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Sklave der Wüste

von

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Schlechte Nachrichten

Hallo zusammen,

 

tut mir leid. Das Wochenende verging wie im Flug und ich bin einfach nicht dazu gekommen, das neue Kapitel hochzuladen. Das hole ich jetzt dafür nach.

 

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Schlechte Nachrichten

 

 

 

Die Sonne schickt gerade ihre ersten Strahlen durch das Küchenfenster, als Sugoroku in die Küche kommt und direkt zum Herd geht. Er fühlt sich nach der schlaflosen Nacht wie erschlagen und würde am liebsten wieder ins Bett gehen, aber seine unruhigen Gedanken hatte ihn erst vor ein paar Minuten dazu gebracht, aufzustehen. Gähnend giesst er sich eine Tasse von dem frisch aufgebrühten Tee ein, als Nino aus der Vorratskammer kommt. «Guten Morgen, mein Junge», murmelt er und ringt sich zu einem freundlichen Gesichtsausdruck durch.

«Guten Morgen, Sugoroku», erwidert Nino, während er die Zutaten für den Brötchenteig auf den Tisch legt. «Tut mir leid, dass die Brötchen noch nicht im Ofen sind, ich habe verschlafen.» Schuldbewusst senkt er den Blick und beginnt mit hastigen Handgriffen, alles in die bereitgestellte Schüssel zu geben. «Mach dir keinen Stress. Dann gibt es halt später Frühstück oder ich gehe nachher los und hole die Brötchen bei Bäckermeister Pan, wenn der Teig zu lange zum gehen braucht. Wir müssen auch wieder Hefe herstellen, fällt mir gerade auf. Viel ist nicht mehr da», nachdenklich blickt er auf das Glas mit ihrer ersten eigenen Hefezucht, die überraschend gute Brötchen und Brote hervorbringt. «Wo hast du das eigentlich gelernt, wie man selbst erfolgreich Hefe herstellt?» Neugierig mustert er Nino der jetzt etwas von dem Hefewasser in die Schüssel gibt und dann das Glas wieder sorgfältig verschliesst. «Von Oma. Sie war eine Köchin in dem Haushalt, wo ich aufgewachsen bin. Sie hat es mir beigebracht, damit ich für meine Besitzer in vielen Bereichen nützlich sein kann.» Er beginnt jetzt den Teig zu kneten. »Ich wurde dann laut meinen Papieren mit acht Jahren das erste Mal verkauft und habe sie seitdem nicht mehr gesehen. Ich weiss nicht einmal ob sie noch in dem Haushalt arbeitet oder ob sie zu ihrer Tochter nach Osaka gezogen ist.«

Aufmerksam hört Sugoroku zu und kann heraushören, dass Nino deswegen traurig ist. »Ist sie denn deine Oma oder hast du sie nur so genannt?« Möchte er mit sanfter Stimme wissen und setzt sich nun mit seinem Tee an den Tisch.

»Wir haben sie alle Oma genannt. Einfach weil sie sich uns Kindern so vorgestellt hat. Ich weiss gar nicht, wie sie richtig hiess.« Den Blick auf die Schüssel gerichtet haltend, vermeidet es Nino, den alten Mann anzusehen. Immer weiter knetet er den Teig, bis sich dieser glatt und geschmeidig anfühlt. Zufrieden legt er ein feuchtes Tuch über die Schüssel und stellt sie neben den Herd. »Wenn du wieder zum Markt gehst, kannst du dann wieder getrocknete Aprikosen oder so kaufen? Dann kann ich neues Hefewasser ansetzen.«

Gerade als Sugoroku nickt und etwas sagen will, hören sie, wie an die Ladentür geklopft wird. »Wer ist denn das?« Verwirrt über die frühe Störung, will Sugoroku aufstehen, als Nino ihm die Hand auf die Schulter legt. »Ich gehe.« Entschlossen sieht er ihn an, ehe er die Hand zurückzieht und die Küche mit einer Öllampe in der Hand verlässt. Als er im Flur ist, wird wieder an die Tür geklopft und das deutlich ungeduldiger. »Ja, ich komme«, ruft er, als er den Laden betritt. Die Öllampe in der rechten Hand haltend, schliesst er die Tür auf und öffnet sie einen Spalt breit. »Darf ich fragen, wer ihr seid und was ihr zu der frühen Stunde hier wollt? Der Laden ist noch geschlossen.« Fragend sieht er die beiden Personen an.

Die vordere Gestalt schlägt die Kapuze des Umhangs zurück. »Lass uns rein, Sklave. Wir müssen dringende Nachrichten überbringen.«

Erst jetzt erkennt Nino den älteren der beiden Männer aus dem ägyptischen Grossreich. Dennoch öffnet er nur zögernd die Tür. »Ich weiss nicht, ob Atemu schon bereit ist, jetzt schon mit euch zu reden.«

»Lass uns endlich rein, Sklave. Wir frieren uns hier den Arsch ab!«, mischt sich nun Seto ein und stösst einfach rücksichtslos die Tür auf. Dass Nino dabei stürzt, ist ihm egal. Ohne ihn zu beachten betritt er den Laden.

Nur mit Glück konnte es Nino verhindern, dass ihm die Öllampe aus der Hand fällt. Seinen Stand vergessend, funkelt er den Fremden an. »Seid Ihr wahnsinnig. Wenn ich die Lampe fallen gelassen hätte, hätte hier alles Feuer fangen können.« Wütend steht er auf und es ist ihm egal, ob sein Gegenüber eine freie Person ist. Wenn es um so etwas wie Feuer geht, kennt Nino nichts.

Herablassend mustert Seto den kleinen Sklaven. Irgendwie beeindruckt ihn der Mut des Kleinen. »Es ist mir so ziemlich egal, ob diese Bruchbude hier abfackelt. Nun bring uns endlich zu deinen Herren.«

Inzwischen ist auch Shimon eingetreten und hat die Tür hinter sich geschlossen. Auch wenn der Laden offensichtlich gerade nicht beheizt wird, ist es hier drin deutlich wärmer als draussen in der kalten Morgenluft.

»Mein Prinz, jetzt habt doch noch einen Moment lang Geduld. Nicht, dass wir hier doch noch einen Brand legen.« Streng sieht er seinen Schützling an, der schnaubend die Arme verschränkt.

Nino ist dem alten Mann dankbar, dass dieser sich einmischt. »Moment«, murmelt er und schliesst die Tür wieder sorgfältig ab. Erst, als er sicher ist, dass sie auch wirklich abgeschlossen ist, dreht er sich wieder um. »Folgt mir bitte«, fordert er die beiden mit aufgesetzter Unterwürfigkeit auf, als er sich umdreht und die beiden in den düsteren Flur führt. Die Öllampe höher haltend, geht er in die Küche, wo Sugoroku sich gerade mit besorgtem Blick erhebt. »Prinz Seto, Hohepriester Shimon. Guten Morgen, was führt euch zu dieser frühen Stunde hierher?«

Ernst mustert Shimon den alten Muto. »Guten Morgen. Wir haben ernste Kunde aus dem ägyptischen Grossreich und auch von Kaiser Hadrian erhalten, die uns dazu zwingen, früher als gestern besprochen mit dem Pharao zu sprechen.«

Tief atmet Sugoroku durch. »Meine Enkel sind noch nicht hier in die Küche zum Frühstücken gekommen. Setzt euch hin und wartet gemeinsam mit mir und Nino auf sie.«

Freundlich deutet er auf die beiden Stühle, auf denen sonst Yugi und Atemu sitzen. »Darf ich euch eine Tasse Tee anbieten, während ihr wartet?« Kurz sehen sich die beiden Ägypter an, ehe sie sich hinsetzen. «Sehr gern. So viel Zeit haben wir.« Warnend sieht Shimon seinen Schützling an, der den Blick mit verengten Augen erwidert.

Unauffällig stellt Nino zwei weitere Tassen Tee auf den Tisch und füllt auch Sugorokus Tasse wieder auf. »Ich setze neuen Tee auf«, teilt er dem alten Mann dabei leise mit und als dieser kurz nickt, dreht er sich um und stellt einen Topf mit Wasser auf den Herd. Zur Sicherheit legt er noch einmal Holz nach und sieht dann nach dem Brötchenteig. Er ist zwar noch nicht ganz so weit aufgegangen, wie er es gern hätte, aber dennoch stellt er die Schüssel auf den Tisch und legt das Backblech daneben. Den konsternierten Blick des Prinzen ignoriert er gekonnt, als er anfängt aus dem Teig die Brötchen zu formen und sie dann auf das Blech legt.

»Warum gehen wir nicht hoch ins Wohnzimmer?« Genervt, dass er hier in diesem Dienstbotenbereich sitzen muss, sieht Seto zu Sugoroku der den Blick gelassen erwidert. »Nein, wir frühstücken immer in der Küche. Das ist der wärmste Raum im Haus und ich sehe keine Veranlassung dazu, jetzt schon im Wohnzimmer das Feuer zu entzünden und so Holz zu verschwenden.« Sein Ton lässt keinen Zweifel daran, dass er es ernst meint.

In dem Moment kommt Yugi reingeschlurft und geht, ohne ein Wort zu verlieren, zum Herd, nur um gleich darauf die Stirn zu runzeln. »Der Tee muss frisch gekocht werden. Nimm meinen Tee, damit du wach wirst.« Ernst hält er seinem Enkel die Tasse hin, der sie ergreift und einen Schluck trinkt. »Was machen die beiden hier? Du hast doch gesagt, dass sie erst am Nachmittag kommen.« Feindselig sieht er zu den beiden Männern, die zwei Plätze blockieren. »Sie haben Informationen erhalten, die keinen Aufschub dulden. Darum sind sie schon hier«, erwidert Sugoroku gelassen. Er stört sich keineswegs an Yugis Tonfall. Erstens ist der noch an seinem ersten Tee dran und zweitens empfindet er die gleiche Feindseligkeit.

Keiner von ihnen hat bemerkt, dass Nino aus der Küche gegangen ist, nachdem er das Backblech in den Ofen geschoben hatte. Nun kommt er mit zwei Stühlen wieder zurück und stellt sie an den Tisch, bevor er sich weiter darum kümmert, dass das Frühstück gegessen werden kann, sobald die Brötchen fertig sind.

Da kommt Atemu mit unergründlicher Miene in die Küche. Seine Wangen sind von der kalten Luft und der Arbeit im Stall gerötet. »Guten Morgen«, grüsst er freundlich in die Runde und zieht dann Yugi an sich. Demonstrativ gibt er ihm einen langen Kuss, den er nur wegen Atemnot wieder löst. »Guten Morgen, Sharik«, raunt er ihm mit warmer Stimme zu, ehe er ihn wieder loslässt und sich mit kühlem Blick zu Shimon und Seto umdreht. »Das müssen ja schlimme Nachrichten sein, wenn ihr euch nicht an die einfache Vereinbarung haltet, erst am Nachmittag zu kommen.«

Unwillkürlich schluckt Shimon, als er den klirrend kalten Tonfall in der Stimme vernimmt. »Die Nachrichten sind wirklich schlimm und verlangen schnelle Entscheidungen. Darum sind wir hier. Wir haben nicht mehr den Luxus, uns mehr Zeit als nötig zu lassen.« Sein Blick ist eindringlich und spricht Bände.

Dies bringt Atemu dazu, sich hinzusetzen. Er verschränkt abwartend die Arme. »Was sollte noch schlimmer sein, als die Nachricht, dass meine Schwester dazu gezwungen wird, den Mann zu heiraten, der mich tot sehen wollte?« Ein leichter Spott ist in seinem Blick zu lesen. Da schiebt ihm Shimon ein Tablet zu, das er stirnrunzelnd in die Hand nimmt.

»Mein Pharao, es droht ein Krieg zwischen den Reichen, der vom amtierenden Pharao provoziert wird. Ihr müsst nach Hause zurückkehren und …«

»Atemu ist hier Zuhause und was interessiert ihn dieser Krieg! Seine eigene Familie wollte ihn umbringen und hat ihn im Stich gelassen.« Fährt Yugi dazwischen und reisst seinem Liebsten das Tablet aus der Hand. »Nehmt eure Magisachen und lasst uns endlich in Ruhe!« Vor Wut bebend knallt er das Tablet vor Shimon auf den Tisch. »Ausserdem ist er immer noch ein Sklave.«

Überrascht, dass sein Sharik so ausflippen kann, sieht Atemu ihn an. Er will gerade etwas sagen, als sich Seto räuspert. »Wie viel?«, will er mit gefährlich ruhiger Stimme wissen.

»Was, wie viel?«, fährt Yugi den Prinzen unbeherrscht an.

»Wie viel verlangst du für deinen Sklaven? Wir kaufen ihn dir ab und …«

»Er ist für keinen Betrag, den ihr mir bieten könntet zu verkaufen. Ich denke ja gar nicht daran, ihn euch zu überlassen.« Mit geballten Fäusten steht Yugi da und er würde diesem Typen am liebsten eine verpassen.

»Jeder hat seinen Preis. Eintausend Goldmünzen oder zweitausend? Nenne mir deinen Preis. Jeder ist …« Prustend bricht Seto mitten im Satz ab, als ihn der Inhalt von Yugis Teetasse im Gesicht trifft.

Voller Hass knallt Yugi die leere Tasse auf den Tisch. »Es gibt keinen Preis. Niemals werde ich die Person, der mein Herz gehört, verkaufen«, gefährlich beugt er sich vor, als ihn eine Hand am Arm zurückhält. »Sharik, lass es gut sein. Bitte beruhige dich.« Sanft zieht er Yugi zu sich herunter und hält ihn dann fest, als er auf seinem Schoss sitzt. »Hohepriester. Mein Sklavenstatus dauert noch mindestens ein Jahr. Erst dann wäre es den Mutos möglich, mich freizulassen. Ihr müsst eure Probleme selbst lösen.« Seine ruhige Stimme ist der wohl extremste Gegensatz zu der aufgeheizten Stimmung im Raum und selbst in seinen Armen ist Yugi immer noch gefährlich am Grummeln.

 

Vernehmlich räuspert sich Shimon. »Yugi, bitte rege dich nicht auf. Wir sind nur verzweifelt. Es geht darum einen Weltkrieg zu verhindern, der auch euch betreffen würde.« Eindringlich sieht er den jungen Mann an, der den Blick voller Hass erwidert. »Was verhindert, dass ihr ihn dann nicht einfach umbringt? Und woher sollen wir wissen, dass ihr die Wahrheit sagt? Ihr könntet uns das Blaue vom Himmel herunterlügen und wir könnten es nicht überprüfen.«

Wortlos greift Shimon nach dem Tablet und öffnet ein Dokument, ehe er es Yugi hinhält. »Hier kannst du den Beweis nachlesen.« Bewusst hält er seine Stimme ruhig, um den jungen Mann nicht noch mehr zu reizen. Ohne zu glauben, dass für ihn auch nur etwas von dem was da geschrieben steht, verständlich ist, beobachtet er Yugi, wie dieser mit Atemus Hilfe die Dokumente durchgeht, die sie selbst erst vor kurzem erhalten haben und das auch nur, weil zum Glück das Haus von Hopkins so nahe an Atami liegt, dass sie in einer Ecke des Parks Handyempfang haben.

Plötzlich steht Yugi wortlos auf und geht mit zu Fäusten geballten Händen aus der Küche. Nur mit Mühe unterdrückt Atemu den Drang, ihm zu folgen. Stattdessen legt er mit absolut ruhiger Miene das Tablet auf den Tisch. »Der Akku ist so gut wie leer.« Nichts in seiner Stimme verrät den inneren Konflikt, in dem er steckt. »Als Sklave kann ich nichts machen. Selbst wenn die Besitzrechte auf euch übergehen würden und das wird Yugi niemals zulassen.«

»Yugi, Yugi, Yugi. Ich kann es nicht mehr hören! Er ist ein verdammter Händler und gehört dem einfachen Volk an! Was habt Ihr mit ihm zu schaffen? Ist er etwa so gut im Bett, dass ihr nicht auf ihn verzichten wollt? Dann nehmt ihn als euren Leibsklaven mit!« Mit jedem Wort wird Setos Stimme abfälliger und da springt Atemu auf. »Halt die Klappe, Seto! Du hast überhaupt keine Ahnung, was in den letzten sechs Jahren passiert ist! Er ist der wohl wundervollste Mensch, dem ich je begegnet bin und ihr könntet euch alle eine Scheibe von ihm abschneiden!« Offen zeigt er jetzt, wie wütend er über die Worte seines Cousins ist.

»Er ist ein verdammter Händler! Das kann ich noch hundert Mal wiederholen! Er ist es nicht wert, die Welt für ihn zu opfern!« Auch Seto ist aufgesprungen und jetzt funkeln sich die beiden mit vor Wut blitzenden Augen an.

»Wir gehen besser raus«, meint Sugoroku und steht auf. Auffordernd sieht er Shimon an, der seufzend nickt. »Tun wir es eurem Enkel gleich. Ich glaube, ich habe da noch so eine Idee, wie wir das Dilemma lösen können.«

Gemeinsam verlassen die beiden alten Männer die Küche und lassen Atemu und Seto allein zurück. Nino drückt sich eh die meiste Zeit im Flur rum und geht nur in die Küche rein, wenn es nötig ist. Mit gesenktem Blick steht er an die Wand gelehnt da und sieht den beiden alten Männern nach, wie sie dem Weg Yugis folgen und ins Stofflager gehen.

Dort sitzt Yugi am Schreibtisch. Vor ihm sind die Papiere seines Liebsten ausgebreitet, die er ansieht, ohne wirklich etwas wahrzunehmen.

»Mein Junge«, ruft Sugoroku leise und geht zu ihm. Fest nimmt er ihn in den Arm und da fängt sein Enkel an zu schluchzen. Bis zu dem Zeitpunkt hatte er sich unter Kontrolle gehabt, aber jetzt schreit er seine Verzweiflung in den Pullover seines Grossvaters. Es zerreisst ihm das Herz, nur schon daran zu denken, was all die Zahlen und Worte, die er auf dem Magigerät gesehen hatte zu bedeuten haben. Er krallt seine Hände fester in den weichen Stoff, der Sugorokus Oberkörper bedeckt.

 

Leise tritt Shimon näher und wirft einen Blick auf die Sklavenpapiere. Nur schon was er auf der ersten Seite liest, verpasst ihm einen Knoten im Magen. »Jetzt erst, wird mir bewusst, was unser junger Pharao durchgemacht hat«, murmelt er tonlos und da dreht sich Yugi ruckartig zu ihm um. »Hört mit diesem Scheiss auf. Er ist Atemu. Mein Lebensgefährte. Er ist der Mann, den ich über alles liebe und ihr habt keine Ahnung, wer er wirklich ist! Ihr seht nur seine Herkunft und den Rang, den er einst hatte.« Er brüllt den Hohepriester an und es ist ihm herzlich egal, was ihm für Konsequenzen drohen könnten, weil er sich so respektlos verhält.

Beschwichtigend hebt Shimon die Hände. »Bitte verzeiht. Darf ich euch eine Frage stellen?« Bewusst spricht er Yugi nun voller Respekt an und als dieser nickt, deutet er auf die Sklavenpapiere. »Es könnte mir möglich sein, dass euer Gefährte noch diese Woche ein freier Mann sein wird. Gebt ihr mir die Erlaubnis, dazu, die nötigen Schritte zu unternehmen?« Freundlich und doch sehr ernst sieht er in diese ungewöhnlichen amethystfarbenen Augen, die ihn misstrauisch mustern. »Und dann? Zwingt ihr ihn, mich und Grossvater zu verlassen?« Will er zweifelnd wissen.

Tief atmet Shimon durch, ehe er den Kopf schüttelt. »Es ist und bleibt die Entscheidung des Pharaos, was er tun wird. Niemand von uns kann ihn dazu zwingen, euch zu verlassen. Aber egal, wie er sich entscheidet. Er muss die Entscheidung bald treffen.«

 

Hin und her gerissen beisst sich Yugi auf die Lippen. Er kämpft mit sich, denn solange sein Liebster offiziell sein Sklave ist, können die zwei Fremden reden, solange sie wollen. Er hat das letzte Wort. Aber wäre das seinem Liebsten gegenüber fair? Wie oft hat er ihn nachts heimlich beobachtet, wenn er auf dem Tisch in ihrem Zimmer gesessen ist und mit einem sehnsüchtigen Blick nach draussen in den Himmel gestarrt hatte …

»Gut, ich bin einverstanden«, murmelt er tonlos und mit gesenktem Blick. Er fühlt sich so unglaublich kraftlos und müde.

Wie betäubt beobachtet er, wie der Hohepriester ein kleines Gerät aus der Tasche nimmt und es über die Unterlagen hält. Er weiss nicht, was das Ganze soll, aber gerade ist es ihm ehrlich gesagt auch herzlich egal.

 

Nach ein paar Minuten steckt Shimon sein Smartphone, mit dem er alles fotografiert hat, wieder ein. Er hat alles durchgelesen und jetzt dreht er sich blass um und richtet den Blick auf Yugi. »Ich bedanke mich schon mal für alles, was ihr für ihn getan habt und ich entschuldige mich für alles, was passiert ist und was vielleicht noch passieren wird.« Tief verbeugt er sich vor dem jungen Mann, ehe er sich umwendet und den kühlen Raum verlässt. Er geht direkt in die Küche, wo sich Seto und Atemu immer noch gegenüberstehen. Nur das geschäftige Werkeln Ninos durchbricht die bleierne Stille, die in der Luft liegt. »Mein Prinz, bitte begleitet mich. Der Pharao braucht Zeit, um nachzudenken und wir haben einiges zu erledigen, um ihm wenigstens etwas von seiner Last abzunehmen.« Erst jetzt wird er von zwei königlichen Augenpaaren angesehen. »Was meint ihr, Hohepriester?«, fragt Atemu mit emotionsloser Stimme, woraufhin der alte Mann auf das Halsband deutet, das um seinen Hals liegt. »Wir lassen unsere Beziehungen spielen, damit ihr so schnell wie möglich wieder ein freier Mann seid. Ich kann nichts versprechen, aber ich habe gewisse Kontakte in diesem Land, die ich aktivieren kann.«

Unwillkürlich legt sich Atemu die Hand um den Hals. Deutlich spürt er das kühle Leder an seiner Haut. »Warum? Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich tun werde.«

Da lächelt ihn Shimon wohl das erste Mal, seit sie dieses Haus betreten haben, mit einem sanften Blick an. »Weil es Zeit wird, dass ihr wieder ein freier Mann seid. Egal, wie ihr euch entscheidet, es ist das Mindeste, was wir tun können. Nach allem, was euch angetan worden ist.«

 

»Nimm es an«, meldet sich Yugi zu Wort, der gerade an die Küche kommt und direkt zu seinem Liebsten geht. Leicht legt er ihm die Hand auf die Wange. »Nutze die Chance, so schnell wie möglich wieder ein freier Mann zu sein.« Voller Liebe sieht er in die rubinroten Augen, bis der Blickkontakt unterbrochen wird, weil Atemu zu Shimon blickt. »Gut, wann kommt ihr wieder?«

»Sobald wir es geschafft haben, dass ihr ein freier Mann sein werdet.« Antwortet Seto anstelle von Shimon und geht zu ihm. »Spätestens morgen, müsst ihr uns erwarten.« Mit diesen Worten geht er hinaus und wartet dort ungeduldig auf Shimon, der den beiden jungen Männern leicht zunickt. »Ich lasse das Tablet hier. Ja, der Akku ist fast leer, aber dennoch könnt ihr die Unterlagen noch einmal in Ruhe studieren, Hoheit.« Wieder verneigt er sich tief, ehe auch er sich umwendet und die Küche verlässt.

 

Kaum sind sie allein, sinkt Atemu auf seinen Stuhl und vergräbt das Gesicht in den Händen. Er spürt, wie sein Sharik die Arme um ihn legt. Halt suchend lehnt er sich an ihn und schlingt die Arme um ihn.

 

 

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So, das war es jetzt auch schon wieder. Unsere Jungs kommen einfach nicht mehr zur Ruhe.

 

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.

 

Eure mrs_ianto

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Duchess
2020-10-06T14:45:45+00:00 06.10.2020 16:45
Uffffff.
Okaaaaay.

Also irgendwie finde ich Atemus Verhalten mit dem Kuss zur Begrüßung echt pubertär. Er weiß sehr genau, dass alle seine Handlungen auf die Waagschale gelegt werden. Und in diesem Fall legt er sich mit zwei Menschen an, die genau wie er selbst ein gewisses Maß an diplomatischer Geschicklichkeit besitzen.
So offen den Mittelfinger zu zeigen bedeutet, dass die anderen etwas gegen ihn und sogar gegen Yugi in der Hand haben. Setos Vorschlag mit dem Lustsklaven schlägt sogar genau in diese Kerbe. *argh* sei doch nicht so ungeschickt Atemu!
Aber wie ich es mir vorgestellt habe kommt nun auch noch das Thema Krieg auf den Tisch. Lustigerweise sogar mit genau diesem Kontrahenten den ich mir dachte ^^°
Aber merkwürdig finde ich schon, dass Shimon und Seto so überrascht waren ob den Kriegsborboten. Normalerweise gibt es Anzeichen bevor es zum tatsächlichen Krieg kommt und die versuchen eigentlich auch beide Seiten durch Säbbelrasseln zu umgehen. Da die wirtschaftlichen Verluste so oder so extrem sind.
Ausnahme ist da natürlich der Befehlshaber, der aufgrund seines eigenen Egos den Krieg um jeden Preis will.
Dafür war die kleine Szene zwischen Shimon und Yugi im Stofflager echt rührend. Zumal die Versklavung ja nun sogar rückgängig gemacht werden soll.
Insgesamt war das Kapitel schon sehr deprimierend, wenn auch vielversprechend für die Spannung, sodass ich mir gerade nur eine Szene erhoffe, in der Atemu tatsächlich mal ganz frei in den Stoffladen spaziert, während die Aino da ist und sie sich über das unsägliche Verhalten des vermeintlichen Sklaven aufregt.
Nur um dann zu erkennen, dass er das sogar darf.

Übrigens hat es mich nach unserem letzten Gespräch in den Kommentaren tatsächlich erwischt und ich habe begonnen ein "eigenes" Ende für deine Story zu schreiben. Wenn ich wirklich darf würde ich es gern hier online stellen.
Antwort von:  mrs_ianto
06.10.2020 17:05
Du sagst es. Uff...

Ja, das Verhalten ist schon etwas pubertär, aber er hat es einfach gebraucht. Lassen wir ihm diese kleine Schwäche einfach mal durchgehen.
Ich nehme an, dass Shimon und Seto eher von dem Tempo überrascht sind, dass der amtierende Pharao vorlegt, um einen Krieg zu beginnen.

Ob das mit der Aino jetzt schon so schlau wäre? Schliesslich weiss sie genau, wie lange die Mutsuos einen Sklaven haben. Da wäre es wohl besser, wenn sie sich da etwas bedeckt halten.

Und wenn du willst, kannst du das Ende hochladen. Du kannst entweder auf die Fanfic oder das Buch verweisen. Je nachdem, was du als Grundlage verwendest. Aber ich werde es nicht lesen, bis ich mit der Geschichte fertig bin und dei FF und die Buchreihe mit dem Wort "Ende" abschliesse.
Antwort von:  Duchess
06.10.2020 18:13
Hauptsache Atemu legt dieses Verhalten nicht auch bei tatsächlichen Gegnern an den Tag. Wenigstens wollen Seto und Shimon ihm nichts böses.
Und okay das mit dem Tempo würde auch ihre Fassungslosigkeit erklären. Da wird es wohl noch mehr Überzeugsversuche geben. Immerhin geht es hier um wahrlich viel!

Das mit der Aino wäre wohl wirklich nicht sooo schlau, aber wenn Atemu nicht regulär freigelassen wird, sondern die Versklavung rückgängig gemacht wird, dann bräuchte es doch diese 2 Jahre eigentlich nicht, oder?
Und ich glaube nicht, dass gleich jeder weiß wer Atemu tatsächlich ist oder besser einmal war.
Vor allem wenn er seinen Namen nicht sagt.
Hach Ich brauche gerade einfach eine Fantasie um diese scheußliche Situation etwas ausblenden zu können.

Und okay, dann schreib ich wirklich mein Ende zusammen und veröffentliche es hier mit Verweis auf diese FF. Aber ja, lies es wirklich nicht bevor du fertig bist mit Schreiben. Ich möchte dich ungern zu viel beeinflussen.
Antwort von:  mrs_ianto
06.10.2020 18:28
Keine Sorge. Ich denke, Atemu wird da klug genug sein und genau wissen, was er sich erlauben kann, wenn andere da sind.

Dann wünsche ich dir viel Spass beim schreiben.
Von:  Usaria
2020-10-05T21:20:47+00:00 05.10.2020 23:20
Hallo Jessy,

Schon bei der Überschrift wurde mir klar, dieses Kapitel wird´s in sich haben. Und ich hatte recht. Aber ich konnte es gut überstehen, weil ich mein Yugi-Kissen ganz stark an mich gedrückt habe. Wir nähern uns dem Höhepunkt. Neeiiiin.
Antwort von:  mrs_ianto
05.10.2020 23:27
Och, zum Glück hattest du beim Lesen dein Kissen. Ja, wir nähern uns langsam dem Höhepunkt der Ereignisse.


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