Du bist ich und ich bin du von Kalihana (nach einer wahren Geschichte) ================================================================================ Kapitel 7: Aijnomeain - 4 ------------------------- Mit Tränen in den Augen rannte ich in Richtung des Meeres. Schon die ganze Zeit hatte ich es so übermächtig rufen hören. Rennend überquerte ich die Stege. Manche Männer riefen mir etwas hinterher, doch ich hörte gar nicht zu. Mein Herzschlag war das Einzige, was ich hörte. Jonos Blick hatte sich so eiskalt in meinen gebohrt, als ich ihm sagte, weswegen ich hier war. Die Wellen schlugen über mir zusammen. Es tat so gut das Wasser um mich herum zu spüren. Um nicht Gefahr zu laufen den Schiffsverkehr zu behindern, tauchte ich weiter. Weiter auf das Meer hinaus. Als ich mich weit genug wähnte, tauchte ich auf. Hievte mich mithilfe meiner Magie auf die Wasseroberfläche. Mein Atem ging schwer. Kaum hatte ich bemerkt wie sehr mich der Sprint und das Schwimmen beanspruchten. Tief atmete ich die salzige Seeluft ein, als ich einen ungewöhnlichen Windzug verspürte. Jemand stand hinter mir. Er sagte nichts und ich regte mich auch nicht. Die Chance, dass es sich um ihn handelte war viel zu groß. Dann plötzlich legte er einen Arm um meine Taille, schritt neben mich, nahm die schwarze Kapuze runter. „Ich kann mir denken, weswegen du hier bist.“ Bitter lachte ich auf. „Du sagtest gestern schon, dass ich in Gefahr sei.“ Stumm fixierte mein Blick den Horizont. Die Sonne schritt gerade durch den Zenit. „Das Brandzeichen auf deiner vorderen Hüfte, du bist aus dem Königshaus von Oberägypten.“ Nun glitt mein Blick zu ihm. Unsere Blicke verhakten sich. Ohne eine Antwort meinerseits sprach er weiter: „Du bist sicherlich hier, um mich zu töten.“ Traurig senkte ich meinen Blick. Die Luft um uns herum war wieder so dick. Als wenn irgendjemand auf hoher See uns belauschen könnte. All die Müdigkeit der letzten Jahre traf auf mich ein. Nun fühlte ich mich so unendlich alt. „Ich wurde nicht vom oberägyptischen Königshaus geschickt.“ „Sondern?“ „Von dem Herrscher von Kul’elna.“ Wissend nickte er langsam. Nach einer Unendlichkeit des Schweigens, in der ich versuchte herauszufinden, was er dachte, wagte ich zu fragen: „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“ Wie aus tiefen Gedanken gerissen, schaute er mich verwundert an. „Ich bin dir einfach gefolgt. Mein Gefühl sagte mir, dass du hier sein würdest.“ Verdutzt brachte ich heraus: „Du findest mich mitten im Meer, weil dein Gefühl dir sagt, wo ich bin?“ Er lächelte entschuldigend. „Wenn du es sagst, klingt es sehr merkwürdig.“ „Allerdings. Doch lassen wir dies beiseite. Was gedenkst du jetzt zu tun?“ Er ließ mit einem Ruck von mir ab. Begann vor mir auf und ab zu gehen. „Es ist eine schwierige Situation. Warum hast du mich nicht bereits vergangene Nacht getötet?“ Mein Herz stockte. Das hatte der Andere mich auch bereits gefragt. „Offiziell? Weil ich dein Vertrauen gewinnen will. So dass keiner am Ende denkt, dass ich dich umgebracht hätte. Die Wahrheit? Ich hatte nicht einen Moment daran gedacht. All die Zeit… und dann hast du mich in den Arm genommen… da war so etwas Merkwürdiges…. Ach, ich weiß auch nicht.“ Meine Gedanken rasten. „Ich kann es einfach nicht.“ Aufgebracht nahm er mein Gesicht in seine Hände. Es war bestimmend, doch nicht grob. Meine Haut begann zu brennen, wo er mich berührte. Sein Körper schmiegte sich an meinen, meine zitternden Hände vergruben sich in seinem Umhang, streiften seine Brust. „Du musst mir alles erzählen.“ „Nein“, hauchte ich tränenerstickt. „Ich will dir helfen.“ Ganz sanft klang seine Stimme wie Musik für meine zermarterte Seele. „Das kann niemand mehr.“ Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel. Wie lange hatte ich wohl nicht mehr geweint? „Doch, ich kann das. Ich kann und werde dir helfen.“ So sanft seine Worte waren, so tief trafen sie mich. „Bitte gib mir Zeit. Wenn du mir helfen willst, dann lass uns weiterhin so tun, als würdest du mich als deine Mätresse haben wollen.“ „Wie sollte ich das erklären? Normalerweise müsste ich dich wegen des Vergehens an Sani auspeitschen lassen.“ „Dann tu das. Tu, was du nicht lassen kannst!“ Meine Wut wiedergefundrn, wandte ich mich von ihm ab. Sofort tat mir mein Ausbruch leid. „Wenn das so weiter laufen soll, dann musst du auch das tun, was ich sage.“ „Und dazu gehört?“, fragte ich patzig. „Sani wird auf dich aufpassen.“ „Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst.“ „Ich bin da anderer Meinung. Sie soll ein Auge darauf haben, was du so treibst.“ „Also wird sie dir von jedem meiner Schritte berichten?“ „Exakt.“ „Und weiter?“ „Du wirst wohl mit mir schlafen müssen.“ „Was?“ Entrüstet drehte ich mich zu ihm um, wollte einen weiteren Schritt rückwärts machen, doch hatte er mithilfe der Luftmagie eine Mauer hinter mir errichtet, gegen die ich stieß. Mir wurde heiß und kalt. Er kam auf mich zu, lehnte sich locker über mich, stützte sich mit seinen Armen von der Wand ab. Er war gute 1 ½ Köpfe größer als ich. „Du- du…“, mehr brachte ich nicht heraus. „Ich?“ „Du kannst mich nicht zwingen.“ Unsere Nasenspitzen berührten sich. Seine Hände streichelten über meine Arme. „Du mich genauso wenig, Meain. Ich will Antworten und wenn ich diese nicht bekomme, spielen wir nach meinen Regeln. Der Herrscher von Kul’elna ist nicht mein einziges Problem.“ Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Langsam wurde ich wahnsinnig. „Stell deine Fragen.“ „Wie ist dein ganzer Name?“ „Aijnomeain-Hathor.“ „Aijnomeain-Hathor….“ Er klang nachdenklich. „“Wie heißt der Herrscher von Kul’elna?“ „Das kann ich nicht sagen“, flüsterte ich ängstlich, „Er hört es, wenn man seinen Namen sagt.“ „Gut, dann schrei ihn hinaus.“ „Nein.“ Tränen der Angst stiegen in mir auf. „Wenn dir dieser Mann solche Angst macht, dann sollte ich ihn gleich töten.“ Seine Muskeln spannten sich an, er starrte mich wild entschlossen an. „Atemu, du weißt nicht was du sagst.“ „Das weiß ich sehr wohl. Ich werde ihn töten, bevor er mich tötet und du wirst….“ „Was werde ich?“ Unausgesprochen hingen die Worte in der Luft, als ich die unangenehme Kälte spürte. Der Mantel der bedrückenden Stille, der über uns gelegen hatte, wurde zerrissen. Atemu zog mich eng an sich, legte seinen Umhang um meinen Körper. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)