Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 38: ------------ Langsam schloss Severus die Tür hinter ihnen. Der Raum war voller edler Möbel. Einer Sitzecke mit Sofa und Sesseln, einem schmalen Regal mit einigen Büchern und Zeitschriften sowie den aktuellen Tageszeitungen und ein kleiner Schreibtisch mit Papier, Tintenfässchen und Feder. Die dezent aber strategisch gut verteilten Familienwappen ließen den Besucher niemals vergessen, wo er hier war … und mit wem er sich im Ernstfall anlegte. Einen Fenrir Greyback schien dies jedoch wenig zu stören oder zu imponieren. “Layla.” Fenrirs Stimme war dunkel und so heiser, als wenn er abends immer mit Schmirgelpapier gurgelte. “Fenrir.” Tief verbeugte sich die Frau vor ihrem Alpha, ehe sie zu ihm trat und dem stattlichen Mann über den Unterarm strich. Eine unerwartet sanfte Geste. Die beiden Männer hingegen begrüßten sich mit einem knappen Nicken, ehe der Blick des Werwolfs zu dem Haufen Fell in Severus' Armen wanderte. Dieser merkte wie angespannt sein Kleiner war. Aber kein Wunder, es war laut seinen Informationen das erste Mal, dass die beiden aufeinander trafen. Man begegnete nicht jedem Tag einem Mann mit grauen Haaren und braun-goldenen Augen, der dazu auch noch die Statur eines Braunbären hatte. Immerhin nicht auch genauso viel Behaarung … oder wenigstens unter alter Kleidung versteckt. Einige Minuten störten sich die beiden Wölfe überhaupt nicht an ihm und Harry, sondern waren wieder in ein Gespräch vertieft. Er verstand nicht alles von den leise gesprochenen Worten, doch das was er hörte, deutete auf Rudelinternes hin. Wie es sich wohl ziemte zwischen Alpha und rechter Hand. Eine Situation die Severus’ Nerven strapazierte, denn er wollte hier fertig werden. Verhalten räusperte er sich und erhielt so die Aufmerksamkeit der Anderen. Langsam drehte sich Fenrir zu ihnen herum und starrte Harry wieder unverhohlen an. “Dies ist er also?” Strahlend und nickend schritt Layla zurück zu ihnen. “Ja, das ist der neue Elfenwolf. Lass dich nicht von ihm täuschen. Der Kleine hat es faustdick hinter den Ohren.” Eine Spur Stolz schwang in Laylas Stimme mit. Ein tieferes Brummen war die Antwort, ehe Fenrir langsam auf sie zutrat - sie umkreiste. Nur jahrelangem Training war es zu verdanken, dass Severus jetzt nicht die Nerven verlor. Harry hatte dieses Training nicht durchlaufen. Das Zittern wurde deutlicher, während der Junge sich gegen ihn drückte und trocken schluckte. Angespanntes Schweigen trat ein. “Wie es scheint, hat unsere neue Hoffnung auch schon einen Beschützer erwählt. Wie ironisch, dass gerade der gefühllose Severus der Auserwählte ist - der Bodyguard, wenn man so will. Eine Aufgabe welche so gar nicht zu dir passt. Nun, gib ihn mir, Professor. Ich werde für dich übernehmen.” “Nein!” Severus war selbst von seiner festen Stimme überrascht. “Severus, Severus”, schnalzend schüttelte der stattliche Mann den Kopf. “Wir wissen doch beide, dass du eh keine Wahl hast. Du magst der Beschützer sein, aber solange das Ritual nicht durchgeführt wird, nützt dir das recht wenig.” Erneut wurde der Kopf geschüttelt, ehe Fenrir ihm mit einem Blick fixierte, der wohl jedem das Blut gefrieren ließ vor Angst. Jedem, außer Severus. Er würde Harry niemals freiwillig an Fenrir übergeben! Auch wenn er sich fragte, von welchem Ritual der Wolf redete. Schon im nächsten Moment hatte Fenrir einen Zauberstab am Hals. “Überlege dir das ganz genau. Ich kenne Sprüche, welche auch vor der Lykanthropie keinen Halt machen und dir die Hölle auf Erden bereiten.” Die Spitze drückte sich fester auf die braungebrannte Haut. Harry und Layla knurrten unsicher. “Ich vertraue dir genauso, wie Longbottom einen Trank fehlerfrei hinbekommt - gar nicht! Du kannst gucken und reden, allerdings so, dass ich folgen kann. Also wird Layla übersetzen und du nimmst deine Hände weg!” “Mr. Snape, Sie sollten ...”, versuchte Layla zu intervenieren, wurde allerdings von Fenrir unterbrochen. Mit leuchtenden Augen und gebleckten Zähnen lehnte sich der Mann näher, sodass Severus unwillkürlich die Nase rümpfte. Wie konnte ein Mann alleine, sämtliche Fortschritte in der Hygiene niedertrampeln? Allein der Geruch, die Zähne, die Kleidung, dieses schlampig rasierte Gesicht … selbst wenn der Kerl kein Lykanthrop wäre, würde er alles in der Umgebung in die Flucht schlagen. Da konnte der Körper optisch noch so ansprechend sein. Körper wohl gesagt, nicht Gesicht! Eine große Hand packte seine Zauberstaubhand und verdrehte diese unangenehm zur Seite. So traf er höchstens das teure Inventar. “Dir ist bewusst, dass ich dir auch einfach …” “Fenrir, bitte … du solltest das wirklich nicht …”, versuchte die Frau nun ihren Alpha zu beschwichtigen. Doch ohne Erfolg. “Sämtliche Knochen brechen, Gliedmaßen ausreißen oder das Leben ausquetschen kann?” Ein bösartiges, schon geradezu vorfreudiges Lächeln erschien auf dem Gesicht von Greyback. Ein tiefes Knurren erfüllte den Raum. Neugierde, davon konnte sich wohl niemand freisprechen. Nicht einmal ein dunkler Lord. Aber wie sollte man sich bei den aktuellen Gegebenheiten auch konzentrieren können? Jeder der hier im Wohnzimmer Anwesenden lauschte und zuckte, sobald auch nur das kleinste Knacken zu hören war. Es war Narzissas resolutem Auftreten zu verdanken, dass sie alle überhaupt erst von der Tür verschwunden waren und nicht weiter das Ohr dagegen pressten. Wie es da drinnen wohl lief? Die Charaktere, welche in dem kleinen Raum aufeinander trafen, waren sich in einigen Punkten zu ähnlich, auch wenn die Motive komplett verschieden waren. Heldenkomplex, Beschützerinstinkt, Alpha und ergebende rechte Hand ... diese Motive und Verpflichtungen mochten verschieden sein, doch dickköpfig und zuweilen temperamentvoll unbedacht, waren sie alle! Er würde nur zu gerne Mäuschen spielen, aber Fenrir hatte klar gemacht, dass er keine Störung duldete. Ansonsten würde der Alpha einfach andere Seiten aufziehen. Das wollte der Lord jedoch gar nicht genauer ausdiskutieren. Erstens brauchte er die Kraft und Unterstützung der Werwölfe und zweitens war da auch die Sorge um Harry. Schnappen und verschwinden mit dem Jungen klang sehr verlockend. Ein schneller Blick auf die alte Standuhr sagte ihm, dass dieses explosive Quartett schon zehn Minuten in dem Raum war. Ungeduldig klopfte er mit den Fingern auf die Armlehnen. Vielleicht sollte er sich mit etwas Arbeit ablenken? Oder mit dem Gefangenen im Keller? Nein, auf beides hatte er keine Lust und auch keine Nerven dafür. Nachher verpasste er noch etwas! “Mein Lord.” Wenn Lucius sein Zusammenzucken bemerkt hatte, dann ließ er es sich nicht anmerken. Genervt blickte er den Berater an, welcher neben dem Sessel aufgetaucht war und sich zu ihm hinabbeugte. “Wenn Ihr mir bitte folgen wollt.” Innerlich verdrehte Tom die Augen. Konnte der Kerl ihn nicht einfach in Ruhe ungeduldig sein lassen? “Was willst du?” “Mein Lord, es gibt da etwas, was Ihr wissen solltet. Es betrifft den Wolf. Severus' Begleiter.” Dass Lucius bei dieser Aussage die Stimme noch weiter senkte, unterstrich die Brisanz des Themas. Inzwischen hatten auch der Heiler sowie die beiden Schüler gemerkt, dass etwas vor sich ging. Langsam und geschmeidig erhob Tom sich. “Geh voran.” Nickend kam der Blonde dieser Aufforderung nach. Als sie jedoch das Wohnzimmer gerade verlassen wollten, öffnete sich die Tür und Narzissa kehrte mit einem Tablett zurück. “Und wo gedenken die Herren hinzugehen? Der Raum ist tabu und lauschen ist auch nicht möglich. Dort liegen nämlich zwei Werwölfe und scheuchen selbst die Elfen davon.” “Wie kann er es wagen.” “Fenrir, dieser Verräter”, kam es unisono von Lord und Berater. Für Tom klang das nach einer Invasion des Manor. Während sie hier alle saßen, hatte Fenrir das Rudel hier eingeschleust. Doch noch während er Pläne über das weitere Vorgehen entwarf, ließ Narzissa lässig eine weitere Bombe platzen. “Jungs, geht nach oben. Wer diskutiert, bekommt nichts zu Weihnachten und isst mit den Elfen.” Das Tablett landete behutsam auf dem Tisch. Kaffee, Tee und Gebäck, wie Tom aus dem Augenwinkel bemerkte. Wie ordinär diese Frau doch manchmal war, für solch eine Aufgabe hab es doch schließlich Hauselfen. Als die maulenden Teenager verschwunden waren, sorgte Narzissa mit lautem Räuspern dafür, dass beide Männer sich widerspenstig zu ihr umdrehten. Irgendwas stimmte an der Situation nicht, das sagte ihm sein Bauchgefühl. Narzissa war gut gelaunt. Wobei, das traf es nicht mal ansatzweise. Sie hatte ausgezeichnete Laune. Der Grund war der kleine Wolf. Er hatte ihr Leben bereichert. Erhellt und spannend gemacht. Denn wenn sie ganz ehrlich zu sich war, dann bestand ihr Leben doch nur aus den immer gleichen Schrecken. Hier ein Überfall, da ein Attentat, dort eine Entführung. Zum Abendessen eine Folterung von Anhängern oder Geiseln. Es gab nur wenig Abwechslung, welche davon ablenkte oder das Leben schöner machte. Immer nur ein hin und her zwischen schwarz und weiß - die eigene Familie im Fokus dabei. Dabei war Narzissa dem Lord nicht einmal so treu ergeben, wie dieser glaubte. Oh nein, sie konnte den Ansichten der weißen Seite ebenfalls etwas abgewinnen und war der Meinung, das Grau der beste Weg war. Auch, oder vor allem für ihren Sohn. Der Junge sollte die Wahl haben dürfen - frei sein können. Lucius Wunsch, dass Draco einmal die rechte Hand des Lords wurde, war in ihren Augen dumm und gefährlich. Ein Zwang für ihren Jungen, denn der wollte seinen Vater stolz machen und sogar übertrumpfen. Die mütterlichen Wünsche waren so viel einfacher. Leben. Draco sollte einfach leben. Vielleicht eine Familie gründen, den Beruf ausüben den er wollte oder sich nach Rumänien absetzten, was auch immer er für Möglichkeiten bekam. Ihr kleiner Draco, den sie beinahe verloren hätte. Seufzend legte Narzissa ihre Hände auf die Küchentheke, während sie dem Wind dabei zusah, wie er den Schnee herum wirbelte. Ein friedlicher, verspielter Anblick, welcher so gar nicht zu ihren Gedanken und Emotionen passte. Inzwischen war die gute Laune der Melancholie gewichen. Denn bis nicht eine Seite gewann oder eine gemeinsame Lösung gefunden wurde, gab es kaum Möglichkeiten für ihren Sohn und alle anderen Kinder dieser Welt. Ein erneutes, kellertiefes Seufzen entwich ihr, während sie sich herumdrehte und mit verschränkten Armen den Blick schweifen ließ. Dieser landete schließlich auf den Thekenstühlen und ein Lächeln erschien auf ihren wohlgeformten, dezent geschminkten Lippen. Sie konnte einfach nicht zur Ruhe kommen, weil sie von längst vergessen geglaubten Erinnerung geplagt wurde und daher entschieden, einen Kakao mit Feuermandel zu trinken. Die Erlebnisse gestern und heute hatten den Kokon um einige ‘unschönen’ Erinnerungen geschwächt. Doch anstatt dass ihre Nerven beruhigt wurden, standen ihre Synapse innerhalb von Sekunden unerwarteterweise kurz der Explosion. Daher wollte sie in die Küche gehen, musste jedoch einige Meter davor feststellen, dass diese schon durch Layla in Beschlag genommen wurde. Anscheinend war noch jemand bei ihr, denn Layla redete auf diese Person ein. Schnell legte Narzissa einen speziellen Verdeckungszauber der Blacks über sich, ihre Neugierde war erwacht. Gerade hörte sie, wie die noch nicht zugeordnete, aber dennoch ihr bekannte Stimme, von einem anderen Werwolf Namens Remus Lupin sprach. Auch Laylas Reaktion blieb ihr nicht verborgen. War es ein Spion der weißen Seite, zu welcher auch Lupin gehörte, der sich hier bei ihnen versteckte? Arbeiteten die Werwölfe womöglich für beide Seiten? Jedoch sollten ihre aufkeimende Sorgen augenblicklich in alle Winde verfliegen. “Harry, woher kennst du Remus Lupin und warum gehört er zu DEINEM Rudel?” HARRY? Etwa DER Harry? Mit einem Mal ergab alles Sinn. Die ihr bekannte Stimme. Das Verhalten von Wolf und Severus. Der Beschützerinstinkt. Der Besitzanspruch von Voldemort. Himmel, Harry Potter himself befand sich in ihrem Haus. Nur wieso, weshalb, warum, das war die Frage. Fragen. Und weswegen trug der Junge Fell? War er gebissen worden von Lupin? Nun, vielleicht bekam sie eine Antwort wenn sie einfach lauschte. Behutsam setzte sie sich auf den Boden. Harry hatte es erfolgreich geschafft, vom Thema ‘Lupin’ abzulenken, denn auch Layla blockte und schien nun ebenso wie Narzissa, Laylas Erzählung zu lauschen. Vorsichtig lugte Narzissa während der Geschichten aus dem Rudelleben in den Raum und ein sanftes Lächeln erhellte ihre Miene. Er war es tatsächlich, diese Haare und der schmächtige Körperbau waren eindeutig. Mühsam unterdrückte die Malfoy ein hysterisches Auflachen. Als Severus mit dem Tier im Schlepptau aufgetaucht war und sie die beiden interagieren sah, hatte sie doch spaßeshalber gedacht, dass es Potter war der sich hier mit allen einen Spaß erlaubte. Und jetzt war er es tatsächlich. Wenn das mal keine weibliche Intuition war! Für eine Überraschung war Harry halt immer gut. Leise giggelnd lehnte sie sich zurück und lauschte weiter den Geschichten. Sich näherndes Zischen war zu hören, anscheinend war noch jemand schlaflos. Eilig rappelte sie sich auf, verschwand um die nächste Ecke und verfluchte gedanklich die beiden Störenfriede Namens Tom und Nagini. Ja, so war ihre Intuition bestätigt worden. Einige Stunde später, hatte Layla sie abgepasst und gestanden, dass sie die ganze Zeit wusste, dass Narzissa da war. Jedoch nichts gesagt, weil es angeblich in Harrys Sinne war, wenn eine Frau über alles Bescheid wusste. Narzissa hatte es nur abgeknickt, hatte sie vorhin doch deutlich herausgehört, wie hoch der Stellenwert der Frauen bei den Wölfen war. Bereitwillig hatte die Malfoy versprochen alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Harry zu hegen, pflegen und schützen. Vor sich selbst und den machthungrigen Männern im ihn herum. Wenn eine hochrangige Werwölfin darum bat, dann musste es einfach wichtig sein. Zudem war der kleine Potter ja nunmal kein ganz unbekanntes oder unwichtiges Kind für sie. Es wurde Zeit, dass sie sich auf alte Werte berief! “Madame, das gewünschte Gebäck und der Tee sind vorbereitet”, quietschte es neben ihr und holte Narzissa aus den Gedanken. Inzwischen sollte sich die neugierige Menge wohl im Wohnzimmer beruhigt haben. Was für ein unmögliches Verhalten, sich so an die Tür zu quetschen, um bloß nichts zu verpassen. Sie alle waren alte genug, um zu wissen, welch schändliches Verhalten dies war. Wie ein Haufen frustrierter, gelangweilter Hausfrauen! Während sie tief seufzend das Tablett an sich nahm, warf sie einen Blick in den Garten wo zwei stattliche Wolfsmännchen patrouillierten. In Lucius Augen unmöglich, in ihren Augen vollkommen legitim. Schließlich war Fenrir hier drin mehr oder weniger alleine, denn bezüglich Layla, hatte Narzissa so ihre Vermutungen. Kurzentschlossen beschloss sie etwas potenziell sehr dummes zu tun: Die beiden fremden Wölfe ins Haus zu holen. Schnell stellte sie das Tablett wieder ab und eilte durch die Haustür hinaus in den Garten. Der Wind schien ebenfalls der Meinung, dass es eine bescheuerte Idee war. Den Kragen hochgezogen kämpfte sie dagegen an und marschierte um das Haus herum. Kaum dass sie um die Ecke trat, hatte sie auch schon die Aufmerksamkeit der Wölfe. “Hallo. Ihr gehört zu Fenrir, nicht wahr?” Unsicher blickten sich die beiden Wesen an, ehe eines zwei Schritte vortrat und nickte. Gut, die verstanden sie. Narzissa scharrte Mut und Selbstsicherheit zusammen, denn es war doch noch mal etwas ganz anderes plötzlich allein vor den beiden großen und gefährlichen Wesen zu stehen. Doch sie widerstand dem Drang nach ihrem Zauberstab zu greifen. “Wollt ihr nicht lieber reinkommen? Wenn eurem Anführer Gefahr droht, dann dort drinnen. Somit finde ich es nur gerecht, wenn ihr beiden mit reinkommt.” Eindeutig erstaunt, tauschten die Wölfe erneut Blicke aus, ehe der ‘Redner-Wolf’ mit schief gelegtem Kopf bis auf wenige Meter an sie heran trat. “Es wird jedoch Regeln geben und solange Fenrir im Gespräch ist, werdet ihr beiden auf mich hören, verstanden?” Körperhaltung und Stimme machten klar, dass eine Widerrede unsinnig war. “Ihr dürft euch im Flur aufhalten, direkt vor dem Raum. Damit stellt ihr sicher, dass die Vier nicht gestört werden. Ihr werdet niemanden angreifen. Ihr dürft den jungen Wolf schützen, wegen dem mein Zuhause voller Haare ist. Layla ebenfalls. Fenrir ist stark genug, um euren Schutz nicht zu brauchen und Severus ebenfalls. Ich bin hier, um euch einen Vertrauensvorschuss zu geben und ein Zeichen zu setzen. Haltet ihr euch nicht an meine Worte … werde ich andere Seiten aufziehen, also unterschätzt mich nicht.” Worte, gesprochen mit einer Selbstsicherheit die sie eigentlich nicht besaß. Dafür aber ein perfektes Pokerface. Nach einigen Momenten des gegenseitigen mustern, bellten beide Wölfe und traten neben sie. Ein seltsames Gefühl. “Nun dann, kommt mit”, schnarrte sie in bester Severus Manier und marschierte mit ihrem pelzigen Anhang zurück ins Manor. Tatsächlich befolgten die beiden ihre Anweisung und legten sich vor dem Raum ab. Mit dem Gefühl erfüllt etwas Gutes getan zu haben, schritt sie schließlich mit dem Tablett ins Wohnzimmer. Wo ihr auch direkt Lucius und Voldemort in die Arme liefen. Wobei, optisch hatte der Lord wenig mit seinem bösen Ich zu tun. Narzissa hätte niemals gedacht, den gutaussehenden Mann hinter der Fratze wieder zu sehen. Ja, der Mann hatte immer noch seine böse Seite, aber seit dem Harry hier war, war diese irgendwie gebändigt. Noch etwas wofür sie dem Grünauge sehr dankbar war. “Und wo gedenken die Herren hinzugehen? Der Raum ist tabu und lauschen ist auch nicht möglich. Dort liegen nämlich zwei Werwölfe und scheuchen selbst die Elfen davon.” Es wurde Zeit auch den beiden Männern etwas von ihrem wiedererweckten Selbstbewusstsein zukommen zu lassen. “Narzissa, was ist in dich gefahren, Wölfe ins Haus zu holen? Weißt du nicht, was das für eine Gefahr ist? Die Kinder sind im Haus!” Ungläubig schüttelte Lucius seinen Kopf. Strich sich zum dritten Mal nervös eine Strähne hinter das rechte Ohr und immer wieder wanderte der Blick zum Lord. Der wiederum nicht mehr fluchte und murrte wie ein Gartengnom. Kopfschüttelnd wandte sich die Dame der Runde an ihren Gatten. “Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich mit einem Dummkopf oder Tauben verheiratet bin.” Es klang böse, war aber mit einem Schmunzeln vorgetragen worden. “Wie ich bereits sagte, ist es ein guter Weg für einen neuen Weg mit den Werwölfen. Dass ein Kommando oder Befehl nicht funktioniert, hat man ja wohl gut daran gemerkt, dass Fenrir erst einen Tag später hier aufgetaucht ist. Es sind keine Hunde, sondern Menschen mit einer wilden, tapferen und stolzen Seite. Es dürfte doch kaum verborgen geblieben sein, dass den Wölfen etwas an Severus' Wolf liegt und sie sich um ihn sorgen. Layla hütet ihn sogar wie ihren eigenen Welpen.” Lässig trank sie ihren Tee, ließ die Männer jedoch nicht aus den Augen. Irgendwas an ihren Worten hatte beide, nun in Gedanken vertiefte, Männer erreicht. “Man merkt eindeutig, dass du in Slytherin warst, Narzissa. Es ist eine gute List, den kleinen Wolf zu nutzen um die Werwölfe zu kontrollieren und gefügig zu machen. Sie wollen ihn, wir haben ihn. Wirklich Narzissa, du machst den Black und den Malfoy alle Ehre.” Eine Aussage des Lords, welche sie dazu brachte schwer zu seufzen und die Augen zu verdrehen. War die denn nur von machtgeilen Idioten umgeben? “Nein, mein Lord. Dies ist, mit Verlaub, nur das was ihr hören wollt.” Fest blickte sie dem hübschen Mann in die dunklen Augen mit dem Rotstich. “Eine ganz besondere Person sagte mir einmal, dass Druck nur Gegendruck erzeugt. Das man loyalere Menschen um sich scharrt, wenn man sie nicht nur benutzt.” Auch der Lord hielt den Blickkontakt aufrecht, doch als Verstehen in seinen Augen aufkam, wandte der Ältere den Kopf zur Seite. Zufrieden lehnte sich Narzissa zurück, nachdem sie einen Keks vom Tablett genommen hatte. Anscheinend hatte er doch nicht alles aus der Vergangenheit vergessen. Layla hatte sie inspiriert und motiviert, mehr ihre Frau zu stehen. Sie war nicht nur die stille Vorzeigefrau von Lucius Malfoy, sie war die Frau des Hauses - Narzissa Malfoy, geborene Black. Es wurde Zeit, dass sie aktiv in diesem Spiel mitmischte und für ihre Wunschwelt kämpfte! Harry spürte die Macht des Alphas schon bevor sie den Raum überhaupt betreten hatten. Es war klar, dass er nicht ansatzweise eine Chance gegen den Mann hatte. Besser er tat alles dafür, dass es nicht zu einem Kampf kam. “Zu solch weisen Entscheidungen habe ich dich gar nicht fähig gehalten.” Frotzelnd zog Amaroks Stimme durch seinen Kopf. “Haha. Ganz auf den Kopf gefallen bin ich auch nicht. Eigentlich wollte ich schon noch ein wenig länger leben”, raunte Harry zurück und war dankbar über den Ablenkungsversuch seitens des Schutzgeistes. “Amarok, bewahr mich davor das gleich zu verbocken, bitte.” “Das wirst du schon nicht. Obwohl …” “Hey, jetzt tu doch nicht so, als wenn ich ein kompletter Idiot wäre!” “Nein, nur ein typischer Elfenwolf mit Feuer im Herzen und dem nicht gerade schnellsten Köpfchen.” “AMAROK!” “Ja, Welpe?” Doch Harry schmollte anstatt zu antworten. “Beleidigte Leberwurst passt nicht zu dir. Achtung, es geht los!” Schnell richtete Harry die Aufmerksamkeit auf den Fremden vor sich. Eine unheimliche, beeindruckende und beängstigende Erscheinung von Mann und dazu noch ein wenig abstoßend. Leider atmete er als Wolf hauptsächlich durch die Nase. Unangenehm, das war ein ganz passendes Wort um jenes Gefühl zu beschreiben, während Fenrir mental mit ihm redete. Dagegen waren Layla und Amaroks Stimmen wie milde Frühlingswinde. Der Alpha hingegen war dröhnend. Sie füllte Harrys Kopf aus und laut seinem Schutzgeist war der Mann auf der Suche nach Informationen. Dank Amarok wurden Erinnerungen und Gedanken jedoch gut geschützt. Was für ein Kerl war das? Während der mit der Wölfin redete, sah man nicht ansatzweise etwas davon, dass der Alpha Harry gerade mental attackierte und voll quatschte. Severus’ Räuspern war es, welches Fenrir in seinem Vorhaben unterbrach und zugleich die Eskalation einläutete. “Noch ein abfälliges Wort und du wirst mich kennenlernen!” Vergessen war die Angst. Vergessen war das Vorhaben sich am Riemen zu reißen. Was zählte, war klar zu machen, dass dieser dreckige Alpha so nicht mit Severus zu reden hatte - Ihn schon gar nicht anfassen durfte! “Sieh an, ein vorlauter Welpe. Nun, wir haben bis jetzt jeden Rebellen erzogen!” Ein selbstsicheres Grinsen erschien auf dem Gesicht des Werwolfs, während der Mann Severus los ließ und mit verschränkten Armen einige Schritte zurücktrat. Harry, welcher immer noch auf Severus' Arm thronte, schnaubte wenig überzeugt. Zappelnd versuchte er seinen Gefährten dazu zu bekommen, ihn auf dem Boden abzusetzen, was auch nach einigen Augenblicken funktionierte. Der Lehrer war darüber alles andere als begeistert und richtete den Zauberstab augenblicklich wieder auf den Alpha-Wolf. Doch auch Harry machte klar, dass Laylas Warnung im Bezüglich nicht nur leere Worte waren und wuchs ein Stück. Nun reichte er Severus bis zur Mitte des Oberschenkels. Seine Ohren zuckten, das Nackenfell war leicht gesträubt und wenn er es klug anstellte, konnte er Fenrir in den Oberschenkel beißen und damit für einen Moment schwer verletzen. Von Madame Pomfrey wusste der Junge, dass die Oberschenkelarterie viel Blut führte und ein akuter, großer Blutverlust dort dürfte selbst für einen Werwolf wie Fenrir unangenehm werden. “Oh, wer spielt denn da großer Wolf?”, höhnte Fenrir gedanklich. Harry ignorierte ihn, ließ ihn jedoch nicht aus den Augen, während er bellend das Wort an Layla richtete. “Auch wenn Fenrir sich nicht dran hält und mich volltextet, würdest du bitte übersetzen? Es können ruhig alle hören was ich sage.” Layla nickte und stellte sich neben Harry. “Als erstes: Fenrir, wage es dich nicht noch einmal, Severus zu nahe zu kommen oder ihn zu bedrohen. Zweitens: Setzt euch hin. Ihr macht mich ganz hibbelig. Drittens: Severus, steck bitte den Zauberstab weg.” Während Layla ihren Job ernst und gewissenhaft erfüllte, kamen die Männer Harrys Aufforderungen nur zögerlich und murrend nach. Doch der Junge bewies Geduld. Es war mehr als deutlich, dass die beiden Erwachsenen nicht viel voneinander hielten. Harry hatte hier in Malfoy Manor immer wieder Input sowie Zeit zum Nachdenken bekommen. Auch wenn er in Bezug auf Tom noch keinen genauen Plan hatte, so wusste er doch, dass er Hilfe für seinen Status als Elfenwolf brauchte. Die Verwandtschaft hing in Hogwarts herum, also warum sollte er sein Glück nicht bei Fenrir versuchen? “Danke”, eröffnete er den neuen Gesprächsversuch. Ernst blickte er beide Männer an, ehe er sich dem Alpha zuwand. Allein der Blick des Mannes sorgte für eine Gänsehaut. Da halfen auch Amaroks Beruhigungsversuche wenig. “Es freut mich den bekannten Alpha Fenrir Greyback kennenzulernen.” Dies war der Mann, der den armen Remus schon als Kind die Lykanthropie und damit dieses grausigen Leben auferlegt hatte. Aber dies musste er jetzt ganz dringend in den Hintergrund verdrängen, sonst lenkte es ihn ab. “Es stimmt, ich bin der neue Elfenwolf und ich würde mich freuen, wenn wir an alte Traditionen anknüpfen könnten.” “Manieren hast du schon mal, Kleiner.” Harry überging diese Aussage, welche mit einem spöttischen Unterton über die Lippen kam. “Jedoch möchte ich einiges klarstellen.” Verschwunden war der höfliche, beinahe schmeichelnde Unterton. “Ich bin nicht dein Kleiner und will nichts dergleichen von dir hören. Ich bin ganz direkt: Ich kann dich nicht leiden und brauche dich eigentlich nur um Informationen über Elfenwölfe zu erfahren. Natürlich bin ich sehr dankbar darüber, dass du Layla und Lola erlaubt hast uns zu helfen. Ich bin ebenso gern bereit, die alte Rolle des Vermittlers zwischen Werwölfen und Menschen für euch zu übernehmen. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer ganz einfach ist mit den hier lebenden Personen.” Wenn er da nur an Toms nahezu schizophrenen Züge und Lucius ewiges Slytherin Getue dachte … “Ich lasse mich nicht von dir benutzen. Das haben schon andere versucht und sind gescheitert.” Musste Fenrir ja nicht wissen, dass dies nicht so ganz stimmte. “Auch wenn ich im Kampf keine Chance gegen dich haben mag, so verfüge ich doch über die Möglichkeit dir anderweitig das Leben schwer zu machen.” Layla tat sich schwer damit, vor allem den letzten Satz zu übersetzen. Severus stöhnte leidgeplagt, während Fenrir ihn weiterhin mit brennendem Blick musterte. Was jedoch niemanden verborgen blieb, war die angespannte Miene, sowie die immer wieder geballter Hand des wilden Mannes. “Du weißt wirklich dir Feinde zu machen”, kam es grollend von Severus, welcher sich sprungbereit hinsetzte. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)