Als du gingst von Eona_ ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- ~Bian~ Ich stand wieder bei der Lichtung, nur dieses Mal völlig allein. Ich war einfach los gestürmt, nicht mal an Zess und Saya hatte ich gedacht! Und meinen Bruder hatte ich einfach stehen gelassen... Was er jetzt wohl dachte? Langsam sackte ich auf die Knie, meine Augen brannten durch die Tränen und alles wirkte noch so verschwommen. Ich ließ mich zur Seite fallen und atmete den intensiven Duft des Mooses ein. "Anthea...", nuschelte ich leise und schloss die Augen. Ihre Haare meist zu einen Zopf zusammengebunden, ihre Augen erinnerten an Bernstein und sie roch immer nach Tier und Stroh... Sie lächelte selten, fast nur bei mir, Fleisch verschmähte sie und sie fühlte sich immer mit Tieren mehr verbunden als mit Menschen, das war meine Thea. "Wie lange willst du eigentlich noch abhauen?" Überrascht öffnete ich die Augen und sah Anthea auf einen Baumstumpf sitzen. Sie musterte mich mit prüfenden Blick und trug die Sachen wie an ihren Todestag. "T-Thea? Aber..." verwirrt schlang ich meine Arme um mich. Wurde ich verrückt? Oder war dies nur ein realistischer, grausamer Traum? "Hör auf weg zu rennen. Das hast du schon damals getan, als dein Bruder starb.", sagte sie mir, als hätte sie mich nie verlassen. Ich hielt mir die Ohren zu und schüttelte den Kopf. "Du bist nicht mehr da. D-Das ist sicher nur der Stress... Ich halluziniere..." "Genau wie damals... Als dein Bruder starb bist du fast verrückt geworden und ich hab dir geholfen, indem wir uns immer mehr der Realität entzogen. Nun ist keiner mehr da der mit dir in eine Welt entflieht, die fernab der Zivilisation ist. Eine Welt mit Natur, Tieren und magischen Wesen. Doch diese Welt gab es nie Bian und diese endlose, unberührte Natur die wir immer sahen, ist nichts anderes als ein Wald, ein endender Wald. Ich weiß das dir die Realität Angst macht Bian... Sie nahm dir deinen älteren Bruder und sie nahm mich... Aber Bian, du kannst nicht immer fliehen... Verdränge meinen Tod nicht, so wie du es bei deinen Bruder Paddy gemacht hast. Ich hab einen Fehler gemacht, ich hab dir geholfen zu fliehen. Doch das war falsch. Stelle dich der Wirklichkeit, sonst verlierst du dich." Ich schüttelte den Kopf, hielt mir die Ohren zu und weinte. "Nein... Ich hab nur einen Bruder und der wartet wahrscheinlich gerade bei uns im Haus darauf das ich zurück komme. Ich fliehe nicht vor der Realität..." "Doch Bian..." Anthea kam auf mich zu und umarmte mich. Der Duft von Tieren und Stroh kam mir in die Nase, aber ich spürte keine Wärme. "Renn nicht mehr weg... Find zu dir zurück, in die Wirklichkeit. Komm zu dir Bian, sei stark. Du bist nicht allein, in der Realität gibt es noch mehr als nur Zess, Saya, dich und mich. Fliehe nicht davor.", flüsterte sie mir zu. Schniefend blinzelte ich mir die letzten Tränen aus den Augen und sah mich um. Ich war allein auf der Lichtung. Verlor ich langsam den Verstand? Hatte ich geträumt? Oder war es mein Unterbewusstsein, das Anthea für sich sprechen ließ? Ich schüttelte den Kopf, Angst kroch in mir hoch. Angst vor dem, was wieder in mein Gedächtnis zurückkehrte. Mein ältester Bruder war gestorben und ich konnte es nicht verarbeiten, mein Verstand wollte nie verstehen das er für immer weg war. Als kein Mensch, kein Wort mich mehr erreichte, nahm Anthea meine Hand und zog mich in den Wald. Sie erschuf mit mir eine Welt ohne Schmerz, Tod und Verlust. Aber nun war auch sie nicht mehr da, ich sah es nicht mehr, meine Welt. Sie war schon lange zerbrochen, doch mit aller Macht hatte ich Tag für Tag mir eingeredet das sie noch da war. Die Wirklichkeit hatte mich eingeholt und ich hatte nichts mehr. Anthea hatte Pläne, Pläne für ihre Zukunft, ich hatte mich nur an eine Welt geklammert die es nicht gab. Jetzt wusste ich nichts mehr mit mir an zu fangen. Sie hatte auch ein Leben außerhalb dieser Welt gesehen. Sie wollte Tiere beobachten und erforschen, wollte in den Regenwald, wollte sich in den Tier- und Umweltschutz betätigen. Und ich? Nichts war mir geblieben, alles war um Anthea aufgebaut und ausgerechnet sie hatte es aus dem Leben gerissen, sie, die noch so viel vor hatte... "Ich wünsch dir, noch ein Leben...", wiederholte ich leise die Worte von Maghnus, die er bei der Beerdigung unseres Bruders sagte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)