Die Rose von Ferelden von Akemi-Homura (Die Geschichte der Heldin von Thedas) ================================================================================ Kapitel 8: Ein fragwürdiger Wächter ----------------------------------- Der nächste Morgen bricht an. Langsam öffne ich meine Augen und blicke direkt in das Gesicht von Anders. Ups... ich bin wohl gestern Abend eingeschlafen, als er mich getröstet hat. Das würde zu mindestens erklären, wieso sich meine rechte Hand noch immer in seine Robe krallt. Zaghaft löse ich sie und stehe auf. Es ist nicht das erste Mal, dass ich mit ihm in einem Bett schlafe. Schon in Kirkwall habe ich mich des Nachts zu ihm geschlichen, wenn meine Albträume übermächtig wurden. In seiner Nähe schlief ich ruhiger. „Wie geht es dir?“, leise dringt seine Stimme an mein Ohr. „Besser. Danke, dass du hier geblieben bist“, ich schenke ihm ein schwaches Lächeln. „Immer, das weißt du“, erwidert der Magier. „Auch wenn es für unangenehme Gerüchte sorgt.“ Dabei streckt er sich. „Als ob dich diese stören würden“, spielerisch schlage ich ihm gegen den Oberarm. „Mich nicht, aber... was ist mit dir?“, wachsam mustert er mich. „Sollen sie reden, wenn es ihnen Spaß macht“, ich zucke mit den Schultern, ehe ich den kleinen Waschraum betrete und mich fertig mache. Es ist ziemlich seltsam, dass alle immer gleich eine Romanze hinter uns vermuten. Nun gut, ich weiß es besser, deshalb stört mich das Gerede der Leute auch nicht. Gut eine Stunde später verlassen Anders und ich die kleine Hütte, welche mir als Unterkunft dient. Da bislang für heute nichts besonderes ansteht, beschließen wir, nach längerem nochmal gemeinsam zu trainieren. Seit den Ereignissen in Kirkwall trainiere ich Anders im Nahkampf, da er eingesehen hat, dass seine Magie alleine ihn nicht immer retten wird. Jedoch sollen wir nicht dazu kommen, unseren Plan in die Tat umzusetzen, da wir unerwartet am Trainingsplatz der Truppen aufgehalten werden: „Was soll das denn bitteschön heißen?!“, die Stimme von Kommandant Cullen fegt quer über den Platz. Der Rekrut, welcher ihm offenbar einen nicht zufriedenstellenden Bericht übergeben hat, macht sich so klein, wie es ihm möglich ist. Zügig trete ich auf die Beiden zu. Angekommen lege ich meine linke Hand sanft auf den rechten Unterarm des Kommandanten, um ihn wieder etwas zu beruhigen. „Was ist los?“, fragend blicke ich zu Cullen auf. „Angeblich wurde ein Grauer Wächter in den Hinterlanden gesichtet, aber dieser weigert sich mit jemand anderem als Euch ein Gespräch zu führen“, Cullens Stimme wirkt beherrscht. Er hält sich scheinbar selbst davon ab, den nächst besten Gegenstand in Kleinholz zu verwandeln. „Wie heißt dieser Wächter?“, wende ich mich nun dem Rekrut, welcher sich bei einem genauerem Blick als einer von Lelianas Spionen entpuppt, zu. „Sein Name ist Blackwall, Mylady“, kommt die prompte Antwort. „Blackwall? Von ihm habe ich noch nie gehört. Anders?“, mit einer Bewegung deute ich dem Spion, sich zurückzuziehen, ehe der Kommandant doch noch auf dumme Ideen kommt. Rasch folgt dieser der Anweisung. „Nein, über einen Wächter mit solchem Namen weiß ich leider nichts“, antwortet mir Anders. „Merkwürdig“, in Gedanken versunken bemerke ich nicht, dass meine Hand noch immer auf Cullens Unterarm ruht. „Ihr kennt die Grauen Wächter?“, Cullens Stimme holt mich in die Realität. Wo mir schlagartig klar wird, dass meine Hand schon zu lange auf seinem Unterarm liegt, weshalb ich sie eilends zurückziehe. „Kennen trifft es nicht direkt. Es ist eher so, dass ich in meiner Vergangenheit sehr viel mit dem Orden zu tuen hatte“, umschreibe ich die Wahrheit. Mir ist nicht wohl bei der Sache, ihm zu offenbaren, dass ich dort aufgewachsen bin. Das braucht Cullen nicht zu wissen. „Wir sollten uns diesen Wächter näher ansehen. Leliana erwähnte gestern, dass die Wächter aus Ferelden und Orlais verschwunden seien. Vielleicht weiß er ja mehr“, schlägt Anders vor. „Das sehe ich ähnlich“, stimme ich ihm zu. Es dauert zwei Stunden, bis wir eine Truppe zusammengestellt haben und uns auf den Weg zum Luthias-See in den Hinterlanden befinden, an welchem sich dieser mysteriöse Graue Wächter aufhalten soll. Schon merkwürdig, dass er ausgerechnet mit mir sprechen will. Neben Anders begleiten mich ebenfalls Cassandra und Varric. Nun gut, mal schauen, was dieser Wächter von mir will. „Wie kommt es, dass ein Grauer Wächter einem unserer Spione gegenüber behauptet Euch zu kennen?“, Cassandra spricht aus, was wohl allen in Haven durch den Kopf gegangen ist. „Wie ich schon Cullen gegenüber erwähnte, hatte ich viel mit dem Orden zu tuen. Gut möglich, dass er so von mir gehört hat“, weiche ich ihrer Frage bestmöglich aus. Natürlich gibt sie sich damit nicht zufrieden: „Verzeiht, aber das glaube ich Euch nicht. Die Grauen Wächter sind ähnlich wie die Sucher ein sehr in sich gekehrter Orden. Sie werden wohl kaum jemanden von außen in ihre Belangen sich einmischen lassen.“ „Wie Ihr sicherlich wisst, Cassandra, war mein Bruder ein Grauer Wächter, bevor er zum König von Ferelden gekrönt wurde. Aufgrund der besonderen Umstände wurde er seinen Pflichten als Wächter dem Orden gegenüber entbunden“, starte ich einen zweiten Versuch. „Das könnt Ihr wohl kaum als viel mit dem Orden zu tuen bezeichnen“, beharrt sie. „Das ist doch egal. Es ist Vergangenheit“, energisch beschleunige ich meinen Schritt, um ihrem Verhör zu entkommen. Rasch haben mich die drei aber eingeholt. „Anders?“, wendet sich Cassandra nun an den Magier. „Es gibt bestimmte Dinge, über die man eben nur sehr ungern spricht. Zumal Euch die Antwort nicht weiter bringen würde“, auch er versucht der Sucherin ihr Vorhaben auszureden. „Vergiss es, Blondie, wenn sich die Sucherin etwas in den Kopf gesetzt hat, geht sie über Leichen um ihre Antworten zu bekommen“, Varric zuckt hilflos mit den Schultern. „Leyla...“, setzt die Kriegerin erneut an, als ich erbost zu ihr herumfahre: „Bei Andrastes heiliger Asche! Ich bin dort aufgewachsen! Seit Ihr nun zufrieden?“ Sauer wende ich mich von ihr ab, ihre und Varrics überraschten Blicke ignorierend. „In Zukunft solltet Ihr so etwas unterlassen, Lady Penthagast. Zu mindestens, wenn es Euer Ziel ist, Leylas Vertrauen zu gewinnen“, Anders Stimme ist ruhig. Der Rest des Tages verläuft bis zum Einbruch der Nacht äußerst still. Nach unserer Auseinandersetzung habe ich jeden ignoriert. Vielleicht war das egoistisch von mir, aber ich rede nur ungern über meine Vergangenheit. Eigentlich nur, wenn ich der anderen Person voll und ganz vertraue und ich es will, und nicht, weil ich quasi dazu gedrängt werde. Nachdem wir unser Lager aufgeschlagen haben, ziehe ich mich in den hintersten Winkel zurück, den ich finden kann. Leise wehen die Stimmen von Anders und Cassandra zu mir her rüber: „Warum genau spricht sie nie über ihre Vergangenheit?“, fragt die Sucherin ihn. „Leyla hat viel erlebt, voran sie nicht gerne erinnert wird. Es klingt schöner, als es in Wirklichkeit ist, bei den Grauen Wächtern aufzuwachsen“, erwidert er. „Wisst Ihr alles über sie?“, hakt sie weiter nach. „Nein, es gibt bislang niemanden, der alles über sie weiß. Sie hat noch nicht die Person gefunden, der sie sich voll und ganz gegenüber öffnet. Aber ich kenne sie. Besser als sonst jemand“, antwortet Anders. „Ich... wollte sie nicht verärgern oder verletzen, nur... sie ist eine Fremde für uns. Außer Leliana kennt sie niemand. Es fällt mir schwer, Personen zu vertrauen, die ich nicht kenne“, erklärt sich Cassandra. „Versucht es einfach. Wenn Ihr ihr vertraut, wird sie Euch ebenfalls mit Vertrauen begegnen. Leyla glaubt an die Inquisition. Sie hat alles dafür aufgegeben. Und sie vertraut den Anführern der Inquisition. Deshalb solltet Ihr versuchen, es ihr gleich zutuen und ihr einfach zu vertrauen“, mit diesen Worte erhebt er sich und lässt die Kriegerin alleine. Kurz darauf setzt sich Anders neben mich: „Du hast uns gehört.“ Keine Frage, eine einfache Feststellung. Ich brauche ihm nicht zu antworteten. „Sei etwas offener. Cassandra und die anderen versuchen nur, deine Entscheidungen und dich zu verstehen“, ermuntert er mich. Wieder bekommt er von mir keine Antwort. Wortlos stehe ich auf und lege mich schlafen. Am nächsten Tag ist das Gespräch vom Vortag vergessen. Nur wenige Wegstunden von unserem Lagerplatz entfernt liegt der Luthias-See, welchen wir noch am Mittag erreichen. Schon aus der Ferne, erkennt man eine Gestalt, welche vor dem Haus trainiert. Als wir näher kommen, stellen wir fest, dass ein Mann drei Männer scheinbar ausbildetet. „Wächter Blackwall?“, langsam gehe ich auf den Ausbilder zu. Überrascht wendet sich der Mann mit den braunen Haaren zu mir um: „Leyla Theirin. Es freut mich, Euch zu sehen.“ Ich bin mir sehr sicher, dass ich diesen Mann nicht kenne. Mit einer fahrlässigen Handbewegung schickt der Wächter die drei Männer fort, vermutlich nach Hause. „Nun... Ihr wolltet mit mir sprechen?“, beginne ich. „Nicht direkt. Als Spione der Inquisition hier auftauchten und mich zu den Wächtern befragten, antwortete ich ihnen, dass ich mit Euch darüber reden würde. Schließlich sollten die Geheimnisse des Ordens gewahrt werden“, Blackwall lässt sich auf eine Bank vor dem Holzhaus nieder und deutet mir, es ihm gleich zutuen. „Ihr wisst, dass ich kein Grauer Wächter bin?“, aufmerksam beobachte ich den Unbekannten. Er behauptet, mich zu kennen, aber ich kann mich nicht an ihn erinnern. „Dieser Umstand ist mir bekannt. Ihr wart Duncans Schützling und seiner Auffassung nach zu Rein, als dass ihr dem Orden hättet beitreten können. Dennoch wisst ihr mehr, als jeder Außenstehende und teilweise manche Wächter über uns“, erklärt er sich. „Also gut. Was wisst Ihr über das Verschwinden der Wächter?“, frage ich ihn. Seine Worte machen Sinn. Zumal sie der Wahrheit entsprechen. „Nichts und das ist die Wahrheit. Ich bin ein Ausbilder, nur selten in der Feste und meistens alleine auf Reisen. Dennoch ist es ein Besorgnis erregender Umstand. Zumal am Himmel ein Loch klafft“, antwortet mir Blackwall. „Dann sind wir folglich ganz umsonst zu den Hinterlanden gereist“, seufzt Cassandra. Zustimmend nickend erhebe ich mich: „Meine Begleiterin hat recht. Wir hatten gehofft, von Euch etwas über das Verschwinden der Wächter zu erfahren. Da dem aber leider nicht der Fall ist, werden wir uns auf den Rückweg begeben.“ Die anderen folgen mir, als sich Blackwall zu Wort meldet: „Wartet, Ihr wollt Euch doch um die Bresche kümmern. Auch wenn es die vorrangige Aufgabe der Wächter ist, eine Verderbnis zu beenden, sollten wir dennoch einer derartigen Bedrohung Aufmerksamkeit schenken. Wenn Ihr gestattet, würde ich mich Euch gerne anschließen.“ Überrascht wende ich mich ihm zu. „Was denkt ihr?“, frage ich in die Runde. „Nun, einen Grauen Wächter in unseren Reihen zu haben, könnte uns gewisse Türen öffnen“, meint Anders. Cassandra und Varric stimmen dem zu. „Also gut Blackwall, willkommen bei der Inquisition“, ich reiche ihm die Hand. Er nimmt sie an: „Ich danke Euch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)