Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 29: ------------ Harry war im Großen und Ganzen zufrieden mit sich und der Welt, stellte er am Freitagmorgen fest. Severus wollte mit ihm reden, hatte ihn verarztet und sich um ihn gesorgt, was machte da schon der ganze andere Streß? Was machte es da schon, dass er wieder mal mit Ron aneinander geraten war?   Dieses Mal hatte er nicht zurückgezuckt. Das war auch gar nicht in Frage gekommen, denn sein ehemaliger bester Freund hatte gerade Hermine zur Sau gemacht, als Harry den Gemeinschaftsraum betreten hatte. Der Elfenwolf wusste nicht worum es ging, aber Hermine mit Tränen überströmten Gesicht und zusammengesunken im Sessel hocken zu sehen, während Ron sie anschnauzte, hatte ihn wütend gemacht. Wodurch ihm schlagartig bewusst wurde, dass er Granger wirklich noch als Freundin ansah, trotz ihres Verhaltens. Hätte ihm jemand in diesem Moment in die Augen gesehen, hätte diese Person das Glimmen des Wolfserbe darin gesehen.   Ende vom Lied war, dass er nun einen Strafaufsatz über den Familiensinn der Gryffindor zu schreiben hatte, da er Ron unüberlegter Weise eine Faust mitten ins Gesicht gejagt hatte. Das Knacken von Knochen hatte ihm einen euphorischen Schub verpasst und so hatte er die junge Frau einfach mit aus dem Raum gezogen. Das mit dem Aufsatz sah er einfach nur als Farce von McGonagall an, denn wollte die Frau ernsthaft behaupten, nichts vom Verhalten der Gryffindors ihm gegenüber mitbekommen zu haben? So oder so, zeichnete das alles die Lehrerin nicht als gute stellvertretende Schulleiterin und Hausvorsteherin aus in seinen Augen. Skeptisch blickte er sich um und als er niemanden in seiner Nähe sah, huschte er aus dem großen Eingangstor und trabte in Richtung See. Er brauchte ein wenig Zeit für sich, auch um sich auf das Gespräch mit Severus vorzubereiten. Auch seine drei Freunde konnte er dafür nicht gebrauchen und seit diesem Vorfall nervte ihn Hermine schon beinahe damit, dass sie sich immer in seiner Nähe aufhielt. Es war einfach so heuchlerisch.   Natürlich konnte er auch einfach in die Kammer verschwinden, aber … nein. Er wollte nicht auf die Gründer treffen. Er kam ja jetzt noch nicht wirklich mit dieser Elfenwolf Geschichte klar - auch wenn er sie angenommen und akzeptiert hatte -, da wollte er weder mehr Informationen, noch wollte er die beiden Männer streiten sehen. Ihm war mitlerweile bewusst geworden, dass die beiden ebenfalls Gefährten sein mussten. Auf jeden Fall war das eine verdammt gute Erklärung für all die Streitereien und dies machte ihm ein wenig Sorge bezüglich seiner eigenen Zukunft. Würde er mit seinem eigenen Gefährten auch dauernd im Klinsch liegen, wo er doch einfach nur ein ruhiges, friedliches Leben wollte? Kein verlockender Gedanke und so schob er das nächste Treffen einfach hinaus.   Also würde er die Freistunde dafür nutzen, hier am See zu hocken und geschützt durch Zauber die ersten dicken Schneeflocken beobachten. Ein beruhigender Anblick, der automatisch das Gefühl von Weihnachten bei ihm aufkommen ließ. Doch relativ schnell merkte er, dass sich seine Gedanken im Kreis drehten und so wandte er sich an die einzige Person, welche ihm auf die Schnelle einfiel. “Tom, was ist, wenn sich herausstellt, dass dein bisheriges Leben - du selbst - nicht so ist, wie du bisher dachtest? Was tut man, wenn plötzlich alles auf dem Kopf steht?” Ruckartig hob Angesprochener den Kopf, was den ihm gegenüber stehenden Todesser stark zusammenzucken ließ. Dass der Mann einer Ohnmacht nah war, als er auch noch ungehalten knurrte, war ihm egal. So schnell es ging jagte er diese unfähige Person aus seinem Büro, der Kerl hatte eh nur schlechte, unzureichende Neuigkeiten für ihn. Anschließend lehnte er sich mit ineinander verschränkten Händen zurück und widmete sich mit geschlossenen Augen dieser Plage in seinem Kopf. “Mr. Potter, welch eine Ehre. Und welch eine Güte von Ihnen, mich nicht mehr mit solch düsteren Emotionen zu belasten.” Ein verlegenes Kichern war von dem Jungen zu hören. “Ja … ähm … sorry dafür. Ich stand wohl ein wenig neben mir. War es sehr schlimm?” Am liebsten würde er dem Jungen gerade einen Avada an den Hals jagen für diese unverschämte Frage. Er hatte einige Mühen damit gehabt, den Jungen zu blockieren in den letzten Wochen und vor allem in den letzten Tagen. Er war sogar einen Morgen schreiend aufgewacht, weil er glaubte, die starken und schwankenden Gefühle brachten ihn um. Vor allem dieses ekelige positive Gefühl, welches ihn am Ende dieses Ausbruchs getroffen hatte. “Ich werde demnächst einfach mal alles mit dir teilen”, knurrte er dennoch nur missgelaunt. Dieser Bengel machte ihn wahnsinnig. Nicht nur wegen dieser seltsamen Verbindung. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Jungen. Wie konnte Potter so mit ihm reden, wo doch all diese Sachen zwischen ihnen standen? Warum fragte er gerade IHN um Rat? Waren Snape und Potter nicht recht dicke miteinander seit neustem? Obwohl … die Vermutung lag nah, dass gerade dieser Mann mal wieder für das Theater verantwortlich war und so hatte er den Tränkemeister sogar einmal unter den Crucio gesetzt. Strafe musste sein. “Was willst du, Potter? Ich habe anderes zu tun, als mit dir zu plaudern immer dann, wenn es DIR gerade passt. Hast du dies bisher nicht verstanden?” “Ich brauche … deinen Rat. Merlin, klingt das seltsam …”, unsicheres Lachen dröhnte durch seinen Kopf. Wenn er das Ganze schnell hinter sich brachte, konnte er sich weiter der Infiltrierung des Ministerium widmen. Er brauchte einfach diese verflixte Prophezeiung, denn er hoffte dadurch eine Antwort bezüglich Potter zu bekommen. “Zu deinen Fragen: Dann fängt man von vorne an?” “Du antwortest auf meine Frage mit einer Gegenfrage?” “Was erwartest du von mir, wenn ich keine Hintergrundinformationen bekomme weil du dich abschottest?” “Bist du etwa … beleidigt?” Doch Tom ging gar nicht auf diese Frage ein. “Wenn dir das Neue nutzt: Wunderbar, dann nutze es solange es geht. Wenn nicht, dann vernichte alle die davon wissen, verbanne die Informationen aus deinem Geist und lebe so weiter. So schwer ist das nicht.” Bitter auflachend antwortete der Junge: “Ja, klar, kein Ding. Ein paar Avada hier, ein paar Gedanken extrahieren dort. Tadaaaa, alles ist wie immer. Danke, oh weiser Voldemort.” Das Ganze triefte nur so vor Sarkasmus. “Potter”, knurrte der Mann warnend. Wenn er sich den Jungen beim nächsten Hogsmead Ausflug schnappte, dann konnte er richtig zeigen, was er von solch einem Verhalten ihm gegenüber hielt. Oh, welch verlockende Vorstellung. Sollte der Bengel bis dahin ruhig seine Wut zu spüren kriegen. “So heiße ich, danke fürs erinnern”, flapste Harry, ehe er tief seufzte. “Lass das mit der Wut. Lerne, dass es nicht nur Menschen gibt, welche dir in den Arsch beziehungsweise im Dreck vor dir kriechen oder solche die nur Angst haben. Sag mir lieber was man macht, wenn auch deine Avada-Methode nichts bringen würde, weil sie nicht ändert wer -  was - du bist.” Doch Tom sah gar nicht ein, warum der Gryffindor nicht all seine Wut und Genervtheit spüren sollte. Schließlich hatte der sich auch nicht darum geschert! “Ich hab keine Zeit für deine pseudo-philosophischen Lebensfragen. Kriege dein Leben endlich in den Griff, Potter! Als Dumbledores Goldjunge solltest du doch genug Menschen haben, welche sich dir gerne annehmen würden und mit Rat und Tat zur Seite stehen.” “Sollte man meinen, nicht wahr?”, kam es grüblerisch von dem Jüngeren und Tom horchte auf. Ärger im weißen Paradies war Musik in seinen Ohren. Und Harry erwies sich als bereitwillige Quelle.   “Wenn Dumbledore denn überhaupt noch mit mir sprechen würde. Der geht mir aus dem Weg und schickt wenn dann McGonagall vor. Er versucht selbst Hagrid dazu zu bringen, ihm Informationen über mich zu liefern, aber da überschätzt er diesen in Punkto Verschwiegenheit. Der hat mir schon beim ersten Tee trinken gesagt, dass der Schulleiter ihn beauftragt habe.” Ein Hauch Verbitterung und Enttäuschung erreichte ihn von seinem Gesprächspartner. “Aber egal, einen anderen Ratschlag hast du nicht für mich?” “Ohne weitere Informationen, nein. Du könntest ja in den anstehenden Ferien her kommen und wir unterhalten uns unter vier Augen?”, schlug er unschuldig vor. Nun erreichte ihn Belustigung. “Ja sicher Tom. Gibt es auch Tee und Kekse, ehe ich unter die Erde gebracht werde?” “Wenn du bitte sagst”, stieg der dunkle Lord auf dieses Spiel ein. “Und wenn du ganz lieb bist, dann mach ich es schnell und schmerzlos und leg den Boden sogar mit Kissen aus.” Es wäre jedoch nicht Harry, wenn die gemurmelte Antwort dessen ihn nicht vollkommen aus dem Konzept gebracht hätte. “Oh man und mit dem soll ich verwandt sein?” “Was?” “Was? Äh nichts, alles gut. Du äh … ich muss wieder zum Unterricht. Verwandlung gegen die Dunklen Künste. Unterrichtet von niemand anderes als Snape. Welch Ironie, nicht wahr? Aber egal, besser als diese Umbridge-Hexe mit ihrer beschissenen Blutfeder.” “Was?”, war erneut alles was Tom überrumpelt heraus brachte. Verwirrende, plappernde Informationsquelle Potter! Da konnte man sich nie sicher sein, wie oder was der Junge genau meinte. “Möchtest du dem Unterricht beiwohnen?”, plapperte der Bengel weiter. Tom jedoch verneinte gedankenversunken und so endete das Gespräch recht abrupt.   Noch Minuten nachdem dieser Kontakt beendet war, saß der Lord stumm und bewegungslos in seinem Sessel. Immer und immer wieder kreiste Harrys Selbstgespräch über den Verwandtschaftsgrad durch seinen Kopf. Es wirkte einfach nicht wie ein Spaß, dazu passte die Welle Schreck, welche ihn erreicht hatte, nicht. Der Junge hatte etwas preisgegeben, dass er partout nicht gewollt oder gesollt hatte. Aber wie sollte das möglich sein? Er selbst ein wahrer Nachfahre Salazar Slytherins, und der Junge ein Potter, nein das war einfach nur Quatsch! Jedoch … was wenn nicht? Energisch sprang er auf, legte die Illusion auf, hastete aus dem Raum und brüllte nach Lucius. Der Mann musste ihm einige Bücher bringe, welche er in dessen geheimen Verließ deponiert hatte! Das mit dieser Lehrerin und der Blutfeder würde danach kommen. Da konnte ihm der junge Malfoy bestimmt gute Informationen liefern! Vergessen war die Übernahme des Ministeriums für den Moment. Sich selbst verfluchend, stapfte Harry zurück in die Schule. Er hatte sich aber mal sowas von verplappert und im Ernstfall in die Scheiße geritten! Warum hatte er Tom überhaupt kontaktiert? Dann wäre ihm nie diese Aussage über die Verwandtschaft herausgerutscht. Konnte er nicht einmal nachdenken, ehe er etwas tat oder sagte?   “Aaaaaah, du bist so ein dummer Vollidiot, Harry”, grummelte er wütend auf sich selbst und schlug sich mit der Faust gegen die Schläfe, während er mit der anderen die Eingangstür aufhielt und hereinschlüpfte. “Einsicht ist der erste Weg zur Besserung, Potter”, schnarrte es plötzlich aus Richtung Flur zum Slytherin-Quartier. “Nicht jetzt, Malfoy”, gab Harry nur ungehalten zurück und rauschte an dem Blonden vorbei. “Ey, ignorier mich gefälligst nicht”, brüllte der Junge perplex zurück. Doch Harry tat genau dies, denn er hatte jetzt keine Zeit sich um das Ego des Schönlings zu kümmern. Er hatte eben Tom Dinge preisgegeben, welche diesen wirklich nichts angingen! Wahrscheinlich lachte sich der Mann jetzt halb tot über Harrys Redseligkeit. Verdammt!   Ein Blick auf seine magische Armbanduhr werfend, ließ er sich eine Viertelstunde vor Unterrichtsbeginn an der Tür zum VgddK Raum nieder. Wenigstens musste er sich jetzt nicht noch mit Umbridge herumschlagen, denn die Frau war bei einem Treffen mit dem Minister.   Dass er mit Tom - Voldemort - irgendwie verwandt war, war ihm bewusst geworden, als er sich letzte Nacht in die Kammer, besser gesagt Salazars Bibliothek, geschlichen und dort den Stammbaum der Slytherin studiert hatte. Was ihm nur nicht klar war, wie “nah” sie miteinander verwandt waren. Konnte man es noch in irgendeiner Weise ‘Verwandtschaft’ oder ‘Familie’ nennen, oder war es nur der selbe Genpool?   Ironischerweise war ihm dabei auch aufgefallen, dass Tom auch nur ein Möchtegern-Reinblut war, da dessen Vater anscheinend ein Muggel gewesen war. Ein gewisser Mann mit dem Nachnamen ‘Gaunt’. Die Mutter war eine geborene Slytherin aus der direkten Linie von Salazar. Was diese ganze ‘Reinblüter Geschichte’ umso absurder machte. Dabei fiel ihm auf, dass er den Gründer mal dringend nach dessen Erben befragen musste! Noch mehr Informationen, welche er haben musste, aber nicht wollte. Er war nur froh, dass die Männer ihn gestern nicht bemerkt oder gekonnt ignoriert hatten.   Leise fluchend schlug er den Hinterkopf immer und immer wieder gegen die Holztür, angestrengt darum bemühte, seine Gefühle nicht durch die Verbindung dringen zu lassen. “Du bist echt zu nichts zu gebrauchen. Was soll denn noch alles kommen?” In dem Moment öffnete sich die Tür hinter ihm ruckartig und Harry kippte haltlos sowie quietschend nach hinten. “Mr. Potter, wollen Sie mal wieder mit dem Kopf voran stürmen oder wollten Sie nur testen, welches Holz härter ist? Dies der Tür oder jenes Ihres Schädel?”, schnarrte niemand anderes als ein gewisser Vertretungslehrer mit hochgezogener Augenbraue zu ihm hinab. “Professor Snape”, war alles, was Harry heraus brachte. “Sehr gut, Ihre wenigen kleinen Käfer da oben scheinen keinen Schaden genommen zu haben. Na los, kommen Sie rein.” Damit drehte sich der Mann herum und verschwand im Dämmerlicht des Unterrichtsraums. Seufzend rappelte sich Harry auf, sammelte seine Sachen zusammen und schloss die Tür leise, kaum dass er eingetreten war. Ob Severus wohl jetzt mit ihm reden würde, wo doch eigentlich erst heute Abend das Treffen bevorstand? Unsicher was er sagen sollte, nestelte er am Träger seiner Schultasche herum. Die Frage, ob der Mann vielleicht wirklich sein Gefährte war, spukte durch seinen Kopf. “Nun steh da nicht herum und halte Maulaffen feil. Setz dich.” Dabei deutete der Erwachsene auf einen Stuhl vor dem Lehrerpult. Langsam schritt Harry heran und ließ sich behutsam auf dem Möbelstück nieder. Wenn Tom sich noch einmal über ihn beschwerte, dann fragte er sich, wie der Lord mit Severus widersprüchlichen Verhaltensweisen umging. “Professor … warum…” Doch er kam nicht dazu seine Frage zu vollenden, schien der Mann doch wieder mal zu erahnen, was er wissen wollte. “Warum ich dich mal duze und mal sieze? Ganz einfach, was glaubst du, wie die anderen reagieren würde und was das für die Gerüchteküche bedeuten würde?” Scharf wurde Harry gemustert. “Hmm … nichts Gutes?”, schulterzuckend lehnte sich der Jüngere zurück. “Das wäre wohl noch eine nette Untertreibung fürchte ich. Harry … wenn wir unter uns sind, dann kannst du mich Severus nennen. Ich denke, über das reine Siezen sind wir hinweg, oder was meinst du?” Augenblicklich hatte Harry das Bild vor Augen, wie er als Wolf von dem Mann versorgt und betüddelt wurde. Um die aufflammende Röte in seinem Gesicht zu verbergen, richtete er den Blick auf seine Finger. “Ja … dies stimmt wohl.” Kurzes Schweigen senkte sich über den Raum, ehe Severus sich räusperte. “Also, wie geht es deiner Hand?” Langsam hob Harry diese hoch und präsentierte sie seinem Gegenüber. “Die Salbe hat super geholfen. Es tut weniger weh. Die Narben spannen nicht mehr so.” Schneller als gedacht, hatte sich der Professor seine Blutfeder geschändete Hand geschnappt, löste die Illusionszauber und Harry musste ein fangirliges Quieken unterdrücken. Schon wieder Händchen halten. Dafür nahm er auch Schmerzen hin. “Es werden noch einige Behandlungen nötig sein und ich fürchte, du wirst dauerhafte Narben behalten. Bitte sag mir Bescheid, sobald du irgendwelche Schwierigkeiten feststellst. Dinge, wie dauernde Schmerzen, Empfindungsstörungen oder Probleme beim Greifen.” “Mach ich”, nuschelte Harry und beobachtete seinen potenziellen Gefährten dabei, wie dieser seine Hand erneut eincremte. Ob man wohl durch Schmetterlinge im Bauch fliegen konnte? “Danke”, gab er ehrlich hinterher und lächelte Severus kurz an wodurch dieser in seiner Prozedur innehielt, Harrys Hand jedoch keineswegs los ließ. “Wofür?”, wollte der Mann mit schief gelegtem Kopf wissen. Anscheinend hatte der Mann wirklich keine Ahnung von seinen eigenen guten Eigenschaften und Taten. “Severus, hast du überhaupt eine Ahnung, was du alles FÜR mich getan hast? Ich danke dir für alles.” Noch immer blickte ihn Snape unschlüssig an. Seufzend strich Harry sich mit der freien Hand durch die Haare. “Allein in letzter Zeit hast du mich mehrfach verarztet und auf den Damm gebracht. Du hast uns mit Luna geholfen. Du hast einem kleinen, frechen Wolf Unterschlupf gewährt und ihm Hoffnungen gemacht. Du hast Umbridge beschäftigt, damit ich nicht in den ‘Genuss’ der Blutfeder komme.   Das ist nur das aus den letzten Wochen grob zusammengefasst. In wie weit du noch auf mich aufgepasst hast, kann ich nur ahnen. Wegen all dem und noch mehr, bin ich dir sehr, sehr dankbar.” “Aber…  was für Hoffnungen?” Als würde es ihn eigentlich gar nicht wirklich interessieren, fuhr der Mann mit der Heilbehandlung fort. Das Gefühl von Severus Haut auf seiner … die Körperwärme des Anderen ... es brachte Harry beinahe um den Verstand und ließ Bilder in seinem Kopf entstehen, die nicht jugendfrei waren. So brauchte er auch einen Moment, ehe er seine Sprache wieder fand. Er beschloss kurzerhand mit offenen Karten zu spielen. “Die gleichen, welche du mir auch schon ohne es zu wollen als Mensch gabst. Du behandelst mich nicht wie der ach so angeblich tolle Held, sondern wie jeden anderen Schüler. Klar, vielleicht ein wenig fieser, aber ich kann das schon ab. Wobei, zwischendurch habe ich dich gehasst für dein Verhalten. Im ersten Jahr hatte ich einfach nur Angst vor dir, so wie jeder. Doch dann … irgendwann ist es mir aufgefallen, dass du um so ungerechter wurdest, so bald jemand anderes und vor allem einer deiner Schlangen in der Nähe war. Durchschaut habe ich es, als der Kontakt mit Tom anfing und ich wusste, dass du ein Todesser bist. So habe ich dir nicht nur irgendwie verziehen, sondern auch noch meinen Spaß daran gefunden. Du kannst mir nicht ernsthaft schaden, aber auch nicht normal behandeln. So oder so, ein gewisser Lord reagiert darauf bestimmt nicht begeistert.” Ein kleines Lachen entwich ihm. “Du hast davon gesprochen, dass mich Niemand für irgendwas benutzen oder einsperren würde. Dass ich frei bin.” Die Schulglocke läutete zum Ende der Freistunde. “Erstaunlich zu welch Leistungen die Käfer in dem Stroh, welches dein Gehirn darstellt, doch fähig sind.” Früher wäre Harry ob Ton und Aussage geknickt oder beleidigt gewesen, jetzt sah er jedoch den beinahe schelmischen Ausdruck in Severus Augen. “Du bist wirklich ein wahrer Gryffindor mit einem viel zu großen Herzen. In meinen Augen hast du eher allen Grund wütend oder sonst was zu sein. Aber Vergebung?” Skeptisch zog der Erwachsene eine Augenbraue hoch, als würde er an Harrys geistiger Gesundheit zweifeln. Leise lachend drückte er Severus Hand behutsam. “Und doch ist dies ganz alleine meine Entscheidung, nicht wahr? Eine der wenigen Sachen, die ich selbst bestimmen kann und wenn es die ist, dir zu vergeben und auch zu vertrauen, dann ist dies einfach so. Ändern kannst du es eh kaum. Das du jedoch immer noch sauer auf mich bist, kann ich durchaus nachvollziehen. Von der Seite her betrachtet nochmal danke, dass du mir vorgestern und gerade trotzdem geholfen hast.” Ein vorsichtiges, entschuldigendes Lächeln huschte über Harrys Lippen. “Ich … ja, ich bin, war wütend ...” Das Klingeln zum neuen Unterricht unterbrach die traute Zweisamkeit. “Ich … ähm … ich geh dann mal auf meinen Platz. Lass dir besser eine gute Ausrede einfallen, warum ich schon hier bin.” Zwinkernd löste er seine Hand und stand langsam auf um zu seinem Platz zu trotten. “Verfluchter Bengel”, hörte er den Professor noch grummeln, da flog auch schon die Tür auf und Draco stürmte in den Raum. Oh ja, Harry freute sich auf heute Abend. Klar war er nervös, denn er war sich noch nicht ganz im Klaren, welche ‘Bomben er platzen lassen sollte’. Es war nur klar, dass er mit der Wahrheite rausrücken musste, sonst konnte Severus gar keine Chance bekommen, seine Wut abzulegen. Der Mann konnte es dann nicht verstehen. Nur … wie würde der reagieren? Seufzend legte er die Stirn auf den Tisch. “Mr. Potter, wenn Sie es nicht ertragen etwas über die Abwehr von Billywigs und dessen Magie zu lernen, dann ersparen sie uns doch bitte den Anblick Ihres Häufchen Existenz”, schnarrte es auch schon eisig aus Richtung Lehrerpult. Nur mit Mühe konnte Harry es unterdrücken, dem Mann die Zunge rauszustrecken oder laut los zu lachen. “Entschuldigen Sie, Professor. Ich dachte nur einen Moment, dies wäre Pflege magischer Geschöpfe”, gab er mit einem Hauch Verachtung beim Wort ‘Professor’ zurück. Dabei setzte er sich aufrecht hin. Ja, wenn man wusste woran man so ungefähr war, machte dieses Spiel wirklich Spaß, auch wenn er mal wieder für einen Abzug von Punkten sorgte. “Eine meiner Mitrabinnen erzählte, dass du und Snape im Unterricht wieder gezankt habt?”, erkundigte sich Luna als sie eine Viertelstunde nach dem Abendbrot auf dem Weg in den Kerker waren. "Sie hat es von einer Gruppe Gryffindor Mädels gehört und direkt bekannt geben." “Ja”, gab Harry gut gelaunt zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Das ging ja herum wie ein Lauffeuer, aber kein Wunder, so viel spannendes geschah hier ja auch nicht. “Glückwunsch. Das freut mich für euch. Auf das ihr noch viel streiten möget.” Zwinkert klopfte die Blonde ihm auf die Schulter. Lachend legte Harry ihr den Arm auf die Schultern und verwuschelte ihr mit der anderen die Haare. “Danke.” Dass Luna quietschte und sich wand, machte den Gang die Treppen runter umso lustiger und dass sie nicht längst auf der Nase lagen war eher ein Wunder.   “Potter, was hast du hier unten zu suchen?”, erklang es hochnäsig hinter ihnen. “Malfoy, schön dich zu hören. Leider haben wir weder Zeit, noch Nerven für dich übrig. Wir haben eine Verabredung”, antwortete Harry dem Slytherinprinzen und hob kurz die Hand. Das Ganze ohne anzuhalten. Was natürlich nicht auf Begeisterung stieß. “Ignorier mich gefälligst nicht, Potter. Wer will sich schon freiwillig mit DIR abgeben, außer diese Verrückte und deine drei neuen Anhängsel? Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber Granger und Weasley scheinen doch so etwas wie Gehirn zu besitzen.” Er hörte das selbstgefällige Grinsen geradezu. Es war Lunas festem Griff und ihren leisen Worten - dass Draco es nicht wert war - zu verdanken, dass er sich nicht umdrehte und zeigte was er von den Worten hielt. Nun war es Luna, welche ihren Arm um seine Taille legte und ihn somit sanft voran schob. So gab er nur ein nüchternes “Wenn du meinst, Frettchen!”, zurück, und hob erneut die Hand um Malfoy den Mittelfinger zu präsentieren. Wie gerne würde er jetzt sehen wie das Grinsen verschwand und der Schönling rot anlief, aber dann würde sein Anschein von ‘Du interessierst mich nicht die Bohne’ schwächeln. So richtete er seinen Blick lieber auf Luna, welche sich auf die Lippen biss um nicht laut loszulachen. “Du eingebildeter, arroganter, verschissener …” “MR. MALFOY!” Laut und kalt drang die ihnen nur zu bekannte Stimme durch den Flur. Wenn möglich, war die Temperatur noch mehr gefallen. “Wollen Sie dieser Ausführung noch etwas hinzufügen oder doch lieber den Mund mit Seife auswaschen gehen?” Ein Glucksen nicht unterdrücken könnend, hob Harry den Kopf und erblickte den finster dreinblickenden Severus. Wenn der Blick ihm gegolten hätte, wäre er direkt klitzeklein mit Hut gewesen. “N’abend, Professor”, grüßte er höflich, was nickend erwidert wurde. “Rein mit Ihnen beiden, dalli. Ich habe noch ein Wort mit Mr. Malfoy zu reden!” Damit trat der Mann aus der geöffneten Tür und gab den Zugang zur Wohnung frei. “Jawohl, Sir”, flüsterte Luna und zog Harry an der Hand hinterher. So schnell und doch langsam wie möglich flitzen sie in die Wohnung. Die Tür lehnte Harry jedoch nur an und hielt sein Ohr an den Spalt. Luna schien das Interesse daran schon wieder verloren zu haben, denn sie ließ sich auf der Couch nieder und zog einen Klitterer unter ihrem Umhang hervor. “Onke …” “Klappe, Draco! Benimm dich doch einmal wie ein beinahe Erwachsener und nicht wie ein Troll. Merlin, manchmal … ja manchmal bist du nahe daran, eine Schande für das Hause Slytherin zu sein.” “Autsch”, flüsterte Harry und verzog schmerzlich das Gesicht. Das war unter der Gürtellinie gewesen! “Aber … aber ... Potter hat ...”, stotterte Malfoy und der Gryffindor verstand es vollkommen. Beinahe tat Malfoy ihm leid, so behandelt zu werden. Vor allem von einer so nahestehenden Person. “Draco, du tätest wirklich gut daran, deine Streitigkeiten mit dem Jungen ad acta zu legen. Finde einen neutralen Weg mit ihm umzugehen. Zu deinem eigenen Wohl, das glaube mir. Es steht dir nicht zu, hier den Aufpasser zu spielen, dies ist mein Job und glaube mir, ich habe euch drei schon bemerkt als ihr auf der Treppe wart.” “Onkel Severus, warum bist du so unglaublich gemein? Was soll das? Was soll der Scheiß mit Potter?” Doch wieder ging der Erwachsene nicht wirklich auf den Jungen ein. “Draco, gerade du als Slytherin und Malfoy, musst doch wissen wie es ist, wenn man von anderen geschnitten wird. Wie würde es dir gehen, wenn deine Freunde plötzlich nichts mehr von dir wissen wollen würden? Warum verwendest du so etwas als verbale Waffe?” “Pah. Potter hat tausende Leute die ihn verehren, vergöttern. Der verkraftet das schon”, gab Draco patzig zurück. Leise seufzend schüttelte Harry den Kopf. Ob Draco jemals von dieser hochnäsigen, eingebildeten und verzogenen Schiene runter kam? Der Junge sollte einen Tag in seinen Schuhen laufen, dann würde Blondie nicht mehr so reden. Vor allem nach einem Tag ‘Dursleys’. Merlin, all die bloße Vorstellung dessen war filmreif! “Denk über meine Worte ebenso intensiv nach, wie über dein Verhalten. Draco, glaub mir ich meine es nicht böse.” “Ach nein? Dann machst du mich gerade nicht wegen einem Gryffindor, wegen POTTER, nieder? Bist gemein? Glaub mir, das alles werde ich Dad erzählen und er sagt es bestimmt du weißt schon. Dann wirst du schon sehen was du davon hast MICH so zu behandeln.” Harry hörte das Quietschen von Schuhen sowie Schritte die sich eilig entfernten ebenso, wie Severus halblauten Hinweis: “Erhoff dir keine Hilfe und ich rate dir dringend davon ab!”   Schnell flitzte Harry zur Luna und ließ sich neben ihr nieder. “Übel, ganz übel”, konnte er gerade noch flüstern und lehnte sich in ihre Richtung als würde er mitlesen, ehe ein seufzender Severus eintrat. “Alles geklärt mit ihm?” Langsam hob Harry den Kopf als würde er gerade aus tiefer Konzentration auftauchen. Eine Augenbraue empor gezogen blickte Gefragter ihn an. Der Blick sagte ganz klar: ‘Veräppel mich nicht. Ich weiß du hast gelauscht, du neugierige Nervensäge.’ “Lass wir dieses Thema. Das ist nicht euer Problem, sondern die eines akut pubertierenden Malfoys. Er wird merken, dass ihn zu Papa rennen dieses mal nicht weiter bringen wird. Und ein gewisser Lord hat erst recht kein offenes Ohr dafür, oder liege ich da falsch?” Schulterzuckend legte Harry den Kopf schief. “Keine Ahnung. So dicke sind wir nun auch nicht. Ich bin mühevoll darum bemüht, meine Gefühle nicht zu übersenden.” “Schön zu hören”, kam es bissiger als erwartet zurück, sodass nun Harry eine Augenbraue hochzog. Doch zum Nachfragen kam er nicht mehr. “Harry, du solltest ein wenig deinen Geist leeren und meditieren. Wir werden nachher noch eine Okklumentik Einheit durchführen, bevor wir miteinander reden. Zudem werde ich jetzt einen Schutzzauber auf dich legen. Dieser verhindert, dass du alles an Gedanken und Gefühlen aussendest.” Sein Schnauben überging der strenge Schwarzhaarige einfach und schneller als Harry hatte reagieren können, hatte Severus den Stab erhoben und Harry spürte wie ihn ein Zauber traf. Er war so baff, dass er nicht zu mehr in der Lage war, als den Mund aufzuklappen und den mit sich zufriedenen Severus ungläubig anzustarren. “In der Zeit werden Ms. Lovegood …” “Luna, einfach nur Luna, Professor. Gewöhnen Sie es sich einfach schon mal an, erspart Ihnen später die Mühe”, kam es hinter der Zeitschrift hervor. Ein erneutes kellertiefes Seufzen. “In der Zeit werden Luna und ich die von mir blockierten Erinnerungen weiter freilegen und sortieren. Also Harry, Klappe halten.” Anscheinend war es dem Lehrer zu müsig dies zu diskutieren. “Ei, ei, Sir”, gab Harry salutierend zurück und schon saß ein kleiner schwarzer Wolf auf der Couch und fiepte glücklich. Das geseufzte “Merlin, diese Blagen machen mich fertig. Du wirst dich nachher zurück verwandeln, verstanden? Und hör auf dich an der Couch zu reiben, deine Haare kriegt man sehr schlecht weg!”, von Severus, hatte nur die Folge von erheitertem Bellen. Ja, es machte wirklich Spaß und zudem war dies die Strafe für den ‘Zauber-Überfall’. Ob der Professor wohl heute noch aus dem Seufzen raus kam? Noch einmal schmiegte sich Harry gegen Lunas Hand, welche ihn an der Wange streichelte. “Und du bist sicher, dass ich dich nicht zurück verwandeln soll?” Energisch schüttelte der Elfenwolf seinen Kopf und trat zurück. Er wollte wissen, ob es nur Zufall gewesen war, dass er sich alleine hatte zurückverwandeln können.   Tief Luft holend schloss er die Augen und fühlte seine Magie, welche ruhig floss. Er hörte Amaroks amüsiertes Gemurmel über junge, dickköpfige Wölfe und er spürte nur zu genau die Blicke der anderen beiden auf sich liegen. Er hasste es wie ein Tier im Zoo oder Alien angestarrt zu werden. So öffnete der Jungwolf die Augen wieder, knurrte leise und rannte aus dem Raum direkt in Severus geöffnetes Schlafzimmer.   Jetzt saß er hier schon einige Minuten auf Severus Bett und dessen Aufforderung dort weg und überhaupt aus diesem Raum zu kommen waren verebbt. Nach dem er die beiden böse angeknurrt hatte, waren sie auch an der Schwelle wieder umgekehrt und Harry war ihnen sehr dankbar dafür. “Amarok, bin ich wirklich so ein Versager, dass ich mich nicht mal alleine morphen kann? Warum nicht? Im Wald hat es doch auch geklappt.” Gedanklich stampfte er wie ein Dreijähriger auf. Es nervte und frustriert total. Dass Amarok nur ein belustigtes Schnauben von sich gab als er Gestalt annahm, machte die Sache genauso wenig besser, wie der Gesichtsausdruck. Wie konnte man als Wolf zugleich genervt, gelangweilt und belustigt aussehen? “Welpe, Welpe … immer diese grausige Ungeduld. So wirst du nie die fetteste Beute erledigen. Nur durch Geduld und Beobachten wirst du zum Ziel kommen.” “Ach man, musst du gerade jetzt mit Jagdmetaphern anfangen? Kommen jetzt noch Floskeln a la ‘Gut Ding will Weile haben’?” “Es ist keine Floskel, wenn es der Wahrheit entspricht, mein Kleiner. Hör auf so viel zu grübeln.” Frustriert rollte Harry sich zusammen. “Ich verstehe einfach nicht, warum es im Wald geklappt hat und jetzt nicht.” “Ach Welpe …”, nun war es an Amarok resigniert zu seufzen. “Du bist doch sonst so klug. Denke nicht über das große Ganze nach, sondern darüber, was dort anders war. Welche Faktoren waren anders?” Der Schutzgeist wusste die Antwort ganz genau, er wollte sie Harry nur nicht verraten. Also fing der kleine Elfenwolf an laut nachzudenken. “Ich war im Wald, es war Vollmond, das Rudel war in der Nähe und zudem war ich stinksauer auf Sirius. Aber was ...” Doch mit einem Mal machte es Klick bei ihm und aufgeregt bellend sprang er auf dem Bett herum “SEVERUS! Es war nur Severus anwesend!” “Sehr gut, Welpe”, hörte er die zufriedene Stimme seines ‘Mitbewohners’ ehe sich dieser zurückzog. Schnell sprang Harry von der Schlafstätte und rannte im Affenzahn ins Wohnzimmer. Sofort richteten sich zwei gespannte Augenpaare auf ihn. “Wolltest oder ...” Weiter kam der Lehrer jedoch nicht, da hatte Harry sich auch schon dessen Hosenbein geschnappt und zog den Mann in Richtung Schlafzimmer. Vollkommen ignorierend, dass der Mann schon wieder wie ein Rohrspatz schimpfte und Luna zu lachen begann. Wenn er diesen widerspenstigen Mann nicht gerade ins andere Zimmer zwingen müsste, hätte er Lunas mehrdeutiges “Viel Spaß”, mit einem Zwinkern erwidert. So zog und fiebte er, bis ein grollender Severus ihn einfach hochhob und damit entschlossen von der Kleidung löste. “Böser Wolf!”, schnappte Severus pikiert, kaum das er Harry im Schlafzimmer einfach fallen gelassen und die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. “Was soll denn dieser ewige Quatsch mit dem an der Kleidung reißen? Verwandle dich doch einfach und gut ist!” Wütend funkelte Severus ihn aus zusammengekniffenen Augen an und verschränkte die Arme. Leicht zog Harry den Kopf ein, legte die Ohren an und machte sich kleiner um zu zeigen, dass es ihm Leid tat. Da war er wohl ein wenig über das Ziel hinaus geschossen. Aber er war einfach viel zu aufgeregt. “Ach lass das verdammt”, grollte Severus, doch Harry sah erstaunt, dass diese beschwichtigende Geste anscheinend wirkte. Die Strenge wich aus dem blassen Gesicht. “Und nun?” Schnell trabte Harry zum Bett und deutete mit dem Kopf zwischen diesem und Severus hin und her. Auffordernd bellte er den Mann an, doch dieser zog nur eine Augenbraue hoch. “Du willst mit mir ins Bett? Sorry Potter, aber ich steh nicht auf solch eine Behaarung.” Seufzend rollte Harry mit den Augen. Ja wollte er, aber nicht jetzt und nicht so. Ungehalten knurrte er den Anderen an. Verstand der denn gar nichts? “Meine Güte, hast du ne Laune.” Kopfschüttelnd, aber mit einem diabolischen Grinsen, trat Severus an ihm vorbei und setzte sich auf das Bett. Blöder Arsch, der hatte ihn nur veräppelt! Nun war es an Harry böse zu funkeln. Gerade hatte er das dringende Bedürfnis Severus dafür zu bestrafen. Vielleicht ein kleiner Biss ins Bein? Doch stattdessen schüttelte er sich einmal kräftig, ehe er neben seinen potentiellen Gefährten sprang. Neugierig blickte dieser ihn an. “Und was soll das nun? Du verteilst dein ganzes Fell hier!” Deutend fuchtelte der Lehrer auf die Decke auf der einiges an schwarzem Fell lag. Harry überging dies ebenfalls, atmete tief durch und schob seinen Kopf todesmutig unter Severus ausgestreckte Hand.   Beide hielten sie die Luft an. Kaum, dass Harry so unter der großen starken Hand hockte, die Wärme und auch die sich automatisch leicht bewegenden Hände spürte, war es für ihn als wenn die Zeit stehen geblieben wäre. Sein Magen fühlte sich an, als wenn dort gerade Schmetterlinge schlüpften.    “Ob wir beide es wollen oder nicht … wir sind Gefährten”, murmelte er versunken in diesem unglaublichen Gefühl auf wölfisch und konnte ein wohliges Brummen nicht unterdrücken. Und kaum dass er dies gesagt hatte, spürte er wie sein ganzer Körper zu prickeln begann durch die Rückverwandlung. Severus wusste nicht was geschah. Alles was er mitbekam war dieses Kribbeln, welches er durch den Körperkontakt spürte und die Ruhe, welche ihn ergriff. Er sollte sich unbehaglich oder so fühlen, doch stattdessen fühlte er sich … gut. Es schien so normal hier mit dem verwandelten Harry zu sitzen; ihn zwischen den Ohren zu streicheln.   Verblüfft hielt er inne, als der Körper neben ihm zu zucken begann. Ein sanftes Leuchten umgab Harry und ehe er wusste was geschah, griff es auch auf ihn über. Es wurde so unerwartet grell, dass er die Augen zu kniff. Leises, erleichtertes Kichern war zu hören und so öffnete Severus die Augen wieder ruckartig. “Es … es hat tatsächlich geklappt. Severus, guck doch nur!” Wieder lachte Harry befreit auf, tauchte unter seiner Hand hervor und hüpfte überdreht auf dem Bett herum. Gerade als er den Jungen anschnauzen wollte, geschah das nächste unerwartete. Sprang der Junge ihm doch freudig in die Arme. Ganz aus Reflex fing er den Kleineren auf und legte seine Arme um den schmalen Körper. Der Gedanken an jede Wut war verflogen als er tief einatmete und den Geruch wahrnahm. Anders als berauschend und doch beruhigend, konnte er es beim besten Willen nicht beschreiben. Wollte er auch gar nicht, denn dafür war die Menge an guter Gefühle welche ihn gerade überschwemmten einfach viel zu schön.   Schon lange nicht mehr hatte er sich so … verbunden … gefühlt. So mit sich selbst im Reinen. “Dir ist klar, dass ich eine Erklärung will?”, flüsterte er und setzte sich etwas anders hin um Harry noch besser in den Arm zu nehmen. Das Grummeln dessen legte er einfach als widerwilliges Zugeständnis aus, denn die Nähe schien auch dem Gryffindor alles andere als unangenehm zu sein. Nun vielleicht änderte sich dies, wenn der Junge begriff, WEM er hier gerade um den Hals gefallen war. Es dauerte auch nicht lange, da spürte Severus wie der Junge sich versteifte und langsam von ihm abrückte. Das Gefühl des Bedauerns verdeckte der düstere Mann schnell unter seinen gewohnten Masken. “Nun, Erklärung bitte”, forderte er schnarrend und blickte den leicht rot angelaufenen Jungen auffordernd an. Verdammt, warum sah der denn jetzt so … niedlich aus? Wie sollte man denn so ernst bleiben und ihn nicht gleich wieder in den Arm nehmen? “Es … also … oh verdammt, wo fang ich an?”, unsicher blickte Harry sich um, und nahm die Brille ab um sich über die Augen zu reiben. “Am Anfang wäre doch mal was gescheites, nicht wahr, Potter? Bleiben wir beim aktuellen Thema. Was hat es mit dieser Wolfsform auf sich?” Unter schwerem Seufzen strich Harry sich die Haare aus der Stirn und Severus kniff die Lippen zusammen als ihn der komplett unverdeckte Blick aus grünen Augen traf. “Ich sag es gleich, das ist eine lange Geschichte. Wollen … wollen wir hier bleiben oder …” “Hier ist es so gut wie überall und mein Bett scheint dir ja zu gefallen.” Skeptisch zog Severus eine Augenbraue hoch, als Harry erneut rot wurde. Hatte er etwa ins Schwarze getroffen? Merlin! “Also, lenk nicht ab und fang an.” Eine auffordernde Geste untermalte seine Aussage. “Alles begann nach dem Turnier. Ich brauchte einen Ort ganz für mich, wo ich zu mir kommen und heilen konnte. Ich brauchte Zeit nur für mich um irgendwie mit Cedrics Tod klar zu kommen. Genauso fiel es mir schwer zu akzeptieren, dass es gerade MEIN Blut war, welches dem dunklen Lord wieder zu einer körperlichen Existenz - einem Leben - verholfen hatte. So kam ich auf den Gedanken mit der Kammer und sie änderte sich von meinem beinahe Grab, zu meinem Unterschlupf. So lernte ich auch die Gründer kennen.” Neugierig lauschte Severus dem Jüngeren. Harry schien heute sehr gewillt zu reden und so würde den Teufel tun und diesen Redefluss durch Zwischenfragen zerstören. Und was er erfuhr … er konnte nur drei Kreuze machen, dass er jahrelanges Training darin hatte sich unter Kontrolle zu halten. Neben der Kammer-Gründer Sache, erfuhr er vom Streit in Gryffindor, am Rande von Umbridge - zwei Dinge die ihn ziemlich wütend machten - und auch von der plötzlichen Alpharolle des Jungen. “Und die Gründer haben dir einfach so geholfen, damit du dich verwandeln kannst um mit Lupin und Black zu spielen?” “Ja.” Unsicher zuckte Harry mit den Schultern. “Als klar war, dass wir verwandt sind und ich ihnen meinen Wunsch vorgetragen habe, war Salazar ganz wild darauf.” “Achso. Na dann …” Ein ungläubiges Schnauben entwich ihm. Das klang alles irgendwie nach Märchenstunde a la Potter. Leider hatte er zu viele Beweise dafür, dass der Junge die Wahrheit sprach, egal wie absurd es sich anhörte. Langsam schüttelte er den Kopf.  “Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass das noch nicht alles war?” “Weil es so ist?” Unschuldig grinste Harry ihn an. Warum musste man der kleinen Mistkröte eigentlich alles aus der Nase ziehen? Lautes Gähnen erklang von dem Jungen und dieser lehnte sich blinzelnd nach hinten auf die Hände. “Müde Potter?” Es war reines Interesse um das Wohl des Jungen. Ok, vielleicht auch ein bisschen Spott, dafür, dass sein bett voller Wolfsfell war. “Geht schon, danke.” Die Stimme klang irgendwie … weich. “Dieses zurückverwandeln ist doch recht anstrengend. Mein Körper sträubt sich dagegen. Die Instinkte stehen mir im Weg, denn in der Form werde ich einfach besser akzeptiert. Kann mehr ausrichten. Und du scheuchst mich nicht davon.” Hatte der beim Reden umgekippte Junge gerade gesagt, was er geglaubt hatte gehört zu haben? Der Junge WOLLTE anscheinend WIRKLICH in seiner Nähe sein. Diese ganzen Anzeichen und Signale welche er von Harry aufgeschnappt hatte … waren es doch nicht nur Hirngespinste? Und warum bei allen Tränkemeistern sorgte er nicht dafür, dass Harry wacher wurde und scheuchte ihn aus dem Bett? Warum schlich sich unter diesem warmen Gefühl ein leichtes Grinsen auf seine Lippen, während er den nun auf der Seite liegenden Gryffindor betrachtete. Wie ferngesteuert erhob er sich vorsichtig, hob Harry ein wenig an um die Decke unter diesem wegzuziehen und legte den Jungen schließlich wieder richtig in sein Bett. Behutsam deckte er den plötzlich tief schlafenden zu und seine Finger wanderten langsam über das junge Gesicht.    “Warum fühlst du nur SO für mich? Warum zieht mich alles in deine Richtung? Warum will ich dich um alles in der Welt beschützen, während ich genau weiß dass es eigentlich gar nicht nötig ist, weil du so stark bist? Vor allem wo ich doch genau weiß, wie absurd es überhaupt ist, dass ich mich zu dir hingezogen fühle!” Er hatte nicht ernsthaft erwartet eine Antwort auf sein Selbstgespräch zu bekommen, doch Harry sorgte wieder mal für eine Überraschung. “Ich bin ein Elfenwolf und du mein Gefährte”, murmelte Harry und berührte Severus Hand, dann war nur noch leises schnarchen zu hören. Worte, so unbedacht im Halbschlaf gesagt. Worte, so groß und wichtig. Worte, so warm und voller Verheißung. Worte, welche Severus mit einem Mal alles und nichts erklärten. Worte, welche Severus Masken zerbrechen ließen während er den Kleineren mit aufgerissenen Augen anstarrte. Worte, die sein Leben auf den Kopf stellten.           Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)