Zum Inhalt der Seite

Schlachtfeld der Gefühle

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ein paar Stunden später, außerhalb von Hogwarts.
 

In Malfoy Manor saß Tom am reichhaltig gedeckten Frühstückstisch und genoss es wirklich, wie unkonzentriert die Anderen deswegen wirkten. Ob es nun an seinem schlangenhaften Aussehen oder ganz allgemein an ihm lag, war ihm recht egal. Wenn er ihnen mit seiner Anwesenheit ein wenig den Appetit verdarb, war dies für ihn wie eine indirekte Strafe für ihre Unzulänglichkeiten. Einzig Bella schien sich darüber zu freuen, dass er seit langem mal wieder beschlossen hatte, ein gemeinsames Frühstück anzusetzen. Es waren zwar nur die Familien Lestrange und Malfoy anwesend, aber das reichte vorerst zur Belustigung.

  Die Elfen hier verstanden sich wirklich darin, ein leckeres Mahl zu bereiten und auf die Vorlieben der am Tisch sitzenden zu achten, aber das wunderte ihn nicht, wusste er doch, dass Narzissa ihre Elfen mit strenger Hand führte. Zwar lernte jede Elfe lesen, schreiben und rechnen, aber dieses immerhin mit Strenge und Konsequenzen, sobald sie versagten. Nicht mit diesem Kuschelkurs, welche man heutzutage so oft zu sehen bekam - in allen Bereichen des Lebens.

  Er war gut gelaunt, war er doch seit Freitag von allerlei Ausbrüchen seitens Potters verschont geblieben. Anscheinend hatte sich der Junge an seine Mahnung gehalten. Gut für ihn. Vielleicht nicht ganz so gut für seine Anhänger, welche sich nun mit dieser verhältnismäßig guten Laune konfrontiert sahen.
 

“Und dann, hat er einfach angefangen zu heulen, wie ein Kleinkind. Das war vielleicht ekelig, dieser ganze Rotz, das kann ich euch sagen. Also hab ich ihm die Zunge rausgeschnitten. So war es wenigstens nur noch Gurgeln und nicht Schreien.” Gut gelaunt kichernd, ließ sich Bellatrix über eins ihrer letzten Opfer aus und wedelte mit einem aufgespießten Stück Fleisch herum, ehe es in ihrem Mund verschwand. Eine Redepause, wegen der wohl niemand am Tisch wirklich traurig war.

“Blut und Rotz zusammen sind wirklich nicht schön und gehen so schlecht aus der Kleidung raus. Eine Dame muss immer auf sowas achten. Also hab ich ihm auch … “
 

“Bella, halt den Mund!”, befahl Narzissa streng und mit finsterem Blick, ehe sie unsicher zu ihm blickte. Schließlich hatte sie gerade eine der folgsamsten und höheren Todesserinnen angebrüllt, während der Lord höchstpersönlich quasi daneben saß. Darauf konnte tendenziell auch schon mal ein kleiner Fluch stehen.
 

Doch er hob nur die Hand und winkte ab. “Macht nur weiter. Es ist gerade so unterhaltsam. Tut einfach, als wäre ich nicht da.” Innerlich grinsend nahm er die Tasse mit Kaffee und lehnte sich, gespannt auf das Kommende, zurück. Menschen waren herrliche Marionetten.
 

Einen Moment blickten ihn alle unsicher an, dann schienen sie den Befehl dahinter verstanden zu haben. Nun kicherte Bellatrix erneut wie eine Banshee unter dem Crucio und dem Anführer der dunklen Seite lief es kalt den Rücken herunter. Nicht aus Genuss, nein, er konnte dieses Geräusch insgeheim nicht wirklich ausstehen und sah daher auch immer zu, dass Bellatrix möglichst weit weg von Malfoy Manor war. Sollte die es ruhig als ‘Sonderstatus’ ansehen. Es verhinderte, dass ihr die Stimmbänder gekappt wurden und ihm somit eine hilfreiche, begabte und loyale Marionette fehlte. Quid pro quo, also.
 

“Und dann … dann war da letztens noch dieser Muggel-Priester, welcher mich doch tatsächlich für einen Vampir hielt. Nur weil ich ein wenig mit seinem Schützling spielte und diesen vielleicht etwas zu sehr in den Hals biss”, flötete die Schwarzhaarige, schnalzte mit der Zunge und schüttelte ungläubig den Kopf.
 

Rodolphus versuchte seine Frau durch ergreifen des Armes zu stoppen, wurde allerdings abgeschüttelt und wie eine Schmeisfliege angesehen. Seufzend widmete sich der verschwiegene Mann wieder dem Essen vor sich. Geborene Black Frauen waren dominant, egal wie es in der Öffentlichkeit wirken mochte.

  Lucius bat um Anstand und Narzissa fauchte ihre Schwester erneut an. Drohte sogar damit, dass die ihr gegenüber Sitzende stumm zu hexen .

Doch von sowas ließ sich eine Bellatrix nicht im Geringsten beeindrucken, überging all dies einfach und erzählte fröhlich von der ‘Erziehung’ eines jungen, aufmüpfigen Werwolfs.
 

“Ich glaube, ich bin satt”, murmelte Draco Malfoy und schob den Teller, auf dem noch reichlich viel drauf war, von sich. “Ich werde mich zurückziehen, so ihr gestattet, mein Lord?”
 

Da fiel diesem wieder ein, dass er den jungen Malfoy ja noch einiges in Bezug auf Hogwarts fragen wollte. Nun warum dann nicht jetzt direkt? Es würde ihn zudem von dem wenig Erfolg versprechenden Beweise suchen ablenken. Projekt ‘Verwandtschaft mit Harry Potter’, erwies sich als ebenso nervenaufreibend wie ‘Übernahme des Ministeriums’. Zudem hatte er ein Gespräch zwischen Malfoy Junior und Senior aufgeschnappt, welchem er auf den Grund gehen wollte. Es war Zeit die Loyalität zu prüfen, beschloss er gehässig.
 

  “Draco, du bleibst. Ihr Anderen: Geht. Sofort! Ihr habt alle Aufgaben zu erledigen!”

Der Junge erbleichte und der Rest sah zu, dass er Land gewann. Auch wenn er deutlich sah, wie ein verängstigter Zug um Narzissas Mund erschien, ehe sie von Lucius aus dem Raum geschoben wurde und die schwere Tür hinter ihnen zu fiel. Mütter!
 

“Folge mir”, befahl er knapp und erhob sich, um in sein Arbeitszimmer zu wechseln. Der Raum war von ihm mit starken, individuellen Schutzzaubern versehen worden, sodass sie ungestört reden oder, falls nötig, auch ‘reden’ konnten.

Zufrieden hörte er, wie der Junge schnellen Schrittes hinter ihm herkam.
 

  Verunsicherung und Angst schwängerten die Luft, denn so kühl und distanziert Junior auch auf den ersten Blick wirken mochte, Voldemort sah die Gegenbeweise.

Das leichte Zucken der Hände. Die Augen, welche ihn verkrampft ansahen und das Blinzeln unterdrückten und auch jedes Zusammenzucken, sobald er selbst auch nur zu tief atmete.

Schweigen war manchmal einfach eine sehr erfolgreiche Foltermethode. Er beschloss den Jungen zu erlösen, als dieser mehrmals schwer schluckte. Nicht dass der Jüngling noch das Sprechen verlernte oder eine Herzattacke bekam, das wäre nun doch unpraktisch und mit einem Nifflerschwanz behaftet.
 

“Nun, Draco. Was gibt es neues in Hogwarts?” Langsam lehnte er sich vor, stützte die Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und legte die Fingerspitzen aneinander.
 

Es dauerte einen Moment, dann blinzelte der Blonde heftig und schien diese unscheinbare Frage endlich verstanden zu haben.

“Es sind Ferien, mein Lord und ein Großteil der Lehrer, und auch der Schüler, ist nach Hause gefahren. Nur Dumbledores, die Löwenfrau, der Geist, der Wildhüter und Umbridge sind dort geblieben.”
 

“Alles Dinge, welche ich bereits von Severus weiß”, antwortete der Lord ungehalten, besann sich jedoch darauf Ruhe zu bewahren. “Erzähl mir etwas über diese Umbridge.”

Nun sah er einen Schimmer von Stolz über das Gesicht huschen und Draco richtete sich etwas auf.
 

“Diese Umbridge ist Fudge und dem Ministerium treu ergeben. Jedoch kann sie Dumbledore ebenso wenig leiden wie wir und macht auch keinen Hehl aus ihrer Abneigung den Löwen gegenüber. Sie hält viel auf reines Blut und verabscheut Gestalten wie Hagrid oder den Geister Professor.

Ich bin, wie einige andere auserwählte Slytherins, Teil ihrer Schutztruppe. Das Inquisitionskommando, welches besondere Befugnisse erhält. Mrs. Umbridge hat eine ganze Menge neuer Ausbildungserlasse eingeführt, die, so gebe ich gerne zu mein Lord, nicht immer ganz sinnig sein mögen. Jedoch sind für uns Slytherin unglaublich hilfreich. So verbot sie pauschal alle Schüleraktivitäten von mehr als drei Personen, ob nun Schachclub oder Quidditch. Für alles muss sich eine Erlaubnis bei ihr abgeholt werden.”

Ein dunkles Grinsen erschien auf dem jungen Gesicht.

“So musste Gryffindor lange betteln, um eine Spielerlaubnis zu bekommen. Ohne Harry Potter, der ein Spielverbot von der guten Mrs. Umbridge verhängt bekam, haben sie jedoch keine Chance gegen uns, mein Lord. Der Quidditchpokal wird dieses Jahr an Slytherin gehen.” Selbstzufrieden neigte der Junge kurz den Kopf.
 

“Quidditch interessiert mich nicht im Geringsten”, antwortete Voldemort mit einer wegwerfenden Handbewegung. Hatte es zu der eigenen Schulzeit nicht und würde es wohl niemals. Nur ein paar Idioten auf Besen, welche einem kleinen goldenen Ball hinterher flogen und sich potenziell den Tod auf den Hals schickten. Er hatte sich schon damals nicht primär damit beschäftigt, dass sein Haus herausragend dastand. Das war eher eine Folge seiner Bemühungen für sich selbst gewesen.

“Erzähle mir etwas über die Aufgaben dieses Inquisitionskommando!”
 

“Ähm …”
 

Interessant, anscheinend hatte der Bengel tatsächlich geglaubt, mit dieser Aussage über Quidditch Pluspunkte herauszuschlagen. Aber wie sollte auch ein beschränkter Teenager verstehen, dass es größeres und wichtigeres in der Welt gab?
 

“Also”, fand Draco seine Souveränität wieder. “Als Inquisitionskommando haben wir die Aufgabe, Augen und Ohren für Umbridge zu sein. Sehen wir verdächtige Aktivitäten, können wir direkt Punkte abziehen und die Verdächtigen direkt bei ihr abliefern, welche dann über die Strafe entscheidet. Gerade die Gryffindor, und vor allem Potter und seine Freunde, zeigen immer wieder auffällige, rebellische Verhaltensmaßnahmen.”
 

Petzen. Ein anderes Wort fiel dem Lord dafür nicht ein. Und dass die Frau dafür Slytherins einsetzte, war alles andere als Vorteilhaft für dieses Haus, denn Petzen und Verräter lebten ein gefährliches und auch oftmals kurzes Leben. Wie er ja nunmal selber oft genug bewiesen hatte. Dass Draco dabei solch ein Hochgefühl empfand, machte den Jungen zu einer potenziellen Gefahr für ihn. Für Macht tat der Junge so einiges und das musste er im Hinterkopf behalten. Draco folgte ihm letztendlich nur aus Angst. Auf dem Befehl seiner Eltern und dem Ausblick eines guten, mächtigen, Ansehens in der Gesellschaft. Dies wurde ihm gerade bewusst. Wenn er den Jungen beseitigen musste, konnte dies zudem an der Loyalität der anderen Malfoys rütteln.

Am liebsten würde er jetzt genervt stöhnen.
 

“Harry Potter also wieder mal, dieser nervige Möchtegern-Held”, schnarrte er stattdessen und erntete ein zustimmendes Nicken. “Dann erkläre mir doch mal, was der Goldjunge jetzt schon wieder treibt.”

Eine Aussage, der Draco mit Feuereifer nachkam und ein wenig seine Contenance verlor. Tom ließ ihn einfach reden, auch wenn der Malfoy nicht merkte, wie viele Minuspunkte er gerade sammelte, weil er sich so über den Grünäugigen ausließ. Der Hass von Draco schien tief zu sitzen.

  Aber so erfuhr er, dass Harry wirklich vier Freunde um sich geschart hatte, da die Tochter von Lovegood wohl dazu gestoßen war und dauernd mit Harry gesehen wurde. Irgendwie beruhigte ihn dies im Bezug auf das komische Verhältnis zwischen Severus und dem Jungen.

Weiter erfuhr Tom, dass Harry nicht nur einmal Nachsitzen bei Umbridge aufgebrummt bekommen hatte. Einfach weil dieser den Mund nicht halten konnte, weiterhin darauf bestand, dass Tom zurück war und es in die Welt hinaus trug. Über die Strafmaßnahmen selber konnte Draco nichts berichten, nur dass keiner der Nachsitzenden darüber ein Wort verlor und künftig vor Umbridge kuschten. Diese wiederum betonte immer wieder, wie stolz sie über ihre kleinen Hilfsmittel war. Natürlich kuschte Harry Potter nicht, aber das hätte Tom auch wirklich sehr gewundert. Unerwarteter Weise empfand er so etwas wie Stolz für den Jungen, der sich niemanden beugte.
 

“Aber, und das sage ich jetzt wirklich ungern mein Lord, aber Severus verhält sich komisch”, beichtete Draco ihm nach einem Moment des Schweigen.
 

Neugierig legte Tom den Kopf schief. Na wenn sie da mal nicht zum wirklich spannenden Teil kamen. “Inwiefern?”
 

“Mein Lord, verzeiht die Frage, aber habt Ihr ihm aufgetragen für Potter Partei zu ergreifen, selbst gegen mich?”
 

Tom schwieg und machte mit einem scharfen Blick klar, dass der Jüngere weiter reden sollte.
 

Nach dem dieser tief durchgeatmet hatte, erklärte er die Frage. “Freitag vor den Ferien habe ich gemerkt, wie Lovegood und Potter mal wieder wie Verrückte durch die Schule gealbert sind. Ein Verhalten, welches Mrs. Umbridge nicht gut heißt, also wollte ich ihnen Punkte abziehen. Dann sah ich jedoch, wie die beiden in Richtung Kerker gingen und schlich ihnen hinter her. Ich wollte wissen, was sie dort zu suchen hatten, da die Antwort eigentlich ‘Nichts’ ist. Doch sie gingen am Slytherin Portal vorbei und gut gelaunt weiter in Richtung Severus Wohnung, da habe ich sie aufgehalten und zur Rede gestellt. Potter jedoch beleidigte mich. Plötzlich erschien Severus, schickte die beiden ohne große Verwunderung in seine Wohnung und bezichtigte mich schließlich der Schande für Slytherin. Er nahm Potter in Schutz.”
 

So war das also, Severus hatte dem Jungen höchstwahrscheinlich zum Eigenschutz eine Blockade aufgelegt. Es passte mit der Ruhe in seinem Kopf zusammen. Jedoch, allein dass Draco dies erzählte, zeigte wie tief gekränkt der Junge war und sich über die Befehle von Severus und Lucius hinweg setzte. Tom hatte nämlich gehört, wie Malfoy Senior dem Junior ermahnte und auch darauf beharrte, dass Severus Recht hatte, den Verdruss darüber herunter zu schlucken. Zudem hatte Senior gesagt, dass Potter nunmal unter dem Schutz des Lords stand und damit alles korrekt wäre. Etwas was ja eigentlich auch schon bei Draco angekommen sein sollte.
 

“Draco, erinnerst du dich an meine Anweisung, Harry Potter in Ruhe zu lassen und aufzupassen, dass ihm kein Leid geschieht?” Seine Stimme war kalt. Er hatte die Nase voll von diesem eingebildeten, missgünstigen Blonden vor sich.
 

“Mein … mein Lord?”, brachte der Junge nur krächzend hervor.
 

Tom jedoch sprach einfach weiter, hatte er doch keine wirkliche Antwort auf diese rhetorische Frage erwartet. “Stellst du meine Entscheidungen wirklich in Frage?” Der Zauberstab erschien in seiner Hand und er strich sanft darüber. “Severus handelt auf meinen Befehl und hält sich somit daran, Potter zu schützen. Wenn du wirklich daran zweifelst, muss ich wohl glauben, dass du auch an mir zweifelst …” Der Zauberstab zitterte vor unterdrückter Wut und bestimmt blitzten seine Augen rot auf.

“Ob du eine Schande für Slytherin bist, mag ich noch nicht beurteilen. Aber ich kann sagen, du bist eine Schande für deine Familie, vor allem für deinen Vater.”
 

Unruhig begann Draco auf dem Stuhl hin und her zu rutschen. Die Augen huschten umher, als würde er einen Ausweg suchen und so möglich, wurde der Junge noch blasser.
 

“Ich weiß, dass dein Vater dich genau instruiert hat, was deine neue Aufgabe und auch den Rat angeht, diese Unstimmigkeit mit Potter und Severus zu vergessen. Ich habe meine Ohren überall und weiß, dass da noch mehr war.” Böse funkelte er den Gegenübersitzenden an, seine Schlangenillusion verzog sich zu einem ebenso Unheil versprechenden Lächeln.

“Draco, Draco, ich hielt dich für so schlau, aber … sollte ich mich da wirklich geirrt habe?”
 

Eine weitere Frage, auf die der Junge klug genug war nicht zu antworten. Stattdessen senkte er reumütig den Kopf und beteuere wie leid es ihm tue sowie dass er dem Lord vertraute. Dass die Anweisungen schon richtig waren und er sich einfach nur dumm verhalten habe. Zukünftig würde er Potter wie einen Schnatz hüten, so die Aussage des Jungen.
 

“Ich will dir für den Moment glauben und verzeihen, junger Malfoy. Du hast Potenzial und ich glaube, aus dir könnte etwas Großes werden.”
 

Nun konnte der Junge seine nüchtern-neutrale Miene nicht mehr aufrechterhalten und starrte ihn geradezu an. “Mein Lord … ich danke Euch. Ihr seid zu gnädig.”
 

Dieser überging die Lobhudelung einfach. “Jedoch möchte ich dich dringend daran erinnern, wie dein wahrer Auftrag gegenüber Harry Potter aussieht. Du wirst keine Punkte abziehen, du wirst ihn vor Umbridge Strafen bestmöglich bewahren und du wirst dich bei Severus ebenso entschuldigen, wie bei Harry Potter.” Bei dem schweren Schlucken hätte er am liebsten gehässig gelacht. Entschuldigen war nichts, was Draco in die Wiege gelegt worden war.

“Du kannst jetzt gehen.”
 

So elegant und gesammelt wie möglich, stand der Jüngere auf, verbeugte sich tief und verschwand aus dem Büro. Wohl wissend, dass er gerade nur haarscharf einem Crucio entgangen war. Ja, das sprach wohl eindeutig für die gute Laune des Lords.

Fest stand, er musste Draco im Auge behalten und das nächste Mal würde der Junge nicht so glimpflich davonkommen!
 

Grübelnd saß Tom noch Stunden später in seinem Büro und ließ sich das Gespräch mit Malfoy Junior durch den Kopf gehen. Eine Elfe hatte ihm Tee und Gebäck gebracht und Nagini war von einem ihrer Streifzüge zurückgekehrt und ruhte nun am magischen Feuer. Sie musste sich nach der Kälte draußen erstmal aufwärmen. Er selbst hatte inzwischen die Illusion aufgehoben und strich sich seufzend durch die Haare.
 

~Was ist dein Problem, Tom?~, erkundigte sich das Reptil schläfrig. ~Du wirkst so unruhig.~
 

Erneut seufzend stand er auf und setzte sich einfach neben die Schlange, welche ihren massigen Kopf auf seine Beine legte und Streicheleinheiten einforderte. Man sollte es nicht meinen, aber dieses riesige Reptil war recht verschmust.
 

~Mein Problem ist, dass ich so eine Person wie diese Umbridge eigentlich gut heiße. Sie hat ähnliche Ziele wie wir, auch wenn sie Fudges Schoßhündchen ist. Mit ihr könnte man arbeiten, wenn ich sie auf unsere Seite holen würde. Vielleicht würde sie sich sogar als Ministeriumsspion eignen.~ Damit offenbarte er eine Seite der Medaille ‘Umbridge’.
 

~Aber?~
 

~Nun, wenn ich daran denke, wie sie vor allem mit Harry umgeht, dann möchte ich sie mir einfach nur schnappen und eine Reihe Flüche testen. Ich habe in einem alten Buch ein paar sehr interessante gefunden. Harry wollte es nicht sagen, aber doch glaube ich ihm das mit der Blutfeder und DAS kann ich keinesfalls gutheißen. Niemand rührt Potter an! Nagini, ich kenne dieses Artefakt. Es ist hochgradig schwarzmagisch und gehört zu den Folterinstrumenten. Dass eine Ministeriumshexe sowas verbotenes benutzt, verstärkt meinen Hass gegen das Ministerium immens. Ich versteh mich selber nicht mehr, Nagini.”~ Grübelnd legte er den Kopf in den Nacken. Nur dem Reptil gegenüber konnte er sich so immens öffnen. Wem sollte sie es auch weiter erzählen?

  Er hatte sich verändert, wieder einmal. Erst Tom das Waisenkind, dann Tom der wissbegierige Hogwartsschüler, dann Angestellter bei Borgin&Burks und schließlich Voldemort. Doch wirklich lange hatte er es nicht genießen können - jedenfalls nicht so lange wie er geplant hatte - und musste jahrelang als schlichte, parasitäre Existenz dahinvegetieren. Ein grausamer Zustand, bei dem er erst wirklich zu schätzen wusste, was er vorher hatte. Und dann war er durch niemand anderen als den Grund für dieses unwirkliche Leben wieder zu einem Körper und richtigen Leben gekommen. Und das hatte ihn verändert. Diese Verbindung die er zu Potter hatte und all die Gespräche, welche sie geführt hatten, hatten Spuren hinterlassen. Ein Fakt, der ihn wirklich störte! Er war der Erbe Slytherins, Voldemort, der dunkle Lord und kein träumerischer Hufflepuff. Dieser Schwachsinn hatte einfach keinen Platz in seinem Leben!

Und doch …
 

~Du magst ihn.~
 

Blinzelnd tauchte Angesprochener aus seinen Gedanken auf. ~Was? Was redest du da, Nagini? Wen mag ich?~
 

Zischendes Schlangenlachen erklang, während das Reptil sich aufrichtete und Tom in die Augen sah. ~Menschen sind so dumm. Wer bereitet dir solche Sorgen? Über wen regst du dich dauernd auf, so dass ich nicht ruhig schlafen kann? Weswegen willst du die Menschenfrau töten, ist es nur weil sie dein Spielzeug beschmutzt?~
 

~Harry ist kein Spielzeug!~, rief er aufgebracht aus und kniff augenblicklich die Lippen zusammen. Was erzählte er denn hier?
 

Erneut lachte das Reptil, schwenkte den Kopf hin und her und züngelte ihm einmal kurz über die Wange. ~Denk darüber was du willst. Harry Potter kann dein Vorteil oder dein Nachteil sein. Mit ihm als Vorteil, hättest du vielleicht mehr Jagdglück~, säuselte das Reptil, ehe sie ihren massigen Körper über seine Beine in Richtung Tür schob.

    Nagini glitt ohne ein weiteres Wort aus ihrer magischen Tür hinaus und ließ den überrumpelten Tom einfach im Raum zurück.
 

Bis tief in die Nacht hatte er sich im Büro verbarrikadiert und war schließlich dort eingeschlafen. Teilweise einfach nur stumpf aus dem Fenster geglotzt, ohne dass er einen klaren Gedanken hatte denken können. Der wenige Papierkram, welchen er erledigte, war für sonstige Verhältnisse schlampig. Und doch konnte er nichts dagegen tun, denn sein Unterbewusstsein war zu aktiv; schickte ihm immer die Ahnung einer Logik aus all dem, nur um direkt wieder zu verpuffen.
 

Am nächsten Morgen - nach einem kurzen Frühstück, bei dem die anderen wieder seiner Unterhaltung und Ablenkung dienten - stürzte er sich wieder in die Aufgabe der Ministeriumsübernahme. Ganz nebenbei eine gute Möglichkeit um Fudge und seine Speichellecker von Schoßhunden ein ‘unangenehmes Leben zu bereiten’. Er führte Gespräche, bestrafte den ein oder anderen inkompetenten oder einfach viel zu dummen Todesser und schrieb die ihm wichtigsten Punkte auf eine Liste. Die Regierung sollte wenigstens die Chance auf eine friedliche Übernahme bekommen, so fair war er dann doch. Ein Gentleman, geradezu.

Auf dem Weg in den Garten, wo er sich eine Pause gönnen wollte, sah er Draco und Zabini Junior um eine Ecke huschen. Kurz überlegte er, ob er auch den dunkelhäutigen Jungen befragen sollte, verwarf den Gedanken dann jedoch wieder.

  Lieber versuchte er Kontakt zu Harry auf zu nehmen. Vielleicht bekam er ja von der Quelle die besten Informationen? Doch so sehr er es auch versuchte, er bekam einfach keine Verbindung hergestellt.

Schnaubend atmete er die kalte Luft aus, presste die Zähne zusammen und wirbelte herum. Wenn der Junge meinte mal wieder bocken zu müssen, dann bitteschön!
 

  Am Mittwochmorgen versuchte er es erneut. Er hatte beschlossen den Jungen damit nicht durchkommen zu lassen. Selbst wenn diese Barriere von Severus gemacht wurde und dieser Kerl bekannter Maßen der stärkste Okklumentiker der westlichen Hemisphäre war, so würde er es weiter versuchen. Irgendwann würde Potter schon merken, dass er anklopft und dann würde der Bengel was zu hören kriegen! Auch wegen der unsinnigen Aussage, dass sie miteinander verwandt waren. Die leise Stimme seines Unterbewusstseins, dass er sich Sorgen machte, erstickte er einfach mit Wut und Entschlossenheit. Doch wieder hatte er keinen Erfolg; stieß immer nur gegen die schwarze Mauer um Harrys Geist und perlte daran an ab, wie Wasser von einer Aloe Vera Pflanze. Es war so anders, als die Momente, wo er schonmal kein Kontakt aufnehmen konnte. Es zu benennen gelang ihm jedoch nicht.

 

  Am Mittwochabend riss ihm der Geduldsfaden. Beim Abendessen hatte er es erneut versucht, doch nichts. Nicht mal die kleinste Stelle gab nach. Eine dunkle, schwere und unheilversprechende Magiewell rauschte durch den Raum und ließ die Anwesenden keuchen oder unterdrückt wimmern. Geschirr fiel vom Tisch und die Fackeln sowie Laternen flackerten ruhelos.

Kommentarlos rauschte er aus dem Raum, jede einzelne Tür laut hinter sich ins Schloss fallend lassend.

In seinem Wohnbereich angekommen, verstärkte er als erstes den Muffliato, ehe er laut die Wut und deutlich stärker geworden Sorge heraus schrie. Es war auch Wut auf sich selbst; die Schwäche welche er zeigte.

   Wie war das noch mit Vor- oder Nachteil? Nun, momentan war Potter eindeutig ein Nachteil für ihn. Auf jeden Fall in seinen Augen. Ganz klar, irgendwann würde er Potter brechen. Irgendwann würde er diesen Nachteil ausmerzen. Irgendwann - Morgen, würde er Severus hier antreten lassen und für die von ihm eingerichtete Blockade leiden müssen. Schnaubend ließ er sich rückwärts ins Bett fallen.
 

~Du nervst, Tom!~, zischelte es aus der Dunkelheit und ein schwerer Körper klatschte auf das Bett sowie auf seinen Kopf und schickte ihn gegen seinen Willen ins Reich der Bewusstlosigkeit.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Andreana
2018-09-25T08:51:22+00:00 25.09.2018 10:51
Bewusstlosigkeit? Ich hoffe man muss nicht zu lange auf das nächste Kapitel warten. Mag diese Story sehr gerne.
Antwort von:  Chaosbande
02.10.2018 13:20
Ja Nagini hat ihn schachmatt gesetzt. Sie hat als das passende Gewicht dafür.


Zurück