Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 30: Der Champion und die Schwarze Rose ---------------------------------------------- Nachdem mich meine Berater und auch Cole alleine gelassen haben, stehe ich auf und begebe mich auf meinen Balkon. Mit verschränkten Armen denke ich über den Tag nach, an dem ich zum ersten Mal Garret Hawke begegnet bin und den Beginn unserer gemeinsamen Reise... Flashback: 3 Jahre zuvor in Kirkwall „Wenn ich es Euch doch sage, Hawke! Diese Frau hat Talent! Sie wäre eine hervorragende Ergänzung für unsere Gruppe! Jetzt wartet doch erst einmal ab, bis Ihr sie kennengelernt habt!“, lautstark weht uns die Stimme des Zwerges Varric Tethras entgegen, als mein Begleiter und ich die Taverne „Zum gehängten Mann“ in der Unterstadt betreten. Zielstrebig marschieren wir auf eben jenen zu. Der zwergische Armbrustschütze sitzt in der hintersten Ecke der Taverne an einem runden Tisch zusammen mit einer orangehaarigen und einer schwarzhaarigen Frau, einem blondhaarigen so wie einem schwarzhaarigen Mann. „Ah, da ist sie ja. Und wie ich sehe in Begleitung. Setzt euch zu uns“, fordert uns Varric auf. „Meine Freunde, darf ich euch Eirika vorstellen? Eine meiner Kontakte“, stellt er uns vor. Letzteres stimmt sogar. Varric kennt mich als Assassine und Spionin. Schon so manches Mal habe ich ihm einige Informationen zugespielt. Irgendwie kam es dann dazu, dass er ein Mitglied der Schwarzen Rose wurde. „Wer ist den Euer Begleiter, Eirika?“, fragt mich der Schütze. „Das hier ist Mikajan“, stelle ich den Elfen an meiner Seite vor. Der Blonde nickt kurz in die Runde. „So, und für euch beide: Das hier sind Hawke, Aveline, Anders und kleine Hawke“, der Zwerg deutet der Reihe nach auf die entsprechenden Personen. „Kleine Hawke?“, ein prustendes Lachen entkommt mir. „Ich heiße Bethany“, stellt die Kleine Hawke richtig. „Sehr erfreut“, erwidere ich lächelnd. „Varric, was zum Nichts soll das?“, fragt Hawke. „Nun, unser gemeinsamer Bekannter hat mir Arbeit versprochen. Dabei erwähnte er allerdings nicht, dass ich es mit Garret Hawke persönlich zu tuen bekomme“, ich lasse mich auf meinem Stuhl nieder. „Ihr kennt mich?“, wendet sich dieser an mich. Augenscheinlich ist er der Anführer der kleinen Truppe. „Jeder kennt Euch. Ihr habt für Athenriel gearbeitet und ihr zu einer erstaunlichen Macht hier in Kirkwall verholfen. Die halbe Unterwelt der Freien Marschen spricht von Euch“, entgegne ich schulterzuckend. „Und hier gehört zu eben jener Unterwelt?“, skeptisch zieht er eine Augenbraue in die Höhe. „Im weiteren Sinne: Ja. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir beide uns einig werden. Von einer Zusammenarbeit könntet Ihr nämlich ebenso profitieren wie wir“, ich winke Nohra zu mir und bestelle bei ihr eine Flasche antivianischen Brandwein. „Tatsächlich?“, er lehnt sich in seinem Stuhl mir gegenüber zurück, „dann erklärt mir doch mal wie!“ Nohra tritt an den Tisch und bringt den Brandwein. Ich reiche ihr die Bezahlung dafür und schenke mir ein, ehe ich beginne: „So weit ich informiert wurde, wollt Ihr an einer Expedition in die Tiefen Wege teilnehmen. Dafür benötigt Ihr aber eine entsprechende Summe, um Teil dieser Expedition zu werden. In den Schatten wird viel erzählt. Und noch mehr dort haben gut bezahlte Aufgaben, die Euch das benötigte Kleingeld einbringen könnten. Darüber hinaus könnte ich dafür sorgen, dass Ihr und Eure Schwester nicht von den Templern gefunden werdet und – sofern Interesse daran besteht – könnte ich Euch mit einer Menge Informationen versorgen. Wir sind gute Kämpfer. Es gibt keinen Ort wo Mikajan und ich nicht reinkommen. Wenn Ihr es wünscht, begleiten wir Euch auch in die Tiefen Wege. Die benötigte Erfahrung im Umgang mit Dunkler Brut haben wir ebenfalls. Sagt mir, was spräche gegen uns?“ „Und wo genau ist der Haken an der ganzen Sache? Was verlangt Ihr als Gegenleistung?“, seine Stimme hat das Desinteresse verloren. „Ihr gestattet es uns, dass wir uns Euch anschließen und mit Euch reisen, im Gegenzug erhaltet Ihr unsere Kampfstärke und unser Wissen“, erwidere ich ruhig. „Warum genau wollt Ihr Euch uns anschließen? Dafür muss es doch einen Grund gegen?“, schaltet sich nun auch Aveline mit ein. „Natürlich gibt es den. Wenn Ihr es wissen wollt: Wir sind hier um Kirkwall zu beobachten. Man hat uns eine hübsche Summe dafür überlassen, dass wir die gefährliche Situation hier beobachten und Informationen darüber an unseren Auftraggeber übersenden. In der Begleitung einer Persönlichkeit wie Euch, Hawke, fallen wir überhaupt nicht auf und können ungestört unsere Berichte verfassen“, gebe ich preis. „Bitte?! Ihr seit hier, um zu spionieren!“, zischt Aveline. „Meine Liebe, wir sind hier um einen möglichen Krieg zu verhindern. Es liegt im Sinne unseres Auftraggebers, dass Kirkwall als unabhängiger Stadtstaat bestehen bleibt. Doch die hier anwesenden Qunari werden aller Wahrscheinlichkeit nach einen Grund für ihre Anwesenheit haben. Ferner befürchtet man ein Ausarten in Bezug auf den Zirkel. Ich versichere Euch, dass unsere Absichten nicht zu Kirkwalls Schaden sind. Der Fall dieser Stadt könnte den Fall der Freien Marschen bedeuten und vielleicht eine neue Zeit des Krieges über Thedas bringen. Und das möchte sicherlich keiner“, antworte ich. „Dann sagt doch mal, wer eurer Auftraggeber ist?“, verlangt diese zu erfahren. „Vergesst es, Bella. Unsere Auftraggeber bleiben anonym“, entgegnet Mikajan. „Hawke, mir gefällt das ganze nicht. Wir wissen nicht, ob wir ihnen trauen können“, wendet sich Aveline nun an Garret. Dieser nickt langsam: „Ohne Beweis für Euer Vertrauen wird es schwer, Euch zu glauben.“ „Wie können wir Euch das beweisen?“, frage ich ihn. „Euch scheint diese Zusammenarbeit ausgesprochen wichtig zu sein“, kommt es interessiert von Bethany. „Könnt Ihr mir das verübeln? Es wäre für uns eine deutliche Erleichterung“, gelassen nehme ich einen Schluck des Weines. „Wie steht Ihr zu den Magiern?“, verlangt unerwartet Anders zu wissen. „In Bezug worauf?“, frage ich zurück. „Verdienen sie Eurer Meinung nach die Freiheit?“, der Blonde begegnet meinem Blick. Ist das jetzt eine Falle? Ein Test? „Ich glaube, dass es der falsche Weg ist, die Magier in Zirkel wegzusperren und sie ihrer Familien zu entreissen. Sie sollten in unserer Gesellschaft nicht für etwas benachteiligt werden, wofür sie nichts können. Wir können nicht verändern, als wer wir geboren werden. Ich glaube, wir brauchen Reformen im Umgang mit den Magiern. Wir können nicht erwarten, dass sie uns und unsere Ängste verstehen, wenn wir uns keine Mühen machen, sie zu verstehen. Unkontrollierte Magie stellt eine Gefahr dar. Das ist Fakt. Aber... drängen wir die Magier durch unsere Ausgrenzung von ihnen in unserer Gesellschaft nicht zu Dingen, die falsch sind? Nur wenn sich beide Parteien einander annähern und auf den jeweils anderen eingehen, kann ein friedliches Leben zwischen Magiern und Nichtmagiern gewährleisten werden“, äußere ich meine Meinung. „Dann würdet Ihr einer Auseinandersetzung mit der Kirche die Magier vertreten und Euch für sie einsetzen?“, hakt er nach. „Ja, aber nur wenn sie sich an die Gesetze der Kirche halten. Ich unterstütze keine Blutmagie oder Dämonenbeschwörungen!“, mache ich meine Standpunkt deutlich. „Gut gesprochen. In Euren Augen liegt Ehrlichkeit. Ich weiß zwar nicht, wer genau Ihr seit, aber Ihr seit auf keinen Fall eine Spionin der Templer. Wenn Ihr mit uns zusammenarbeitet, macht Ihr Euch unter Umständen zu deren Zielscheibe. Denn Anders, Bethany und ich sind Magier, Abtrünnige wenn Ihr so wollt. Es kann zu Kämpfen mit den Templern kommen. Seit Ihr Euch sicher, dass Ihr das wollt?“, lenkt Garret meine Aufmerksamkeit auf ihn zurück. „Wenn das der Preis für dafür ist, dann ja“, ich werfe einen Seitenblick auf Mikajan. „Was auch immer du für richtig hältst. Du weißt, ich folge dir, bis in den Tod wenn nötig“, stimmt dieser zu. „Dann freue ich mich auf unsere Zusammenarbeit“, Hawke reicht mir die Hand. Ich nehme sie an und erwidere seinen Händedruck. Drei Wochen später: Gähnend betrete ich den Markt der Oberstadt. Varric hat mich aus dem Bett geworfen, nachdem er gut eine Viertelstunde lang meine Türe verprügelt hat. Die Nacht war aufgrund eines kleinen Nebenauftrag, den ich gestern noch ausgeführt hatte, entsprechend kurz. Allerdings brauche ich das Geld zur Finanzierung einer neuen Lederrüstung, da meine Alte in den Kämpfen gut zu schaden gekommen ist. „Guten Morgen, Eirika“, begrüßt mich Anders. Ich hebe noch leicht verschlafen die Hand zum Gruß. „Lange Nacht gehabt?“, fragt er amüsiert. Von mir erntet er dafür einen halbbösen Blick. „Wo habt Ihr Mikajan gelassen?“, Bethany sieht sich suchend nach meinem elfischen Begleiter um. „Der kam nicht nach Hause. Muss wohl noch irgendwelche Dirnen flachgelegt haben“, zucke ich mit den Schultern. „Worum genau geht es hier eigentlich?“, hinterfrage ich. Mir wurde nur gesagt, ich soll in einer Stunde am Markt hier sein, in der Nähe von Huberts Stand. „Stimmt, Ihr habt das nicht mitbekommen. Bis gestern wart Ihr ja noch auf der Jagd nach den Söldnern der Flint-Gesellschaft. Es gibt eine Reihe von verschwunden Rekruten der Templer. Die Schwester eines gewissen Keran hat uns gebeten, ihn zu suchen. Dabei trafen wir gestern Nachmittag etwas außerhalb von Kirkwall auf Templerhauptmann Cullen, der damit beschäftigt war einen anderen Rekruten, ein Freund von Keran, zu verhören. Der Junge aber verwandelte sich in eine Abscheulichkeit. Wir halfen also heldenhaft dem Templer und wurden dann gebeten, die Sache weiter zu untersuchen. Er nannte uns die „Blühende Rose“. Da wollen wir gleich hin“, erklärt Varric. „Wie ich sehe, habt Ihr mir schon die Erklärung abgenommen“, Hawke tritt auf uns zu. „Eine Sekunde mal: Ich dachte, nur Magier könnten Abscheulichkeiten werden?“, verdutzt und nun vollkommen wach sehe ich die anderen an. „Das dachten wir auch. Aber das gestern hat uns gezeigt, dass es wohl doch möglich ist“, unser Anführer zuckt mit den Schultern. „Ich würde auf Blutmagie tippen. Sonst fällt mir keine Magieform ein, die mächtig genug wäre, so etwas zu Stande zu bringen“, vermutet Anders. „Und jetzt gehen wir zur „Blühenden Rose“ oder wie?“, frage ich leicht ungläubig. Synchrones Nicken ist die Antwort. „Ihr habt mich geweckt, damit ich mit in ein Bordell komme?!“, wende ich mich zu Varric. „Na ja, Ihr seit doch ein attraktive, junge Frau. Vielleicht brauchen wir Eure und Sonnenscheins Waffen einer Frau“, sagt der Zwerg. Zu mindestens kann niemand behaupten, er sei unehrlich. Ich quittiere seine Aussage mit einem galant Augenverdrehen. Dann setzen wir uns in Bewegung. Nachdem wir diese merkwürdige Maleficar, Iduna, besucht hatten und herausfanden, dass das Versteck der Blutmagier sich in der Tiefstadt befindet, sind wir nun auf dem Weg dorthin. „Wisst ihr was mich interessieren würde? Warum genau beschwören sie Dämonen in Templer hinein?“, frage ich die anderen. „Eine gute Frage. Vielleicht kann uns ja diese Tharone die Antwort dazu liefern“, kommt es mit grimmiger Entschlossenheit von Garret zurück. Seit wir zusammen arbeiten ist mir aufgefallen, dass er zwar durchaus ein guter Anführer ist, aber strategisch definitiv nicht viel drauf hat. Was er manchmal für Pläne vorschlägt! Da ist mir schon mehr als einmal schlecht geworden. Unerwartet bleibt Anders vor mir stehen, was zur Folge hat, dass ich in ihn reinlaufe. Verwundert hebe ich den Kopf: Auch die anderen sind stehen geblieben. „Ich glaube, wir sind da“, Varric deutet nach vorne: Vor uns in der Luft befindet sich ein junger Mann, welcher wohl durch einen Zauber dort gehalten wird. Zögerlich treten wir näher. Schritte erklingen und einige Magier, angeführt von einer Frau, erscheinen. „Wie schön, noch mehr Gefäße für unsere Experimente!“, freut sich die Fremde. „Seit Ihr Tharone?“, skeptisch betrachtet Hawke sie. „Das stimmt“, bestätigt die Fremde. „Was habt Ihr mit den Templern vor?“, fragt Bethany vorsichtig nach. „Sie dienen uns als Gefäße für die Dämonen. Die Templer glauben, sie könnten das Erstarken eines neuen Reiches verhindern! Doch da liegen sie falsch! Wir Magier werden über sie herrschen! Wir werden über alle herrschen! Wie viele Abscheulichkeiten in ihren eigenen Reihen werden wohl notwendig sein, um die Kommandantin in den Wahnsinn zu treiben?“, ein fanatischer Ausdruck ruht in ihren Augen. „Ihr seit verrückt! Wollt Ihr die Lage für die Magier noch mehr verschlimmern?“, ich trete vor. „Was wisst Ihr schon darüber. Ihr lebt doch in Freiheit, als gewöhnlicher Mensch“, wirft sie mir vor. „Es ist wirklich schade, dass wir ihren Hauptmann nicht bekommen können. Stellt Euch die Panik nur vor, die es auslösen würde, wenn Templerhauptmann Cullen zur Abscheulichkeit würde“, Tharone lacht, „oh... die Kommandantin würde ausrasten!“ Haarscharf saust eines meiner Wurfmesser an ihrer Wange vorbei: „Euer Wahnsinn endet nun!“ „Oh... habe ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? Nein, wie niedlich! Ihr kämpft an der Seite von Magiern und habt ein Faible für den Templerhauptmann?“, grinst mich die Maleficar an. „Hawke? Habt Ihr was dagegen, wenn ich sie aufschlitze?“, frage ich betont ruhig. Lass dich bloß nicht von deinen Gefühlen übermannen. Ganz ruhig. Hier darf niemand erfahren, wer du bist! Gedanklich rufe ich mich zur Ordnung. „Nein, macht ruhig“, erwidert unser Anführer. Tharone erlebt wohl den Schrecken ihres Lebens, als ich in den Schatten verschwinde und nur Sekunden später in ihrem Rücken erscheine. Einer meiner Dolche schlitzt ihr die Kehle auf. Mit einem letzten, gurgelnden Laut geht sie zu Boden. Die andern Blutmagier versuchen noch, sich zu retten, doch haben sie keine Chance. Fünf Minuten später säumen ihre Leichnamen den Boden. Gemeinsam wenden wir uns nun dem, in der Luft schwebenden, jungen Mann zu. Just in diesem Moment schwindet die Macht des Zauber, welcher diesen in der Luft hält, und der Mann fällt zu Boden. Vorsichtig nähert Hawke sich ihm. Der Fremde kommt zu sich und schlägt die Augen auf. „Keran?“, Garret geht mit etwas Abstand in die Knie. Der Fremde stemmt sich leicht hoch: „Ja, so heiße ich. Und wer seit Ihr?“ Der Templer steht auf, blickt sich desorientiert um: „Ist es vorbei? Die Stimmen sind weg. Wo bin ich hier?“ „Erinnert Ihr Euch daran, wie Ihr hier hergekommen seit?“, fragt Hawke ihn. Keran wendet sich ihm zu: „Ich... war bei einer Dame und danach... ist alles verschwommen. Die Dame hat ihre Krallen in mich reingeschlagen und... da waren... Schreie. Vielleicht meine eigenen.“ „Ich will ja nichts sagen, aber er könnte gefährlich sein“, seufzend stelle ich mich neben Hawke. „Wie meint Ihr das?“, verwirrt sieht der Junge mich an. Er kann nicht viel älter sein als ich. „Es könnte sein, dass Ihr einen Mitbewohner habt. Einen Dämon. Nur einen ganz kleinen versteht sich“, ich stemme die Hände an die Hüften. „Was?! Nein, da bin nur ich! Kein Dämon!“, ruft dieser erschrocken aus. „Gibt es eine Möglichkeit, das zu überprüfen?“, fragend blickt Garret zu Anders herüber. „Leider nein, außer Ihr habt hier irgendwo einen Bekannten, der Mitglied des Ordens der Sucher ist. Ich glaube, sie können so etwas“, erwidert der Blonde. „Ich schwöre Euch, dass da niemand außer mir ist“, kommt es von Keran. „Geht nach Hause, Eure Schwester sucht überall nach Euch“, erwidert unser Anführer jedoch nur. Keran nickt und verschwindet. „Was machen wir jetzt? Wir müssen Hauptmann Cullen irgendetwas sagen“, seufzend wendet Garret sich uns zu. „Ihr solltet das mit der Blutmagie nicht zu sehr betonen. Das könnte zu großen Schwierigkeiten führen“, rät ihm Anders. „Glaubt Ihr, der Junge ist wirklich eine Gefahr?“, fragt mich Bethany unvermittelt. Ich lege den Kopf schief und schließe für einen Moment meine Augen. Dann atme ich tief aus und begegne ihrem Blick: „Ja, das glaube ich. Es besteht die Gefahr einer dämonischen Besessenheit und wir können nicht feststellen, ob dem nicht so ist. Er stellt somit eine potenzielle Gefahr dar. Für den Templerorden, die Magier und ganz Kirkwall.“ „Was würdet Ihr tuen? Ich würde ihn ungern dem Tode überlassen“, bittet mich Hawke um Rat. „Ich habe viel von Hauptmann Cullen gehört, sofern er derjenige ist, von dem ich vermutete, dass er es ist. Man kann mit ihm reden. Ich denke, wir können verhindern, dass der Junge stirbt, aber er wird wohl dem Orden verwiesen werden. Wir sollten bei der Wahrheit über die Vorfälle bleiben. Mal angenommen, in Keran steckt ein Dämon und dieser kommt zum Vorschein. Wir setzen uns aber jetzt für ihn ein oder verschweigen diesen Umstand ganz. Dann wird uns die Kommandantin daraus einen Strick drehen und umbringen lassen. Das Risiko ist zu hoch. Wenn wir aber ehrlich sind, kann man uns nicht vorwerfen, wir hätten wissentlich Informationen zurück gehalten. Dann obliegt Kerans Schicksal einzig und allein dem Templerorden“, schlage ich ihm vor. „Die ihn vielleicht töten!“, gibt Bethany zu bedenken. „Vielleicht. Wenn wir die Sache aber direkt mit Hauptmann Cullen klären, dann nicht“, entgegne ich. „Wieso sollte ausgerechnet der Hauptmann seinen Tod verhindern?“, Anders verschränkt die Arme vor der Brust. „Weil er ein guter Mann ist, der auf seine Leute achtet. Er ist nicht vorschnell mit einem Todesurteil bei der Hand“, antworte ich. „Auf mich hat er einen ziemlich magierfeindlichen Eindruck gemacht“, murmelt Hawke. „Es geht aber jetzt um Templer. Um seine eigenen Rekruten“, halte ich dagegen. „Ihr habt Euch da ziemlich drin verrannt, was? Also gut, versuchen wir es. Vielleicht habt Ihr ja recht“, damit gibt Hawke die Anweisung zum Weiterziehen. Eine halbe Stunde später erreichen wir den Hof der Galgenburg. Dort umarmt Keran gerade vollgerüstet seine Schwester, vermute ich mal. Zielstrebig gehen wir auf die beiden zu. Bei ihnen steht ebenfalls Hauptmann Cullen. Beim Näherkommen bemerke ich, dass es sich tatsächlich um den gleichen Cullen zu handeln scheint, dem ich schon im Zirkel der Magie in Ferelden begegnet bin. Hoffentlich erkennt er mich nicht. Sonst wird das hier gleich zu Problemen führen. „Einige Blutmagier verfolgten das Ziel, Euren Orden zu infiltrieren. Wir konnten sie jedoch erfolgreich vernichten“, beginnt Hawke an Cullen gewandt. „Dann wurden tatsächlich Dämonen in unsere Rekruten beschworen?“, fragt dieser. „Das war das Ziel, welches sie verfolgten, ja“, bestätigt Garret. „Dämonen... hat er gerade Dämonen gesagt“, die Schwester von Keran tritt von diesem zurück. Kurz irrt der Blick unseres Anführers zu mir. Er nickt mir leicht zu. Ich verstehe und trete vor. Bitte, das muss jetzt gut gehen. „Es besteht die Gefahr einer dämonischen Besessenheit bei Keran“, eröffne ich. Damit haben wir uns entschieden und Kerans Schicksal besiegelt. Entsetzen spiegelt sich in den goldenen Augen des Hauptmanns wider. „Die Anführerin der Maleficare, eine gewisse Tharone, eröffnete uns, dass sie das Ziel hatten, möglichst viele Rekruten mit Dämonen zu versehen um das System des Ordens zu kippen. Sie und all ihre Anhänger fanden den Tod. Allerdings können wir nicht ausschließen, dass Keran davon betroffen ist. Was Eure anderen vermissten Rekruten betrifft. Nun...“, ich atme tief durch, „ich denke, es reicht, wenn Ihr wisst, dass Ihr die Suche nach ihnen einstellen könnt.“ Dann trete ich wieder nach hinten. „Hauptmann, ich versichere Euch, dass ich widerstanden habe!“, beschwört Keran ihn, „bitte, ohne meinen Posten hat meine Schwester nichts zu essen.“ „Ich muss Euch Euren Posten entziehen, Keran, das wisst Ihr. Sollte auch nur die geringste Gefahr bestehen, dass Ihr zu einer Abscheulichkeit werden könntet, könnt Ihr nicht länger dem Orden dienen!“, entgegnet Cullen streng. „Bitte, das glaubt Ihr doch nicht wirklich! Keran ist keine Gefahr! Hawke?“, verzweifelt wendet sich seine Schwester an Garret. „Das können wir nicht wissen, Mascha“, unser Anführer senkt den Kopf. „Keran, Ihr seit mit sofortiger Wirkung des Ordens verwiesen! Männer, geleitet Ihn nach draußen“, befiehlt Cullen. „War es das, was Ihr wolltet?“, wirft uns Mascha vor, ehe sie ihrem Bruder folgt. Der Hauptmann der Templer wendet sich uns zu: „Ihr habt dem Orden einen großen Dienst erwiesen. Ich werde der Kommandantin davon berichten. Hier, die versprochene Belohnung.“ Er überreicht Garret einige Goldstücke. Dieser nickt kurz. „Gehen wir“, wendet er sich an uns andere. Gerade als ich mich abwende, spüre ich eine Hand auf meiner Schulter, die mich sachte zurückhält: „Würdet Ihr mir verraten, wie Ihr heißt? Ich meine, Euch schon einmal gesehen zu haben.“ Überrascht aber mit einem kleinem Lächeln drehe ich mich noch einmal zu Cullen um: „Da müsst Ihr Euch Ihren, Hauptmann. Aber, wenn es Euch so sehr interessiert: Ich bin Eirika.“ Dann folge ich den anderen. Andraste sei dank, das ist gerade nochmal gut gegangen... Flashback Ende Eine warme Hand, die sich sanft auf meine Schulter legt, holt mich in die Gegenwart zurück. Einem inneren Impuls folgend lehne ich mich an den gerüstet Mann an meiner Seite. „Eirika, hm?“, Cullen blickt in die Ferne. Ich lache leise: „Du hast lange gebraucht. Damals in Kirkwall ist es dir gar nicht aufgefallen.“ „Damals in Kirkwall hätte ich auch nie erwartet, dass ausgerechnet die Prinzessin von Ferelden sich mit den dortigen Problemen beschäftigen würde“, entgegnet er. „Warum bist du hier? Ist etwas passiert?“, frage ich. „Nicht direkt. Hawkes Bericht ist eingetroffen. Ich dachte, dass würde dich interessieren“, erwidert er. „Und, wie ist die Lage?“, ich wende meinen Blick nicht von den Gipfeln des Frostgebirges ab. „Ernst. Wir müssen uns beeilen, sonst ist der Orden wohl endgültig verloren“, antwortet er mir ehrlich. 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