If we ever meet again von MaryV ================================================================================ Kapitel 9: ----------- 9 Sakura starrte zu Sasuke hinauf, der noch immer vollkommen wütend aussah. Seine Hand ruhte auf ihrer Schulter und seine Finger gruben sich so tief in ihr Fleisch, das sie leicht das Gesicht verzog. Seine schwarzen Augen starrten sie zornig an und sein Gesicht war zu einer Maske wütenden verzerrt. Und dennoch fiel ihr auf wie sehr er sich verändert hatte. Er war noch ein Stückchen größer als damals mit achtzehn. In dem schwarzen Anzug, den er trug, kamen seine breiten Schultern gut zur Geltung ebenso wie seine schmalen Hüften und die langen Beine. Seine schwarzen Augen waren noch immer so wie damals, doch sein Haar war es nicht. Früher hatte er eine etwas wilde und verwegene Frisur gehabt, die am Hinterkopf in alle Richtungen abgestanden hatte. Jetzt trug er sein Haar um einiges länger, sodass er Itachi deutlich ähnlicher sah. Zumindest soweit sie es von den damaligen Fotos in Sasukes Haus beurteilen konnte. „Jetzt hast du kein rotes Kleid mit dem du mich ablenken kannst.“ Seine Stimme hatte noch den gleichen kalten Unterton wie damals als sie sich kennen gelernt hatten. Innerlich schmunzelte sie ein wenig. Er hatte also tatsächlich begriffen, was sie mit diesem Kleid hatte bezwecken wollen. Und offensichtlich hatte es auch für einen kurzen Augenblick funktioniert. Sasuke ließ ihre Schulter los und zerrte wütend einen der Stühle hervor, den er direkt vor ihren stellte. Dann ließ er sich darauf fallen. Jetzt berührte seine Knie fast ihre. Fahrig strich er sich durchs Haar ehe er die Knöpfe von seinem Jackett öffnete. Wieder richteten sich seine kalten Augen auf sie. Er atmete kurz tief durch. „Ich bin also Vater?“ Sakura zog eine Augenbraue hoch. „Du bist ein Erzeuger. Nichts weiter.“ Seine Gesichtszüge verdüsterten sich noch mehr. „Was soll das denn heißen?“ Sakura seufzte leise und sah ihm dann direkt in die Augen. Die Dinge waren anders als damals. Jetzt hatte sie kleine Angst mehr davor, sich mit Sasuke auseinander zu setzen. Sie hatte keine Angst mehr davor, dass er sich von ihr Trennen oder das er ihr das Herz brechen könnte, wenn sie ihre Meinung sagte. Immerhin hatte er beides längst getan. Sakura lockerte ihre Schultern und lehnte sich nun etwas entspannter zurück. „Väter sind Männer die tatsächlich eine Beziehung zu ihren Kindern haben, Sasuke. Aber du? Du hast sie nur gezeugt. Nicht mehr und nicht weniger.“ Er stieß ein knurren aus. „Du hast mir keine Gelegenheit dazu gegeben.“ Dann lehnte er sich vor. „Was hast du dir dabei gedacht, sie vor mir zu verheimlichen?“ Sakura knirschte mit den Zähnen. Was sie sich dabei gedacht hatte? Was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht sie einfach so zu verlassen? Was hatte er sich dabei gedacht, ohne ein Wort ein neues Leben anzufangen? Und was zur Hölle hatte er sich dabei gedacht, ihr bis zum letzten Augenblick ins Gesicht zu lügen? Und wieso urteilte er überhaupt über sie? Er wusste überhaupt nicht was sie durchgemacht hatte. Sie war all die Jahre mit der Verantwortung für Sarada allein gewesen. Klar, Kakashi hatte ihr geholfen wo er nur gekonnt hatte. Doch das hatte ihn nun einmal nicht zu Saradas Vater gemacht. „Ich hielt es für das Beste. Du hast keinerlei Relevanz im Leben meiner Tochter.“ Sie wusste sie war grausam und kalt. Sie wusste auch, dass sie eigentlich das Gespräch suchen müsste. Doch sie konnte nicht anders als verbal blindlings um sich zu schlagen. Denn jetzt hier zu sein, mit ihm in diesem Raum, riss so viele alte Wunden auf, dass sie vor Schmerzen fast geschrien hätte. Sasukes Augen verengten sich. „Das ist nicht allein deine Entscheidung.“ Sakura stieß ein freudloses Lachen aus. „Und wie es allein meine Entscheidung ist. Ich habe das Sorgerecht. Sie ist meine Tochter. Du kennst ja nicht einmal ihren Namen, Sasuke!“ Sie schüttelte den Kopf. So energisch, dass sie davon beinahe Kopfschmerzen bekam. „Du weißt gar nichts über sie. Und ich werde auf keinen Fall zulassen, dass du ihr wehtust, nur weil du nicht deinen Mann stehen kannst.“ Bevor sie reagieren konnte hatte Sasuke die Hände auf die Armlehnen ihres Stuhls gelegt. Er schloss sie ein. Gab ihr keine Möglichkeit zur Flucht. Allein dieses Wissen presste ihr alle Luft aus den Lungen. Seine Präsenz tat ihr übriges. Sasuke stand auf und lehnte sich ganz tief zu ihr herunter. Er war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange spüren konnte. Und sein Blick war derartig unnachgiebig, dass sie für einen kurzen Moment Zweifel und Angst spürte. „Ich habe nichts von ihr gewusst. Sonst wäre ich hier gewesen. Und das weißt du auch.“ Sasukes Stimme war nur noch ein zorniges Zischen. „Und genau deshalb hast du mir nie etwas von ihr erzählt, richtig? Weil du viel zu sehr damit beschäftigt warst, einen reichen alten Sack zu heiraten. Dabei wäre ich dir doch nur im weg gewesen, richtig?“ Als seine Lippen sich zu einem eisigen Lächeln verzogen, fühlte es sich an als hätte er sie angeschossen. Sie hörte den Knall bevor sie realisierte das sie ausgeholt hatte. Sie spürte nur das Brennen in ihrer rechten Hand und sah, wie Sasukes Wange einen tiefroten Ton annahm, während es ihr wie in Zeitlupe vorkam wie sein Kopf leicht herum gerissen wurde von der Wucht ihrer Ohrfeige. „Ich habe nach dir gesucht, du widerwärtiger Scheißkerl.“ Fassungslosigkeit breitete sich auf seinem Gesicht aus ehe er die linke Hand an seine Wange legte. Er konnte es offensichtlich nicht fassen, dass sie ihn geschlagen hatte. Und wenn sie ehrlich war, dann konnte sie es ebenfalls nicht. Was hatte sie sich dabei gedacht? Sie war besser als das hier! Erwachsener! Hier ging es nicht um ihr gebrochenes Herz oder um ihre Wut. Hier ging es um Sarada. Wieso zum Teufel konnte sie sich also nicht zusammen reißen? Warum konnte sie nicht tief durchatmen und alles ruhig und gelassen angehen? Warum? Sasuke richtete sich auf und wandte ihr den Rücken zu. „Wenn du mich gesucht hast, wieso habe ich dann nie etwas davon gehört?“ Sakura lachte freudlos auf. „Das solltest du vielleicht deinen geliebten Onkel fragen. Du glaubst doch sonst auch jedes Wort, dass von seiner verlogenen Zunge tropft.“ Sie konnte genau sehen wie Sasuke sich bei ihren Worten verspannte. Bei Gott, jetzt hör endlich auf! Hör auf! „Pass auf, wie du über meinen Onkel sprichst.“ Sie konnte das Grollen in seiner Stimme genau hören. Es klang für sie wie das Donnergrollen, dass dem Blitz vorausging, der kurz darauf im Haus einschlug und alles in seinem Weg restlos zerstörte. „Wie gesagt – frag ihn. Jetzt wo er bald stirbt, sagt er vielleicht endlich einmal in seinem Leben die Wahrheit.“ Stille trat ein. Und sie hielt eine ganze Weile an. Sakura überschlug die Beine und starrte auf Sasukes Rücken. Was ihm jetzt wohl gerade durch den Kopf ging? Früher hatte sie ihn lesen können wie ein offenes Buch. Jetzt war er für sie wie ein Tresor, dem sie keines seiner Geheimnisse entlocken konnte. Aber das lag wohl daran, dass sie Sasuke eigentlich überhaupt nicht mehr kannte. Und das sie ihn auch niemals wirklich gekannt hatte. Ihre einzige Verbindung zu ihm war ihr gemeinsames Kind. Nicht mehr und nicht weniger. Als das Schweigen anhielt, biss sie fest die Zähne zusammen. Wenn er nicht bald einen Ton sagte, dann würde sie aufstehen und gehen. Denn hier zu sein und ihn anzusehen, aus nächster Nähe, kostete sie alle Kraft die sie aufbringen konnte. Denn wenn sie ehrlich war wollte sie bei seinem Anblick immer noch in Tränen ausbrechen. „Wie heißt sie?“ Sasukes Stimme war so leise, dass sie kaum zu Sakura durchdrang. Aber sie war sich sicher, dass sie ihn richtig verstanden hatte. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass er zur Hölle fahren könnte. Doch sie atmete tief durch. Hier ging es nicht um sie selbst oder um die hässliche Vergangenheit, die sie teilten. Hier ging es um Sarada. Und egal wie sehr es Sakura missfiel, sie wusste, dass Sarada Sasuke kennen lernen wollte. Und sie würde nichts dagegen tun können. Alles was sie tun konnte war, das Geschehen im Hintergrund zu lenken und Sarada zur Seite zu stehen, wann immer sie es brauchte. Und das Sasuke es versauen würde, dass stand für Sakura völlig außer Frage. Immerhin hatte er es nicht mit einem staunenden Kleinkind zu tun, sondern mit einem passiv-aggressiven pubertierenden Teenager. Er würde noch schnell genug das Handtuch werfen. „Ihr Name ist Sarada.“ Sakura sah auf ihre Nägel um Sasuke nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Was auch immer er für einen Ausdruck zeigte – sie wollte ihn absolut nicht sehen. „Ihr Geburtstag ist der 29 Dezember. Sie war ein paar Tage zu früh.“ „Sie sieht mir sehr ähnlich, oder?“ Sakura riss überrascht den Kopf hoch, doch Sasuke sah zu dem Bild von einem Kirschblütenbaum, dass an der Wand hing. Seine Augen verrieten keinerlei Emotion. Es war auch eher eine Feststellung gewesen als eine wirkliche Frage. Und doch überraschte Sakura es, dass er Sarada lange genug angesehen hatte, um das zu bemerken. Doch sie fing sich schnell wieder. „Ja, das tut sie.“ Sie sah wie Sasuke die Lippen zusammen presste. „Hat sie jemals nach mir gefragt?“ „Jeden Tag.“ Sakura straffte die Schultern. „Aber ich habe ihr nie von dir erzählt.“ Sie konnte hören, wie er mit den Zähnen knirschte. „Wieso nicht?“ Seine Stimme war wieder zu einem wütenden Zischen geworden. Sakura schwieg einen Moment. Doch dann sprach sie ihre Gedanken laut aus. Auch wenn sie schmerzhaft waren. „Weil du kein guter Vater gewesen wärst. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du auch jetzt noch keiner bist.“ Sasuke ballte die Hände zu Fäusten. „Ich hätte mit der Aufgabe wachsen können.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Hättest du nicht. Denn um ehrlich zu sein Sasuke – du bist ein Egomane. Du denkst zuerst an dich und daran was du willst. Und erst dann kommt dein Onkel. Und dann irgendwann der ganze Rest der Welt.“ Sie strich sich durch ihr Haar. „Ein Kind zu haben bedeutet Aufopferung und bedingungslose Liebe. Und ich habe am eigenen Leib erfahren, dass du zu beidem nicht fähig bist.“ Sasuke stieß ein Schnauben aus. „Darum geht es also? Um dein ach so gebrochenes Herz?“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Dafür hast du ziemlich schnell geheiratet, nicht wahr?“ Sakura verengte die Augen zu schlitzen. Ihr Körper bebte vor Wut. „Meine Ehe zu Kakashi geht dich absolut gar nichts an.“ Sasuke lachte freudlos auf. „Offensichtlich schon. Immerhin bist du jetzt eine Hatake. Und allein das ist ein Problem.“ „Du bist nicht zu fassen. Bist du für deine Tochter hier oder fürs Geschäft? Wenn du wegen letzerem hergekommen bist, zeige ich dir gerne die gottverdammte Tür.“ Sie spürte wie ihr Körper vor Wut bebte. Eine erneute Ohrfeige kam Sakura wie eine verdammt gute Idee vor. Vielleicht sollte sie auch einfach nachsehen, ob sie Kakashis Schrotgewehr noch irgendwo fand. Man würde sie eh nur wegen Notwehr bestrafen. Immerhin wusste jeder, was für ein Arschloch Sasuke sein konnte. Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust und schwieg einen Moment lang. „Ich bin wegen Sarada hier. Aber was hast du erwartet? Das ich das alles einfach schlucke?“ Er schüttelte den Kopf. „Du hast mich öffentlich angegriffen. Und du hast mir meine Tochter vorenthalten. Hast du wirklich gedacht ich rolle mich auf den Rücken und ergebe mich?“ „Ich habe nicht dich angegriffen sondern deinen Onkel. Du bist nichts weiter als Kollateralschaden, den ich billigend in Kauf nehme.“ Als Sakura in Sasukes Augen sah, stockte ihr der Atem. In seinen Augen lag blinde Wut. Aber im Raum lag eine ganz andere, sehr eigenwillige Spannung, bei der Sakura automatisch Gänsehaut bekam. Sie starrten einander an. Keiner bewegte sich auch nur einen Zentimeter. Doch dann hörte Sakura hastige Schritte vor der Tür. „Sakura?“ Es war Hinatas Stimme. „Sakura, wo bist du?“ Sie schmunzelte leicht. „Ich bin hier.“ Kurz darauf hörte sie ein Klopfen an der Tür. Dann ein Ruckeln. „Ist alles okay bei dir?“ Sakura sah zu Sasuke, doch sie noch immer wortlos anstarrte. „Da steht ein fremder Wagen in der Einfahrt und die Haustür stand offen.“ Hinata klang ernsthaft besorgt. Beinahe schon ein wenig hysterisch. „Es ist alles okay Hinata. Es ist nur Sasuke. Und er wollte sowieso gerade gehen.“ Sakura hörte genau wie Hinata einen Laut des Erstaunens von sich gab. „Ich denke wir sind hier fertig.“ Sie stand mit einem Ruck auf, doch bevor sie sich versah, machte Sasuke einen großen Schritt auf sie zu und hielt sie am Handgelenk zurück. Dieser kleine Kontakt reichte aus, dass ein Kribbeln sich über ihre Haut zog. Es war wie ein elektrischer Schlag, der ihr durch Mark und Bein fuhr. Die Spannung zwischen ihnen schien zu explodieren und die Funken drohten ihre Haut bis auf die Knochen zu verbrennen. Sie sollte gehen. Und das so schnell sie nur konnte. Doch sie konnte sich keinen Zentimeter bewegen. „Lass mich sofort los.“ Ihre Worte waren nicht mehr als ein atemloses Keuchen. Sofort presste sie die Lippen zusammen. Das hier war nicht gut. Ganz und gar nicht gut. „Vergiss es.“ Sasuke sah ihr in die Augen, doch sein Blick wanderte immer wieder zu ihren Lippen. Und sie konnte nur den Atem anhalten. Sie hatten gerade gestritten. Schlimmer als jemals zuvor. Und doch lag da etwas im Raum, das keinerlei Worte bedurfte. So war es schon damals gewesen. Und genau deshalb war sie wohl auch mit achtzehn Jahren schwanger geworden. Mit einem Ruck entzog sie ihm ihren Arm. „Wenn du wirklich wegen Sarada hier bist, dann hol sie morgen zum Abendessen ab um sie kennen zu lernen. Sie mag Italienisch.“ Unbewusst rieb sie sich ihr Handgelenk. „Aber mehr wirst du auf keinen Fall von mir kriegen, Sasuke.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Bist du dir da sicher?“ Sakura entriegelte die Tür und riss sie mit einem Ruck auf. „Absolut.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)