Schlachtfeld der Gefühle von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 27: ------------ Raureif überzog die Landschaft. Der große Schneefall ließ auf sich warten, obwohl es schneidend kalt war. Der Vollmond spiegelte sich in seiner vollen Pracht im Wasser des Schwarzen Sees und brachte dieses zum Glitzern. Ruhig lag die Oberfläche des Gewässers vor ihm, nicht ein Lüftchen regte sich und auch kein Tier oder Wesen durchbrach die Wasseroberfläche. Aber wen wunderte dies, es war schließlich inzwischen schon nach zehn Uhr Abends und auch die Bewohner des Sees schliefen mal.   Severus wusste, auch die frische Luft würde ihm nicht wirklich bei seinen Problemen helfen, aber unten in seinen Räumen war ihm beinahe die Decke auf den Kopf gefallen. Er hatte es schlicht nicht mehr ausgehalten und so hatte er sich für einen spontanen nächtlichen Spaziergang entschieden. Dick eingepackt und mit einem Wärmezauber belegt war er über die Ländereien Hogwarts gestreift, hatte tatsächlich zwei Schüler entdeckt die sich noch am Rande des Waldes aufhielten und sonst was veranstalteten. Mit seinem plötzlichen Auftauchen hatte er sie wohl mehr verängstigt und bestraft, als mit Punkteabzug und dem Nachsitzen bei Filch.   Dieses kleine Zusammentreffen hatte seine Laune für einen Moment minimal angehoben, denn es war herrlich, wenn die Schüler vor ihm kuschten und Respekt zeigten. Nicht so wie ein gewisser Schwarzhaariger, der einfach tat was er wollte. “Verfluchter Potter”, murmelte Severus den Sternen entgegen.   Ja, der Junge war wirklich eine Plage und dieses ganze Theater hatte Severus nur in seiner Meinung über den Jungen bestärkt. Mehr als Aufmerksamkeit erregen sowie ihn und sich selbst in Bredouille bringen, konnte der Junge nicht. Und dann hatte der Bengel tatsächlich geglaubt, dass er mit ein paar genuschelten Entschuldigen wieder Pluspunkte sammeln konnte. Tja, Severus war nicht auf diese Masche hereingefallen und was hatte dieses wandelnde Magengeschwür anschließend getan? Richtig, der Potter hatte geschmollt wie ein Kleinkind und war sogar in den Hungerstreik eingetreten. Ihm persönlich war das ja vollkommen egal. Wirklich, hundertprozentig und definitiv!   Seufzend strich er sich durchs Gesicht. “Wem willst du eigentlich was vormachen, Severus?”, wollte er von sich selbst wissen. Die ganze Situation belastete ihn mehr, als er Dumbledore, dem Lord oder gar sich selbst eingestehen wollte. Er hatte den Wolf ins Herz geschlossen und was hatte es gebracht? Nichts außer Stress. Die Gedanken an die ruhige, entspannte und auch lustige Zeit mit dem verwandelten Potter verdrängte er einfach. Es … es war schwer daran zu denken und dann nicht Harry augenblicklich zum Nachsitzen zu beordern. Aus welcher Intention heraus, war nur die Frage. “Komm wieder in Ordnung Snape, du benimmst dich wie ein Verrückter.”   Ein Heulen aus Richtung Wald, wo sich die heulenden Hütte befand, ließ ihn zusammenzucken und herum wirbeln. Innerhalb von Sekunden fühlte er sich in die Vergangenheit zurück versetzt.   Vollmond … Wolfsgeheul … Werwölfe … Lupin und Black! Er musste hier weg, denn er wollte nicht als Mitternachtssnack herhalten. Bilder aus der damaligen Begegnung mit Lupin im Fell tauchten in seiner Erinnerung auf und lähmten ihn einen Moment. Nie, niemals wieder wollte er in so eine Situation kommen. Niemals wieder wollte er sich so hilflos und ausgeliefert vorkommen! Er brauchte einen Augenblick um nicht vollkommen in einen Flashback zu rutschen und kopflos zu werden. Seit diesem Moment verabscheute er Werwölfe und ja, er hatte Angst vor ihnen.   “Verflucht”, schimpfte er und zog den Zauberstab hervor. Warum war er nicht einfach auf der Schulseite des Sees geblieben? Nein, er musste ja herumwandern wie ein Geist in Gedanken und stand nun auf der anderen Seite. Deutlich zu nah am Wald und zu weit weg von schneller Hilfe! Aber was war nun die bessere Variante? Unsteter, wildbewucherter und steiniger Uferbereich oder der kleine Pfad durch den Wald? Nun, mit Zaubern konnte er den Uferbereich freiräumen, aber dies würde deutlich länger dauern. “Sei kein Narr, Severus, und benimm dich nicht wie ein ängstlicher Hufflepuff! Hier gibt es keine Werwölfe und der einzige Wolf ist Harry! Also geh jetzt in den Wald, nimm den Pfad und bleib, bei Dumbledores Bonbon Sammlung, verdammt noch eins ruhig!” Nach diesem für ihn untypischen Selbstgespräch streckte er den Rücken durch und folgte dem Pfad in den Wald hinein. Er war keine ängstliche kleine Maus. Er war Severus Tobias Snape, Schwarzmagier, Hausvorstand Slytherins und erfolgreicher Doppelspion, sollte kommen was wollte, es würde sein grünes Wunder erleben! Und doch … doch ließ sich die alte Furcht vor Werwölfen nicht einfach abstreifen, denn dafür war das Erlebnis, wie Lupin ihn beinahe angefallen hätte einfach zu traumatisierend gewesen.   Wachsam, aber erhobenen Hauptes, schritt Severus mit festem Schritt durch den Wald. Er war diesen Weg in all den Jahren schon so oft gegangen und wusste daher, dass er hier weder durch Zentauren, noch Acromantula Revier ging. Dieser Weg ging quasi durch Niemandsland und doch lauschte er auf jedes Geräusch und seine Nerven vibrierten. Severus wusste, dass er gleich an eine kleine Lichtung kommen würde, auf der zahlreiche Affodilpflanzen wuchsen. Wenn er schon mal hier war, konnte er auch gleich ein paar mitnehmen. Vielleicht hätte er vorhin auch ein paar der Uferpflanzen mitnehmen sollen? Diese Überlegungen waren jetzt vielleicht nicht richtig, aber sie halfen ihm das Zittern der Hände unter Kontrolle zu bekommen; seine Anspannung etwas zu mildern. So in Gedanken über Zaubertrankzutaten versunken, betrat er vorsichtig die Lichtung. Weder war etwas anderes als ein singendes Augurey zu hören, noch sah er irgendetwas oder irgendjemanden und so kniete er sich vor die Pflanzen und begann diese behutsam freizulegen und passend zu schneiden. So zeigte er es seiner Angst und sich selbst.     Äste, welche knackten, und das Geräusch von schnell näher kommenden Pfoten drangen in sein Ohr. Langsam richtete er sich auf, steckte das Pflanzenmesser weg und verfluchte sich als selbstverliebter Narr. Das Problem war, dass diese Geräusche nicht aus Richtung Schule kamen und erneutes Heulen zu hören war. Zu Severus Besorgnis dieses Mal sogar zweistimmig und als es aus Richtung Schule zurück heulte, schalt er sich einen Narren nicht auf sein schlechtes Bauchgefühl gehört zu haben. Doch weiter konnte er nicht mehr darüber nachdenken, da brachen unter lauten Knacken auch schon zwei Tiere durch das Gebüsch, welche er nur zu genau erkannte im Licht des Mondes. Black und Lupin!   “Ich warne euch! Noch mal gebe ich euch nicht die Chance, mir so nahe zu kommen”, rief er mit erstaunlich fester Stimme herüber und spielte auf das Erlebnis während der Schulzeit an. Wenn er hier drauf gehen sollte, dann wenigstens mit Würde, so hatte er es schon immer gehalten.  Es war Black, welcher ihn anknurrte, während der Werwolf erstaunlicherweise zu zögern schien. Der Animagus jedoch sträubte das Nackenfell, senkte den Kopf und kam langsam auf ihn zu. “Bleib besser stehen.” Mit einer knappen Handbewegung feuerte er einen Schockzauber direkt vor die Pfoten des Grimms. Hätten seine Hände durch die Anspannung nicht gezittert, hätte er getroffen. Dass nun auch Leben in den Werwolf kam, wunderte ihn nicht im Geringsten. Die beiden Männer klebten ja schon seit ihrer Schulzeit aneinander und dass Lupin auf den Black stand, war für Severus wirklich nichts Neues. “Lass es sein!”, schnarrte Severus kalt und schickte einen Flammenzauber in Richtung der Beiden. Er hatte schon in Harrys drittem Jahr gegen den Werwolf gekämpft und dies würde er jetzt wieder tun. Persönlich hätte er auch keinerlei Probleme vor allem gegen Sirius einen Crucio oder gar einen Avada auszusprechen. Eine Tat zum Eigenschutz, natürlich.     Dunkles, tiefes Knurren ließ die drei Kontrahenten einander vergessen und auf das Gebüsch starren, aus welchem dieses gefährlich klingende Geräusch kam. Eine Gänsehaut lief über Severus Körper. Gegen die beiden Männer vor sich kam er irgendwie an, aber gegen drei? Vor allem klang dieses unbekannte, fremde Wesen mehr als nur schlecht gelaunt. Der kalte Dezemberwind frischte auf und die sich bewegenden Äste offenbarten eine Gestalt. Eine große Wolfsgestalt, dessen Augen wild zu lodern schienen und einen nach dem anderen fixierten.   Schon als er diese leuchtend grünen Augen sah, wusste er insgeheim, wer da im Gebüsch stand. Und ebenso wusste er instinktiv, dass ihm nun keine Gefahr mehr drohte. Noch nie hatte er sich so erleichtert und glücklich gefühlt, denn nun war Harry da und er sicher. Energisch den Kopf schüttelnd versuchte er diesen Gedanken zu vertreiben und trat doch näher in Richtung des verwandelten Jungen.   Sofort war wieder Knurren von Werwolf und Grimm zu hören und in dem Moment in dem er dem Black einen Schockzauber an den Hals werfen wollte, bemerkte er seinen Fehler: Er hatte die beiden verwandelten Männer einen kurzen Moment aus den Augen gelassen.   Black hockte sich bereits sprungbereit hin, während Lupin sich zwischen Severus und Harry schob. In dem Augenblick, in dem sich der Grimm tatsächlich auf ihn stürzen wollte und der Tränkemeister bereit war, diesem einen schwarzmagischen Fluch aufzuerlegen, schallte Knurren und Bellen aus dem Gebüsch.      Es war, als würde selbst die Natur die Luft anhalten, als Harry langsam aus dem Gebüsch schritt. Nichts erinnerte Severus an den kleinen Kuschelwolf, welcher vor gar nicht allzu langer Zeit noch auf seiner Couch gelegen hatte. Dies da vor ihm, war bereit zu kämpfen. Dies da vor ihm, konnte die Bezeichnung Monster tragen und bot einen schrecklichen Anblick für Severus. Die Lefzen gekraust, die Rute steil erhoben, Schleichgang mit aufgestelltem Nackenfell und Geifer, welcher langsam auf den Boden tropfte. Die Magie des Jungen flackerte wild und ließ dessen Fell tanzen. Wie sollte er diese Erscheinung jemals mit dem ruhigen, netten  - wenn auch temperamentvollen sowie hitzköpfigen - Harry in Einklang bringen? Unter diesem stechenden Blick fühlte er sich gleichzeitig beschützt und doch … klein. Er wusste nur, er mochte es überhaupt nicht, diesen wütenden, beinahe bösartigen Ausdruck auf dem Gesicht des Gryffindor zu sehen.   “Harry …”, flüsterte er leise und trat einen weiteren Schritt auf den großen Wolf zu. Warnendes Knurren des Wolfes ließ ihn innehalten. “Harry, beruhig dich …”, versuchte er es erneut und seine Hand zuckte um sie nach dem Tier auszustrecken.   Plötzlich blickte der Wolf ihm tief in die Augen und die Lefzen wurden noch weiter zurückgezogen, sodass Severus nur zu genau die zahlreichen, blitzenden, spitzen und garantiert tödlichen Zähne sah. Doch ehe er weitere Gedanken an die grausige Schönheit dieses Momentes verschwenden konnte, überschlugen sich die Ereignisse.   Hinter ihm knurrte es, Harry sprang mit einem Satz über ihn um sich zielgerichtet auf den Grimm zu stürzen und Severus selbst hatte auf einmal einen Werwolf als Schutzschild vor sich stehen. “Lupin … was soll … jetzt geh zur Seite!”, rief er über den Lärm der aufeinander treffenden Körper.   Doch der Wolfsmann schüttelte nur den Kopf und drängte ihn immer mehr zum Rand der Lichtung.     “Habt ihr jetzt alle den Verstand verloren?”, brüllte der Professor über den Lärm des Kampfes und erhielt natürlich keine Antwort. Er sah nicht, was genau da vor sich ging, aber die Geräusche, welche er vernahm, waren grausam. Allein zu hören, wie die Zähne aufeinander oder schwere Körper gegeneinander schlugen und dazu dieses Jaulen, Wimmern und Quietschen, wenn einer von ihnen traf … es machte Severus wahnsinnig! Bellen, Knurren, scharren von schweren Pfoten untermalte die Szenerie und ließ eine grauenvolle Geräuschkulisse entstehen. “Lupin, jetzt geh doch dazwischen oder lass sie mich trennen!” Erneut versuchte er an dem Werwolf vorbei zu kommen oder einen Zauber auf Black abzufeuern, doch der Wer-Mann verpasste ihm einfach einen Schubser mit der Rückseite seiner Tatze.   Auf den Schlag vollkommen unvorbereitet, taumelte Severus rückwärts, stolperte über eine Wurzel und fiel auf seinen Hintern. Dies war auch der Moment, in dem ein lautes Aufjaulen und schließlich Winseln zu hören war, während aufgeschreckte Eulen und Raben schreiend davon flogen.   Doch was beinahe noch schlimmer war, war die plötzliche Stille, welche sich über die Lichtung legte. Eine Stille, welche sich bleiend auf Severus Sinne legte und einzig das Geräusch des stark schlagenden Herzens und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren zuließ.   Der Moment, den er ersehnt und zugleich befürchtet hatte, trat ein. Lupin schritt leise winselnd und mit gesenktem Kopf zur Seite und gab den Blick frei. Den Blick auf eine Szene, welche Severus schon wieder irgendwie fremd und unreal vorkam.   Da stand Harry in großer Wolfsgestalt, Black lag unter ihm. Jedoch war dies noch nicht alles, denn Harry stand mit einer Pfote auf dessen Brustkorb, während die Zähne auf Höhe der Kehle im Fell des ehemaligen Gryffindor vergraben waren. Der Slytherinlehrer zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass, wenn Sirius sich jetzt wehrte, Harry diesem die Kehle raus riss. Pate hin - Pate her, dies hier war eine Auseinandersetzung zwischen potenziell gefährlichen Wesen! Jedoch schien Black wenigstens einmal genug Grips zu besitzen um zu erkennen, dass er diese Schlacht verloren und keinesfalls gewinnen konnte. Winselnd schloss der Grimm die Augen und jegliche Gegenwehr und Körperspannung verschwand.   Severus hatte gar nicht bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte; erst als er sie erleichtert ausstieß. Ehrfürchtig flüsterte er Harrys Namen, als das Mondlicht auf den Jungen fiel, welcher gerade von dem Unterworfenen zurück trat. Das siegreiche und selbstbewusste Heulen jagte dem schwarzhaarigen Lehrer ebenso eine Gänsehaut über den Rücken, wie die devoten Gesten von den ehemaligen Rumtreibern.   Es war klar wer hier der Alpha war und wenn Severus ganz ehrlich mit sich war, wunderte ihn dies beim besten Willen nicht so sehr wie es das eigentlich müsste.     “Harry …”, versuchte er erneut die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu ziehen und tatsächlich richteten sich auch sämtliche Augen auf ihn. Wobei der Grimm wieder leise knurrte und schließlich kurzerhand von dem Werwolf am Nackenfell von der Lichtung gezogen wurde. Was hatte der Black nur für ein Problem mit ihm, außer die Geschichten aus ihrer Schulzeit? Das war doch vollkommen albern und dies wiederrum nicht ungewöhnliches für den Kerl! Jetzt wo der Schock abklang, fand er auch zum Sarkasmus zurück.     Stumm standen sich die beiden Zerstrittenen gegenüber, gefangen im Bild des Anderen. Keiner wusste so richtig, wie er das Schweigen brechen sollte. Und wieder war es Potter, welcher den ersten Schritt tat in dem er sich etwas schrumpfte und langsam auf ihn zukam. Nur eine Armeslänge standen sie voneinander entfernt.   “Du solltest mehr essen, selbst als Wolf bist du schmächtig.” Kaum war der Satz gesagt wollte Severus sich dafür auch schon in den Hintern beißen. “Ich meine … ach egal. Geht es dir gut?”   Die Ohren des Wolfes zuckten und langsam nickte der Animagus.   “Lass dich hier nicht erwischen und halte Black in Schach, der Werwolf scheint ja erstaunlicherweise nicht das Problem zu sein. Auch wenn es mir nicht passt Lupin wieder hier zu haben, scheint er dich als Alpha zu akzeptieren.” Eine Tatsache, welche der Professor immer noch sehr interessant fand.   Wieder nickte der Wolf und legte den Kopf schief. Vorsichtig kam der Junge noch näher, ehe Severus mit großen Augen merkte wie dieser die Schnauze gegen seine Hand drückte. Ganz automatisch strich er über die weiche Schnauze und kraulte hinter den plüschigen Ohren. Genießerisch seufzend schloss Harry darauf die Augen und drückte sich näher in Richtung der Hand. Eine Geste, welche den sonst so unnahbaren Mann zum Schmunzeln brachte. Doch der Moment endete genauso plötzlich wie er eingetreten war, denn Harry trat wieder zurück und warf ihm einen ertappten, beschämten Blick zu. Bei Merlin, wie konnte er diesen Anblick jetzt nur mit ‘süß’ in Verbindung bringen?   “Du bist ja verletzt!”, rief er aus, als er sah, dass Harry nicht nur die linke Pfote schonte, sondern auch noch Blutstropfen auf den gefrorenen Boden fielen.   Es war auch keine Beruhigung für Severus, dass der Harry-Wolf mit den Schultern zuckte als wäre das nichts Besonderes. Aber nicht mit ihm! Schließlich war er von allen Seiten beauftragt auf den Jungen aufzupassen und zudem konnte er das auch nicht mit seinem kleinen Rest Lehrerstolz vereinbaren. Auf jeden Fall schob er die Besorgnis einfach darauf und schritt eilig zu dem Jungen um diesen zu untersuchen sowie zu behandeln. Wenn Black dem Kleinen was angetan hatte, würde er diesen in einen pinken Flamingo verwandeln! Dauerhaft, natürlich! Obwohl, er wusste da doch jemand ganz bestimmten, der ebenso wenig positiv auf eine Verletzung Harrys reagieren würde. Grausame Foltermethoden in seinem Kopf durchspielend verarztete er seinen Fell tragenden Schüler.   “Glücklicherweise ist es nur eine Riss- und keine Bissverletzung, welche du dir bei dem Kampf zugezogen hast. Es wird relativ schnell heilen, vor allem mit Hilfe des Trankes welchen du gerade getrunken hast. Und ja, der muss so schmecken, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es als Wolf noch übler ist.” Schmunzelnd steckte Severus die leere Phiole zurück in die Weiten seines Umhangs. Gut dass er immer verschiedene Tränke mit sich herumschleppte. Auch wenn erst seit kurzem Wolfs kompatible dabei waren Einen Reinigungszauber später, welcher dieses mal sogar wirkte, sah man auch nichts mehr von den Blut- und Dreckresten im schwarzen Fell.   “Es tut mir leid”, murmelte er leise als sein Blick auf die linke Pfote fiel. Er wusste, dies kam nicht durch den Kampf, sondern dem Nachsitzen bei Umbridge. “Ich habe versprochen auf dich aufzupassen und etwas wegen Umbridge zu unternehmen, doch mehr als sie zweimal abzuziehen, stand leider nicht in meiner Macht. Nicht wenn ich mich nicht strafbar machen und nach Askaban will.” Es war schwer sich dieses Versagen einzugestehen. “Keiner von uns kann diese Frau leiden und jeder würde sie gerne weg haben …”   Harrys Schnauze welche sich auf seinen Arm legte, holte ihn aus den selbstzweiflerischen Gedanken. Der Blick des Jungen schien zu sagen. “Ich bin dir nicht böse” oder “Halb so schlimm” Etwas das Severus schon wieder fuchsig machte.   “Wie kannst du das alles nur so ruhig hinnehmen? Du bist es, der die Schmerzen hat! Wie kannst du hier so ruhig sitzen? Warum lässt du all das mit dir machen?”     Als Harry zurück trat und wieder nur mit den Schultern zuckte bahnten sich all seine Emotionen einen Weg und verwandelten sich in Wut und Unglaube.   “Harry, hör doch einmal auf NICHT an dich zu denken. Merlin, du kannst dich in einen riesigen Wolf verwandeln und unterwirfst sogar Werwölfe sowie Grimm. Du hast schon als Kind den dunkelsten aller Magier besiegt und jetzt? Jetzt stehst du mit diesem sogar mental in Kontakt. Verflucht, du hast einen Basilisken überlebt, genauso wie dieses irrwitzige Turnier!” Severus wusste nicht mehr genau was er eigentlich hatte sagen wollen und riss frustriert die Hände in die Luft. Tief durchatmend schloss er die Augen. All die Erlebnisse des Abends zerrten an seinen Nerven. Der erstaunte Ausruf seitens Harry ließ ihn die Augen wieder öffnen.   “Ich hab es geschafft. Das erste Mal … das allererste Mal ganz alleine”, stammelte Harry und betrachtete fasziniert seinen wieder menschlichen Körper. “Ich bin doch kein Versager.” Erleichtert lachend drehte Harry sich um sich selbst als müsse er kontrollieren ob auch alles an Ort und Stelle war.   Eine Augenbraue hochgezogen beobachtete Severus dieses Gebaren, ehe er den Jungen zur Ordnung rief.   “Entschuldigung, ich bin nur so fasziniert davon. Es … es hat vorher nie geklappt und jetzt … Amarok und Salazar hatten recht. AchduliebeGüte, Luna wird ausrasten”, stammelte der Gryffindor unzusammenhängend und schien wieder vergessen zu haben, in welcher Situation sie sich befanden.   “Mr. Potter!”, rief Severus streng und tatsächlich hielt der Junge in seiner Freude inne.   “Entschuldigung, Se … Professor Snape”, korrigierte Harry sich und blickte ihn entschuldigend an.   “Gib mir deine Hand.”   “Wieso?”   “Weil ich um deine Hand anhalten will. Meine Güte Bengel, ich hab hier eine Creme, die nicht in deiner Wolfsform gewirkt hätte. Gegen deine Blutfeder Verletzung”, schnarrte er sarkastisch und trat  wieder an den Jungen heran um sich dessen Hand zu schnappen. Auch etwas, dass er erst seit kurzem mit sich herumtrug.   “Pro … Professor Snape …”, stammelte der Gryffindor erneut unsicher, hielt jedoch still. “Danke”, flüsterte der Kleinere als die Hand eingecremt war.   “Zehn Punkte Abzug für Gryffindor und bei der nächsten Sitzung mit Miss Lovegood bist du gefälligst dabei, verstanden?”   “Warum denn der Punkteabzug?”, brauste Harry auf.   “Weil es verboten ist, nach der Sperrstunde den Gemeinschaftsraum zu verlassen und hier ist definitiv nicht die Höhle der Löwen”, gab Severus diabolisch grinsend zurück.   “Aber … das ist total unfair!”   “Fünf weitere Punkte von Gryffindor!”   “Aber …”   “Soll ich weiter machen?”, erkundigte sich der Professor und blickte fragend in den Sternenhimmel.   Er hörte natürlich Harrys Gemurmel über fiese, ungerechte Fledermäuse, ging jedoch nicht weiter drauf ein.   “Übermorgen ist die letzte Sitzung mit Miss Lovegood vor den Ferien.”   Schnaubend trat der verwandelte Lupin wieder auf die Lichtung und musterte die beiden Menschen.   “Und jetzt … geh Merlin noch eins zu deinem ‘Rudel’.” Den ironischen Unterton beim letzten Wort untermalte er durch ein belustigtes Schnauben.   “Professor … ich …”   “Übermorgen!”, unterband der Ältere das erneute Gestotter.   Kurz schien der Grünäugige zu überlegen, dann jedoch nickte er und ging rückwärts in Richtung Lupin. “Danke, Severus”, war das Letzte was er von dem Jungen hörte ehe dieser sich umdrehte und wieder in einen Wolf verwandelte.   Innerhalb eines Wimpernschlages waren die beiden Wesen von der Lichtung verschwunden. Der Wind frischte abermals auf und einen Moment fragte der Lehrer sich, ob er all das nur geträumt hatte. Jedoch waren da frische Pfoten- und Krallenabdrücke sowie Blutspuren, welche das Gegenteil bezeugten. Energisch den Kopf schüttelnd ließ er die Überbleibsel verschwinden und verschwand unter dem nun deutlich leiseren Wolfsgeheul von dem Ort.   Als Severus einige Zeit später im Bett lag, stellte er fest, dass der Abend gar nicht so schlecht wie gedacht verlaufen war. Und übermorgen konnte er mit Harry reden. Er wollte endlich Antworten von dem Bengel! Und wenn er diesen mit Veritaserum abfüllen musste. Erst jetzt merkte er, wie sehr ihm die kleinen Streitereien mit dem Jungen gefehlt hatten. Der Kleine hatte Schneid und ließ sich nicht so schnell von ihm einschüchtern. Nein, Potter feuerte auch gerne zurück. Das Gespräch war auch mehr als skurril und fern jeder Logik gewesen. Er hätte den Jungen zur Sau machen und anschließend an den Ohren ins Schloss zerren sollen. In der Wirklichkeit hatte er den Kleinen sogar zum Spielen mit Grimm und Werwolf geschickt. Und auch noch zu dem Treffen mit Lovegood eingeladen! Dabei war er doch immer noch wütend über die Tatsache dass Harry ihn belogen und hintergangen hatte mit der Wolfsgestalt. Der Junge hatte sein Vertrauen missbraucht, warum hatte Severus dies also nicht direkt angesprochen?   Irgendwas stimmte an dieser ganzen Geschichte nicht. Mit ihm selbst nicht, nur konnte er einfach keinen Finger drauflegen, egal wie viel er grübelte. war es vielleicht einfach sein Unterbewusstsein, dass diese ‘Unlust’ darauf gemerkt und ihn somit sanfter hatte reagieren lassen?   Seufzend löschte der schwarzhaarige Mann das Licht. Seltsamerweise hatte es ihn irgendwie gestört, dass der kleine Held ihn die ganze Zeit mit ‘Professor’ angesprochen hatte. Er selbst hatte ganz automatisch geduzt, wie ihm in diesem Moment auffiel. “Danke, Severus”, echote Harrys Stimme durch seinen Kopf und mit einem kleinen Grinsen auf dem Gesicht schlief der Slytherinlehrer schließlich ein.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)