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Masquerade, Masquerade

Ahh!! It’s Halloween …
von

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Masquerade, Masquerade

Die Gestalten verschwammen zu einer einzigen, quietschbunten, zähflüssigen Masse. Sie zog ihn weiter, an blutüberströmten Gesichtern, ekeligen Fratzen, Vampiren und Kürbisköpfen vorbei in eine einsame Gasse. Das Kopfsteinpflaster war feucht, glitschige Sturzgefahr für ihre hochhackigen Schuhe. Der nasskalte Herbstwind heulte, ließ ihr knielanges Kleid im Gothic-Lolita-Stil um ihre schlanken Beine flattern. Ursprünglich hatte sie als Hexe gehen wollen, aber ihre Verkleidung war letztendlich in ein undefinierbares Mischmasch verschiedener Stile ausgeartet.

Sie bogen um eine weitere Ecke, wo sie ihn neben einer kaputten Straßenlaterne gegen die Wand presste und ihm einen Kuss auf die goldenen Fuchslippen drückte. Er hob apathisch die Arme, betastete die verzierte venezianische Maske auf ihrer Nase und strich über ihr Haar, schweigsam, immer noch schweigsam.

Sie lächelte, fuhr mit den Fingern die breiten Schultern nach, die sie schon in dem Moment beeindruckt hatten, in dem sie ihn gesehen hatte. „Na? Warum so schüchtern?“ Ihr warmer, nach Alkohol riechender Atem wurde von seiner Maske in ihre eigene Nase reflektiert. Kein Atem aus der Mundöffnung des goldenen Gesichts. Er hielt also die Luft an. Dabei hatte sie noch gar nicht angefangen, ihm den Atem zu rauben.

Die Laterne blitzte kurz auf, wurde wieder finster, warf ihre Schatten erneut, während in der Ferne eine Kirchenglocke läutete, doch sie zählte die Schläge nicht. „Findest du nicht, dass das Ding im Weg ist?“ Sie drehte seine Maske ein wenig zur Seite, gerade so weit, dass sie im Dunkel das saubere Weiß seiner Zähne leuchten sah. Sie küsste ihn auf den Mund, fuhr mit der Zunge über seine geöffneten Lippen. Schließlich fand sie seine Zunge, erst leblos wie ein totes Tier, dann träge tastend. Sie kam ihr kühl und rau vor. Er rührte sich immer noch nicht, wie ein schüchterner Schuljunge stand er da, starr wie ein Brett. Sie legte seine Hände auf ihren Hintern und machte sich, ohne den Zungenkuss zu unterbrechen, an seinem Hosenbund zu schaffen.

Ihre Finger waren ungeschickt, der Alkohol forderte seinen Tribut. Sie lächelte entschuldigend. „Weißt du, du könntest mir ruhig helfen“, hauchte sie ihm ins Ohr. Ihr warmer Atem wurde zu weißen Dampfwölkchen im Halbdunkel, kaum sichtbar. Ihr Herz schlug schnell und ihr Blut schien vor Hitze verdampfen zu wollen. Flüssiges Feuer wallte durch ihren Körper, Alkohol und Verlangen.

Die Laterne surrte, das Licht zuckte und flackerte. Immer noch kam keine Reaktion von ihm, keine Antwort, nichts. Er schwieg schon die ganze Zeit, und schwieg und schwieg und schwieg. „Sag mal, bist du aus Stein?“ Ärgerlich hörte sie auf, an seiner Anzughose zu nesteln, und presste sich stattdessen gegen seinen muskulösen Körper, legte die Hände auf seinen breiten Rücken. „Oder einfach nur schüchtern?“, flüsterte sie neckisch.

Seine Maske hing schief, immer noch ließ die kaputte Laterne nichts als Schatten darunter erkennen. Sie warf ihr langes, silbern gefärbtes Haar zurück und drückte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. Das schien ihn endlich aus seiner Trance zu wecken. Als sie sich von ihm löste, hörte sie seinen Atem wieder, schwer und schnell, und er streckte eine Hand nach ihr aus. Sie schloss ihre Finger um seine und küsste ihn abermals. Langsam erwachte er, wie eine Eidechse in der Sonne nach einer kalten Nacht. Seine freie Hand fuhr ihre Hüften entlang, bis zu ihren Haarspitzen, strich durch die Strähnen, seine Finger tasteten sich bis zu ihrem Kopf entlang.

Den nächsten Kuss erwiderte er fordernd, und das Plastik seiner Maske schlug ihr gegen die Nase. Sie hakte die Finger darunter. „Weg damit“, schnurrte sie. „Ich will dein Gesicht sehen.“ Damit riss sie ihm die goldene Fuchsmaske vom Kopf, gleichzeitig auch ihre eigene. Und im selben Moment, in dem sie in das Gesicht darunter starrte, sah sie, wie es sich verzerrte, zornig, verzweifelt, traurig, hasserfüllt. Seine Hand schnellte vor, Finger wie Krallen stießen in ihr Gesicht, Zeige- und Mittelfinger bohrten sich in ihre Augenhöhlen, der Daumen in ihren Mund, und er brach ihr mit einem solchen Ruck das Genick, dass das Knacken in der leeren Gasse widerhallte.

Schließlich setzte er seine Maske wieder auf und bedachte die Leiche mit keinem Blick, keinem Gedanken mehr, als er zur Straße zurückging. Er tauchte in der Menge unter, verschmolz mit den anderen grausigen Schemen, die die Straßen bevölkerten.

Denn es war Halloween, und das wahre Blutvergießen stand erst bevor.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das war mal der Prolog ... Ich gebe zu, bisher wirkt es fast wie ein klischeehafter Krimi-Thriller^^ Aber keine Sorge, das erste Kapitel folgt auf dem Fuß und mit ihm unsere altbekannten Helden :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Juju
2018-07-16T08:03:00+00:00 16.07.2018 10:03
So hier bin ich! :D Ich muss gestehen, ich war gestern soooooo froh, eine Geschichte von dir lesen zu können, das glaubst du gar nicht. Mich interessiert jetzt natürlich brennend, was du gerade noch so für FFs planst, aber ich denke, du wirst es uns Leser irgendwann wissen lassen. Oder zumindest hoffe ich das. :D
 
Okay, nun aber zum ersten Kapitel. Meine Güte, das ist mal ein Anfang. Wir bekommen hier also einen erstein Eindruck vom Bösen der Geschichte. Ich vermute mal, es handelt sich nicht um einen richtigen Menschen, sondern um ein Digimon? Eventuell ja irgendwie Myotismon oder so? Das war gestern mein Gedanke... und dann kam mir der Gedanke "Mit Myotismon rummachen? Wääääääääähhhhhh!" xD Nein, wahrscheinlich ist es nicht Myotismon, aber trotzdem musste ich an es denken. Bin mal gespannt, wer dahinter steckt. War wirklich nett, auch mal so eine Szene von dir zu lesen, auch wenn sie für das Mädchen nicht besonders gut ausgeht. ;D Man konnte ja gar nicht so schnell gucken, wie sie tot war.
Gerade den Anfang fand ich übrigens toll beschrieben. Ich hatte richtig die Szene vor Augen, wie die ganzen Kostümierten durch die Straßen hüpfen und was für eine Stimmung herrscht.
Jetzt bin ich mal echt gespannt auf diese Geschichte. Es gibt ja sogar eine Trigger-Warnung. Mal sehen, ob hier alle (bis auf das arme Mädchen natürlich) am Leben bleiben.
Von:  Votani
2016-11-24T18:22:36+00:00 24.11.2016 19:22
Wahrscheinlich ist es etwas spaet, um eine "Halloween"-Story zu lesen, aber andererseits... spielt das ja auch keine Rolle und sie ist noch nicht abgeschlossen. :D Jedenfalls hat mich die Idee schon beim Prolog angesprochen, was vor allem mit dem Fandom und deinem Schreibstil zu tun hat. Der ist naemlich ungemein ausgespraegt und kreiert eine tolle Stimmung, welche die Geschichte trotz des - wie du es nennst - klischeevollen Einstieg spannend macht. Ich werde auf jeden Fall weiterlesen und man liest sich garantiert bei den Kommentaren nochmal. ;)
Von:  EL-CK
2016-10-29T17:37:52+00:00 29.10.2016 19:37
Ooookeay... das war mal ein Anfang... mal schauen wie der Horror weitergeht ;)
Von:  Blue_StormShad0w
2016-10-29T11:34:39+00:00 29.10.2016 13:34
Guten Tag.
Habe mir gerade den Anfang deiner Halloween-Story angesehen.
War seeehr interessant. Dieser Kerl (oder dieses Wesen) mit der goldenen Fuchsmaske, deutet ja schon zu einen Serienkiller regelrecht an. Was da alles noch passieren wird, wenn das wahre Blutvergießen noch nicht begonnen hat.
So, mache er mal hier Schluss. Hebe mir das nächste Kapi für heut' Abend auf.
Also, bis dann!
Antwort von:  UrrSharrador
29.10.2016 14:02
Danke für deinen Kommi :) Freut mich, wenn es dein Interesse geweckt hat!
lg


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