🔥 Wenn Rache wie Feuer brennt 🔥 von CheyennesDream (Kaltes Herz Sess & OC) ================================================================================ Kapitel 2: Der Auftrag ---------------------- Kapitel 2 - Der Auftrag Der maskierte Fremde starrte einen Moment lang in das flackernde Licht der kleinen Öllampe und beobachtete, wie die Schatten über die Wände tanzten. Seit einem schmerzlichen Vorfall verabscheute er das Feuer und vermied die unmittelbare Nähe von Flammen. Er fing sich, griff in seine Kleidung, holte eine Schriftrolle heraus und begann zeitgleich zu sprechen. "Im Allgemeinen nennen die Menschen den Dämon Taro und die Freundschaft zu unserem Volk veranlasst ihn öfters menschliche Fürstenhöfe aufzusuchen. Sein letzter Besuch bei einem der Daimyo liegt schon lange zurück, um so günstiger ist die nächste Möglichkeit. Demnächst reist er südlich, in die Provinz Hida und weilt einige Zeit zu Gast bei der Familie Morishita. Man sagt, er ist dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt und es würde mich nicht wundern, wenn er bereits ein Auge auf Miharu, die Tochter des Fürsten geworfen hat, um sie später als neue Nebenfrau zu erwählen. Ein weiterer Vorteil, im Besitz eines Vertrauten befinden sich Unterlagen über die Begebenheiten des Anwesens, genaue Pläne der Gebäude, die Stärke der Wachen und ihre jeweiligen Positionen. Es ist ein Leichtes für einen geübten Attentäter einzudringen, die Tat auszuführen und danach unerkannt wieder zu fliehen. Eine Beschreibung des Opfers findet ihr in dieser Rolle", beendete der Gast seine kleine Rede und überreichte den erwähnten Gegenstand. "Mhmm", gab der Blinde von sich, legte die Schriftrolle beiseite, nippte an seinem Tee und hoffte auf weitere Informationen, besonders über das Zielobjekt. Er wollte jedoch nicht zu neugierig erscheinen und fragte deswegen nicht nach. Stattdessen versuchte er herauszufinden: "Eure Motive sind nicht nur persönlich, nehme ich an?" "Nein, ich handle in hohem Auftrag", offenbarte Akeno, log jedoch teilweise. Sein eigentlicher Herr hatte zwar einige Befürchtung dieses dämonische Wesen betreffend, doch er wagte es nicht, gegen ihn vorzugehen. Die Beauftragung des Schattenkriegers ging daher allein von ihm selbst aus und weil er in vielen Punkten freie Hand hatte, fürchtete er aus Kyoto keine Konsequenzen. Kenshins Gast holte einen kleinen Beutel hervor, der leise klimperte und somit seinen Inhalt verriet, schob ihn zu dem Blinden und erläuterte: "Diese Summe ist eine kleine Anzahlung und deckt mehr als die Reisekosten. Bei erfolgreichem Abschluss, werdet ihr das Fünffache bekommen und die Aussicht erhalten auf weitere Aufträge hoffen zu dürfen. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass der Name Kimura bekannt wird." "Es wäre dumm das Angebot auszuschlagen", gab der Herr des Hauses zu. Dennoch regte sich sein Instinkt und warnte ihn vor dem Fremden. Dessen derzeitiger Rang konnte für seine Familie eine große Gefahr heraufbeschwören und in erster Linie wollte er diese Menschen, für die er verantwortlich war, beschützen. Nicht nur Akenos Stellung bei Hofe verursachte ihm eine Gänsehaut, denn auch dessen mysteriöse Vergangenheit lag im Dunklen. Aus diesem Anlass überlegte er fieberhaft, wie er den Auftrag ablehnen konnte. Daher tastete er sich vorsichtig heran. "Weshalb vertraut ihr mir? Fürchtet ihr nicht, ich könnte euren Plan verraten?" Obwohl der Blinde das Mienenspiel nicht sehen konnte, lächelte der Maskierte überlegen und antwortete: "Nein, denn wenn ihr mich enttäuscht, wird eure gesamte Familie, einschließlich der Diener, hingerichtet, sowie dieses Anwesen niedergebrannt und bis auf den letzten Stein zerstört." Der Vater der heimlichen Lauscherin ballte im Dunkeln seine Hand zur Faust, unterdrückte einen Laut und entgegnete: "Ich wusste, ihr würdet so etwas sagen. Nun ich werde meine jüngste Tochter auf den Dämon ansetzen." "Eure Tochter?", begann Akeno erstaunt. "Sie ist ein Kind, unerfahren, und soweit ich weiß, ist ihre Ausbildung noch nicht abgeschlossen." "Sayo ist bestens dafür geeignet", verteidigte Kenshin seine Entscheidung, ohne seine wahren Gründe zu nennen. "Ihr Gedächtnis ist hervorragend, sie kann sich sehr gut anpassen, ist eine Meisterin der Dunkelheit und erwähntet ihr nicht, dieser Taro hat eine bestimmte Vorliebe. Im Gegensatz zu einem männlichen Ninja, verfügt meine Tochter über viel weibliche Raffinesse, und wenn sie den Dämon verführt, kommt sie so nahe, wie niemand sonst, an ihn heran." Akeno blieb skeptisch, dachte aber an die Vergangenheit und an seine frühere Herrin. Kenshins Argumente hatten ihre positiven Seiten und ihm blieb keine Wahl. Er hatte damals seine Chance verspielt und musste nun zu anderen Mitteln greifen. Wenn er nur so seinen alten Erzfeind vernichten konnte, blieb ihm nur eins, dem Blinden zu vertrauen. "Tötet diese Ausgeburt der Hölle, wie ist mir gleichgültig. Doch wagt nicht, mich zu hintergehen!", stimmte er dem Vorhaben zu und warnte den ehemaligen Ronin zu gleich. "Keine Sorge, ich werde entsprechende Maßnahmen treffen", versicherte das Oberhaupt des Kimura Clans zweideutig und erhob sich. Der maskierte Gast tat es ihm nach, dabei entdeckte er einen Stock, der am Boden lag. Vermutlich hatte einer von Kenshins Schülern ihn liegen gelassen. Während er ihn so betrachtete, schlich sich eine Idee in seine Gedanken und er führte sie sofort aus. Leise bückte er sich, hob den Stecken auf und griff ohne Vorwarnung den Blinden an. Dieser hatte, während er sich erhob, seinen eigenen Stock genommen und stützte sich damit ab. Akeno erwartete zwar Gegenwehr, es überraschte ihn jedoch, wie schnell sie erfolgte, gleichzeitig lachte der Behinderte, weil sein Gast angebissen hatte. Denn die Waffe lag dort nicht grundlos. "Wie alle meine Gäste seid ihr in die Falle getappt und habt geglaubt, einem nicht sehenden Krüppel überlegen zu sein. Verzeiht, dass ich mir diesen Spaß mit euch gegönnt habt, mein edler Herr", erklärte und beschwichtigte der Hausherr seine Handlung und linderte zugleich den Unmut des Fremden. Dieser betrachtete Kenshin mit ein wenig Bewunderung und hakte nach: "Wie konntet ihr meinen Angriff so schnell parieren?" "Normalerweise verrate ich nicht, wie ich meine Gegner überliste. Doch um euch zu zeigen, dass meine Tochter fähig ist, euren Auftrag zu erfüllen, verrate ich euch ein Geheimnis. Die meisten verlassen sich auf ihre Augen, doch diese können einen täuschen, besonders im Dunkeln. Deswegen ist es wichtig, die anderen Sinne ebenso zu benutzen. Sayo hat das von mir gelernt. Und nun zu eurer Frage, mit dem Schwingen des Stabes erzeugtet ihr einen Luftzug, den ich spürte, von dem leicht surrenden Geräusch nicht zu sprechen." Akeno legte den Stecken nieder, verbeugte sich höflich, auch wenn sein Gegenüber es nicht sah. Alle Sinneseindrücke bei einem Kampf zu benutzen, hatte er ebenso während seiner Ausbildung erlernt. In diesem Punkt jedoch war ihm der Blinde sicherlich überlegen. Erschwerend kam hinzu, alles lag nun schon so lange zurück, und obwohl er gelegentlich mit Untergebenen trainierte, kämpfte er seit etlichen Jahren nicht mehr, sondern agierte nur aus dem Hintergrund. In seinem Alter und mit seiner Behinderung überließ er es den Jüngeren, zu handeln. Aufgrund der kleinen Episode nahm er sich jedoch vor, in Zukunft wieder öfters seine Fähigkeiten zu erproben. Da es im Moment nichts mehr zu besprechen gab, verabschiedete sich der Maskierte von seinem Gastgeber und ging. Draußen wartete schon der Diener und geleitete ihn zum Tor. Kenshin folgte dem inkognito Reisenden bis zur Ausgangstür des Dojo und lauschte den sich entfernenden Schritten. Später ging er zurück in das Innere, ließ sich auf seinem Podest nieder und dachte nach. Die Entscheidung, die er zu treffen hatte, lastete schwer auf ihn. Niemals durfte er Akeno Kanegawa und seinen Einfluss unterschätzen. Schon deshalb musste er dringend Maßnahmen ergreifen, selbst wenn es hieß, seine Tochter zu opfern. Andersherum, wenn er richtig lag, gewann er einen Verbündeten. Dazu benötigte er Zeit um Vorbereitungen zu treffen und er es galt die Mitglieder seiner Familie vor der Gefahr zu warnen. Des Weiteren gab es noch ein Problem zu lösen. Unbedingt musste er den Verräter inmitten seiner Untergebenen finden, denn er war sich sicher, Akeno hatte einen Spion eingeschleust oder bezahlte einen Diener für Informationen. "Sayo", schenkte er dann nach einer ganzen Weile seine Aufmerksamkeit dem weiblichen Wesen, welches zwischenzeitlich still hereingekommen war und sich in seiner Nähe geduldig niedergelassen hatte. "Verehrter Vater", sagte sie leise und signalisierte ihre Bereitschaft ihm zuzuhören. Er begann: "Normalerweise sollte ich dir eine Strafe auferlegen, weil du gelauscht hast. Dachtest du, ich kann mich nicht selbst schützen?", rügte der Ältere und stellte sich den zerknirschten Ausdruck seiner Tochter vor. Er hob seine Hand, winkte ab, bevor sie reagieren konnte, und setzte fort: "Wir haben jetzt Wichtigeres zu besprechen. Du hast sicherlich viele Fragen, vor allem willst du wissen, weshalb ich dich wählte?" Von Natur aus neugierig und sehr lernbegierig, wollte die junge Frau immer Details wissen. Informationen zu sammeln konnte oft lebenswichtig sein. Dennoch vertraute sie ihrem Erzeuger, sah zu ihm auf und würde ihn nie enttäuschen. Sie hatte das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu werden und sah die Wichtigkeit des Ganzes, gleichzeitig spürte sie eine enorme Bedrohung für ihre Familie. Niemals würde Kenshin deswegen etwas ohne Grund tun oder befehlen. "Ihr habt mir einen Auftrag erteilt und ich werde gehorchen", entgegnete seine Tochter daher und hielt ihren Blick dabei gesenkt. Ohne weiter darauf einzugehen, überreichte er seinem Kind die Schriftrolle. "Dieses Unterlagen sind nur für deine Augen bestimmt. Lerne den Inhalt auswendig, präge dir die Zeichnung ein, schweige darüber und vernichte dann diese Schrift." Die junge Frau kam dem nach, rollte die beiden Enden auseinander und studierte den sauber geschriebenen Text. Zum Schluss betrachtete sie das Bild des Dämons. Obwohl es sich um eine einfache Zeichnung handelte, gewann sie sofort den Eindruck, bald einem edlen Wesen, das sich von seiner Rasse unterschied, gegenübertreten zu müssen. Nachdem sie gelesen und sich die Wegbeschreibung bis zu dem geheimen Ort, wo sie die Pläne des fürstlichen Anwesen einsehen konnte, eingeprägt hatte, vernichtete sie die Schriftrolle, indem sie diese an die offene Flamme hielt und danach in die Feuerstelle warf. Sie achtete sorgfältig darauf, dass das Papier vollständig verbrannte, und zerbröckelte den Rest zu Staub. Ihr Vater hatte noch etliche gute Ratschläge: "Vermeide es Unschuldige zu töten. Tue es nur, wenn dein eigenes Leben bedroht ist und es keinen anderen Ausweg gibt. Auf keinen Fall darfst du diesen Dämon unterschätzen. Solltest du nämlich beim ersten Mal scheitern, wirst du keine zweite Chance erhalten." Die junge Frau atmete tief ein. Zwar hatte sie gelernt, auf welche vielfältige Weise sie ein Wesen töten konnte und das sie bei jedem Auftrag ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt, doch erst jetzt wurde ihr bewusst, was das bedeutete. Sie hatte Angst zu versagen, zeigte sie aber nicht. Kenshin sprach zum Schluss noch etwas an: "Wenn du gefangen wirst, begehe nicht sinnloserweise Seppuku, sondern versuche zu fliehen oder nutze jede Möglichkeit, die sich dir bietet, um am Leben zu bleiben. Noch kann ich dir die Gründe nicht nennen aber eines Tages wirst du meine Handlungen verstehen." Dass ihr Vater in Rätseln sprach, war nicht neu für sie. Damit förderte er oft die Eigeninitiative. Vorerst ergaben seine Anweisungen für sie keinen Sinn, dennoch waren seine Entscheidungen stets weise und darauf musste sie sich diesmal ebenso verlassen. Seine nächsten Worte verwirrten sie zusätzlich: "Schwöre mir, bei deiner Ehre!" Sayo tat es, ohne zu ahnen, in welchen Zwiespalt sie dadurch später kommen sollte. Kapitel 3 - Schwere Bürde Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)