This Great And Little Gift von Arianrhod- ([NaLu | Lucy vs. Jude]) ================================================================================ 11. Kapitel, in dem Lucy endlich herausfindet, was sie wirklich will -------------------------------------------------------------------- Lucy hatte sich auf dem runden Korbsessel im großen Wohnzimmer zusammengerollt und las. Sie wollte jetzt nicht alleine sein, darum war sie nicht auf ihrem Zimmer, sondern hier, wo hin und wieder einer der Angestellten vorbeikam. Sie wechselte dann manchmal ein paar Worte mit ihnen, meistens jedoch blieb sie still. Es reichte ihr, wenn sie die Schritte und die Stimmen von anderen Leuten hörte, die ihr schon seit Jahren vertraut waren. Spetto, die am Morgen noch um sie herumgeschwirrt war wie ein aufgeregtes Huhn, besorgt, dass ihr ehemaliger Schützling vielleicht krank werden würde, ließ sie jetzt glücklicherweise in Ruhe. Tatsächlich reden wollte Lucy nämlich mit niemandem, sondern einfach nur nicht allein sein, sondern unter Leuten. Normalerweise hätte sie sich in so einer Stimmung zu Natsu verkrümelt, aber natürlich hatten sie sich noch immer nicht vertragen, auch wenn der Streit tatsächlich schon über zwei Wochen her war. Inzwischen vermisste sie ihn so sehr, dass es ihr körperlich wehtat. Seine Nähe, seine Stimme, seine verrückten Ideen, sein breites Grinsen. Es war einfach schon viel zu lang her, dass sie ihn gesehen oder überhaupt von ihm gehört hatte. Trotzdem brachte sie es nicht über sich, ihn anzurufen oder gar bei ihm vorbeizugehen. Nicht nur, dass sie nicht wusste, wie sie eine Versöhnung anpacken wollte, nein, sie wusste nicht einmal, wo genau sie im Moment stand. All die Vorwürfe ihrer Freunde hatten sie unsicher gemacht und vielleicht (naja, tatsächlich war es definitiv so) traute sie sich einfach nicht, ihm unter die Augen zu treten. Vielleicht hatte Gray doch nicht so recht mit der Aussage, dass sie genau wusste, was sie von ihrem Leben wollte und wo es hinführen würde. Er hatte ihr einiges zu denken gegeben, mehr als alle anderen, und bis jetzt hatte sie es noch nicht einmal geschafft, wirklich ihre Gedanken zu ordnen, geschweige denn auf ein Ergebnis zu kommen. Sie befand sich offensichtlich noch immer in einem Stadium der Verleugnung. Es schmerzte zu sehr, der Wahrheit ins Gesicht blicken zu müssen. Aber sie musste sich bald darüber klar werden, das wusste sie, nicht nur um ihre Beziehung zu retten, etwas, das sie auf keinen Fall verlieren wollte – das würde sie brechen. Denn langsam musste sie sich wirklich überlegen, wie sie ihrem Vater das mit dem Baby beibrachte. Langsam wurde es wirklich drängend. Es wuchs und inzwischen war es auch recht deutlich zu sehen. Eines der Hausmädchen hatte schon gescherzt, dass der viele Hausarrest ihr nicht guttat und sie durch die fehlende Bewegung Fett ansetzte. Darum versuchte Lucy, den Bauch mit weiten T-Shirts und Jogginghosen zu kaschieren, was so weit von ihrem gewöhnlichen Kleidungsstil abwich, dass es jedem auffallen musste, selbst ihrem Vater. Zum Glück hatte sie eine gute Entschuldigung, warum sie schlechte Laune hatte und Trübsal blies und konnte alles auf ihre angebliche Trennung von Natsu schieben. Jude schien jedenfalls wie selbstverständlich davon auszugehen, dass sie tatsächlich mit dem optimistischen, pinkhaarigen Schüler Schluss gemacht hatte und sie ließ ihn in diesem Glauben. „Ah, da bist du ja.“ Judes Stimme riss sie aus den Gedanken und sie richtete sich hastig auf, damit ihm auch ja nicht die Wölbung unter ihrem T-Shirt auffiel, die in ihrer zusammengekauerten Haltung ziemlich deutlich gewesen war. Das wäre ja noch schöner, wenn Jude auf die richtige Idee kam, ehe sie mit Natsu gesprochen hatte! Während der letzten Tage war der Ton zwischen ihnen sehr freundlich gewesen und sie hatten sogar einen gemütlichen Spieleabend über Monopoly und Mensch-ärgere-dich-nicht verbracht. Wenn es nur immer so wäre...! Sie erinnerte sich noch gut an ähnliche Stunden, früher, als ihre Mutter noch gelebt hatte. Da hatten sie viele Abende auf diese Art verbracht und sie sehnte sie zurück. Darum hatte sie keinen Moment gezögert, als er sie gefragt hatte, ob sie dafür Zeit hätte. Natürlich hatte sie die! Viel zu tun hatte sie im Moment eh nicht – das waren die bescheuertsten Sommerferien seit denen nach Laylas Tod. Allerdings – während der ganzen Zeit waren ihr Grays Worte nicht aus dem Kopf gegangen. Er manipuliert dich., hatte Gray gesagt. Das würde ich als emotionalen Missbrauch bezeichnen. Aber war ihr Vater wirklich so berechnend, dass er sie auf diese Weise dafür ‚belohnte‘, dass sie (anscheinend) seinen Wünschen folgte? Das konnte sie nicht glauben. Das war immerhin ihr Vater, der mit ihr Pferd und kleines Reiterlein gespielt hatte, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, der ihre Mutter zu einem albernen Lied über den Tanzboden gewirbelt hatte, und der mit ihr die wunderbarsten Kekse gebacken hatte. Ihr Vater, der den Kindern seiner Angestellten eine Chance gab, auf die Uni zu gehen und Künstler und Galerien förderte, einfach, weil er es konnte. Das war ihr Vater. Sie konnte, wollte einfach nicht glauben, dass er ihr so etwas antat. „Hi, Papa. Ist was passiert?“ „Passiert?“ Jude schüttelte den Kopf und kam von der Tür zu ihr herüber. Allerdings setzte er sich nicht in das Sofa ihr gegenüber, vermutlich würde er gleich wieder verschwinden, zu irgendeinem wichtigen Termin hetzen. „Was sollte passiert sein? Es ist alles in Ordnung, Prinzessin.“ Seine Augen funkelten erfreut. Sie musste über den Spitznamen lächeln, den Layla ihr noch gegeben und den sie schon lange nicht mehr gehört hatte. „Nein, ich meine etwas Gutes? Du siehst so ... zufrieden aus.“ „Oh, das meinst du.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. „In der Tat. Ich kann dir jetzt mitteilen, dass ich dich, obwohl die Anmeldezeiten längst vorbei sind, erfolgreich auf dem St. Claires Institut für Höhere Töchter anmelden konnte.“ Ruckartig fuhr Lucy auf, so dass ihr Buch auf den Boden polterte, und das Lächeln rutschte ihr aus dem Gesicht. „Was?!“ Aber … er hatte ihr versprochen, dass sie auf der normalen Schule in Mangolia bleiben konnte! Dass sie dort ihren Abschluss machen, gemeinsam mit ihren Freunden! Und jetzt kam er plötzlich an und erklärte ihr, sie sollte auf dieses bescheuerte Feine-Mädchen-Internat gehen, von dem er schon früher gesprochen hatte? Nicht nur das, er stellte sie vor vollendete Tatsachen und erklärte, er habe schon alles dafür in die Wege geleitet, ohne ihr überhaupt eine Wahl zu lassen oder ein Mitspracherecht?! Sie wusste nicht einmal, was sie darauf sagen konnte. Sie konnte ihren Vater nur mit offenem Mund anstarren, während ihre Gedanken sich im Kreis drehten und ihre Gefühle sich wie ein Knoten in ihrem Hals festsetzten. Plötzlich fühlte sie sich, als würde sie gleich losheulen, doch sie hielt die Tränen mit aller Macht zurück. Es fühlte sich wie Verrat an. Als wäre er ihr in den Rücken gefallen. Jude dagegen schien von ihrer plötzlichen Beunruhigung nichts zu bemerken, denn er fuhr fort: „Du musst nicht mehr auf deine alte Schule hier in der Stadt zurück und kannst dich ganz auf deine Prüfung konzentrieren. St. Claires ist eine der besten Schulen des Landes. Dort haben sie hervorragende Vorbereitungsprogramme für die Prüfung und die Universitäten und du wirst mit diesen Referenzen auch keine Probleme haben, an eine Eliteuni angenommen zu werden. Außerdem werden die Schülerinnen auf ihren Debütantinnenball vorbereitet, auch das steht bald für dich an. Alle Wege werden dir offenstehen. Du solltest mir dankbar sein.“ Lucy öffnete ein paar Mal stumm den Mund wie ein Fisch, ehe sie sich zusammenriss und ein paar Worte fand. „Aber ich will die Schule nicht wechseln! Alle meine Freunde sind hier. Außerdem ist es eh nur noch ein Jahr!“ „Ein überaus wichtiges Jahr. Mit deinen Freunden kannst du auch anders Kontakt halten. Und deinen Ex-Freund brauchst du auf diese Weise auch nicht mehr zu sehen.“, winkte Jude nachlässig ab, als würde das alles keine Rolle spielen. „Aber...“, versuchte sie es erneut. „Keine Widerrede!“ Judes Stimme war streng. „Ich hatte einige Mühe, dich noch auf die Schule zu kriegen, ich werde mich nicht umstimmen lassen. Du wirst sehen, dir wird es gefallen. Sehen wir uns beim Abendessen?“ „J...ja.“, stotterte Lucy verwirrt, auch wenn sie am liebsten mit dem Fuß aufgestampft und NEIN! gebrüllt hätte. Aber Jude ließ ihr nicht einmal Zeit, sich noch ein paar Argumente auszudenken, warum sie nicht auf dieses Internat konnte, denn er drehte sich gleich wieder um und verschwand in Richtung seines Arbeitszimmers. Sie starrte ihm wortlos nach. Was jetzt? Auf gar keinen Fall wollte sie die Schule wechseln, ganz egal, wie gut die andere war oder wen sie dort traf oder was sie dort alles tun konnte. Außerdem hatte sie sich nur mit Natsu gestritten und sich nicht von ihm getrennt, auch wenn man in der letzten Zeit einen anderen Eindruck hätte gewinnen können, was natürlich ihre Absicht gewesen war. Und sie konnte wohl kaum mit kleinem Kind im Arm Debütantin und in die höhere Gesellschaft eingeführt werden! Mit einem Seufzen angelte sie ihr Buch vom Boden auf, um es auf den Tisch zu legen. Sie brachte es noch nicht einmal über sich, die richtige Stelle zu suchen, sondern legte ihr Lesezeichen einfach darauf. Vielleicht sollte sie einen Spaziergang machen; die frische Luft würde ihr guttun und sie hätte ihre Ruhe. Dann konnte sie endlich richtig über all das nachdenken, was man ihr in der letzten Woche alles gesagt hatte – angefangen bei Erza über Gray und jetzt auch noch ihr Vater. Sie alle hatten ihr einiges zu kauen gegeben, zu viel, als dass sie es auf einmal herunterschlucken konnte. Aber die Zeit des Weglaufens vor ihren Gefühlen war wohl vorbei und wenn sie jetzt nicht handelte, dann wäre es zu spät. ~~*~~❀~~*~~ Im hintersten Winkel des Heartphilia-Anwesens hatte Layla einen Garten. Er war von einer hohen Steinmauer umgeben und älter als das Gebäude selbst. Man konnte ihn durch einen zerbrochenen Torbogen betreten und es war, als käme man in eine andere, wunderbare, verzauberte Welt. Früher einmal hatte der Garten Struktur gehabt und Ordnung, denn Layla hatte sich darum gekümmert wie um ein lebendiges Wesen und ihn geliebt wie keinen anderen Ort auf der Welt. Lucy erinnerte sich nur gut daran, über die Steinplatten der Wege und die kleinen Wiesen zu rennen, an bunten Blumen und Büschen vorbei und unter Ästen hinweg. Inzwischen war er völlig verwildert, da Jude nicht wollte, dass jemand etwas daran veränderte, ein letztes Denkmal, das allein Layla galt, der großen Liebe seines Lebens. Wildblumen und Gras überwucherten die Wege, die kaum mehr zu erkennen waren, die Bäume waren alt und knorrig geworden und einige sogar umgestürzt und dann einfach liegen geblieben. Von den Beeten war absolut gar nichts mehr zu erkennen, nur manchmal stolperte man über einen großen Stein, die die Ränder begrenzt hatten. Eichhörnchen huschten durch das hohe Gras und die Stämme hinauf und Vögel saßen in den Ästen und blickten auf sie hinunter. Ein großes Vogelhaus lag zusammengefallen auf einem kleinen Platz und auch den niedrigen Mauern und Zäunen, die den Garten unterteilt hatten, sah man die Jahre der Vernachlässigung an. Im Mittelpunkt befand sich ein Brunnen, den Jude noch immer jeden Frühling anstellte, auch wenn niemand ihn sah. Die Statue einer Meerjungfrau mit einer Amphore, aus der das Wasser floss, erhob sich über dem muschelförmigen Becken und der ehemals weiße Marmor war inzwischen grau und grün. Wann immer Lucy ihrer Mutter besonders nah sein wollte, kam sie hierher und setzte sich auf die alte Steinbank gegenüber der Meerjungfrau, die bereits Sprünge hatte. In den letzten Tagen war sie sehr, sehr oft hier gewesen und wenn es ihr gelang, brachte sie sogar ihr Essen mit, damit sie ihn erst verlassen musste, wenn es dunkel wurde. Der Garten half ihr nicht nur, die Gegenwart Laylas zu spüren, sondern bot auch noch einen hervorragenden Platz zum Verstecken. Denn Jude ließ zwar nicht zu, dass jemand sich um ihn kümmerte und ihn pflegte, kam aber selbst niemals her. Also war es der perfekte Ort, um abzutauchen und ganz für sich zu sein. Lucy nahm ihren Zeichenblock mit, um eine Ausrede zu haben – gerade jetzt im Spätsommer gab es viele wunderbare kleine Sachen hier, die ein herrliches Motiv abgaben. Die Vögel in den Bäumen, das Eichhörnchen, das sie immer neugierig anstarrte und hin und wieder sogar zu ihr herüberkam, zahlreiche Blumen und Gräser, die Bank ihrer eigenen gegenüber, die zerbrochen war und langsam überwucherte, die Meerjungfrau selbst, die schwarze Katze, die den Garten als ihr eigenes Jagdrevier anzusehen schien. Auch jetzt war das schöne Tier hier und lag auf der Decke, die Lucy sich auf einem freien Flecken ausgebreitet hatte, in der Sonne. Inzwischen hatte sie das Tier soweit, dass es sich von ihr streicheln ließ und manchmal sogar ganz von selbst zum Kuscheln kam, das kleine Köpfen an ihrer Hand reibend. Ob Natsu etwas dagegen hätte, wenn sie sich eine zulegen würden? Jetzt natürlich noch nicht, aber in drei, vier Jahren vielleicht? Lucy seufzte und legte ihren Zeichenblock weg, auf dem sie mit Bleistift die faule Katze skizziert hatte. Solche Gedanken kamen still und unaufgefordert, aber sie konnte sie nicht unterdrücken und sie wollte es auch gar nicht. Aber im Moment war die unschuldige Frage nach einem Haustier in der Zukunft einfach beladen mit allem anderen. Wie söhnte sie sich mit Natsu wieder aus? Würden sie dieses Kind behalten, das da in ihr heranwuchs und immer größer und auffälliger wurde? Würden sie das hinkriegen, ein Baby zu haben und nebenher ihr eigenes Lebens zu meistern, das ja gerade erst anfing, auch wenn das bedeutete, dass sie in so vielen Dingen, die für andere in ihrem Alter normal waren, zurückstecken mussten? Und das wichtigste: würde sie mit dem ins Reine kommen, was Gray ihr bereits vor über einer Woche vorgeworfen hatte? Sie schaffte es noch immer kaum, an die harten Worte zurückzudenken ohne sofort zu Leugnen und in eine ablehnende Haltung zu fallen. Und das war kontraproduktiv zu dem, was sie eigentlich tun sollte, nämlich darüber nachdenken und sie sich zu Herzen nehmen. Grays Worte hatten sie verletzt. Aber je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr musste sie sich eingestehen, dass er nicht ganz Unrecht hatte. Nein, dass er sogar Recht hatte und das war eine bittere Pille zu schlucken. Sie liebte Natsu mit jeder Faser ihres Körpers und ihr war schlichtweg nicht aufgefallen, wie sehr er darunter litt, wie Jude seine Umwelt behandelte. Wie viele Sorgen er sich um sie machte, auch wenn das, wie Erza schon gesagt hatte, gar nicht seine Art war. Wie es bei ihm ankommen musste, dass Lucy es nicht wagte, bei Jude ein gutes Wort für ihn einzulegen. Das machte ihr am meisten Probleme. Hatte sie tatsächlich Angst vor ihrem Vater? Vielleicht war es das, das sie so blockierte und sie nicht weiterkommen ließ. Schon seit Tagen zerbrach sie sich den Kopf, damit sie mit sich ins Reine kam, denn sie wollte nicht Natsu gegenübertreten, wenn sie es nicht schaffte, eine anständige Entschuldigung auf die Reihe zu kriegen. So viel verdiente er. Vor Judes Eröffnung, dass er sie nächstes Jahr auf eine andere Schule schicken würde, hatte sie kaum gewagt, darüber nachzudenken. Danach hatten sich ihre Gedanken im Kreis gedreht und als sie am nächsten Tag das erste Mal hier im Garten gesessen hatte, hatte sie sich erfolgreich mit ihrem Zeichenblock abgelenkt. Dann hatte sie gefühlt einen Tag lang geheult und sich selbst bemitleidet. Seitdem allerdings versuchte sie, ihre Gefühle einzustellen und alles objektiv zu betrachten, damit sie eine möglichst fundierte Entscheidung treffen konnte. Natürlich war ihr klar, dass sie niemals ihre Gefühle ganz aus dem Spiel lassen konnte. Aber sie wollte es zumindest versuchen. Mit einem leisen „Uff!“ ließ sie sich nach hinten fallen und starrte in den Himmel hinauf, die Hände auf dem Bauch ruhend. Er war strahlend blau und die Sonne war ein heller und blendender Fleck inmitten des endlos weiten Azurblau, eine wunderbare Farbe, von der sie wünschte, dass sie sie reproduzieren konnte. Ein paar Wolken zogen von dem kühlen Wind getrieben rasch darüber hinweg und ein Apfelbaum reckte seine Äste in ihr Blickfeld. Sie dachte an den Mittwoch zurück und Judes Mitteilung über den Schulwechsel – und ihre Unfähigkeit, etwas dagegen zu sagen. Sie hatte es nicht einmal richtig versucht, nur ein wenig vor sich hin protestiert, was bei ihrem Vater offensichtlich wenig Eindruck hinterlassen hatte. Warum? Weil sie überrumpelt gewesen war, ja, aber das war nur ein kleiner Teil davon. Tatsächlich musste sie sich eingestehen, dass der wahre Grund dieser gewesen war: weil sie Angst vor Judes Reaktion gehabt hatte. Das war auch, warum ihr Vater noch nichts von ihrem kleinen Untermieter wusste, warum sie es einfach nicht schaffte, zu ihm zu gehen und es zu sagen – dabei blieb ihr nicht mehr viel Zeit, es zu tun, bevor er es selbst herausfand. Ewig ließ es sich auch mit weiten T-Shirts nicht mehr verstecken. Gray hatte Recht und sie war ein dummer, kleiner Feigling, dem das noch nicht einmal aufgefallen war. Ihre Freunde hatten alle recht und sie musste mit ihrem Vater darüber sprechen. Vielleicht sogar mit einem Profi als Vermittler, als Hilfe, jemand, der sie auf dem richtigen Pfad halten und nicht zulassen würde, dass die Lage eskalierte. Wenn es dafür nicht sowieso schon zu spät war. Aber sie wusste eines mit absoluter Klarheit: Jude würde sich niemals darauf einlassen. An diesem Punkt in seinem Leben war es ihm unmöglich, dazu war er zu verbohrt und von der Richtigkeit seines eigenen Weges überzeugt. Sie hatte bereits Tränen darüber vergossen, in welchen Ruinen ihre Beziehung mit ihrem Vater lag – und sie hatte es nicht einmal gemerkt. Sie fragte sich, was er stattdessen tun würde, wenn sie ihm die Dinge vorwarf, die Gray kritisiert hatte. Wenn sie ihm von dem Baby erzählte. Er würde nicht Hand an sie legen, dessen war sie sich hundertprozentig sicher. Aber ihm standen noch andere Wege offen, um sie zu bestrafen und inzwischen musste sie sich eingestehen, dass er diese nutzen würde. Vielleicht würde er sie gleich ins Ausland schicken. Oder sie hinauswerfen ohne Wenn und Aber. Oder ihr Hausarrest erteilen, bis sie von allein auszog, so dass niemand sie zu Gesicht bekam als die Angestellten. Auf jeden Fall würde er ihr den Umgang mit Natsu und ihren Freunden verbieten. Um dieses Internat würde sie wohl nicht mehr herumkommen. Beziehungsweise, das wäre so, wenn sie nicht schwanger wäre. Er würde die Schande, eine Teenagertochter in anderen Umständen zu haben, niemals über sich ergehen lassen. Die höhere Gesellschaft würde sich das Maul über sie zerreißen, das war ihr schon klar. Aber auf deren Meinung hatte sie nie viel gegeben, unter anderem auch deshalb, weil sie nie viel mit ihnen zu tun gehabt hatte. Als sie alt genug war, an Laylas Galas und Festen teilzunehmen, war ihre Mutter längst krank und dann tot und sie selbst hatte es verpasst, sich deswegen rechtzeitig genug an Jude zu hängen. Vielleicht war das auch ein Grund, warum sie sich hier in Magnolia, an ihrer normalen Schule unter ihren normalen Klassenkameraden so wohl fühlte und allein der Gedanke an das St. Claires Institut für Höhere Töchter ein unbehagliches Gefühl in ihr wach rief. Hin und wieder kam sie nicht darum herum, ihren Vater doch auf eine solche Veranstaltung zu begleiten und jedes Mal hatte sie gemerkt, dass sie dort nicht hingehörte. Es war einfach eine andere Welt und manche dieser Leute – vor allem die in ihrem Alter – hatten einfach keine Ahnung, wie es Menschen erging, die eben nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren worden waren. Sie seufzte erneut und schob ihre Hände unter ihr T-Shirt, um über ihren leicht gewölbten Bauch streicheln zu können. „Weißt du“, begann sie und kam sich ein wenig bescheuert vor, mit jemandem zu reden, der noch gar nicht da war und tatsächlich noch gar nicht hören konnte. Aber hier war niemand, der ihr zuhören konnte außer einer Katze und ein paar Vögeln. „am Anfang habe ich gedacht, dass du das Problem bist, aber das stimmt gar nicht. Tut mir leid, dass ich so blöd gewesen bin. Das eigentliche Problem ist … mein Vater.“ Da, sie hatte es ausgesprochen und es war, als wäre eine gigantische Last von ihr genommen worden. Es war wohl doch etwas dran an dem Sprichwort, dass das Eingeständnis der erste Schritt zur Besserung war. Trotzdem hatte sich eigentlich nichts verändert und sie fühlte sich noch immer niedergeschlagen und bedrückt. Sie strich weiter mit sanfter Hand über ihren Bauch. „Ich weiß jetzt nur nicht, was ich tun soll.“, gestand sie. „Mit Papa zu reden scheint mir nicht sehr produktiv zu werden. Er wird mir niemals zuhören oder ernsthaft über meine Worte nachdenken.“ Ihre Stimme klang bitter selbst in ihren eigenen Ohren. Hatte Jude ihr an dem Tag im Zoo nicht versprochen, ernsthaft über ihren Wunsch und ihr Studium nachzudenken? Und jetzt sowas! Vermutlich hatte er bereits zu diesem Zeitpunkt mit dem St. Claires in Kontakt gestanden. Vielleicht hatte er das Internat in dieser Woche sogar besucht, um es anzusehen! Sie blinzelte die plötzlichen Tränen weg. „So ein Arsch.“, grummelte sie, aber tatsächlich war sie nicht wütend, nur traurig. Sie setzte sich auf, um sich die Tränen mit dem Handrücken wegzuwischen, und tätschelte ihren Bauch. „Naja, du verstehst davon eh noch nichts. Ich verspreche dir, Natsu und ich werden so etwas niemals von dir abverlangen, sondern dich akzeptieren wie du bist und versuchen, dir deine Wünsche zu erfüllen.“ Sie lächelte und schniefte leise und die Katze neben ihr hob fragend den Kopf, während ihr Schwanz unruhig zuckte. Ihre goldenen Augen schimmerten in ihrem schwarzen Gesicht. „Du auch nicht.“, erklärte Lucy ihr. „Dein Leben ist viel einfacher als meins.“ Sie seufzte erneut und ließ sich wieder auf ihre Decke sinken. „Zuerst einmal muss ich mit Natsu sprechen.“, erklärte sie der Welt und ihrem Baby und der Katze nach einigen langen Momenten des Schweigens. „Auch wenn ich wirklich noch nicht genau weiß, was ich ihm sagen soll außer Entschuldigung, ich bin die miesteste Freundin auf der ganzen Welt.“ Aber da stand noch ein viel größerer Elefant im Raum, einer, der Natsu viel wichtiger war, so viel wusste sie. So gut kannte sie ihren Freund. Denn auch wenn er sich jetzt so lange nicht gemeldet hatte, war er doch absolut nicht nachtragend. Vermutlich würde sie kaum mehr sagen müssen als Tut mir leid und er würde es einfach so akzeptieren. Aber das würde sie nicht tun. Er verdiente besseres und sie hatte nicht vor, ihn noch einmal zu enttäuschen. „Aber wir werden das schon hinkriegen, du und ich, oder?“, sagte sie in die Luft und presste ihre Hände fest auf ihren Bauch. Und dann flatterte etwas in ihr. Es war nur eine zarte Berührung, wie Schmetterlingsflügel auf ihrer Haut, ein zartes Klopfen in ihrem Inneren. Lucy riss die Augen auf und schlug sich eine Hand vor den Mund. Abrupt setzte sie sich auf, die Hände noch immer auf ihren Bauch gepresst, das T-Shirt verkrumpelt unter ihren Handgelenken. „Mach das nochmal?“, fragte sie und wie eine Antwort konnte sie es erneut spüren, ein leichtes Flattern, kaum bemerkbar. Ihre Sicht war plötzlich verschwommen und sie zog geräuschvoll die Nase hoch, aber sie konnte nicht aufhören zu grinsen und lachte unter ihren Tränen. Da war Leben in ihr und sie konnte es fühlen. „Oh mein Gott.“, sagte sie zu niemandem bestimmten und noch nie hatte sie sich so überwältigt gefühlt, so voller Liebe und Glück. Das war ein kleines Wunder, etwas Unbegreifliches und so, so Schönes. Sie konnte es kaum in Worte fassen und es war, als würde alles andere keine Rolle mehr spielen. Sie hatte zum ersten Mal ihr Kind gespürt. ~~*~~❀~~*~~ Vorsichtig schob sie das Blatt in die Klarsichthülle und strich es glatt. In den letzten Tagen hatte sie so viele Zeichnungen produziert, dass sie beschlossen hatte, ein kleines Album daraus zu machen, eine Art Bilderset. Vielleicht gefiel es jemandem. Ein Garten im Sommer konnte sie es nennen oder Sommereindrücke. Als ihr Smartphone pfiff es, um eine neue Nachricht anzukündigen, zuckte sie zusammen. Sie warf einen Blick auf den Bildschirm; eigentlich wollte sie ihre Arbeit jetzt nicht unterbrechen um zu telefonieren. Doch es war Loke und sie griff automatisch nach dem Gerät, um die Nachricht zu lesen. Hey, Löwenbändigerin! Bin wieder zurück in der Zivilisation! :D Ist irgendwas aufregendes passiert? Sie hatte schon ewig nicht mehr mit ihm gesprochen und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Es war gut, mal wieder von ihm zu hören! Lucy zögerte einen Moment, dann schrieb sie: Mein Vater will mich auf ein Internat schicken. Er hat schon alles geklärt und so. :( Einen Moment, nachdem sie die Nachricht abgeschickt hatte, hätte sie am liebsten den Kopf gegen den Tisch geknallt. Sie hätte ihn erstmal nach seinem Urlaub fragen sollen und wie es ihm ging, anstatt ihn gleich mit ihren eigenen Problemen zu überfallen! Das klingt problematisch. :/ Warum? Er und Natsu hatten einen fürchterlichen Krach. Dann hatten Natsu und ich einen. Jetzt denkt Papa, wir hätten uns getrennt. Das war die Kurzzusammenfassung… Und jetzt glaubt er, du würdest widerspruchslos auf ein Internat gehen. So schaut's aus. Außerdem fiel ihr etwas auf: vor ein paar Wochen hätte sie es vermutlich mit sich machen lassen, nach Toben und Reden und Schmollen. Aber sie hätte Natsu vertröstet, es sei ja nur ein Jahr und eine wirklich gute Chance für sie und überhaupt… Immer mehr musste sie erkennen, dass Gray den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Ließ sie ihrem Vater wirklich alles durch? Und Jude wird natürlich nicht so einfach einlenken., fuhr Loke fort und erneut fiel ihr auf, was für ein toller Freund er war. Sie wünschte, er würde neben ihr sitzen. Vielleicht würde er noch ein paar Tage vorbeikommen können? Nein. T__T, gab sie zu, würde er nicht, egal was sie wollte. Dann fiel ihr ein, dass Loke von ihren engsten Freunden als einziger noch nicht von ihrem anderen kleinen Problem wusste, das langsam größer wurde. Also nahm sie ihr Handy wieder hoch und schrieb: und ich bin schwanger Diesmal musste sie länger auf ihre Antwort warten. Aber das war eigentlich auch nicht verwunderlich… Für Loke kam diese kleine Nachricht wie aus heiterem Himmel. Er hatte ja keine Ahnung von all dem, was sie in den letzten Wochen durchgemacht hatte. Es war doch von großem Nachteil, dass er nicht in der Nähe und so einfach zu greifen war wie Gray oder Erza. Sie zuckte zusammen, als ihr Handy klingelte – diesmal richtig. Nach kurzem Zögern nahm sie ab, aber sie kam gar nicht dazu, etwas zu sagen. Lokes dunkle, warme Stimme, im Moment allerdings angespannt, schnitt ihr ohne weiteres das Wort ab: „Ist das ein Witz? Das ist nämlich nicht witzig.“ Sie seufzte. Wäre es nicht toll, wenn es so wäre? „Auch hallo zu dir. Nein, das ist kein Witz.“, gab sie zu und strich sich liebevoll über den Bauch. Dann sah sie sich hastig um, um zu sehen, ob jemand die Geste bemerkt hatte, auch wenn sie natürlich allein in ihrem Zimmer war. „Seit Gray Geburtstag und… Naja.“ Sie vollendete den Satz nicht und überließ es Loke, die Lücke zu füllen. „Okay. Scheiße.“, war die Antwort und Lucy lachte abgehackt. Für einige Augenblicke blieb es still, dann fügte er fragend hinzu: „Gratulation? Oder nicht?“ Mit einem Seufzen ließ sie ihren Blick auf das Bild des Eichhörnchens sinken, das vor ein paar Tagen frech versucht hatte, von ihrem Mittagessen zu stehlen. „Ich weiß nicht. Im Moment sieht es nicht so gut aus. Und ich habe es Papa noch nicht gesagt.“ „Bei dem Gespräch möchte ich nicht dabei sein.“, gestand Loke und fügte nach einem Moment hinzu: „Ich meine… scheiße.“ Sie lachte bitter. „Keine Sorge, ich verstehe das, ich würde das am liebsten auch nicht führen wollen. Aber langsam wird es deutlich und selbst meinem Vater wird es früher oder später auffallen.“ „Wenigstens musst du dann nicht auf das Internat?“ Sie konnte das entschuldigende Grinsen in seiner Stimme hören. „Das hilft mir jetzt auch nicht!“, schmollte sie, auch wenn er natürlich recht damit hatte. „Ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Er wird durchdrehen und das Kind auf keinen Fall akzeptieren. Ich… Die letzten Wochen haben mir einiges zu denken gegeben und ich denke nicht, dass ich so weitermachen kann, wie bisher, mit oder ohne Baby.“ Es ging schon lange nicht mehr nur darum. Loke antwortete nicht, vermutlich überlegte er, was er sagen sollte. Aber Lucy war auch noch nicht fertig. Er war unter ihren Freunden in der einzigartigen Position, dass er Natsu nicht sehr nahe stand – tatsächlich kannten die beiden sich kaum, da Loke so selten die Möglichkeit bekam, sie zu besuchen. Und ihr wurde eines klar: da es schon lange zu spät für eine Abtreibung war, blieb nur noch eine Möglichkeit… „Er wird wollen, dass ich es weggebe.“ Ihr wurde mit einem Mal eiskalt. Weggeben? Ihr Kind? Das kleine Wesen, das sie vor ein paar Tagen das erste Mal gespürt hatte? Außer natürlich, er schaffte sie außer Landes oder bestach einen Arzt, um doch noch eine Abtreibung durchführen zu lassen. Übelkeit stieg in ihr hoch. Aber dazu konnte er sie nicht zwingen, versuchte sie sich selbst zu beruhingen, und sie würde das auf keinen Fall zulassen! Niemals! „Was sagte denn Natsu zu all dem?“, unterbrach Loke ihre Gedanken. „Oder ist euer Streit so schlimm, dass du noch nicht mit ihm darüber gesprochen hast?“ Sie schluchzte auf und rieb sich wütend über ihre Augen. „Ja.“, gestand sie kläglich. „So sieht’s aus. Ich … ich weiß noch nicht genau, wie ich mich am besten entschuldige.“ „Kauf dir sexy Dessous und er wird dir wieder zu Füßen liegen.“, antwortete ihr bester Freund leichthin und sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. „Loke!“ Sie konnte die Empörung in ihrer Stimme kaum verbergen. „Wa-Was soll das!“ „Glaub mir, sowas zieht immer.“, grinste er und jetzt war sie froh, dass er nicht da war. Ihr Kopf glich vermutlich einer Tomate. „Aber das hilft mir eigentlich auch nicht bei meinem richtigen Problem.“, lenkte sie hastig ab und sie konnte ihn nach einem Moment zustimmend brummen hören. „Das ist wahr. Aber es ist zumindest ein Anfang, der dir einige Türen öffnet und deinen Freund sehr gnädig stimmen wird.“ Er kicherte, doch dann wurde er wieder ernst. „Mal eine andere Frage, was ist mit dir?“, fragte Loke. „Wie sieht es bei dir aus? Hier geht es um dich. Also, was willst du?“ Diese unschuldigen kleinen Worte trafen sie bis ins Mark. War die Lösung für ihre Probleme wirklich so einfach, musste sie nur die Antwort darauf finden? Aber war es wirklich so leicht, diese eine Frage zu beantworten? Denn was genau wollte sie? Außerdem spielten da noch mehr Faktoren eine Rolle, sie konnte nicht einfach alle anderen Schwierigkeiten ignorieren, die auf sie zukommen würden, egal, welche Antwort sie fand und Natsu hatte ein Mitspracherecht und was würde ihr Vater tun… Loke kannte viel zu gut, denn er merkte sofort, dass sie sich mal wieder in ihren eigenen Gedanken verzettelte. Er unterbrach sie mit ruhiger Stimme. „Vergiss mal alle Probleme, die auf dich zukommen könnten, wenn du dich mit Jude streitest. Vergiss Natsu. Vergiss die Äußerlichkeiten. Und denk scharf nach.“ Einige Augenblicke später schickte er hinterher: „Oh, und denke nicht, dass Natsu dich auch nur eine Sekunde im Stich lassen würde.“ Sie schloss die Augen und holte tief Luft. Sie würde Lokes Frage hier und jetzt beantworten, denn eigentlich war die die Antwort ganz einfach und plötzlich wusste sie sie, als hätte es niemals eine andere Möglichkeit gegeben. Und hatte nicht schon Erza von Anfang an gewusst, wie sie sich entscheiden würde? Sie wollte ihren Vater nicht vor den Kopf stoßen. Sie wollte auf keinen Fall Natsu verlieren. Aber mehr als alles andere wünschte sie sich, ihr Kind in den Armen halten zu können. Das war ihr Baby. Sie wollte es nicht verlieren. Und Natsu wäre bei jedem Schritt des Weges an ihrer Seite. Zwei von dreien war doch auch nicht schlecht, oder? „Du hast mir sehr geholfen. Danke.“ Sie schniefte, aber die Tränen, die ihr über das Gesicht rannen, wirkten, als würden sie alle Lasten und Sorgen mit sich nehmen, die sie seit Wochen plagten. Plötzlich fühlte sie sich ruhig und ausgeglichen. Manchmal brauchte es doch nur ein Gespräch mit der richtigen Person, um zu einer Antwort zu kommen. Oder eine Verkettung von Gesprächen mit den richtigen Personen. Sie wusste gar nicht, was sie getan hatte, um solche Freunde zu verdienen. „Super-Loke zur Rettung!“, kam es triumphierend aus ihrem Handy und sie grinste. „Wann sprichst du mit Natsu?“ Jetzt lachte sie laut heraus; auch Loke hatte anscheinend nie einen Zweifel gehabt, welchen Weg sie wählen würde. Und das machte ihr Mut. „Sobald wie möglich.“, versprach sie. „aber jetzt erzähl mir erstmal von deinem Urlaub. Viel erlebt?“ Grinsend fügte sie hinzu: „Viele hübsche Mädchen getroffen?“ Damit lehnte sie sich zurück, während sie den Lautsprecher anschaltete, und machte sich bereit, ihm eine Weile zuzuhören. Aber so gut wie jetzt hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Das einzige, was ihr noch fehlte, war Natsu an ihrer Seite – aber das würde sie gleich am nächsten Tag klären. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)