Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 20: Und trotzdem bin ich hier ------------------------------------- Zwei Wochen sind vergangen, seit wir hier, in der Himmelsfeste Stellung bezogen haben. Recht verzweifelt suche ich gerade nach Cullen. Aber er ist wie vom Erdboden verschluckt. Dabei wollte ich ihn fragen, ob er heute Abend vielleicht Zeit hat. Ja, vielleicht ist das dumm und naiv von mir, aber da mich Anders, Dorian und sogar Garett seit zwei Wochen dauerhaft damit in den Ohren liegen, ich solle unserem Kommandant endlich meine Gefühle gestehen, welche ich schon seit einiger Zeit für ihn hege, habe ich genug. Dorian hat mir angedroht, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, sollte ich nicht langsam in Bewegung kommen. Und das kann ich auf keinen Fall zulassen. Wenn jemand Cullen von meinen Gefühlen für ihn erzählt, dann bin das immer noch ich selbst. Mittlerweile bin ich auf meiner Suche nach dem desertierten Templer im Garten angekommen. Und siehe da, im Pavillon ein Schachbrett zwischen sich und Dorian, finde ich ihn endlich. „Lady Inquisitor“, Cullen erhebt sich, als ich mich dazustelle. „Nicht doch, bleibt sitzen“, bitte ich ihn. „Blondie, wir haben hier noch eine Partie“, erinnert ihn Dorian an das Schachspiel. „Natürlich“, Cullen wendet sich dem wieder zu. Ich beobachte den restlichen Verlauf des Spiels. Dorian ist zu selbstsicher. Wie auch schon früher bricht ihm sein Stolz das Genick und er verliert gegen Cullen. „Seit jetzt ja nicht überheblich, dann seit Ihr unausstehlich“, warnt ihn der Magier. Dann erhebt sich mein bester Freund: „Meine Liebe, wir müssen bei Gelegenheit auch nochmal gegeneinander spielen. Es ist ewig her, dass wir das gemacht haben. Aber jetzt habe ich noch etwas wichtiges zu erledigen.“ Schon verschwindet er. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er das absichtlich gemacht hat. Ihm kurz kopfschüttelnd nachsehend, wende ich mich Cullen zu. „Nun, ich sollte mich auch wieder meinen Pflichten widmen. Es sei denn... Spielen wir eine Partie?“, fragt er zögerlich. Er weiß aus meinen Erzählungen, dass ich gerne Schach spiele. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen: „Warum nicht?“ Ich setze mich ihm gegenüber und er baut rasch das Brett wieder auf. Schweigsam beginnt unser Spiel. „Dieses Spiel habe ich als Kind immer mit meiner Schwester gespielt. Sie hat immer so selbstgefällig gegrinst, wenn sie gewonnen hat. Was ständig der Fall war. Also habe ich wochenlang mit meinem Bruder geübt. Du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen sollen, als ich dann endlich gewonnen habe. Durch meine Aufgaben für die Templer und die Inquisition habe ich sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Ich frage mich, ob sie immer noch spielt“, beginnt er nach einer Weile eine Konversation. „Du hast Geschwister?“, frage ich interessiert nach. „Zwei Schwestern und einen Bruder“, antwortet er mir. „Wo sind sie jetzt?“, es ist seit langem eine Gelegenheit mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Bislang drehte es sich in unseren persönlichen Gesprächen zumeist um mich. „Sie sind nach der Verderbnis nach Südhang gezogen. Ich schreibe ihnen nicht so oft, wie ich eigentlich sollte“, gesteht er mir. „Ah, ich bin dran.“ Lächelnd lehne ich mich zurück: „Dann zeige mal, was du kannst.“ Wir widmen uns wieder mehr dem Spiel. Immer wieder treffen sich unsere Blicke oder aber seine Hand berührt zufällig meine. Es ist lange her, dass ich einen derartig schönen und ruhigen Moment frei von allen Sorgen genießen kann. „Ich glaube, wir haben noch nie so viel Zeit miteinander verbracht, ohne über die Inquisition zu reden, oder etwas, das mit ihr zusammenhängt. Um ehrlich zu sein, bin ich sehr froh über die Ablenkung“, meint Cullen nach einer Weile. Der nächste Satz verlässt meinen Mund bevor ich ihn überdacht habe: „Wir sollten mehr Zeit miteinander verbringen.“ Überrascht von meinem Vorschlag, ihm aber auch ganz eindeutig nicht abgeneigt, sieht er mich an: „Das... würde mich freuen.“ „Mich auch“, stimme ich ihm zu. „Das sagtest du bereits“, merkt er an, „wir sollten unser Spiel zu Ende bringen. Ich bin dran, oder?“ Gut eine halbe Stunde später erkennt Cullen seine Niederlage an: „Ich schätze, du hast gewonnen. Gut gespielt. Wir sollten das irgendwann mal wiederholen.“ „Sehr gerne“, erwidere ich, „du bist aber auch kein schlechter Spieler.“ „Danke. Also dann: Ich sollte mich nun wirklich wieder meinen Pflichten zu wenden, die Arbeit macht sich ja leider nicht von alleine“, er erhebt sich, „einen schönen Tag noch, Leyla.“ Er wendet sich zum gehen. Mir dämmert, dass ich etwas sagen sollte, bevor er wieder weg ist. „Warte!“, halte ich ihn zurück. „Ja?“, er dreht sich mir zu. „Hast... hast du später vielleicht Zeit. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen. Bei einem Spaziergang über die Wehrgänge?“, unsicher halte ich seinem Blick stand. „Natürlich. Wie wäre es kurz vor Sonnenuntergang?“, schlägt er vor. „Gut, ich komme dann zu dir“, bestätige ich. Er nickt, bevor er seiner Wege geht. Sichtwechsel: Cullen Meine Gedanken kreisen um Leyla. Vielleicht war es unklug ihrem Vorschlag, mehr Zeit miteinander zu verbringen, zuzustimmen. So mache ich es mir selber doch nur noch schwerer. Ich sollte mich von ihr fernhalten. Aber ich kann es nicht. Als sie vor mir stand und der Tevinteraner irgendwohin verschwand, konnte ich einfach nicht anders, als sie um eine Partie zu fragen. Mit einer Hand fahre ich durch mein Haar. Hoffentlich bringt das Gespräch heute etwas Klarheit. Vielleicht hegt sie ja doch keine Gefühle für mich und es war jemand anders gemeint, neulich bei ihrem Gespräch mit dem Champion. Vielleicht. Ah verdammt, ich weiß, dass sie mich gemeint hat, was es nicht gerade besser macht. Sichtwechsel: Leyla Kurz vor Sonnenuntergang stehe ich vor der Tür zu Cullens Arbeitsstube. Ein letztes Mal atme ich tief durch, dann klopfe ich an und trete ein. Cullen sitzt hinter seinem Schreibtisch. Er blickt auf, als ich die Türe hinter mir schließe. Dann steht er auf und kommt auf mich zu: „Wollen wir dann?“ Ich nicke und wir betreten durch eine der Nebentüren die Wehrgänge. Wortlos laufen wir neben einander über diese her. Die Sonne verschwindet gerade langsam hinter den Berggipfeln. Ein traumhafter Anblick. Jetzt muss ich es nur noch schaffen, es ihm zu sagen. Sonst mache ich mich hier zum Affen. „Ein wirklich schöner Abend, nicht wahr?“, versucht Cullen das Gespräch etwas hilflos zu beginnen. „Was?“, aus meinen Gedanken gerissen blicke ich ihn an. „Ehm... über was wolltest du mit mir reden?“, verlegen legt er eine Hand in den Nacken. Hat ihm schonmal jemand gesagt, wie unheimlich niedlich das aussieht? Oh, verdammt, ich sollte bloß gut auf meine vorschnelle Klappe aufpassen, sonst blamiere ich mich hier bis auf die Knochen. „Also.. Cullen es ist so: Ich erwische mich dabei, dass ich oft an dich denke... ständig um genau zu sein“, gestehe ich leise. Wir sind kurz vor einem der Wachtürme stehen geblieben. „Es ist nicht so, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, wie es wohl wäre“, murmelt er in der selben Lautstärke. „Was hält dich zurück?“, Erleichterung durchflutet mich. Er erwidert meine Gefühle. „Du bist der Inquisitor, wir sind im Krieg und selbst wenn die Umstände anders wären, bist du immer noch die Prinzessin von Ferelden. Ich... ich dachte nicht, dass es möglich wäre. Dass es für uns eine Chance gäbe“, erklärt er mir. „Und dennoch bin ich hier“, ein sanftes Lächeln ruht auf meinen Lippen. „Ja, das bist du. So unglaublich das auch scheinen mag“, seine Arme legen sich sanft um mich und er kommt mir immer näher. Langsam schließe ich meine Augen. Ich kann seinen Atem auf meinen Lippen spüren als plötzlich... „Kommandant!“, das laute Rufen eines Rekruten lässt uns auseinander fahren. Cullen tritt einen Schritt zurück und ich wende beschämt den Blick ab. Dennoch spüre ich die unterdrückte Wut, die von ihm ausgeht. Ich möchte wirklich nicht der Rekrut sein. Auch wenn dieser wohl recht wenig dafür kann. „Der Bericht“, der Rekrut hat uns nun erreicht. „Was?!“, fragt Cullen mit bebender Stimme. „Schwester Nachtigalls Bericht. Ihr wolltet unverzüglich eine Abschrift“, erklärt sich der Soldat. Er löst seinen Blick von dem besagtem Bericht. Verwundert sieht er von dem ihn zornig anstarrenden Kommandanten zu mir und wieder zurück. Langsam dämmert ihm, in was für eine Situation er gerade hineingeplatzt ist. „O... oder in Euer Büro, natürlich“, startet er einen verzweifelten Rettungsversuch, bevor er auf dem Absatz kehrt macht und davon eilt. Die Magie des Moments ist kaputt. Ein lautloses Seufzen kommt über meine Lippen. „Falls du dich wieder...“, zu mehr als einem überraschtem Keuchen komme ich nicht mehr. Cullen wirbelt zu mir herum, legt seine Hände an meine Wangen und versiegelt meine Lippen mit seinen. Im ersten Moment bin ich viel zu perplex, um zu reagieren. Dann lege ich meine Arme um ihn und erwidere seinen fordernden Kuss. Ich spüre, wie er mich an sich drückt, seine Arme dabei um mich schlingend. Atemlos lösen wir uns einen Moment später wieder voneinander. Schweratmend blickt er mir tief in die Augen: „Das war... nett.“ Ich versinke in seinen goldenen Seen: „Du bereust es doch nicht etwa?“ „Was? Nein... ganz und gar nicht“, er nähert sich mir wieder. Sanft und voller Liebe verschließt er meine Lippen mit seinen. Glücklich küsse ich ihn zurück. Halt suchend schmiege ich mich an ihn und er gibt ihn mir. Hinter uns verschwindet die Sonne endgültig hinter den Bergen und macht den Sternen am Himmel Platz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)