Zum Inhalt der Seite

Gravity Falls

Klassenfahrt in die Stadt des Übernatürlichen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 09 - Weird-Neck-Sally

Mabel, Dipper und Larry starrten die Hand an.
 

Dieses Zeichen gehörte eindeutig zu Dippers und Mabels Großonkel Stanford, Zwillingsbruder ihres Großonkel Stanley, der schon vor Jahren die Besonderheiten und eigenartigen Mysterien von Gravity Falls studiert hatte.
 

Wenn er tatsächlich hier ein Warnschild aufgestellt hatte, dann war das durchaus ernst zu nehmen. Sie sollten lieber umdrehen, aber... verdammt, Gravity Falls war so nah!
 

Larry nahm ihnen die Entscheidung ab. „Phh!", sagte er und marschierte einfach an denSchildern vorbei, ohne ihnen weitere Beachtung zu schenken. Er machte sich selten etwas aus Absperrungen oder sonstigen Verboten.
 

Dipper und Mabel tauschten einen Blick aus und da war es wieder, dieses Gefühl, dass sie beide in ihrem letzten Sommer hier so oft verspürt hatten. Das Kitzeln von Abenteuerlust überkam die beiden. Dipper und Mabel zusammen gegen jede Gefahr und einem neuen Mysterium auf der Spur. Da gab es für Sorgen einfach keinen Platz mehr.
 

Sie waren sich sicher keine Angst haben zu müssen. Gronkel Ford hatte dieses Warnschild für normale Menschen aufgestellt, die keine Ahnung von den Geschehnissen in Gravity Falls hatten. Aber Dipper und Mabel hatten in ihrem Sommer mehr als genug erlebt, um sich jeder Gefahr gewappnet zu fühlen. Wenn etwas geschehen sollte, würden sie schon einen Ausweg finden.
 

Sie liefen Larry hinterher.
 


 

Sobald alle drei den Weg betreten hatten, waren Augen auf sie gerichtet, die sie gespannt ausdem Dickicht heraus verfolgten.
 


 

Nach fünfzehn Minuten taten Larry die Füße weh. Das war bis jetzt das Schlimmste was ihnen auf dem verbotenen Weg passierte. Aber zum Glück quengelte er nicht deswegen. Er sagte nur einmal laut „Meine Füße tun weh"und ging dann weiter, wobei er eine stille Grimasse schnitt, was Mabel schon sehr beeindruckte.
 

Es war toll endlich wieder durch diesen Wald zu laufen und ihrem liebsten Ort auf der Welt mit jedem Schritt näher zu kommen. Am liebsten hätte sie ihren I Herz Everything Pulli angezogen.
 

Plötzlich fragte Larry: „Wie ist es denn? Dieses Gravity Falls?"
 

Mabel war ein wenig verblüfft. Dann dachte sie sich, wenn sie es schaffte auch Larry für diesen Ort zu begeistern, könnte ihre Klassenfahrt doch nur besser werden.
 

„Gravity Falls ist einfach super!", sagte sie.
 

„Ja, das sagtest du bereits", meinte Larry. „Aber was ist so super daran?"
 

„Ähm... Gravity Fallsist so super, weil..." Mabel wusste nicht genau, wie sie es sagen sollte. Sie konnte ja schlecht von all den unglaublichen Dingen erzählen, die sie hier erlebt hatte, denn das war die Sache mit den unglaublichen Dingen; das sie kaum einer glaubte.
 

„Naja, in GravityFalls ist einfach alles möglich", sagte Mabel und hoffte, Larry würde es dabei belassen.
 

„Hm", sagte der nachdenklich. „Sowas wie Handhexen und Klone?"
 

Mabel bemerkte, dass sie jetzt nicht zu offen mit den Mysterien von Gravity Falls herausrücken sollte, denn die Devise lautete: Was in Gravity Falls geschah, blieb auch in Gravity Falls.
 

Dipper und Mabel waren sich nach ihren ohnehin peinlichen Vortrag zum Beginn des neuen Schuljahres noch mal so blöd vorgekommen, weil sie so leichtfertig von ihren Abenteuern hatten erzählen wollen. Also hatten sie sich geschworen niemandem, absolut niemandem davon zu erzählen.
 

Zum Glück hatte Mabel schon eine super Ausrede parat: „Ach, weißt du", sagte sie und zog an einer Haarsträhne, „das sind...Attraktionen in dem Laden den unser Gronkel betreibt. Die Mystery Shack. Da haben wir nämlich unsere Ferien verbracht."
 

„War das nicht diese Touristenfalle auf der Broschüre? Und da ward ihr in den Ferien?"
 

„Genau", sagteMabel. „Und die ist voll mit allem möglichen irren Kram. Das meiste werkelt unser Gronkel selbst zusammen. Wir haben da auch gearbeitet und ich war auch mal Chef von dem Laden."
 

„Davon habt ihr also damals gesprochen", sagte Larry, als würde ihm ein Licht aufgehen.„Dieses ganze Gerede über Geister und so war wegen diesem Laden."
 

„Ja! Ja, genau. Hahahaha!", lachte Mabel laut und hoffte, dass es überzeugend klang.
 

„Das klingt..."Larry hatte seine Stirn kraus gezogen, als müsse er intensiv über eine Entscheidung nachdenken. „Cool, glaube ich", sagte er letztendlich. „Dann seid ihr ja doch nicht solche Freaks", fügte er hinzu.
 

Yes!, dachte Mabel, die den letzten Kommentar geflissentlich überhörte. Den ersten Schritt hatte sie geschafft. Jetzt musste sie Larry nur noch davon überzeugen, dass der Rest von Gravity Falls auch so cool war.
 

Larry senkte den Kopf.„Meine Ferien waren nicht so", murmelte er und steckte seine Hände in die Taschen seiner Jacke.
 

„Was meinst du?", fragte Mabel.
 

Larry kramte eine Tüte Schokodrops aus der Tasche. „Mmmm... Jeffrey war ja weg", gestand er und warf sich eine Hand voll Linsen in den Mund. Jeffrey hatte den ganzen Sommer irgendwo anders verbracht und Larry war allein in Kalifornien geblieben. Konnte es sein, dass Larry keine anderen Freunde außer Jeffrey hatte?
 

„Oh", sagte Mabel als sie verstand. „Aber er war doch nicht die ganze Zeit weg, oder?"
 

Larry hob die Schultern, als wolle er seinen Kopf noch weiter einziehen, wie eine Schildkröte.„Nein, das nicht. Aber als ich ihn angerufen habe, war er schon seit zwei Wochen wieder da."
 

„Und er hat sich nicht mal gemeldet?", rief Mabel empört.
 

Das musste absolut schrecklich gewesen sein. Larry hatte zwar zusammen mit Jeffrey über Gravity Falls gelästert, aber niemand verdiente es einen ganzen Sommer lang allein zu verbringen, ohne dass sich der angeblich beste Freund mal meldete, schon gar nicht, wenn dieser schon längst wieder da war. Sie konnte es nicht fassen. Dieser Jeffrey machte sie richtig wütend. So etwas konnte Mabel einfach nicht erlauben. Sie zog denüberraschten Larry zu sich hinunter. „Larry, Larry", sagte sie, blickte ihn eindringlich an und drückte ihn einen Finger in die Brust. „Ich sorge dafür, dass diese Klassenfahrt die beste wird, die du je gehabt hast!"
 

Larry glotzte sie einen Moment lang an. „ Okay."
 

„Die beste die du je gehabt hast", bekräftigte Mabel. „Wart's nur ab, bis wir erstmal in Gravity Falls sind. Das wird dir die Schuhe ausziehen. Stimmt's Dipper?"
 

Dipper sagte nichts.
 

„Dipper?"
 

Nachdenklich hatte ihr Bruder seine Hand über sein Kinn gelegt und wirkte vollkommen geistesabwesend.
 

„Oh-oh", seufzte Mabel.
 

„Was hat er?", fragte Larry.
 

„Er ist im D-D-M."
 

„Was ist D-D-M?"
 

„Das ist der Dipper-Denk-Modus", erklärte Mabel, die den Macken ihres Bruders gerne Spitznamen gab. Sie hatte auch daran gedacht ihn D-D-D-M zu nennen, den Dipper-Detektiv-Denk-Modus, aber das hatte sie dann doch zu lang gefunden. Außerdem gab es den D-D-D-M schon, nämlich den Dipper-Doof-Dödel-Modus.
 

Mabel fuhr mit ihrer Hand vor Dippers Augen herum. „Dipper. Hallo. Jemand da?"
 

Dipper schreckte auf.„Hm? Was?"
 

„Gravity Falls", sagte Mabel langsam. „Beste Klassenfahrt aller Zeiten? Klingelt da was?"
 

„Oh ja, natürlich."Dipper versuchte ein nervöses Lachen hinter einem Hustenanfall zu verbergen.
 

„Was ist los, Dipper?"
 

„Ach gar nichts. Ich hab nur über was nachgedacht."
 

„Alter", sagteLarry, „du bist auf jeden Fall ein Freak."
 

Dipper zog seine Stirn kraus und öffnete den Mund um etwas zu entgegnen. Streit lag schon wieder in der Luft.
 

„Und worüber hast du nachgedacht?", fragte Mabel schnell.
 

Dipper sah zwischen seiner Schwester und Larry hin und her. Das was er zu sagen hatte schien nicht für Larry's Ohren bestimmt zu sein.
 

„Ich habe darüber nachgedacht, warum dieser Weg verboten ist. Das kommt mir ziemlich merkwürdig vor." Er versuchte möglichst vielsagend Mabel anzuschauen. Sie verstand sofort was er meinte. Er fragte sich, was einen an sich einfachen Weg wie diesen so gefährlich machen sollte, dass ein Mann wie ihr Großonkel Stanford Pines ihn mit Warnschildern bespickte.
 

Larry zuckte mit denSchultern. „Ist doch egal, oder? Erwachsene sperren immer die besten Orte ab."
 

„Du hast wohl recht", stimmte Dipper widerwillig, jedoch nicht ganz überzeugt zu und ging schnell weiter.
 

„Hm", machte Mabelnachdenklich und rieb sich argwöhnisch das Kinn, während sie ihrem Bruder hinterher sah. Er verschwieg etwas. Vor ihr. Seiner Schwester.
 

„Was ist?", fragte Larry.
 

„Larry, tust du mir einen gefallen?", fragte Mabel und flüsterte Larry zu, was er tun sollte.
 

Als sie Dipper eingeholt hatten, schlenderte Mabel unschuldig ein Liedchen pfeifend links neben ihn her, während Larry seine rechte Seite einnahm undversuchte sich ein Grinsen zu verkneifen.
 

Dipper schaute nach links und schaute nach rechts und fragte: „ Was soll das werden?"
 

„Ach, gar nichts",sagte Mabel, „solange du mich die nächsten drei Sekunden lang anschaust."
 

Dipper blinzelte sie verwirrt an. „Was soll das jetzt wieder bedeuten?"
 

In diesem Moment machte Larry einen Schritt hinter Dipper, schob seine Arme unter Dipper's Achseln und hob ihn vom Boden hoch.
 

„Was soll das werden?", rief Dipper, bevor er anfing krampfhaft zu Lachen, weil Mabel ihn kräftig kitzelte.
 

„Mabel...lass das!", presste er hervor, wobei er wie ein Fisch zappelte.
 

„Erst wenn du uns sagst, was du verheimlichst."
 

„Ich...verheimliche... gar nichts!"
 

„Lügner!"
 

„Ehrlich!"
 

Er wand sich so sehr ,dass Larry ihn nicht länger halten konnte. Er ließ Dipper auf den Boden fallen, wo Mabel über ihn herfiel und diese unmenschlicheFolter fortführte, bis er endlich mit erstickter Stimme rief: „Okay!Okay, okay, okay! Ich sag's ja!"
 

Mabel richtete sich auf und wartete, bis ihr Bruder wieder etwas Atem geschöpft hatte und sein Gesicht wieder eine menschliche Farbe annahm.
 

„Diese Sache mit dem Weg kommt mir bekannt vor", sagte Dipper endlich. „Aber ich weiß,dass ich es nicht gelesen habe in... du weißt schon."
 

„Was soll das jetzt heißen?", fragte Larry verwirrt.
 

„Das geht dich gar nichts an", zischte Dipper und stand auf.
 

Mabel ignorierte dieZankerei zwischen den beiden. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?", fragte sie.
 

„Na, wegen ihm." Dippers Kopf ruckte in Larrys Richtung.
 

„Warum denn wegen mir?", fragte Larry wütend.
 

Mabel stellte sichwieder zwischen die beiden. „Jetzt sei mal ruhig, Larry", bat sie, griff ihren Bruder und zog ihn ein paar Schritte von Larry weg. „Also", sagte sie leise. „Warum genau hast du das nicht gleich gesagt?"
 

Dipper starrte auf seineSchuhe. „Ich will nicht, dass man mich einen Freak nennt", gestand er. „Die ganze Zeit in der man uns die Psycho-Zwillingegenannt hat... das hat mich echt fertig gemacht."
 

„Dipper", sagteMabel mitfühlend und legte ihrem Bruder eine Hand auf die Schulter. Dann zuckte ihre Hand nach oben und kniff in Dipper's Ohr. „Das istja wohl das dämlichste, was du jemals gesagt hast."
 

„Aua, aua, aua. Warum dämlich?"
 

Mabel ließ ihren Bruder los, der sich das Ohr rieb. „Bereust du es etwa nach Gravity Falls zu gehen?"
 

„Was? Nein! Bist du verrückt?"
 

„Ja, bin ich! Deswegen liebe ich diese Stadt auch. Weil sie voller Verrückter ist. Und du und ich sind ein Teil von diesen Verrückten, die Geheimnis-Geschwister, die Mystery Twins. Oder etwa nicht?"
 

„Doch. Klar."
 

„Gut", sagte Mabel zufrieden. „Dann kümmer dich nicht drum was andere sagen und schwing die Hacken."
 


 

„Was gab's da zu tuscheln?", fragte Larry misstrauisch, als die beiden Geschwister wieder zu ihm traten. Dieses Geflüster zwischen den beiden war ihm nicht geheuer.
 

„Ach, nichts besonderes", meinte Mabel. „Wir haben nur darüber gesprochen, dass Gravity Falls ziemlich verrückt ist."
 

„Wie, verrückt?"
 

Mabel zuckte unbeklommen die Schultern. „Naja, ziemlich verrückt einfach", sagte sie als würde das alles erklären. „Und jetzt", sie schob ihren Bruder vor Larry, „vertragt euch endlich."
 

Larry machte keine großen Anstalten den ersten Schritt zu tun. „Was ist denn so verrückt an Gravity Falls?", wollte er wissen.
 

„Das siehst du schon, wenn wir da sind. Also mach hinne", drängte Mabel.
 

Larry zögerte.
 

Mabel stieß ihren Bruder an. Dipper zog Augen rollend seine Hand aus der Tasche und reichte sie Larry.
 

Larry sah sie einenMoment lang unentschlossen an und wollte vielleicht gerade seine Hand ausstrecken, als ein Rascheln durch die Bäume ging. Ein kalter Wind fegte den staubigen Pfad entlang und ließ das Laub aufschrecken und in dem Wind war ein leises Flüstern zu hören.
 

Larry erstarrte und seine Augen wurden gewaltig. „Habt ihr das gehört?", fragte er und alle drei sahen sich um. Es war plötzlich sehr kalt um sie herum geworden.
 

„Da", sagte Larry langsam und deutete auf den Boden.
 

Im Staub des Weges wurden Fußspuren sichtbar, als würde sich eine unsichtbare Gestalt langsam auf sie zu bewegen.
 

„W-was ist das?", sagte Larry mit überschlagender Stimme.
 

„Ein Geist", sagte Dipper, die Augen auf die Fußspuren gerichtet.
 

Larry quietschte. „Ein was?"
 

„Kalte Luft und Fußspuren eines Unsichtbaren. Das muss ein Geist sein."
 

Die Fußspuren hielten vor den dreien an, die sich nicht anders rühren konnten, als sich dicht zusammen zu drängen und einen eiskalten Atemhauch auf ihren Gesichtern spürten.
 

„Geh mit mir", verlangte eine mundlose schabende Stimme.
 

Durch Dippers Kopf spülte all das Wissen über Geister das ihm zur Verfügung stand. Es gab zehn Gefahrenstufen. Die ersten waren harmlos, aber je höher die Kategorie war, desto gefährlicher wurden sie. Außerdem gab es immer einen Grund für Geister, in der Welt der lebenden zu spuken. Noch hatte der Geist nichts getan, außer ihnen einen Schrecken einzujagen, also musste er etwas von ihnen wollen.
 

„Okay", murmelteDipper schluckend zu Larry und Mabel. „Ganz ruhig bleiben. Wir müssen herausfinden, was dieser Geist von uns will. Dann können wiri hn besänftigen."
 

„Was?", quiekteLarry.
 

„Ähem", räusperte sich der Geist plötzlich etwas gekränkt und klang einen Moment lang nicht mehr ganz so Geisterhaft. „Ich kann euch übrigens hören.Ich stehe direkt vor euch. Das ist unhöflich."
 

„Oh, tut uns leid. Was willst du von uns?"
 

„Geh mit mir", forderte der Geist, wieder mit seiner Geisterstimme.
 

„Mit dir gehen?", wiederholte Mabel verwirrt. „Aber wie denn? Wir sehen dich nicht mal."
 

„Ja und wohin überhaupt?", fragte Dipper. „Und wer von uns?"
 

„Ist doch egal, wenn man mich nicht sehen kann", schnaubte der Geist beleidigt. „Heute geht es immer nur noch ums Aussehen, blablabla. Bis jetzt sind immer alle abgehauen, wenn ich mich ihnen gezeigt habe. Und wohin? Egal wohin, hier lang, da lang, dort lang, völlig egal. Wo immer ihr hinwollt. Ich will einfach nur etwas Gesellschaft. Und wer von euch dreien? Nun... Ich nehme dich!"
 

Eine peinliche Pause entstand.
 

„Zeigst du gerade auf einen von uns?", wagte Mabel zu fragen. „Weil das können wir nicht sehen."
 

„Ach, Verzeihung", sagte der Geist peinlich berührt und eine schlanke, fast durchsichtige Hand erschien vor ihnen. „Ich nehme dich!"
 

Ein Finger deutete auf Larry.
 

„Okay", stimmte Dipper sofort zu. „Larry, geh mit dem Geist."
 

Larry war aschfahl im Gesicht. „Aber wieso denn ich?"
 

„Weil du niedlich bist", sagte der Geist mit drucksender Stimme und selbst die Hand bekam einen leicht rötlichen Schimmer. „Aber meine Hand muss reichen. Mehr zeig ich mich nicht. Du... du darfst aber gern versuchen sie zu halten, wenn du magst", fügte sie hinzu und die Hand wurde noch ein wenig röter.
 

Larrys Mund stand weit offen, ohne etwas zu sagen.
 

Plötzlich wurde Dipper alles klar. „Du bist der Geist von Sally Matthews!", rief er.
 

„Du kennst mich?", fragte der Geist.
 

„Ja, ja. Angeblich spukst du schon seit einem Jahrhundert hier herum. Wendy hat mal von dir erzählt. Du bist sowas wie eine Stadtlegende. In Gravity Falls nennen sie dich Weird-Neck-Sally."
 

„NENN MICH NICHT SO!" Ein wütender eiskalter Windstoß traf die drei und ließ sie zurückstolpern.
 

Die Geschichte von Weird-Neck-Sally war eine beliebte Lagerfeuergeschichte in Gravity Falls. Angeblich war Sally Matthews früher ein ganz normales und sehr beliebtes Mädchen gewesen, bis sie eines Tages ihren Vater, der Holzfäller war, auf diesem Weg besuchen ging. Dabei kam es zu einem Unfall. Sally wäre beinahe von einem Baum erschlagen worden. Sie überlebte, aber ihr Kopf war danach immer auf die Seite geknickt.Danach war sie nicht länger so beliebt gewesen.
 

Auf diesem Holzweg wurde zu Weird-Neck-Sallys Lebzeiten von der Schule zum Sommerfest immer ein romantischer Spaziergang abgehalten (was nicht viel heißen mag, denn der Höhepunkt war nur, dass es den Paaren erlaubt war Händchen zu halten ohne Ärger zu bekommen). Aber niemand wollte mit Sally dorthin gehen und schon gar nicht ihre Hand halten. Deswegen floh sie eines Tages auf diesen Weg und starb dort an gebrochenem Herzen.
 

„Immer haben sich alle über mich lustig gemacht. 'Uh schaut mal, da geht Weird-Neck-Sally.' 'Weird-Neck-Sally kannst du eigentlich nur auf einem Ohr hören?' 'Weird-Neck-Sally schaust du auf den Boden oder in den Himmel?' 'Weird-Neck-Sally dein Kopf sitzt schief.' Das letzte war noch nichtmal besonders geistreich! Ich weiß, dass mein Kopf schief ist!"
 

Ein weiterer Windstoßfuhr zwischen Dipper, Mabel und Larry hindurch, doch dann schien sich Sally wieder zu beruhigen.
 

„Ich will doch nur, dass irgendjemand da ist, ohne mich auszulachen", murmelte Sally und es klang, als hätte sie Tränen in den Augen.
 

„Oh, nicht weinen, Sally", sagte Mabel mitfühlend. „Ich wette du bist wunderschön.Und Larry hier ist eine ganz tolle Partie für dich. Er wird sich bestimmt nicht über dich lustig machen."
 

„Wirklich nicht?", schniefte Weird-Neck-Sally hoffnungsvoll.
 

Larry ließ ein langes unentschlossenes „Ähhhhhh" von sich, aber das schien Sally zu genügen.
 

Als ob man sie mit silbriger Farbe übergossen hätte, wurde Weird-Neck-Sally vor ihrenAugen sichtbar und wurde ihrem Namen überaus gerecht. Sie schien keinen Hals zu haben. Ihr Kopf wirkte zwischen die Schultern gesetztund war seltsam zur Seite geneigt, sodass ihre sich kräuselnden Haare das Gesicht verdeckten wie ein Vorhang, zwischen dem nur ein paar Augen hervorlugten.
 

„Und?", fragte sie.
 

„Sag ich doch.Wunderschön", sagte Mabel, obwohl sie drei Versuche brauchte diesen Satz hervor zu bringen und stieß ihren Bruder an.
 

„Ja", sagte Dipper. „L-Larry ich bin total... total neidisch bin ich. Du Glückspilz du."
 

„Bitte mach dich wieder unsichtbar", schoss es aus Larry heraus.
 

Sallys Augen weiteten sich.
 

„Larry! Unhöflich!", sagte Mabel wütend und Dipper, der einen neuerlichen Wutausbruch vonSally kommen sah, fügte hinzu:
 

„Er hat's nicht so gemeint. Wirklich. Er würde bestimmt liebend gern mit dir gehen."
 

Doch Larry löste sich letztendlich aus seiner Starre.
 

„Lasst mich doch allein Ruhe, ihr Freaks", kreischte er und flitzte los wie ein schreiendes Kaninchen, bevor Dipper und Mabel ihn aufhalten konntenund dabei alle seine übrigen Süßigkeiten aus den Taschen verlor. Sie sahen Weird-Neck-Sally an, in der es zu brodeln schien wie in einem kurz vor dem Ausbruch stehenden Vulkan. Sie schoss an denZwillingen vorbei und Larry hinterher. Man durfte einen Geist niemals wütender machen, als er ohnehin schon war.
 

„ICH BIN KEIN FREAK!", schrie sie. „BLEIB STEHEN! ICH BIN KEIN FREAK! WEIßT DU EIGENTLICH WIE SCHWER ES IST, MIT SO EINEM KOPF EINE ORDENTLICHE FRISUR HINZUBEKOMMEN?"
 

Die Zwillinge folgten Larry und dem Geist so schnell sie konnten. Larry stolperte über eine lebendig gewordene Wurzel und fiel zu Boden.
 

„WER IST HIER EIN FREAK?", keifte Sally die über ihm schwebte und ihre Haare richteten sich nach oben. „ICH BIN KEIN FREAK! DU... DU BLÖDER NORMALKOPF!"
 

Dipper sah sich gezwungen zu handeln. Er griff im Laufen nach einer Tüte Salzstangen, riss sie auf und warf den Inhalt auf Sally, als er nahe genug dran war.
 

Es hatte nicht die erwünschte Wirkung. Salz konnte auf Geister wahre Wunder wirken, aber eine gewisse Menge war entscheidend. Hier brachte es nicht mehr als Sallys Aufmerksamkeit auf die Zwillinge zu richten.
 

Mit glühenden Augen streckte sie den Arm aus, die Bäume griffen mit ihren Ästen nach den Geschwistern und drückten sie fest an ihre Stämme.
 

„Ich bin kein Freak", weinte Sally und wandte sich wieder Larry zu, ein richtiger Wirbelsturm hatte sich um sie herum gebildet. „Immer haben mich alle so genannt. Aber vielleicht hatten sie ja doch recht."
 

„Was machen wir jetzt?", schrie Mabel durch den Wind zu Dipper.
 

„Ich habe keine Ahnung. Wie soll man jemanden beruhigen der kein Freak sein will, obwohl er weiß, dass er einer ist?"
 

„Das ist es!", rief Mabel. „Das ist die Idee. Sally! Sally! Hör mir einen Moment zu, bitte! Egal was du tust, du kannst nicht ändern wer du bist. Aber was auch immer du jetzt gerade tun willst, lässt dich zu etwas noch schlimmeren werden. Du bist ein Freak, Sally!"
 

„Mabel!", kreischteDipper, der Sally deutlich zusammenzucken sah.
 

„Aber das ist in Ordnung", rief Mabel unbeirrt weiter. „Ich bin nämlich auch ein Freak! Ich liebe meine Stofftiere, stricke eigenhändig Pullover und war mal verknallt in George Washington."
 

„Mabel, was soll das?"
 

„Und schau dir meinenBruder an", machte Mabel schnell weiter. „Er hat nichts als Geheimnisse und Rätsel im Kopf. Und sein Kopf ist schon riesig."
 

„Hey!"
 

„Eine richtige Melonenbirne. Mit weichen Nudelarmen. Und er steht auf billige Popsongs, wie Discogirl von Baba."
 

„Okay Mabel, das reicht jetzt", sagte Dipper, knallrot im Gesicht.
 

„Alle Leute haben etwas, dass ihnen peinlich ist und das sie zu einem Freak macht. Und Larry ist auch ein Freak. Er hat bestimmt auch etwas das ihm peinlich ist."
 

„Wirklich?"
 

Larrys Augen huschtenvon Mabel und Dipper zu Sally, die abwartend über ihm schwebte. Larry sprang auf, starrte Sally an – und rannte in den Wald hinein.
 

„Larry!", schrie Dipper wütend und wünschte er könnte ihm eine rein hauen. „Wehe du lässt uns jetzt im Stich!"
 

Mit einem wütenden Aufschrei hob Sally wieder den Arm, woraufhin sich ein Baum entwurzelte und krachend zu Boden fiel, dem folgenden Aufschrei nach ganz in der Nähe von Larry. Sie konnte den Weg zwar nicht verlassen, da sie darauf gestorben war, aber das schien sie nicht davon abhalten zu können Dinge in dessen Umgebung zu kontrollieren.
 

„Larry!", rief Mabel. „Wenn du jetzt abhaust, bist du kein Stück besser als Jeffrey!"
 

Dipper hatte keine Ahnung, was Mabel damit bewirken wollte. Besser sein als Jeffrey? Was sollte das bedeuten? Umso mehr überraschte es ihn zu zusehen, wie Larry wieder aus dem Unterholz trat und schnurstracks auf Sally zu marschierte, den Arm gegen den wirbelnden Wind erhoben.
 

Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder, sah Mabel an, machte den Mund wieder auf und sagte: „Ich... ich weine. Ich habe geweint, als mein bester Freund Jeff aus dem Urlaub zurückkam und mir nichts davon gesagt hat. Ich weine bei jeder traurigen Stelle in einem Film. Und manchmal weine ich auch einfach so, wenn ich allein bin. Ich kann nichts dagegen tun." Als hätte man einen Stöpsel gezogen sprudelte es aus Larry heraus. „Und ich stehe auf die Serie Glitter Fairys. Leute sagen das sei eine Serie für kleine Mädchen, aber die verstehen nicht, dass eine gute Geschichte immer noch eine gute Geschichte ist, auch wenn sie knallbunt und voller glitzernder Feen ist. Und eigentlich würde ich das nie zugeben, aber ich habe Angst, dass du noch mal einen Baum auf mich schmeißt."
 

Mabel, Dipper und Sally starrten Larry an, dessen Knie an einander schlugen, als wären sie aus Wackelpudding.
 

Sally stockte kurz, starrte Larry an, presste die Hände auf den Bauch und fing gackernd an zu lachen. Der Wind verflog und die Bäume entließen Dipper und Mabel aus ihrer Umarmung.
 

„Du kannst jetzt damit aufhören", maulte Larry peinlich berührt, weil sich Sally in derLuft auf den Rücken liegend und mit den Beinen strampelnd einen ablachte.
 

„Also wenn ich Weird-Neck-Sally bin", kicherte Weird-Neck-Sally, „dann bist du ab heute Pudding-Knee-Larry."
 

„Wenn's denn sein muss", murrte Larry.
 

„Oowww", rief Mabel entzückt. „Spüre ich da etwa eine große Portion Liebe zwischen euch?"
 

Larry wurde knallrot und Sally vor Schreck einen Augenblick lang unsichtbar.
 

„Oh nein, oh nein. So ist das nicht. Ich meine, ich habe gesagt, dass er niedlich ist, aber ich habe das so doch gar nicht gemeint. Ich meine vielleicht aber...das geht doch nicht... ich bin doch ein Geist... Also nimm es mir nicht übel. Ich wollte einfach nur jemanden, der mit mir den Weg entlang geht."
 

„Ist schon gut,Sally", sagte Dipper, packte seine Schwester und schleifte sie mit. „Hör einfach nicht auf sie." An Larry gewandt fügte er hinzu, auch wenn es ihm etwas schwer fiel: „Danke. Dass du zurückgekommen bist."
 

Larry zuckte nur dieSchultern und Dipper zog seine Schwester unter schwerem Protest weiter.
 

„Lass los, Dipper. Ich will mir das ansehen. Das ist so romantisch."
 


 

Sie gingen den Weg Paarweise weiter. Mabel und Dipper vorne, Larry und Sally ein Stück hinter ihnen. Larry hatte keine Einwände dagegen gehabt, den Rest des Weges neben einem Geist zu verbringen.
 

Mabel versuchte einen Blick zurück zu werfen.
 

„Lass das, Mabel" ,mahnte Dipper, der spürte, dass Sally das gar nicht gefiel.
 

Mabels Kopf ruckte wieder nach vorne. „Ich mach doch gar nichts", sagte sie mit einem gequältem Gesichtsausdruck. Sie überlegte kurz. „Weißt du, was wirklich lustig ist? Eine Brücke zu schlagen!"
 

Und schon hatte sie mitten auf dem Weg genau das gemacht und starrte zu Sally und Larry hinüber.
 

„Ernsthaft?", fragteDipper.
 

„Was denn? Ich schlage nur eine Brücke, das ist alles."
 

Doch plötzlich zischte Mabel unkontrolliert auf allen Vieren los, bis sie zehn Meter weiter unsanft auf dem Rücken landete.
 

Dipper drehte sich um und sah Sallys grün leuchtende, erhobene Hand. Dipper grinste.
 

Bald darauf kreuzte sichder Weg mit einem breiteren Waldpfad. Dipper konnte einen leichten Schimmer an Larrys Hand erkennen, wahrscheinlich von Ektoplasma.
 

'Er hat wirklich versucht, sie an die Hand zu nehmen', dachte Dipper.
 

„Weiter kann ich nicht gehen", sagte Sally. „Larry, es war mir eine Freude."
 

Mabel stieß Larry an.
 

„Ja äh... also...wenndeine Haare so nach oben fliegen, dann...", druckste Larry mit immer leiser werdender Stimme, „dann musst du nicht unbedingt unsichtbar sein."
 

„Oooooowwwwww!",sagte Mabel hinter Larrys Rücken, die Hände auf ihr Gesicht gepresst, als wolle sie kleine Herzen aus ihren Ohren drücken.
 

„Lass gut sein,Mabel", mahnte Dipper wieder.
 

„Also dann. Bye", sagte Weird-Neck-Sally und mit einem leisen Lachen verschwand sie.
 

„Ist sie jetzt weg,für immer?", fragte Larry Dipper.
 

Dipper zuckte dieSchultern. „Kann gut sein."
 

„Keine Sorge, Larry",sagte Mabel und zwinkerte ihm zu. „Wir kommen bestimmt noch mal hier vorbei. Ich hab's dir doch versprochen. Beste Klassenfahrt aller Zeiten."
 

„Also habt ihr all das komische Zeug wirklich erlebt?", fragte Larry, als sie auf den Waldpfad einbogen.
 

„So ziemlich."
 

Larry überlegte kurz. „Also das ist echt cool", entschied er letztendlich.
 

Sie schwiegen einen Moment.
 

„So", sagte Larry dann lang gezogen und sah abschätzend zu Dipper. „Babba, hm?"
 

Dipper erwiderte seinen Blick. „Glitter Fairys, hm?"
 

„Es macht mir nichts aus, dass du Babba hörst."
 

„Und mir macht es nichts aus, dass du Glitzerfeen magst."
 

Und innerhalb einerSekunde hatten sie eine Übereinkunft getroffen.
 

„Wir werden niemandemdavon erzählen."
 

„Dipper, schau mal da", rief Mabel plötzlich mit ausgestrecktem Finger und flitzte los. Dipper und Larry folgten ihr. Der Weg machte eine sanfte Biegungum eine Grasfläche, zwischen der keine Bäume mehr standen. Dipper,Mabel und Larry rannten auf das Gras und sahen nach unten.
 

Hinter einem Streifen aus Nadelbaumkronen konnten sie ein kleines Tal sehen, in dem sich lauter kleine Häuser an einem kleinen Netz aus Straßen zusammengefunden hatten und über dessen Mitte sich ein gespaltenes Kliff streckte.
 

Dipper und Mabel holtenmit einem Mal tief Luft und brachen in absoluten Jubel aus.
 

Sie waren in GravityFalls.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Blue_StormShad0w
2017-09-25T12:50:19+00:00 25.09.2017 14:50
Guten Tag.
Super Kapitel! Die Geschichte hier war echt klasse. Wirklich schaurig an den bestimmten Stellen, aber sehr unterhaltsam. (^-^)
Hab' langsam das Gefühl, das Larry noch ein guter Freund für Dipper und Mabel wird. (^^)
Diesen Jeffrey kann man in der Pfeife rauchen! Hoffen wir mal, dass er noch das bekommt, was er verdient.
Also, auf bald!


Zurück