Something Worth Fighting For von SocialDistortion (»[AcexOC]«) ================================================================================ Kapitel 10: Mrs Specialists --------------------------- Zwei Wochen waren seit dem Angriff vergangen und jeder auf der Moby Dick ging wieder seinen Tätigkeiten nach. Marco besprach mit dem Navigator die weitere Route, Thatch grübelte über das Menü für die nächste Woche nach und Haruta informierte sich mit Jozu über die neusten Nachrichten der Grand Line. Und Ace war in eine hitzige Diskussion mit Fossa verwickelt. Auch Nikira hatte eine neue Beschäftigung gefunden. Lesen. Sie hatte sich ein Buch von Tao ausgeliehen und hatte Gefallen daran gefunden. Deswegen saß sie auf ihrem Platz, hatte ein Glas Orangensaft in ihrer Hand und konzentrierte sich auf die Worte in dem Roman auf ihrem Schoß. In den letzten Tagen hatte sie sich nicht nur über ihre Mission den Kopf zerbrochen, sondern auch darüber, wie sie Marco dazu bringen konnte ihr zur Gänze zu vertrauen. Ein paar Mal hatte sie den Vize in ein normales Gespräch verwickelt. Dabei hatte sie sich bemüht möglichst neutrale Themen aufzugreifen und nur ab und zu private Dinge über sich zu erzählen. So, dass es nicht zu gezwungen rüberkam. Nikira fand, dass es recht gut funktioniert hatte und musste ehrlich sagen, dass er durch seine jahrelange Erfahrung als Pirat ein wirklich interessanter Gesprächspartner war. Vor allem war er im Vergleich zu Ace um einiges ernster und klopfte nicht ständig dumme Sprüche. Über das Seesteinschwert hatten sie nicht geredet, aber Nikira nahm sich vor, dass sie ihn darauf ansprechen würde. Auffälliges Verhalten hin oder her – sie wollte wissen zu welchem Ergebnis er und Whitebeard gekommen sind. Während ihre Gedanken zum blonden Kommandanten übergegangen waren, hatte sie unbewusst aufgehört zu lesen und ihr Gesicht grüblerisch verzogen. Als ihr das bewusst wurde, entspannte sie ihre Muskeln und richtete ihren Blick von den vergilbten Seiten mit der schwarzen handgeschriebenen Schrift, auf das große Deck vor ihr. Genau zur richtigen Zeit, denn vom Krähennest wurde laut und deutlich verkündet, dass Land in Sicht war. Das war für viele das Zeichen in ihren Tätigkeiten inne zu halten und sich auf den Weg zum Abendessen zu machen. Auch Nikira erhob sich, streckte ihre müden Glieder und folgte den anderen. Sie freute sich schon beinahe darauf wieder Erde unter ihren Füßen zu haben. Herumzusegeln war für sie zwar etwas Neues und Aufregendes, aber ein wenig vermisste sie den ruhigen Untergrund dann doch. Nach dem Abendessen machte sich ein Großsteil auf in die kleine Stadt. Wie immer hatte die Crew vor, eine Bar aufzusuchen. Auf Dauer wurden die Partys auf dem Schiff anscheinend eintönig. Behauptete zumindest Ace. Etwas abseits schlenderte sie also hinter den Piraten her. Sie war nicht unbedingt angetan von dem Gedanken, sich mit der feierwütigen Crew in einer Bar herumzutreiben, aber andererseits wollte sie nicht alleine in ihrer Kajüte sitzen. Deswegen folgte sie den anderen; mit einer Laune, die um einiges schlechter hätte sein können. Die Straßen dieser unbedeutenden Stadt waren wie leergefegt und aufgrund der schäbigen Häuser wirkte die Gegend alles andere als einladend. Also ein idealer Ort für Piraten. Nikira musterte noch eine Weile die Umgebung, bis Ace stehen geblieben war und ihr sein typisches Grinsen schenkte. „Ich hoffe du hast nicht vergessen was du versprochen hast“, erinnerte er sie an die Wette. „Hab ich nicht. Keine Sorge“, meinte sie tonlos und starrte stur geradeaus. Wettschulden waren Ehrenschulden. So war es sogar bei der Marine und deswegen würde sie diese zwei Krüge ehrenhaft hinter sich bringen. Er grinste trotz der nicht vorhandenen Begeisterung in ihrer Stimme. „Sehr gut.“ Danach herrschte Stille. Solange, bis sie die Tür zur Bar öffnete. Ein unangenehmer Geruch kam ihr entgegen. Es war eine Mischung aus Schweiß, Schimmel, und Alkohol. Nikira rümpfte ihre Nase, ging aber zielstrebig auf den Tisch ganz hinten zu. Dort hatten sich auch Marco, Tao, Thatch und Jozu niedergelassen. Unelegant ließ sie sich auf den Stuhl nieder, der aussah als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Typisch für eine Spelunke. „Nikira! Hör auf so finster zu schauen. Du verschreckst die ganzen hübschen Kellnerinnen“, kam es empört von Tao. Die Rothaarige warf dem Arzt einen merkwürdigen Blick zu. „Und das sollte mich stören, weil…?“ Dieses Mal war es Thatch, der sich nach vorne beugte und sie amüsiert ansah. „Weil du uns sonst die ganze Nacht an der Backe hast. Also versuch ein wenig zu lächeln und möglicherweise schleppst du auch jemanden ab.“ Die anderen grinsten sie an. Selbst Marco, dessen Gesichtsausdruck sonst so nichtssagend war, rang sich zu einem Schmunzeln durch. Nikira hingegen verdrehte nur die Augen. Trotzdem hob sie einen Mundwinkel an und meinte spöttisch: „Besser?“ Thatch zog amüsiert eine Augenbraue nach oben. „Nicht wirklich. Das sieht eher so aus als hättest du einen teuflischen Plan.“ Noch bevor sie etwas dazu sagen konnte, hielt ihr jemand einen Krug entgegen. Sie sah auf und blickte geradewegs in das Gesicht des immer gutgelaunten Portgas D. Ace. „Für die miesepetrige Nikira, um sie nicht mehr miesepetrig zu machen.“ Der Tisch lachte über den Witz auf Kosten der Rothaarigen. Ohne darauf zu reagieren nahm sie ihm das Gesöff ab. Was waren das nur für Idioten? Und wieso verschwendete sie ihre kostbare Zeit in einer heruntergekommenen Bar? Mit diesen Gedanken nahm sie einen großen Schluck von dem Sake. „Woah, Kira! Für das, dass du nicht gerne trinkst haust du ganz schön rein.“ Ace ließ sich auf den Platz neben ihr nieder und grinste vor sich hin. Die Tatsache, dass er ihren Namen abkürzte, ignorierte sie einfach. Er würde eh nichts daran ändern. Stattdessen trank sie den ersten Krug bis zur Hälfte aus und stellte ihn dann unsanft auf dem Tisch ab, wobei der Inhalt bedrohlich herumschwappte. Nicht gerade lady-like wischte sie sich mit dem Ärmel ihres Pullis über den Mund. „Danke übrigens, dass du uns auch etwas mitgebracht hast, Ace“, meinte Thatch plötzlich gespielt nett. Angesprochener zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern. „Konnte nicht mehr tragen. Und für was gibt es Kellnerinnen?“ Jetzt grinste er und deutete auf eine recht spärlich begleitete Frau, die gerade ein ganzes Tablett voll mit Getränken balancierte. „Stimmt. Ich lasse mich eh lieber von ihr bedienen als von dir. Da hab‘ ich wenigstens etwas Hübsches anzuschauen.“ Thatch lehnte sich zufrieden nach hinten, als er den Bediensteten dabei zu sah, wie sie hüftschwingend Bestellungen aufnahmen. Nikira hob ihre Augenbraue und sah den Männern am Tisch zu, wie sie es dem Koch gleichtaten und die Frauen förmlich mit ihren Blicken auszogen. Ziemlich geschmacklos, fand sie. Aber was erwartete sie von Piraten? Sie überschlug ihre Beine und stützte sich mit einem Ellbogen am Tisch ab. Mehr oder weniger interessiert beobachtete sie, wie eine recht hübsche Kellnerin ihre Haare nach hinten strich, ihre Kleidung zurecht schob – wobei sie ihr Oberteil recht weit nach unten zog, so dass ihre Brüste gut zur Geltung kamen – und sich anschließend mit einem strahlenden Lächeln den Weg zum Tisch der Piraten bahnte. Nikira konnte genau sehen, wie die junge Frau jeden einzelnen der Männer am Tisch abcheckte, wobei ihre Augen vor allem die Feuerfaust musterten. Selbstbewusst grinsend stand die Brünette mit einer beeindruckenden Oberweite vor ihnen, aber nicht ohne der Rothaarigen einen giftigen Blick zuzuwerfen. Vermutlich war sie neidisch, dass Nikira hier an dem Tisch saß und nicht sie selbst. Grinsend nahm die 18-Jährige einen Schluck aus ihrem Krug. Wenn sie wüsste. Nikira war absolut keine Bedrohung. Wenn die Kellnerin unbedingt wollte, könnte sie gerne alle auf einmal ins Zimmer mitnehmen. Dann hätte sie wenigstens für kurze Zeit Ruhe von den Piraten. „Hey. Was darf’s sein?“ Sie hielt ihr Tablett in den Händen und drückte ihre Arme zusammen. So pushte sie ihre Brüste nach oben. Nikira besah sich das Spektakel mit hochgezogener Augenbraue. Was sollte das werden? Marco legte lässig einen Arm auf seine Lehne und setzte ein schiefes Grinsen auf. „Am besten dein Arsch auf meinem Schoß, Süße.“ Während die Bedienung bei seinen Worten rot anlief, stieß Nikira einen leisen ungläubigen Lacher aus. Sie verstand absolut nicht viel vom Flirten, aber nie und nimmer würde das funktionieren. Wer fiel auf so einen billigen Spruch herein? Sie nahm gerade einen Schluck aus ihrem Krug, als die Kellnerin ernsthaft anfing zu kichern. Perplex setzte sie ihr Gesöff wieder ab und sah sich um. Keiner außer ihr schien überrascht zu sein, dass das wirklich gut ankam. „Vielleicht später. Erstmal bring ich euch etwas zu trinken. Also?“ Noch immer lächelnd nahm sie schließlich die Getränkewünsche auf und machte sich dann wieder an die Arbeit. „Was kuckst du so, Kira?“, kam es von Ace amüsiert und wieder kürzte er ihren Namen ab. Und wieder ignorierte sie es. „Wieso funktioniert das?“ Jozu war derjenige, der antwortete. „Dafür gibt’s mehrere Gründe, Rotschopf.“ Der Riese zwinkerte ihr zu und betonte besonders das letzte Wort. Was hatten sie nur mit den idiotischen Spitznamen? „Jozu hat recht. Grund Nummer eins ist, dass wir einfach unglaublich gut aussehen.“ Tao fuhr sich grinsend durch seine merkwürdigen Haare. „Oh ja. Wir sind verdammt heiß“, rief Ace dazwischen und lachte über Nikiras zweifelnden Blick. An Selbstbewusstsein mangelte es ihnen nicht. Soviel stand fest. Sie wandte ihren Blick vom Schwarzhaarigen ab und sah auffordernd in die Runde. Sie wollte die anderen Gründe auch erfahren. „Der zweite Grund ist, dass wir irgendwie berühmt sind. So gut wie jeder kennt uns. Sprich – jeder will uns.“ Thatch zwinkerte der Rothaarigen zu. Doch diese zweifelte daran. Sie mögen zwar recht bekannt sein, aber viele hatten auch panische Angst vor Piraten. „War das alles? Wenn ja, kann ich es noch immer nicht nachvollziehen.“ Mit diesen Worten nahm sie einen großen Schluck aus ihrem Krug und stellte fest, dass er beinahe leer war. Vielleicht sollte sie einen Gang hinunter schalten. Sonst würde dieser Abend noch böse enden. „Sei nicht so ungeduldig“, meinte Ace tadelnd, „der dritte Grund ist logisch. Wir sind Piraten. Wir sind böse, stark und haben viel von der Welt gesehen. Und ob du‘s glaubst oder nicht, aber Frauen finden so etwas anziehend.“ Der Schwarzhaarige hatte das Wort ‚böse‘ unter Anführungszeichen gesetzt. Diese Gründe klangen selbst Nikira einleuchtend. Etwas Ähnliches hatte sie schon von den Köchinnen und Krankenschwestern bei der Marine gehört. Gerade als sie den leeren Krug abstellte und weiter nachfragen wollte, kam auch schon die Kellnerin mit der Bestellung an den Tisch und warf Ace wieder einen eindeutigen Blick zu. Dieser grinste ihr nur entgegen und wandte sich dann zu der Rothaarigen. „Du willst doch bestimmt auch noch etwas, Kira. Hab‘ ich recht?“ Seine Stimme klang unschuldig, da er wusste sie konnte nicht nein sagen. „Liebend gerne“, antwortete die 18-Jährige, obwohl ihre Mimik und Tonlage überhaupt nicht zum Gesagten passten. Könnte er aufhören sie Kira zu nennen? Das war nicht ihr Name. Gut gelaunt stellte er ihr einen Krug hin, den er vorher für sie unbemerkt mit angeschafft hatte. Dabei ignorierte er die Bedienung, die nicht gerade begeistert darüber war, dass er sie nicht weiter beachtete. Nikira grinste leicht über das empörte Gesicht der Frau. Sie wusste nicht warum sie das amüsierte, aber vermutlich liegt das an dem Alkohol, der sich langsam bemerkbar machte. Die nächste Runde wurde schneller getrunken, als für Nikira gut war. Sehr zur Belustigung der anderen. Sie war jetzt zwar nicht total betrunken, aber trotzdem wurde sie redseliger. Deswegen brachte sie sich sogar in unnötige Diskussionen ein. So wie auch jetzt, als Jozu, Thatch und Ace darüber redeten, wer von den Kellnerinnen am attraktivsten war. „Also die Kleine die vorher hier war, war schon ziemlich heiß“, meinte Thatch und erntete ein nicken von Jozu. „Stimmt. Die würde ich definitiv nicht von der Bettkante stoßen“, brachte sich auch Tao ein, der anscheinend dem Gespräch gelauscht hatte. „Also irgendwie sehen die alle gleich aus.“ Nikira runzelte die Stirn als sie das sagte und sah sich alle Bedienungen nochmal an. Jede trug dasselbe Outfit und hatte die gleiche Frisur. Keine Spur von Individualität. Tao legte den Kopf in den Nacken und stöhnte frustriert auf. „Das war so klar, dass so etwas von dir kommt. Wo sehen diese Frauen gleich aus?“ Auch Thatch schien ihre Meinung nicht nachvollziehen zu können. Er hatte seinen Kopf auf die Tischplatte gelegt und murmelte irgendetwas vor sich hin. „Sieh nochmal genau hin. Die eine hat doch viel größere Brüste als die andere. Und der Arsch von der ist viel heißer als der von den beiden.“ Ace hatte sich zu ihr gelehnt und versuchte ihr die Unterschiede klar zu machen. Doch Nikira sah das irgendwie nicht. Dennoch nickte sie langsam und tat so, als wäre das alles total logisch. „So sieht’s aus. Du musst nur auf die wesentlichen Dinge achten“, warf Marco altklug ein und brachte die Rothaarige Frau zum Schnauben. „Und dann? Sagt ihr ihnen das auch? “, kam es von der Rothaarigen spöttisch. „Natürlich nicht.“ Ace verdrehte die Augen. „Ok. Verstanden. Ihr kennt euch aus. Ihr seid die totalen Frauenspezialisten.“ Die Stimme der 18-Jährigen triefte nur so vor Sarkasmus. „Klar. Das ist unser Spezialgebiet“, meinte Marco ernst und erntete von den anderen zustimmendes Nicken. Nikira nahm ein Schluck von ihrem Sake. „Schön. Dann demonstriert mir doch mal euer Können. Bei ihr.“ Mit diesen Worten deutete sie auf eine bestimmte Kellnerin. Sie hatte die Bedienung vorhin in ihrem Tun beobachtet und sie konnte mit Sicherheit sagen, dass sie ihren Job hasste. Bei jedem Spruch verdrehte sie die Augen und bei jedem Annäherungsversuch der Piraten hatte sie einen ruppigen Spruch auf den Lippen. Sie hatten keine Chance. „Das ist doch keine Herausforderung. Aber gut.“ Marco winkte besagte Kellnerin her, die mit einem gespielt fröhlichen Lächeln auf sie zu kam. Mit einem charmanten Lächeln im Gesicht lehnte er sich zurück. „Hey, Süße. Wie geht’s dir so?“ Beinahe hätte Nikira aufgelacht. Was sollte das denn werden? Die Bedienung zog ihre Augenbraue nach oben. „Gut“, kam es langsam von ihr. Vermutlich wusste sie auch nicht was das sollte, „was darf ich euch denn bringen?“ Man merkte ihr an, dass sie wegwollte. Konnte ihr Nikira nicht verübeln. „Wie wär’s mit deiner Gesellschaft?“ Er deutete auf den leeren Sessel neben sich. „Tut mir leid, aber ich muss arbeiten“, sagte sie abweisend und wollte sich schon genervt abwenden. „Warte! Du könntest…doch mich bearbeiten?“, kam es schließlich von dem Blondhaarigen, der sich am Hinterkopf kratzte. Es hörte sich vielmehr wie eine Frage an. Man merkte, dass er selbst nicht ganz wusste was er da gerade sagte. Nikira sah ihn zweifelnd an und warf dann Ace einen skeptischen Blick zu. Was zum Teufel war das gerade? Der Schwarzhaarige sah genauso irritiert aus wie sie selbst. Auch die anderen wussten nicht ganz was gerade so abging. „Hast du…hast du das gerade wirklich gesagt? Wow. Das war gerade echt billig.“ Sie sah ihn ungläubig an und fing anschließend an zu lachen. Sie lachte ihn aus. Tatsächlich. Irgendwie wurde sie Nikira gerade etwas sympathisch. Irgendwie. Sie sollte wirklich keinen Alkohol mehr trinken. Marco räusperte sich. Man konnte ihm ansehen wie unangenehm ihm das gerade war. „Sorry, aber ich muss jetzt wirklich weitermachen. Das nächste Mal ruft mich jeder, nur nicht dieser Typ, ok?“, warnend deutete sie auf Marco und verschwand dann wieder. Das war das Startzeichen um loszulachen. Tao, Thatch, Jozu und Ace konnten sich nicht zusammenreißen und hielten sich schon den Bauch. Nikira hatte ihr spöttisches Grinsen im Gesicht, als sie den Phönix musterte. „Das war gerade wirklich traurig.“ Die Rothaarige tätschelte die Schulter ihres Sitznachbern und widmete sich dann wieder ihrem Getränk, welches beinahe leer war. „Alter! Das war alles, nur kein Frauenspezialist“, kam es lachend von Ace. Marco brummte mürrisch. „Ich hab’s selber bemerkt, dass das gerade peinlich war. Haltet die Klappe.“ Tao lachte. „Ich glaub das hätte sogar Nikira besser gemacht.“ „Also das bezweifle ich aber stark“, kam es überzeugend von Ace, der grinsend seinen Krug leerte. „Ach ja?“, sagte die Rothaarige trocken und zog eine Augenbraue nach oben. Woher konnte er sich da so sicher sein? Nikira würde es nicht zugeben, aber irgendwie nervte es sie, dass er glaubte sie würde eine genauso armselige Show abliefern. Die Feuerfaust grinste die 18-Jährige nur unschuldig an. „Das wissen wir gar nicht. Also warum demonstrierst du uns nicht mal deine Künste, Kleine?“, machte Jozu den Vorschlag und zwinkerte dem einzigen Mädchen am Tisch zu. Sie war sich nicht sicher, ob er ihr helfen, oder sie einfach nur scheitern sehen wollte. „Gute Idee. Dort drüben. Der Typ hinter der Bar sieht doch ganz akzeptabel aus“, fing jetzt auch noch Marco an. Vermutlich um von sich selbst und seiner schwachen Performance abzulenken. „Was? Der? Der hält es doch keine fünf Minuten mit Nikira aus.“ Ace lachte und ärgerte damit unbewusst die Rothaarige. Das einzige Mädchen am Tisch kniff ihre Augen zusammen. „Was soll das denn heißen?“ Wollte er damit sagen, dass niemand mit ihr reden wollte? „Na, dass ich nicht glaube, dass er länger als fünf Minuten mit dir redet.“ Der Schwarzhaarige grinste sie provokant an und lehnte sich zufrieden zurück. Anscheinend machte es ihm Spaß sie zu ärgern. Und Nikira fiel voll drauf rein. „Wetten nicht?“ Sie wusste nicht ganz, warum sie sich darauf einließ, aber vermutlich lag das alles nur an dem Alkohol den sie einfach nicht vertrug. „Schön. Wetten wir. Du wirst ohnehin verlieren.“ Selbstsicher exte er sein Gesöff und stellte es energisch auf dem Tisch ab. Nikira beugte sich ein wenig nach vorne. „Was bekommt der Gewinner?“ Ohne einen Anreiz ging mal gar nichts. „Das bereden wir, wenn es so weit ist.“ Die Rothaarige überlegte kurz und beschloss, es hinter sich zu bringen. „Mach ihm nicht zu viel Angst“, lachte Tao. Nikira verdrehte nur die Augen, zog sich ihren Pulli über den Kopf und schmiss ihn achtlos auf ihren Platz. Ihr Schwert, welches sie immer bei sich trug, lehnte sie behutsam an den Sessel. Sie wollte ihn nicht zu sehr einschüchtern. Dann ging sie langsam in Richtung Bar. Mit jedem Schritt fragte sie sich mehr und mehr, warum sie sich dazu hatte überreden lassen. Das passte absolut nicht zu ihr. Außerdem lag es nicht wirklich in ihrer Intention mit dem Barkeeper zu reden. Doch trotz allem straffte sie ihre Schultern und räusperte sich, als sie sich versucht lässig an die Theke lehnte. Wenn ihr Vater sie jetzt sehen würde, würde er sie wieder an den Mast binden und sie nicht wieder losmachen. Komischerweise war ihr das aber egal. Ihr Vater war nicht hier und konnte sie auch nicht kritisieren. Was jetzt zählte war, dass sie diesen unnötigen Typen dazu brachte mit ihr zu reden. Ganze fünf Minuten lang und deswegen würde sie jetzt all ihre üblichen Verhaltensweisen über Bord werfen und sich komplett anders verhalten. Deswegen räusperte sich Nikira und sagte langsam: „Hallo.“ Der Mann hinter der Schenke sah überrascht auf und fing prompt an zu lächeln, als er sie sah. War das ein gutes Zeichen? Nikira war sich nicht sicher. Vielleicht war es aber auch ein Mitleidslächeln. Sie war echt nicht gut in diesen Sachen. Sie warf einen schnellen Blick zu den anderen und wandte ihn gleich wieder ab. Die Jungs konnten das Lachen nur schwer zurückhalten. „Was kann ich für dich tun?“ Er stellte das Glas ab, welches er bis eben gereinigt hatte und warf sich sein Putztuch über die Schulter. Nikira hatte ein Déjà-vu Erlebnis. Nur dieses Mal war der Mann hinter der Theke um einiges gepflegter und sah besser aus. „Ehm…ich glaube ich möchte etwas zu trinken.“ Es kam eher etwas zweifelnd über ihre Lippen. Dies bemerkte auch der Mann vor ihr. „Du glaubst?“, harkte er nach und hob belustigt seine Augenbrauen. Dieser Kommentar verursachte, dass die Rothaarige ihre Augen ein wenig zusammenkniff. Er machte sich über sie lustig. „Nein. Ich weiß es natürlich“, kam es etwas unwirsch von ihr. Ihr ‚Zielobjekt‘ hob abwehrend die Hände. „Sorry. War nicht so gemeint.“ Er sah ein wenig verunsichert aus und Nikira schlug sich in Gedanken gegen die Stirn. So würde das nie etwas werden. „Eh, nein. Du brauchst dich nicht entschuldigen. Mein Fehler“, gab sie schließlich ungern zu und seufzte, „gib mir einfach einen Krug Sake.“ Ihr Gegenüber winkte jetzt wieder lächelnd ab und machte sich daran ihre Bestellung zu bearbeiten. „Einen Sake für die hübsche Lady“, meinte er anschließend und stellte das Getränk vor ihr auf den Tresen. Sie nickte ihm dankend zu und nahm gleich einen großen Schluck. Das brauchte sie unbedingt. Vor allem, als er sie hübsch nannte. Mit Komplimenten konnte sie nicht umgehen. Deswegen tat sie das was sie immer tat – es einfach ignorieren. „Ich muss jetzt wieder an die Arbeit. War nett mit dir zu reden“, kam es plötzlich von dem Typen und verursachte bei Nikira Hektik. „Eh, warte! Kannst du mir einen Gefallen tun?“, sagte sie deswegen eilig, bevor er verschwand und sie die Wette verlor. Er sah sich kurz um – vermutlich um zu sehen ob Arbeit anstand - und wandte sich wieder zu ihr. „Klar. Solange es legal ist.“ Er grinste. Zu ihrem Glück. „Gut. Rede mit mir. Nur noch ein paar Minuten.“ Wie immer klang es mehr nach einem Befehl als nach einer Frage, aber das schien den Mann nicht zu stören. „Oh, ok. Hätte mir schlimmeres vorgestellt. Ich bin übrigens Riku“, stellte er sich vor und verursachte bei Nikira ein triumphierendes Grinsen. Sie hatte die Wette so gut wie im Sack. Sie drehte sich ganz zu Riku. „Nikira. Mein Name ist Nikira.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)