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Schlachtfeld der Gefühle

von

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Am nächsten Morgen wachte Harry im Bett von Severus auf. Verwirrt blinzelnd stellte er fest, dass er hier zudem in menschlicher Gestalt, und nicht als Wolf lag. Noch mehr verwirrte ihn jedoch, dass Severus seelenruhig neben ihm schlief.

  Der Wunsch den Mann zu wecken, um ihn zu fragen, wie es hierzu hatte kommen können, war groß, doch die Befürchtung war größer. Die Befürchtung, dass Severus es irgendwie schaffte, dieses wohlig-warme Gefühl in seinem Magen zu vernichten. Die Befürchtung, dass der Erwachsene nur aus Pflichtgefühl und nicht aus freiem Willen oder gar Zuneigung so gehandelt hatte, war da. Innerlich seufzend streckte er eine Hand aus und ließ sie wenige Zentimeter oberhalb des kantigen und doch feine Gesichtes schweben. Severus wirklich zu berühren, stand ihm in seinen Augen einfach nicht zu.
 

“Wenn doch alles nur einfacher wäre”, flüsterte er leise voller Schwermut, ehe er vorsichtig aus dem Bett rutschte. Mit seinen Schuhen in der Hand, drehte er sich an der Tür nochmal zurück und beobachtete den so friedlich aussehenden Lehrer.

Und da fiel es ihm wieder ein: Er hatte die Rückverwandlung geschafft. Mit Severus zusammen!

  Es hatte ihm eine Menge Mut abverlangt so nah an den Schwarzäugigen heran zu rutschen, aber sobald die Verwandlung einsetzte, waren alle Zweifel verschwunden. Harry konnte es sich im Moment nicht ganz erklären, aber er hatte einfach nur Ruhe, Zufriedenheit und die Gewissheit, dass ihm nichts geschehen konnte, empfunden. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Rückverwandlung auch schmerzfreier als sonst gewesen war. Klar, es war immer noch ein mieses Gefühl - um es mal ganz salopp zu sagen - wenn sich die Knochen verschoben und schrumpften, während andere wuchsen, aber das schmerzliche kochen seiner Organe und auch der Kopfschmerz waren ausgeblieben.

 Vielleicht lag es daran, dass kein Zauber verwendet worden war. Vielleicht daran, dass Severus wirklich sein Gefährte war. Im Moment war Harry dies nicht klar, aber wenn er ehrlich war, wollte er es auch nicht 'zerdenken', sondern einfach genießen. Denn dass kein anderer als Severus Snape sein Gefährte war, das war für ihn Gewissheit.

“Danke, Severus”, hauchte er breit grinsend, schenkte dem ruhig schlafenden Mann einen letzten sanften Blick und verschwand aus dem Schlafzimmer.

Müsste nicht Luna hier irgendwo sein?
 


 

So richtig wunderte es ihn nicht, dass Luna ihm, trotz Wochenende und früher Morgenstunde, kichernd auf dem Flur entgegen kam. Es war wieder mal eher ein tänzeln, als ein normales gehen, aber es passte auch einfach zu der kleinen Seherin. Es strahlte eine Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus, welche in der heutigen Zeit einfach nicht normal und auch nicht leicht zu finden waren. Genauso wie die Lovegood’schen magischen Wesen also. Anscheinend hatte das Mädchen im Rabenturm geschlafen.

“Bereit für ein Löwen Frühstück?”, grinsend hakte die Kleinere sich bei ihm ein. Immerhin ging sie nun gesittet neben ihm her.
 

“Was machst du hier unten, Luna? Wenn dich einer der Slytherin erwischt hätte …”
 

“Ach was, die Nagel würden mich beschützen. Und die Schlangen sind zwar früh auf, aber nicht SO früh. Es ist mal gerade sieben Uhr. Außerdem habe ich uns beide in Ruhe essen sehen.”
 

Leise auflachend schüttelte der Junge den Kopf. “Dafür braucht es kein Seher-Gen, Kleines. Es geht in die Ferien, der Teil der nicht noch hektisch packt, schläft bis zur letzten Sekunde.”
 

“Na dann…”, grinsend löste sich Luna von ihm, ergriff seine Hand und zog ihn zum Gryffindor Tisch, kaum dass sie in der Halle angekommen waren. “... dann bin ich jetzt ein Löwe.”
 

“Oder wir setzen uns dreist an den Lehrertisch. Oder doch besser an den der Slytherin?”, legte Harry noch einen obendrauf und ließ sich, bei dieser Vorstellung schmunzelnd, nieder. “Das wäre bestimmt … Luna?” irritiert blickte er sich um. Wo war denn die kleine Rabin jetzt schon wieder? Mit großen Augen entdeckte er sie. Sitzend auf der Tischplatte des Lehrertisches, mit fröhlich in der Luft baumelnden Füßen.

“Was … Luna, was machst du da?” Mühevoll ein Glucksen unterdrückend, erhob er sich wieder und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Händen vor die Blonde.
 

“Auf dich und das Essen warten.” Zart streichelte Luna über das alte, aber gepflegte Holz.

“Na komm schon, kleiner Wolf. Wo ist denn den Mut abgeblieben? Im Bett der Oberschlange vergessen?”
 

“LUNA!”, rief Harry aus und blickte sich panisch um, während er mit den Händen in der Luft wedelte. Glücklicherweise waren sie noch alleine. “Du kannst doch so was nicht einfach sagen. Nicht wenn wir in der Öffentlichkeit sind.” Empört plusterte er die Wangen auf. Er dachte dabei nicht an sich, sondern an Severus.
 

Doch Luna blickte ihn nur wieder mit diesem seltsamen Blick an, bei dem man nicht so genau wusste, ob sie nun verstanden hatte oder nicht. Oder ob sie überhaupt auf diese Welt fixiert war und nicht gerade irgendein unsichtbares Wesen beobachtete. Man wusste zudem nie, ob Luna einfach nur gedankenlos war, wenn sie solche Sachen sagte, oder sie irgendeinen geheimen Seher-Plan verfolgte. Das machte es ihm irgendwie schwer, richtig sauer auf Träumerin zu sein.

 “Dobby?”, rief er stattdessen, als sein Magen laut knurrte. Umgehend erschien der treue Hauself und als Harry ihm um ein vorzeitiges Frühstück bat, überschlug sich das Wesen beinahe vor Tatendrang und Freude.

Aufgeregt plapperte der kleine Elf verschiedenste Speisen vor sich hin, verwarf einige und ergänzte die Liste um neue. Erst als Luna eine Hand auf den beinahe kahlen Kopf legte, und meinte, dass Dobby sie einfach überraschen solle und er niemals falsch lag, weil er und die anderen Hauselfen einfach zu gut in ihrem Job waren, beruhigte sich der inzwischen deutlich verlegene Elf und verschwand schließlich wieder mit fröhlich strahlenden Augen.
 

Es war ein lustiges Frühstück gewesen, welches sie tatsächlich auf der breiten Tischplatte eingenommen hatten. Lustigerweise hatten sich sogar noch zwei junge Gryffindor und auch ein Ravenclaw zu ihnen gesellt. Ansonsten hatten sie recht behalten: Der Großteil der Schüler erschien überhaupt nicht zum Frühstück beziehungsweise erst, als die beiden Freunde die Halle wieder verließen. Richtig skurril wurde es zwischendurch, als Professor Flitwick in der Halle erschien und kurzerhand ebenfalls zu ihnen auf den Tisch kletterte. Mit sich selbst zufrieden hatte der kleine Mann gemunkelt, dass er vielleicht immer so essen sollte, kam er doch so viel besser an die Speisen heran.
 

“Haha, der Blick von Dumbledore war die Aktion wert!”, unkte Harry während er mit Luna langsam in Richtung Hogsmead Bahnhof schritt. Der Direktor hatte die Halle betreten, als die beiden gerade wieder auf dem Boden standen. Flitwick war es gewesen, der ganz begeistert davon erzählt hatte. Unter lautem Lachen waren die beiden Freunde aus der Halle verschwunden, während McGonagall eine Standpauke über Vorbildfunktion über ihren Kollegen niederregnen ließ. Ja, diese Verblüffung im Gesicht des Direktors war herrlich gewesen, die Freunde hatten es geschafft einen Mann wie Dumbledore aus dem Konzept zu bringen. Die Verblüffung war jedoch schnell Verärgerung gewichen, Harry hatte es ganz genau gesehen, egal wie gut der alte Mann dies verheimlichen wollte und mit lockeren Sprüchen und Grinsen überdeckte.
 

“Versprich mir, dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst, während ich weg bin. Umbridge wird alles tun, um dich auch in dieser Zeit zu ärgern”, überging Luna Harrys freudige Aussage und hakte sich bei ihm unter.
 

“Keine Sorge, im Ernstfall morphe ich mich und verstecke mich bei Severus.”
 

“Nimm deine Sachen mit und zieh direkt bei ihm ein. Das macht die Gewöhnung leichter.”
 

Nervös lachend strich Harry sich durch die Haare. Was sagte man in so einem Moment?
 

Luna nahm ihm die Entscheidung jedoch ab.“ Jetzt erzähl mir was schönes von letzter Nacht. Severus scheuchte mich nur raus und sagte du würdest dort schlafen. Er hatte es wirklich eilig mich los zu werden und wieder ins Schlafzimmer zu kommen, so wie er immer wieder dahin zurück guckte.” Dieses blonde Mädchen mochte wie die wandelnde Unschuld aussehen, aber sie hatte es faustdick hinter den Ohren. Dies machte ihm das schelmische Zwinkern und das zweideutige Grinsen klar.
 

“Luna … du …” Schnell blickte Harry sich um, doch sie waren weit genug von den anderen Schülern, welche ebenso früh zum Zug gingen, entfernt. Trotzdem legte er vorsichtshalber einen Muffliato um sie. “Ok, damit du dir nicht sonst was ausmalst, werde ich dir erzählen was passiert ist.” Ein erfreutes Lächeln wurde ihm geschenkt und so erzählte Harry seiner besten Freundin, was genau geschehen war. Oder besser gesagt: Woran er sich erinnerte.

 “Ich hätte ihn so gern angefasst. Einfach nur um sicher zu gehen, dass ich es mir nicht herbei fantasiere, dass er neben mir im Bett liegt. In SEINEM Bett. Aber ich hatte richtig Angst, dass dann diese schöne Seifenblase zerplatzt, er aufwacht und mich anschnauzt.” Langsam schüttelte Harry den Kopf. “Oh man Luna, er sah so … friedlich und entspannt aus.”

Zeitgleich waren zwei verzückte Seufzer zu hören, ehe beide anfingen zu kichern.
 

“Kleiner Wolf, dich hat es echt erwischt. Ich hoffe ihr zankt euch noch oft in diesen kurzen Ferien.”
 

Lautes Tuten ließ Harry den Kopf heben. Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon am Hogsmead Bahnsteig angekommen waren, so sehr hatte er sich in der Schwärmerei für Severus verloren.
 

“Das hoffe ich auch”, flüsterte er leise, da er genau, wusste dass Luna es nicht böse meinte. Mehr konnten sie jedoch nicht reden, ertönte doch Hermines Stimme. Schnell löste Harry den Zauber und hoffte, dass Luna sich nicht wieder verplapperte.
 

 “Endlich hab ich euch eingeholt. Ihr wart so schnell weg .. dabei wollte ich doch … ich war schon so früh fertig und hatte keine Hunger …”, plapperte Hermine und schüttelte energisch ihre Lockenpracht. “Egal, jetzt hab ich euch ja doch erreicht.”
 

“Du fährst also auch nach Hause, Hermine?” Eine rhetorische Frage von Harry
 

“Ja. Ich brauche einfach mal ein wenig Abstand von Hogwarts.” Beschämt senkte die junge Gryffindor den Kopf und Harry konnte sich genau vorstellen, weswegen dies so war.

Hermine war zwar jedes Weihnachten zu ihren Familien gereist, aber nicht deswegen, weil sie floh und das obwohl auch Ron dieses Jahr nach Hause fuhr. Am liebsten würde er Ron und Konsorten noch mal eine reinhauen. Auch wenn er wohl nie wieder so ein Vertrauen wie früher für Hermine aufbauen konnte, so nahm er sich doch vor, nach den Ferien besser auf sie aufzupassen. Rons Tyranneien mussten endlich ein Ende haben.
 

Mehr und mehr Schüler strömten auf den Bahnsteig, vom Zug war erneutes lautes Tuten und Pfeifen zu hören und ein Schaffner schrie gegen die zahlreichen Stimmen an, dass die Koffer bitte an das Personal übergeben werden sollten.
 

“Du kommst nicht mit?” Nun war Hermine die mit der rhetorischen Frage an ihn, während sie den Blick hoch und runter wandern ließ.
 

Unbeteiligt zuckte Harry mit den Schultern, doch sein Blick verfinsterte sich. “Ich kann, soll, darf nicht. Wie auch immer du es nennen magst, ich verbringe die Weihnachtsferien in Hogwarts. An sich ja auch überhaupt nicht schlimm und wirklich familiär. Aber … naja, egal. Ich wünsche dir auf jeden Fall schöne Ferien, Hermine.” Leicht lächelte er das stirnrunzelnde Mädchen an. Er war beinahe froh, als Ron mit seinem Gryffindor und sogar Hufflepuff Hofstaat auftauchte und höhnische Kommentare über die drei Freunde abließ. Weasley brachte es Zustimmung und Harry wurde vor Hermines Scharfsinnigkeit bewahrt. Die Gryffindor war nun mal nicht nur schulisch ein Ass.
 

“Ihr solltet einsteigen, sonst fährt der Zug ohne euch ab”, meinte der Schwarzhaarige nach einem Blick auf den unruhig winkenden Schaffner.
 

“Ich … geh uns schon mal ein Abteil suchen, ok, Luna?”
 

Gefragte nickte und blickte der Lockenträgerin stumm nach, als diese sich nach einem leisen “Bis bald und pass auf dich auf, Harry”, durch die Mengen in den Zug kämpfte.
 

“Würdest du ein Auge auf sie haben? Hermine mag klug sein, aber gegen Ron hat sie nicht die geringste Chance. Ich habe zwar letztens schon Neville und die Zwillinge gebeten aufzupassen, aber vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie ein Mädchen an ihrer Seite hat? Keine Ahnung, aber Hermine tut mir leid, denn sie ist es, die letztendlich komplett alleine und zwischen den Stühlen steht. Wir waren immerhin einmal Freunde und in den letzten Jahren, hat sie mir nicht nur einmal durch ihre Klugheit den Hintern gerettet. Ich verdanke ihr mein Leben.” Erst als er es aussprach, wurde ihm dies so richtig klar, und damit festigte sich auch der Entschluss, Hermine dies durch Schutz zurückzuzahlen. Er kannte das Mädchen gut genug, um zu wissen, dass es nur so ging da Hermine nichts anderes zulassen würde.
 

Langsam nickte Luna nun und schien aus ihrer kurzen Trance aufzuwachen. Silber-graue Augen blickten ihn scharf an. “Aber nur, wenn du mir etwas versprichst!”
 

Perplex über diesen plötzlichen Umschwung nickte auch der Schwarzhaarige.
 

“Du wirst keinen Mist anstellen, du wirst Umbridge und Dumbledore aus dem Weg gehen und vor allem, wirst du dich wieder regelmäßig mit Severus zanken nach den Ferien! Was ihr in den Ferien selbst macht … nun ja, das ist mir relativ egal, solange es dir nicht schadet.”
 

Schwer schluckend holte Harry Luft. “Verstanden. Aber warum soll ich mich mit Severus zanken?”
 

Nun tauchte wieder dieses mehrdeutige und doch nichts sagende Lächeln auf ihren Lippen auf. “Verstehst du nicht, Harry? In einer Zeit, wo keiner weiß was er glauben, hoffen oder fürchten soll, seid ihr die Konstante. Wir alle brauchen eure kleinen Zankereien genauso, wie dass du dich mit Draco anlegst.”
 

“HÄ?”, rief Harry laut aus, doch Luna beachtete ihn gar nicht, sondern schnappte sich ihren Koffer, drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und rannte zum Zug um hinein zu springen. Kaum dass das Mädchen eingestiegen war, setzte sich das Gefährt auch schon in Bewegung. Und Harry? Der stand immer noch verwirrt auf dem Bahnsteig und versuchte Lunas Worte zu verarbeiten.
 

Eine Konstante? Diese ewigen Fehden waren etwas, was die anderen Schüler brauchten? Etwas, woran sich alle gewöhnt hatten, ok, aber wirklich brauchen? Wie konnte das sein? Ob Severus das wohl wusste und vor allem, was hielt der Mann von dieser Einschätzung? Nun, Harry würde ihn einfach fragen.

Kopfschüttelnd wand er sich ab, vergrub die Hände in den Taschen seines Umhangs und schlenderte gemütlich zurück in Richtung Schule. Er würde erst mal in die Bibliothek gehen und direkt die Hausaufgaben erledigen, dann konnte er den Rest der Ferien viel besser genießen und nutzen.
 


 

Harry hätte es wissen müssen. Er hätte es wenigstens ahnen können, dass etwas faul war. Seit dem er die Heulende Hütte nach dieser schrecklichen Nacht verlassen hatte, lief es einfach zu gut bei ihm.

 Er war leider bei dem Gespräch mit Severus eingeschlafen, einfach weil er sich so unglaublich wohl gefühlt hatte. Severus Aura hatte ihn wie ein bequemer Mantel eingehüllt und das wissen, dass sein Gefährte schon auf ihn aufpassen würde, hatte ihn einfach von jetzt auf gleich einschlafen lassen. Er wusste nur noch, dass er Severus erklärt hatte warum die Rückverwandlung so schwer war, dann setzte ehrlich gesagt der Blackout ein.

 Doch dass er einfach zu unbekümmert gewesen war, hatte er spätestens dann bemerkt, als Dumbledore ihn gebeten hatte nach dem Essen in das Direktoren Büro zu kommen. Ein Essen welches er recht alleine nur mit einigen Ravenclaw, vier Huffelpuff und zwei deutlich jüngeren Gryffindor verbrachte. Es war Sonntag und gestern war der Großteil der Schüler in die Weihnachtsferien aufgebrochen. Auch von den Lehrern waren nur Dumbledore, McGonagall, Severus, Poppy und Hagrid anwesend. Die Kröte Namens Umbridge zählte er nicht als Lehrerin.

 Ab dem Zeitpunkt hatte er das Essen nur noch hin und her geschoben auf seinem Teller. Was wollte der Alte von ihm? Die ganze Zeit hatte es gewirkt, als wenn der ihm aus dem Weg gegangen wäre. Als würde Dumbledore kein Interesse mehr daran haben, Harry zu unterstützen, jetzt wo dieser so versagt hatte und Voldemort zurück war. Aber vielleicht ging es ja auch genau darum? Vielleicht bekam er eine Strafpredigt und würde die Enttäuschung des Mannes in dessen Augen sehen, nur um dann einen neuen Trainingsplan auferlegt zu bekommen? Es gab so viele Möglichkeiten, und es blieb wohl nichts anderes übrig, als sich überraschen zu lassen.

Auch weil es eher ein Befehl, als eine freundliche Bitte gewesen war, wusste er, er musste sich dem stellen. “Nach dem Abendessen kommst du sofort in mein Büro.” Dies waren die Worte des Weißhaarigen gewesen. Kein Hallo, kein Nichts. Jedoch ahnte der junge Gryffindor, dass eine Verweigerung dem nachzukommen, bisher ungeahnte Probleme und Strafen mit sich brachte.
 

 Als Dumbledore sich erhob und aus dem Raum ging, blickte Harry zu Severus und versuchte dem Mann klar zu machen, was ihm bevorstand. Irgendwie hatte er das dringende Bedürfnis, dass jemand Bescheid wusste. Vor allem, da Severus ihn eigentlich zu einem Gespräch erwartete, wie dieser ihm via Eule hatte ausrichten lassen. Nun ja, das Gespräch mit Dumbledore würde schon nicht allzu lange dauern. Als Severus Blick seinen traf, nickte er in Richtung Tür, durch welche der Direktor verschwunden war und hob leicht die Schultern hoch. Als Severus das Nicken erwiderte, ging er davon aus, dass der Mann ihn verstanden hatte. Die zusammengezogenen Augenbrauen beachtete er einfach nicht weiter.
 


 

Es war bereits seit einer Viertelstunde Sperrstunde angesagt. Von Harry jedoch war weit und breit keine Spur zu sehen. Dass der Junge bei einem Treffen mit Dumbledore war, beruhigte ihn dabei keineswegs. Severus traute dem Mann nicht. Schon immer war Dumbledore ein ‘besonderer’ Charakter gewesen. Ein mächtiger, viel wissender Mann, keine Frage. Aber doch … fanatisch.

Seit dem Harry in die Zauberwelt und Hogwarts eingetreten war, konnte Severus von Jahr zu Jahr mehr beobachten, wie der Schuldirektor sich auf den Jungen fixierte. Immer wieder redete der alte Mann davon, dass Harry ihrer aller Hoffnung war. Der Quell der Erlösung von Voldemort. Es wurden sogar geringfügige Einzelheiten am Lehrplan für den Jungen zugeschnitten. Oder besser gesagt, Dumbledore hatte dies vorgeschlagen und sämtliche Lehrer waren auf die Barrikade gegangen. Einer der wenigen Momente, wo Severus wirklich stolz auf seine Kollegen gewesen war.

 Doch all das Grübeln und Sorgen brachte nichts. Vielleicht war Harry ja auch längst in seinem Schlafzimmer und hielt sich zudem endlich mal an die Ausgangssperre. Über diesen Gedanken lachend erhob er sich um endlich aus der Arbeitskleidung zu kommen. Es war egal ob der Junge ihn in bequemeren Sachen sah, vor allem nach dieser Wolfszeit. Als er ins Badezimmer eintrat, fiel ihm ein. welches Chaos der Junge dort drinnen angerichtet hatte. Inzwischen konnte er darüber schmunzeln, auch wenn er ihm das mit dem an die Badezimmertür pinkeln noch übel nahm. Da musste er sich noch irgendwas als ‘Dank’ für ausdenken.
 

 Die Minuten strichen dahin und trotzdem saß Severus immer noch auf der Couch. Er gab die Hoffnung nicht auf, dass Harry zu ihm kam. Wenn er kam, würde er es auf jeden Fall mitbekommen und den Jungen schnell einlassen können. So saß er also hier, mit Wein und Buch, herum und fragte sich wieder einmal, wie er erstens nicht nur all die Anzeichen über die Identität des Wolfes hatte übersehen können, sondern auch warum sich seine Einstellung zu diesem so geändert hatte. Lag es nur daran, dass er sich an den Wolfs-Harry gewöhnt hatte und diesen sogar mochte? Lag es daran, dass er ein wenig hinter die Fassade des Jungen geblickt hatte? War es diese Gefährten Sachen über die er versucht hatte Informationen einzuholen? Severus wusste es nicht so recht und DAS bereitete ihm doch ein wenig Sorgen und Kopfzerbrechen.

Er sah nicht mehr James in dem Jungen, erahnte nur noch ab und an seine beste Freundin Lily in dem Schüler: Er nahm immer mehr ‘Harry’ wahr. Einen Jungen, der für andere durch Feuer und Sturm ging, während diese nicht mal im Nieselregen bei ihm blieben. Das Erschreckende an den Emotionen bezüglich des Jungen war, dass er den Kleinen am liebsten schnappen und verstecken würde. Wenn er könnte, würde er Dumbledore, die Gryffindors und dieses unbrauchbare Individiuum namens Umbridge einfach in ein tiefes Loch oder auf den Mond hexen. Oder vielleicht besser doch ein Avada?

 Ob der Lord wohl von Harrys Problemen wusste? Vor allem die Sache mit der Verteidigungslehrerin?

“Wohl eher nicht”, murmelte Severus und blickte abwesend in die Flammen. Wenn der dunkle Lord dies wüsste, wäre er bei dem abstrusen überfürsorglichen, beschützenden Verhalten Potter gegenüber schon hier einmarschiert. Und Umbridge würde kopfüber, verziert mit den verschiedensten schwarzmagischen Folterflüchen, von der Decke der großen Halle baumeln. Zutrauen würde er es dem Mann. Der Schwarzmagier benahm sich schon beinahe väterlich und DAS war ein Gedanke, der Severus eine Gänsehaut bereitete. Gerade auch in Hinsicht darauf, dass Harry Severus wohl in irgendeiner Weise mochte oder wer wusste schon wie für ihn fühlte.
 

Weiter konnte der Meister der Zaubertränke diesen Gedanken jedoch nicht nachhängen, holte ihn doch schwaches Klopfen aus eben jenen. Einen Moment war er zu verwirrt dieses Geräusch zuzuordnen, dann jedoch sprang er auf und warf alles von sich, ehe er zur Tür stürzte.

 Kaum riss er diese energisch auf, kippte ihm auch schon eine kleine schwarzhaarige Gestalt in die Arme.

“Was …?”
 

“Se … verus …. end … lich …”, flüsterte der Kleine abgehakt, dann fiel der Kopf kraftlos auf die Seite.
 

Schnell warf der Erwachsene einen Blick auf den Flur, doch dieser lag kalt, leer und düster vor ihm und so trug er den leichten Jungen in seine Wohnung. Die Eingangstür mit einem kräftigen Tritt hinter sich ins Schloss knallen lassend. Rasch legte er Harry vorsichtig auf das Sofa und zu seiner großen Erleichterung fühlte er einen schwachen, aber gleichmäßigen Puls.

Was, bei Merlins Bart, war mit dem Jungen passiert? Energisch schüttelte er mit dem Kopf, denn diese Frage konnte er dem Kleinen noch stellen, wenn dieser aus der Ohnmacht erwachte. Jetzt hieß es handeln und so ließ er mit einer Handbewegung die Kleidung des Jungen bis auf Socken und Boxershort verschwinden.
 

Er brauchte einen Moment um zu begreifen, WAS er da sah, dann jedoch hatte er Mühe nicht augenblicklich den Direktor an seinem Bart an die Wand zu hängen. Denn garantiert war dieser in irgendeiner Weise daran beteiligt, dass Harry aussah, als hätte er mit einem Troll gekuschelt und wäre anschließend durch Stacheldraht gekrochen.

Schnittwunden, rasch sichtbar werdende Hämatome und Kratzer überzogen den Thorax, das Abdomen und, wie er nach einem vorsichtigen Blick sah, auch den Rücken des Jungen. Schnell sprach er einen Diagnosezauber und was er da sah, ließ ihn knurren. Man konnte von Glück sprechen, dass Harry keine inneren Verletzungen hatte, was die Quetschungen einzelner Organe und Rippenbrüche jedoch keinesfalls besser machte. Vor allem da eines der Knochenstücke gefährlich nah an der Lunge war.

Zischend sprach er einen Fixierungszauber auf seinen kleinen Patienten, denn wenn Harry wach wurde und unbewusst eine falsche Bewegung machen sollte … nein, eine perforierte Lunge konnte nun wirklich niemand gebrauchen! Kaum dass der Zauber seine Wirkung zeigte, rief Severus nach Dobby, welcher auch innerhalb Sekunden erschien. Zeigte sich erst noch der für Hauselfen typische nichtssagende Gesichtsausdruck, so wandelte sich dies in Schrecken, kaum dass Dobby Harry erblickte.
 

“Master Harry Sir”, japste Der Elf totenbleich, als er die Situation erfasste. Leider missinterpretierte das Wesen dennoch alles. “Was haben Mr. Snape kleinen Sir angetan?” Wütend funkelte ihn der treue Elf an, als wäre er das personifizierte Böse.
 

“Ich habe gar nichts getan. Der Junge kam hier schon so an, also hör gefälligst auf zu maulen. Du musst mir helfen deinen kleinen Sir …” Trotz der ernsten Lage konnte er es nicht verhindern, dass er das ‘Sir’ geradezu ausspuckte. “ … zu versorgen.”

Damit rannte Severus los um einen Haufen Tränke zu holen. Die Verletzungen des Jungen übertrafen schlicht und ergreifend seine Kenntnisse und Fähigkeiten. Die Heillektionen während des Studiums waren einfach hauptsächlich auf Verletzungen welche durch Tränke und Salben zu kurieren waren ausgelegt. Jetzt verfluchte er sich dafür, dass er nicht eine - oder mehrere - Weiterbildungen besucht hatte. Pah, was war er doch für ein selbstherrlicher Mensch.

“Reiß dich zusammen, Severus”, befahl er sich selbst als er den Schrank aufriss und zahlreiche Tränke entnahm. Blutbildung, Kreislaufstabilisierung, Fieber senken und Schmerzen lindern. Für den Notfall ein Betäubungsmittel. Nickend über die Auswahl der Tränke trabte er zurück zu seinem kleinen Patienten.
 

“Gib ihm die, wenn etwas passiert.” Schnell zauberte er noch Beschreibungen auf die Flaschen. “Ich hole Hilfe.”

“Dobby wird kleinen Master Harry pflegen und mit seinem Leben beschützen”, gab der Elf energisch zurück, während er einen feuchten Lappen auf die Stirn des Jungen legte. Woher der Hauself das hatte, fragte er sich gar nicht. Wichtig war jetzt kompetente Hilfe und er wusste, wo er diese bekam. Es blieb ihm momentan wohl schweren Herzens nichts anderes übrig, als Harry in Dobbys Obhut zu lassen und auf dessen Worte zu vertrauen. Ein letzter Blick auf den Verletzten, dann verschwand er durch den Kamin.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin dann mal weg ... Komplett anzeigen

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