Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 13: Das gedämpfte Flüstern ---------------------------------- Ein lautes Klopfen an der Tür erklingt. „Es ist offen“, rufe ich. Knarzend öffnet sie sich und Leliana tritt ein: „Leyla, oh... Kommandant. Mit Euch hätte ich hier nicht gerechnet. Aber das erspart uns die Suche nach Euch. Die Nachricht von Alexius ist eingetroffen.“ Wortlos erheben Cullen und ich uns und folgen ihr in Richtung Ratsraum. Dort werden wir bereits von Cassandra und Josephine erwartet. „Der Magister möchte sich mit Euch alleine auf Schloss Redcliff treffen“, beginnt Josephine. „Mit mir alleine?“, wiederhole ich verblüfft. „Eine äußerst offensichtliche Falle“, eine bekannte Stimme ertönt hinter mir. Die anderen starren entsetzt die Person in meinem Rücken an. Ich hingegen wende mich mit einem Lächeln um: „Sollte man eine Falle nicht immer verbergen?“ „Vielleicht ahnt er bereits, dass das bei dir keinen Sinn machen würde“, mit einem Schulterzucken tritt er neben mich. „Die wesentlich interessantere Frage jedoch ist, was die Inquisition jetzt machen will.“ „Wenn es eine Falle ist, blasen wir das Treffen ab und ersuchen Lordsuche Lucius“, schlägt Cassandra vor. Irgendwie ist das nicht wirklich überraschend. „Nein, wir bleiben bei den Magiern. Alexius stellt eine zu große Gefahr dar, als das wir ihn jetzt noch ignorieren dürften. Ferner sind seine Absichten mehr als klar: Er will den Tod des Herolds. Gehen wir auf das Treffen nicht drauf ein, wird er uns wahrscheinlich angreifen“, entgegnet Cullen. „Unser Kommandant hat recht. Auch wenn es mir nicht behagt, dass er Euch ohne Begleitung treffen will“, stimmt Leliana ihm zu. „Wenn er mit mir sprechen will, wird er sich auch an unsere Regeln halten müssen. Bulle und Blackwall kommen mit, ganz gleich was Alexius möchte. Sollte er damit ein Problem haben, darf er das gerne mit mir direkt klären“, erwidere ich. „Ich würde dich ebenfalls gerne begleiten“, mischt sich Dorian ein. „Nein! Wir kennen Euch nicht. Wenn die Begleitung eines Magiers von Nöten ist, dann sollen das Solas oder Anders übernehmen, aber keine zwielichtige Person wie Ihr“, Cassandra macht ihren Standpunkt mehr als deutlich, da sie zusätzlich ihr Schwert in seine Richtung hebt. „Cassandra, das reicht“, mit der linken Hand deute ich ihr, ihre Waffe zu senken. „Dorian ist ein guter Freund von mir. Ferner ist es meine Entscheidung, wen ich auf diesen Einsatz mitnehme. Außerdem ist er der Einzige, der gegen einen Zauber von Alexius etwas effektives ausrichten könnte. Daher wird er mich begleiten.“ „Leyla, bitte. Das ist zu gefährlich“, beschwört mich die Sucherin. „Nicht gefährlicher als der Kampf sonst auch“, widerspreche ich ihr. „Es ist einzig und allein die Entscheidung des Herolds, wer sie auf einen Einsatz begleitet. Uns steht es nicht zu, diese, ihre Entscheidungen anzuzweifeln“, mit einer Handbewegung beendet Josephine dieses Thema. „Dennoch wäre es von Vorteil, wenn einige unserer Truppen ebenfalls vor Ort wären“, merkt Cullen an. „Und wie? Durchs Haupttor stürmen?“, kommentiert Dorian belustigt. Leliana und ich sehen uns an. In ihren Augen erkenne ich, dass wir den gleichen Gedanken haben. „Es gibt einen Geheimgang in der Windmühle des Dorfes. Er diente früher als Fluchtweg für die Familie Guerrin, ist aber ungeachtet seines Alters vollständig erhalten. Wenn der Herold den offiziellen Weg nimmt, könnten wir unsere Soldaten reinschmuggeln, ohne das es jemandem auffällt“, erklärt die Meisterspionin. „Das könnte funktionieren“, murmelt Cullen zustimmend. „Das wird es“, selbstbewusst lächle ich ihn an. „Und? Wann brechen wir auf?“, fragt Dorian neugierig. „Sofort natürlich. Wir dürfen so wenig Zeit wie möglich vergeuden“, mit meinem Beschluss endet die Ratssitzung. Das Wetter ist schlechter als bei unserer letzten Reise in die Hinterlande, weswegen wir erst zwei Tage später am frühen Nachmittag in Redcliff eintreffen. Ohne uns mit dem Dorf aufzuhalten marschieren wir zielstrebig zum Schloss hinauf. Dorian schleicht sich aus Sicherheitsgründen ein, damit niemand ahnt, dass wir von der Falle wissen. Dort erwarten bereits einige Wachen unsere Ankunft: „Ah, der Herold Andrastes. Es ist schön, dass Ihr der Einladung von Meister Alexius so schnell folgen konntet. Jedoch muss ich Eure Begleiter bitten, hier auf Euch zu warten.“ „Die Beiden werden dem Gespräch beiwohnen, ungeachtet der Tatsache, dass Euer Herr mich um etwas anderes gebeten hat“, entgegne ich ruhig. „Mylady, versteht doch bitte: Es ist ein vertrauliches Gespräch. Meister Alexius möchte nur sicher stellen, dass keine Informationen bezüglich des Bündnisses in die falschen Hände geraten. Deshalb war seine Einladung nur an Euch gerichtet“, antwortet die Wache. „Richtet Alexius aus, dass ich meinen Gefährten vertraue. Sollte er damit ein Problem haben, kann er mir das gerne persönlich mitteilen. Wenn meine Begleiter hierbleiben müssen, werde ich ebenfalls hierbleiben“, kühl und unnachgiebig mustere ich die Wache. Mit einem Seufzen fügt sich diese in ihr Schicksal und führt uns in den Thronsaal, zu Alexius und seinen Sohn Felix. „Ah, Leyla, wie schön, dass Ihr es so schnell einrichten konntet. Es ist schön Euch wiederzusehen und natürlich auch Eure Begleiter“, lächelnd begrüßt mich der Magister. Ich neige leicht den Kopf. „Also, Ihr möchtet unsere Hilfe, um die Bresche zu verschließen?“, beginnt er. „Wir Magier dürfen also nicht mitentscheiden, was mit uns geschehen soll?“, mischt sich die ebenfalls anwesende Fiona ein. „Ich muss doch sehr bitten, Fiona. Ihr müsst mir schon vertrauen, sonst hättet Ihr mir doch auch nicht Eure Leute anvertraut“, Alexius wirft der Großverzauberin einen mahnenden Blick zu. „Wenn die Großverzauberin an diesem Gespräch teilnehmen möchte, ist sie als Gast der Inquisition herzlich dazu eingeladen“, halte ich dagegen. Ein Anflug von Verärgerung huscht über die Züge des Magisters. Fiona hingegen scheint damit nicht gerechnet zu haben: „Ich... ich danke Euch, Mylady Herold.“ „Dann sollten wir zurück zum Thema kommen: Was habt Ihr mir für die Hilfe, die wir Euch zuteil kommen lassen anzubieten?“, wendet Alexius seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. „Warum spart Ihr Euch das nicht? Ich weiß genau, dass Ihr mich hierher eingeladen habt, um mich zu töten“, erwidere ich kühl. Seine Maske der Höflichkeit beginnt zu bröckeln: „Wenn Ihr das glaubt, frage ich mich, warum Ihr hier seid.“ Ich will gerade zu einer Antwort ansetzen, als mir Felix ins Wort fällt: „Sie weiß alles, Vater.“ Geschockt starrt der Magister seinen Sohn an: „Was hast du getan?“ Bevor es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Beiden kommt, gehe ich dazwischen: „Wir haben uns erlaubt, Eure Falle vor unserer Ankunft zu entschärfen. Das stört Euch doch nicht, oder?“ Verärgert funkelt mich Alexius an: „Ihr kommt mir Eurem verfluchtem Mal hierher in meine Festung und glaubt tatsächlich, IHR hättet hier die Kontrolle? Ihr seit nichts weiter als ein Fehler, ein unglücklicher Zufall, den es gar nicht geben dürfte!“ Bei seinen Worten ist er aufgestanden, nur um jetzt böse auf uns herabzusehen. „Was wisst Ihr über den Tod der Göttlichen?“, verlange ich zu erfahren. „Es war der Moment des Ältesten, der Anbeginn einer neuen Ära. Aber Ihr, Ihr habt diesen Beginn gestört. Denn Ihr habt dieses verfluchte Mal auf Eurer Hand! Ihr habt seinen Plan durchgekreuzt“, wirft mir der Magister vor. Besorgt tritt Felix vor: „Vater, hör dich doch nur reden. Weißt du, wie du dich anhörst?“ Schritte erklingen. „Er hört sich genau so an, wie das Klischee eines Schurken, eines bösen, nach Macht gierenden Magier, wie man es von Leuten wie uns erwartet“, Dorian tritt neben mich. „Dorian...“, Verachtung trieft aus der Stimme des Magister, „ich gab Euch die Möglichkeit, Teil dieser neuen Ära zu werden. Aber Ihr wiest mich zurück. Und jetzt unterstützt Ihr diese Frau, die glaubt die Welt retten zu müssen. Die nicht erkennt, dass die Welt nicht gerettet werden muss. Dennoch wundert es mich nicht. Schon früher besahst Ihr ein Faible für dieses törichte, kleine Ding dort.“ „Wer ist dieser Älteste? Ein Magier? Hat er die Göttliche beim Konklave getötet?“, frage ich. „Schon sehr bald wird er ein Gott sein“, mit einem fanatischen Ausdruck in den Augen sieht mich Alexius an. „Dafür werdet Ihr nicht meine Leute benutzen! Wir unterstützen keinen falschen Gott!“, erhebt Fiona ihre Stimme. „Alexius, das alles hier ist nicht das, wonach wir geforscht haben. Das hier wollten wir nicht!“, ruft Dorian. „Vater, bitte, beende das. Lass die Magier des Südens die Bresche bekämpfen und uns nach Hause zurückkehren“, Felix legt seinen Vater eine Hand auf die Schulter. Dieser schüttelt energisch den Kopf: „Nein, es gibt einen Weg. Der Älteste hat es mir versprochen. Er wird dich retten, Felix.“ Die Züge von Felix werden traurig: „Ich werde sterben, Vater. Du musst dich damit abfinden.“ „Nein!“, widerspricht dieser heftig. „Wenn der Fehler nicht mehr existiert, wird er dich retten. Ich muss nur diesen Fehler auslöschen. dieses unnütze Ding töten“, Alexius wendet sich mir zu. Seine rechte Hand streckt er vor und ein Leuchten entsteht. Langsam materialisiert sich ein Amulett in einem unheimlichen, grün-schwarzem Licht, welches sich rasch ausbreitet. „NEIN!“, Dorians Stimme erklingt vollkommen panisch neben mir und ein Zauber schießt auf das Licht zu, kollidiert mit diesem. Ein Strudel aus schwarz und grün entsteht, welcher mich in seine Tiefen zieht. An meinem linken Arm spüre ich einen festen Griff. Ein Arm schlingt sich um mich und drückt mich an einen warmen Körper. Dann wird alles schwarz. Ein permanentes Tropfen und der Schlag eines Herzens sind das erste, was ich wahrnehme, als ich langsam zu mir komme. Blinzelnd öffne ich meine Augen. „Wieder wach?“, Dorians Stimme erklingt über mir. Zaghaft blicke ich nach oben, direkt in seine Augen. Dann schweift mein Blick durch den Raum. Wir befinden uns in einem Verlies, dessen Boden mit Wasser geflutet ist. Das erklärt unsere nasse Kleidung. Dorian sitzt mit mir am Rand des Verlieses, mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt, ich auf seinem Schoß. Ich erhebe mich und mein bester Freund tut es mir gleich. Gerade als ich mich mit meinen Fragen an ihn wenden will, öffnet sich die Tür des Verlieses und zwei Venatori treten ein. „Im Namen des Ältesten! Wo kommen die denn her?“, fragt der eine den anderen. Dann greifen sie uns an. Dorian feuert einen Eiszauber auf die beiden ab, um sie zu verlangsamen. Blitzschnell ziehe ich meine Dolche und stürme auf sie zu. Während Dorian mir den Rücken deckt und neben bei den rechten in Grund und Boden zaubert, knöpfe ich mir den linken vor. Anfangs wehrt er meine Hiebe noch mit Leichtigkeit ab, doch schnell gewinne ich an Geschwindigkeit hinzu. Er versucht mir zu folgen, doch mehr und mehr zwinge ich ihn in eine abwehrende Verteidigerhaltung. Schneller und gezielter prasseln meine Angreife auf meinen Gegner nieder. So schnell es ihm möglich ist, wehrt er sie ab, aber immer wieder treffen meine Klingen auf seine Rüstung, schneiden durch die schmalen, ungeschützten Stellen. Dann stecke ich meine Dolche in die Halterung, trete gegen seine rechte Hand, sodass sein Schwert quer durch die Luft fliegt und schlage einen Salto rückwärts. Noch in der Luft ziehe ich eines meiner Wurfmesser und werfe es. Einen Wimpernschlag später steckt es tief im Hals des Venatori, der einen letzten, gurgelnden Laut von sich gebend, zu Boden geht. Ich wirble zu unserem anderem Angreifer herüber, doch dieser geht just in diesem Moment in Flammen auf. Sekunden später ist von diesem nicht mehr übrig als ein Häufchen Asche. „Erinnere mich bitte daran, mich niemals mit dir anzulegen“, amüsiert betrachtet Dorian meinen toten Gegner. Ich ziehe mein Messer aus seiner Kehle und wische das Blut an dessen Kleidung ab, ehe ich es wieder verschwinden lasse. „Was genau ist mit uns geschehen?“, frage ich ihn. „Nun, wir haben einen Sprung gemacht. Etwas, was von Alexius wohl nicht beabsichtigt war. Die Frage ist nur wohin? Zum nächsten Sammelpunkt arkaner Energie?“, interessiert mustert er den Venatori. „Meine Erinnerungen enden im Schloss von Redcliff“, zweifelnd gleitet mein Blick durch das Verlies. Ob es hier wohl irgendetwas gibt, dass uns Auskunft darüber geben kann, wo wir hier sind? Andererseits sieht es hier schon ein wenig so aus, wie in den Kellergewölben unter dem Schloss. „Mal sehen. Wenn wir immer noch im Schloss sind... . Ja, natürlich. Es ist keine Frage des Wo sondern des Wann! Das muss es sein. Alexius hat das Amulett als Fokus benutzt, was uns wiederum durch die Zeit geschickt hat“, wendet er sich mir zu. Ich lasse seine Worte auf mich wirken. Einerseits erschreckt es mich zu wissen, dass wir durch die Zeit gereist sind. Andererseits schockiert es mich nicht so sehr, wie man es wohl vermuten würde. Ich wusste schließlich, dass Alexius früher gemeinsam mit Dorian an der Zeitmagie geforscht hat. Nachdenklich sehe ich ihn an: „Sind wir in der Zeit vor oder zurück gereist. Und vor allem wie lange?“ „Das... sind ausgezeichnete Fragen“, stimmt er mir zu, „jedoch befürchte ich, dass wir genau das herausfinden müssen. Sehen wir uns hier um, um herauszufinden wohin uns dieser Riss gebracht hat. Dann können wir uns überlegen, wie wir zurückkommen, sofern das überhaupt möglich ist.“ „Hast du einen Plan, wie du uns wieder zurückbringen kannst?“, frage ich weiter. „Nicht direkt, eher ein paar Ideen“, antwortet er mir ehrlich. „Also gut, sehen wir uns um. Wir finden bestimmt einige Anhaltspunkte“, ich klinge nicht sonderlich begeistert. Aber gut, uns bleibt jetzt leider nichts anders übrig. Dorian legt mir aufmunternd eine Hand auf die Schulter. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg. Schon in der Zelle, in der wir aufgewacht sind, sind mir diese mysteriösen roten Kristalle aufgefallen. Doch als wir diese verlassen, entdecken wir sie überall in jeder Ecke. Sie strahlen das gleiche aus, wie der Götze, für den Bartrand seinen Bruder Varric in den Tiefen Wegen verraten hat. „Ich frage mich ja, was das für ein merkwürdiges Zeug ist“, Dorian betrachtet eines dieser Kristallgebilde näher. „Ich vermute, dass es sich dabei um rotes Lyrium handelt“, erwidere ich. Überrascht fährt er zu mir herum: „Rotes Lyrium?“ Ich nicke: „Diese Kristalle strahlen die gleiche unheilvolle Aura aus, wie ein Götze aus rotem Lyrium, den ich mal gesehen habe. Im Tempel der Asche haben wir ebenfalls solche Vorkommen entdeckt, als wir den dortigen Riss geschlossen haben. Rotes Lyrium ist wesentlich gefährlicher als normales Lyrium. Einerseits verstärkt es die eigenen, körperlichen Kräfte aber es macht auch wahnsinnig.“ „Du scheinst damit Erfahrung zu haben“, merkt er an. „Ich war in Vorfälle damit verwickelt“, erwidere ich mit einem Schulterzucken, „aber davon einmal abgesehen, glaube ich, dass wir noch immer auf Schloss Redcliff sind. Ich erkenne diesen Teil der Kerker wieder.“ „Du warst schon einmal in den Kerkern unterhalb des Schlosses? Dein Leben scheint mir ziemlich interessant zu sein“, erwidert Dorian. Allerdings belasse ich es dabei und spare es mir, darauf einzugehen. Lieber gehe ich weiter. Hier stimmt einiges nicht und ich glaube nicht, dass wir uns in der Vergangenheit befinden, denn diese Kristalle können da noch nicht existiert haben. In einem Bereich des Kerkers finden wir in einer Zelle Fiona. Ungläubig mustert diese mich: „Lady Herold? Wie kann das sein? Ihr seit gestorben! Ich war dort, als Ihr in Asche verwandelt wurde.“ „Wir sind nicht gestorben, vielmehr durch die Zeit gereist. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Welchen Tag haben?“, verlangt Dorian zu erfahren. „Erntemonat 9:42 Zeitalter der Drachen“, antwortet diese. „Wir haben ein gesamtes Jahr verpasst“, murmelt Dorian. „Fiona, was ist mit Euch geschehen? Sind das alles Auswirkungen des roten Lyriums?“, frage ich sie. Die Großverzauberin nickt. „Wir müssen zurück. Egal wie“, mein Blick gleitet zu dem Schwarzhaarigen neben mir. „Bitte, wenn Ihr verhindern könnt, dass das alles hier geschieht, dann tut dies. Alexius dient dem Ältesten. Dieser ist mächtiger als der Erbauer selbst. Niemand kann ihn aufhalten“, fleht Fiona mich an. Ernst blicke ich ihr in die Augen: „Ich werde alles erdenkliche tuen, um das hier wieder in Ordnung zu bringen. Das verspreche ich Euch!“ „Unsere einzige Möglichkeit besteht darin, das Amulett zu finden, mit dem uns Alexius hierher geschickt hat. Wenn es noch existiert, kann ich es dazu verwenden, um den Riss an genau der selben Stelle zu öffnen, an der wir verschwunden sind. Hoffe ich zu mindestens“, meint Dorian. Ein Funken Hoffnung ist in den Augen der Großverzauberin zu erkennen: „Ihr müsst es versuchen. Euer Kommandant Cullen, er ist hier. Ihr müsst Ihn finden.“ Ich nicke ihr zu, ehe wir uns abwenden um weiter die Kellergewölbe zu durchsuchen. Für Fiona können wir nichts weiter tuen. Sorge erfasst mich. Was ist aus Blackwall und Bulle geworden? Warum ist Cullen hier? Was ist alles in diesem einem Jahr geschehen? Einige Zeit später hören wir eine Stimme aus einem der Nebengänge. Wir werfen uns einen Blick zu, dann folgen wir dieser. Am Ende des Ganges in einer Zelle finden wir den Eisernen Bulle. „Bulle“, überrascht spreche ich ihn an. Dieser hebt den Kopf. Seine Augen leuchten rot, was mich zurückschrecken lässt. „Boss? Was macht Ihr denn hier? Ihr seit doch zusammen mit diesem Vint gestorben“, ungläubig mustert er mich. Auch wenn sich seine Augen verfärbt und sich seine Stimme genau wie die von Fiona irgendwie verzerrt anhört, scheint er mir nicht wahnsinnig geworden zu sein. „Wir sind nicht gestorben. Alexius hat uns durch die Zeit geschickt. Für uns ist das letzte Jahr nicht geschehen“, erkläre ich ihm. „Wenn es für Euch nicht geschehen ist, kann man es dann rückgängig machen?“, Bulle tritt direkt an die Eisenstäbe heran. „Das haben wir zu mindestens vor“, erwidert Dorian. „Lasst mich Euch helfen. Ich bin sowieso schon so gut wie tot, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, dass hier zu verhindern, wenn ich Euch doch noch beschützen kann, dann lasst mich Euch begleiten, Boss“, bittet er. Nickend gehe ich vor dem Schloss in die Hocke. Mit meinen Dietrichen mache ich mich am Schloss zu schaffen. Nach wenigen Minuten klickt es und wir können die Türe öffnen. Der Eiserne Bulle tritt aus dieser heraus, um sich uns anzuschließen. Schweigend machen wir uns wieder auf die Suche. „Hört ihr das? Klingt wie ein Gebet“, Bulles Worte lassen uns innehalten und in die Stille lauschen. Tatsächlich in einiger Entfernung ist leises Gemurmel zu hören. „Sehen wir nach. Vielleicht ist es Blackwall“, schlage ich vor. Die anderen beiden folgen mir. Hinter einer weiteren Türe entdecken wir ebenen jenen in einer Zelle sitzen. Seine Rüstung ist in einem katastrophalem Zustand. „Blackwall, geht es Euch gut?“, zögernd trete ich an die Gitterstäbe heran. Langsam hebt er den Kopf: „Mein Ende muss wahrlich gekommen sein, wenn schon die Toten nach meinem Wohlergehen fragen.“ Der Wächter erhebt sich: „Es tut mir Leid, dass ich in meiner Aufgabe als Euer Beschützer versagt habe, Mylady. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass es so weit kommt.“ Blackwall hält uns für eine Erscheinung. „Blackwall, beruhigt Euch bitte. Dorian und ich sind nicht gestorben. Wir sind durch die Zeit gereist und können vielleicht verhindern, dass das alles hier geschieht“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Dann besteht für mich die Möglichkeit, meinen Fehler zu beheben? Ich kann Euch doch noch beschützen?“, fragt der Krieger. Bevor ich ihm antworten kann, kommt mir Dorian zuvor: „Ja, das könnt, wenn Ihr uns begleitet.“ „Bis in den Tod“, die Entschlossenheit steht wieder in dem Blick des Wächters. Rasch knacke ich auch hier das Schloss und als Gruppe wieder vereint, begeben wir uns auf die Suche nach Cullen, welcher sich laut Fionas Aussage auch irgendwo hier unten befinden muss. Ein oder Zwei Stunden müssen schon vergangen sein, als wir lautes Stimmengewirr hören. „Wenn ich mich nicht irre, liegt in dieser Richtung die Folterkammer“, murmelt Blackwall mit grimmiger Entschlossenheit. Wir folgen den Stimmen. Je näher wir kommen, desto deutlicher werden die Worte, bis wir sie schließlich verstehen können: „Woher wusste die Prinzessin von dem Opfer im Tempel der Asche? Antwortet uns!“ „Niemals“, Cullens Worten folgt ein Schmerzenslaut. „Euer Widerstand ist sinnlos, Kommandant. Es gibt niemanden mehr, den Ihr beschützen könntet.“ Ich stoße die Tür auf: Cullen hängt an seinen Armen gefesselt von der Decke ein kurzes Stück über dem Boden. Ein Venatori hält ihm ein Messer an die Kehle: „Ich werde Euch brechen.“ Seine Worte klingen nicht wie eine Drohung, sondern vielmehr wie ein düsteres Versprechen. „Eher sterbe ich“, erwidert Cullen entschlossen. In diesem Moment wird meine Anwesenheit bemerkt. „Oder Ihr“, mit diesen Worten tritt der ehemalige Templer mit voller Wucht dem Venatori in den Nacken, sodass diesem mit einem hässlichem Knacken und Knirschen sein Genick bricht. Tot fällt dieser zu Boden. Eilends trete ich auf den Kommandanten zu und löse seine Fesseln. „Ihr lebt“, ungläubig, als sei ich eine Traumgestalt, mustert mich Cullen. Seine rechte Hand legt sich zaghaft an meine Wange. Er sieht furchtbar aus, von der Folter durch die Venatori gezeichnet. „Alles wird gut“, flüstere ich. Cullens Hand wandert von meiner Wange an meinen Hinterkopf, seine linke legt sich auf meinen Rücken und er drückt mich gegen sich: „Das ist es gerade. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder. Wenn das hier ein Traum ist, dann will ich nicht aufwachen.“ Einen Moment herrscht Stille. „Für uns ist das letzte Jahr nicht geschehen. Alexius hat uns durch die Zeit geschickt und wir müssen wieder zurückkehren, um das alles hier zu verhindern“, erklärt Dorian. Er und die anderen beiden sind ebenfalls eingetreten. Cullen lässt mich los: „Ihr habt Waffen?“ Wir nicken zur Bestätigung. Er geht zu einer Truhe und entnimmt ihr einen Schild und ein Schwert: „Alexius befindet sich wahrscheinlich im Thronsaal. Holen wir ihn uns.“ Wir verlassen eilends die Folterkammer auf dem Weg zum Thronsaal im Geschoss über uns. Es dauert nicht lange, bis wir vor der gewaltigen Flügeltüre stehen, hinter welche sich der Thronsaal befindet. Dorian versucht mithilfe seiner Magie das Siegel zu lösen, was verhindert, dass jemand diese öffnen kann. Währenddessen wage ich einen Blick durch die imposanten Fenster nach draußen und erstarre: Die Bresche ist so riesig geworden, dass sie den gesamten Himmel einnimmt. „Erschreckend, nicht wahr?“, Cullen tritt neben mich. „Wie lange ist das schon so?“, hauche ich fassungslos. Er denkt kurz nach: „Seit etwa einem halbem Jahr. Ständig öffnen sich irgendwelche Risse ins Nichts, Begegnungen mit Dämonen stehen an der Tagesordnung. Das Chaos ist perfekt, seit Kaiserin Celene von Orlais vor sieben Monaten ermordet wurde.“ „Was ist mit den anderen?“, frage ich ihn zögerlich. Seine warme Hand umfasst mein Kinn und zwingt mich ihn statt der Bresche anzusehen. „Sie sind tot. Haven wurde vor vier Monaten gestürmt. Wir waren vorsichtig, da ihr nicht zurückgekommen seit. Die meisten haben diesen Angriff nicht überlebt. Die, die es schafften, starben durch die Venatori und ihre Foltermethoden oder durch das Lyrium“, er hält meinen Blick gefangen. „Es tut mir Leid. Ich hätte auf dich und Cassandra hören und mich für die Templer entscheiden sollen. Dann wäre all das hier nie geschehen“, entschuldige ich mich. „Es war nicht deine Schuld, Leyla. Außerdem ist es noch nicht zu spät. Dieser Magier sagte, es gäbe einen Weg, das zu verhindern. Ich glaube daran, dass sich alles zum Guten wenden wird“, muntert er mich auf. Wie macht er das nur? Wie gelingt es ihm nur immer so einfach, mir Mut und Hoffnung zu schenken? „Es ist offen“, ruft uns Dorian zu. Ich wende mich von Cullen ab und ziehe meine Dolche. Holen wir uns das Amulett! Kaum haben wir den Thronsaal betreten, greift uns Alexius auch schon an. Ein erbitterter Kampf entsteht. Immer wieder verschanzt sich Alexius in einem Kraftfeld und lässt Dämonen des Nichts auf uns los. Doch schlussendlich gelingt es Blackwall, ihm sein Schwert durch die Brust zu stoßen. Dorian durchsucht rasch die Kleidung des Toten. „Na also, da haben wir es doch“, triumphierend hält er es hoch, „ich brauche eine Stunde, dann kann ich das Portal gefahrlos öffnen.“ Kaum hat er geendet, erklingt auch schon ein markerschütterndes Brüllen. „Ich fürchte, Ihr habt keine Stunde, Magier“, brummt Blackwall. „Was war das?“, fragend blicke ich die drei an. „Das Schoßtier des Ältesten. Er muss Eure Anwesenheit hier bemerkt haben und hergekommen sein“, antwortet Bulle. Dann tauscht er mit Blackwall einen Blick aus. Der Wächter nickt dem Qunari zu und beide ziehen ihre Waffen. „Seht zu, dass Ihr dieses Portal geöffnet bekommt. Wir schaffen Euch so viel Zeit wie möglich“, kommt es von Blackwall. „Nein, es muss einen anderen Weg geben. Ich kann nicht zulassen, dass ihr euch dafür opfert“, widerspreche ich. „Wir haben vor einem Jahr bei dem Versuch versagt, Euch zu beschützen. Seht uns an, Mylady Herold: Wir sind schon so gut wie tot, was wir den Venatori und dem verfluchtem Lyrium zu verdanken haben. Lasst uns Euch ein letztes Mal beschützen und Euch die Möglichkeit geben, von hier zu verschwinden. Nur Ihr und dieser Magier können das hier verhindern. Lasst zu, dass wir Euch dabei helfen“, erwidert der Wächter. Dorian beschäftigt sich längst mit dem Amulett. Ich balle die Hände zu Fäusten. Doch dann senke ich den Kopf, gebe seinen Worten nach. Irgendwie kann ich es verstehen. Sie sind Krieger und wollen im Kampf sterben und nicht an den Folgen einer Folter irgendwo in einem dunklem Verlies. „Es war mir eine Ehre, für Euch zu kämpfen, Mylady Theirin“, Blackwalls Worte ziehen meine Aufmerksamkeit auf ihn. Bulle grinst mich an: „Ihr bereue keinen Tag, der vergangen ist, seit meine Jungs und ich uns Euch angeschlossen haben, Boss.“ Dann wenden sich die beiden ab und verlassen den Saal. Sie stoßen die Flügeltüre hinter sich zu. Cullen schreitet zielstrebig auf mich zu: „Ich bin tausend Tode gestorben, als ich erfuhr, dass du von Alexius getötet wurdest. Ich gab mir die Schuld daran, denn wenn ich energischer mit meinem Widerstand gewesen wäre, hätte ich dich vielleicht beschützen können. Umso glücklicher war ich, als du auf einmal vor mir in der Folterkammer standest. Zu wissen, dass du nicht gestorben bist und dass wir das alles hier noch verhindern können, erleichterte mich zutiefst. Nie hätte ich mir im letzten Jahr träumen lassen, dass ich noch einmal die Gelegenheit dazu bekommen würde, dir zu zeigen, wie viel du mir bedeutest. Wenn du wieder zurück bist, sorge bitte dafür, dass ich endlich über meinen Schatten springe, Leyla, und dir sage, was ich dir schon so lange sagen möchte.“ Seine Hände ruhen auf meinen Wangen als er sich vorbeugt und meine Lippen mit den seinen verschließt. Zaghaft erwidere ich seinen Kuss. Sanft löst er sich nach einem kurzem Moment von mir, lächelt mich glücklich an: „Dich zu treffen, war das größte Glück, was mir je widerfahren konnte. Ich danke dir für alles.“ Kampflärm ertönt jenseits der Türe. Cullen zieht sein Schwert, hält den Schild hoch und geht vor der Tür in Angriffsstellung. Die Entschlossenheit eines Löwen ausstrahlend, der alles beschützen will, was zu ihm gehört. Hinter mir spüre ich starke Magie. Ein Blick über die Schulter bestätigt, dass es Dorian gelungen ist, einen Riss zu öffnen, welchen er gerade vorsichtig vergrößert. Donnernd schlagen die Türflügel gegen die Wände. Ich kann die Leichen von Bulle und Blackwall sehen, über die die Dämonen einfach hinweg laufen, geradewegs auf Cullen zu. Alles in mir schreit, ebenfalls die Waffen zu ziehen und ihm zu helfen. Gerade als ich einen Schritt in seine Richtung machen will, schließt sich eine Hand um meinen rechten Unterarm: „Nein! Leyla, wir müssen jetzt hier weg!“ Dorian zieht mich energisch in die Richtung des Risses. Ich hingegen kann meinen Blick nicht von dem Geschehen vor mir abwenden. Pfeile stecken in Cullens Körper, doch er kämpft weiter, als würde er sie überhaupt nicht bemerken. Dann durchstößt ein Dämon mit seinem krummen Schwert seine Brust. „CULLEN!“, panisch schreie ich seinen Namen. Unsere Blicke treffen sich für einen Moment, Erleichterung steht in seinen goldenen Augen, ehe mich Dorian durch den Riss zieht und ihn augenblicklich hinter uns verschließt. Vor den ungläubigen Augen von Alexius treten wir durch den Riss. „Es ist also vorbei. Ihr habt gewonnen“, murmelt er leise. Soldaten der Inquisition treten vor und nehmen den Magister gefangen. Als sie jedoch auch Felix abführen wollen, greife ich ein: „Felix war maßgeblich am Gelingen des Einsatzes beteiligt.“ Der Soldat salutiert und tritt von ihm weg. „Wie geht es jetzt weiter?“, fragt er mich. „Du kannst gehen wohin du willst. Deinen Vater können wir nicht gehen lassen, nach allem was geschehen ist, aber du musst nicht für seine Schuld bezahlen“, entgegne ich. Felix nickt mir zu und verschwindet. Wohin auch immer ihn sein Weg führen mag, ich bin mir sicher, dass der Erbauer seine schützende Hand über ihn halten wird. Fiona wirft mir einen unsicheren Blick zu: „Mylady Herold, wie gedenkt Ihr nun mit uns Magiern umzugehen?“ Mein Blick gleitet zu Dorian, welcher mir zustimmend zunickt. „Schließt euch uns als gleichgestellte Verbündete an und lasst uns von nun an gemeinsam für die gleiche Sache kämpfen“, ich halte ihr meine Hand hin. Überrascht sieht sie mich an: „Ihr verpflichtet uns Eurer Sache nicht?“ „Nein, ich kann verstehen, warum ihr für eure Freiheit kämpft. Das System der Zirkel ist veraltet und muss überdacht und revolutioniert werden. Wir gewähren Euch und Euren Magiern den benötigten Schutz und Ihr kämpft mit uns Seite an Seite und unterstützt uns soweit es Euch möglich ist“, widerspreche ich ihr. Dann nimmt sie meine Hand an: „Ich danke Euch, Mylady.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)