MSTory 7: Seto Kaiba und die neunschwänzige Sue von abgemeldet (MSTing zu "Ein Jahr auf Hogwarts") ================================================================================ Kapitel 7: Erloschen -------------------- Nachdem die Kommentatoren die Bibliothek verlassen haben, sind sie einmal mehr durch die Gänge des Schlosses unterwegs. Jetzt, wo weder Darna noch Feadorus bei ihnen sind, wirkt das Gewölbe noch ausufernder als beim letzten Mal. Sie eilen voran; keiner der Gänge ist beleuchtet und das, was überhaupt in den spärlichen Kegel ihrer Fackeln fällt, sieht alles gleich aus. Doch man hatte ihnen den Weg einmal gezeigt, und er war nichts, das nicht mindestens Malik noch rekonstruieren konnte. „Nein, links“, murmelt er genervt, hängt wie ein träges, grünes Bündel in Viggos Armen, nur um ein paar Schritte später darauf hinzuweisen, dass sie bitte das andere Links nehmen sollen. Nach einer gefühlten Ewigkeit treten die Vier auf den ersten Gang, in dem Fackeln an den Wänden hängen; er ist voller Türen aus einem Holz, das unter dem flackernden Licht rötlich schimmert und bei denen man wissen muss, was dahinter liegt, um nicht Gefahr zu laufen, irgendeine Wache zu wecken oder Darna Goldkelch in flagranti mit dem Architekten zu erwischen. Zu allem Überfluss sehen sie alle völlig gleich aus, doch Arin hatte, bevor sie aufgebrochen waren, die Klinken ihrer Türen mit farbigen Bändchen markiert, und so finden sie sich zumindest auf den letzten Metern schnell zurecht. Viggo verschwindet mit Malik auf dem Arm hinter einer der Türen und winkt Dando und Arin zum Abschied. Dando nickt ihnen zu, öffnet schließlich die Tür und tritt ein. Die Luft des völlig überheizten Raumes erschlägt ihn beinahe; sie riecht muffig und verbraucht, und weder die zahlreichen Kerzen auf den Kommoden und Beistelltischchen noch das prasselnde Feuer des Kamins, der wohl provisorisch mit dreimal so viel Holz beladen wurde wie nötig wäre, erhellen ihn wirklich. Was bei Tageslicht möglicherweise eine weiß verputzte Wand war, wirkt im Moment wie eine dunkle, graue Fläche, gerade so erhellt durch orangenes Flackern, dass man noch sehen konnte, wo das Zimmer wieder aufhörte. „Alter, wenn du hier auch noch zu rauchen anfängst, sterbe ich“, kommentiert Arin, der die Tür schließt und mit teils amüsiertem, teils angeekeltem Gesichtsausdruck an ihm vorbeihuscht, den Blick gerade aus zu den Betten, die in den Ecken des Raumes stehen. „Naja, ich will das Linke.“ Arin lässt seinen Rucksack und die zwei Satteltaschen, die er an den Seiten trägt, geräuschvoll zu Boden fallen. Prüfend setzt er sich auf das Fußende des Bettes, wippt einige Male auf und ab. „Das ist doch nicht mal schlecht. Ich hatte Angst, dass sie uns irgendwelche Pritschen geben, aber scheinbar sind wir direkt in die High Society von Klaburiah aufgestiegen.“ Dando zuckt nur müde mit den Schultern, wirft im vorbeigehen seine Tasche auf einen der Sessel, die schräg vor dem Kamin stehen, und schlurft zum Fenster. Die wuchtigen Vorhänge, die fast die gesamte Wand einnehmen, sind so staubig wie sie aussehen. Dando bereut noch in derselben Sekunde, diese Zusammenballung grauer Flusen und Fusseln, hier und da mit ein paar roten Fäden eingewoben, überhaupt angerührt zu haben. Während er die Luft anhält und ein paar mal demonstrativ vor seinem Gesicht wedelt, lehnt er sich vor und blickt in die Nacht hinaus. Dando braucht einen Moment, um den Verschluss des Fensters zu finden. Als dann einer der zwei Flügel knarrend aufschwingt, dringt eiskalte Luft herein, die angenehm prickelnd über seine nackten Arme zieht. Sie trägt einen undefinierbaren Geruch mit sich; süß, aber auch ein bisschen metallisch, mit etwas eigenartig Klarem darin. Genussvoll saugt er die Lungen voll. Klaburiah riecht nicht einmal schlecht. Undefinierbar, ja, aber nicht schlecht. Erst als er ausatmet kommt ihm der Gedanke, dass der Geruch genauso von Leichen stammen konnte, die zu verwesen begonnen hatten, und die im Moment noch überall in der Stadt liegen mussten. Dando schmunzelt bei dem Gedanken und fischt seine Zigaretten hervor. Mit einem wohligen Seufzen verengt er die Augen zu Schlitzen, als einen Moment später nussiger Tabakrauch in seiner Kehle brennt und schwingt sich auf den Fenstersims. Klaburiah liegt am Fuße eines Berges; ihr Schloss war auf und vermutlich tief in ihn hineingebaut worden. Dando staunt, als ihm auffällt, dass sich fast die ganze Stadt von hier aus überblicken lässt. Sie ist so groß, dass es hunderte Generationen gebraucht haben muss, um sie zu errichten – doch Klaburiah ist völlig erloschen; ihre unzähligen Türmchen, Gebäude und Mauern, die wie die Ringe eines Baumes die Segmente der Stadt voneinander trennen, werden nur noch durch das blaustichige Licht des ungewöhnlich großen Mondes erhellt. Er braucht einen Moment, um den Anblick auf sich wirken zu lassen. Nachdem ein Viertel der Zigarette zu Asche zerfallen ist, kommt ihm die Stadt immer mehr wie ein radialkonzentrischer Friedhof vor; ihre Gebäude sind Grabsteine, und die fahl und hell scheinenden Pflasterstraßen die Wege dazwischen, über die niemand gehen wird, um sie zu besuchen. Weiter unten ruft jemand; Dandos Kopf zuckt herum. Teilweise verdeckt hinter der Wölbung der Außenmauer liegt der Platz, über den sie vorhin gekommen sind, und auf dem man mittlerweile die Fackeln entzündet hat. Beim Anblick der kleinen Insel aus Helligkeit seufzt er leise, selbst verwundert über die Erleichterung, die er auf einmal spürt. Klaburia mochte eine steinerne Nekropole sein, aber sie ist noch nicht gänzlich verlassen. Einer von Darnas Wachen steht unter dem Torbogen. Drei Bürger in langen Mänteln, über und über beladen mit Taschen und Behältnissen, treten zu ihm; sie scheinen sich zu unterhalten, bis der Wächter in die Richtung des Schlosses deutet. Die drei marschieren weiter, während eine größere Gruppe bereits aus dem Schloss eilt. „Was gibt's denn zu sehen?“, fragt Arin plötzlich, der so nah an Dandos Gesicht ist, dass sein Atem über sein Ohr kitzelt. Er verschluckt sich vor Schreck an der Zigarette, hustet mehrmals und pustet Arin den Qualm mit einem verächtlichen Grunzen entgegen. Der Bogenschütze weicht theatralisch zurück, lacht verschlagen und ist plötzlich wieder ganz nah bei Dando. Seine grünen Augen blitzen auf, als er die halb abgebrannte Zigarette erspäht. Arin schürzt die Lippen, bis er ihm den Stummel widerwillig dazwischen steckt. „Ich denke, sie haben die Leute reingelassen und fangen an, die Stadt zu durchsuchen“, murmelt Dando. Die nächste Gruppe Bürger tritt durch den Torbogen; der Größte unter ihnen schiebt einen vollbeladenen Karren vor sich her. Arin, der noch immer Dandos Zigarette als Geisel hält, hievt sich ebenfalls auf den Sims. „Weißt du, wenn sie als erstes dazu übergehen, die Stadt zu plündern, sind die Mietpreise in Klaburiah die nächsten Jahre vermutlich ziemlich niedrig.“ Arins Blick rangiert irgendwo zwischen entsetzt und amüsiert, als er in einer bizarr langsamen Bewegung den Kopf wendet und ihn anstarrt. „Vielleicht ziehen die auch alle nur hier ein?“, meint er hämisch. „So verschwenderisch groß, wie dieses Schloss ist, stehen die meisten Stockwerke doch eh leer, oder was glaubst du, wann hier zum letzten Mal geputzt worden ist? Wir sind vorhin durchgegangen: Hier ist keine Sau außer Darna, Feahaumichtot und den paar Wachen.“ Arin zieht ausgiebig an der Zigarette, deren Knistern kurz überdeutlich zu hören ist. „Du denkst, sie siedeln die Überlebenden in das Schloss um?“ „Wieso nicht? Die Stadt ist doch im Grunde auch leer, selbst wenn sich noch irgendwo ein paar Nicht-Verrückte versteckt haben sollten.“ Arin sinkt wieder von dem Sims, streckt sich und reicht Dando den kläglichen Rest der Kippe, der gerade noch für einen halben Zug ausreicht. „Wenn ich hier leben würde, würde ich auch lieber in dem großen Schloss mit den vielen Toren und Wachen wohnen, nicht irgendwo mitten in einer verlassenen Häuserzeile.“ „Dann räumen sie halt erst ihre eigenen Häuser aus, weil sie wissen, wo alles ist. Geplündert wird danach.“ „Was hast du nur mit deinen Plünderungen?“, lacht Arin, schwingt sich unter dem Vorhang hindurch und verschwindet wieder im Zimmer. „Hey, ich kenne Leute wie diese Darna Goldkelch. Die Königin ist offiziell weg, also übernimmt sie das Kommando. Darna wird sich alles unter den Nagel reißen und die Überlebenden kaufen: Nahrung, Kleidung, egal. Es liegt alles rum und gehört ihnen. Selbst wenn diese Eloihim irgendwie überlebt hat und zurückkehrt: In dem Moment, in dem sie es tut, wird sie niemanden zum Regieren haben.“ Dando drückt die Zigarette auf dem Fenstersims aus, schlägt die Flügel nach einem weiteren, genüsslichen Atemzug zu und zieht den Vorhang zurück. Leise fluchend und hustend überlegt Dando, wie er den Zigarettenstummel entsorgen könnte, ohne dass in ein paar Tagen die Bewohner einer mittelalterlichen Welt den wie Gold schimmernden Schriftzug „Morleys“ auf blütenweißem Filterpapier entdecken und das kosmische Gleichgewicht auseinanderdriftet. Schließlich schnippst er ihn in den Kamin. Metallisches Klicken hallt überdeutlich von den Wänden wider, als Arin die Verschlüsse seiner Brustplatte löst und sie einen Moment später vor sein Bett stellt. „Ich bin mir nicht sicher, ob du diese Darna bewunderst oder verabscheust“, meint er belustigt und macht sich daran, das lange, dunkelblaue Tuch abzuwickeln, das seinen Oberkörper verhüllt. Dando runzelt die Stirn. „Ich denke, sie ist jemand, der Probleme angeht. Bin mir nicht sicher, was ich von ihr halten soll.“ Arin steht mittlerweile mit nacktem Oberkörper vor ihm. „Nun, ich halte sie für eine manipulative Bitch. Als ich vorhin Torquemadas Gepäck sortiert hab, hab ich einen Brief von ihr gefunden. Sie hat einen Soldaten bestochen, in dem Turm bei diesen Feldern zu bleiben, obwohl die Königin alle zurückgerufen hat. Der Grund? Irgendeine Lieferung abfangen und umleiten.“ „Hat sie?“, platzt es aus Dando heraus, der mit leicht geöffnetem Mund ein bisschen baff wirkt und noch immer Arin anstarrt, der in Rekordgeschwindigkeit seine Hüllen fallen lässt. „Ich sag's doch, falls Eloihim zurückkehrt, ist sie keine Königin mehr.“ „Ach, Danny“, kichert Arin und öffnet seinen Gürtel. „Schau mal, dort drüben.“ Dando sieht in die Richtung und bemerkt auf einer Kommode etwas abseits eine große Schüssel, daneben mehrere gefaltete Tücher und einen faustgroßen Klumpen, bei dem es sich nur um Seife handeln kann. „Wir dürfen uns mit dem gleichen Wasser waschen. Kinky!“ „Eine ... Waschschüssel, oh Gott“, seufzt Dando. Als er sich wieder umwendet, fällt gerade Arins Boxershort zu Boden. Er steht völlig nackt vor ihm, die Beine leicht gespreizt und das Becken so weit vorgedrückt, dass er es mit Absicht tun muss. Dandos Gesicht scheint zu versteinern, als er seinen Kumpel nur anstarrt. Arins dunkler, wohlgeformter Körper schimmert im Feuerschein wie Bronze, und auch wenn er nicht sonderlich muskulös ist, zeichnen die Schatten allzu deutliche Konturen auf seinem Bauch und seinen Beinen. Er fährt mit einer Hand durch sein wuscheliges Haar, zwinkert betont und tritt langsam vor. Wie ferngesteuert wandert Dandos Blick Arins Hals hinab zu seiner festen Brust, sondiert seine eleganten Bauchmuskeln und bleibt für Sekundenbruchteile auf seinem Penis hängen, der dafür, dass er träge von ihm herabbaumelt, einfach viel zu groß ist. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragt Arin mit gespielter Lust in der Stimme. Er sieht Dando tief in die Augen und zündet den Lidschlag des Jahrtausends, dass es jedem mit einem Rest Schamgefühl erröten lassen würde; Dan schießt die Hitze dafür regelrecht ins Gesicht. Von einer Sekunde auf die andere ist er dermaßen angespannt, dass der Muskel unter seinem linken Auge zuckt. „Was...“, hebt er an, vergeht innerlich, als seine Stimme nicht halb so fest klingt, wie erhofft, „glaubst du eigentlich, wie ich jetzt darauf reagieren werde?“ „Hm, weiß nicht.“ Arin lehnt sich vor, um ihm einen Arm auf die Schulter zu legen, neigt sich ihm immer weiter entgegen. Bald sind sich ihre Gesichter so nah, dass Arins bauschiger Scheitel Dandos Stirn kitzelt. „Weißt du, wir sind hier unter uns, Danny. Ich wollte es dir schon länger sagen, aber ich hab einfach nicht den Mut gefunden...“ Dando schluckt verzweifelt; der Kloß in seinem Hals sitzt dermaßen fest, dass er ihn nicht hinunterringen kann. Es war ein offenes Geheimnis, dass er Arin ansehnlich fand, und er wiederum stand Gerüchten zufolge auch auf ihn – aber Arin stand auf alles, was zwei Beine hatte und unter 30 war – oder, im Fall dieses einen Handballers, darüber – und die zahllosen Wortgefechte, überspitzten Komplimente und tiefschürfenden Gespräche über ihr Seelenleben, die sie seit jeher ausgetauscht hatten, war doch nur genau das: Wortgefechte und Geschwätz. Dummes Gestichel unter Freunden. Er kann nicht allen Ernstes glauben, dass sie wirklich...? Arins andere Hand krallt sich so fest in Dandos Schulter, dass ihm ein überraschter Seufzer entweicht. Seine Haut ist so warm und weich, und der Griff seiner Finger so stark, dass Dando reflexartig die Hände vorstreckt und Arin von sich wegzuschieben versucht. „Oh, Danny!“, schmettert es neben seinem Ohr – und die hollywoodreife, vor Spott und Übertreibung triefende Darbietung beseitigt sämtliche Zweifel, die für einen Moment in Dans Kopf gewühlt haben. Kraftvoll schiebt er ihn von sich und blickt in sein Gesicht, dass kaum mehr als eine schalkhafte Grimasse unter bunten Fransen ist. „Welche Krankheit hast du jetzt eigentlich genau?!“ „Danny, ich möchte dir offen gestehen, dass ich beeindruckt bin, wie du es über dich ergehen lässt, wenn ich dich verarsche. Du hast wirklich jeden Versuch der Gegenwehr eingestellt!“ Er schaut aus dem Augenwinkel kurz und betont auf seinen Schritt hinunter. Erst dann wird Dando bewusst, wie sehr ihn sein kleines Nümmerchen eigentlich mitgenommen hat. Die Schamesröte frisst sich wie heißes Öl in seine Wangen. „Man könnte sagen, dass du so standhaft wie eine Eiche...“ Doch weiter kommt er nicht. „Ach, halt deine verdammte Fresse!“, prustet Dando und schubst ihn zurück auf sein Bett, auf dem er mit rudernden Armen und schallendem Gelächter aufkommt. „Die einzige Verarsche war, mit dir in einem Zimmer zu landen! Uuh nein, ihr könnt mich nicht richtig wärmen, ich will mit Viggo in einem Bett schlafen, blaaah“, grunzt er mit quietschig verstellter Stimme. „Als ob bei dieser Kackhitze irgendjemand gewärmt werden muss.“ Als Dando später in sein eigenes Nachtlager einkehrt, landet von der luxuriösen Auswahl an bestickten Kissen und Damastdecken das allermeiste auf den Boden, noch ehe er sich ganz gelegt hat. Der infernalische Kamin oder diese Unmenge an Bettzeug – bei einem davon dürfte es sich um einen Witz gehandelt haben, doch die Pointe geht eindeutig an ihm vorbei. Wie ein Stück Blei fällt er auf sein Laken, zieht die einzig brauchbare Decke – den edel geblümten, dünnen Seidenüberwurf – über sich und gähnt aus vollster Kehle. Drüben räkelt sich Arin und plaudert noch immer mit ihm, doch Dandos Antworten werden zunehmend kürzer und nichtssagender. Auch wenn er durch Jahre des Netflix-Konsums und 4chan-Browsens geschult darin war, seine Müdigkeit bis zu einem gewissen Punkt zu ignorieren - irgendwann war dieser Punkt überschritten ... genauso wie die Renovierung des windschiefen Hauses, dem er und Viggo sich gegenübersehen, bereits lange überfällig ist. Bedrohlich knarren die Bohlen und wiegen sich im aufkommenden Sturm. Blitze grollen über den Himmel und erhellen die Nacht flackernd, lassen die satanisch anmutenden Zeichen auf der Tür vor ihnen, die man ihnen eben noch vor der Nase zugeschlagen hat, umso deutlicher erscheinen. „Vollschuss“, brummt Dando und sieht skeptisch zur Tür. „Na ja, lass uns mal diesen Aldridge suchen.“ Viggo nickt zustimmend. Sie umrunden das Haus in angemessenem Abstand, blicken immer wieder zu den Fenstern. Hinter einem steht die alte Frau, im Zwielicht kaum mehr als ein Schemen mit violett leuchtenden Augen. Dando fröstelt, als er bemerkt, dass er sich den dämonischen Glanz in ihren Pupillen nicht nur eingebildet hat. Als er Viggo darauf aufmerksam macht, fragt er, ob sie vielleicht besessen ist, und auch wenn Dando wenig über Besessenheit weiß; irgendetwas ist an der Idee. Sie scheint zu stimmen, ohne dass er überhaupt sagen kann, wie er darauf kommt. Wieder blitzt und donnert es, verschluckt für einen Moment das Gelächter der Alten, das ihnen im Nacken sitzt. Viggo fährt herum und ruft wilde Beleidigungen, als die Alte auch schon in Deckung geht, nur um Momente später wieder hinter der Wand hervorzulugen. Kopfschüttelnd eilt Dando weiter hinauf zu der Scheune, die auf einem Hügel abseits des Hauses steht. Als sie vor dem angrenzenden Zaun stehen, der sich im Sturm wiegt, als würde er jeden Moment aus dem Boden gerissen, sehen sie in der Entfernung vier oder fünf Kuhleiber, dicht an dicht gedrängt vor einem Futtertrog, dessen Inhalt sie das Gewitter vergessen zu lassen scheint. „Wer füttert denn mitten in der Nacht Kühe?“, fragt Dando. Als sie sich den Tieren nähern, fällt ihnen auf, wie aufgebläht ihre Körper sind. Viggo zuckt nur ratlos mit den Schultern. Er ruft so laut nach Aldridge, dass es sogar von der maroden Scheune zurückhallt. Aldridge antwortet nicht, doch von unten hallt wieder der wirre Singsang der Frau heran. „Lass uns abhauen!“, ruft Dando, doch Viggo hebt eine Hand und winkt ihn zu sich. „Nee, nee! Guck ma da!“, antwortet er und nähert sich Schritt für Schritt dem Trog. Dando folgt ihm widerwillig, stellt angewidert fest, wie feucht es sich anhört, als die Tiere fressen. Als sie nah genug heran sind, schreckt eine der Kühe auf, starrt sie aus ihren violett leuchtenden Augen an, nur um einen Moment später wieder in den Trog zu drängen und ihn wuchtig anzurempeln. Der Stoß lässt einen abgenagten Unterarm herausfallen, welcher dumpf und blutverschmiert auf den schlammigen Boden platscht. Saure Galle macht sich in Dandos Mund breit, als er sieht, was eigentlich im Trog vor ihnen liegt. „Heilige Scheiße...“ Ein Ruck geht durch die Kühe, als sie fast zeitgleich innehalten, die Köpfe heben und sie aus weit aufgerissenen, leuchtenden Augen anstarren. Ihre blutbefleckten Mäuler glänzen im flackernden Licht ihrer Fackeln. Im Trog unter ihnen liegt Eli. Unter dem Schleier aus Blut und Haaren, der auf seinem Gesicht klebt, schimmert abgenagter Knochen. Dando schreckt hoch, als habe man seinen Namen gerufen und sitzt kerzengerade in seinem Bett. Hastig sieht er sich um, braucht einen Moment, um sich seiner Umgebung vollends bewusst zu werden. Aber alles ist noch da, wo es sein sollte; die liederlich zu Boden geworfenen Decken, seine Kleidung, der noch immer viel zu überladene Kamin und dort drüben Arin, welcher friedlich schläft. Dando atmet schwer aus, während er sich langsam zurücklehnt. Erst jetzt bemerkt er, dass das Bett schweißnass ist. Noch immer flackern Bilder eines abgenagten Schädels vor seinem inneren Auge auf, inmitten eines Gewirrs aus blutig verklebten Haaren. Er blinzelt mehrmals, kämpft die undefinierbare Übelkeit hinunter, die in ihm aufwallt und steht schließlich einfach auf. Sein Rücken fühlt sich unangenehm steif an. Auch wenn das Bett zweifelsohne zu den luxuriöseren in diesem Schloss gehört: Mit Laken überspannte Stroh- und Daunenpolster waren etwas anderes als ergonomische Kaltschaummatratzen. Bereits diese erste, viel zu kurze Nacht genügt, um in ihm den Wunsch aufkeimen zu lassen, dass ihr Aufenthalt hier möglichst bald enden möge. Aber dieser furchtbare Traum mit Eli... Dando schüttelt den Kopf. Überhaupt: Die furchtbare Scheiße, die sich hier abgespielt hatte; eine riesige Metropole wurde zu einer Totenstadt, Menschen wie Tiere wurden wahnsinnig, weil irgendeine Fanfic Energie abgab, ganze Getreidefelder waren tot und grau, weil sie ihnen das Leben entzog, ein riesiger Wald totenstill und voller kahl werdender Bäume. In was waren sie hier eigentlich hineingeraten? Dando geht ein paar Schritte, bedacht darauf, Arin nicht zu wecken, der sich mit wüst über sein Gesicht hängendem Haar sachte räkelt. Sein offenbar steinharter Schwanz hebt die Bettdecke auf Hüfthöhe allzu deutlich an; Dando schlussfolgert mit verdattertem Gesicht, dass Arin wohl die besseren Träume abbekommen hat und wendet sich ab, um zur Tür zu schleichen, wo man ihnen auf einer Kommode diverse Krüge und Becher bereitgestellt hat. Der Raum war bereits wieder viel zu stickig und viel zu warm geworden. Mittlerweile fühlt sich sein Hals wie Sandpapier an. Skeptisch beschnuppert er den Inhalt der zwei Krüge. In einem scheint nur Wasser zu sein, und im anderen eine nach würzigen Kräutern duftende Substanz, die er schließlich probiert. Auch wenn Dando nie besonders angetan von Tees war: Das intensive, an Pfefferminze und Bergamotte erinnernde Aroma tut sein Übriges, um den unangenehmen Geschmack aus seiner Kehle zu spülen, den der Schlaf hinterlassen hat. Der Holzvorrat im Kamin ist noch immer beträchtlich; allzu lange konnte er nicht geschlafen haben, denkt Dando. Es war für ihn nicht unüblich, nach ein paar Stunden aufzuwachen; normalerweise rauchte er, ging ein paar Schritte und legte sich wieder hin, doch auch wenn er jetzt noch weit davon entfernt ist, wirklich munter zu sein, so ahnt er, dass ein zweiter Versuch nur in stundenlangem hin- und herwälzen enden würde. Dando geht zum Fenster und wirft einen prüfenden Blick in den Schlosshof hinunter, in dem die Fackeln mittlerweile gelöscht worden sind. Die Überlebenden hatten ihre erste Tour beendet und waren wohl selbst zu Bett gegangen. Er überlegt, ob er rauchen soll. Doch zwischen ihm und der kühlen Nachtluft stehen die schlechtest geölten Scharniere, die das Multiversum je gesehen hat, und das letzte was er jetzt gebrauchen kann ist Arin, der schlaftrunken auf die Idee kommt, seine Morgenlatte abzuhobeln. Schließlich schlüpft Dando in seine Kleidung, greift seine Stiefel und legt sich seinen Kutschermantel um, der besonders schlicht ist, um das Mittelalterimage aufrechtzuerhalten. Zumindest die Tür lässt sich leise öffnen. Dando tritt auf den Gang, lächelt kurz selig, als die angenehm kühle Luft ihn umschließt wie eine Umarmung. Wenn er das nächste mal auf Feadorus treffen würde, würde er ihm dafür danken, keine Kamine auf den Gängen installiert zu haben. Dando zieht seinen Mantel zu, greift eine Fackel aus einem Eimer weiter vorne und entzündet sie bei der nächsten Gelegenheit. Einmal mehr fragt er sich, wieso jemand Geld und Ressourcen ausgeben würde, um ein Schloss zu errichten, das nur aus verwinkelten Gängen zu bestehen scheint und aus riesigen Sälen, die keinerlei erkennbare Funktion erfüllen, außer Raum für pompöse Statuen und Wandgemälde zu bieten. Der mit dunklem Teppich ausgelegte, sogar irgendwie wohnliche Bereich, in dem ihre Zimmer liegen, geht nach wenigen Minuten in einen äußeren Ring über, dessen Decke so hoch ist, dass sie bei der spärlichen Beleuchtung nicht mehr zu erkennen ist. In unregelmäßigen Abständen zweigen Gänge ins Innere ab. Wer sich hier nicht auskennt, würde sich über kurz oder lang verlaufen – und einfach alles sieht gleich aus, von den schlichten, ovalen Säulen, über die Wände aus eigentümlich millimetergenau gemeißelten Felsblöcken bis hin zum Boden, der in jeder Richtung eine spiegelnde Fläche aus schwarzem Marmor mit weißen, blitzartig gezackten Linien ist. Nachdenklich geht Dando in die Hocke, sucht nach einem Grat oder Fugen, irgendeiner Stelle, an der die eine Platte aufhört und die nächste beginnt. Einen Moment später saugt er ungläubig Luft ein, als ihm klar wird, dass der Boden eine einzige, ebene Fläche ist – bereits vor fünfzig Metern war und nach den nächsten fünfzig sein wird. Der Stein ist nirgendwo unterbrochen; Dando wird mulmig bei dem Versuch, sich auszumalen, wie man ihn überhaupt den Berg hinauf befördert, geschweige denn so in dieses Schloss eingefügt hat, dass daraus ein ebenerdiger Boden wird. Hatten die Klaburiahner Magie eingesetzt? Grübelnd geht er weiter, bis er irgendwann in einen halbrunden Knotenpunkt des Gangsystems tritt, und anders als die anderen, die er bisher passiert hat, ist dieser keine leere Blase mit ein paar Wandgemälden, sondern für gesellschaftliche Zwecke eingerichteten. Vor einem Kamin, welcher noch fulminanter ist als der, den sie in ihrem Zimmer haben, stehen mehrere Ohrensessel und ein wuchtiges Sofa. An der Seite sind deckenhohe Bleiglasfenster, deren filigrane Musterungen eine Mutter zeigt, zu deren Füßen vielleicht ein Dutzend Kinder steht und die Hände empor reckt. Der Balkon dahinter umrundet den Turm weitläufig. Wenn es hier auch nur einen Ort gibt, der zum Rauchen geeignet ist, dann ist es dieser. „Jo!“, ruft es von der Seite, als Dando bereits nach seinen Zigaretten angeln will. Er fährt herum und entdeckt das bullige, freudig strahlende Gesicht von Viggo, der auf dem Sofas fläzt und ihm über die Lehne zuwinkt. Einen Moment später lugt Maliks riesiger Kopf dahinter hervor und glotzt ihn aus seinen wunderlichen Augen an. „Hey“, erwidert Dando. „Ihr seid ja auch wach.“ Viggo lacht kehlig und lässt ihn wissen, dass die Luft in ihrem Zimmer furchtbar ist – zumindest für Malik, der nach zwei Stunden oder so darauf bestand, diesen fürchterlichen Raum zu verlassen. „Ich habe ohnehin nicht mehr geschlafen, ich bin schon gar nicht mehr müde!“, quengelt der Mutant. „Isch wär auch noch en Stündel liegin geblieb'n, Aldor, so is es nisch.“ Malik ignoriert den Hünen und winkt Dando herbei. Als er sich rauchend auf die Lehne stützt, ist Malik bereits dabei, mit seinen langen, dünnen Fingern über den Bildschirm eines einem Smartphone ähnelnden Geräts zu wischen und zu tippen. „Wir wären ohnehin bald zu euch gekommen und hätten euch geweckt“, sagt Malik. „Wie ich nämlich festgestellt habe, funktioniert mein MSTcom nicht mehr. Siehst du?“ Malik tippt auf den Bildschirm, der kurz darauf anzeigt, dass die Verbindung nicht gefunden wurde. „Viggos MSTcom funktioniert auch nicht. Ich brauche jetzt deinen, um ihn zu überprüfen.“ Dando stutzt, blickt stirnrunzelnd auf das Display. Beiläufig greift er an eine seiner Gürteltaschen, in der sich das Gerät befindet und reicht es Malik, der es sofort begutachtet. Die Bewegungen des Mutanten werden hastiger, als auch Dandos MSTcom keine Verbindung herstellen kann. „Ich habe versucht, Mission Operator Goe zu kontaktieren, um mich mit ihm über die Hygienestandards von Klaburiah zu beraten“, erzählt er, was Dando und Viggo nur ein schiefes Grinsen entlockt. „Aber wie du siehst ... ich nehme an, dass Arins Com das gleiche Problem hat.“ Er rauft die drei Geräte zusammen und wirft sie dem dösenden Viggo auf den Bauch, der überrumpelt aufschreckt und sie fängt. „Du musst sie öffnen!“ Der Hüne blickt ihn verdattert an, bis ihm klar wird, dass Malik schlicht nicht die Kraft hat, die an sich gewöhnlichen Smartphonehüllen aufzuklappen, und kommt der Aufforderung nach. Darunter ist auf den ersten Blick nichts Auffälliges, doch Maliks große Augen verengen sich bereits zu Schlitzen. „Das habe ich bereits vermutet“, wispert er. Die Anderen neigen sich näher heran, und der Junge sieht sie abwechselnd an. „Um Kommunikation über Dimensionsgrenzen hinweg zu ermöglichen, verwendet Dr. Weinberg Micro-Plotholes. Sie sind in einem speziellen Gehäuse hier im MSTcom eingebettet.“ Malik deutet auf die Komponente, die wie eine Kameralinse aussieht, sich bei genauerem Hinsehen als durchsichtige Kugel entpuppt, welche völlig leer ist. „Sie existieren nicht mehr. Ich muss davon ausgehen, dass es einen Zwischenfall in der Welt der Chaosfee gegeben hat.“ Dando räuspert sich überrascht. „Was denn für ein Zwischenfall?“ „Ey, kann sein, das Torquemada sein Zaubur nisch bloß de FF, sondern auch de PHs versiegelt had?“ Malik quiekt, krallt sich in seine Haare und scheint kurz davor zu stehen, sie sich auszureißen. „Nein, Viggo! Wir haben die ganze Zeit mit Mission Operator Goe kommuniziert! Was auch immer passiert ist, muss sich in den letzten Stunden zugetragen haben. Diese Plotholes werden nämlich durch den Deus ex Machina gespeist, der die Welt der Chaosfee antreibt. Da sie jetzt erloschen sind, gehe ich davon aus, dass es Probleme mit dem Deus ex Machina gibt.“ Malik sieht sie düster an und während Viggo nur völlig unschlüssig dreinblickt, atmet Dando langsam eine dichte Rauchwolke aus. „In der Welt der Chaosfee gibt es einen Deus ex Machina?“ „Ja!“, ruft Malik. „Nur, niemand weiß davon, weil die Chaosfee ihn geheim hält. Nur sie selbst, Dr. Weinberg und ich. Ich weiß es, weil ich es in ihren Gedanken gelesen habe.“ Viggo fährt so wuchtig hoch, dass er fast Malik vom Sofa stößt und einer der MSTcoms scheppernd zu Boden fällt. „Alder, wieso sagste uns so wat nisch?!“ Malik quiekt erneut und krallt sich in Viggos Shirt, an dem er hektisch herum reißt. „Weil ich es ihr versprochen habe, aber das ist vollkommen unwichtig! Versteht ihr nicht? Der Deus ex Machina treibt die Welt der Chaosfee an. Wenn er keine Energie mehr hat, oder sonst wie beschädigt wurde, könnte es sein, dass die Welt der Chaosfee bestenfalls kurz davor steht, in sich zusammenzustürzen und schlimmstenfalls nicht mehr existiert!“ Dando und Viggo reißen alarmiert die Augen auf. Erst jetzt wird ihnen klar, dass Malik, anders als bei seinen sonstigen, spontanen Stimmungsschwankungen, wirklich besorgt ist. Als Viggo vorschlägt, Torquemada zu wecken und ihm davon zu erzählen, stimmen die Anderen zu. Wo der Weg durch die Gänge zuvor eine Viertelstunde gedauert hat, legen sie ihn nun in gefühlten Minuten zurück. Viggo rennt so schnell, dass Dando kaum zu ihm aufschließen kann, und bald stehen sie vor Torquemadas Tür, an die Viggo einmal wuchtig klopft und sie dann einfach öffnet. Anders als in ihren eigenen Zimmern, brennt bei Torquemada kein Kamin; es ist stockdunkel, und im spärlichen Licht, das vom Flur herein scheint, können sie den Inquisitor ausmachen, der mit dem Rücken zu ihnen auf seinem Bett liegt. Viggo ruft einmal lautstark, doch Torquemada reagiert nicht. Beiläufig krabbelt Malik von Viggos Armen und tritt in den Raum. Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in seinem Kopf breit, pocht binnen Sekunden wie steigender Blutdruck hinter seinen Schläfen. Malik blinzelt mehrmals, reibt sich über die Augen. Als er sich umdreht, um zu den anderen zu sehen, sind ihre Gesichter eigenartig entspannt. „Hey, vielleicht sollten wir ihn nicht wecken“, flüstert Dando. „Das kann auch noch warten, ihr wisst, wie sehr er sich verausgabt hat.“ Viggo nickt zustimmend. „Genau, ey. Komm, wia gehn noch a bissel rum un guckin uns de Bilder an.“ Viggo lächelt sanft und streckt eine Hand nach Malik aus, doch der Zwerg weicht überrumpelt zurück und verliert fast sein Gleichgewicht. „Was?! Was soll das? Ihr verhaltet euch völlig widernatürlich!“, quiekt er. „Nisch so laut“, flüstert Viggo mit freundlicher Stimme, macht einen Schritt in den Raum und versucht ihn hochzuheben. Malik verengt die Augen zu Schlitzen, fährt herum und sieht zu Torquemada; innerhalb von Sekundenbruchteilen erfüllt sein mentales, taktiles Feld den Raum, sondiert die Körper des Inquisitors und seiner Freunde, und noch mehr. Malik ballt die Hände zu Fäusten. „... Sie!“ Knisternde Energie flammt um Malik auf, als er in die Luft zu schweben beginnt, umwabert von einem Netz aus zuckenden Blitzen, die sich um seine Arme ballen. „Malik, nein!“, ruft Dando entsetzt, doch der Mutant stößt bereits die Handflächen vor und entfesselt einen tosenden Blitzschlag auf den Inquisitor. Torquemada spürt, wie seine Augenlider zucken. Hinter seiner Stirn ist nichts als angenehme Leere; wohliges, entlastendes Nichts, das wie eine Decke auf seinem Bewusstsein liegt. Wenn er, würde man ihn fragen, auch nur eines sagen wollte, dann, dass er lange nicht mehr so sorglos war wie in diesem Moment. Aber niemand fragt ihn, und Torquemada möchte nichts sagen. Viel eher möchte er sich an den wunderbaren Gerüchen erfreuen, die seine Nase umspielen: Weißer Salbei und Fichtenharz, Myrrhe und Wacholder, mit gerade genug Engelwurz, dass man ihn noch wahrnehmen kann. Der findige Kräuterkundler hatte Zimt so aufgelegt, dass er nicht verbrennt. Ein sanfter Stich dringt in sein Bewusstsein, als hätte ihn ein Floh auf der Brust gebissen – doch Torquemada kümmert sich nicht darum, und der Eindruck verschwindet in der befreienden Leere. Beruhigendes Kaminknistern dringt an seine Ohren. Torquemada atmet tief ein – das Räucherwerk ist herrlich. Aber warum riecht er es überhaupt? Hatten sie den Raum geräuchert, während er schlief? Hatte gar ... Golden ihnen einen Tipp gegeben? Er verwirft den Gedanken in der gleichen Sekunde: Die dumme Pute verstand nichts von Räucherwerk, sie hätte gar nicht das nötige Wissen, um die Klaburiahner zu beraten, wie man einen Raum räuchern musste, in dem jemand schlief, der mit unheiliger FF-Energie in Kontakt kam. Wieder pikst ihn etwas in der Brust, diesmal etwas tiefer, näher an seinem Herzen. Torquemada kümmert sich nicht darum. Angenehme Taubheit macht sich in seinem Körper breit, als würde kühle Nachtluft über ihn streichen. Hörbar zerbirst ein Scheit ... und erneut sticht ihn etwas, deutlich schmerzhafter als zuvor, nur um danach wieder aus seinem Bewusstsein zu verschwinden. Orangene Helligkeit dringt in die Schwärze ein, die ihn umfängt, als er zu blinzeln beginnt. „Ah, Torquemada. Seien Sie unbesorgt. Sie sind hier sicher“, spricht eine kratzige Männerstimme, in der eine gewisse Sachlichkeit liegt, die er zu gut kennt. Er schlägt ruckartig die Augen auf. Sämtliche Muskeln seines Gesichts spannen sich zu einer zornigen Grimasse, lassen die Falten auf seiner Stirn umso tiefer erscheinen. Torquemada will den Kopf heben, doch er ist wie gelähmt, kann nur die Augen bewegen; seine Brust ist übersät mit dünnen, schwarzen Nadeln, welche im Licht des Kamins irisierend glänzen. Neben sich gewahrt er das Gesicht eines kleinen Uralten, die Augen von tiefschwarzen Ringen umrandet, von dessen fast kahlem Schädel nur noch ein schlohweißer Faden hängt. „... du!“, stöhnt Torquemada. Bereits seine Stimmbänder zu bewegen kostet ihn ungeheure Kraft. „Als mir mitgeteilt wurde, dass Sie angereist sind, war ich überrascht. Ich hätte vermutet, dass Golden sich ein bisschen mehr Zeit lässt“, schmunzelt Bookman, führt in aller Seelenruhe eine Hand zu dem aufgeschlagenen Tuch, das neben ihm auf dem Beistelltischchen liegt und greift die nächste Nadel. „Für die Klaburiahner wollen wir uns aber freuen, dass sie sich beeilt hat. Wären sie dem Einfluss dieser FF länger ausgesetzt gewesen, wären sie wohl allesamt zugrunde gegangen.“ Bookmans Finger sind mit silbernen Hütchen besetzt, doch er führt die Nadel mit solcher filigranen Sensibilität über Torquemadas Haut, als könne er durch das Metall hindurch fühlen. „Ich habe dieser Behandlung nicht zugestimmt“, knurrt Torquemada geschwächt. Er braucht mehrere Sekunden, um überhaupt die Luft einzuatmen, die er zum Sprechen benötigt. Torquemada versucht, seine Fäuste zu ballen, einen Zauber zu wirken, um den Alten von sich weg zu stoßen, doch es funktioniert nicht – ihm fehlt schlichtweg die Kraft, die dafür nötig wäre. „Das ist mir bewusst.“ Bookman sieht aus dem Augenwinkel auf Torquemadas zuckende Hand, lächelt unmerklich. „Ich habe mir erlaubt, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um unser beider Willen. Als ich erfuhr, dass Sie nach der Versiegelung der FF das Bewusstsein verloren und man Sie tragen musste, war ich ... besorgt.“ „Du hast es erfahren...? Von wem? Wer...“ Torquemada verstummt, als Bookman die nächste Nadel irgendwo an seinem Hals ansetzt. „Bitte, sprechen Sie nicht. Sie müssen Ihre wenigen Kräfte schonen.“ Er bringt nur noch röchelnde Laute hervor, fixiert mit unstet hin und her zitternden Pupillen den Alten. Hinter Torquemadas Stirn überschlagen sich die Gedanken. Von der seligen Leere, die ihn erfüllt hatte, ist nichts mehr geblieben. Bookman war seit jeher ein hinterhältiger Heimlichtuer – es sieht ihm ähnlich, sich heranzuschleichen, statt ihn zu wecken. Wenn Torquemada nicht erwacht wäre, hätte er seine Prozedur vermutlich einfach vollzogen, und am nächsten Morgen hätte er die kleinen Einstiche auf seinem Körper, falls sie ihm überhaupt aufgefallen wären, für Flohbisse gehalten. Bookman greift einen schwarzen Becher, dessen Inhalt dampft, als würde er die ganze Zeit über kochen, und setzt ihn an Torquemadas Lippen. Der Inquisitor weiß nicht, was er ihm verabreicht, aber es schmeckt so bitter, dass er es am liebsten ausspucken würde. „Ihr Zustand hat sich merklich verschlechtert, seit meine regelmäßigen Behandlungen ausbleiben“, mahnt er. „Sie haben die Organisation überstürzt verlassen, nicht bedacht, dass meine Behandlungen unablässig sind. Nun muss ich nicht nur Ihrem Immunsystem helfen, Ihre Krankheit zurückzudrängen, ich muss Sie zu allem Überfluss von der Abstrahlung der FF reinigen, der Sie sich ausgesetzt haben.“ Wieder holt der Uralte eine Nadel hervor und treibt sie mit einer sanften Bewegung in Torquemadas Haut. Diese Nadeln ... Torquemadas Pupillen zittern immer schneller. Die Nadeln entstammen Bookmans ultimativem Plotdecive. Was im Moment nur als Akupunkturwerkzeug benutzt wurde, konnte sich binnen Sekunden in eine tödliche Waffe verwandeln. Erneut versucht der Inquisitor, eine Faust zu ballen und seine Magie zu entfesseln, doch er kann nicht einmal mehr seine Finger bewegen, die sich anfühlen, als wären sie nicht mehr wirklich da. Als ihm klar wird, dass er Bookman ausgeliefert ist, läuft ihm ein eiskalter Schauer den Rücken hinunter. „Indessen, ich hatte angedacht, Ihnen Eckhardts Panacea zu verabreichen, aber ich weiß, dass Sie mir ewiglich zürnen würden, da Sie die Praktiken des Alchemisten verabscheuen.“ Bookman lacht entschuldigend. „Dann wollte ich Sie exerzieren, aber in Ihrem Zustand hätten Sie die Behandlung vermutlich nicht überlebt. Also entschied ich mich für einen passiveren Ansatz.“ Wieder greift er den Becher mit dem brühend heißen Inhalt und flößt Torquemada etwas davon ein. In seinem Inneren bebt es, als würde sein Körper sich gegen die Substanz wehren; bald ist Torquemada sich nicht mehr sicher, ob die Bitterkeit auf seiner Zunge nur von der Flüssigkeit herrührt, oder ob sich seine Galle darunterzumischen beginnt. Alles scheint sich zu drehen, auf eigentümliche, schwer zu fassende Weise hin und her zu kippen. Am Rande seines Gesichtsfeldes krümmt sich die Wand, doch als Torquemadas Blick dorthin zuckt, ist alles ganz normal, und stattdessen biegt und windet sich der Umriss des Alten auf der anderen Seite des Bettes. Torquemadas Atem wird immer schneller. Der Uralte führt seine Behandlung fort. Bald ist Torquemadas Oberkörper regelrecht übersät mit Nadeln, welche über Stunden hinweg in genau bemessenen Abständen in einer ganz bestimmten Reihenfolge angebracht worden sind. Bookman frischt das Räucherwerk auf und verabreicht ihm immer wieder Dosen des fürchterlichen Getränks. Währenddessen plaudert der alte Mann in fast vergnüglichem Ton über die Geschehnisse, die sich in der Organisation seit ihrem letzten Zusammentreffen zutrugen. Nevan habe sich endgültig von Taldeer losgesagt und ihr die Schuld an ihrer Entführung und Gefangenschaft gegeben; sie und ihre Kolleginnen überlegen nun, die Organisation ganz zu verlassen. Bei mehreren MSTings sei Elypsions Avatar erschienen, kaum dass sich das Plothole öffnete; man vermochte nicht, ihn zu bezwingen, und so bemächtigte er sich der befreiten Sues und nahm sie mit sich – so oft, dass die Organisation entschied, bis auf weiteres keine MSTings durchzuführen. Man habe versucht, Richtward Steen und Setha Kashka als MSTing-Sues zu rekrutieren, mit ausbleibendem Erfolg. Man habe erfahren, dass die berühmt-berüchtigte Alchemistin Eva Lilith Jahwe gestorben und ihre Tochter, Eloihim Jahwe, die neue Königin von Klaburiah geworden sei – sehr zum Missfallen von Eckhardt, der mit Eva Lilith verbündet war. Was danach geschah, schmunzelt Bookman, dürfte Torquemada ja erfahren haben – wohl aber nicht, was sich tief in den Katakomben von Klaburiah verbirgt. Die Organisation habe deutliche Hinweise auf eine ernstzunehmende Bedrohung gefunden und ihre Forschungen eingeleitet. Wenn Torquemadas Stimmbänder nicht durch geschickt platzierte Akupunkturnadeln gelähmt währen, würde er ihn fragen, was um alles in der Welt er meint – doch Bookman scheint seine Gedanken gelesen zu haben. „Sie gehören zu den Wenigen, die das Wissen über die großen, alten Sues mit mir teilen, Torquemada“, spricht er nachdenklich, und sofort weiten sich die Augen des Inquisitors, selbst durch seine allgegenwärtige Lähmung hindurch, vor blankem Entsetzen. „Ich fürchte, es ist wieder so weit, und mehr noch, dass Elypsions Machenschaften darauf abzielen, einen Alten in dieser Welt zu erwecken. Ja, ich bin mir sogar sicher, dass er – Elypsion, nicht der Alte – es war, der die FF, die Sie versiegelt haben, ursprünglich entfesselte, dass alles, all die Opfer von Klaburiah, vielleicht sogar der Tod von Eva Lilith, kaum mehr ist als ein Zug im undurchschaubaren Spiel des Autors. Ich verstehe aber noch nicht wieso. Will er sich des Alten bemächtigen, wie er es bei gewöhnlichen Sues tut? Die Zeit wird zeigen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege.“ Bookman seufzt schwer und langt wieder zu dem Becher, doch als seine Finger ihn bereits berühren, ergreift er ihn nicht. Es klopft an der Tür, die kurz darauf einfach geöffnet wird. Torquemadas Blick huscht hin und her, nach links, wo der Alte ruckartig einen Arm hebt, den Ärmel seiner Kutte zurück reißt und ein rot glühendes Auge inmitten seines Unterarms offenbart, und rechts, wo Dando, Viggo und Malik in den Raum eintreten und sie anstarren – oder eher, in ihre Richtung sehen, denn ihre Blicke scheinen einfach durch sie hindurch zu gehen. „Mit ihren Schülern habe ich nicht gerechnet“, murmelt Bookman überrascht. „Aber sie können uns nicht sehen und nicht hören.“ Die zackige, mutierte Pupille des Auges zuckt herum, sieht die drei abwechselnd an; inmitten des runzligen, hölzern anmutenden Gewebeklumpens, mit dem es an Bookmans Arm verwachsen ist, wirkt es wie ein widernatürliches Geschwür. „Ja, ich denke, die jungen Herren haben es sich anders überlegt und möchten wieder zu Bett gehen.“ Dando und Viggo versuchen, Malik mitzunehmen, doch der kleine Mutant tritt hastig weiter ein und starrt in ihre Richtung. Bookman seufzt, macht eine gleitende Bewegung über Torquemadas Körper; sämtliche Nadeln werden von unsichtbaren Kräften erfasst und aus dem Inquisitor gezogen, legen sich binnen einer Sekunde zu Bündeln zusammen und verschwinden in dem dunklen Jutetuch. „Den jungen Malik habe ich interessanterweise nie länger als einige Sekunden in meinen Illusionen fangen können“, sagt Bookman, als ihm bereits ein knisternder Blitzstoß entgegen zuckt, unter dem er sich hinwegduckt. Malik kreischt wie wild, als sich seine Macht entfesselt. Dando und Viggo folgen dem Schauspiel entsetzt ... bis plötzlich ein Ruck durch ihre Gesichter geht und sie den Raum völlig normal sehen. „Bookman!“, ruft Dando und beschwört zwei Sicheln, die er fest umklammert. Viggo stürmt auf den Alten zu, der noch im Sprung irgendetwas wirft. Einen Moment später fällt der Hüne zu Boden wie ein nasser Sack. Hinter ihm erscheint Dando aus einer Rauchwolke und schwingt seine Waffen, denen Bookman mit Bewegungen entgeht, die seinem Alter Hohn sprechen. Dando schreit auf und setzt ihm nach. Bookman schwingt sich zurück und wirft etwas; die Zeit selbst scheint langsamer zu verlaufen, als Dan mit unter Schmerz und Tränen geschärften Reflexen eine Sichel hochreißt und die auf seinen Hals gerichtete Nadel blitzend davon schlägt. Wieder prescht er vor und hiebt nach dem Alten, doch Bookman packt sein Handgelenk schneller, als er sich teleportieren könnte, reißt ihn mit übermenschlicher Kraft herum und schleudert ihn gegen eine Kommode. Malik baut wieder Energie auf ... und hält sogleich inne, als Torquemadas Stimme durch die Luft schneidet: „Genug! Ich hab euch gesagt, niemals die Anführer der Organisation anzugreifen.“ „Aber...“, hebt Dando an, der sich wieder aufrappelt, doch Torquemada schneidet ihm einfach das Wort ab. „Macht die verdammte Tür zu! Das Letzte, was wir brauchen, sind Wachen, die irgendwelche Fragen stellen.“ Malik huscht zu Viggo, aus dem er einige Nadeln zieht, während Dando zur Tür wankt und sie schließt. Auf einmal hastet Arin an ihm vorbei, der zumindest seine Shorts angezogen hat, seinen Bogen umklammert und ihn alarmiert ansieht. „Was ist denn hier los?“, fragt er und tritt in den Raum, nur um abrupt innezuhalten, als er in der Ecke Bookman bemerkt. „Oh.“ Schließlich fällt die Tür ins Schloss. Dando begegnet dem Blick des Uralten mit größtmöglicher Fassung – und da er weder weiß, was Bookman hier will und tut, noch sich auch nur den Hauch einer Chance ausmalt, ihn zu bezwingen, fällt sie entsprechend gering aus. Das Kaminfeuer lässt Bookmans klare Augen unheimlich schimmern, als er ihn und seine Gefährten alle gleichzeitig mustert. Arin räuspert sich lautstark. „Tja, Bookman, so sieht man sich wieder. Seltsames Gefühl, dass wir eine Ihrer MSTing-Sues vernichten und fünf Minuten später so was wie Frieden schließen, nicht? Ja, ich weiß. Geht uns auch so“, brabbelt er und lacht gestelzt. Hilfesuchend sieht er zu den Anderen, doch Malik rollt nur noch mit den Augen und Dando vergräbt das Gesicht in seiner Handfläche. „Schweigt“, zischt Torquemada. „Das hier war eine Behandlung. Ich habe eine Krankheit, er kann sie eindämmen. Mehr ist nicht dazu.“ Torquemada zieht sich die Decke um den Leib und macht Anstalten, sich zu erheben – doch es bleibt bei dem Versuch und er sinkt ächzend wieder zurück. „Sie sollten ruhen, Torquemada. Diesen Vorschlag mache ich mit größtmöglichem Nachdruck.“ „Ruhen? Wir können ruhen, wenn wir tot sind! Bookman, welcher ist es? Ich muss es wissen! Wenn du Recht hast, dann...“ Torquemada bricht ab, hustet mehrmals. Der MSTing-Sue schließt einen Moment die Augen, neigt den Kopf nach vorn und schüttelt ihn sachte. „Noch ist nichts gewiss. Ruhen Sie sich aus. Ihr vier solltet indessen eure Nachforschungen fortsetzen, und nur eure Nachforschungen. Unser Frieden möchte noch ein wenig länger bestehen bleiben. Ich möchte Orianna noch nicht rächen.“ Von einer Sekunde auf die andere zeichnen gleißende Lichter seine Konturen nach. „Nein, warte!“, ruft Torquemada, doch da ist der alte Mann ist bereits verschwunden. „Ich weiß, das ist jetzt unpassend, aber ... du bist krank? Und datest den Bookman, damit er dich behandelt?“, fragt Arin. Torquemadas Unterarm fällt in einer Bewegung, die ein gleichgültiges Abwinken hätte werden können, auf die Decke zurück. „Wieso seid ihr überhaupt auf den Beinen? Geht in eure Zimmer und schlaft. Wenn er Recht hat, werden wir alle Ruhe brauchen die wir jetzt kriegen können.“ Dando schüttelt den Kopf, kramt seine Zigaretten hervor und fummelt an der Verpackung. „Ich mach hier kein Auge mehr zu. Womit hat er denn Recht?“ „Das ... bleibt abzuwarten.“ Torquemada lächelt müde, und eine Spur resignierter Genervtheit flammt auf seinem Gesicht auf, als Arin sich näher zu ihm beugt, er sich bereits denkt, was als nächstes kommt. „Wir sollen uns jetzt also in Geduld üben?“, fragt der Bogenschütze hämisch. „Du möchtest dich ausruhen und lässt die Organisation ihr Ding machen, weil das immer so gut geklappt hat?“ Torquemada gibt einen tiefen, brummenden Laut von sich. „Nein. Nein, ich denke nicht.“ Langsam richtet er sich auf und lehnt sich schließlich, gestützt von Viggo, an die Wand hinter seinem Bett. „Ihr wisst noch, wie man in diese Höhle kommt, in der das Labor der Hexe ist, richtig? Geht wieder hinunter. Ich muss wissen, was dort unten ist.“ „Was soll dort denn sein?!“, blafft Dando. „Was hat er dir erzählt?“ Torquemada mahlt mit seinen Kiefern, als er die vier einen Moment lang nur ansieht. Auch wenn ihm klar ist, dass sie keine Ruhe geben werden und er sagen kann, was er will – es gibt Dinge, die sie schlichtweg nicht wissen müssen, und so hält er sich, auch dank seiner Müdigkeit, überzeugend im Unklaren. „Es muss mehr Bereiche in dieser Anlage geben. Vielleicht hinter dem Raum, in dem die FF war. Die MSTing-Sues sind dort unten am Werk, und ich will wissen, was sie gefunden haben. Seht euch Eva Liliths Aufzeichnungen an, wenn es welche gibt. Ich will wissen, was die Hexe überhaupt getrieben hat, bevor sie gestorben ist, und wenn ihr auf die MSTing-Sues trefft, haltet euch zurück. Ich denke nicht, dass sie euer Eindringen als Provokation auffassen werden; nicht, solange Bookman und die Chaosfee ihr kleines 'Bündnis' pflegen. Vielleicht schadet es nicht, sie dazuzurufen.“ Malik tritt vor, klopft auf das Bett und macht so laufstark auf sich aufmerksam, dass Torquemada überrascht das Gesicht verzieht. „Chaosfee!“, ruft der Junge, wirft einen der MSTcoms auf das Bett. „Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Es gibt nämlich noch ein Problem.“ „Ach. Was denn jetzt noch?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)