Von Asen & Devas von Flos_Sapientiae ================================================================================ Kapitel 16: Erster Abschied von England --------------------------------------- Soma war bereits gegangen, wie Lisabeth erwachte. Der Platz neben ihr im Bett war zwar noch warm aber sie war dennoch etwas wütend und traurig. Sie, ich und Agni folgten, nachdem wir uns angezogen und Agni verkleidet und versorgt hatten. Lisabeth hielt es nicht aus und ließ schnell Agni und mich zurück. Auf dem Weg zum Hafen, den Soma ganz bestimmt genommen hat kam Lisabeth in eine Gasse wo drei Männer, übel zugerichtet und bewusstlos da lagen. „Ach herrje… was ist denn hier passiert?“ „Blumenmädchen?“ Sie kannte die Stimme, sie war von einem kleinen Jungen, der immer beim Currybrötchen-Austeilen war, der von ihr zum Geburtstag seiner Mutter einen Blumenkranz bekommen hat. „He, Kleiner… was ist vorgefallen? Ach, komm wein doch nicht…“, sagte sie tröstend wie der Junge sich weinend in ihre Arme warf. „Currybrötchenmann… er hat…“ „Soma war also hier gewesen…“ Sie war erleichtert auf der richtigen Spur zu sein, bis sie in den Händen des Jungen was glitzern sah. „He… das ist doch seine Kette mit dem Saphir.“ „Er hat sie meinem Jungen geschenkt!“, sagte seine Mutter die ihr halbverhungertes Baby auf dem Arm hielt. „Er hat sie nicht gestohlen!“ „Das glaube ich Ihnen, Ma’am. Was ist dann passiert?“ „Diese Säufer wollten die Kette meinem Jungen abnehmen, dann haben sie den Prinzen drangsaliert und eine Urne aus seinem Koffer genommen. Ab da ist er ausgerastet und hat sie alle zusammen geschlagen. Er war wie von einer Macht besessen!“ „Verstehe…“ „Warum gibt es keine Currybrötchen mehr?!! Bitte Blumenmädchen! Sag es mir!“ Lisabeth rang mit sich, bis sie sich entschied die Wahrheit zu sagen. „Weiß du… der Koch, der die Currybrötchen gemacht hat… er ist tot…“ „WAS?! NEIN!!! NIEMALS!!“ „Doch mein Kleiner… Und der Currybrötchenmann ist auf den Weg nach Indien um ihn zu begraben beziehungsweise seine Asche…“ „Wird es nie wieder Currybrötchen geben?“ „Ich fürchte nein…“ Der Kleine weinte noch ärger und drückte sich eng an Lisabeth. „Ist ja gut… alles wird wieder gut…“ „Das ist so gemein!! Warum ist die Welt so gemein!!? Ich hasse diese Welt!“ „Das hat meine Schwester früher auch gesagt… aber weißt du was Kleiner?“ „Was denn?“ „ich hatte ihr gesagt dass wenn die Welt so gemein ist, hätten wir nicht unsere Mama und unseren Papa. Und wäre die Welt so gemein hätten wir auch nicht später Freunde gefunden wie der Currybrötchenmann.“ Es entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit aber anders wusste sie nicht den Kleinen zu trösten. „Die Welt ist vielleicht grausam, aber nun habt ihr die Kette und könnt euch für eine lange Zeit euch was zu essen kaufen, bis vielleicht du eine Arbeit als Zeitungsjunge oder so findest.“ „J… ja du hast recht!“ Er wischte sich Augen und Nase mit dem Ärmel ab. „Ich habe doch noch Mama und meinen kleinen Bruder.“ Die Mutter lächelte liebevoll. „Siehst du, sie sind noch da und die Zeit mit dem Currybrötchenmann wirst du auch nicht verlieren. Wäre die Welt so grausam, gäbe es diese Menschen nicht. Nun liegt es an dir so ein Mensch zu werden der die Welt weniger grausam macht, besonders für deinen kleinen Bruder…“ „Ja!! Das will ich!!“ Dann erklang ein schmerzhaftes Stöhnen und die Säufer standen auf. Der kleine Junge klammerte sich ängstlich an Lisabeth. „Was zum…?“ „Mein armer Kopf… blute ich?“ „He! Der Kleine mit der Kette! Gib die sofort her!“ „Lasst den Jungen zufrieden!“, sagte Lisabeth, aufrecht und kalt wie Eis. Die Säufer guckten verdutzt. „Ich sagte: Lasst den Jungen zufrieden!“ „Willst du dich mit uns anlegen?“ „Wohl ne ganz Harte was?“ „Dann geben wir dir ungeschliffene Schnecke mal die besonders harte Tour!“ „Ihr werdet den Jungen und seine Familie in Ruhe lassen. Und solltet ihr euch ihnen nähern soll die Angst euch davonjagen!“ Die Männer lachten laut. „Willst du uns damit drohen?“ Patsch! Der erste bekam eine Ohrfeige. Und Patsch! Patsch! Auch seine Kumpanen. „Hä?!“ „Kleiner… sag diesen Pennern dass sie euch in Ruhe lassen sollen.“ Der Kleine guckte zuerst verdutzt bis er zögerlich vortrat und sprach: „La… lasst uns in Ruhe! Ihr… Wichser!“ Die Männer wurden tatsächlich blasser im Gesicht und wichen vor Angst zurück. „Verschwindet!“, sagte Lisabeth mit Eis-Augen und hielt ihnen die flache Hand entgegen. Die Männer ergriffen die Flucht. „Wow! Die haben richtig Angst!“, staunte der Junge. „Diese Kerle lassen euch zumindest in Ruhe. Und du solltest das schlimme Wort nicht mehr benutzen.“ „Danke Blumenmädchen! Jetzt werde ich bestimmt nie wieder Angst haben!“ „Das ist gut… Ich muss nun aber weiter, den Currybrötchenmann finden. Pass gut auf dich auf Kleiner.“ „Mach ich! Äh, warte! Der Currybrötchenmann hat seinen Koffer vergessen!“ „Oh, danke! Machts gut!“ Lisabeth nahm den Koffer und wollte los. „Äh, warte Blumenmädchen! Bist du eine Fee oder eine Hexe?!“ „Hihihihi! Nein, weder noch, aber normal bin ich nicht. Bis dann!“ Und Lisabeth rannte mit dem Koffer los. „Das muss eine Fee sein! Sonst könnte sie solchen Männern keine Angst machen und immer Blumenkränze machen!“ „Nein, mein Junge.“, sagte die Mutter. „Sie ist ein Engel… Ein Engel in Menschengestalt.“ Der Junge bliebt trotzdem bei seinem Glauben eine Fee gesehen zu haben. In Wirklichkeit hatte Lisabeth durch die Ohrfeigen die Rune Thurs an die Männer verteilt, die Angst in den Herzen dieser Männer auslöst wenn sie sich dem Jungen, seiner Mutter oder seinem Bruder näherten. Zusätzlich hatte sie selber die Rune Thurs von sich aus auf die Männer gewirkt. Lisabeth rannte aber mit dem Koffer, erreichte den Hafen und sah endlich Soma. „SOMA!!!“ Der zuckte zusammen als er seinen Namen hörte und drehte sich in Lisabeths Richtung. „Lisabeth…“ „DU IDIOT!!!“ Sie ließ den Koffer fallen und umarmte weinend ihn. „Warum bist du abgehauen ohne mir auf Wiedersehen zu sagen?!! Du bist so dumm!!“ „Tu… tut mir leid… ich dachte dass ich leichter…“ Aber auch Soma fing an zu weinen und drückte Lisabeth enger an sich, auch wenn er immer noch die Urne an sich gepresst hielt. „Das ist wirklich Ironie.“ Das war ich, Agni hielt sich im Hintergrund. „Vor knapp einen Jahr hast du deine Heimat für eine Frau verlassen, die dich keines Blickes gewürdigt hat und nun willst du wieder in deine Heimat zurückkehren ohne der Frau die dir ihr Herz geschenkt hat auf Wiedersehen zu sagen.“ „Tut mir leid… ich dachte dass wenn ich einfach gehe es mir leichter fallen wird zu…“ „Das hättest du aber schnell bereut…“ „Ja…“ „Ich war so wütend und verletzt, Soma…“, schluchzte Lisabeth. „Tut mir wirklich Leid… Das hätte ich nicht tun sollen…“ „Ist schon gut… ich verzeih dir…“ Soma lächelte erleichtert und Lisabeth holte ein Taschentuch raus um Somas Gesicht abzuwischen, das voller Blut war. „Ich hab den Runenstab verwendet um zu kämpfen aber…“ „Du warst bestimmt wütend und hattest somit deine Energie nicht mehr im Griff.“ „Ach so… hab ich vergessen…“ Das Schiff, mit dem Soma und Agni wieder nach Indien fahren wollten, kam grad an und ließ seine ankommenden Passagiere von Bord. „Es geht bald los, nicht wahr?“, fragte ich mit Wehmut. „Ja…“, sagte Soma. „Wo ist dann…“ „Er ist irgendwo in der Menge, er trägt meinen Schal, daran wirst du ihn erkennen.“, antwortete ich. „Stimmt! Du trägst deinen Schal nicht!“, sagte Soma auf einmal. „Ach… Ich hab dir diesen Schal zu deiner Konfirmation geschenkt, Wiebchen. Ich hab wochenlang dran gestrickt und du hast ihn immer getragen.“, sagte Lisabeth etwas bedrückt. „Aber bei ihm ist er bestimmt sicher.“ „Ja, denke ich auch.“ Dann flüsterte ich Soma ins Ohr. „Wenn ihr die Küsten Frankreichs hinter Euch habt, könnt ihr wieder zusammen gehen. Lieschen und ich haben euch Kabinen gebucht die nebeneinander liegen.“ „Danke sehr…“ Soma fühlte sich deutlich besser. All der Kummer war verflogen von vorhin, bei dem Gedanken nicht alleine zu sein. „Fast ein Jahr wart ihr beide nun in England…“, sagte Lisabeth rückblickend. „Wie viel passiert ist. Der Curry-Wettbewerb, deine Krankheit…“ „… unsere Holi-Fastnacht und Ostern, dann die Walpurgisnacht…“, sagte ich. „… und dann die Phantom Five… und dann das… Äh, Wigburg…“, wandte sich dann Soma an mich. „Vor fast einem Jahr habe ich dich gefragt ob du in meinem Palast arbeiten möchtest.“ „Ja, aber du wolltest mich bestimmt deinem Vater vorsetzen.“ Bei der Antwort kniff ich ihm in die Wange und Lisabeth versuchte mich lachend zu stoppen. „Ähehehehe! Irgendwie ja… schon blöd wenn ich darüber nachdenke… Ne aber jetzt im Ernst. Ihr beide werdet nicht nur im Palast leben, du Wigburg sollst da auch arbeiten, aber in einer Position die deiner gerecht ist.“ Ich sah ihn verwirrt an. „Nicht nur weil du immer eine Ausgestoßene warst, sondern du weil du so viel stärker bist als viele andere Menschen. Du hast viel gekämpft und gelitten. Aber ich werde nie wieder zulassen dass du wieder ausgestoßen wirst!! Und wenn ich dein König sein soll, sollst du meine Beraterin werden. Dein Auge soll mich leiten, oder Wigburg?“ Ich war stark getroffen. So wie Soma mich ansah, schien es ihm ernst zu sein. Ich würde nie wieder ausgestoßen sein? Nie wieder beschimpft und diskriminiert werden ohne dass jemand außer Lieschen mich unterstützt? Werde dazugehören und gebraucht werden? „Ich soll deine Beraterin werden?“ „Ja! Ich vertrau dir! Und du und Lisabeth hättet einen Grund im Palast zu leben. Ich brauch euch beide, nicht nur du Lieschen, mere Priya, sondern auch dich Wigburg, meine beste Freundin.“ Ich weinte nun vor Freude. „JA!! Gerne! Du kannst dich auf mich verlassen! Danke mein Freund…“ Soma schien es als ob er schon mal diese Szene gesehen hätte aber er lächelte. „Die Leute gehen an Bord! Es geht los…“, sagte Lieschen. „Stimmt!“ Soma steckte fix die Urne in den Koffer und küsste Lisabeth nochmal innig. „Im Sommer sind wir bei euch, aller spätestens…“, sagte Lisabeth mit Tränen in den Augen. „Fest versprochen, selbst wenn wir später kommen, wir kommen nach Indien…“, sagte ich. „Ja. Wir werden auf euch warten.“ Ich und Lieschen sahen Soma hinterher, ich hielt meine Schwester im Arm während sie weinte. Dann sahen sie und ich wie ein Mann im grauen Mantel mit Hut und meinem Schal Soma auf das Schiff folgte. „Agni… Bis zum Sommer, Liebster…“ Ich hätte so gerne auch Agni noch ein letztes Mal um armt und geküsst, er bestimmt auch, weil er kurz zu mir sah, bevor er an Bord ging. Das Schiff legte ab und entfernte sich. Lange sahen wir nach, stumm und weinend. „Wir müssen unbedingt wieder Geld bekommen um so schnell wie möglich aus England zu kommen.“, sagte ich. „Ich will so schnell wie möglich wieder zu meinem Agni…“ „Je schneller wir England verlassen, umso besser.“, sagte Lisabeth. „Ich will so schnell wie möglich weg von demjenigen der uns angegriffen hat!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)