Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 39: ------------ Nicht eine Sekunde ließ Harry seinen Gegenüber aus den Augen. Remus Beschreibungen dessen waren alles andere als vorteilhaft für den Mann, sondern zeichneten vielmehr das Bild eines Monsters, welches vor ungeheuerlichen und brutalen Taten keinesfalls zurück schreckte. Auch wurde man kein Alpha, nur weil man lieb “Bitte, Bitte” sagte, soviel wusste er selbst schon durch den unerwarteten Kampf mit Remus. Harry erwartete viele Reaktionen, aber nicht, dass der Mann in raues Gelächter ausbrach, so wie es jetzt gerade der Fall war. Ratlos blickte er zu Severus und Layla, doch die beiden wussten ebenfalls nicht, was sie dazu sagen sollten. “Ähm …”, brachte er unsicher hervor und trat ein paar Schritte zurück. Der Kerl war echt nicht koscher. “Das … das war gut.” Eine einzelne Lachträne wurde weggewischt. “So gute Unterhaltung hatte ich lange nicht. Vielen Dank dafür.” “Willst du mich verarschen?” Nun wieder ernst, schüttelte Fenrir den Kopf, verwandelte sich und redete in Wolfssprache weiter. “Keineswegs, kleiner Wolf. Ich nehme dich erstaunlicherweise sehr wohl ernst. Ich verstehe jetzt auch Laylas Ansage sehr gut, dass man dich nicht unterschätzen sollte. Noch vor wenigen Augenblicken wirktest du bedrohlich genug, dass ich dich bei einer dementsprechenden Ansage sofort angegriffen hätte, um mein Rudel und Status zu behalten. Wie es sich für einen Elfenwolf gehört, strahltest du Stärke und Autorität aus. Ein Macher, kein Bittsteller.” Nickend lehnte sich Fenrir zurück und setzte sich. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil dieses Kompliment von Fenrir kam, durchflutete Harry Stolz. Jedoch irritierte es ihn noch viel mehr. “Danke?” “Siehst du, kleiner Wolf und jetzt siehst du ganz anders aus. Jetzt passt du mehr in die Kategorie ‘Grund für spontanen Milcheinschuss bei allen Weibchen.” Während Harry sich empörte, hatte Layla Probleme beim Übersetzen, da sie ein Gackern unterdrücken musste. Doch nur allzu schnell wurde sie durch Fenrirs ganz besonderen ‘Charme’ auf den Boden der Tatsachen geholt. “Du brauchst das gar nicht so lustig zu finden, Layla. Dass er dir nicht an der Brust hängt, ist doch wirklich alles. Meinst du ich bemerke dein Verhalten ihm gegenüber nicht? Und auch wie du darauf reagierst dass ich in seiner Nähe bin, ist eindeutig.” “Fenrir!”, rief Layla aufgebraucht aus. “Übersetz das bloß nicht!”, quietschte Harry dazwischen, denn Severus forderte, dass die Frau der Runde ihrer Aufgabe nachkam. Auch Layla verwandelte sich kurzerhand in einen Wolf. “Keine Sorge”, beruhigte ihn die Wölfin, ehe sie sich an Fenrir wandte. Da war er wieder, der Blick, welcher beinahe Metall schmelzen konnte. “Fenrir, du magst mein Alpha sein, aber alles lasse ich mir von dir nicht gefallen. Unterstelle mir nie, hörst du, NIE WIEDER, dass ich dir gegenüber nicht loyal wäre! Denn nichts anderes hast du gerade getan. Du hast mir unterstellt, ich würde Harrys Bedürfnisse über die deinen, über die unseres Rudels stellen!” Harry trat zurück und stellte sich neben Severus. Versuchte den ungehaltenen Mann zu beruhigen, in dem er den Kopf an dessen Hand rieb. Immer noch schrie Layla ihren Alpha an und stampfte ihn verbal auf Hutgröße zusammen. Harry vermutete, dass da gerade die unterdrückten Gefühle vieler Wochen, Monate oder gar Jahre zum Vorschein kamen. Besser er stand nicht dazwischen, denn das Leuchten in Fenrirs Augen nahm zu. Und dieser Wolf war verdammt groß - ließ den Raum gefühlt schrumpfen und nahm ihn mit seiner Autorität vollkommen ein. “Ich bin alles andere als begeistert diesen Raum mit gleich drei verwandelten Wölfen zu teilen, aber kommt es mir nur so vor, oder streiten die sich?” Langsam schüttelte Harry den Kopf und drängte Severus weiter in Richtung Tür. Die Gefahr, dass das hier gleich eskalierte, war durchaus vorhanden und daher war es besser seinen Gefährten bestmöglich zu schützen. “Siehst du, wie irrational du bist?”, schoss Fenrir schließlich knurrend zurück. “Du nennst mich irrational? Mich, die immer an deiner Seite stand, die sogar Verständnis aufgebracht hat und von anderen forderte, für alles was nicht koscher war? Die sagte, dem Alpha stünden Geheimnisse zu?” Blitzend weiße, rasiermesserscharfe Zähne wurden gebleckt. “Ich bin nur nicht so verbohrt wie du und sehe andere als Mittel zum Zweck an. Denn nichts anderes tust du, du willst mit dem Elfenwolf die Menschen kontrollieren.” Verächtlich schnaubte die Wölfin, die Ohren zuckten und die Rute peitschte hin und her. “Du bist nicht einen Deut besser als Voldemort!” Schockiert zog Harry die Luft ein. Das war schon unter Magiern eine krasse Aussage, wie musste es dann erst für den stolzen Werwolf sein? Und tatsächlich folgte die Reaktion auf dem Fuße. “DAS NIMMST DU ZURÜCK! ICH BIN KEIN SCHWACHER MENSCH!” Bedrohlich grollend und fletschend richtete Fenrir sich auf. Speichel tropfte auf den teuren Boden, während der Alpha auf sein Rudelmitglied hinabblickte. Irgendwie war es Layla ja hoch anzurechnen, dass sie sich nach einem kurzen zusammensacken wieder fing und nichts mehr davon zeugte, dass die Alpha-Dominanz gerade im Raum wütete. “Nein, du bist beim besten Willen kein schwacher Mensch. Aber dennoch trennt euch nicht viel. Du bist manipulativ, herrschsüchtig, egoistisch …” “Ich werde dir Respekt lehren.” So leise gesprochen, dass man es kaum hören konnte und doch so bedrohlich, dass sich Harry das Nackenfell auf stellte. Ein Kampf, das war alles andere als gewollt von ihm. Er würde nicht zulassen, dass die beiden sich angriffen und um wer weiß was kämpften. Wenn die zwei was zu klären hatten, sollten sie dies gefälligst Zuhause tun! Entschlossen sprang er zwischen die beiden aufgebrachten Wölfe. “SCHLUSS JETZT!” “Geh zur Seite, Kleiner. Das hier betrifft dich nicht.” Knurrend wedelte Fenrir mit einer Pfote. “Du irrst dich! Es geht mich sehr wohl etwas an, denn irgendwie hat es ja auch etwas mit mir zu tun. Ihr streitet euch wegen MIR!” “Tz, nimm dich nicht so wichtig!” Abfällig schnaubend rollte der Alpha mit den Augen. Severus trat mit erhobenem Zauberstab neben ihn. “Harry, bitte, geh zur Seite. Ich will nicht dass du verletzt wirst”, bat Layla. “Ihr werdet euch jetzt beide zurück verwandeln. SOFORT! Ich werde nicht zulassen, dass ihr euch in Stücke reißt. Himmel, wir sollten zusammenarbeiten und nicht gegeneinander. Warum fällt das allen nur immer so schwer? Begreift ihr nicht, dass es in dieser Welt größere Probleme gibt? Ihr beiden seid ein Rudel. Alpha und rechte Hand. Warum benimmst du dich ihr gegenüber so respektlos? Und Layla, warum wirfst du ihm dies an den Kopf?” Aufgebracht blickte er zwischen den beiden hin und her. “Merlin könnte keine schwülstigere Rede von sich geben.” Der Sarkasmus triefte nur so aus Fenrirs Worten. Damit hatte der Alpha Harrys ungeteilte Aufmerksamkeit gewonnen. Grollend wandte er sich an den Mann. “Ich habe eine Menge über dich gehört, Fenrir Greyback. Nichts, was für dich spricht und auch dein aktuelles Verhalten tut es keineswegs. Du bist hier nicht Zuhause, sondern zu Gast. Zu Gast, damit wir beide uns kennenlernen und du keine Ahnung was mit den Malfoys oder Voldemort besprechen kannst. Aber weißt du, wie du bei mir im Kopf abgespeichert bist? Als Arschloch, der schon einen verdammt guten Grund haben muss, damit ich ihm helfe!” Tief atmete Harry durch, nutzte den Moment in dem er Fenrir überrumpelt hatte, um zum Finalschlag auszuholen. Auf jeden Fall vermutete er dies durch das Gespräch mit Layla in der Küche. “Weißt du, wir haben einen gemeinsamen Freund und eigentlich hatte ich mir überlegt, ein gutes Wort für dich einzulegen. Einfach damit diese Person einen Schritt auf dich zu machen kann, weil es vielleicht eine Hilfe wäre. Für euch beide, denn ich glaube, diese Person ist auch für dich wichtig.” “Wen meinst du?” “Eine Person, die zu meinem kleinen Rudel gehört und der für mich so etwas wie ein Ziehvater ist.” “Von wem sprichst du?” “Remus Lupin, bei dem ich aktuell nicht FÜR dich sprechen kann!” Baff, das saß. Der stattliche Werwolf ließ sich wieder auf seinen Hintern fallen und starrte ihn mit großen Augen an. So er Laylas Japsen etwas beimessen konnte, hatte er gerade wirklich zu hundert Prozent ins Schwarze - den wunden Punkt Fenrirs - getroffen. Kopfschüttelnd wandte sich Harry ab. Er war stinkwütend, hatte Kopfschmerzen und wollte sich ganz dringend ein wenig hinlegen, ehe er das nächste ‘Projekt’ in Angriff nahm. Langsam drehte er sich zu den anderen beiden herum. Severus’ unruhiger, besorgter Blick tat ihm beinahe körperlich weh. Das Ganze hier würde wohl eine Menge Erklärung nach sich ziehen und die hatte sein Gefährte auch redlich verdient. “Layla, ich weiß nicht wie das läuft im Werwolfleben, aber wenn du eine Auszeit von dem Sturkopf brauchst, dann bleib einfach hier. Ich denke die Malfoys und vor allem Narzissa haben da nichts gegen. Du bist jederzeit in meinem Rudel willkommen.” “Ich danke dir Harry und werde es überdenken.” Dankbar lächelte die Wölfin, trat an ihn heran und rieb kurz ihre Schnauze an Harrys Gesicht. “Würdest du dich zurückverwandeln und Severus sagen, dass es mir für den Moment reicht und ich mich ins Bett legen werde? Es wäre toll, wenn einer von euch noch den anderen sagen würde, dass es zwar nicht komplett erfolgreich verlaufen ist, aber immerhin alle leben.” “Aber natürlich, Harry”, sprachs, verwandelte sich zurück und öffnete die Tür. Vor welcher zwei weitere Wölfe standen und sie aufmerksam beäugten. Während Layla begann Severus aufzuklären, schritt Harry erhobenen Kopfes zwischen den Wachwölfen durch. “Du … du bist der Harry, stimmts? Harry Potter, hab ich Recht?”, erklang Fenrirs Stimme, welche irgendwie an Bedrohlichkeit verloren hat. Der Wolf klang nachdenklich. Langsam wandte Harry den Kopf zurück. “Ja, der bin ich. Hast ja anscheinend doch was im Kopf, alter Wolf.” Damit begann er zu rennen, verfolgt vom beinahe irren Lachen des Alphas. “Bist du noch wach?” Severus betrat langsam den Raum und schloss die Tür leise hinter sich. Müde schob Harry seine Nase unter der Bettdecke hervor. “Rutsch mal ein Stück”, forderte er und kletterte ebenfalls unter die Decke. Sanft nahm er Harry in den Arm, welcher immer noch Fell trug. “Verwandle dich zurück, du kannst nicht immer in dieser Form bleiben.” Nur sehr langsam kam Harry dieser Aufforderung nach. Entweder sein Gefährte war wirklich einfach nur müde, oder die Wolfsform begann Besitz von ihm zu ergreifen. Sie mussten zügig hier weg, denn so sehr er Harry in seiner Wolfsform auch mochte, so viel besser war es doch den Jungen in Fleisch und Blut im Arm zu halten. So wie in diesem Moment. “Ich habe eine Menge Fragen an dich, aber die haben Zeit. Layla sagte du hättest Kopfschmerzen, hier ist ein Trank dagegen.” Behutsam zog er die Decke ein Stück herunter um das Gesicht des Schülers zu befreien. Was er dabei sah, ließ ihn schmunzeln. Harry lag tief schlafend auf seiner Brust, die Haare wirr im Gesicht liegend. Sanft schob er die verirrten Strähnen aus dem jungen Gesicht und stellte wieder einmal fest, wie schön Harry war. Sein Harry, der Eigenschutz und durchdachtes handeln wohl nur aus Lexika kannte. Seufzend stellte er den Flakon auf den Nachttisch, ließ mit einem Schlenker seines Zauberstabes den Raum verdunkeln und nahm Harry fest in den Arm. Sein Gefühl sagte ihm, dass es das für heute noch nicht gewesen war mit den Überraschungen. Layla war immer noch aufgebracht und enttäuscht. Niemals hätte sie gedacht, dass gerade Fenrir ihr solche Absichten unterstellen würde. Dass er ihr wirklich solch eine Illoyalität zumutete. Aber anscheinend kannte sie ihren Alpha schlechter als bisher gedacht. Vielleicht war sie wirklich geblendet gewesen durch die tiefe Dankbarkeit, welche sie ihm gegenüber empfand. Schließlich hatte er sie aus einem Leben voller Schmerz und Erniedrigung geholt und ihr letztendlich durch die Verwandlung wortwörtlich das Leben gerettet. Dadurch war sie auch zu ihrer Rache an ihren Peinigern gekommen. Aber jetzt … jetzt stellte sie alles in Frage. Auch sich selbst. Nach dem unglücklichen Treffen mit Fenrir hatte sie den Mann einfach in dem Raum zurückgelassen. Natürlich war ihr klar, dass Harry den Alpha komplett aus der Bahn geworfen hatte durch die Geschichte mit Lupin, aber ihr Mitleid hielt sich momentan in Grenzen. Daher war sie schnurstracks losgegangen, um die Dame des Hauses auf zu suchen. Harry hatte ihr mit seinem Angebot eine Möglichkeit für eine Rudelauszeit gegeben. Einfach damit sie erst mal die Gedanken sortieren konnte. Ihre Aufgaben würde Lola schon übernehmen und gut meistern. Als sie die Gesuchte schließlich fand, hatte sie noch einen kurzen Bericht an den Hausherrn und den Lord abgeliefert, ehe sie Narzissa um ein vertrauliches Gespräch bat. Als Narzissa ihr, ohne eine ausführliche Erklärung und Diskussion ein Zimmer hier anbot, hatte sie erschöpft, aber dankbar, genickt und war einer hilfsbereiten Hauselfe gefolgt. Jetzt war es Mittagszeit und daher trug sie ein reichlich beladenes Tablett vor sich her. Elfenwolf und Gefährte hatte sich durch eine Hauselfe entschuldigen lassen, aber für Layla kam es nicht in Frage die beiden ohne Essen zu lassen. Außerdem wollte sie Harry noch einmal danken, denn sie begriff, dass Harry Partei für sie ergriffen hatte. Allerdings wollte sie ihm auch die Illusion nehmen, dass er für diesen Disput schuld war. Das heute war eine von vielen Diskussionen. Nur das diese sonst niemals so unter die Gürtellinie gingen und vor allem nicht so eskaliert waren, da sie sich immer zurückgenommen hatte. Tief atmete die junge Werwölfin durch, ehe sie mit dem Fuß gegen die Zimmertür trat. “JETZT NICHT!”, vernahm sie laut und aufgebracht von Severus aus dem Inneren. “Ich bin's, Layla”, rief sie zurück, in der Hoffnung dass sie dadurch Einlass bekam. “Verschwinde, wir haben zu tun!” Ein dreckiges Grinsen huschte über ihr Gesicht. “Ihr kleinen Schlingel! Ich stelle das Essen vor die Tür.” Belustigt pfeifend wand sie sich ab, um in ihr Zimmer zurück zu gehen. Sollten sich die beiden ruhig miteinander vergnügen, das half bestimmt gegen die Spannung zwischen ihnen. Jedoch kam sie gar nicht erst bis zu ihrem Rückzugsraum am Ende des Flures, denn hinter ihr wurde polternd die Tür aufgerissen. “Layla, warte!” Erstaunt drehte sie sich herum und entdeckte Harry in seiner menschlichen Form. Ein Harry, welcher sehr aufgebracht wirkte. Neugierig trat sie zu dem Jungen heran. “Was ist los?” “Kannst du bitte ...”, setzte Harry an, wurde jedoch vom Gefährten unterbrochen. “Kannst du bitte diesem Sturkopf sagen, dass er sein Hirn einschalten soll!” Auch Severus war reichlich aufgemacht. Nicht einmal die Kleidung und die Haare des Professors waren wie sonst im tadellosen Zustand. “Ich habe dir doch gesagt, dass nichts passieren kann!” “Ach und was macht dich da so sicher? Dein Bauchgefühl, welches dich immer wieder in Schwierigkeiten bringt?” “Vorhin hast du mir noch gesagt, dass du mir vertraust!” “Ich habe gesagt, ich bin bereit dir zu vertrauen und werde an mir arbeiten!” Seufzend rollte Layla mit den Augen. Die beiden brauchten, ganz dringend Sex um ins Reine zu kommen. Sie hatte sich, während der Elfenwolf in Narzissas Obhut war, noch einmal in den heimischen Schriften schlau gemacht. Das Problem zwischen den beiden war ein klischeehaftes Problem und bestand nicht aus Vertrauen haben, oder nicht. Stratege oder Heißsporn. Es ging sehr viel tiefer und war unter Werwölfen ein alter Hut. Aber ehe sie dies auf den Tisch bringen konnte, mussten sich die Gemüter erst mal beruhigen. “Los rein da. Ihr solltet das vielleicht nicht hier auf dem Flur diskutieren, wo euch jeder dahergelaufene Mensch hören kann.” Als Harry auf die scheuchende Handbewegung nicht reagierte, schubste sie den Schüler kurzerhand in den Raum, schnappte sich das Tablett vom Boden und trat ein. Die Tür schloss sie mit einem gekonnten Fußtritt. Es wurde Zeit wenigstens an dieser Front für Frieden zu sorgen. Lässig ließ sie das Tablett auf den Tisch fallen, ehe sie die beiden scharf ins Auge fasste. “Also meine Herren. Was zum Vollmond ist hier los? Bad zu lange blockiert? Decke oder Kissen geklaut? Im Bett breit gemacht oder geschnarcht?” Ein schiefes, gequältes Lächeln zierte kurz Harrys Gesicht. Severus rollte mit den Augen. “Mach dich nicht albern, Layla. Es geht um etwas sehr viel bedeutenderes.” “Streitet ihr euch wegen heute? Wegen dem Moment als wir drei verwandelt waren?” “Bitte Severus, du bist es der ein Problem in meinem Vorhaben sieht. Welches ich diesmal sogar extra mit dir bespreche, nur um es mal am Rande zu erwähnen. Also leg du ihr die Situation dar.” Eine Augenbraue erhoben musterte der Mann den nun auf der Couch lümmelnden Elfenwolf. “Nun gut.” Auch der Professor setzte sich und wies Layla an dies ebenfalls zu tun. Kurzerhand ließ sie sich einfach vor den beiden auf dem Tisch nieder. So konnte sie beide im Blick haben … und notfalls auseinanderrupfen. “Die Situation vorhin haben wir bereits besprochen. Harry hat mir erzählt, dass ich nichts verpasst habe, da es ein Gespräch zwischen dir und Fenrir war. Ich habe keinen Grund es zu hinterfragen oder zu erörtern.” “Das freut mich zu hören.” Unbeirrt fuhr Severus fort. “Auch sein kleiner Stunt, als er dazwischen sprang, ist nicht Gegenstand der Diskussion. Das war für sonstige Verhältnisse ja schon beinahe eine durchdachte, denn er hatte Rückendeckung.” Schnauben von der inzwischen futternden Elfenwolf Front. “Und wo ist dann das Problem?” Vielleicht stand Layla ja auch auf dem Schlauch, aber sie fand da jetzt keinen Harken daran. Severus Worte klangen auf den ersten Blick positiv. Was beim Heiligen Urwolf war also los? Kaum dass sie sich diese Frage gestellt hatte, war es Harry welcher seine Futterei unterbrach und eine Antwort lieferte. “Naja, er ist wütend, weil ich ihn gefragt habe, wie ich es am besten anstelle mich Tom, also Voldemort, zu offenbaren.” Lässig schob sich der Junge eine Weintraube in den Mund. Jetzt verstand Layla das Problem. Ehrlich gesagt, klappte auch ihr die Kinnlade gen Boden. “Oh, ok”, war alles was sie herausbrachte. “Du findest also auch, dass das eine gute Idee ist?” Aufgeregt richtete sich Harry auf. Doch den Zahn musste sie ihm ziehen. “Was? Nein, auf keinen Fall! Das klingt nach einem ganz schlechten Plan. Das ist … verrückt … lebensgefährlich! Einfach eine sau schlechte Idee!” “Siehst du! Selbst die wagemutige Wölfin hält es für eine schlechte Idee.” Man sah Severus die Erleichterung über die unerwartete Unterstützung deutlich an. Allerdings musste sie auch den schwarzhaarigen Professor auf den Boden der Tatsachen zurückholen. “Nein, grundsätzlich halte ich es nicht für eine schlechte Idee.” “Ha, hörst du!” Nun zierte Harrys Gesicht ein breites Grinsen. “Aber ich denke dennoch, dass es gefährlich und zu früh ist.” Das Grinsen wurde gegen einen verkniffenen Ausdruck getauscht. “Mag mir dann auch vielleicht mal einer von euch die Gründe erklären? Ich höre nur Dinge wie ‘verrückt’, ‘gefährlich’, ‘dein Ende’ und so weiter. Aber das sind nichts weiter als Mutmaßungen. Ihr rückt beide nicht mit irgendwas genauerem heraus. Erzählt nur, was ihr glaubt. Warum nicht einfach auf den Junge vertrauen, welcher den Kerl wohl mit am besten kennt? Er wird mir nichts tun!” “Harry ich habe dir doch schon gesagt, dass niemand den Lord genau kennt. Alles was ihn und eventuelle Reaktionen betrifft, sind reine Mutmaßungen. Selbst an seinen guten Tagen, wenn Schicksal, Meteorologie und Astrologie übereinstimmen, ist er immer noch wie ein Kind auf Süßigkeitentzug - sehr launisch. Der Mann hat Freude an Folterungen. Das zur Schau stellen von Macht und Stärke ist sein Kick, vor allem wenn alle vor Angst und Panik erbeben und beinahe in die Umhänge machen.” “Ich weiß, dass er eine Macke hat. Vergiss nicht, ich vereitle seit einigen Jahren, dass er mich um die Ecke bringt.” Es war verstörend für Layla, Harry so lapidar darüber reden zu hören. Der Junge war eine wandelnde Zielscheibe und schien sich nicht davon beeinflussen zu lassen. Ob dies nun mutig oder verrückt war, konnte und wollte sie noch nicht beurteilen. “Verdammt, Harry, es gibt mehrere Versionen davon, was er mit dir anstellen wollte, sobald er dich in die Finger bekommt. Eine Schlimmer als die andere!”, rief Severus aus und raufte sich tatsächlich die Haare. Eine weitere Weintraube landete lässig in Harrys Mund. “Ich hoffe, dass es wenigstens spektakulär ist. Blut, Folter und das in der Öffentlichkeit.” “Harry!” Zeitgleich mit Severus, hatte Layla dies schockiert von sich gegeben. Hing der Kleine überhaupt an seinem Leben? Bedeutete ihm die Verantwortung als Elfenwolf so wenig? Stieß der Junge seinen Gefährten absichtlich vor den Kopf? Severus tat ihr aufrichtig leid und verstand es nur zu gut, dass dieser mit finsterem Blick aufstand und in die Küche ging. Sie selbst wäre nicht so ruhig geblieben an seiner Stelle. Beim großen Urwolf, sie war kurz davor den kleinen Elfenwolf kräftig zu schütteln, ehe sie ihn einsperrte. “Welpe … das war wirklich hart. Da kannst du ihm auch gleich sagen, dass dir an einem Leben mit ihm nichts liegt.” Seufzend strich sich der Junge über das Gesicht. “Ja, ich weiß, glaub ich … aber es macht mich so wütend. Er denkt nicht einmal drüber nach. Er bezeichnet mich dauernd als Grund für Kopfschmerzen, Magengeschwüren und grauen Haare. Er vergisst immer, dass ich es bin, der sich immer umschauen muss, in der Angst jemand könnte es auf mich abgesehen haben. Ich will das nicht mehr. Ich will nicht immer in dieser Angst leben, sondern klare Fronten haben. Darum glaube ich auch, dass Volde … dass Tom mir nichts tun wird. Wenn er wirklich, von seinem tiefschwarzen Herz aus, gewollt hätte, dann hätte er schon viele Möglichkeiten gehabt mich in die Finger zu kriegen. Ich bin ja in Hogwarts auch nicht nur in meinem stillen Kämmerlein, sondern auch in Hoagsmead zum Beispiel. In den Ferien und zu Schulanfang auch in der Winkelgasse.” “Ich glaube, ich verstehe was du sagen willst. Hast du dies alles auch genau SO Severus erzählt?” Schnauben von der Couch. “Für ihn ist es nur einer weiterer Anfall akuter ‘Teenageritis’.” Die Weintraube, welche Harry die ganze Zeit hochgeworfen und wieder aufgefangen hatte, endete nun als feuchter Fleck an der Decke. Bei der Wucht, mit der sie dorthin gepfeffert wurde, würde sie erst nächsten Ostern herunter fallen. “Aber”, holte Harry sie aus den absurden Gedanken, “Aber ich werde mich nicht offenbaren, solange Severus komplett dagegen ist. Ich werde allerdings auch nicht aufgeben, sondern einen Kompromiss finden mit dem wir beide zufrieden sind.” “Hmm, gute Idee”, stimmte Layla schwach zu und musste sich ein Grinsen verkneifen. Wenn die beiden im Kompromiss finden genauso gut waren, wie im nicht zanken, dann würde Harry bis zum Schulabschluss kein klärendes Gespräch mit dem Professor führen. “Ist ja auch nicht so, dass du einfach so mit ihm reden könntest.” Irritiert zuckte sie zusammen, als Harry sich ruckartig aufsetzte, ehe er sie plötzlich umarmte. “Layla, du bist genial. Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Ich bin aber auch manchmal blöd!” Innerhalb weniger Sekunden war Harry in die Küche gerannt und plapperte wild drauf los. Irgendwie hatte sie den Faden verloren, was war hier gerade geschehen? Hibbelig saß Harry neben Severus auf der Couch. Warum war er nicht selbst auf die Idee gekommen, die Barriere von Severus durch diesen wieder zu senken und sich mental mit Tom zu unterhalten? Ein Glück war Severus tatsächlich auf diesen Kompromiss eingegangen. Auch wenn er die Bedingungen stellte, bei diesem Gespräch zugegen zu sein. Da Harry darin keinen Nachteil sah, so lange sein Gefährte sich im Hintergrund hielt, stimmte er dieser Bedingung zu. Endlich entwickelte der Tag sich doch noch gut, denn das Gespräch mit Fenrir war nun mal alles andere als befriedigend gewesen. Neben dem Streit der Rudelmitglieder hatte er auch noch keinerlei Infos erhalten. Er war schlau wie zuvor, was es genau mit Elfenwölfen auf sich hatte. Als er Severus vorhin erzählte, wie unbehaglich er sich gefühlt hatte, hatte dieser ihn in die Arme genommen. Harry war fast vom Glauben abgefallen, als der toughe Mann gestand, dass es ihm nicht ein Deut besser erging. “Bist du dir wirklich sicher? Nicht nur das Brechen der Barriere wird schmerzen, auch das Eindringen in deinen Kopf wird nicht schmerzlos von statten gehen.” Nichts war mehr von ihrem Disput zu merken. So war es irgendwie schon immer gewesen. Anscheinend gehörte das zu ihrer Beziehung. Beziehung … welch schönes Wort. “Harry?” Behutsam legte Severus die Hand auf Harrys und holte den Jungen damit aus den Gedanken. “Was? Ach so, ja ich bin mir sicher. Keine Sorge, ich vertraue dir und weiß, dass du mir nicht absichtlich weh tust.” Liebevoll lächelte der den Mann an. Es war die reine Wahrheit. Stumm nickte sein Gefährte und drückte seine Hand. “Dann beginne ich nun. Layla, du nervst, wenn du mir ins Ohr pustest und schnaubst! Also setz dich einfach hinter Harry und stütze ihn. Dann hat deine Anwesenheit wenigstens einen nützlichen Aspekt.” “Ehrlich gesagt, wollte ich mich entschuldigen. Ich muss da noch was … klären.” Verdutzt blickten die beiden Männer die Wolfsfrau an. “Willst du mit Fenrir reden?”, erkundigte sich Harry und hoffte, dass die beiden schnell wieder auf einer Schiene fuhren. “Ähm, mal sehen. Ich habe auch noch andere Dinge zu tun, als mich mit diesem Stinkwolf auseinanderzusetzen.” Ein düsterer Ausdruck war auf Laylas Gesicht zu sehen, ehe er genauso schnell wieder verschwand wie er aufgetaucht war. “Zudem muss ich dich ja nachher aufpäppeln, wenn dein Partner dich kaputt macht.” Grinsend benickte die Frau ihre Aussage. “Jetzt verschwinde schon”, grollte Severus ungehalten. Frech streckte Layla die Zunge raus. “Miesepeter. Also dann, bis später.” Mit einem Winken verschwand die Werwölfin aus dem Raum und ließ zwei verdutzte Gefährten zurück. “Was sie wohl vorhat?”, grübelnd legte Harry den Kopf schief. Was war jetzt plötzlich so wichtig? “Wer weiß, vielleicht hat sie Appetit auf Hase bekommen. Also, bist du bereit dich auf mich zu konzentrieren?” Schnell nickte der Elfenwolf. “Lass uns beginnen”, sagte er und schon richtete Severus den Zauberstab auf ihn. ~Du weißt, dass ich dich immer noch dafür beißen möchte?~ Seufzend schloss Tom die Augen. Nagini war ihm vor fünfzehn Minuten in die Bibliothek gefolgt. Seit dem hatte sie ihn nicht einmal angesprochen, sondern nur angestarrt. Wütend gezischt und mit dem Schwanz geschlagen. ~Was genau meinst du? Anscheinend mache ich ja nur noch Fehler, für den mich irgendwer leiden lassen will. Wo ist der Respekt hin?~ Eine Frage, welche er nicht unberechtigt fand. Vor gar nicht allzu langer Zeit, da hatte ein Blick gereicht und alle waren vor Schreck erstarrt. Tja und jetzt klappte dies vor allem bei seinem innersten Kreis überhaupt nicht mehr. Da konnte er starren bis er trockene Augen bekam. Vielleicht sollte er mal wieder ein Exempel statuieren? ~Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist … und bei Ouroborus und der Midgardschlange, zieh nicht solch eine Fratze. Das ist ja zum Abgewöhnen. Kein Wunder, dass du kein Weibchen hast!~ Tom glaubte vom Glauben abzufallen. ~Bitte was? Sag mal Nagini, was ist denn in dich gefahren? Schlechte Maus gehabt?” ~Das Gleiche könnte ich dich fragen, du siebköpfiger Mensch!”, zickte die Riesenschlange zurück, ehe sie sich mehrmals zischelnd hin und her wand. ~Du holst hier nicht nur diesen grausamen Wolf her, sondern gestattest auch noch, dass unser kleiner Harry zu ihm darf!~ Erneut peitschte Nagini mit dem Schwanz und legte dabei einen kleinen Beistelltisch in Schutt und Asche. Oder besser gesagt: Zerlegte ihn in Splitter. ~Hast du etwa vergessen, wie er im Sommer ein Kind tötete, dass das Blut nur so spritzte? Ich nicht! Wie kannst du nur so …~ ~Es reicht! Hörst du? Es reicht, halt deine Schuppen beisammen oder ich verwandle dich in einen Regenwurm!~ ~Oh nein, mein Lieber, so leicht kommst du mir nicht davon! Ich bin stocksauer, ebenso wie Narzissa und Severus! Und nicht nur sie stehen deiner Erlaubnis skeptisch gegenüber! Du magst es nicht hören wollen, aber alle hier anwesenden Zweibeiner - diejenigen, welche noch ihren gesunden Menschenverstand besitzen - zweifeln an diesem Treffen. An dem Sinn dahinter. An DIR!~ Wild rauschte Toms Magie durch die Bibliothek und verursachte ein mittelschweres Chaos. Es war ihm egal. ~Wir waren alle hier. Severus war bei ihm und würde niemals zulassen, dass dem Jungen etwas geschieht. Er war sicher.~ ~Seit wann bist du so schlecht geworden, dich selbst zu belügen, Tom?~ Die Enttäuschung in ihren Worten tat beinahe mehr weh, als ihre Vorwürfe vorweg. Als Nagini dann auch noch den Kopf hin und her schwenkte und den Raum ohne jedes weitere Wort verließ, sackte Tom in sich zusammen. Die Wahrheit war, Nagini hatte recht. Sie alle hatten irgendwie recht. Es war eine absolut beschissene Idee gewesen, Fenrir den Kontakt zu Harry zu erlauben. Dann auch noch so abgeschottet, wo niemand von ihnen eingreifen konnte. Es hätte absolut schief gehen können. Er hatte sich von Fenrir einlullen lassen, ebenso wie von Laylas Beteuerungen, dass Fenrir dem Welpen nichts tun würde. Aber, man sprach hier immerhin vom unkontrollierbaren Fenrir Greyback, dem er selbst misstraute, aber auch wegen einiger negativer Eigenschaften gern im Team hatte. Allein die Drohung mit dessen Namen, öffnete so manche Wege. Jedoch … war es das alles wert? Waren Kontakte zu ausländischen Werwolfsrudeln es wert, dass er Fenrirs Beharren den fremden Wolf in seinem Revier kennenzulernen, nachgegeben hatte? Eigentlich war ihm jedes Mittel recht für mehr Macht und Einfluss. Eigentlich … “Oh, anscheinend wurde hier eine Party gefeiert. Schade, ich hätte gerne teilgenommen.” Blinzelnd wurde Tom aus den Gedanken geholt und erblickte Layla, welche gerade lässig in den Raum trat. “Was willst du hier, Wölfin?”, knurrte er ungehalten. Sie war ebenfalls Schuld an dem ganzen Theater und damit definitiv am falschen Ort, zur falschen Zeit! “Verschwinde!” “Nein, denn ich bin ebenso wie Ihr, dunkler Lord, ein Gast dieses Hauses. Narzissa erlaubte mir vorerst zu bleiben, selbst wenn der Welpe nicht mehr hier ist. Und jetzt gerade ist mir danach ein lustiges Buch zu lesen. Also entweder bitte ich Euch den Raum zu verlassen, Lord, oder Ihr lasst mich hier etwas Ordnung schaffen und in Ruhe ein Buch vor dem Kamin lesen.” Sie meinte es ernst und sie hatte keine wirkliche Angst vor ihm. Sie war bei ihrer Zurechtweisung höflich geblieben. Er würde nicht feige verschwinden, egal wie ekelhaft ihre Freundlichkeit war. Die Frauen in diesem Haus hatten wirklich nicht mehr alle Zauberstäbe im Halfter. Oder vielleicht waren auch nur alle zugleich in ihrer ‘besonderen Zeit’. Angewidert über die eigenen Gedanken schüttelte er den Kopf und richtete den Raum mit Hilfe eines Zauberstabschlenkers selbst wieder her. Lässig nahm er das Buch, welches er vor Naginis Ansprache gelesen hatte, wieder zur Hand und tat einfach so, als wäre die nervige Wolfsfrau gar nicht da. Doch, es sollte nicht dazu kommen, dass er sich in die Lektüre vertiefen konnte, denn aus dem Nichts setzten Kopfschmerzen ein. Erst nur ein leichtes, kaum wahrnehmbares Drücken. Doch innerhalb weniger Augenblicke, wurde das Drücken zu einem wirklich penetranten Klopfen und Dröhnen. Beinahe so, als wenn jemand einen Legilimentik Angriff auf ihn starten. Überrascht zog er die Luft ein. War es etwa … konnte es sein … sollte es tatsächlich sein, dass Harry Kontakt zu ihm aufnahm? Warum jetzt? Immerhin waren sie im gleichen Haus. Nun, vielleicht bekam er ja eine Antwort. Ein wenig vorfreudig senkte er seine Schilde und begab sich in das mentale Gespräch mit dem Jungen. Severus’ Warnung vor etwaiger Schmerzen war tatsächlich nicht unangebracht. Es war ein widerliches Gefühl und dies war wirklich noch eine nette Umschreibung! Es war als wäre ein Specht in seinem Kopf auf Nahrungssuch, egal, wie vorsichtig Severus war und ebenso wie sehr er selbst dem Mann vertraute. Das Brechen der Barriere tat nur relativ kurz weh, dafür war das Gefühl der wiedererlangten Freiheit zu groß. Eine überraschende Entwicklung, welche er auch Severus mental mitteilte, kaum dass dieser in seinem Kopf war. “Das wundert mich nicht wirklich. Du hast nie solch eine Barriere getragen. Du konntest jederzeit mit dem Lord in Kontakt treten und ich glaube, du hast es unbewusst des Öfteren getan. Vielleicht sogar ihr beide. Ich weiß nicht was euch verbindet, aber es ist Fakt. Kaum dass ich die Barriere gelöst habe und in deinem Kopf war, hat sich dein Geist automatisch auf die Suche gemacht.” “Du weißt, dass ich darauf verzichten würde, um dir die Sorgen zu nehmen?” “Ich weiß, Kleiner.” Versöhnlich lächelnd blickte ihm Severus mentales Bild entgegen. “Und jetzt los, ruf deinen Gesprächspartner. Aber bitte, kein Parsel und unterschätze ihn nicht. Er ist und wird kein handzahmer Kater, nur weil er nette Momente hatte.” Langsam nickte Harry, woraufhin sich sein Gefährte wie verabredet an den Rand von Harrys Geist zurückzog. Nach dem Lösen der Barriere hatte Severus ihm eröffnet, dass dies HARRYS Geist war und er diesen nach den eigenen Wünschen formen konnte. Somit war Severus am Rande verborgen und konnte dennoch alles verstehen. Vorsichtshalber prüfte Harry noch einmal alle seine gedanklichen Türen und Truhen, dessen Inhalte er selbst nicht einmal sehen wollte, dann beschwor er eine Blumenwiese und schloss die Augen. Tief Luft holen suchte er gedanklich nach Tom. Erst jetzt, wo er einige Zeit nicht mit dem Mann kommunizieren wollte, spürte er eine Art Verbindung. Wie ein Faden, welcher sie beide verband und dem er nur folgen brauchte. “Tom?” Keine Reaktion. “Hallo, bist du da?” Erneut nichts. “Tom, hallo, ich möchte mit dir reden.” Nichts. Es war, als wenn er gegen eine Wand redete. “Ernsthaft jetzt? Zickst du jetzt rum oder was?” Harry begann mehr Kraft in die Kontaktaufnahme zu stecken. “HALLOOOOOO, mach auf. Ich bin's Harry. Na los, komm schon, du schwarzmagischer Disput mit dem seltsamen Humor.” Immer wieder und wieder versuchte er Kontakt aufzunehmen. Bewarf den Lord mit unschönen Begriffenn um ihn so vielleicht aus der Reserve zu locken, aber der Mann blockte. “Du alte Diva!”, rief er aus und atmete mehrere Male tief ein und aus. Das hier war anstrengender als gedacht. “Potter, welch Überraschung. Hast du mich gerade Diva genannt?”, ertönte es plötzlich spöttisch in Harrys Kopf und Toms Gestalt transformierte sich in sein mentales Bild. Schnaubend stützte der Jüngere die Hände in die Hüfte. “Ja, wenn du dich so benimmst?” “Wer hat sich denn von Snape eine Blockade auflegen lassen? Leugne es erst gar nicht, ich kenne seine Magiesignatur! Ich kann eins und eins zusammenzählen!” Nun stemmte auch Tom die Hände in die Hüfte und funkelte ihn an. “Es ging nicht anders … nicht nur du versuchst in meinen Kopf zu kommen. Wenn du mein einziges Problem wärst, dann wäre ich glücklich.” Seufzend lehnte Harry sich nach hinten; stützte sich auf seinen Händen ab. “Wie meinst du das? Du weißt, dass dies reichlich verrückt klingt? Menschen sind schon für weniger nach Askaban oder St. Mungos gebracht worden.” Langsam trat der Lord näher und ließ sich geschmeidig Harry gegenüber nieder. “Du siehst gar nicht so übel aus, wenn du nicht deine Schlangenfratze trägst”, wechselte Harry schnell das Thema. “Du hast mich überrascht mit deiner Kontaktaufnahme.” Als wäre nichts weiter dabei, zuckte der düstere Mann mit den Schultern. “Was macht es für einen Unterschied? Solltest du in Hogwarts nicht anderes tun, als mit mir zu reden? Ich weiß wo sich Snape momentan aufhält, also wie hast du es geschafft, diese starke Barriere zu brechen?” “Naja, ich hab ihn einfach darum gebeten. Die Zeit, wo mir allein sein Name mehr Angst als du in Person macht, ist vorbei. Er ist nicht so übel.” Verächtliches Schnauben war zu hören. “Genauso wie du, Tom.” Nun wurde er mit großen Augen angestarrt. “Bitte was?” Kichernd hielt sich Harry eine Hand vor den Mund. “Alt und taub. Tom, Tom, wo soll das nur mit dir hinführen? Und nein, ich habe gerade nichts Besseres zu tun. Weißt du, ich sitze in Hogwarts fest.” Ja, das war nichtssagend genug. Tom, welcher gerade ansetzte über unfreundliche Kinder zu schimpfen, verstummte. “Am Anfang der Ferien ist etwas passiert.” Den Blick auf den Boden gerichtet begann er das erdachte Gras auszurupfen. “Ich habe meine Freunde zum Zug gebracht. Ich war wütend auf Dumbledore, weil er partout nicht erlaubte, dass ich bei mir sehr wichtigen Menschen sein konnte in den Ferien. Doch dieser Frust war schnell unwichtig, denn… denn ich wurde überfallen. Severus war es, welcher mich wieder zusammenflickte und aufnahm, als ich verletzt und verwirrt durch das Schloss taumelte.” “Weißt du um den Schuldigen?” “Nein, aber … erinnerst du dich an Umbridge?” “Die Lehrerin, welche du nicht magst?” “Nicht mögen ist echt nett ausgedrückt! Ich hasse sie! Die hat keine Ahnung vom Lehrersein und inzwischen würde wohl fast jeder Schüler lieber mit dir, als mit ihr Tee trinken. Bei dir weiß man ungefähr woran man ist. Sie quält, foltert und zerstört auf seelischer Ebene, während sie es als Lernen und Nachsitzen tarnt. Abgesegnet durchs Ministerium, welches ihr immer mehr Privilegien zugesteht.” Tief durchatmend blickte er auf seine Hand. Sie war zwar nicht mehr bewegungseingeschränkt oder schmerzte, aber immer noch mit feinen Narben verziert. Demonstrativ zeigte er seinem Gegenüber den lädierten Handrücken. “Auch soll ich nicht lügen, daher sage ich es. Ich hasse sie und ihr feiges-hetzerisches Verhalten so dermaßen, dass ich nichts dagegen hätte, wenn der Kraken mal ein wenig mit ihr spielt.” Ein dunkles Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Schwarzmagiers. “Potter, Potter. Solch eine Aussage vom Held der Nation?” Im gespielten Unglauben schüttelte der Lord mit dem Kopf. “Nun, kleiner Held, wenn du einen Moment Zeit hast, hätte ich da Ideen für diese Lehrerin.” “Ich bin auch nur ein Teenager, also sind meine Neugierde und der Spaß an einem kleinen Abenteuer groß. Raus mit deinen Ideen.” Ein vorfreudiges, aufmüpfiges Kichern entwich ihm. Irgendwann wurde es für Severus schlicht und ergreifend unerträglich, einfach nur stummer Zeuge und Beschützer zu bleiben. Wobei er nicht einmal genau benennen konnte, warum dem so war. Eifersucht? Möglich. Es war nicht so wie wenn er an Harry in Blaise Nähe dachte - da machte er sich mehr Sorgen - aber dennoch … Dennoch war da diese Vertrautheit zwischen den beiden Aushängeschildern ihrer jeweiligen Seite. Diese Ungezwungenheit zwischen den eigentlichen Todfeinden war verstörend. Und wurde es auch immer mehr, je länger er dieses Schauspiel beobachtete. Er hatte es unterschätzt, dies wurde ihm bewusst. Unterschätzt, wie fest diese beiden Zauberer aus einer Laune des Schicksals heraus miteinander verknüpft waren und damit auch Harry wieder einmal - der Junge kannte Seiten an Lord Voldemort wie niemand anderes. Wann lernte er endlich, dass er selbst die Weisheit nicht mit dem goldenen Löffel gegessen hatte? Was ihn jedoch am meisten störte, war die Tatsache, dass beide aufeinander einwirkten. Der Lord wurde menschlicher, wurde immer mehr zu TOM. Und Harry? Der schien stattdessen seine dunklen Seiten zu entdecken. Allein wie der Junge lachte, während Tom immer mehr absurde, morbide Ideen von sich gab ... Erhobenen Kopfes verließ seine gedankliche Gestalt den Beobachtungsposten. “Ich denke, ihr solltet euer Treffen nun abbrechen.” “Snape.” - “Warum denn schon jetzt?”, kam es zeitgleich von den beiden am Boden hockenden Gestalten. Nach einem Nicken in Richtung des Lords, wand er sich an seinen Gefährten. “Weil das hier an deiner Kraft zerrt. Du bist immer noch nicht wieder hergestellt. Guck dich mal um, die Farbe verblasst langsam.” “Und schuld daran ist diese Umbridge?” Langsam schüttelte Harry den Kopf. “Ich glaube, dafür hat sie nicht genug Publikum. Sie will Exempel statuieren.” “Ich sehe das ähnlich wie Harry und, mein Lord, wir beide haben da wohl eher jemand anderes in Verdacht die Finger im Spiel zu haben.” Kurz verengte der Mann die Augen. “Zuzutrauen wäre es ihm, aber er macht sich nicht selbst die Hände schmutzig.” “Genau dies denke ich auch. Darum habe ich Harry auch aus Hogwarts mitgenommen. Offiziell suche ich ihn, weil er verschwunden ist. Das Nervigste an dem Ganzen ist wohl ein gewisser Black, welcher mich mit Eulen bombardiert” “Erstens: Von wem genau redet ihr? Und zweitens: Bitte was macht Sirius? Der soll verdammt nochmal die Backen halten!” Severus entschied sich die erste Frage nicht zu beantworten, solange es ging. “Lass Black mal meine Sorge sein. Du solltest dich vor Schulbeginn erholen und vielleicht sollten wir etwas üben. Das kann dir beim besten Willen nicht schaden.” “Snape, wir sprechen uns umgehend! Jetzt bitte ich dich jedoch zu verschwinden, es gibt Dinge, welche du nicht mitbekommen musst.” Nun musterte er den Mann ebenfalls streng. “Das werde ich ni …” “Tom, ich erzähle es ihm sowieso. Severus und ich haben begriffen, dass uns der ewige Streit nichts bringt. Das Geheimnisse nicht hilfreich sind, wenn wir in Hogwarts auch nur irgendetwas erreichen wollen. Er bringt mir Okklumentik bei und noch bin ich so schlecht, dass er es eh mitbekommen könnte.” Schulterzuckend rupfte Harrys Gedankengestalt einige Grashalme aus und blickte zwischen beiden Erwachsenen hin und her. Der Lord kniff die Lippen zusammen, ehe er wohl begriff, dass er entweder damit leben oder die Klappe halten musste. Die Entscheidung fiel nach einigen Sekunden auf die erste Wahl. “Harry, warum hast du nichts gesagt? Warum hast du nicht um Hilfe gefragt? Warum bist du nicht hergekommen?” Harry glaubte sich verhört zu haben. Auflachend blickte er den Schwarzmagier an. “Ist das dein Ernst? Wer bist du und was hast du mit Tom aka Voldemort gemacht?” Ein verständnisloser Blick wurde ihm geschenkt. Seufzend strich sich Harry durch die Haare. “Du und ich haben vielleicht teils ähnliche Vorstellungen von der Zukunft, aber dennoch stehen wir auf gegnerischen Seiten. Das ich den Kontakt zugelassen habe, lag auch nur an meiner bockigen Einstellung zum Leben. Zu dem Zeitpunkt war es mir absolut egal ob ich nun lebe oder sterbe. Inzwischen weiß ich unsere Gespräche sogar zu schätzen. Du bist erstaunlich lustig, auch wenn du es überhaupt nicht drauf anlegst. Du gibst mir Input und so komisch das klingt, aber du hast mir zugehört und warst somit für mich da. Ich weiß inzwischen, dass ich wahrscheinlich nur vernünftig um Hilfe hätte bitten müssen und auch Severus hätte ein offenes Ohr für die schulischen Dinge gehabt.” Sanft blickte er seinen Gefährten an, der nickte. “Was ihr alle immer vergesst, ist meine Kindheit. Auszüge davon dürftet ihr beide gesehen haben. Aber, mal ganz knapp zusammengefasst, letztendlich bestand meine Kindheit daraus alleine für mich und das angenehme Leben der Dursleys zu sorgen. Und dies möglich gut sowie ohne Fehler. Somit bin ich also mit der Einstellung groß geworden, dass mir niemand hilft, wenn nicht ich es tue.” “Verstehe. Nun ich möchte, dass du dich nicht mehr zurück hältst. Ich weiß nicht, was diese Verbindung überhaupt ermöglicht und aufrechterhält. Aber klar ist, dass ich es eh mitbekomme. Wir mögen auf unterschiedlichen Seiten stehen - Feinde sein - aber du hast Recht, wir wollen wohl für die Zukunft alle irgendwie das Gleiche. Bei mir beinhaltet das allerdings auch Projekte wie die Übernahme des Ministeriums und Hogwarts. Mit weniger werde ich mich letztendlich nicht zu Frieden geben. Was mir bewusst geworden ist und das mag euch jetzt schockieren: Wenn wir zusammenarbeiten, finden wir vielleicht einen Weg der für uns beide - alle - akzeptabel ist. Das ewige Gegeneinander zerrt nur an Ressourcen, Nerven und Zeit.” Der Mann wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern verschwand einfach. Severus fand seine Fassung zuerst wieder. “Na los, lass uns die Sitzung beenden.” “Das lief ja echt gut”, gab Harry erschöpft von sich, als sie wieder in der Realität angekommen waren. “Auch wenn Tom ein Arsch ist, weil er genau weiß, dass ich sein Angebot kaum ausschlagen KANN.” Widerstandslos ließ er sich von Severus zudecken und in den Arm nehmen. Nur wenige Augenblicke später forderte die Anstrengung ihren Tribut und Harry fiel ins Reich der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)