This Great And Little Gift von Arianrhod- ([NaLu | Lucy vs. Jude]) ================================================================================ 1. Special, in dem Natsu den Mund nicht halten kann --------------------------------------------------- Ohne den Blick von der Mattscheibe zu nehmen, auf dem sein Charakter gerade geduldig auf Lauer lag, griff Natsu in die Schüssel mit den Gummibärchen und stopfte sich eine Handvoll davon in den Mund. Tatsächlich wartete sein futuristisch ausgestatteter Soldat nur, weil er selbst nebenher essen konnte, während Gray seinen eigenen Mann in Stellung brachte. „Fresssack.“, knurrte der Dunkelhaarige, den Blick konzentriert auf den Fernseher gerichtet, um seinen Soldaten lautlos durch unwirtliches Gelände zu manövrieren. Natsu grinste ihn nur an und nahm sich mehr von den Süßigkeiten. „Du bist ja nur neidisch.“ „Auf was? Deine Fähigkeiten, allen möglichen Scheiß zu verschlingen, ohne, dass dir schlecht wird? Nein, danke, ich bin Genießer.“ „Rede dir das nur selber ein.“ „Bei deinem Fressverhalten ist es ein Wunder, dass du nicht dreimal so fett bist.“ „Das liegt nur daran, weil ich dich im Training immer schön fertigmachen kann. Wart’s nur ab.“ Tatsächlich würden sie nachher in die Trainingshalle gehen und schlugen im Moment nur ein bisschen Zeit tot. Bei Gray stimmte das im gewissen Sinne sogar wortwörtlich, weil sein Charakter lautlos an einen Feind herangeschlichen war und diesen jetzt hinterrücks erstach. Sie hatten es sich auf dem durchgesessenen Sofa in seinem Zimmer gemütlich gemacht und die Spielekonsole noch für ein paar Minuten angeschaltet. Die Sonne fiel in Streifen durch die heruntergelassene Jalousie, was den Raum in ein angenehmes Dämmerlicht tauchte, und in der Ecke brummte ein Ventilator, um die stickige Luft etwas aufzulockern. Gray öffnete den Mund zu einer Antwort, als sein Handy mit irgendeinem kitschigen Liebeslied loslegte. Er stöhnte genervt auf und schaute nicht einmal auf den kleinen Bildschirm, ehe er den Anrufer wegdrückte. Natsu grinste süffisant; er war so froh, dass Lucy nicht auf so einen bescheuerten, personalisierten Klingelton bestand. „Willst du nicht drangehen, Gray-Schatz?“, frotzelte er. „Halt die Fresse.“, war die grobe Antwort und selbst Natsu erkannte, dass die Trennung von Gray und Louise nur noch eine Frage der Zeit war, obwohl er nicht gerade ein Held war, was solche Vorhersagen betraf. Ihm war es nur recht; er hatte diese verwöhnte Zicke, die Gray ständig vorschreiben wollte, wie er sich zu verhalten hatte, eh nie leiden können. Spätestens, nachdem sie ihn so blöd angemacht hatte, als er und Gray das erste Mal vor ihren Augen in eine kleine Rauferei geraten waren, hatte er sie gefressen. Es war ja noch nicht einmal etwas kaputt gegangen! Lucy ermahnte ihn zwar immer, zivilisiert zu bleiben, aber was ging Louise seine und Grays Freundschaft an? Was fand Gray an der eigentlich? „Was denn, Gray-Schatz? Schon genug, Gray-Schatz? Wie hältst du es überhaupt so lange mit der aus, Gray-Schatz?“, stichelte er grinsend. „Manchmal frage ich mich, wie ich es so lange mit dir aushalte, Feuerhirn.“, knurrte der zurück und ließ seinen Soldaten an die nächste Wache heranschleichen. „Ich bin eben unwiderstehlich.“ Natsus Grinsen wurde breiter und er stopfte sich noch mehr Gummibärchen in den Mund. „Mit diesen Fressmanieren? Das glaubst auch nur du selbst.“ Natsu öffnete den Mund um zu erklären, dass zumindest Lucy dies ebenfalls so sah und Gray sich doch jemanden so Tolles und Außergewöhnliches wie sie besorgen sollte – ein Ding der Unmöglichkeit, denn Lucy war einzigartig. Doch was stattdessen herauskam, war: „Lucy ist schwanger.“ Für einen Moment blieb es still und Natsu verfluchte sich innerlich, den Blick starr auf den Fernseher gerichtet, wo Grays Soldat gerade zum Angriff übergegangen war. Dabei hatte er doch mit seiner Freundin ausgemacht, es vorerst geheim zu halten. Aber es war einfach aus ihm herausgebrochen und er hatte keine Ahnung, wo die Worte überhaupt hergekommen waren. Denn eigentlich befand er sich noch immer in dem Status, die Neuigkeit noch nicht glauben zu können, dabei war es schon ein paar Tage her, seit Lucy es ihm eröffnet hatte. Vier Tage, um genau zu sein, vier Tage, an denen er die Worte in sich aufgestaut hatte, an denen er mit niemandem darüber gesprochen hatte. Vier Tage, an denen er versucht hatte, die Worte zu begreifen. Vier Tage, in denen er versucht hatte, sich nicht von Beklemmung überwältigen zu lassen. Ein Baby. Lucy und er? Wenn das nur mal gut ging… „Was.“, sagte Gray dann und auf dem Bildschirm wurde sein regloser Charakter gnadenlos niedergemacht. Einen Moment später flimmerte das Game Over über den Fernseher und Gray sagte: „Wiederhol das nochmal.“ Natsu warf ihm einen bösen Blick zu. „Hast du was auf den Ohren?“ „Willst du mich verarschen?!“, war die heftige Gegenfrage und Natsu warf seinen Controller beiseite. Wenn er es schon ausgeplaudert hatte, konnte er seinem besten Freund auch die ganze Geschichte erzählen. Vielleicht hatte Gray einen Rat für ihn, wie er mit der Situation fertig wurde, obwohl er ganz sicher niemals zugeben würde, auch nur daran gedacht zu haben. „Nein. Ich…. Es ist an deinem Geburtstag passiert. Sie hat es mir am Montag gesagt und ist dann erstmal durchgedreht und … ich schätze, sie macht sich echt viele Sorgen.“ Gray warf ihm einen abschätzigen Blick zu. „Und du nicht?!“ Er schleuderte seinen Controller in den Sessel und warf sich zurück. „Schwanger. Scheiße.“ Mit der Hand fuhr er sich durch das Gesicht. „Wenn das mir passieren würde, würde Ur mich auf der Stelle umbringen.“ Dann warf er Natsu noch einmal einen misstrauischen Seitenblick zu und fragte: „Und du willst mich hier wirklich nicht auf den Arm nehmen?“ Der warf die Arme hoch. Als ob er über so ein Thema Witze machen würde! „Nein, wenn ich’s doch sage! Ich kann’s selbst noch kaum glauben!“ Er griff nach mehr Gummibärchen, inzwischen waren nur noch wenige in der Schüssel. Doch anstatt sie zu essen, hielt er sie nur in der Hand. „Ich weiß gar nicht, was ich denken soll.“ Gray seufzte einmal laut und als Natsu aufsah, rieb er sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. „Was sagt Igneel denn dazu?“ Sein Vater würde ihn umbringen, davon war Natsu noch immer fest überzeugt. „Wir haben’s ihm noch nicht gesagt.“, murmelte er dumpf und sankt tiefer in die Polster der alten Couch. Doch sein Vater war noch harmlos, im Gegensatz zu… „Jude auch nicht.“ Jude würde ihm den Kopf abreißen und ihn dann rädern und vierteilen und das war noch nicht mal übertrieben. Nicht sehr zumindest. Igneel würde schon darüber hinwegkommen. Gray schnaubte und lehnte sich zurück. „Daran zweifel ich nicht, ansonsten wärest du schon tot.“ Anscheinend teilte er Natsus Meinung über Lucys Gruselvater. „Danke für die Blumen.“, knurrte Natsu, aber er musste sich insgeheim eingestehen, dass er davor am meisten Bammel hatte. Jude kam schon so nicht mit ihm klar und dann sowas noch oben drauf? Scheiße, wenn er das nur Lucy hätte ersparen können… Nur, um Gray nicht ansehen zu müssen, reihte er seine Gummibären auf seinem Bein auf, um sie nacheinander aufzuessen. Es waren noch drei übrig, als Gray schließlich fragte: „Was werdet ihr jetzt tun?“ Natsu zuckte mit den Schultern. Darüber hatten sie noch nicht wirklich gesprochen, nachdem sie dieses eine Thema vom Tisch geschafft hatten, worüber er sehr erleichtert war. Eine Abtreibung hätte er nicht verwinden können – das war sein … sein Kind, seine Familie –, aber Lucy zu etwas zu zwingen, das ihr zuwider war, war ebenso schlimm. Zum Glück war es nicht zu dieser Entscheidung gekommen. Er futterte die drei Bären, ehe er antwortete: „Lucy will das Baby bekommen.“, erzählte er. „Und dann…“ Er zuckte mit den Schultern. „Und dann werden wir schon ausknobeln, wie es danach weitergeht. Ich meine, früher oder später werden wir eh zusammenziehen. Lucy hat schon öfter erwähnt, dass sie eine kleine Wohnung auch toll findet, sie muss nicht unbedingt in ein Studentenwohnheim. Und mir ist das eh egal. Wir kriegen das schon hin.“ Davon war er überzeugt, auch wenn er schon etwas Bammel davor hatte. Es war einfach so… so früh und so plötzlich. Er dachte nicht oft über die Zukunft nach, aber wenn er es tat, dann war stets Lucy an seiner Seite und natürlich ihrer Beider Kinder. Denn dass er mit seiner Traumfrau zusammenblieb und eine Familie mit ihr gründete, stand für ihn außer Frage. Vielleicht hatte er manchmal Probleme, es auszudrücken, aber er liebte Lucy und dass sie seine Gefühle erwiderte, war für ihn klar und deutlich. Auch wenn er nicht ganz verstand, warum sie gerade ihn ausgewählt hatte oder was er getan hatte, um so jemanden wie sie zu verdienen. Aber das hinderte ihn nicht daran, dieses Geschenk anzunehmen und festzuhalten. Jetzt hatten sie halt etwas früher angefangen, na und? Sie würden diese Hürde schon nehmen. Gray schnaubte erneut. „Du hast keine Ahnung, was da auf dich zukommt.“, erklärte er spöttisch. „Das Baby wird da sein, ehe ihr mit der Schule fertig seid, wie wollt ihr damit zurecht kommen? Was wird aus Lucys Studium? Und ein Kind ist teuer und das Ausbildungsgehalt ist ein Witz, selbst wenn du es von deinem Vater bekommst. Und nebenher müsst ihr das Baby versorgen. Natürlich nur, wenn Jude euch bis dahin nicht umgebracht hat.“ „Jude wird sich damit einrichten müssen.“, knurrte Natsu gereizt. Der alte Sack konnte ihn mal. Dann gab er kleinlaut zu: „Wir haben noch nicht darüber gesprochen.“ Gray verfiel wieder in Schweigen und Natsu fragte sich, ob er die Gummibären bis auf den letzten Mann vernichten sollte. Dann musste er seinen Freund zumindest nicht ansehen. Oder sich genauer darüber Gedanken machen, dass er absolut keine Ahnung hatte, was man mit Babys so anstellte. Er würde das schon noch lernen! Doch statt nach den Gummibären zu greifen, setzte er sich wieder auf. „Eigentlich wollten wir es noch geheim halten. Verrat’s also niemandem, okay?“ „Kein Problem.“, antwortete Gray. Nach einem Moment fügte er hinzu: „Ich bin froh, dass du’s mir erzählt hast.“ „Bild dir bloß nichts darauf ein.“ Selbst für Natsus Verhältnisse war das ein ausgesprochen schwaches Comeback und Gray quittierte es nur mit einem mitleidigen Feixen, das sich aber bald in ein aufrichtiges Lächeln verwandelte. „Ein Baby, huh?“ Natsu grinste zurück, plötzlich aufgedreht. „Shit, ich werde Vater.“ Und die Aussicht darauf fühlte sich plötzlich gar nicht mehr erschreckend an. Im Gegenteil, irgendwie freute er sich auf einmal. Sie würden das schon hinkriegen, Lucy und er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)