte es einfach sein, hier draußen jemanden zu töten, ohne irgendwelche Tricks anzuwenden. Es war nicht einmal notwendig, die Tat wirklich zu vollenden, es genügte, jemanden schwer zu verletzen. Mögliche Hilfskräfte wären niemals rechtzeitig hier, um den Verletzten zu retten. College-Leute mussten wirklich viel Langeweile in ihrem Leben haben, wenn sie sich an solchen Geschichten ergötzen konnten. „Vielleicht sind es auch Zombies“, murmelte einer von ihnen. Kris wollte vorschlagen, dass er nachsehen ging, da die Gruppe ganz offensichtlich zu ängstlich dafür war, aber gleichzeitig kam ihm der Gedanke, dass sie ihn dann erst recht verdächtigen könnten. Das würde aber seine Mission gefährden, also schwieg er. Das vierte Klopfen ließ alle zusammenzucken – außer Kris. Bills Arm mit dem Schürhaken zitterte. „Hey! Sieh du nach, was da ist, verstanden?!“ Er gab sich Mühe, nicht ängstlich zu klingen, versagte dabei aber vollkommen. Dennoch wies Kris ihn nicht darauf hin, sondern nickte. Es passte mit seinem Plan zusammen, also warum nicht? „Ich kümmere mich darum.“ Mit diesen Worten ging er den Gang hinunter, der zum Eingang führte. Hier gab es keine Fenster, deswegen erhellten nur gelbe Lichter den kurzen Weg. Er fragte sich, ob man diese Situation als gruselig einordnete, als der fünfte Schlag ertönte. Sicherheitshalber zog er eine Pistole aus einem Halfter an seinem Gürtel. Es war nur die kleine Version, die großen Kaliber befanden sich in der Sporttasche auf seinem Zimmer – aber wenn er Glück hatte, war dieses Wesen derart harmlos, dass die kleine Waffe ausreichte. Langsam öffnete er die Tür, ein eiskalter Schwall Luft traf herein und ließ ihn frösteln, aber er sah dennoch durch einen Spalt hinaus. Abgesehen von dem Schnee, der im Dunkeln leicht bläulich schien, und den Bäumen in der Entfernung, konnte er nichts sehen. Aber das Klopfen erklang noch einmal. Kris öffnete die Tür noch weiter, eine Gänsehaut bildete sich auf seinem Körper, dann trat er hinaus. Sein Blick schweifte weiter aufmerksam umher – ehe er rechts an der Häuserfront etwas entdeckte. Es war ein Tier, das wie ein Hirsch anmutete, das grau-braune Fell war mit ein wenig Schnee bedeckt. Es hielt den Kopf gesenkt, um die Gräser zu erreichen, die direkt am Fundament hervorwuchsen und nicht von Schnee bedeckt waren. Wann immer es an einen neuen Flecken Gras kam, traf das prächtige Geweih auf die Außenwand, was dieses Klopfen verursachte. Als er sich dem Tier – es musste ein Rentier sein, wenn er sich richtig an seinen Unterricht erinnerte – näherte, hob es den Kopf. Noch immer träge kauend blickte es ihn aus dunklen Augen an, es sah nicht im Mindesten gefährlich aus. „Bist du ein Dämon?“, fragte Kris leise. Das Rentier antwortete ihm nicht, stattdessen senkte es wieder den Kopf und aß weiter. Aber vielleicht war das auch nur eine Tarnung, um ihn unvorbereitet zu erwischen. Nein, er durfte kein Risiko eingehen. Also hob er die Pistole und deutete damit auf den Kopf des unbeteiligten Rentiers. Er betätigte den Abzug. Aber nichts geschah. Ein leises Klicken erklang, das ihm verriet, dass es sich bei diesem Tier wirklich nur um ein solches handelte. Ein einfaches, harmloses Rentier. Die Waffen der Organisation funktionierten nach dem Prinzip, dass sie negative Energie, wie sie in den gejagten Dämonen vorkam, zersetzte. Damit waren sie vollkommen ungefährlich für alle anderen Lebewesen, inklusive Menschen. „Du solltest dich lieber nicht so nah am Haus herumtreiben“, sagte er zu dem Rentier und steckte die Waffe wieder ein. „Du machst den anderen Angst.“ Doch natürlich hörte es gar nicht auf ihn. Es verstand ihn nicht einmal. Dann blieb ihm also nur, den anderen zu erzählen, worum es sich bei diesem Klopfen handelte. Hoffentlich beruhigten sie sich dann, sonst warfen sie ihn doch noch hinaus. So, wie er gerade zitterte, konnte er sich nicht vorstellen, dass er es lange bei einer Suche aushielt. Er kehrte wieder zur Tür zurück und entdeckte dort einen gelockten Kopf, der einen Blick hinauswarf. Es war Lynn. „Alles in Ordnung?“, fragte sie, als er näherkam. „Ja. Das Klopfen wird nur von einem Tier verursacht.“ Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter. Lynn stellte sich auf die Zehenspitzen, um hinter ihn sehen zu können. Ihre Augen leuchteten auf, als sie das Rentier erblickte. „Oh, ein Karibu!“ Er blinzelte mehrmals. „Ein was?“ Mit schnellen Schritten ging sie an ihm vorbei. Sie tätschelte das Rentier, das nicht einmal den Blick hob. Es musste Menschen gewöhnt sein – oder es wusste, dass sie keine Gefahr darstellten. „So nennt man diese Tiere hier“, antwortete sie ihm. „Es ist schon eine Weile her, seit ich eines gesehen habe.“ Nach und nach kamen bis auf Bill auch die anderen Mitglieder der Gruppe dazu und scharten sich um das Rentier, das sich nun der Aufmerksamkeit erfreute und zu fressen aufhörte. „Es muss von irgendwo ausgebrochen sein“, mutmaßte Randy. „In der Gegend gibt es einige Karibu-Züchter.“ Das könnte zumindest erklären, warum es derart zutraulich war. Da dieses Geheimnis gelöst war, fuhr Kris herum, damit er wieder ins Warme kam. „Wir sollten es Kari nennen“, schlug Lynn vor, wie er noch hören konnte. Kaum trat er wieder ins Warme, sah er sich mit Bill konfrontiert, diesmal ohne Schürhaken. Er zeichnete sich besonders durch sein markantes Kinn aus, auf dem sich der Schatten eines Barts befand. Dadurch sah er wesentlich erwachsener aus als die anderen, was ihn zum natürlichen Anführer der Gruppe machte. In diesem Moment sah er Kris entschlossen an. „Was gibt es?“, fragte dieser. Bills Entschlossenheit schwand ein wenig, er wandte den Blick ab. Aber nur für eine Sekunde, dann sah er ihn wieder gefestigt an. „Hey, ich wollte mich für vorhin entschuldigen.“ „Das musst du nicht. Es ist verständlich, dass man einem Fremden misstraut.“ Und es störte Kris auch nicht. Die Kälte störte ihn da wesentlich mehr. Bill runzelte die Stirn. „Mann, du bist echt unheimlich, weißt du das?“ „Das höre ich öfter.“ „Aber trotzdem war das echt cool von dir, dass du da raus bist, um nachzusehen. Nach allem, was wir gesagt haben, hättest du auch einfach einen von uns schicken können.“ Kris fragte sich, ob Bill sich wirklich bewusst war, in welcher Situation sie sich vorhin alle befunden hatten, und was hätte geschehen können, wäre es zu einer Eskalation gekommen. Menschen waren emotional gesteuerte Wesen, wie er wusste, deswegen hatte man die Situation entschärfen müssen. Und er war nun einmal der einzig verfügbare Kandidat dafür gewesen. „Wie gesagt, das ist schon in Ordnung. Wenigstens ist alles gut ausgegangen.“ Bill nickte, er wirkte etwas erleichtert. „Hey, du bleibst doch sicher auch die Nacht, oder? Dann iss doch mit uns. Wir haben eh viel zu viel Chili.“ Kris war geneigt, abzulehnen, aber er wusste dieses Friedensangebot zu schätzen, und er war sich nicht sicher, wie eine Abneigung bei seinem Gegenüber und dem Rest der Gruppe ankäme. Also wäre es vielleicht gar nicht so schlimm, ausnahmsweise einmal wirklich mit anderen zusammenzusitzen, wie ein ganz normaler Mensch. Seine Mundwinkel hoben sich ein wenig, selbst wenn es kein richtiges Lächeln wurde. „Ich würde mich wirklich sehr freuen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)