Als du gingst von Eona_ ================================================================================ Kapitel 17: Kapitel 17 ---------------------- ~Bian~ Ich ging zurück nach Haus, vor mir breiteten sich die Scherben aus die mal meine Welt waren. Ich würde mit ihr unter gehen... Vor meinen Augen spielte sich alles noch Mal ab, die Psychose meines Bruders, sein Selbstmord, meine Depression, der Zusammenbrauch meiner Eltern, Anthea wie sie mir auf die Beine half. Wie sie mir half, immer wieder auf zu stehen, auch wenn ich dabei vor der Wirklichkeit floh. Durch sie konnte ich aufrecht gehen, durch sie fand ich immer wieder Halt, egal wie oft man mir ins Gesicht schlug. Sie weckte den Krieger in mir, sie sorgte dafür das ich Kapitel für Kapitel meines Lebens, nicht zusammenbrach. Ich war unbesiegbar mit ihr an meiner Seite... Doch nun war sie nicht mehr da, sie starb und genau wie bei meinen Bruder war ich unfähig es zu verhindern. Der Weg zu meinen Haus war mit Scherben gepflastert. Heute lief ich nicht mehr aufrecht. Mein Rücken war gekrümmt, meine Schritte schleppend. Ich wusste, wenn dieser Junge mir nicht nach gekommen wäre, würde ich jetzt kriechen. Ich war am Ende. Es war als würde ich Barfuß laufen, jeder Schritt der mich meinen Ziel näher brachte, bohrte sich tief in meine Haut. Mein Bruder lehnte an unseren Tor, meine Eltern neben ihn. War meine Mutter schon immer so blass und dünn? Wirkte mein Vater schon immer so übermüdet und überarbeitet? Sie wirkten Beide so kraftlos... Auch sie schienen schon lange nicht mehr aufrecht zu gehen. Mein Bruder wirkte daneben so unerschütterlich wie eine Mauer. In meiner Welt wäre er ein Drache, oder ein Phönix gewesen, stark und unbezwingbar... Ja auch er hatte gelitten, aber er hatte sich nicht unter kriegen lassen. Mit überraschter Miene sahen sie mich an, als wäre ich Jahre verschollen gewesen, als würden sie mich nach langer Zeit wieder sehen. Wie weit weg war ich die ganze Zeit von ihnen gewesen? Zess und Saya kamen sofort angerannt und schmiegten ihre Köpfe an mich, meine Mutter kam auf mich zu und umarmte mich fest. Ihre zittrige Erscheinung verblasste neben der mütterlichen Sorge und Wärme, die sie ausstrahlte während sie mich festhielt. ~Nathaniel~ Ich war Bian bis zum Dorf gefolgt, ohne ein Wort des Abschieds ging sie die Straße weiter. Ich hatte die Wahl: Ihr weiter folgen oder zur Bushaltestelle gehen. Alles in mir schrie danach weiter bei ihr zu sein, doch ein Blick auf die Uhr verriet mir das bald der letzte Zug fährt. Mir blieb keine Wahl als sie allein gehen zu lassen. Ich saß im Bus und fühlte mich Machtlos, ich hatte gar nichts für sie getan! Es fühlte sich alles so unvollständig an. Irgendwas stimmte nicht, ich hatte etwas übersehen! Etwas wichtiges... Ich sollte nicht in diesen Bus sitzen, ich sollte bei ihr sein. Aber was konnte ich schon tun? Bian ließ mich nicht durch, ließ mich nicht an sich heran. Egal wie sehr ich es wollte... Trotzdem, mein Gefühl sagte mir, das mein Platz jetzt bei ihr war, nicht hier. Kurz überlegte ich, ob ich jetzt einfach aussteigen und zurück rennen sollte. "Bian...", nuschelte ich und seufzte. Die Vernunft ließ mich sitzen bleiben und mit den Zug nach Hause fahren. Noch immer mit dem Gefühl der Unvollständigkeit, kam ich Zuhause an und ging ins Wohnzimmer. Amber saß auf der Couch und lackierte ihre Nägel. "Du bist heute wieder spät, hast du ein Glück das unsere Eltern nicht da sind!" "Wo sind sie?", fragte ich Gedankenverloren und starrte auf den Fernsehr. "Geschäftsessen, sie haben vorhin angerufen. Sie haben nicht nach dir gefragt, also hab ich ihnen auch nichts gesagt." "Danke Aber..." Ich ließ mich auf den Sessel fallen und legte den Kopf in den Nacken. Warum fühlte ich mich so schlecht? "Du bist ganz schön blass... Was ist los mit dir in letzter Zeit?" Ich ignorierte ihre Frage und blickte zu ihr. "Was würdest du tun, wenn Charlotte oder Li nicht mehr da wären?" "Hä? Wie kommst du denn jetzt darauf?" Sie pustete gegen ihre Nägel und sah mich skeptisch an. "Sags mir einfach... Was würdest du tun, wenn die Beiden nicht mehr da wären?" "meinst du jetzt wenn sie Umziehen oder...?" Ich schüttelte den Kopf und sie verzog das Gesicht. "Kommt drauf an..." "Worauf?" Ich beugte mich vor und sah sie prüfend an. "Nur damit ich das richtig verstehe, du meinst jetzt, wenn die Beiden nicht mehr leben würden, oder?" Ich nickte. "Nun... Dann kommt es drauf an ob es nur eine oder Beide treffen würde.", meinte sie schließlich. "Was ist der Unterschied?" "Nun ja... Wenn es nur eine wäre, könnte ich mit der Anderen darüber reden... Wir könnten uns zusammen an die Andere erinnern, könnten uns gegenseitig trösten und uns aufbauen. Wenn es Beide treffen würde... Mit wem könnte ich dann drüber reden? Mama, Papa und du... Ihr kennt sie doch gar nicht so wie ich sie kenne. Keiner hat die selben Erlebnisse und die selbe Verbundenheit mit ihnen... Ich würde mich ziemlich einsam fühlen... Egal wie viele um mich herum sind... Ohne Li und Charlotte, wäre ich nicht ich... Es würde etwas wichtiges fehlen und Niemand außer mir würde es so intensiv spüren..." Wir schwiegen kurz, noch nie hatte ich meine Schwester so betroffen gesehen, so verletzlich. "Ach man! Jetzt bin ich wegen dir deprimiert! Warum stellst du mir auch so eine blöde Frage!" Sie sprang auf und ließ mich allein. Ich biss mir auf die Lippe und vergrub mein Gesicht in den Händen. Warum konnte ich nur nichts für Bian tun? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)