Iced World von LaikotheHead ================================================================================ Kapitel 1: Erste Geschehnisse ----------------------------- Kälte. Eisige Kälte. Um mich herum als ich erwachte. Meine Augen waren verklebt, die Wimpern trugen kleinen Kristallen, als ich mich aus dem Schnee der auf mir lag befreite. Vorsichtig stand ich auf während ich meine Arme und Beine abklopfte und mich weiter umsah. Schnee und Eis bedeckte Bäume, alles um mich herum war Weiß. Nichts um mich herum regte eine Erinnerung in mir und so schritt ich langsam und unsicher aus dem Krater in dem ich gelegen hatte. Die Welt hatte keine Farbe mehr, keine Kontraste, der Himmel verschmolz mit dem Boden auf dem ich wandelte je länger ich vor mich hin ging. Niemand, keine Menschenseele zeigte sich mir auf meinem Weg und immer wieder brachen Teile des Bodens weg als ich ihn betrat. Wer ich war? Mein Name ist… Luminor. Luminor wie der Leuchtende, hat mein Papa immer gesagt wenn wir in den Wald gingen um die Hirsche zu beobachten. Das war auch meine letzte Erinnerung und ich habe meinen Papa nicht gefunden. Er lag nicht bei mir im Schnee und auch nicht auf dem Weg den ich gerade ging. Den Wald hatte ich nun verlassen und kam an mehr und mehr Häusern vorbei. Eingeworfene Fenster oder komplett eingeschneite Häuser, man konnte nichts mehr erkennen. Auch hier fand ich keinen weiteren Menschen, nirgendwo wie es mir schien. Je weiter ich dem Zentrum aber entgegen kam, desto mehr verschneite Krater lagen um mich herum und ein großes Gebäude eröffnete sich mir. In unserer Stadt gab es eine Shoppingmall, das musste sie sein! Vielleicht haben sich dort alle versammelt als sie wach wurden nachdem der Schnee kam? Vielleicht war Papa auch dort oder wenigstens Mama mit Reginald, unserem kleinem Dachshund. Reginald liebte den Wald über alles, nur durfte er meist nicht mit in den Wald da er sich oft verlief unser kleiner Frechdachs! Aber jetzt wo ich darüber nachdenke… Es war fast schon Herbst als wir in den Wald gegangen waren, wie kommt es das jetzt Schnee in Massen in der Stadt und dem Wald liegt und ich sogar begraben war? Was war geschehen? Ich trat vor die Mall und versuchte die ersten Türen zu öffnen, alles sah so unberührt aus, so kalt wie meine Hände die fast schon an den Türgriffen festhingen als diese nicht öffnen wollten. Gelöst blies ich in meine Hände die rot und rissig wurden von der ganzen Kälte, doch seltsamerweise war der Rest von mir nicht kalt. Ich trug eine dünne Übergangsjacke, eine normale Hose und einfache Turnschuhe zum Schnüren, hatte ich sie von Mama geschenkt bekommen kurz bevor der Sommer rum war, auch damit ich mir endlich merkte wie ich die Schleife zu binden hatte, was ich ständig vergaß. Ich versuchte durch die gefrorenen Fenster nun zu sehen, aber es klappte nicht. Langsam wurde ich mir klar dass hier niemand sein konnte und ein Gefühl kam in mir auf, Angst, Angst dass hier alle Tod waren. Ich ging langsam zur nächsten Tür und versuchte mich wieder daran, aber auch sie und die nächste waren zugefroren. Einzig die Notausgangstür war noch übrig und meine Hoffnung schon so klein, ich mich lustlos an diese lehnte und runter rutschte. Mein Atem machte kaum erkennbare kleine Wölkchen in die Luft wie ich nun da saß und nicht verstand was geschehen war. Warum dieser Schnee, wo waren alle, wie spät hatten wir es und welcher Tag war es? Frustriert seufzte ich und stand wieder auf um mich nun doch an der Tür zu probieren. Mittlerweile spürte ich auch den Hunger der sich meldete und wie schwach ich eigentlich war, so müde… Und doch sprang die Tür auf und ich stürzte innen zu Boden. Das Gebäude versprach mit einer komischen Atmosphäre plötzlich immer mehr Sicherheit als die eisige Kälte da draußen die mich seltsamerweise nicht wirklich befiel. Einige Male atmete ich ein und aus um mir sicher zu sein reingekommen zu sein und ich sah mich um, die automatischen Laufbänder, Treppen, Geschäfte, Flure, auch hier war alles voller Schnee und Eis. Und keine Menschenseele war auch hier zu sehen. Alte Spuren von Füßen und Schuhen, Abdrücke von Tieren, alles war noch zu sehen, eingefroren in den Boden. Die Glaskuppel der Decke war in der Last des Schnees eingebrochen. Das war alles was ich von meinem Punkt aus sehen konnte. Alles was sich hier noch befand, war zerstört, verschneit oder gestohlen worden. Dieser Ort war eine weitere Ruine, ein weiterer Ort an dem ich vorbeigekommen bin. Vorsichtig ging ich zu den Laufbahnen, die sich als eingeklappte Rolltreppe herausstellten und schlitterte vorsichtig an ihnen hinab um die anderen Ebenen des Hauses zu sehen. Es kann doch nicht sein dass niemand hier in dem großen Haus geblieben ist! “Ha..Hallo? Ist hier irgendwer? Hallo?”, fragte ich nun, das erste Mal seit meinem Erwachen die Stimme erhebend und sah mich weiter um. Ich hatte immer noch Angst und hatte nach meinem Aufstehen versucht sie nicht weiter wachsen zu lassen, hatte mich nach meinem Aufwachen an Dinge geklammert, in der Hoffnung das alles in Ordnung sein würde wenn ich weitergehen würde. Ich konnte nicht einmal unser Haus unterscheiden von den ganzen rundherum… Und jetzt hier allein im Kaufhaus fing ich an zu weinen und zu rufen, aber es gab nicht mal ein Echo! “Ist hier… Hier denn niemand?”, weinte ich lauter und je tiefer ich auf der Treppe schlitterte, desto schlimmer sahen die Läden aus. Es sah hier und da aus als hätte sich wer bis aufs Blut geprügelt, hier und da sah ich Schatten von Personen die ich kein zweites mal ansehen wollte. Hier waren nicht nur Menschen gewesen, nein, sie haben sich gegenseitig umgebracht oder liegen gelassen zum sterben. Ich brachte keinen Ton mehr heraus und das Ende der Treppe nahte und mir schwante es das es mir da unten vielleicht jemand auflauern könnte. Vorsichtig stieg ich ab von den rutschigen Stufen die hier unten noch leicht vorstanden und hockte mich an den Seiten der Treppe ein wenig runter um nicht so schnell gesehen zu werden. Hier unten lag die zersplitterte Kuppel, hier und da ein paar blutige Stücke und recht wenig Schnee, wie ich jetzt nach einigen Schritten vorwärts bemerkte. Es war auch wärmer als in den oberen Etagen was mich ein wenig verschreckte. Hier und da waren Menschen zu hören oder wenn Stimmen und ich ging noch ein wenig weiter aus meinem Schutz raus zu einem der Shops der noch recht gut aussah und keine all zu sehr beschlagenen Fenster hatte. Es war dunkel dort drin, aber jemand flüsterte. Keines ihrer Worte konnte ich verstehen und ich wischte mit einem Ärmel über mein Gesicht. Ich sah wieder in das Fenster und hörte nichts mehr. Waren die Leute verschwunden oder gegangen in der kurzen Zeit? Mit einem Ruck wurde ich plötzlich umgedreht und zu Boden geworfen und mir entwich ein Fiepsen, aus Angst das ich jetzt dran war zu sterben! Schützend hob ich meine Arme und sah dazwischen einen großen Schatten der über mir stand , ein mir fremder Mann der mich einfach nur anlächelte und mich an der Kapuze meiner Jacke packte und wortlos hinter sich herzog. Röchelnd versuchte ich den Druck, den der Kragen nun auf meinen Hals ausübte, zu verringern, doch meine Finger wurden zwischen ihm und meinem Hals mit eingeklemmt, der Reißverschluss drückte sich langsam auf. Doch bevor er weit genug auf war und ich mich befreien konnte wurden die Flure dunkler, keine Geschäfte konnte ich um mich herum erkennen und es wurde wieder kälter. Als endlich wieder ein wenig Licht meine Augen sehen ließ waren wir in einem Lager angekommen, oder etwas ähnlichen. Überall waren zerstörte Regale die wie Zellen aufgebaut waren und die Oberlichter waren genau auf diese zugeschnitten, das auch wirklich nur in diesen gemachten Raum Licht schien. Die Wände waren sehr hoch und der Mann warf mich in eine der Zellen. Ich schluckte ein paar Mal und atmete so tief durch das ich selbst dadurch fast keine mehr bekam. Der Mann sah auf mich nieder, er war groß, hatte wild abstehendes dunkles Haare und hatte sich schon länger nicht rasiert gehabt wie es scheint. Mein Papa sah auch manchmal so aus. Wieder zu Atem gekommen lehnte ich mich gegen die einzige richtige Wand und sah ihn nur in einem dunklen, blassen Art durch das fehlende Licht. “War.. warten sie! Warum.. Warum sperren sie mich ein?” Er sagte kein Wort. Meine Angst vor ihm wuchs wie er weiterhin nur grinste und grinste. “Helfen sie mir… Ich.. Ich will zu meiner Familie… Ich will wissen was geschehen ist.. Warum ist alles voller Schnee? Warum..” Er schüttelte den Kopf und blieb weiter vor mir stehen, ich stand wieder auf und wollte zu ihm, an ihm vorbei, er hatte kein Recht mich hier zu behalten. Doch er schubste mich ohne Mühe wieder zu Boden. Verzweifelt sah ich zu ihm auf und hatte Angst eine weitere Frage zu stellen. Warum tat er mir das an, wer war dieser Mann? Und warum sperrte er mich ein? Mein Magen tat schon vor Hunger weh und ich rollte mich kraftlos, es nicht nochmal schaffend aufzustehen, ein. Dann hörte ich ihn sprechen, seine Stimme, so nah bei mir das ich seinen Atem an meinem Ohr spüren konnte. “Du wirst jetzt so lange hier bleiben wie wir es für richtig halten Affected Deer.” Und dann verließ er mich, schob ein kaputtes Regal vor meine Zelle und schloss es mit Ketten und Schlössern zusammen. Wimmernd lag ich nun da, Gefangen von einem Menschen wie ich es war und musste wohl verhungern. Niemand würde hier sein, nicht Papa, nicht Mama und auch kein Reginald. Irgendwann schlief ich ein. Ich wurde erst wieder wach als ich mit kaltes Wasser übergossen wurde. “Ha, eh.. wa.. ha.. was!”, verwirrt und weinend vor Schreck sah ich mich um und spürte eher als das ich sah dass ich in einer Art Wanne war und man mich festhielt. Das Licht über mir war so hell. “Bleib ruhig! Sonst tust du dir nur noch mehr weh!” Ich will ja, ich will ja… Aber lasst mich doch los, kam es mir in den Sinn, aber sie hielten mich weiterhin fest. Über mir waren Frauen, junge Frauen und eine ältere. “Kommt waschen wir sein Fell. Wir müssen schnell sein sonst erfriert er uns noch.” Fell? Wer hat Fell? Ich? Verwirrt sah ich an mir runter und mein Augen wurde groß. Haare! Feines Fell wie bei einem Hirsch! “Fell? Wa.. warum hab ich Fell!”, quietschte ich vor erneutem Schreck und spürte wie die Bürsten und Hände über meinen Körper gestreift wurden, es tat ein wenig weh, es war nicht so wie bei Mama, keiner hier wollte mich hier haben. “Nicht wieder weinen Kleiner! Nicht weinen! Wir erklären es dir gleich!” Man hob mich aus der Wanne und trocknete mich ab, rubbelte schnell über mich rüber und zog mir meine Kleidung wieder an. Bevor ich auch nur eine Reaktion geben konnte schob und zog man mich herum, waren wir in einem Geschäft gewesen mit Sanitäranlagen welches sich in den oberen Etagen befand. Wir kamen rutschend schnell unten an und zog mich in ein Geschäft mit alten Elektro-an- und verkauf. “So, jetzt kannst du Fragen.” Ich sah die ältere Frau an die ihre Stirn runzelte. “Warum.. warum hat man mich eingesperrt? Ich wollte doch nur jemanden finden… Alles ist voller Schnee! Und.. Und ich hab plötzlich Fell! Was ist hier passiert?” Mein Magen knurrte bevor ich eine weitere Frage stellen konnte und eine der Jüngeren hielt mir einen Keks hin, doch die Alte nahm ihn mir weg. “Seraph hat verboten Affected Essen zu geben solange er nicht zugesagt hat! Und ich muss ihm erst die Fragen beantworten!”, weinerlich sah ich die Frau an, warum musste ich erst irgendwo zusagen? Ich war noch nicht einmal alt genug dafür… “Du wurdest eingesperrt weil du ein Affected bist. Das wird dir nachher erklärt, solltest du zusagen. Dementsprechend werden dir auch die anderen Fragen beantwortet.” Aber… “Aber wo soll ich denn mitmachen? Ich bin doch nicht alt genug dafür.. und..” “Wie alt bist du?” “Ich bin 10..” Sie beäugte mich sah eine der Jüngeren an, die Frau hatte violette Haare und sah mich genauso abwertend an wie die Alte. “Ich werde mich seiner annehmen, aber auch nur weil er der erste Animal Affected ist. Ich werde in seinem Namen nachher bei Seraph zusagen.” “Gut. Hier ist der Keks.” Vorsichtig nahm ich den Keks und sah ihn an, ich hatte Angst dass das ganze hier nicht gut ausgehen wird und es machte mir Angst wie die Frauen sprachen und mich behandelten. Ich habe doch nichts getan, ich wollte doch nur meine Eltern oder irgendwen wiederfinden.. “Luminor!”, tönte es plötzlich von hinten und ich drehte mich um. Dort stand unser Nachbar Herr Meisels und kam schnellen Schrittes auf uns zu. “Wo ist dein Vater Luminor? Als ihr gegangen seid warst du doch sicher wieder im Wald so wie du aussiehst!”, warum war er so sauer? Papa war halt Förster.. Da kam ich in der Freizeit oft mit… “Mecker das Kind nicht so an Jens, er ist gestern erst hier aufgetaucht und weiss von nichts.” Auch er sah mich so komisch an wie die Frauen vorher. “Ich .. ich weiss nicht wo Papa ist.. Ich bin gestern im Wald unter dem Schnee und Eis.. wach geworden und hier angelangt… Ich. Ich wurde eingesperrt und keiner sagt mir was.. Was ist mit Mama oder Reginald? Sind sie auch hier?” Er sah zur Seite und fing kurz an zu lachen, was sollte das? “Wir haben deine Mutter bisher noch nicht gefunden. Als ich dich gerade gesehen hatte dachte ich dein Vater hätte dich rübergebracht, aber auch dass du Affected bist ist eigentlich nur ein Zeichen das nicht mehr unter uns weilt.” “Jens!” Mir fiel der Keks runter und ich lief an meinem Nachbar vorbei. Das konnte er doch nicht ernst meinen! Ich lief rüber zu den Treppen und machte mich auf den Weg nach oben, in meiner Wut und rutschte ich ein, zweimal aus und hörte die Frauen hinter mir rufen. “Beruhig dich! Du wirst dir nur wieder mehr weh tun! Komm runter!” “Nein! Ich werde meinen Papa suchen! Er kann nicht Tod sein!” Wieder rutschte ich aus, aber dieses Mal nicht wegen dem Eis sondern weil meine Hände zu Hufe verwandelten und meine Füße auch, ich rutschte aus den Schuhen und fiel die Stufen ein Stück runter bis ich mich irgendwo verhaken konnte. Herr Meisels kam zu mir hoch und hob mich hoch. “Beruhig dich Luminor, so war das doch nicht gemeint.. Shh.. Hör auch zu weinen..” “Wir müssen ihn beruhigen Seraph kommt. Wenn er mitbekommt was passiert ist wird es Stress geben..” Ich hatte meinen Kopf in Herrn Meisels Schulter vergraben und weinte leise vor mich hin, warum hat er so etwas gesagt? Ich spürte wie die Leute um mich herum mich streichelten wie ein Tier und irgendetwas mir zu flüsterten, aber ich wollte ihnen nicht mehr zuhören, ich wollte Antworten, keine Entschuldigungen… Man trug mich wieder in den Laden und setzte mich wieder ab. “Beruhig dich endlich Luminor. Das ist nur zu deinem Besten… Sonst wird man dich wieder einsperren…” Nein das wollte ich nicht. Nicht wieder in diese staubige Ersatzzelle, aber in diesem muffigen Laden wollte ich auch nicht bleiben. Überall standen alte Rekorder und Handys, es roch nach Plastik und Staub. Sowie ich ruhiger atmete und ich die Leute um mich ansah wurden die Hufe wieder zu Hand und Fuß und alle seufzten erleichtert. “Genau zur richtigen Zeit!”, schnell zog man meine Füße wieder an und der große Mann von gestern war wieder da. Er hob mich wieder an der Kapuze hoch und stellte mich auf meine noch wackeligen Beine. “Und? Hat er zugesagt?”, wendete er sich an die Alte, die an die Junge verwies. “Ich sage für ihn zu da er noch nicht alt genug ist. Er wird an den Untersuchungstrupp weitergegeben.” Untersuchungstrupp? Ich werde also untersucht? Dafür musste zugesagt werden? “In Ordnung. Komm mit. Du hast hier nichts mehr zu suchen.” Wir gingen raus aus den Laden und ich folgte ihm einen hellen Gang in einen anderen Bereich des Hauses entlang, man konnte Licht sehen, aber auch nur dumpf, da der Schnee die Fenster verschlungen hatte, wie ich es gestern bei anderen Häusern schon gesehen habe. “Du brauchst dich nicht umsehen, du wirst hier nicht mehr hinkommen, du hast nichts in den Suchtrupps verloren.” Die Stimme des Mannes riss mich aus meiner Begeisterung für die Umgebung und ließ mich meinen Kopf wieder senken. “Wenn.. Wenn wir angekommen sind, wird man mir dann endlich sagen was passiert ist?” Er lachte leicht ruppig auf und wir gingen weiter. “Vielleicht. Kommt drauf an ob du die ersten Untersuchungen überlebst.” Was? Erschrocken blieb ich stehen und sah den Rücken des Mannes an. “Warum sagen sie sowas? Ich.. Ich bin doch nicht krank und ich will es doch nur wissen..” Er drehte sich langsam mit einem bösen Blick zu mir um und packte mich wieder am Kragen. Scheinbar habe ich wieder was falsch gemacht. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und hoffte das ich nicht noch mehr falsch machen würde und keinen weiteren Ärger bekam. Dieses Mal schwebte ich über den Boden anstatt wieder hinterher geschliffen zu werden. “Es lohnt nicht jemanden alles zu erklären wenn er am Ende stirbt. Lieber Ahnungslos als mit zu vielen Sorgen und Ängsten sterben. Ist ein einfacherer Tod.” Warum sprach der Mann so viel vom Tod? Ich war nicht Tod und hatte trotzdem so viele Sorgen... Hatten andere Leute keine Sorgen gehabt als sie mitgenommen wurden? “Ich wollte doch nur wissen was passiert ist.. Meine Eltern sind weg und ich hab so ein komisches Fell überall… Ich will doch nur wissen was passiert ist..”, schniefend​ ​hielt​ ​ich​ ​weiterhin​ ​meine​ ​Hände​ ​vor​ ​mein​ ​Gesicht​ ​und​ ​hoffte​ ​das​s ​wir​ ​bald ankommen​ ​würden. Der Mann sagte nichts mehr und ich wünschte ich hätte den Keks gegessen als ich noch konnte, aber Herr Meisels hat so viele schlimme Sachen gesagt… “Wir sind da.” Blinzelnd nahm ich meine Hände runter und sah um mich herum nichts. Alles war dunkel bis plötzlich Lampen angingen. “Strom?”, flüsterte ich leise und wunderte mich wo ich gelandet war, in diesem Raum war nichts ausser Kacheln, ein Geruch wie beim Arzt war noch vage da, weit und breit war auch niemand ausser mir in diesem Raum. Hinter mir war eine Sicherheitstür und hinten weiter war eine Flügeltür im ähnlichen Aufbau zu sehen. Durch diese kamen drei Leute mit einer Liege, angezogen in Sicherheitsanzügen und Schutzmaske, herein. Sie sprachen irgendwelche Sachen untereinander, Zahlen und einzelne Buchstaben bei denen ich nicht verstand was sie bedeuten sollten, zwei bearbeiteten die Liege und der Dritte kam auf mich zu. “Bleib ruhig Junge, das könnte dir weh tun wenn du zu viel herum zappelst! Also bleib ruhig.” Er hatte eine Spritze in der Hand und ich musste schlucken. Das war hier nicht wie beim Arzt wenn ich eine Impfung bekam oder so, das hier war irgendwas schlimmes! Ängstlich kniff ich die Augen zusammen und wartete dass man fertig war. Man zog lange den Arm hoch bis man mir die Jacke grob komplett auszog und die Spritze zu spüren war. “Nervtötend, schon wieder ein Kind, aber Seraph hatte recht, dieses mal haben wir eine Besonderheit, haha! Wie dumm muss das Kind gewesen sein trotz der schlechten Nachrichten nach draußen zu gehen?” Ich stand immer noch bei vollem Bewusstsein da während die komischen Leute lästerten. Wovon sprachen sie? Schlechte Meldungen? Und wieso schon wieder ein Kind? “Ich war nicht dumm und mein Papa auch nicht!”, flüsterte ich leise und sie drehten sich mir zu. Der der eben schon bei mir war zog mich rüber. “Typisches Verhalten des Mittels bestätigt. Kind immer noch bei Bewusstsein, Dauer bis Wirkung einsetzt... eine Minute.” Irgendwie wünschte ich mir das es jetzt schon wirkte, dann muss ich die Leute nicht mehr sehen, aber ich spürte schon wie meine Beine und Arme anfingen zu kribbeln und langsam taub wurden. Die Leute zogen mich wieder komplett aus und ich konnte mich nicht wehren. Der Blick des Kindes driftete ab als sie ihn auf die Liege schnallten. “Gut. Wir müssen nachsehen wo sich der “Rote Kern” befindet. Das Analysegerät der Tür hatte nicht angeschlagen, also muss es irgendwo innen liegen.” Sie zogen eine Palette an Werkzeugen, elektrische und maschinelle, hervor und suchten nach einem weiteren Analysegerät. “Sobald wir den Kern gefunden haben müssen wir versuchen diesen zu entfernen. Sollte es aber nicht funktionieren, sowie bei vielen anderen auch, wisst ihr wir haben daran keine Schuld zu tragen und können nur hoffen das er nicht daran stirbt.” Piep, piep, piep, machte das Gerät während es über den kleinen Körper geführt wurde und nichts auf dem Display erschien. Wie sie zum Kopf über die Brust kamen wurde das Piepen kürzer und das Display leuchtete rot auf. “Wir haben ein Problem. Der Junge kann nicht operiert werden. Der Kern ist komplett in seinem Kopf bis in sein Herz gedrungen. Wenn wir den Kern entfernen würden, würde der Junge sofort sterben.” Das Leuchten des Gerätes pulsierte mit jedem Herzschlag und jedem Atemzug. “Wir können nichts tun. Der Kern wird sich weiter ausbreiten wie ein Tumor und ihn komplett verschlingen.” Die Drei sahen auf den Jungen nieder und schüttelten die Köpfe. “Es ist wirklich ein besonderer Fall. So können wir ihn aber auch nicht an Seraph weitergeben. Wir müssen den Unterdrücker an ihm verwenden.” Während sie sprachen öffnete sich die Tür hinter ihnen und der große Mann der den Jungen mitgebracht hatte kam dazu. Er hatte den gleichen Anzug wie seine drei Kollegen an und nahm dem einen das Analysegerät ab welches einen Bericht druckte. “Seraph!” “Ich habe schon mitgehört keine Angst. Das Kind scheint direkt mit dem Kern in Berührung gekommen zu sein. Was mich fasziniert, denn es lebt noch.” “Aber wir wissen nicht wie lange! Jeder andere in seinem Stadium war entweder schon bei der Untersuchung von dem Kern verschlungen worden oder vorher schon gestorben! Und es passiert immer noch! Wir müssen jeden Tag ins Einkaufszentrum gehen um die Toten zu entfernen und kommen nicht hinterher! Viele von ihnen haben sich doch auch schon so gegenseitig getötet!” Schnaubend sah Cyan seine Kollegen an. “Ja und? Wir haben die Chance es zu unterdrücken und zu sehen wie lange er überlebt und wenn er vielleicht eine Immunität gegenüber den Kern entwickelt können wir durch diese Erkenntnisse den anderen Betroffenen helfen denen wir den Kern entfernen konnten! Die Menschen haben immer noch unter den Folgen zu leiden!” “Entschuldige Cyan, aber der Puls des Kindes nimmt ab! Wir müssen den Unterdrücker entweder jetzt einsetzen oder er stirbt.” Emotionslos sah der Mann das Kind an und nahm sich eine elektrische Knochensäge von der Palette mit denen er die Hörner am Kopf des Kindes entfernte. “Gebt mir den Stoff!” Eine Spritze wurde weitergereicht. “Dem Bericht zufolge sitzt der Kern im Kopf und Herzen. Sie sollten es ihm dann genau..” “Ich weiss wie ich meine Arbeit zu machen habe!” Und damit stieß er die Spritze in die Haut des Hinterkopfes und ein zweites Mal direkt über dem Herzen. Das Fell fiel aus und der Rest der Hörner schrumpfte zu kleinen Knoten zusammen. “Es ist definitiv nicht professionell was wir hier tun, aber die einzige Lösung um Leben zu retten! Und jetzt passt ihm ein Unterdrückungshelm an der ihn mit dem Stoff versorgt, sonst wachsen ihm das Fell und die Hörner im nu wieder nach.” Damit verließ er seine Kollegen wieder. Diese sahen auf das Kind nieder und versorgten es. Mir tat alles weh als ich wach wurde und mein Kopf fühlte sich so schwer an. Wieder war alles dunkel um mich herum und ich hörte hier und da Stimmen. Ein Licht, ähnlich dem in der Zelle schien ein Stück entfernt. Wachsam drückte ich mich mit meinen Händen von der Liege ab auf der ich immer noch lag, aber nicht festgeschnallt oder derartiges und ging zu dem Fenster hinüber. Es war leicht gefroren, aber ich konnte grüne Wiesen und zugewachsene Gebäude draußen erkennen. War etwa so viel Zeit vergangen seitdem ich aufgegriffen wurde dass es schon Frühling wurde? Ich sah Menschen die Wiesen mit Zelten wie die von Indianern bestellen, also lebten hier noch mehr.. Dann sah ich das eine komische Kuppel sich über das kleine sichtbare Stück erstreckte, auch über das Gebäude in dem ich gerade war. “Hast du genug gesehen?” Erschrocken drehte ich mich der Stimme zu die sich hinter mir befand und sah dem Mann der mich hergebracht hatte in seine hellen Augen, welche ich jetzt zum ersten Mal sehen konnte. “Du hast lange geschlafen Kleiner, wie heißt du?” Warum sprach er jetzt so freundlich mit mir? Habe ich etwa lange genug überlebt um endlich Antworten zu bekommen? “Luminor… Be.. Beantworten sie mir jetzt meine Fragen?” Er lachte kurz und nickte. “Sicherlich, du hast alles überlebt. Bisher.” Dieser Mann war mir nicht geheuer, er sprach immer nur in so komischen Rätseln… Aber ich konnte endlich fragen was geschehen ist! “Erm… Was ist geschehen, wieso ist alles voller Schnee draußen? Und einer der Typen da von der Sache zu der sie mich gebracht hatten meinte das es schlechte Meldungen gab und sowas.. Warum hatte ich so ein komisches Fell wie ein Reh?” “Wie sag ich es dir das du es verstehst…”, er kam zu mir ans Fenster und sah nach draußen den Menschen zu. “Im Grunde genommen ist eine Expedition falsch gelaufen, ein Projekt. In den Nachrichten wurde gewarnt sich an Punkten zu sammeln. Damit niemand verletzt werden konnte und der Sturm gefahrenlos über die Gegenden ziehen konnte. Wir haben Kontakte zu anderen Städten und Staaten und wissen dass wir nicht die einzigen mit dieser Katastrophe sind. Beziehungsweise ihr.” Ich sah zu dem Mann weiterhin auf wie er einfach weitersprach. Wieso wir und was meinte er mit Projekt? Ich habe keine Nachrichten geguckt gehabt. “Du wirst mitkommen. Den Helm wirst du weiterhin aufbehalten. Solltest du ihn abnehmen wird man sich um dich kümmern.” “Aber… Ich muss meine Eltern finden..” Er lachte wieder und sah mich aus dem Augenwinkel irgendwie komisch grinsend, wie zu Anfang, an. “Deine Eltern wurden nach so langer Zeit nicht gefunden Luminor. Was meinst du wie viel Zeit vergangen ist seitdem Unfall? Wann warst du dir das letzte Mal klar zu wissen welchen Tag wir hatten?” Ich sah ihn verschwommen vor mir, den Tag als Papa und ich losgegangen sind in den Wald. Die Sonne schien durch das Herbstlaub und der Wind blies es auf. Es war recht frisch, doch warm genug meine dünne Jacke zu tragen. Vater wollte nur kurz seine Runde drehen, es war ein Sonntag Nachmittag. Er sagte noch ich solle nicht so weit vorlaufen. Ich hatte sein Fernglas bei mir. Und dann stürzte ich, stand wieder auf und lachte als mein Vater mich gespielt böse ansah. “Es war.. Mitte Oktober… Ein Sonntag…” Ich hörte ein schnauben neben mir, wie ich ohne wirklich hinzusehen nach draußen starrte. “Dann hast du fast ein Jahr im Schnee gelegen. Deine Eltern werden, wenn sie denn im Kaufhaus waren, schon längst fort sein. Es tut mir leid Kleiner.” “Das muss es nicht… Vielleicht wäre es besser gewesen ich hätte es nicht bis hierhin geschafft…” Er hatte so recht gehabt als er sagte das ich die Informationen nicht gebraucht hatte bevor ich nicht durchgekommen sein sollte, aber wie konnte ich nur überleben? “Wie… wie konnte ich das alles überleben?” “Durch den “Roten Kern”. Der Name des Projektes. Ein Wunder der Welt was in die Hände der Wissenschaft kam und ausser Kontrolle geriet. Du bist nicht die einzige Person die davon betroffen ist, aber die einzige bisherige Person die nicht von dem Kern befreit werden konnte. Wenn man von den zuvor verstorbenen absieht. Auch ist die Art wie du befallen wurdest anders da du im Wald warst. Deswegen brauchst du auch den Helm, er versorgt dich mit seinen Unterdrückungsmodulen sodass du nicht wieder zu dem Tier wirst welches der Kern in dich gesogen hat. Andere Befallene haben den Kern entfernt bekommen leiden aber immer noch unter den Folgen. Und wie gesagt, solltest du den Helm abnehmen wird man sich um dich kümmern. Nicht gerade gut um genau zu sein.” Das war alles so viel! Viel zu viel! Ich wischte mir über die Augen, ich wollte nicht weinen, ich wollte es überstehen. Ich wollte auch wenn meine Eltern schon weg sein würden, ich wollte sie wiederfinden. Und dafür musste ich das hier überstehen. “In… In Ordnung! Ich.. Ich habe eh keinen Ausweg! Ich komme mit!” Wieder lachte der Mann und nahm mich bei der Hand. “Das hast du schön gesagt, denn du wirst irgendwann an dem Kern sterben.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)