Something Worth Fighting For von SocialDistortion (»[AcexOC]«) ================================================================================ Kapitel 27: Something Like Jealousy ----------------------------------- „Du…du hast noch nie jemanden geküsst? Ist das dein Ernst?“ Eine Krankenschwester, ihr Name war Fiona, starrte sie ernsthaft entsetzt an. Aber nicht nur sie. So gut wie jede der fünf anwesenden Pflegerinnen sah aus, als hätte Nikira gerade erzählt, dass sie eigentlich Mitglied der Marine war. Die Rothaarige selbst fing an sich unter den schockierten Blicken unwohl zu fühlen. Noch dazu verstand sie nicht, was daran so schlimm war. Sie war doch erst 18 Jahre alt. Musste man in diesem Alter denn bereits jemanden geküsst haben? Deshalb hob sie unbeholfen ihre Schultern. Sie fing an zu bereuen diesem Auftrag zugestimmt zu haben. Eine Frau mit dunkelblonden Haaren legte den Kopf in den Nacken und griff sich beinahe theatralisch an die Stirn. „Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass so viel Arbeit vor uns liegt. Wann sollte sie nochmal bereit für die Mission sein?“ Sie blickte fragend in die Runde. „In vier Tagen, aber das kriegen wir schon hin. Nicht wahr, Süße?“ Nikira richtete ihre Augen auf Kelly. Sie war Anfang 30 und laut Thatch auch jene, die hier das Sagen hatte. Zaghaft nickte sie schlussendlich. Was blieb ihr auch anderes übrig? „Sehr schön.“ Begeistert schlug sie ihre Hände zusammen und setzte sich ihr gegenüber. „In erster Linie solltest du wissen, dass alle Männer tief in ihrem Inneren gleich sind. Auch wenn sie Dessinteresse vorspielen – einem schönen Frauenkörper können sie nicht widerstehen.“ „Wie recht du hast!“, pflichtete ihr Tessa bei, die mit überschlagenen Beinen auf dem Schreibtisch saß und versaut grinste. Dabei musste Nikira sich zwingen, nicht auf ihren üppigen Busen zu starren. Die Dinger waren aber auch riesig… Bei ihrer Aussage kicherten die anderen. Nur Kelly blieb ernst. „Worauf ich hinaus will ist, dass du deinen Körper einsetzen musst. Natürlich nicht zu offensichtlich, aber genug um ihn ein wenig aus der Reserve zu locken.“ Die hübsche Krankenschwester schien kurz zu überlegen und stand anschließend auf, um zu Maja zu gehen, die eher teilnahmslos ihre Nägel betrachtete. „Könntest du mir einen Gefallen tun und unserer Süßen zeigen, wie sie richtig sitzen soll?“ Die Dunkelhaarige sah auf und nickte lächelnd. Sie rutschte ein wenig auf ihrem Platz hin und her. Nikira beobachtete sie dabei eher misstrauisch. So ganz verstand sie nicht, wie ihr das bei ihrem Auftrag helfen sollte. Als Maja fertig war, sah sie die Rothaarige auffordernd an. Zuerst war sie ein wenig unsicher, doch nachdem sie sich in Erinnerung rief, dass ihr Verhalten absolut lächerlich war, straffte sie ihre Schultern und versuchte dieselbe Position einzunehmen, wie die Frau mit den schulterlangen Haaren. „Das…sieht gar nicht mal so übel aus“, meinte Kelly verblüfft. Tessa sprang von dem Schreibtisch herunter. „Stimmt. Der dezente arrogante Blick passt noch dazu sehr gut zum Gesamtbild. Ich glaube es besteht noch eine kleine Hoffnung, dass sie es nicht komplett versaut.“ Bei ihren Worten kniff Nikira ihre Augen zusammen. Diese Tessa schien nicht gerade viel Vertrauen in sie zu haben. „Ok. Üben wir deine Haltung in anderen Situation.“ Gesagt, getan. Sie übte ihren Gang und auch, wie sie flirtete ohne es offensichtlich zu zeigen. All das nur mit kleinen Gesten. Sie hätte es nicht gedacht, aber es gab verdammt viele Möglichkeiten. Sie selbst hatte noch nie einen Gedanken darüber verschwendet, wie sie mit einem Mann redete. Sie hatte es einfach getan, aber was wusste sie schon davon? Die Frauen in den knappen Kleidern überhäuften Nikira auch den restlichen Vormittag mit Tipps und Tricks, so dass sie nach dem Mittagessen mit wenig Motivation die Krankenstation aufsuchte. Einige erwarteten sie bereits. Darunter auch Kelly, die ihr mit einem Lächeln sofort ein Paar Schuhe in die Hände drückte. Etwas perplex besah sie sich die schwarzen Dinger und fragte sich, wie zum Teufel sie damit gehen sollte. Maja hatte anscheinend ihren Blick bemerkt, denn sie meinte: „Es ist eigentlich nur eine Frage der Übung. Gehe ein wenig auf und ab und schon hast du es raus.“ Nikira nickte nur. Was auch sonst? Es stellte sich heraus, dass sie absolut kein Talent besaß, wenn es um hohe Schuhe ging. Anfangs musste sie ständig mit ihren Armen das Gleichgewicht suchen, da sie oftmals wegknickte. Sie sah vermutlich total bescheuert aus und war froh, dass sich die anwesenden Pflegerinnen abfällige Kommentare verkniffen. Nur Tessa ließ ein paar gehässige Sprüche los, während dem Rest ein paar Lacher entkamen, die sie aber einfach ignorierte. Darin war sie ja mittlerweile ganz gut. Nach einiger Zeit durchquerte sie den Raum ohne großartig zu schwanken. Mit einem triumphierenden Lächeln wandte sie sich zu Kelly, die zufrieden nickte. „Gut gemacht“, lobte sie und prompt verschwand das zufriedene Gefühl. Stattdessen kam sich Nikira vor wie ein Hund, dem man gerade beigebracht hatte sich auf Kommando zu setzen. Seufzend zog sie sich die Schuhe aus und genoss den Holzboden unter ihren Fußsohlen. Ihre Füße schmerzten vom Gehen und kurz kam ihr in den Sinn, ob es dass alles wert war. Sie übte hier sinnlose Sachen, obwohl sie sich eigentlich Gedanken um ihre Zukunft machen sollte. Ihre Zeit wurde knapp, denn sie hatte noch eine Woche. Eine Woche, in der sie Ace der Marine übergeben sollte. Sie würde dennoch zurückkehren. Wie wusste sie noch nicht und auch hatte sie keine Ahnung was sie ihrem Vater erzählen sollte. Seine Drohung war mehr als klar gewesen, deshalb brauchte sie eine gute Ausrede. Oder eine falsche Information. Das würde ihr zumindest Zeit verschaffen. „Alles klar bei dir? Können wir weitermachen?“, ertönte es plötzlich von der Seite und riss Nikira aus ihren Gedanken. „Hm? Klar.“ Sie nickte nur und lauschte angestrengt Kellys Worten. „Das Wichtigste an der ganzen Sache ist die Art und Weise wie du mit diesem Unterweltidioten redest. Du musst aus deiner…Komfortzone heraus und in die Offensive gehen. Verstanden?“ Die Oberschwester sah sie eindringlich an und studierte ihre Reaktion. Diese verzog das Gesicht. Sie hatte damit gerechnet. Leider lag ihr das absolut nicht. „Thatch meinte, dass er viel mit Frauen zu tun. Das ist ein kleines Problem, denn um auch nur ansatzweise in die Nähe der Teufelsfrucht zu gelangen, musst du etwas Besonderes sein. Er muss…von dir fasziniert sein.“ Kelly runzelte die Stirn. Anscheinend überlegte sie, wie sie das am besten erreichen sollten. Tessa hingegen schnaubte abfällig und zog somit Nikiras Aufmerksamkeit auf sich. „Ich verstehe nicht, warum sie nicht jemanden von uns schicken. Dann würden wir uns dieses unnütze Geschwätz ersparen.“ Die Dunkelhaarige war von ihrem Platz auf dem Tisch gesprungen und hatte ihre Arme verschränkt. Dabei funkelte sie Kelly und auch Nikira wütend an. Die Rothaarige selbst biss ihre Kiefer fest aufeinander und ballte ihre rechte Hand zu einer Faust. Sie musste sich unheimlich zusammenreißen, um diesem Miststück nicht den Kopf einzuschlagen. Bereits den ganzen Tag schob sie abwertende Sprüche. Dabei hatte Nikira weder etwas gesagt, noch getan was dieser Zicke missfallen würde. Also was war ihr verdammtes Problem? „Tess! Reiß dich zusammen!“, zischte Kelly selbst. „Wieso? Die Göre hat doch von nichts eine Ahnung. Wie soll diese Jungfrau einen Mann für sich gewinnen, wenn sie noch nie mit jemanden geflirtet hat? Das ist unmöglich.“ Tessa hob ihr Kinn und strotzte vor Arroganz. Es war für Nikira ausschlaggebend, ihre ohnehin schon geringe Selbstbeherrschung über Bord zu werfen. Sie tat das alles hier für Thatch. Für Thatch und auch ein wenig für sich selbst, damit sie ansatzweise ihr schlechtes Gewissen bereinigte. Es half nur bedingt, aber es half. Was aber nicht dazu beitrug dieses schlechte Gewissen auszugleichen, war Zurückhaltung. Insbesondere, wenn sie jemand provozierte. Mehr als verärgert sprang Nikira auf und ging mit großen Schritten auf Tessa zu. Eine halbe Armlänge blieb sie vor ihr stehen. Sie waren nahezu gleich groß. „Diese Jungfrau wird dir gleich in den Arsch treten, wenn du nicht sofort die Klappe hältst.“ Die 18-Jährige hatte Mühe sich zu beherrschen. Aber sie tat es. Warum auch immer. „Ich habe keine Angst vor dir, Süße.“ Die Ältere grinste ihr süffisant entgegen. „Das solltest du aber“, raunte sie als Antwort. Die Überheblichkeit der Krankenschwester trieb sie bis an den Rand. „Woah! Ladies! Gibt es hier ein Problem?“ Thatch erschien plötzlich in ihrem Augenwinkel. Doch sie hatte nicht vor den Blickkontakt zu unterbrechen. „Nein!“ – „Nein!“ „Nein. Hier gibt es kein Problem.“ Nikira wollte nicht, dass sich jemand einmischte. „Tessa?“ Der Kommandant der vierten Division sah zu der Krankenschwester. „Sie hat Recht. Es gibt kein Problem.“ Falsch lächelnd wandte sie sich ab. Thatch seufzte. „Kelly? Was sagst du dazu?“ Wie als müsste er eine erwachsene Person zu Rate ziehen, ignorierte er Nikira und widmete sich der Blondine. Diese fuhr sich durch die Haare. „Tessa ist der Meinung, dass Nikira das nicht schafft und du lieber jemanden schicken sollst, der kein Training darin braucht, wie man mit einem Mann redet.“ „Verstehe.“ Er nickte. „Also damit das klar ist. Ich habe mich nicht umsonst für Nikira entschieden. Sie ist im Gegensatz zu euch nicht schutzlos ausgeliefert, falls etwas schiefgehen sollte. Sie kann sich verteidigen.“ Eindringlich sah er zu Tessa, die nur die Augen verdrehte und anschließend ihre Fingernägel betrachtete. „Pff! Als würde bei einem von uns etwas schiefgehen. Wir haben es drauf, im Gegensatz zu der da!“ Sie machte eine abfällige Handbewegung in Richtung der 18-Jährigen. Diese knirschte mit den Zähnen. Seit langer Zeit hatte sie wieder das Bedürfnis, jemanden zu schlagen. „Sei nicht so gemein, Tess. Wir wissen alle, dass du ein Profi im Flirten bist.“ Bei dieser amüsierten Stimme sah Nikira überrascht auf und entspannte ein wenig ihre Haltung. Ace hatte den Raum betreten. Wie üblich mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Allerdings gefiel es ihr in diesem Zusammenhang gar nicht. Missmutig sah sie deshalb zu Tessa, deren Gesichtszüge sich schlagartig änderten. Ihre genervte Mimik wandelte sich zu einer erfreulichen. Sie war wie ausgewechselt. Was für ein Miststück, dachte sich Nikira verbissen. Ein schreckliches Gefühl machte sich in ihr breit. Es war erdrückend und so neu für sie, dass sie sich im ersten Moment verwirrt an die Stelle griff, an der ihr Herz stark pochte. „Ace! Schön dich zu sehen.“ Sie zupfte an ihrer Uniform herum und verursachte nur noch mehr Wut in Nikira. Sie war weder dumm noch blind. Sie wusste, was diese eingebildete Krankenschwester mit ihrem Getue erreichen wollte und das gefiel ihr gar nicht. „Gleichfalls.“ Dieses unangenehme Gefühl breitete sich aus, als sie ihre Arme verschränkte und zu Ace sah, dessen Lippen ein Lächeln zierte. Keine Ahnung was sie von ihm erwartet hatte und eigentlich hatte sie kein Recht darauf wütend zu sein, aber irgendwie war sie das. Vor allem, wenn sie sah, wie er auf Tessa reagierte. Und wie er ihr auf die Brüste starrte. Deshalb biss sie sich auf die Lippen und meinte: „Ich habe genug für heute. Wir sehen uns morgen wieder.“ Sie drehte sich um und verschwand schnell aus dem Raum. Nach dem Abendessen machte sie sie auf zu ihrer Kajüte. Der heutige Tag war anstrengend gewesen. Neben der Nachhilfe mit den Krankenschwestern, hatte sie Thatch geholfen die Küche zu putzen und hatte anschließend mit Jozu trainiert. Vor ihrem Zimmer gähnte sie ausgiebig und streckte sich. „Du siehst ziemlich müde aus“, ertönte es plötzlich hinter ihr. Erschrocken zuckte sie zusammen und erntete ein verhaltenes Lachen. Darauf ging sie nicht ein. „Bin ich auch.“ Zum ersten Mal seit langem wollte sie nicht mit Ace reden. Die Art und Wiese wie er mit Tessa umgegangen war, hatte sie nicht vergessen. Es nervte sie, dass es sie so sehr störte, denn er konnte tun und lassen was er wollte. „Alles ok?“ Er schien zu merken, dass sie etwas beschäftigte. Wie recht er damit hatte. Ihr Kopf war voll mit Dingen, die sie belasteten. Von diesem dämlichen Lächeln, welches er dieser noch dämlicheren Tessa geschenkt hatte, bis hin zu ihrer verfluchten Mission, die ihr alles nehmen würde, was ihr wichtig war. Sie sah den Schwarzhaarigen an und zuckte halbherzig mit den Schultern. „Wie laufen die Vorbereitungen?“ Ace lehnte sich gegen die Wand. Wenn sie nicht reden wollte, dann würde er sie dazu bringen. „Keine Ahnung. Ich glaube, dass Tessa nicht so unrecht hat.“ Sie schluckte ihren Stolz hinunter. „Ich bin nicht sonderlich gut in all diesen Sachen, die sie mir beibringen wollen. Und das Wichtigste ist, dass ich keine Ahnung habe, wie ich diesen Typen von mir überzeugen soll.“ Sie seufzte und sah auf. Ace lächelte. „Ich finde du schlägst dich ganz gut. Mich hast du auf jeden Fall überzeugt.“ Nikira verdrehte ihre Augen und verschränkte die Arme. „Das bringt mir nicht sonderlich viel.“ „Na danke! Das ist eigentlich alles was zählt!“ Sein Lachen hallte durch den Gang. „Aber im Ernst. Du schaffst das schon. Sei einfach…du selbst.“ Ungläubig sah sie ihn an. „Ich soll ich selbst sein? Ich glaube kaum, dass das funktioniert. Sonst müsste ich mir nicht von den Krankenschwestern sagen lassen, wie ich mich verhalten soll.“ Jetzt war er es, der die Augen verdrehte. „Das wird funktionieren und weißt du warum? Weil du etwas Besonderes bist. Wer das nicht erkennt ist ein ziemlicher Idiot.“ Er sagte dies ohne über seine Worte nachzudenken. Dabei waren sie für Nikira, die ihn mit großen Augen anstarrte, von unheimlich großem Wert. „Ich…bin etwas Besonderes?“ Ihr fiel es schwer das zu glauben. „Klar bist du das.“ Er tat es schon wieder. Er sagte dies so leicht. Dabei klang er wirklich überzeugt von seinen Worten. Als er ihren zweifelnden Blick sah, machte er einen Schritt auf sie zu und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. Verwirrt von dieser plötzlichen Nähe, legte sie den Kopf in den Nacken, damit sie ihm in die Augen sehen konnte. Wie zuvor auch hatte er ein zuversichtliches Lächeln im Gesicht, welches Nikira ein wenig beruhigte. Welches ihr selbst Zuversicht schenkte. „Du solltest ein wenig mehr an dich glauben. Außerdem hast du ja noch immer mich an deiner Seite. Falls etwas schiefgehen sollte. Verstanden?“ Die Rothaarige nickte nur langsam nach seinen Worten. Seine Nähe hatte ihre Sinne benebelt und auch ihre Fähigkeit einen Satz zustande zu bekommen war verschwunden. Was tat er nur mit ihr? „Gut. Dann kann ich heute beruhigt schlafen.“ Er lachte leise und machte einen Schritt zurück. Nikira überkam prompt das Gefühl, als würde etwas fehlen. „Danke, Ace.“ Sie sagte dies viel zu selten. „Danke.“ Es war nicht nötig zusagen für was, denn das wusste er bereits. „Keine Ursache.“ Der Pirat zuckte mit den Schultern. „Für sowas sind…Freunde da.“ Er lächelte. „Du hast Recht.“ Sie lächelte ebenfalls, auch wenn sie das Wort Freunde aus irgendeinem Grund störte. „Ich werde dann mal schlafen gehen. Gute Nacht, Ace.“ „Gute Nacht, Nikira.“ Sie öffnete die Tür zu ihrer Kajüte und schloss sie leise hinter ihr. Kaum war sie alleine, atmete sie tief ein und schloss die Augen. „Mal sehen wie lange wir noch Freunde sind.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)