Von Asen & Devas von Flos_Sapientiae ================================================================================ Kapitel 15: Heilung, Liebe und neue Prüfungen --------------------------------------------- Es war schon spät als ich die Salbe fertig gemacht hatte. Fräulein Sieglinde hatte mir geraten anstatt Rotzinkerz, verbranntes Zinkpulver in die Salbe zu tun. Das solle die Wirkung verbessern. Die Salbe war nun anstatt rot weiß. Ich trat in das Zimmer wo Agni im Bett lag, immer noch leblos. Es grenzte an ein Wunder, dass er noch lebte und ich es erleben durfte auch wenn ich nicht wusste wie ich es geschafft hatte. Mit großer Kraftanstrengung drehte ich Agni auf den Bauch und öffnete die Verbände auf seinem Rücken. Ekel und Wut stiegen in mir hoch als ich seine Wunden sah, welche teils genäht waren, bevor ich diese mit der Salbe einschmierte. Neben dem verbrannten Zink war auch Bilsenkraut zur Schmerzlinderung drin. Auch wenn keiner wusste wann Agni wieder aufwachen würde wollte ich nicht, dass er Schmerzen litt. Fräulein Sieglinde hatte ja gestern vermutet dass er heute aufwachen würde, aber der Tag war fast rum. Wieder dankte innerlich ich Gott, Wodan und sogar Kali, dass ich meinen Liebsten behalten durfte. Als ich fertig mit Einschmieren war, betrachtete ich noch einige Momente seinen bloßen Rücken. Mir war bis Karneval nie wirklich in den Sinn gekommen, wie stark er gebaut war oder ob ich davon träumen würde seine bloße Haut zu berühren. Wie ich über seinen Rücken streichelte, klopfte mein Herz schneller. Ich schmiegte dann meinen Kopf an seinen Nacken. „Ich wünschte du würdest jetzt wieder wach sein… Ich wollte eigentlich vor dem ganzen Tumult dir sagen, was ich für dich fühle! Aber jetzt… Wenigstens konnten wir dich retten, Liebster…“ Ich ließ ein paar heiße Tränen fließen und küsste seinen Nacken. Mir war aber dann als hörte ich ein Seufzen und ich setzte mich überrascht auf. Dann hörte ich deutlich ein angestrengtes Stöhnen von Agni. „Agni? Agni, hörst du mich?!“ Ich drehte ihn wieder auf den Rücken. Sein Gesicht regte sich und er öffnete sein heiles Auge, wären das verletzte Auge unter Binden ruhte. „Agni… ich bin es! Erkennst du mich?“, fragte ich aufgeregt, mit Freudentränen, dabei hielt ich sein Gesicht, er lächelte mich selig an. Das machte mich so glücklich, dass ich nicht anders konnte als ihn zu küssen. Er ließ es zu. Als ich ihn losließ, lächelte er immer noch und streichelte mein Gesicht. „Ich bin so froh… Ach Agni… liebster Agni…“ „Bahut… manohar…[so schön]“ Ich starrte ihn verdutzt an. „Was? Was hast du gesagt?“ „Ap… sara…“ Er setzte sich auf und küsste mich leidenschaftlich. [Apsara = Himmelsnymphe] „He… Ag…“ Er zog mich auf seinen Schoß und streichelte mich, während er mich weiter küsste. „Agni… Was ist mit dir los? Wirklich alles…?“ „kyon kya aap angrezee bolate hain? [Warum redest du English mit mir?]”, bekam ich nur als Antwort. Dabei lächelte Agni verspielt. „Ich verstehe dich nicht.“ Dann sah ich ihn ins Auge und bemerkte, dass seine Pupille sehr geweitet war. Er hatte eine Überdosis Bilsenkraut abgekriegt und halluziniert offenbar!!! „Oh nein!!! Warte du…!“ Aber er lächelte nur und küsste mich wieder, dabei hielt er mich fest an sich gedrückt. Ich merkte dann wie Agni mein Kleid von hinten aufknöpfte. „W…warte! Nicht… ahhh…“ Agni strich mit der Zungenspitze über meinen Hals und zog mein Kleid runter so, dass ich obenherum nur noch im Mieder war. „He, Agni… bitte lass das lieber… deine Wunden…Ah!“ Doch er beugte sich vor, so dass ich auf dem Rücken lag und bedeckte meinen Oberkörper mit Küssen. „Ahhhh… Agni… wenn du nur… das Bilsenkraut…“, nuschelte ich schwach. Er hörte mich nicht, während er mich koste und dabei sogar mein Mieder auszog. Dazu rieb er auch seinen Unterleib gegen den meinen und saugte sacht an einer meiner Brustwarzen, während er die andere Brust knetete. Ab und zu verließ ein Stöhnen meinen Mund und deutlich konnte ich seine Erektion an meiner Scham fühlen. So gut ging es ihn? „Besser nicht… Agni… Lass das … deine Wunden…“ Sein Mund schloss meinen, er ließ sogar die Zunge in meinen Mund, ich konnte auch fühlen wie er meinen Rock hochschob und mit einer Hand mir in meine Unterhose ging. Mich immer noch weiter küssend, knetete er mit seinen Fingern eine kleine Stelle unter meinem Venushügel. Ich begann leise in den Kuss rein zu stöhnen und fühlte Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen. Er wollte das wirklich? Lag es an mir oder dem Rausch vom Bilsenkraut? Leise ließ ich Tränen fließen, ich wünschte mir so sehr er wäre klar im Kopf. „Wenn du mir nur sagen könntest ob du mich liebst… Aber bestimmt verstehst du kein einziges Wort was ich sage…“ Er hatte mir inzwischen den Rest meiner Kleider ausgezogen und küsste die Innenseiten meiner Schenkel. Er machte es so zärtlich und sein Gesicht war dabei so sehnsuchtsvoll, ich konnte nicht anders als milde zu lächeln. Ach was soll’s? Hab ich nicht seit Ewigkeiten davon geträumt? Eben davon?! Mit ihm? Ich hatte zwar schon etwas Angst, aber daran war Sebastian schuld, weil er zu heftig war bei meinem ersten Mal. In diesem Zustand würde Agni nicht mal merken, dass ich keine Jungfrau mehr war und selbst wenn er mich nicht lieben würde, hätte ich ihn zumindest für ein einziges Mal in meinem Leben gehabt… „Du… du würdest mir bestimmt nicht wehtun, oder?“, fragte ich unsicher, als Agni seine Hose auszog und mir die Beine spreizte. Er antwortete mir nicht, sein Blick war glasig und erregt. Nur anders als bei Sebastian, wirkte er ein wenig ehrfürchtig und nicht wie ein ausgehungerter Wolf, der mich gleich reißen würde. Mein Blick fiel von seinem Gesicht zu seinem Geschlecht, das schon aufgerichtet und hart war. „Ob es mir da unten reinpasst?“, dachte ich, bei Sebastian hatte ich damals keine Gelegenheit gehabt ihn unten herum zu betrachten, weil alles so schnell ging. Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf seitlich. Ich hörte Agni was brabbeln, bevor er sich über mich beugte. Ich verkrampfte mich leicht als er eindrang und schlang meine Arme um Agni. Er küsste mich immer noch innig an meiner Brust, während er sein Becken vor und zurück bewegte. „Ah Ah…!“ Dann aber hielt ich mir den Mund zu als mir klar wurde dass ich grad recht laut war. „Mich darf niemand hören! Niemand darf wissen was passiert! Es reicht schon dass Fräulein Sieglinde andauernd fragen muss ob Lieschen und Soma doch mehr im Bett machen als nur schlafen.“ Aber es wurde schwierig für mich ruhig zu bleiben. Ich konnte es fühlen… dieses Kribbeln in meinem Schoß, nur war es schneller da als bei Sebastian. Bestimmt lag es daran dass ich Agni liebte und begehrte. Ich schloss meine Schenkel enger um ihn, legte den Kopf in den Nacken während ich leise und lustvoll in meine Hand stöhnte. „Für… was auch immer… du mich grad hältst… bitte… hör nicht auf…“, dachte ich mir mit benebeltem Geist. „Halt dich… nicht zurück…“ Die Hand hatte ich von meinem Mund genommen, es war mir mittlerweile egal ob man mich hörte, aber auch Agni stöhnte hingebungsvoll. Meine Finger gingen durch sein kurzes, schneeweißes Haar, den Geruch indischer Gewürze konnte ich immer noch auf seiner Haut riechen. Ja… das hatte ich mir gewünscht, seit Karneval… und jetzt… es fühlte sich so ganz anders an als mit Sebastian… natürlicher… intensiver… schöner… Agni hatte seinen Kopf neben den meinen und küsste meinen Hals, während ich ihn in mir spürte und er ein wenig fester in mich stoß. Sein Atem war heiß, ich meinte sogar dass er meine Haut versengte. Wenn er mich mit seinem Atem verbrennen würde, würde ich bestimmt ein glücklicher Haufen Asche sein, da war ich mir sicher. Ein glücklicher Haufen Asche, geläutert von Schuld, Scham und Schmutz. Moment! Das hatte ich bei Sebastian auch nicht gefühlt! Da hatte ich nur mich gefragt was mit mir passierte und ob schlimmeres passieren würde. Aber hier… Ja! Hier erfahre ich was wirklich Lust ist, was es heißt wenn zwei ein Fleisch werden. Hier fühle ich keine Schuld, weder durch das was Sebastian mir angetan hat noch was mir Onkel Thomas oder Oma Inge mir über Lust und Liebe eingeredet haben. Das ist keine Sünde! Es ist göttlich… zumindest fühlt es sich so an. „Ich… Ah… Oh, Agni… ich liebe dich… Ahhh!“ „Wigburg…“, hörte ich ihn in mein Ohr nuscheln und ich erstarrte. Hatte er wirklich meinen Namen gesagt?! „Was?“ „yadi… aap… keval usake the… Oh Wigburg…“ Mir kamen Tränen des Glücks, wie ich das hörte, auch wenn ich es nicht verstand. „mere Wigburg… mere Priya…[wärst du nur sie Oh Wigburg meine Wigbug meine Geliebte]“ „Du liebst mich… nicht wahr?!“, fragte ich lächelnd und umklammerte ihn, erwiderte innig seine Kosung und schloss meine Schenkel noch enger um ihn. Seine Worte klangen so sanft und süß, und meinen Namen sprach er fast wie ein Gebet aus. Ich hatte keine Zweifel mehr!! Er liebte mich!! Ich stöhnte lauter als Agni sein Tempo erhöhte. Aber auch er schnaubte heftig. Trotz dass ich meine Augen zugekniffen hatte, fühlte ich wie mein rechtes Auge mit der Rune glühte, immer stärker und stärker. Mein Blut kochte und ich glaubte mein Kopf platzt gleich, nur dass Stöhnen und Keuchen etwas Milderung brachte. Mein Auge fühlte sich am heißesten an, neben meinem Schoß. Aber offenbar ging es Agni so ähnlich, weil er energischer schnaubte. Seine rechte Hand fing sogar an hellblau zu glühen, die meine Hand festumklammert hielt, so fest dass er mir fast die Hand brach. „Ah!!! Ti… Tiefer!! A…A…Agni!!“ Ich keuchte laut und rhythmisch zu seinen Bewegungen, dass es an den Wänden widerhallte. So langsam konnte ich den angestauten Druck in mir nicht aushalten. Ich schrie noch einmal laut auf, während Agni sich energisch schnaubend an mich presste und ebenfalls kam. Nachdem er zur Erfüllung gekommen war, hing er erschöpft über mir und sah mir ins Gesicht. Er keuchte, leicht zitternd und streichelte mein Gesicht. Ich hielt seine Hand die mein Gesicht streichelte, sah aber immer noch dass seine Pupille erweitert war, er war immer noch im Bilsenkraut-Rausch, aber es war mir egal… Alles war egal… das er noch verletzt war, dass er nicht klar im Kopf ist und deshalb vielleicht nicht wusste was er gemacht hat oder dass er sich in mir ergossen hat. „Ich liebe dich…“, sagte ich nur überglücklich. „mujhe kshama karen…[Verzeih mir]“ Ich meinte ein bisschen Schuldgefühle in seinem Gesicht zu sehen, aber vielleicht irrte ich mich auch. Ich küsste dennoch seine Fingerspitzen. „mujhe usaka sochana tha…[ich musste an sie denken]“ Doch dann aber verließen ihn die Sinne und Agni sackt auf mir zusammen. „Agni?“ Ich war besorgt, merkte aber dann dass er nur wieder ohnmächtig war wie vorher. Ich blieb einfach liegen, schnaubte etwas und streichelte ihn zärtlich. „Alles gut… alles gut…“ Mit der Rune Ur konnte ich genug Stärke aufbauen um Agni anzuheben und wieder in sein Kissen zu legen. Nachdem ich ihn einen Kuss auf den Mund gedrückt hatte, kuschelte ich mich an ihn. Lächelnd schlief ich an seiner Seite ein. „Oh… Agni… Das werde ich niemals vergessen… morgen, wenn du erwachst, sage ich dir alles, egal was du fühlst! Das grad eben, es kann nicht anders sein!“ Der Morgen danach... Langsam machte Agni die Augen auf. Moment, ein Auge! Verdutzt stellte er fest dass ein Verband um seinen Kopf geschlungen ist und sein rechtes Auge bedeckte. "Was...?? Wie kommt das?" Jetzt fällt es ihm wieder ein. Der Angriff auf seinen Herrn! Der Kampf! Und... Als ihm mein Schmerzensschrei durch den Sinn hallte, bekam er leichte Kopfschmerzen. Ja, jetzt fiel ihm alles wieder ein, auch was er noch zuletzt gedacht hatte, bevor er sein Leben an sich vorbei laufen sah und dann ein schwarzes Loch in seinem Gedächtnis klaffte. Obwohl doch!!! Da war doch was! War er doch nicht im Reich des Himmelsgottes Indra gewesen? Und hatte dann nicht eine Apsara, mit langem braunem Haar und smaragdgrünen Augen ihn geküsst? Ja, jetzt konnte er sich besser daran erinnern. Aber, obwohl er in den Armen dieses himmlischen Wesens gelegen hatte und sie ihm ihren Körper schenkte, hatte er mittendrin an jemand anderes denken und seine Tränen unterdrücken müssen um Indras Hofdame nicht zu beleidigen. "Warum bin ich hier? War es Wille der Götter?", murmelte Agni vor sich hin und hielt sich den Kopf. Er kannte den Raum nicht in dem er sich befand und auch nicht das Bett, worin er lag. "Wo ist der Prinz?" Schon wollte er aufstehen aber die Wunden auf seinem Rücken schmerzten und zwangen ihn zurück in die Kissen. Stöhnend blieb er liegen und starrt zur Decke. "War ich überhaupt tot? Mir kam es so vor... Prinz Soma... Wigburg... Elisabeth... Ich hoffe die Götter waren gnädig und haben euch beschützt... " Dann aber bemerkte Agni, dass seine Hose halb aus dem Bett hing und sah dann an sich runter. "Ich... Bin nackt?!" Bis auf ein paar Lose Bandagen die um seine Hüften hingen hatte er nichts an. Offenbar hatte man seinen Oberkörper verbinden wollen, hatte aber die Binden nicht fest gezogen. Er konnte sich schon erinnern wie er seine Hose ausgezogen hatte, aber das war bei der Apsara gewesen oder bildete er sich das ein? Ehe er sich noch weiter wunderte, hörte er ein verschlafenes Seufzen und etwas kuschelte sich an ihn. Er drehte sich um und sah in ein schlafendes Gesicht, das von braunem Haar umrahmt war und geziert war mit einem Muttermal auf der linken Wange. „CHELA!“ Das weckte mich auf und ich strahlte ihn an. „Oh… Du bist wach! Es hat funktioniert!! Ich bin so froh!! Wir haben dich wieder! ICH hab dich wieder, Liebster!“ Ich schlang meine Arme um ihn, allerdings schob Agni mich, mit Röte im Gesicht von sich weg. „Was?! Was hat funktioniert?! Was ist genau passiert?!“ Und so erzählte ich was passiert war, nachdem Lisabeth und ich in den Salon geflüchtet waren, auch von meinem großen Runenzauber. „... Ich hatte eigentlich erwartet selber zu sterben um dich zurück zu bringen, aber ich habe es irgendwie geschafft! Du lebst! Und du bist bei mir! Und gestern Nacht... Ach, das war meine Schuld... Ich habe zu viel Bilsenkraut in deine Wundsalbe gemacht, um deine Schmerzen zu lindern, aber...“ Bei den Gedanken von gestern, erschauderte ich vor Wonne, aber Agnis Gesicht nahm die Farbe seiner Haare an. „Diese Nacht war die schönste Nacht meines Lebens...“ Ich kuschelte mich wieder an seine warme Haut. „Nur eine Mutter kann zu ihrem ungeborenen Kind eine tiefere Bindung und Liebe empfinden wie ich sie gestern gespürt hatte, als du mich geküsst hast... Berührt hast... Und du dich an mir ergötzt hast... ich liebe dich...“ Ich wollte ihn küssen aber Agni stotterte: “Das ist wirklich passiert?! DU warst die Apsara die zu mir kam?!!“ „Ähm... Ja... Obwohl ich nicht weiß wer oder was Apsara ist.“ „Apsaras sind himmlische Wesen, die wie junge Frauen aussehen. Aus Wolken und Sonnenlicht gemacht, leben sie im Palast des Himmelsgottes Indra und eine von ihnen wird immer jenen zum Geschenk gemacht, der heldenhaft sein Leben ließ. Ich hatte schon gedacht Indra hätte mich für würdig gehalten und hätte mir eine seiner Apsaras zu geschickt... Ich hatte mich schon gewundert warum ihre Haut nach wilden Kräutern roch und nicht nach Nebel! Hätte ich gewusst dass du das warst...!!!“ Er wandte sich von mir ab und verbarg verzweifelt das Gesicht in seinen Händen. Das verunsichert mich und ich wusste nicht ob ich nun empört oder froh sein soll über diese Aussage. „Bist... Bist du enttäuscht dass ich es war...?“, fragte ich mit einem Stich im Herzen. „Neinneinneinnein!!! Das ist es nicht! Ich... Ehrlich gesagt...“ Agni schluckte, offenbar wollte er was anderes sagen aber fuhr fort: “ Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich in Schande gebracht habe!“ „Hä?“ Ich verstand nicht was er meinte aber Agni beachtete das nicht. „Dein Vater hat dich bestimmt deinem Bräutigam als Jungfrau versprochen. Und jetzt, weil ich mich nicht beherrscht habe, kann er sein Versprechen nicht halten! Es tut mir wirklich leid, Wigburg! Wenn ich es wieder ungeschehen machen könnte, würde ich...“ „Moment mal! Ich bin gar...“ Jetzt musste ich mich bremsen weil ich nicht von dem Leid erzählen wollte das Sebastian mir bereitet hat. „Ähm... Wovon redest du denn eigentlich? Wie kommst du denn darauf dass ich einen Bräutigam habe?!“ „Sebastian hatte mir gesagt dass du einen Brief von deinem Vater bekommen hast, wo er verkündete dass du und Elisabeth heiraten werdet...“ „WAS?! Aber Maylene hatte mir versprochen nix zu...“ Aber dann fiel bei mir der Groschen. „Oh Mist!! Hätte ich den Brief nicht bei ihr gelassen! Bei Sebastian wird sie immer schwach...“ „Sebastian hat außerdem erwähnt dass du in Deutschland deinen Vater getroffen und mit ihm gesprochen hattest... bestimmt hast du mit ihm über die Hochzeit gesprochen. Die Heirat deiner Schwester hast du bestimmt ausreden können, damit sie mit dem Prinzen zusammen sein kann, oder? Deshalb hast du ihr nichts gesagt, du aber selber fügst dich dafür deinem Vater...“, redete Agni einfach weiter aber er weinte dabei fast. „NEIN!!“, fiel ich ihm ins Wort und er guckte mich verwirrt an. „Es stimmt, ja, Papa hat Freier für mich und Lieschen ausgesucht, aber sie weiß absolut nichts davon! Und Nein, ich wollte mich nie meinem Vater fügen, im Gegenteil!“ Agni starrte mich irritiert an, als hätte er was anderes erwartet. Mein Herz war nun wieder voll Bitterkeit aber ich fuhr knurrend fort: „Als ob es ihm nicht gereicht hätte meine Mutter zu betrügen und zu verletzen, hatte er auch mich und Lieschen betrogen. Er hatte mir und Lisabeth versprochen dass wir uns selbst unsere Ehemänner aussuchen können, aber... Aus Angst, falschem Ehrgefühl und fehlendem Rückgrat hat er sein Versprechen erneut gebrochen!!! Nur weil ihm Großvater eingetrichtert hat auf den Ruhm und den Ruf der Familie zu achten, kriecht mein Vater jedem in den Arsch und leckt jeden die Stiefel aus Angst dieser jemand könnte etwas schlechtes über ihn sagen! Das hat er dennoch schon erreicht... Wir gehören nicht mal zum Hochadel und dennoch tut er alles damit alle ihn wie einen Adeligen behandeln! Das reicht! Ich habe ihn angelogen und gesagt Lieschen und ich hätten adelige Männer getroffen und uns ihnen versprochen.“ „Du hast deinen Vater angelogen und dich ihm widersetzt?!“ „Ja. Und ich würde es auch jederzeit wieder machen. Weil ich dich liebe...“ Ohne darauf zu achten dass er immer noch verwirrt mich ansah, küsste ich ihn aber er erwiderte, wenn auch mit Tränen in den Augen. „Es... es ist aber besser für dich nicht mit mir zusammen zu sein...“ „Warum?“ Als Agni nicht antwortete, überlegte ich kurz und erinnerte mich an diese leuchtenden Bänder und was sie zeigten. „Hat... hat es was mit deiner Vergangenheit zu tun?“ Davon erschrak Agni und sah mich verunsichert an. „Du weißt nichts davon... Weder der Prinz noch ich haben je...“ „…Arshad Satyendra Iyer, richtig? Diesen Namen haben dir deine Eltern gegeben, oder?“ Agni zitterte nun, für mich war der Name der eines Fremden aber Agni schien der vertraut zu sein. Ich war schon überrascht über Agnis Reaktion aber fuhr fort während ich an die Bilder dachte und an das was mir Lisabeth und Soma erzählt haben: „…geboren als Spross einer Priesterfamilie und zum Tode verurteilt wegen verschiedener...“ „HÖR AUF!!“, schrie Agni verzweifelt und hielt mich weinend an den Schultern. „Diese Worte aus deinem Mund zu hören, klingen 100mal grausamer als wie sie der Richter gesprochen hat!!! Ich wollte nicht, dass du davon erfährst, dass ich... Ich... Ich fast so war wie deine Peiniger! Die haben auch ihre Position ausgenutzt um ihre Schikanen gegen dich zu legitimieren! Und jetzt wo du es weißt... hasst du mich bestimmt...“ Es brach mir das Herz, vielleicht war ich doch zu weit gegangen. „Was? Ist es das wovor du in Wirklichkeit Angst hast?“ Agni redete einfach weiter, aber Tränen flossen weiter aus seinem heilen Auge: “... Ich hatte nicht erwartet dich als mehr zu sehen als nur ein junges und neugieriges Mädchen oder mehr als meine beste Freundin und Schülerin. Nie zuvor hatte eine Frau mich so gerührt wie du... Nie zuvor wollte ich jemandem sein Wohlergehen, dem ich nichts schuldig bin... und niemals wollte ich mich in dich verlieben, aber... Diese Angst vor deinem Hass, wenn du erfährst was ich getan habe, verbat mir davon zu träumen, dass ich deine liebe gewinnen würde... Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich liebe, Wigburg... Du bist mir sogar wichtiger als der Prinz...“ „Agni…“ Ich errötete bei den Worten und mein Herz flatterte wie ein Schmetterling. Er liebte mich also doch, aber so sehr dass er mich über Soma stellt? „Wie Sebastian mir von dem Brief deines Vaters erzählte, wollte ich mich eigentlich freuen dich bei einem guten Mann zu wissen, aber der Gedanke dass dich ein anderer bald besitzen würde, war schwerer als ich dachte. Meine letzten Gedanken bevor ich... Starb, waren voll Reue dass ich dich nicht noch einmal sehen konnte und all die Dinge nicht sagen konnte, die ich über dich dachte…“ Sacht streichelte er mein Gesicht während ich an seinen Lippen hing. Es schien ihm wirklich wehzutun das zu sagen aber es musste sein um ihn sein Herz zu erleichtern. Das musste eine schwere Last gewesen sein. „Einzig und allein der Gedanke dass du, deine Schwester und der Prinz weiter lebt, wohlauf seid und an mich denkt, hatte es mir leicht gemacht die Schmerzen durchzuhalten... Bis zum Schluss...“ „…bis ich es gewagt habe Wodans Macht zu beschwören um dich zurück zu holen... Ich hätte selber dabei sterben können...“ „Das hätte ich nie gewollt!“ „Aber ich! Und da hatten nicht nur meine Gefühle zu dir eine Rolle gespielt, sondern auch weil du sowas nicht verdient hattest und du immer Soma beistehen wolltest. Und ich war bereit den Preis zu zahlen.“ Er schwieg und sah mich mit großem Auge an vor Staunen, aber wenigstens hatten seine Tränen gestoppt. „Während dieses Zaubers hatten sowohl ich als auch Lieschen deine Erinnerungen gesehen und wissen was du gemacht hast, aber...“ Ich betonte den nächsten Satz um deutlich zu machen was ich denke. „…ich hasse dich nicht!“ Sein Gesicht hellte sich auf. Er sah mich hoffnungsvoll an. „Ist... Das wahr?“ „Lieschen hasst dich auch nicht, ich glaube sie hat sich noch doller in Soma verliebt, wie sie gesehen hat, was er gemacht hat um dich zu retten, dich ihren besten Freund. Und nun verstehe ich voll und ganz warum du Soma so doll verehrst, ich hätte vielleicht in deinem Fall auch sowas gemacht. Ich war ehrlich gesagt sogar eine Zeit lang eifersüchtig auf Soma, habe es aber unterdrückt. Es fühlt sich widerlich an, eifersüchtig auf seinen besten Freund zu sein...“ Ich war recht verlegen wie ich das zugab aber auch Agni war peinlich berührt. „Du hättest nie eifersüchtig auf den Prinzen sein müssen...“ „Ich habe auch aufgehört eifersüchtig zu sein, als ich merkte wie Soma Lisabeths Gefühle erwiderte.“ „Dann ist es gut.“ „Du sagtest auch, du seiest ähnlich gewesen wie die Leute die mich schikaniert und ausgestoßen haben. Das stimmt nicht. Abgesehen davon dass die meisten von ihnen Kinder waren die von ihren Eltern und Großeltern indokriert worden sind, bereust du anders als sie deine Taten und du hast dich geändert. Man hat dir diese Chance angeboten und du hast es angenommen. Jetzt bist du ein anderer Mann und in diesen Mann, der du nun bist habe ich mich verliebt… der ein großes Herz hat, gütig, weise und sanft. Der zur Seite steht wenn man ihn braucht und auf den man zählen kann... Meine Gefühle zu dir werden sich nicht ändern, nachdem was ich gesehen habe, denn wie Soma sagte, der, der du bisher warst ist tot und du wurdest mit neuem Namen und Leben wiedergeboren …“ Agni war erstaunt, ich hatte fast dieselben Worte benutzt wie Soma damals. Ich war auch überrascht warum diese Worte so klangen als hätte ich die schon mal gehört, dabei hatte ich nix verstanden was ich bei der Szene gehört habe. Aber offenbar glaubte er mir nun dass ich es gesehen habe. Agni nahm mich ganz fest in den Arm, die Tränen die nun flossen waren die der Erleichterung und der Dankbarkeit. „Danke! Danke. Danke. Danke... Danke dir Wigburg... Chela... Nein, Priya, ich liebe dich...“ „Ich dich auch…“, wollte ich sagen aber er küsste mich innig. Ich konnte sehr deutlich spüren, dass er nun froh ist seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Wie er sich wieder von mir löste, streichelte er mein Gesicht, aber auch ich hatte feuchte Augen, weil ich auch so glücklich war. Endlich! Ich hab es ihn gesagt und er liebt mich auch! „Sebastian soll verflucht sein... Ich hätte nie zu träumen gewagt, dich bei mir zu haben, geschweige denn dich zu berühren oder zu küssen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du nun bei mir bist und du mich liebst.“ „Du träumst nicht, es ist echt. Ich bin bei dir und lass dich auch nie wieder los...“, sagte ich und streichelte seine Brust. „Ich will auch nicht dass du mich loslässt!“, antwortete Agni inbrünstig vor Glück und wälzte sich zu meiner Überraschung auf mich drauf. Wir beide kuscheln und küssen uns innig. Aber dann merkte ich was anderes an ihm und er hatte auf einmal wieder diesen fiebrigen Glanz in seinem Auge, wie gestern. „…deine Haut fühlt sich besser an, jetzt wo ich klar im Kopf bin, dein Haar, deine Brüste...“ Dabei streichelte er diese. „Oh... Wie gerne würde ich nochmal in deinem Tempel beten...“ „Hä…?“ „Mich nochmal deiner Macht und deinem Körper ergeben...“ Mein Gesicht glühte und ich war fast erschrocken über Agnis neuerflammte Lust. War ich so begehrenswert? Oder war es weil in Indien man anders über die Lust dachte? „Oh... Ähm... Wirklich? Ich... Ich habe aber nicht so viel Erfahrung...“ Er lächelte aber beruhigend. „Das macht nichts. Selbst wenn eure Priester die Lust verteufeln, musst du dich nicht dafür schämen. Und sagen die nicht auch, liebe deinen Nächsten?“ „So… so war das nicht gemeint, aber... OK, Komm...“ Ich gab nach und ließ ihn zwischen meine Beine. Als ich aber meine Arme um ihn schlang, berührte ich eine seiner Wunden und Agni stöhnte vor Schmerz auf. „Agni! Tut mir leid!!! Vielleicht sollten wir das lieber lassen, wegen deiner Wunden!“ „Schon in Ordnung... Das war ja ein Versehen. Aber dadurch weiß ich dass ich nicht träume... aber kannst du vielleicht mit einer Rune...?“ Er sah mich bittend an, so sehr wollte er mich dass er seine Wunden ignoriert? „Hmmm... Naja mit Kaun könnte ich deine Schmerzen betäuben... Mit der Salbe riskiere ich das nicht noch einmal...“ „Bitte Priya, versuche es! Ich will dich!“, bettelte Agni sehnsüchtig, ich wurde noch roter. „Nur einmal, dann warte ich bis ich wieder geheilt bin. Ich verspreche es. Bitte, ich will dich nun klar im Kopf spüren...“ „Na…na gut…“ Ich hob die Finger und zeichnete ein Y, das wie eine Balkenstütze aussieht, auf seine Brust. „Kaun ist der Kinder Weh, und des Kriegers Zeichen und Hort faulenden Fleisches. Sei befreit von Schmerz, deine Wunden sollen nicht reißen, sei befreit wenn deine Lust gestillt ist…“ Die Rune glühte auf und wie sie erlischt, berührte ich vorsichtig seine Wunde. „Spürst du was?“ „Nein!“, antwortete er glücklich. „Oh priya…“ Wie er wieder mich küsste, drang dabei Agni in mich ein. Ich zuckte dabei zusammen vor Überraschung. „Oh! Ah…ah…!“ Das war schon jetzt da, diese Spannung die langsam anstieg. Agnis Atem war schwer, auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck seligen Genusses während er mit geschlossenen Augen meine Brust küsste. Ich konnte nicht anders, nicht widerstehen, dem Druck. Irgendwie… hatte es überhaupt einen Zweck mich der anbahnenden Lust entgegen zu lehnen? Nein. Es gab doch keine Zweifel mehr, anders als gestern. Ich wurde lauter, Arme und Beine eng um ihn geschlungen. Ich hielt es bald nicht mehr aus! Auch Agni stoß fester in mich. „Ah! A…A…gni!“ „Wig…burg…“ Er schnaubte, ich schrie! Fast hätte ich mit meinen Fingernägeln neue Wunden in sein Fleisch gerissen, so doll verkrallte ich mich in ihn als ich kam und er sich nochmal energischer an mich presst als er kam. Dann aber flaute der Druck ab, wie eine Welle die auf der Brandung sich ausbreitete. Agnis Gesicht entspannte sich auch wieder und er lächelte mich glücklich und dankbar an. Auch ich lächelte glücklich, bis die Rune wieder aufglühte und Agni wieder Schmerzen fühlte. Dabei verzog er das Gesicht. „Agni!“ Ich stützte ihn, besorgt aber er versuchte wieder zu lächeln. „Alles in Ordnung… Mir geht es gut… sogar sehr gut, mere Priya. Ich liebe dich immer mehr und mehr…“ Doch als Agni mich wieder küssen wollte hörte man auf einmal: „Wigburg! Schwesterherz, bist du hier?!“ „LIESCHEN!!!“, quiekte ich erschrocken. „Äh!! Agni ist erwacht!“ Mir fiel nix besseres ein. „Was?!“ „Äh… ja! Ich bin wieder wach!“, fügte Agni zu. „Was?! Ich komm rein!“ „NEIN!!“, rief ich. „Äh… geh und hol Soma!!“ „Ja, bitte! Der Prinz sollte es so schnell wie möglich erfahren.“ „Öh… ok… mach ich! Oh, wie wird sich Soma freuen!!“ Und man hörte Lisabeths Schritte, die sich entfernten. Peinliche Stille herrschte dann. „Das war knapp…“, sagte ich verlegen. Auch Agni war sehr verlegen. „Ja. Ich möchte ungern deiner Schwester so unter die Augen kommen. Nackt und mit dir in meinem Arm.“ „Ja, ziehen wir uns besser schnell an. Und ich muss dich noch verbinden.“ Er nickte nur und dann verband ich seine Wunden und wir zogen uns um. Die nächsten vier Tage waren die schönsten seit wir nach England gekommen sind, für uns vier. Soma und Lisabeth waren nun ein Paar, genauso wie auch Agni und ich. Trotz ein paar zweideutigen Sticheleien von Fräulein Sieglinde, denn wir waren ja immer noch bei ihr und Wolfram. Der junge Earl hatte sich nicht bei und gemeldet aber in unserem Liebesglück war das uns egal und wir vier hatten uns alle entschieden: Sobald Agnis Wunden verheilt sind, gehen wir nach Indien! Deshalb wollten Lieschen und ich unserer Mutter schon einen Brief Bescheid sagen, aber unserem Vater wollten wir nichts sagen. Zurückholen könnte er uns sowieso nicht. Soma und Agni hatten sich aber noch nicht getraut uns Heiratsanträge zu machen. Irgendwie war das im Tumult in den Hintergrund geraten. Aber eines Morgens als Wolfram und Sieglinde aus der Stadt kamen, um Lebensmittel einzukaufen, hatten sie eine Zeitung dabei mit einem Bild des jungen Herrn! „Ciel ist geflüchtet und versteckt sich!?“, rief Soma wütend als er den Artikel las. „Ich wusste es… Er ist schuld an Agnis Tod!“ „Ich weiß nicht…“, sagte Lisabeth unsicher. „Er hatte uns auf den Namen Queen Victorias geschworen, dass er das nicht war.“ „Pah! Das glaube ich nicht! Er hat uns bestimmt die ganze Zeit uns alle angelogen!“, knurrt Soma. „Wir haben es doch alle gesehen!“ „Das mag sein Soma.“, sagte ich nun. „Aber wenn ich so darüber nachdenke, Ciel tut eigentlich nix „überflüssiges“. Er hat weder ein Motiv noch einen Grund uns anzugreifen, besonders mich und Lieschen. Im Vertrag, den er mit unserem Vater gemacht hat, wegen Großvaters Schulden, hatte man ein sehr hohes Schmerzensgeld vereinbart, falls uns was passiert. Darauf hatte unsere Mutter bestanden, trotz der Scheidung. Das wollte sie bestimmt um uns zu beschützen, denn das Schmerzensgeld ist so hoch dass es ihm als adeligen finanziell wehtun würde, es wäre also dumm uns umzubringen. Also wer uns da angegriffen hat, kennt uns nicht und auch nicht was für eine Verbindung wir zu Ciel haben.“ Soma knurrte, er merkte dass ich Recht hatte. „Hmm…“, gab Agni von sich, während er die Stirn nachdenklich in Falten gelegt hatte. „Agni?“ „Ist etwas, Liebster?“, fragte ich. „Prinz.“, sagte Agni nun an Soma gewandt. „Habt Ihr Euch die Teile des Fotos gesehen, die ich Euch gab?“ „Was für ein Foto?“, fragte Soma verwirrt. „Ich hatte im Kamin, als ich Holz nachlegen wollte, verkohlte Teile eines Fotos gefunden. Ich hatte sie euch gegeben, bevor ich Euch in die Küche eingeschlossen habe.“ „Darauf habe ich nicht geachtet…“, sagte Soma als er versuchte sich zu erinnern. „Was war denn auf dem Foto?“, fragte Lisabeth. „Der junge Earl als Kind… und zwar zweimal.“ „Zweimal?!“ Wir alle waren verdutzt. „Bist du dir sicher, dass es von einem Foto stammt?“, fragte ich. „Ich bin mir ganz sicher.“, sagte Agni mit fester Stimme. „Du meinst… es gibt zwei Ciels?!“, fragte Lisabeth und Agni nickte. „Hä?!!“ Soma machte große Augen vor Unglauben. „Das… das kann nicht sein!“, sagte ich. „Ok… mal angenommen es gäbe zwei Ciels…“, begann Lisabeth. „…was hätte der zweite Ciel für einen Grund um uns anzugreifen?“ „Rache vielleicht?“, fragte ich. „Ja!“, fügte Agni zu. „Vielleicht wollte der Zweite das sich nehmen was der Erste hat.“ „Ja, stimmt! Ciel hatte doch ein Foto dass er mir nicht zeigen wollte!“, erinnerte sich nun Soma. „Das hat er bestimmt versucht zu vernichten damit wir nichts von dem zweiten Ciel erfahren.“ „Dann muss unser Ciel, der unrechtmäßige Earl Phantomhive sein und deshalb will der andere Ciel Rache!“, sagte Lisabeth. „Das ergibt nun Sinn… Dann müssen es Zwillinge sein, wenn es zwei auf dem Foto waren.“, sagte ich. „Was machen wir nun?“, fragte Lisabeth nun. „Wer ist nun der echte? Wen können wir vertrauen?“ „Wenn der, der uns angegriffen hat uns findet, könnte er versuchen uns nochmal…“, sagte Agni und wurde blass. Ich bekam Angst und umklammerte ihn. „Nein, das will ich nicht! Ganz bestimmt würde er uns nochmal angreifen, allein um Zeugen zu vernichten! Wir müssen weg!“ „Aber Wigburg! “, sagte Lisabeth. „Wir haben nicht genug Geld dafür, selbst wenn wir unsere Armbänder verkaufen würden und niemand außer uns weiß, dass Agni lebt.“ Das wurde mir auch bewusst. „Was das Geld betrifft, kann ich für mich und Agni sorgen, aber Lisabeth hat recht.“, fügte Soma bitter zu. „Wie soll man das erklären? Ich bin schon froh, dass Sieglinde und ihr Khansama unsere Erklärungen glauben. Ich fürchte Agni muss heimlich verreisen.“ „Da stimme ich Euch zu Prinz… Ich schäme mich, dass ich Euch nun für eine Zeit lang nicht beschützen kann…“ „Mach dir keine Vorwürfe Agni.“, antwortete Soma. „Vielleicht ist es besser…“, begann ich und dabei zerbrach mein Herz. „…ihr… geht ohne uns…“ „Was?!“, fragte Soma entsetzt. „Ich ohne meine Lisabeth?!“ „Priya…“, sagte Agni auch mit innerlichem Schmerz. „Ich wünschte, es gäbe einen einfacheren Weg… Aber… uns fehlt die Zeit… Es ist besser wenn ihr zuerst England verlässt…“ „Und euch alleine lassen?!!“, rief Soma. „NEIN!!! Wir bleiben zusammen! Nur so können wir uns gegenseitig beschützen!“ „Ich würde Euch gerne zustimmen, mein Prinz. Aber ich kann momentan niemanden beschützen…“ „Und Wigburg und ich können uns nicht alle beschützen…“, sagte Lisabeth mit feuchten Augen und erstickter Stimme. Sie holte immer wieder Luft während sie sprach. „Es… es ist besser, wenn ihr zuerst nach Indien geht und wir folgen… Ein indischer Prinz fällt in England immer noch eher auf als zwei deutsche Hausmädchen… außerdem… wir können euch solange den Rücken freihalten…“ „Aber…“, wollte Soma widersprechen, doch da mischte sich Agni mit einem bittenden Ausdruck im Gesicht: „Prinz Soma, Ihr sagtet dass Ihr für jemanden der Fels in der Brandung sein wollt. Auch wenn Ihr dabei verletzt werdet. Auch wenn es sich nicht für einen Diener gehört, Ihr müsst mich nun beschützen, bis wir wieder im Reich eures Vaters zurückgekehrt sind. Wir haben keine Wahl.“ Auch Agnis heiles Auge war feucht vor Tränen. „Das… aber…“ „Soma…“, sagte ich. „Nein, Prinz Soma Asman Kadar… Vor knapp einem Jahr, warst du ein unselbstständiger und ungezogener, kleiner Junge. Und jetzt… du hast Schmerz erlebt. Du hast Scheitern erlebt. Du hast Fremdsein erlebt. Du hast Anstrengung erlebt, aber du hast dich dem ganzen gestellt. Hast dich aufgerappelt. Du hast dich geöffnet. Du hast dich verändert und bist ein Mann geworden. Und deshalb… wenn ich als Wala einen König wählen würde, bist du das.“ Soma guckte mich überrascht an wie ich dabei mit dem Finger auf ihn zeigte. Das war das erste Mal dass ich ihm das offen ins Gesicht sagte. „Das… das traust du mir zu?“, fragte Soma. „Wir beide trauen dir das zu, Soma.“, sagte Lisabeth und streichelte mit zärtlichen Blick seine Schulter. „Ja Soma. Das traue ich dir zu. Und wir werden auch nicht für immer getrennt sein, fest versprochen! Nein, das schwöre ich! Und zur Sicherheit geben wir euch beiden Runenstäbe mit, ihr beide könnt mittlerweile damit umgehen. Nur bitte Soma…“ Ich bin sogar vor Soma auf die Knie gegangen, während meine Tränen flossen. „Beweise mir was für ein Mann du geworden bist und pass bitte auf Agni auf…“ „…Ich werde es versuchen…“ „Allein dass du es versuchen willst, ist schon viel…“ Am nächsten Tag, in der Stadt: Lisabeth und ich waren grad unterwegs zum Bestattungsinstitut. Im Ladeninneren warteten wir auf Bedienung nachdem wir an der Theke geklingelt hatten, trotz dass wir etwas Angst hatten. Nach einer Weile kam eine junge Frau mit hellblondem Haar, sehr hellblauen Augen und heller Haut wie Porzellan. Lisabeth und ich waren zuerst erstaunt über ihr Aussehen, weil wir beide denselben Gedanken hatten. „Ein Engel?!“ „Ja, wie kann ich euch helfen?“, fragte sie mit weicher Stimme. „Ähm… Ja. Zuerst wollen wir wissen, ist Ihr Vorgesetzter da, Miss?“, fragte Lisabeth. „Tut mir leid, mein Vorgesetzter ist nicht da. Aber nachmittags können Sie nochmal…“ „Ach, das macht nix… Ist uns sowieso lieber…“, sagte ich lächelnd um meine Erleichterung zu verbergen. „Wieso? Gibt es ein Problem?“, fragte die Frau. „Äh… nichts Wichtiges…“ „Ok? Also, womit kann ich dienen?“ „Nun… ein Freund von uns schickt uns, er will eine Ausfuhrgenehmigung für eine Urne mit der Asche eines Verstorbenen haben. Die dazu passende Urne sollen wir auch besorgen.“, erklärte Lisabeth und holte eine Nachricht aus ihrer Manteltasche, die Soma geschrieben hatte. Die Frau sah sich die Nachricht an und nickte zufrieden. „Das sieht in Ordnung aus… Wollt ihr eine Feuerbestattung dazu bestellen? Ich könnte euch ein gutes Angebot machen.“ „Äh, Nein, nicht nötig.“, sagte ich. „Der besagte Freund ist hinduistischen Glaubens und deshalb hat er sich bereits darum gekümmert.“ „Ach so, verstehe… Naja, soll mir Recht sein… Würdet ihr mir bitte folgen?“ Die Frau führte uns in einen Raum hinter der Theke, wo ein Regal voller Urnen stand. „Urnenbestattung kommt immer mehr in Trend, ich hoffe unsere Auswahl wird ihnen gefallen. Ähm, ihr sagtet der Freund von Ihnen ist hinduistischen Glaubens?“ „Ja genauso der Verblichene.“, sagte ich mit nem leichten Stich in der Brust. „Beide sind aus Indien.“ „Ach so… Wie wäre es mit diesem Modell? Einige Kunden haben wohl eine Schwäche für das exotische, deshalb haben wir die hier.“, sagte die junge Frau und holte eine Urne die mit Lotusblumen dekoriert war. Ansonsten war die schlicht gehalten. „Ja, die nehmen wir. Die ist hübsch, das würde den Verstorbenen erfreuen…“, sagte Lisabeth an meiner Stelle, weil mir die Worte im Hals stecken blieben. „Sehr gut! Dann mach ich alles fertig. Bitte warten Sie im Ausstellraum, während ich die Ausfuhrgenehmigung ausfülle und die Urne transportfertig mache.“ „In Ordnung…“ Wir beide saßen auf nem Sarg im Ausstellungsraum und warteten auf die junge Frau mit dem Engelsgesicht. Ich fühlte mich nicht gut, vielleicht weil es um Agnis Tod ging oder zumindest seinen nun vorgetäuschten Tod. Oder weil der Kauf der Urne bedeutet dass er und Soma morgen England verlassen werden. „Wigburg… alles in Ordnung?“, fragte Lisabeth. „Hm? Äh… Ja, mir geht’s gut… war nur in Gedanken… und vielleicht war Herr Wolframs Haferschleim zum Frühstück nicht ordentlich zubereitet…“ „Hoffentlich nicht das letztere…“ „Tja, das Soldatenleben wird man wohl nie los, wie bei Bard…“ „Stimmt… wo er und die anderen sind? Seit dem Angriff hat keiner von ihnen sich gemeldet.“ „Wer hat sich nicht gemeldet?“, fragte die junge Frau und guckte misstrauisch. „Ähm… nichts! Niemand den Sie kennen, Miss. Ein privates Ding.“ Sie schien nicht sonderlich beeindruckt. „Ok? Nun, hier habt ihr die Ausfuhrgenehmigung und die Urne.“ „Vielen Dank. Einen schönen Tag noch.“ „Euch auch. Auf Wiedersehen.“ Endlich verließen wir den Laden auch wenn die junge Frau nicht bedrohlich gewirkt hatte. Auf den Weg zurück sagten wir kein Wort. Das Geld für den Mantel, den wir unserer Mutter schenken wollten, war nun weg. Aber um unsere Geliebten in Sicherheit zu bringen, mussten wir diesen Preis zahlen. „Herr Wolfram!!! Nicht die Asche wegwerfen!!!“ Lisabeth konnte den deutschen Butler aufhalten als er die Asche vom Kamin wegwerfen wollte. „Wieso? Brauchst du die?“ „Ähm… ja. Ich brauch die.“ „Hrmpf… von mir aus…“ Und er gab brummelnd Lisabeth die Schaufel. „Danke, Herr Wolfram.“ Jetzt hatten wir die Asche für die Urne. Ich hatte währenddessen aus dem Abfall Knochen von Eisbein und Brathähnchen geholt und zum Teil hinterm Haus mit einem Stein zertrümmert nach dem ich die heimlich im Feuer geröstet habe. Mir wurde schlecht bei den Gedanken dass das hier Agnis Gebeine darstellen sollten. Ich hatte mich sogar fast übergeben müssen. Später bei Agni um seine Wunden zu versorgen, konnte ich mich davon erholen, auch wenn ich nicht fröhlicher wurde. „Morgen wenn ihr beide geht, müsst ihr getrennt gehen. Lisabeth und ich haben Kleidung besorgt die du morgen tragen kannst, damit man dich nicht erkennt.“ „Kann ich mich überhaupt lang genug bewegen mit meinen Wunden?“ „Wir packen in Somas Koffer eine Salbe ein und…“ Ich holte einen Runenstab aus, bereits gefärbt mit meinem Blut. „Wenn du die Rune Kaun verwendest werden deine Schmerzen für etwa 3 Stunden betäubt. Aber pass auf dass du die Rune nicht zu oft verwendest, sonst schwindet deine Kraft.“ „Ich werde aufpassen, Priya…“ Das Herz war ihm zu schwer um zu lächeln. „Hrmpf… Ich will was versuchen…“ Dabei nahm ich den Verband von seinem Auge. Vorsichtig zeichnete ich die Rune Kaun auf sein Auge. „Heile seine Wunde und gib zurück was ihm gehörte.“ Die Wunde begann schneller zu heilen und das Auge bildete sich wieder aus! Als nur noch eine Narbe zu sehen war, öffnete Agni sein rechtes Auge und staunte. „Priya! Ich kann wieder was sehen! Etwas getrübt, aber ich kann wieder was sehen! Priya?“ Mir wurde schwindelig und ich kippte nach vorne in seine Arme. „Priya! Alles in Ordnung?! Geht’s dir nicht gut?“ Agni war sehr besorgt, aber das Schwindelgefühl verschwand genauso schnell sie gekommen war. „Urrrgh… äh… Nein, jetzt ist alles wieder gut.“ „Vielleicht hat der Runen-Zauber den du benutzt hast um mich zurück zu holen dich mehr ausgelaugt als wir alle dachten.“ „Kann sein… aber es ist doch fast eine Woche her.“ „Aber trotzdem habe ich mein Auge wieder und das ist mehr als genug.“ Während ich in Agnis Arm war wunderte ich mich trotzdem, warum meine Kraft so schnell nachgelassen hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)