Zum Inhalt der Seite

Akuma no riddel

Willkommen in der Himmel-hölle
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Willkommen in der Himmel-hölle

Willkommen in der Himmel-Hölle!
 

Es fühlte sich an, als wäre sie im falschen Film gelandet ─ einem Horrorfilm, um genau zu sein. Und nein, es war definitiv nicht einer der guten Sorte, die man sich freiwillig ansah. Eher einer, aus dem man vor Langeweile flüchten will. Anders konnte Tokaku Azuma ihre Situation gerade beim besten Willen nicht beschreiben. Nur dummerweise gab es hier keinen Fluchtweg für sie, keinen einzigen. Obwohl … einen Einzigen gäbe es vielleicht. Wie gefährlich wäre es wohl, aus einem fliegendem Flugzeug zu springen?
 

»Tokaku-san, jetzt lächle doch ein wenig«, sagte Haru in ihrem üblich sorglosen Selbst und stieß sie sanft mit ihrem Ellenbogen an. »Du wirst schon sehen, wir werden einen Riesenspaß haben!«
 

Das wagte Tokaku zu bezweifeln. Wann? ─ wann hatte sie jemals in ihrer Zeit bei der Schwarzen Klasse erleben dürfen, dass man sich mit diesen Psychopathen amüsieren konnte, ohne befürchten zu müssen, dass am Ende des Tages jemand im Krankenhaus landete.
 

Und dennoch … trotz all der beschwerlichen Zeit in der Myojo Akademie saß sie heute hier … In diesem wunderschönen, eleganten Privatflugzeug, gefüllt mit ihren ehemaligen Klassenkameradinnen, die offensichtlich immer noch keinen blassen Schimmer davon hatten, wie man sich als zivilisierter Mensch zu benehmen hatte.
 

»Zum letzten Mal, Inukai!«, es war Shiena Kenmochis Stimme, die gerade zum gefühlt tausendsten Mal durch den ganzen Flieger hallte. »Mizorogi-sensei ist! Nicht! Schwul!« Sie hatte sich von ihrem Sitz erhoben und schien Isuke mit ihren Blicken töten zu wollen. Diese hatte dafür allerdings nicht mehr übrig als ein abfälliges und viel zu lautes Lachen. Tokaku wollte gar nicht wissen, wie lange die beiden sich schon diesen erbitterten Anschreiwettbewerb über all diese ach so interessanten Themen lieferten. Das zu wissen, würde nur den Drang verstärken, die beiden so fest in ihre Sitze zu schnallen, dass sie ersticken würden.
 

»T-takechi-san, bitte hör auf!«
 

Da kam auch schon das nächste Chaos angelaufen. Es war Otoya, die ─ aus welchen hirnlosen Gründen auch immer ─ ganz scharf darauf war, jeder Gardine in diesem Flieger ein neues Aussehen zu verpassen ─ mit einer Heckenschere. Sie rannte den Gang entlang, gefolgt von Mahiru, die aussah, als würde sie gerade mit einem kopflosen Phantom zu kämpfen haben. »Lass das, bitte! Hanabusa-san wird sicher sauer sein!«, rief sie immer wieder. Doch weil es nun mal Otoya war, hörte sie natürlich nicht auf, sondern war damit beschäftigt, ein großes Herz in eine weinrote Gardine zu schneiden. Warum um alles in der Welt hatte Hanabusa diese Frau eigentlich eingeladen?
 

Tokaku massierte sich die Schläfen. Denn zu allem Übel waren es weder Isukes und Shienas nervtötende Stimmen noch war es Otoya mit ihren seltsamen Bedürfnissen, die in ihr den Wunsch weckten, den nächstbesten Notausgang aufzusuchen.
 

»Hab ich schon erwähnt, dass die Gegend, in der wir wohnen werden, früher mal ein Kriegsgebiet gewesen ist?« Nio hatte sich über Harus Rückenlehne gelehnt und laberte schon seit der unheilvollen Minute, in der sie abgehoben waren, über ihre blühende Fantasie … »Oh man, Haru-chan, kannst du dir das vorstellen? Dort sind vermutlich Leute ums Leben gekommen und sind nun unter der ganzen Stadt vergraben!« Der Gedanke an Kriege schien diesem Mädchen allen ernstes ein Grinsen auf die Lippen zu zaubern. Und als wäre das nicht schon verstörend genug, war sich Tokaku auch noch ziemlich sicher, dass etwa 90% von Nios Geschichten ausgedacht waren.
 

»D-das wäre ja furchtbar«, stammelte Haru und griff nach Tokakus Hand. Vermutlich völlig unbewusst, und dennoch reichte die kleine Berührung, um Tokaku für einen kurzen Moment bewegungsunfähig zu machen.
 

»Keine Sorge, du weißt doch … So ziemlich alles, was aus Nios Mund kommt, ist Schwachsinn«, sagte sie, in der Hoffnung, Nio würde dies als einen Seitenhieb verstehen und endlich verschwinden. Doch Fehlanzeige …
 

»Okay, okay, aber ich schwöre euch, das Nächste ist absolut wahr! Hab ich euch schon von der steil ansteigenden Todesrate in Malibu erzählt?«
 

Tokaku wusste, egal wie viele es waren, bei ihrer Ankunft würde sie persönlich dafür sorgen, dass die Anzahl sich um eins heben würde. Der einzige Grund, warum sie diesem Höllentrip zugesagt hatte, war die Vorstellung gewesen, diesen Urlaub gemeinsam mit Haru zu genießen. Doch wer hätte schon ahnen können, dass man sie nicht einmal eine Minute lang ungestört lassen würde. Seufzend schaute sich Tokaku um. Ein paar Sitze weiter vorne konnte sie beobachten, wie Chitaru einen Löffel von ihrem Dessert nahm und diesen an Hitsugis Lippen führte.
 

Die Glücklichen …

Willkommen in der Himmel-hölle

Es war nicht das erste Mal, dass sie sich wünschte, mit den beiden tauschen zu können. Nicht etwa, weil Chitaru und Hitsugi regelrecht aneinander kleben konnten, ohne gestört zu werden, sondern einfach weil das ganze Chaos, das um die beiden herrschte, sie nicht im Geringsten zu beeinflussen schien. Wie so etwas möglich war, konnte sich Tokaku beim besten Willen nicht erklären.
 

Es waren allerdings nicht nur die beiden, die sich in ihrem Tun und Lassen nicht stören ließen. Suzu hatte schon von der ersten Minute an beschlossen, den ganzen Flug zu verschlafen und merkte nicht einmal, wie ihre Sitznachbarin Kouko den Kopf auf ihre Schulter sinken ließ und ebenfalls eindöste. Tokaku musste die beiden für ihre unsensiblen Nerven einfach beneiden …
 

Dann war da noch Haruki, von der allerdings keiner so genau wusste, ob sie schlafen wollte oder gerade im Sterben lag. Ihr Gesicht war leichenblass, mit der einen Hand krallte sie sich in ihr Sitzpolster und mit der anderen stützte sie ihren Kopf. Keiner wusste, ob der Grund dafür Übelkeit, Höhenangst oder Isukes Lautstärke oder vielleicht alles zusammen war, doch Haruki sah immerhin noch lebendiger aus als Tokaku sich gerade fühlte …
 

Doch das änderte sich schlagartig, als Haru erneut nach ihrer Hand griff. Offenbar hatte Nio soeben ein weiteres ihrer Gruselmärchen zu Ende erzählt. Welch Erleichterung.
 

»Unheimlich, oder?«, fragte Haru und erwartete wohl, dass sie Nios Geschichten genauso aufmerksam zuhörte. Sie sah Tokaku aus funkelnden Augen an und berührte ihre Hand weiterhin mit ihrer eigenen, so als wäre es das Normalste auf der Welt. Ein weiterer Moment, in dem sie sich Nio ─ genauso wie jeden anderen an Bord auch ─ weit, weit weg wünschte.
 

»Keine Ahnung«, entgegnete sie trocken. »Hab ihr nicht zugehört.«
 

»Dann solltest du dir das Nächste auf jeden Fall anhören!«, sagte Nio völlig unbekümmert und erntete nur ein Schweigen von ihrem Publikum. Doch das hielt sie nicht davon ab, weiter zu reden. »Aaalso, habt ihr schon von diesem Fluch gehört, den es auf Malibu geben soll? Gerüchten zufolge, soll jeder, der sich frühmorgens um Punkt drei Uhr drei auf die Straßen wagt, einen …«
 

Plötzlich ruckelte das ganze Flugzeug und Nio war nicht die Einzige, die mit einem Mal verstummte. Für einen kurzen Moment konnte man nichts weiter hören, als den dumpfen Aufprall von Otoya und Mahiru, die auf ihrer Jagd durchs Flugzeug aus dem Gleichgewicht kamen und zu Boden taumelten. Danach hörte man nichts weiter als das sanfte Rauschen des Fliegers.
 

»Na, wer hätte das geahnt? Jetzt stürzen wir auch noch ab!«, verkündete Nio so, als würde sie gerade über das Wetter berichten. Und obwohl dies offensichtlich nicht der Fall war und das Flugzeug wieder völlig normal weiterflog, schaffte sie es, mit dieser Bemerkung Haru und Mahiru zu Tode zu verängstigen.

Haru beließ es dieses Mal nicht dabei, nur nach Tokakus Hand zu greifen, sondern klammerte sich so fest an sie, dass ihr beinahe die Luft wegblieb.
 

»Haru«, brachte Tokaku hervor. Zu allem Überfluss wurde ihr auf einmal ganz heiß. »Beruhige dich, es passiert nichts.« Sie legte einen Arm um das Mädchen und hoffte inständig, dass Nio jetzt endlich verschwinden würde. Wenigstens nur für diesen Moment.
 

Das Schicksal schien es gut mit ihr zu meinen, denn plötzlich betrat Sumireko Hanabusa den Gang und zog alle Aufmerksamkeit auf sich. »Leute, ich hab mit meinem Piloten geredet und habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch: Wir durchfliegen gerade ein paar Turbulenzen, aber wenn wir da heil rauskommen, sollten wir in etwa einer Stunde gelandet sein.« Das Lächeln, was Sumireko bis eben noch auf den Lippen gehabt hatte, verschwand augenblicklich, als sie Otoya und Mahiru mitten im Gang liegen sah. »Banba-san, was ist passiert?«
 

»Und was davon war jetzt die schlechte Nachricht?«, fragte Nio, doch Sumireko war damit beschäftigt, Mahiru aufzuhelfen und schenkte ihr keine Beachtung.

Anstatt deswegen beleidigt zu sein, schlich sich ein weiteres Grinsen auf Nios Züge. Sie wendete sich wieder Tokaku und Haru zu. »Entschuldigt mich, ich geh mir das Cockpitt ansehen.«

Ohne ein weiteres Wort ─ und Tokaku konnte es gar nicht fassen ─ erhob sie sich von ihrem Sitz und lief aus ihrer Sichtweite.
 

Gott. Endlich.
 

»Wenn wir gelandet sind …«, sagte Haru plötzlich. »Was wollen wir dann zuerst machen?« Erst jetzt löste sie sich wieder von ihr und rutschte in ihren eigenen Sitz zurück. Und erst jetzt merkte Tokaku, wie die plötzliche Hitze von vorhin wieder langsam abklang.
 

»Was du möchtest«, sagte sie und zum ersten Mal an diesem Tag bildete sich ein Lächeln auf ihren Lippen. Sie wusste nicht, wie so etwas möglich war, doch der Gedanke daran, dass sie die nächsten zwei Wochen mit Haru verbringen würde, gab ihr wieder das Gefühl, nicht ganz umsonst mitgekommen zu sein.
 

»Heeeey, Haruchi! Wie wär's, soll ich dir für unseren Urlaub ein paar hübsche Fransen in deinen Rock schneiden?«
 

Als Otoya plötzlich aus dem Nichts neben Haru auftauchte, viel es Tokaku verdammt schwer, ihr nicht die Scheren aus der Hand zu reißen und stattdessen etwas ganz anderes damit aufzuschneiden.

Das Schicksal war eben doch ein mieser Verräter …
 

Doch die Zeit sich darüber aufzuregen hatte Tokaku nicht, denn Isuke hatte wohl gerade beschlossen, die Ohren sämtlicher Passagiere auf Dauer zu beschädigen. Sie stand kreischend auf ihrem Sitz und versuchte sich möglichst fern von ihrer Sitznachbarin Haruki zu halten, welche ihr Gesicht in Isukes Handtasche vergraben hatte.
 

»Kotzt du gerade ernsthaft in meine Handtasche?!«
 

»Verdammt, Inukai, hör auf zu schreien!«
 

»Ihr schreit doch beide!«
 

»Hallo?! Ich versuche hier zu schlafen!«
 

»Takechi, hör auf, Harus Rock zu zerschneiden!«
 

»I-ich … muss schon wieder …«
 

»Kyaaaaaa-«.
 

Es war die Hölle im Himmel, die man vermutlich sogar noch in Japan hören konnte. Und gerade als Tokaku dachte, dass es nicht mehr Schlimmer ging, ertönte plötzlich eine Stimme aus den Lautsprechern an der Decke.
 

»Hallo, alle miteinander! Hier spricht Nio Hashiri und ich würde euch alle darum bitten, die Klappe zu halten.«
 

Nio und ein Lautsprecher war definitiv eine der nervigsten Kombinationen, die Tokaku in der Schwarzen Klasse kennengelernt hatte. Sie versuchte Hanabusa in diesem Chaos ausfindig zu machen, in der Hoffnung, sie würde etwas dagegen unternehmen, doch die junge Erbin war immer noch damit beschäftigt, Banba zu beruhigen. Na bravo.
 

»Ich bitte euch alle, aus euren Fenstern zu schauen...«, ertönte es aus den Lautsprechern, »Habt ihr gewusst, dass dem Meer zu eurer Linken nachgesagt wird, dass es ein Monster beherbergt? Oh, und am Strand zu eurer Rechten sollen allein im letzten Jahr 174 Menschen ertrunken sein.«
 

Am liebsten hätte Tokaku ihren Kopf gegen die Wände gehauen. Sie wusste nicht, was schlimmer war … Die Übertreibungen von Nio, die sie sich jetzt auch noch in erhöhter Lautstärke anhören durfte oder die Tatsache, dass das Durcheinander in diesem Flieger mit jeder Sekunde größer wurde.
 

Mit einem erschöpften Murren ließ sie sich tiefer in ihren Sessel sinken. Nur eine einzige Sache wusste sie im Moment ganz genau … Sie hätte zuhause bleiben sollen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Shira-
2017-05-13T20:13:45+00:00 13.05.2017 22:13
Und hier auch noch mal ein Lob für die FF. Gut gemacht.
Von:  -Shira-
2017-05-13T20:10:07+00:00 13.05.2017 22:10
Hallo.

Da hast du eine wirklich schöne Fanfic ins Inet gezaubert. Ich persönlich verfolge ja das Manga Akuma no Riddle, auch wenn ich eher nicht so auf Girls Love stehe. Aber die Story ist halt mega. Deine Fanfic hat das Manga gut umgesetzt, wie eine Fortsetzung eben. Auf jeden Fall gefällt mir deine Idee, die Charaktere hast du gut getroffen und humorvoll war es auch. Das Geschnipsel im Flugzeug könnte teuer werden. (^ - ^)

Als ich diese wundervolle FF gefunden habe, habe ich mich erstmal total aufgeregt, dass sie überhaupt keine Kommentare bekommen hat. So etwas finde ich nämlich unverschämt. Jeder Autor hat es verdient, auch etwas für seine Fanfics zu bekommen, und Komis sind da halt das Einzige, was man dafür bekommen kann.

Ich hoffe, dass irgendwann jemand wie ich diese FF finden und kommentieren wird.

Würde mich auch sehr freuen wenn du weiter schreibst.

Einen Favo- Eintrag für dich! \(^ . ^)/

Aregatou.


Zurück