Ezêlhen - ye Varya Nornotaure ya ar Nogoth von Ithildin (Grünauge - Die Hüterin des Eichenwaldes und der Zwerg) ================================================================================ Kapitel 6: Entscheidung ----------------------- Neylas Verblüffung war ihr überdeutlich anzusehen...das was Ezêlhen ihr gewissermaßen als Begrüßung eröffnet hatte, verwirrte sie und es verunsicherte sie auch zutiefst, da ihr ihre ältere Schwester noch niemals zuvor so direkt befohlen hatte in irgend einer Weise die Unwahrheit zu sagen oder gar etwas zu verschweigen, wie sie es jetzt tat. Das war etwas, was es in der heimlich abgeschiedenen Welt der Hüterinnen vom Linyenwa taure in der Regel nicht gab. So etwas verwerfliches wie Lüge wurde hart bestraft und war gesellschaftlich geächtet. Schon von klein auf lernten die Mädchen dieses scheuen Waldvolkes, somit zu jeder Zeit die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit, wie schmerzlich sie manchmal auch sein mochte. Ausnahmslos jede Frau in diesem Volk hatte damit sehr früh gelernt, stets zu dem zu stehen was sie tat....auch mit ihren Worten...egal was es sie auch kosten mochte. Entsprechend war auch die Reaktion von Neyla...die es wirklich mit der Angst zu tun bekam, als ihre beiden Schwestern so unverhofft mit dem blutüberströmten fremden jungen Mann direkt vor ihrem heimlichen Baumversteck auftauchten, das sie normalerweise alle drei nur dann nutzten, wenn sie sich zurück ziehen wollten, um mit sich allein oder aber den anderen Geschwistern zusammen zu sein. „Ab..aber warum bringst du ihn denn hier her? Ich..ich meine er dürfte doch gar nicht hier sein..oder? Mutter hat es uns allen doch strengstens verboten. Kein Mann darf so weit in das Herz des heiligen Waldes eindringen...KEINER! Oder hat sie es euch in seinem Fall etwa gestattet? Das würde mich aber sehr wundern.“ Entkam es Neyla damit erwartungsgemäß erschrocken. Der Blick des jungen Mädchens mit dem tiefschwarzen Haar und den eigenwillig dunkelblauen Augen war indessen nachdrücklich und zugleich streng auf ihre beiden wesentlich älteren Halbschwestern gerichtet. Indem hörte Neyla die ältere Schwester mit dem tiefroten Haar leise seufzen. „Nein natürlich nicht...was glaubst du denn, warum er hier ist? Niemand weiß es...niemand außer mir, Morênna und DIR und ich hoffe, dass du deine beiden Schwestern jetzt nicht verraten wirst. Die Folgen dessen wären nicht abzusehen...ich glaube Mutter müsste uns beide sehr sehr hart für diesen Ungehorsam bestrafen, wenn sie es erfahren würde, ich denke das dürfte auch dir klar sein. Neyla bitte es ist mir sehr ernst damit. Wir sind schuld, dass es ihm so schlecht geht...ich könnte mir das nie verzeihen. Unsere Sitten mögen zwar streng sein aber sie sind nicht herzlos...und...und ich mag ihn irgendwie. Ich kann dir nicht einmal sagen weshalb oder warum das so ist, ich kann es mir ja selbst nicht wirklich erklären kleine Schwester. Aber eines weiß ich ganz sicher und zwar, dass ich nicht möchte, dass er unseres Fehlers wegen sterben muss! Verstehst du das?“ Ezêlhen sah ihre jüngere Schwester durchdringend ja fast schon flehend an, als sie ihr dies antwortete. Doch die um einiges jüngere Nymphe mit dem eindeutigen Anteil an Zwergenblut in den Adern reagierte für ihr geringes Alter überraschend vernünftig und einsichtig. „Was hältst du denn von mir Ezêlhen, ich kann schweigen wie ein Grab, das wisst ihr beide doch, ich würde euch nie verraten..ihr könnt mir vertrauen, ich werde es Mutter gewiss nicht sagen.“ Noch bevor sie den ganzen Satz zu ende gesprochen hatte, hörte sie Morênna bereits leise und merklich amüsiert lachen. „Natürlich das wissen wir doch Neyla...du wirst einmal ein gute und tüchtige Kriegerin sein, wenn du älter bist. Hör mal, es ist ja nur solange, bis er wieder in soweit bei Kräften ist, um sich allein durch zu schlagen....dann wird Ezêlhen ihn wieder frei lassen...versprochen!“ Morênna sah Ezêlhen dabei einen Augenblick lang forschend an, der Blick den sie ihrer jüngeren Schwester mit dem dunklen flammend roten Haar dabei zuwarf, hatte etwas ungleich warnendes aber auch beinahe schon etwas mitleidiges an sich. „Das wirst du doch tun Onore...oder? Ich..ich meine, du wirst nicht versuchen ihn in irgend einer Weise zurück zu halten oder irgend etwas anderes dummes mit ihm anstellen, nur damit er gezwungen wäre noch länger als nötig zu bleiben. Ich hoffe du weißt WAS ich damit andeuten will? Bis Beltaine ist es eindeutig noch viel lange hin...noch mindestens drei Monate. Erst bei dieser Gelegenheit dürftest du dir offiziell einen Gefährten also den Ontaro an tya iëll* den Vater deiner ersten Tochter* wählen oder es ohnehin auch nur ansatzweise in Betracht ziehen IHN dafür ins Auge zu fassen. Vergiss nicht, das heilige Ritual zu Ehren Yavannas wird dein allererstes Mal überhaupt sein und wehe du würdest dich nicht an die für uns alle gültigen Gesetze halten. Mutter wäre gezwungen dich zu verbannen oder gar noch etwas viel schlimmeres als DAS könnte dir bei einem absichtlichen Verstoß blühen. Daher also noch einmal meine Frage...wirst du tun, was du musst, wenn er wieder gesund werden sollte?“ Morênna verstummte...aber ihr Gesichtsausdruck war hart und die darin enthaltene Botschaft unmissverständlich an die jüngere der beiden Nymphen gerichtet. Ezêlhen zuckte kurz unter ihrem Blick zusammen, straffte sich dann aber jedoch rasch. „NEIN, natürlich werde ich ihn dann sofort gehen lassen, wenn er es wünscht...ich will nicht mehr, als dass er überlebt und wieder gesund wird, das verspreche ich dir bei meiner Ehre Schwester!“ Antwortete sie der Älteren hastig, wobei Morênna einen schnellen Seitenblick auf ihre Lippen erhaschen konnte, die dabei deutlich zitterten und sich die ältere Wächterin so nicht ganz sicher war, ob Ezêlhens Aussage somit tatsächlich dem entsprach, was sie ihr geantwortet hatte. „Ich nehme dich beim Wort Onore, du hast es mir versprochen. Ich habe sonst keine andere Wahl, als ihn zu töten...und glaube mir, ich würde es ohne zu zögern tun, wenn er uns in Gefahr bringen würde. Ich will vermeiden Mutter wegen ihm anlügen zu müssen. Du weißt, wie sehr es uns Nymphen von Natur aus widerstrebt das zu tun. Also, habe ich dein Ehrenwort?“ Kamen die Worte damit nochmals entsprechend nachdrücklich aus Morênnas Mund gesprudelt. Sie sah Ezêlhen mit einem Mal eilig nicken. „NATÜRLICH...ich habe dir mein Wort gegeben Morênna, das werde ich auch halten, das gebietet mir schon meine Ehre!“ Antwortete ihr die jüngere Schwester mit fester Stimme, wenn sie dabei auch einen Hauch unsicher und merklich angespannt klang. „Gut dann gilt es also...und nun sagst du mir, was zu tun ist...was sollen wir mit ihm anstellen? Du bist schließlich die Heilerin unseres Clans Ezêlhen und nicht ich. Los Neyla nun komm schon her und hilf uns ihn von Aras herunter zu schaffen...dort kann er ja schlecht bleiben. Außerdem ist der zwergische Bastard körperlich gesehen nicht gerade ein Leichtgewicht. Ich will ihn nicht noch einmal herum schleifen müssen...das eine Mal hat mir eigentlich gereicht. Also wo soll er hin?“ Mit diesen mehr als deutlichen Worten hatte Morênna Anstalten gemacht, sich Aras und dem Zwerg zu nähern, den der dunkelbraune Riesenhirsch noch immer auf seinem Rücken fesgegurtet trug, damit er möglichst nicht einfach so herunter fallen konnte, denn der junge Zwergenmann hatte sein Bewusstsein noch immer nicht wieder zurück erlangt. Ezêlhen straffte abermals hastig ihre Schultern, ehe sie der Schwester antwortete. „Wir schaffen ihn besser hinein in unser Baumversteck. In die Höhle auf das Lager, dort ist es weich und ich kann ihm so auch besser Linderung verschaffen...er wird fürchte ich alle Hilfe benötigen, die er bekommen kann.“ Indem trat auch sie an Aras heran, um ihrer Schwester mit dem langen silberblonden Haarschopf zu helfen, ihn von seinem Reittier herunter zu holen. Als Neyla jedoch trotz Aufforderung nur sehr zögerlich an den fremden Mann heran trat, wollte Morênna sie nicht sehr freundlich zu sich hin scheuchen damit sie ihr half, doch Ezêlhen hielt die Jüngste der drei Schwestern energisch zurück. „Warte damit ist uns nicht geholfen, zu dritt kommen wir ohnehin nicht in die Höhle hinein, wir würden uns nur gegenseitig im Weg stehen. Neyla geh lieber schon vor und versuche ihm aus den Fellen und Decken eine möglichst weiche Unterlage zu schaffen und dann geh und hol mir frisches Wasser aus der Quelle und ein paar von den sauberen Leinenverbänden. Du weißt schon wo ich sie hin getan habe, sie müssen am üblichen Platz liegen...ach und sieh bitte auch nach, ob noch etwas vom getrockneten Athelas in der kleinen Tonschale ist, die ich für Notfälle in der Höhle gelassen habe. Ich denke ich werde es brauchen. Er hat viel Blut verloren, zu viel...vielleicht ist es auch schon zu spät...ich weiß nicht, wir werden sehen!“ Hosted by Animexx e.V. 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