Rebooting Reality von Traiko ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Rick hatte Recht gehabt. Der Gedanke dröhnte geradezu in Max Kopf. Ebenso wie die Explosionen der Granaten oder die Schüsse der Phaser, die ganz in seiner Nähe einschlugen. Max hielt sich die Ohren zu. Er konnte es einfach nicht glauben und so schielte er immer wieder zwischen den mittlerweile völlig zerschossenen Fahrzeugteilen hervor, hinter denen sie sich versteckten. Die Biovolt Agenten, die ihn zuvor gejagt hatten, waren nun um einige Mann stärker und wahrscheinlich war noch mehr Verstärkung unterwegs. „Ach, verdammt! Runter mit dir, habe ich gesagt!“ Unsanft drückte sein rothaariger Retter ihn wieder auf den kalten, dreckigen Boden, ehe er das Waffengefecht wieder aufnahm. Wie ekelhaft grau und trist diese Gegend doch war, jetzt wo die ganzen hübschen Texturen und Grafiken nicht mehr waren. Oder zumindest so gut wie nicht mehr waren. Immer wieder war Max kurz im Netz, doch die Verbindung war mehr als instabil und mittlerweile kamen ihm eher die bunten Animationen wie ein Fehler vor, als die grausame Jagt, die hier am Rande der Stadt auf ihn abgehalten wurde. Ob die gesamte Realität der Stadt wohl so traurig aussah? Überhaupt, wenn Max sich nicht sicher gewesen wäre, immer noch in der Stadt zu sein, dann hätte er sie ohne die ganzen hübschen Texturen nicht einmal wiedererkannt. Alles wirkte trostlos und langweilig im Vergleich zu dem, was er gewohnt war. Max hatte ein flaues Gefühl von Übelkeit im Magen von diesem widerlichen Hin und Her. Eine Feuersalve nach der anderen prasselte nun auf ihr Versteck ein. Viel länger würde sie der Metallschrott nicht mehr schützen können. Anscheinend dachte das auch der Rothaarige, der nun ebenfalls schutzsuchend neben Max lag. Er zischte etwas auf einer Sprache, die Max noch nie gehört hatte. Aber auch ohne die automatische Bionet Übersetzung verstand er, dass sein Retter wohl gerade wüst am fluchen war. Unter den ganzen bösen Worten schaffte es der Rothaarige eine Art... uraltes ...Sprechgerät oder so was ähnliches hervorzukramen und hinein zu schreien: „Zum Teufel noch mal, Bryan, Spencer, wo bleibt ihr? Ian, wie lange dauert das noch?“ Das Gerät fing an zu krächzen, ehe die Stimme am anderen Ende zu verstehen war: „Jetzt verlier nicht gleich die Nerven, Tala. Wir sind sofort bei dir. Mussten uns nur noch eben um einen unerwarteten Besuch kümmern.“ Der rothaarige Retter, der anscheinend Tala hieß, knurrte widerwillig, steckte das Gerät aber wieder ein. Er bewegte sich nicht und blieb in Deckung, was in Anbetracht der Situation wohl auch die einzige sinnvolle Wahl war. Max tat es ihm gleich, drehte aber den Kopf nun zur anderen Seite, wo der Stadtrand zu sehen war. Passanten gingen vorbei, ohne dem verlassenen Schrottplatz, auf dem gerade eine wilde Schießerei stattfand, auch nur einen Blick oder sonst eine Reaktion zu würdigen. Rick hatte in allem Recht gehabt. Die Menschen waren im Bionet wie Vögel in einem goldenen Käfig. Die hübsche, virtuelle Welt, die mit der Realität eine so wunderbare Symbiose bildete, wurde ganz im Sinne von Biovolt gestaltet. Unschöne Gegenden wurden mit hübschen Bildern verdeckt, ungewollte Geräusche mit schwungvollen Melodien ausgeblendet. Szenen, wie etwa Menschenjagd auf einem verlassenen Platz, konnten genau vor der Nase von Bionettern stattfinden und keiner bemerkte etwas. Nein, keiner konnte etwas bemerken, immerhin gab es in ihrer virtuellen Realität weder Schrottplätze noch Schussgeräusche. Als Rick eines Abends plötzlich aus seiner Freundesliste verschwand, hatte Max gewusst, dass es er etwas herausgefunden hatte, was Biovolt als unliebsam empfand. Und kurze Zeit später hatten bei ihm selbst ähnliche Bugs angefangen, wie die von denen Rick erzählt hatte. Ein lautes, anhaltendes Geräusch riss Max aus seinen trübseligen Gedanken. Über ihnen flogen bedrohlich summende Schwärme von Drohnen. Drohnen, die allen Anschein nach aus den ersten Generationen des Drohnenbaus stammen mussten. Unglaublich, dass sie überhaupt noch flogen und dann auch noch so viele von ihnen. Spätestens als sie das Feuer auf die Biovolt Agenten eröffneten, war Max klar, dass dies zu Talas Plan gehören musste. Wie zur Bestätigung murmelte dieser etwas von „wurde aber auch Zeit, Ian...“. Die Schüsse der Biovolt Agenten auf ihr Versteck hörten abrupt auf und schon wollte Max aufstehen um einen besseren Unterschlupf zu finden. Doch ehe Max Tala etwas von seinem Vorhaben erzählen konnte, landete eine Passagierdrohne neben ihnen und hinaus stieg ein junger Mann. „Da bist du ja, Bryan. Schnapp dir den Kleinen, ich gebe euch Rückendeckung. Los!“ befahl Tala dem Neuankömmling, ehe er sich mit seinem Phaser in die Richtung der Agenten drehte. Bryan lies sich das nicht zwei mal sagen, packte Max unsanft am Arm und rannte mit diesem los. Max hatte kaum eine andere Wahl, als ihm zu folgen. Nach einer Weile hielten sie endlich an und versteckten sich zwischen einer Gebäudemauer und weiterem Metallschrott. Max war über diese Verschnaufpause mehr als dankbar, denn viel länger hätte er in diesem Tempo nicht mehr laufen können. Bryan hingegen schien diese Anstrengung kaum zu belasten, denn er sprach in einem ruhigen, aber bestimmten Ton: „Hör zu, Kleiner. So können wir dich noch nicht mitnehmen. Du bist immer noch halb mit dem Bionet verbunden. Das heißt, dass dich Biovolt immer noch aufspüren kann, egal wohin du auch gehen wirst. Wir können nicht so lange warten, bis die Bionetchips in deiner Blutbahn durch dein Bitbeast alle unbrauchbar geworden sind. Deswegen hab ich hier ein kleines Mittelchen, dass deinem Bitbeast helfen wird vollständig zu erwachen. Hat ein gewisser Tao in China gebraut, aber ich kann dir versichern, dass es weder mich noch andere Leute umgebracht hat.“ Kaum ausgesprochen, drückte er Max auch schon ein kleines Fläschchen in die Hand. Max musste die Verblüffung geradezu ins Gesicht geschrieben stehen, doch das kümmerte ihn gerade herzlich wenig. „Was... Was ist ein Bitbeast? Und warum helft ihr mir überhaupt?“ Wenn er eines im Bionet gelernt hatte, dann, dass alles seinen Preis hatte. Und warum sollte es außerhalb des Bionets anders sein? Bryan schnaubte, gab dann allerdings Antwort: „Du müsstest in letzter Zeit Bugs im Bionet erlebt haben, die allerdings nur dich betreffen. Und dabei müsstest du immer wieder ein bestimmtes Tier gesehen haben. Das ist dein Bitbeasts. Bitbeasts stören das Bionet auf verschiedene Arten. Für die genaue Erklärung ist jetzt keine Zeit. Jedenfalls ist jede Person mit Bitbeast eine potenzielle Gefahr für Biovolt und du siehst ja woraus ihre Maßnahmen gegen solche Leute bestehen. Tala und ich sind beide Teil einer Rebellengruppe, die alle Bitbeasts besitzen.“ Bryans Erklärung wurde von Schüssen unterbrochen. Doch er reagierte schnell genug und drückte Max runter, damit sie beide hinter dem Metallschrott Deckung finden konnten. „Sieht so aus, als ob der nächste Verstärkungstrupp gerade anmarschiert ist. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Entscheid dich schnell: in der Rebellengruppe gegen Biovolt kämpfen, oder hier durch Biovolt systemkonform sterben“, fasste Bryan noch einmal zusammen, ehe er das Feuer mit seiner eigenen Waffe erwiderte. Kurz darauf war ein ohrenbetäubendes, andauerndes Geräusch vom Himmel her zu hören. Als Max hochsah, traute er seinen Augen kaum. War das ein... Helikopter? Aus welchem Museum für Geschichte hatten das die Rebellen das Teil denn bitte schön entführt? Dass so ein Ding überhaupt noch fliegen konnte! Die seitliche Tür des Helikopters schwang auf und zum Vorschein kam ein großer, blonder Mann. Der hielt eine Art riesiges Maschinengewehr - Max kannte sich nicht wirklich mit so etwas aus - in den Händen und feuerte geradewegs in die Richtung der Biovolt Verstärkung. Sie kämpften wirklich sehr hart darum, Max als neues Mitglied zu bekommen und begaben sich dabei sogar selbst in tödliche Gefahr. War er als potenzieller Neuling wirklich so viel wert für die Rebellen? Noch einmal ließ sich Max Bryans Erklärung durch den Kopf gehen. Er hatte Recht. Zeitgleich mit den Bugs hatte er immer häufiger auch eine Art Schildkröte wahrgenommen. Das war also kein zufälliger, weiterer Bug, sondern sein Bitbeast? Max Blick fiel auf das kleine Fläschchen, welches er immer noch fest in der Hand hielt. Diese winzige Menge an Flüssigkeit war wohl seine einzige Chance lebend aus dieser Situation heraus zu kommen. Es war beinahe schon absurd. Hätte früher jemand gesagt, dass Max sich jemals einer Rebellion gegen Biovolt anschließen würde, so hätte Max auf der Stelle laut los gelacht. Er hegte eine tiefe Bewunderung für Biovolt. Immerhin war es genau diese Organisation gewesen, die durch die Einrichtung ihres globalen Bionets den langen Krieg, in dem noch seine Eltern aufgewachsen waren, beendet und der Welt damit dauerhaft Frieden beschert hatte. Und nun hatte ausgerechnet Biovolt seinen Freund Rick von der Bildfläche verschwinden lassen und wollte auch ihn töten. Dabei hatten er und Rick weder böse Absichten Biovolt gegenüber noch die Macht Biovolt etwas anzuhaben. Oder hatten sie die etwa doch? Würde er vielleicht zum Terrorist werden, wenn er sich den Rebellen anschließen würde? Wie genau gingen die Rebellen gegen ein System vor, welches den Weltfrieden sicherstellte? War es für die Welt möglicherweise doch besser, sich hier und jetzt erschießen zu lassen? Max schluckte und seine Hände wurden schwitzig. Er kannte all die Antworten auf seine Fragen nicht. Doch er war definitiv nicht bereit zu sterben. Schnell hatte er die Flüssigkeit herunter geschluckt. Für seine Eltern und Freunde war er ab heute Abend so oder so tot. Nur Augenblicke später wurde ihm speiübel und es war, als würden ihn tausende heiße Nadeln unter der Haut stechen. Gleichzeitig traf ihn ein heftiges Kopfweh wie ein Hammer und wenn er nicht eh schon am Boden gelegen hätte, dann würde er es spätestens jetzt tun. Was hatte dieser Tao Chinese bloß für ein Teufelszeug gebraut? Genauso plötzlich, wie es gekommen war, war es aber auch schon wieder vorbei mit dem Schmerz - so als ob nie was gewesen wäre. Ein seltsamer Schrei zerriss die Luft, der Max aufblicken ließ. Vor ihm stand eine große, violette Schildkröte, die mehr nach einem Geist oder einer Art Grafik aussah, als wirklich nach einem Tier. War das sein Bitbeast? Was sollte er denn jetzt machen? Verwirrt sah Max zu Bryan, der ihn allerdings nur angrinste. Dann schrie Bryan irgendetwas in Richtung ihrer Angreifer und ein großer, orangefarbener Falke wurde sichtbar, vom selben Stil wie die Schildkröte und stürzte sich auf die Agenten. Kurz danach war der Vogel verschwunden und Bryan hatte Max abermals am Arm gepackt. Die Schüsse waren auf beiden Seiten verstummt und auch die Schildkröte war nicht mehr zu sehen. Zusammen rannten Bryan und Max zum Helikopter, aus dem nun eine Strickleiter hing. Kaum hatten sie sich daran gemacht hinaufzuklettern, flog der Helikopter auch schon los und hinter ihnen folgte die Passagierdrohne, in der vermutlich Tala saß. Sie hatten es also alle geschafft, lebend aus der Sache zu fliehen. Max konnte immer noch kaum glauben, was gerade passiert war. Es schmerzte ihn, sein altes Leben hinter sich zu lassen und damit auch gleichzeitig einen großen Teil seiner bisherigen Weltanschauung begraben zu müssen. Aber vielleicht würde er so herausfinden können, was mit Rick passiert war. An diesen positiven Gedanken klammerte sich Max, als er im Helikopter der Rebellen dem roten Sonnenuntergang seinem unbekannten Schicksal entgegen flog. Kapitel 2: ----------- Pünktlich, genau nachdem die Sonne untergegangen war, landeten sie ein Stück weit außerhalb der Stadtmauern von Las Vegas. Der tristen Stadt, in der Max heute offiziell gestorben war. An ihrem Landeplatz, einer verlassenen und zerschlissenen Flugbahn, verräumten Tala, der blonde Schrank, der sich einsilbig als Spencer vorgestellt hatte und der winzige Ian, der als Pilot agiert hatte, den Helikopter und die Passagierdrohne. Bryan erklärte ihm nur knapp, dass sie diese ja noch mal gebrauchen könnten und es einen Versuch wert sei, die Fluggeräte zu verstecken. Vielleicht würde Biovolt sie ja nicht finden. Sie selbst gingen zu einem Fahrzeug um dieses „flott zu machen“. Das Gefährt war schon halb verrostet und machte keinen besonders guten Eindruck. Aber es schien groß genug zu sein, sie alle zu transportieren zu können - vorausgesetzt natürlich, es würde nicht sofort zusammenbrechen, wenn man es startete. „Wohin fahren wir denn?“, fragte Max Bryan, der gerade dabei war einige Kanister in das prähistorische Vehikel zu hieven. „Wir fahren zum Hauptquartier der Allstarz nach New York“. Wie bitte? „Nach New York?“ Max wollte seinen Ohren nicht trauen. Das musste ein schlechter Scherz sein. „A...Aber das bedeutet, dass wir durch die Outskirts müssen! Das ist doch tödlich und... New York ist furchtbar weit weg mit so einem Ding hier! Wie schnell kann das eigentlich fahren? Und ich dachte, es gibt keine Fahrbahnen mehr für so was. Wie sollen wir das denn bitte schön überleben?“ Der Blonde konnte sein Entsetzen kaum zurückhalten. Was brachte es, ihn so mühselig zu retten, wenn sie nun doch alle in den Outskirts sterben würden? Sein Gegenüber musste jedoch herzlich darüber lachen. „Hey! Das ist echt nicht witzig!“ „Nein, ist es nicht, Kleiner. Du bist nur so herrlich naiv. Immer wieder süß, was ihr Bionetter so alles glaubt.“ Bryan schüttelte den Kopf und räumte noch mehr Kisten in das Fahrzeuginnere. „Die Outskirts sind genauso radioaktiv wie jede andere Stadt auch. Okay, ich gebe zu: es gibt einige Landstriche, die wir tatsächlich nicht betreten sollten weil sie wirklich verseucht sind. Aber wenn man die großräumig umgeht ist es kein Problem. Wir wissen ja wo wir lang müssen. Es stimmt im Übrigen auch nicht, dass es lauter Infizierte in den Outskirts sind. Klar liegt die Krankheitsrate hier höher. Gibt ja auch keine medizinische Versorgung, so wie in den Städten.“ „Moment“, unterbrach ihn Max, „Es leben wirklich Leute in den Outskirts?“ „Ja, natürlich, was denkst du denn, Kleiner? Und es sind auch wirkliche Menschen und nicht nur Mutanten oder so was.“ „Was? Mutanten?“ Wieder musste Bryan lachen. „Ha! Du lässt dich echt gut verarschen, Blondi. Ich mag dich jetzt schon.“ Max pustete beleidigt die Wangen auf. „Hey, ich habe es halt nicht anders gelernt und im übrigen heiße ich Max.“ Bryan bedeutete ihm, ihm zu helfen mit einigen der größeren Kisten und so packte er so gut es ging mit an. „Okay, Max. Denn hör mir mal zu. Biovolt erzählt euch nur Mist. Hast du doch vorhin selber erfahren oder? Die Bionetwelt ist eine Lüge und geht komplett an der Realität vorbei. Die Märchen über die Outskirts? Es soll halt keiner von euch Schäfchen auch nur auf die Idee kommen darüber nachzudenken raus aus euren goldenen Käfigen zu wollen. Die sogenannten Säuberungsaktionen in den Outskirts? Ich sag dir, was sie wirklich tun. Krankheiten und Radioaktivität oder was der Krieg sonst so angerichtet hat, beseitigen sie nämlich nicht. Stattdessen säubern sie die Outskirts von Leuten, die ihre so heiß geliebte Diktatur gefährden könnten. Größere Siedlungen werden beseitigt oder was sie sonst so an Zivilisation finden.“ Max schluckte hart und biss sich auf die Unterlippe. Er glaubte ihm. Aber das machte die harte Wahrheit nicht weniger schmerzhaft. Es tat ihm wirklich weh, seine bisherige Weltanschauung zerbrechen zu sehen und sein Weltbild begraben zu müssen. Ja... Rick hatte wirklich Recht gehabt... Er seufzte schwer. „Jetzt fang nicht an zu flennen, Kleiner“, eine Hand legte sich von hinten auf seinen Kopf. Tala stand hinter ihm. „Es mag zwar scheiße klingen, aber wir haben einen Grund zu feiern. Denn wir konnten dich lebend da raus holen. Ist leider immer noch die Ausnahme, statt die Regel. Den Rest schaffen wir jetzt auch noch.“ Er ruinierte ihm kurz noch die eh nicht vorhandene Frisur, bevor er die Hand wieder zurückzog. Tief atmete Max durch. Er hatte ja Recht und so versuchte er sich in einem dankbaren Lächeln, was aber eher bedrückt rüberkam. „Ich bin euch allen wirklich dankbar. Versteht mich bitte nicht falsch. Wenn es was gibt, was ich im Gegenzug für euch machen kann, sagt es mir bitte. Ich steh echt tief in eurer Schuld.“ „Goldig, was, Tala?“ Bryan grinste wieder, ehe er verkündete: „Wir können jetzt übrigens los fahren.“ Der Rothaarige nickte daraufhin. "Und Kleiner, wenn du uns wirklich helfen willst, dann schließ dich unserer Rebellion an. Keine Sorge, wir finden schon eine passende Rolle für dich. Deswegen fahren wir ja auch jetzt zu den Allstarz. Bevor du fragst: das ist ein Team, wie wir es sind. Wir nennen uns übrigens Demolition Boys. Wir haben alle Bitbeasts und sind nicht mit dem Bionet verbunden. Die Allstarz sind keine Kampfgruppe, wie wir es sind. Aber sie haben dich aufgespürt. Wie sie das gemacht haben, kannst du sie selbst fragen, wenn wir da sind. Und jetzt ab ins Auto, ich hab für heute echt genug gequasselt.“ Max hatte immer noch tausend Fragen. Aber er beließ es für‘s Erste bei dieser Erklärung und stieg in das Fahrzeug. Es brach wirklich nicht auseinander, selbst als sie alle drin Platz genommen hatten und Ian das Vehikel gestartet hatte. Es war ganz schön laut und ruckelte während sie fuhren. So hatten sich also früher mal die Menschen fortbewegt. Ganz schön anstrengend. Die Fahrbahnen, wenn es denn welche gab und diese nicht nur aus Sand- oder Dreckpisten bestanden, waren in einem furchtbaren Zustand. Ab und zu hielten sie an, um den Fahrer zu wechseln, den Inhalt eines Kanisters ins Auto zu kippen oder um sich zu erleichtern. Hier und da hielten sie auch an einem heruntergekommenen oder halb eingefallenem Gebäude, aus denen meistens auch tatsächlich eine oder mehrere Personen kamen. Dann tauschten die Demolition Boys einige der Kisten mit ihnen gegen andere aus. Tatsächlich musste Max zugeben, dass diese Menschen normal aussahen, wenn auch etwas heruntergekommen und zerschlissen. Max erfuhr noch, dass die Demolition Boys eigentlich aus Russland kamen. Da die Rebellen aber global tätig waren, halfen sie sich gegenseitig aus und so kam es durchaus auch mal vor, dass sie weit reisen mussten. Auf die Frage hin, warum sie nur uralte Maschinen und Technologie verwendeten, gab es auch eine ganz einfache Antwort: der alte Krempel hatte einfach keinen Bionet Port und konnte so nicht von Biovolt verfolgt werden. Außerdem war es einfacher, auf schon vorhandene Geräte zurückzugreifen und diese gegebenenfalls zu reparieren, als ständig neue zu bauen. Ansonsten fuhren sie die ganze Zeit und es wurde im Auto während der Fahrt geschlafen, was der Blondschopf so gut wie nicht fertig brachte, getrunken und gegessen. Insgesamt war das Ganze echt anstrengend und verlangte Max zusammen mit seiner allgemeinen Lage doch mehr ab, als er zugeben wollte. Außerdem hatte er sich noch nie derart gelangweilt; so ganz ohne die Unterhaltung und Kommunikation, die das Bionet zu bieten hatte. Es fehlte ihm jetzt schon. Doch da war wohl nichts zu machen und er würde sich daran gewöhnen müssen, so ätzend, wie es eben war. Endlich, nach zwei Tagen, verkündete Ian, dass sie da seien. Neugierig schaute Max aus dem Fenster. In der Ferne waren tatsächlich unzählige Hochhäuser und Schlote zu sehen. Wenn er ehrlich sein sollte und er es von hier aus denn beurteilen konnte, hatte das Stadtbild große Ähnlichkeit mit dem vom Las Vegas: trist, grau und langweilig. Mit den Bildern, die er kannte, hatte das jedenfalls nichts zu tun. Wie viel diese hübschen Texturen doch ausmachen konnten. Spencer, der das Auto fuhr, hielt in ganzes Stück weit weg in einer Art verlassenen Lagerhalle oder so etwas. Dort stiegen sie aus und begannen, das Fahrzeug und einige Kisten zu verräumen. Max musste sich erst mal strecken und versuchte die Müdigkeit von sich abzuschütteln. Er war heilfroh, dass die Fahrt mit diesem unbequemen Automobil nun vorbei war. Sie mussten noch eine Weile lang gehen, bis sie vor den gut gesicherten Stadtmauern standen. „Und wie kommen wir da jetzt rein?“, fragte Max die anderen. Immerhin brauchte man eine Bionet ID, um Städte betreten zu können. Genau in diesem Augenblick kam eine Cargodrohne über die Stadtmauern geflogen und landete neben ihnen. Die Ladeklappe ging auf und ein blonder, junger Mann mit Basecap winkte sie herein. „Hi Leute, schnell, kommt rein, hopp, hopp.“ Während Max noch etwas stutzte, setzten sich die anderen in Bewegung und zogen ihn einfach mit. Kaum waren sie alle in dem Laderaum zwischen all den Paketen und Kisten, schloss sich die Klappe wieder und es wurde stockfinster. „Los, Trygle...“, flüsterte der Mann mit der Basecap. Ein Adlerschrei war zu hören und ein gelbes Licht flackerte auf, ehe sich die Drohne sanft in die Lüfte hob und kurze Zeit später wieder landete. Die Klappe ging auf, sie eilten alle schnell heraus und dann flog die Drohne auch schon wieder weiter ihren gewohnten Weg. Sie waren nun tatsächlich in der Stadt. Irritiert starrte Max der Drohne nach, als sich auch schon eine Hand in sein Blickfeld schob. „Hey, willkommen in New York. Ich bin Michael.“ Der junge Mann lächelte ihn an und so musste auch er nun lächeln. „Hi, mein Name ist Max. Danke, dass ihr mir helft.“ Michael schüttelte ihm die Hand. „Cool, dich kennen zu lernen. Und hey, gern doch. Es ist super, dich jetzt bei uns zu haben. Komm, ich stell dir anderen auch gleich vor, wenn wir da sind.“ Mit diesen Worten deutete er an, dass ihm die Truppe folgen sollte. Das taten sie dann auch. Michael kannte sich wirklich gut in der Stadt aus und nahm absichtlich die weniger belebten Wege, denn sonst wären sie unter Garantie noch mit irgendwem zusammengestoßen. Die Bevölkerung, natürlich verbunden mit dem Bionet, nahm sie überhaupt nicht wahr. Ganz so, als ob sie nicht existieren würden. Offiziell taten sie das ja auch nicht. Das war ein wirklich seltsames Gefühl und es kam Max so vor, als ob er ein Fremdkörper wäre. Michael warf kurz einen Blick zu ihm. „Schon komisch, plötzlich ein Geist zu sein, oder? Ich kann dich aber beruhigen. Man gewöhnt sich dran und außerdem hat es auch seine Vorteile, wenn man nicht beobachtet werden kann. Ist das dein erster Besuch in New York? Sieht komplett anders aus, als im Netz, oder?“ Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Eigentlich bin ich hier geboren und habe auch einige Jahre meiner Kindheit hier verbracht. Ich bin dann mit meiner Mom nach Las Vegas gezogen. Das war arbeitsbedingt. Aber ich erkenne hier nichts mehr wieder. Es ist wirklich seltsam ohne das Netz...“ „Oh? So ist das also, verstehe. Aber ja, es ist echt seltsam, wenn man plötzlich offline ist. Daran muss man sich auch erst mal gewöhnen. So. Wir sind da.“ Michael öffnete eine Tür von einem der grauen Gebäude und führte sie einige Treppen hinab und schließlich in einen größeren Raum, der mit lauter altmodischen Rechnern und Geräten gefüllt war. „Hier ist das Allstarz Hauptquartier und wenn ich vorstellen darf? Die Mitbegründerin der Rebellion: Emily.“ Eine junge Frau mit orangen Haaren und Brille erhob sich von einem der Schreibtische und ging auf die Neuankömmlinge zu. „Hi und willkommen bei den Allstarz, Max. Du bist sicherlich müde von der langen Fahrt. Vielleicht ruhst du dich erst mal richtig aus.“ Woher kannte sie seinen Namen? „Hey und was ist mit uns?“, beschwerte sich Bryan, woraufhin sich Emily mit einem Seufzen an die Russen wandte. „Keine Sorge, ich habe euch nicht vergessen, du alter Ungeduldsbengel. Danke, dass ihr Max da raus geholt und her gebracht habt, Jungs. Für euch haben wir natürlich auch alles vorbereitet. Michael, wenn du freundlich wärst? Ich hab jetzt leider noch ein Meeting.“ Gerade als Michael sie wegführen wollte, klopfte es auch schon an der Türe. „Emily, bist du so weit für unsere Besprechung?“, sagte jemand und trat in den Raum. Überrascht wirbelte Max herum und machte große Augen. Das konnte doch nicht sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)