Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 61: Bernsteinphönix --------------------------- Hallo zusammen,   puh ich muss zugeben, dass mir diese Kapitel unglaublich schwer fallen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so ist, aber ich kann es beim besten Willen nicht abstreiten und ich denke, das merkt man auch wenn man es liest.   Trotzdem wünsche ich euch jetzt viel Spass.     -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Kapitel 58: Bernsteinphönix     Vom Sonnenaufgang ist erst ein dunkelroter Streifen am Himmel zu sehen. Dennoch steht Yugi fröstelnd auf dem Deck der Neko und blickt auf die langsam auftauchende Küste. Auch wenn er eigentlich noch todmüde ist, so hat ihn nichts mehr in der Koje gehalten, weshalb er mitten in der Nacht hier hochgeschlichen ist. Auch wenn das nicht wirklich seine Tageszeit ist, beobachtet er, wie die Sonne über dem Meer aufsteigt und stellt sich vor, dass Yami zu Hause gerade den selben Sonnenaufgang betrachtet. Sein Blick wandert nun zu der Küste, wo er schon den Hafen von Wladiwostok erkennen kann und ist froh, dass sie schon heute dort einlaufen werden und nicht erst am Sonntag, wie im letzten Jahr.   „Herr Muto? Das ist aber ein ungewohnter Anblick so früh am Morgen.“ Mit einem leichten Kopfnicken stellt sich Barc neben den jungen Mann, der vor Schreck richtiggehend zusammenfährt und ihn nun aus weit aufgerissenen Augen ansieht. „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken. Wollen Sie sich ansehen, wie wir im Hafen anlegen? Wir sollten ihn in etwa einer Stunde erreicht haben, wenn sich der Kapitän nicht verrechnet hat“, schmunzelnd mustert er Muto, der sich wohl nur langsam von seinem Schrecken zu erholen scheint.   Tatsächlich schlägt Yugis Herz immer noch deutlich schneller, als noch vor ein paar Minuten. Ausserdem weiss er nicht so wirklich, was er dem Mann antworten soll, weshalb er sich nun verlegen am Hinterkopf kratzt. „Ähm, naja. Wenn ich ehrlich bin kann ich es kaum erwarten von dem Schiff runterzukommen. Das Meer ist einfach nichts für mich.“ Erleichtert stellt er fest, dass sich dieser Barc mit seiner Antwort zufrieden gibt und richtet seinen Blick wieder auf den Sonnenaufgang. Dabei wandern seine Gedanken zu Yami und er fragt sich zum wohl millionsten Mal, wie es seinem Liebsten geht.   Aufmerksam folgt Barc dem sehnsüchtigen Blick des jungen Mannes und kann sich nun denken, was diesen wohl beschäftigt. „Wenn Sie jemanden vermissen, im Hafenbüro haben wir seit kurzem eine Eilsendungsstation, die von einigen Technomagi betrieben wird. Es ist zwar sehr teuer und Sie können nur kurze Nachrichten verschicken, aber es ist besser als gar nichts.“   Nachdenklich nickt Yugi. Von solchen Eilsendungsstationen, die von verarmten Magi betrieben werden hat er schon gehört. Nur findet er es eigentlich eine Frechheit, dass diese für eine kurze Nachricht teilweise über 10 Silbermünzen verlangen. So wie er es gehört hat, ist es eine Silbermünze für zehn Zeichen und dazu zählen wohl auch Leerstellen und Satzzeichen. „Mal sehen, aber danke für den Hinweis.“ In Gedanken fragt er sich allerdings, warum ihm der Offizier das gesagt hat. Als er ihn aber darauf ansprechen möchte, ist dieser schon weg, weshalb er sich mit einem leichten Schulterzucken wieder dem Sonnenaufgang zuwendet.   Immer deutlicher ist nun die Hafeneinfahrt zu sehen, die aus einer Lücke in der steinernen Hafenmauer besteht und so den eigentlichen Hafen vom offenen Meer abtrennt. Langsam gleitet die Neko zu ihrem Liegeplatz und kaum ist sie nah genug, werden Seile zu den Männern an Land geworfen, die diese an den Gurten der Zugpferde befestigen. Aufmerksam beobachtet Yugi, wie die Pferde alle gleichzeitig zu ziehen beginnen und so das Schiff langsam aber sicher seitlich bis an die Mauer bewegen.   Erst als das Schiff sicher vertäut ist, löst sich Yugi von der Reling und geht nach unten in die Koje, um einerseits seine Tasche zu holen, aber auch um May zu wecken, falls diese noch nicht wach sein sollte.   Zuhause lehnt sich Yami nach dem Tränken und Füttern der Pferde todmüde in Rockys Box an die Wand. Seit Yugi weg ist, hat er keine Nacht mehr wirklich geschlafen und so langsam merkt er den Schlafmangel immer deutlicher. Sich neben dem fressenden Rocky an der Boxenwand nach unten gleiten lassend, schliesst er erschöpft die Augen. Vielleicht hilft das ein wenig gegen die bleierne Schwere in seinen Gliedern.   Besorgt blickt Sugoroku immer wieder von der Küchentür zum Fenster. Yami müsste doch schon längst aus dem Stall kommen. Vor sich hinmurmelnd, dass dem Jungen hoffentlich nichts passiert ist, geht er nach draussen und wundert sich, dass ihn Blacky nicht lautstark begrüsst, sondern nur leise brummelt, als er sich den Boxen nähert. „Blacky, was ist denn los?“, besorgt krault er den Wallach zwischen den Ohren und sieht dann zu Rocky rüber, der ungewöhnlich ruhig dasteht und nur leise schnaubend zu ihm blickt. Neugierig geht er zu dessen Box rüber und blickt hinein. Als er in der Ecke jedoch den schlafenden Yami sieht, muss er zweimal hinsehen, um es glauben zu können. Erleichtert, dass der Junge endlich schläft und selbst wenn es hier im Stall ist, zieht sich Sugoroku leise wieder zurück, um den Schlafenden nicht zu stören. „Passt mir gut auf ihn auf, ihr beiden“, raunt er den Pferden noch zu, ehe er zurück ins Haus geht.     Nachdem er allein gefrühstückt hat, räumt er die Küche auf und will schon in den Laden gehen, als es dort an der Tür klopft. Stirnrunzelnd öffnet er diese und steht nun einem Mann in einem grauen Anzug gegenüber. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragend sieht er den Unbekannten an, der ihm nun einen grauen Umschlag entgegen hält. „Ich habe eine Eilbotschaft von ihrem Enkel für Sie. Auf Wiedersehen.“ Kaum hat der Mann dem vollkommen überraschten Sugoroku den Umschlag in die Hand gedrückt, dreht sich dieser um und geht mit schnellen Schritten davon.   Kaum, dass Sugoroku die Tür hinter sich geschlossen hat, öffnet er den Umschlag und holt einen einzelnen Zettel hervor. Schmunzelnd liest er die paar Worte. „Ich denke, das ist wohl eher für Yami gedacht. Trotzdem bin ich froh, dass er und May gut angekommen sind.“   Den Zettel wieder in den Umschlag steckend, geht er zurück in die Küche, wo er diesen neben Yamis Platz auf den Tisch legt.   Inzwischen sind Yugi und May in ihrem Zimmer und lassen sich erschöpft auf das breite Doppelbett fallen. „Also, dass die das nie hinkriegen, uns ein Zimmer mit getrennten Betten zu geben, das verstehe ich einfach nicht.“ Sich wieder in eine sitzende Position aufrichtend, sieht sie breit grinsend zu Yugi rüber, der mit geschlossenen Augen neben ihr liegt. „Ist doch auch egal. Solange wir zwei Bettdecken haben, du Bettdeckendiebin“, ist sein einziger Kommentar darauf, was sie den Kopf schütteln lässt. „Na zum Glück bist du nur auf Männer scharf, sonst würde ich das und deine nächtlichen Kuschelattacken nämlich nicht jedes Jahr mitmachen.“ Als May nun von ihm empört angesehen wird, knufft sie ihm lachend in die Schulter, ehe sie aufsteht und in das winzig kleine Badezimmer geht, das hier wenigstens über eine eigene Dusche verfügt.   Sich nun auch aufsetzend sieht Yugi zu dem Fenster, das einen schönen Ausblick auf das Meer ermöglicht. Was auch das einzig schöne in dem grau in grau gehaltenem Raum ist und wenn er ehrlich ist, würde er sofort ein anderes Hotel buchen, nur gehört dieses hier der Schifffahrtsgesellschaft, so dass sie sich keine Sorgen darum machen müssen, wo sie schlafen sollen, wenn die Neko nicht pünktlich einlaufen kann. „Hoffentlich hat Yami meine Nachricht bekommen…“, murmelt er leise vor sich hin, während er aufsteht und ans Fenster tritt.                  Es ist schon kurz vor Mittag, als Yami mit einem steifen Nacken aufwacht, weil er sanft angestuppst wird. Gähnend schiebt er Rockys Kopf zur Seite und steht mit knackenden Gelenken auf. „Verdammt, wie konnte mir denn das passieren?“ Den Rücken durchdrückend sieht er auf den Hof hinaus und flucht dann lauthals los. „Scheisse, ihr habt sicher Hunger!“ So schnell wie möglich holt er die Netze aus dem Lager und hängt diese in die Boxen, ehe er die beinahe leeren Wassertröge wieder auffüllt. „Verzeiht ihr beiden, dafür gibt’s nachher zwei schöne grosse Äpfel.“ Sanft fährt er Rocky über den Hals und krault dann Blacky noch zwischen den Ohren, ehe er sich umwendet und ins Haus geht. So langsam knurrt sein Magen nämlich ziemlich laut, weil er heute wirklich noch gar nichts gegessen hat. Dafür fühlt er sich nicht mehr so extrem erschöpft wie zuvor, weshalb er seinen knurrenden Magen im Gegenzug dafür gern in Kauf nimmt.   Als er in die Küche kommt, steht Sugoroku schon am Herd und kocht ein Risotto. „Hallo Grossvater, entschuldige, dass ich das Frühstück verpasst habe.“ Verlegen kratzt sich Yami am Hinterkopf, dabei fällt sein Blick auf den grauen Umschlag, der neben seinem Teller liegt. Neugierig nimmt er diesen in die Hand und mustert ihn von allen Seiten, öffnen tut er ihn jedoch nicht. „Was ist das?“, fragend sieht er Sugoroku an, der ihn schmunzelnd ansieht.   „Der ist heute Morgen per Eilboten gekommen und obwohl mein Name darauf steht, ist er offensichtlich für dich.“ Den Topf auf den Tisch stellend sieht er Yami streng an. „Aber jetzt iss erst mal etwas. Nicht, dass du mir noch umkippst.“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, gibt er ihm eine ordentliche Portion von dem Risotto auf den Teller und stellt diesen vor Yami hin. „Alles aufessen und dann den Brief lesen!“ Deutlich kann er sehen, dass Yami am liebsten Aufbrausen würde, sich dann aber zusammenreisst und nickt. Das macht ihn einerseits stolz, aber andererseits bereitet es ihm auch Sorgen. Denn seit dem Zusammenbruch hat Yami keinen Ton mehr über seine Vergangenheit verloren. Dafür hat sich in den letzten Tagen deutlich gezeigt, dass Yami immer mehr Mühe damit hat, Befehle entgegen zu nehmen und das ist nicht gut, solange dieser noch offiziell als Sklave geführt wird.   Vor sich hin murrend, dass die Portion viel zu gross ist, beginnt Yami zu essen und schafft es auch nur mit Müh und Not den Teller komplett leer zu essen. „Zufrieden? Kann ich jetzt endlich den Brief lesen?“, herausfordernd sieht er Sugoroku an, der jedoch nur lächelnd nickt. Auf einmal nervös, dabei hat er doch früher gefühlt hunderte solcher Briefe am Tag bekommen, nimmt er den Umschlag in die Hand und holt das einzelne Blatt Papier heraus.   Eilnachricht an Sugoroku Muto, Hakabastrasse 34, 413-0002 Domino:   Hallo Y.,   ich bin gut in Wladiwostok angekommen. Ich denke an dich und vermisse dich. Ich freue mich schon darauf, wieder nach Hause zu kommen.   Gruss Yugi   Immer wieder liest Yami die wenigen Worte, ehe er mit Tränen in den Augen hochblickt. „Er kommt wirklich wieder…“ Obwohl er Sugoroku anschaut, bemerkt er nicht, wie dieser aufsteht, bis sich dessen Arme um ihn legen und ihn in eine beruhigende Umarmung ziehen. Erleichtert, dass alles schweigend erfolgt, lehnt er sich an den alten Mann und lässt es zu, dass ihm dieser auf diese Art beisteht. Während er mit seinen aufgewühlten Gefühlen kämpft. Erst, als er sich wieder beruhigt hat, löst er sich aus den Armen und steht auf. „Danke, ich…“, den Blick senkend überlegt er, wie er seine wirren Gefühle aussprechen soll. „Ich konnte es wohl bis jetzt nicht wirklich glauben, dass Yugi wirklich wieder zurückkommt.“ Sugoroku jetzt anblickend, drückt er das Blatt an seine Brust. „Kann ich das behalten? Oder könnte es zu Problemen führen?“ Wie er es doch inzwischen hasst, dass er in solchen Momenten wie ein Sklave denken muss und sich nicht einfach wie ein normaler Mensch verhalten darf.   „Natürlich kannst du den Brief behalten und wenn ihn doch mal jemand entdecken sollte, der ihn nicht sehen darf, dann überlege ich mir einfach eine Ausrede.“ Lächelnd legt Sugoroku ihm die Hand auf den Oberarm und ist wirklich erleichtert, dass der leicht gehetzte Ausdruck, der in den letzten Tagen immer in den rubinroten Augen gelegen hat, endlich wieder verschwunden ist.   Tatsächlich fühlt Yami zum ersten Mal seit Tagen wieder eine Ruhe in sich, von der er schon ganz vergessen hatte, wie sich diese anfühlt. „Danke, ich bringe den Brief kurz nach oben und dann räume ich hier auf.“ Das Papier wieder sorgfältig in dem Umschlag verstauend, kommt ihm nun eine Idee. „Sag mal, Yugi hat ja bald Geburtstag, kannst du mir vielleicht beschreiben, wie seine Eltern ausgesehen haben und mir ein paar Bögen Papier und einen Bleistift besorgen?“, fragend sieht er Sugoroku an, der bei der Frage verwirrt die Augenbrauen hochzieht. „Ja, natürlich kann ich das. Yugi ist Kazuki wie aus dem Gesicht geschnitten, nur die Augen, die hat er von seiner Mutter geerbt.“ Mit einem traurigen Ausdruck in den Augen denkt er nun an seine Tochter. „Von ihr habe ich ein Portrait, als sie etwa zehn Jahre alt gewesen ist. Hilft dir das vielleicht? Und Zeichenmaterial findest du in der dunkelbraunen Truhe in dem Zimmer, das wir als Abstellkammer benutzen.“ So langsam wird ihm klar, was Yami wohl vorhat und hofft, dass es diesem auch gelingen wird. Weil er jetzt jedoch wieder in den Laden muss, schickt er sich an, aus der Küche zu gehen, bleibt dann aber noch einmal stehen. „Wenn du das vorhast, was ich vermute, dann vergiss uns beide nicht“, dem verblüfften jungen Mann zuzwinkernd, verlässt er breit grinsend die Küche und zweifelt heute zum ersten Mal seit Yugis Abreise nicht mehr daran, dass sie diese Wochen heil überstehen werden.   Wie versprochen räumt Yami die Küche auf, nachdem er den Brief neben dem Bett auf den Nachttisch gelegt hat und sucht dann in der Vorratskammer nach zwei besonders schönen Äpfeln, um sie den beiden Rackern zu bringen.   Unterdessen ist Yugi mit May in den von bunten Häusern gesäumten Strassen von Wladiwostok unterwegs, um sich schon mal nach Kleinigkeiten für seinen Grossvater und Yami umzusehen. Als sie an einem kleinen Stand vorbeikommen, entdeckt Yugi zwei goldene Kettchen, mit kleinen Anhängern aus Bernstein, die wie Phönixe in einem Kreis aussehen. „Guten Tag. Wie viel wollen Sie für die beiden Ketten haben?“, mit einem fragenden Blick deutet er auf die besagten Ketten, was den Händler unwillkürlich strahlen lässt. „Hallo, 18 Silbermünzen die beiden zusammen kosten. Das super Preis.“ Sofort schüttelt Yugi den Kopf. „Nein, das ist viel zu teuer. Immerhin nehme ich gleich beide Ketten. Ich biete Ihnen daher 12 Silbermünzen.“ Kann er es sich nicht verkneifen, trotz des wirklich guten Preises zu handeln, was May genervt die Augen verdrehen lässt. „Das viel zu wenig ist. 16 Silbermünzen ich Ihnen anbiete.“ Yugi muss wirklich zugeben, dass der Preis mehr als bloss gerechtfertigt ist und da er ein fairer Käufer ist, streckt er dem Händler die Hand hin. „Einverstanden, ich nehme die Ketten zu dem Preis.“ Sofort schlägt sein Gegenüber ein und während er die Münzen abzählt, wird sein Einkauf sorgfältig in dünne Leinenstreifen eingewickelt.   Als sie weitergehen, sieht May ihn fragend an. „Wofür hast du denn die Ketten gekauft?“ Doch nur Sekunden später bereut sie die Frage auch schon. „Na für Yami und mich. Er kriegt eine und die andere trage ich. Was hast du denn gedacht?“, blickt Yugi zu seiner Freundin und wundert sich über den leicht genervten Gesichtsausdruck. „Was ist denn los? Glaubst du, das wird Yami nicht gefallen?“   Kopfschüttelnd schlägt sich May die Hand an die Stirn. „Sicher wird es ihm gefallen, aber bitte, ich kann den Namen nicht mehr hören. Verdammt Yugi, jeder zweite Satz enthält Yami und nochmals Yami. Kennst du denn kein anderes Thema mehr?“, verzweifelt hebt sie die Hände in Richtung Himmel. „Bitte, nur ein Tag ohne dass er von Yami spricht“, ruft sie gen Himmel.   Verlegen blickt sich Yugi um und zieht unwillkürlich den Kopf ein, als er die Blicke der anderen Leute bemerkt. „Entschuldige, ich werde heute nichts mehr wegen ihm sagen. Versprochen.“ Dabei legt er sich die Hand auf die Brust und verneigt sich leicht vor May, die nun unwillkürlich kichern muss. „Hör schon auf. Das ist ja peinlich.“ Sich jetzt den Arm ihres Freundes schnappend zieht sie ihn an den bunten Häusern vorbei, schliesslich ist es heute noch relativ ruhig, da viele erst am Wochenende oder sogar erst am Montag ankommen werden. Sie sind ja auch nur jetzt schon hier, weil das Schiff mal ausnahmsweise direkt in den Hafen einlaufen konnte und nicht wie in den letzten Jahren noch stunden- oder sogar tagelang warten musste und das will sie ausnutzen, indem sie mit ihm durch die Läden zieht und sich einfach mal wie eine Urlauberin verhält.   In Domino steht Yami am Abend in der Abstellkammer und sieht sich suchend um. Er will schon nach Sugoroku rufen, als er unter einer Patchworkdecke die Truhe entdeckt, in der er die Sachen finden sollte. Sorgfältig legt er die Decke zur Seite und öffnet dann den schweren Deckel. Unwillkürlich zieht er die Luft ein, als er die Papiere und eine ganze Schachtel mit Bleistiften und sogar Kohlestangen entdeckt. Äusserst sorgfältig nimmt er die Schachtel heraus und sucht dann nach ein paar Papierbögen, die schon mehr oder weniger die richtige Grösse haben. Schliesslich will er nicht zu viel von dem teuren Papier durch zuschneiden verschwenden und tatsächlich, findet er nach einigem herumwühlen in der Truhe zwei Bögen, die er ohne Probleme halbieren kann, so dass sie dann die perfekte Grösse für Portraits haben. Während er gesucht hat, hat er sogar ein paar Seiten von relativ billigem Papier gefunden, das er auch zur Seite legt, um darauf seine Skizzen zu machen, bevor er sich dann an die endgültigen Portraits wagt. Äusserst vorsichtig legt er die anderen Sachen, die er nicht benötigt wieder in die Truhe, ehe er den Deckel schliesst und die Decke wieder darüber legt. Erst als er zufrieden ist, schnappt er sich die rausgesuchten Papiere, sowie die Stiftebox und verlässt den Raum, den er bis heute noch nie betreten hatte.   In seinem Zimmer will er sich eigentlich schon an die ersten Skizzen setzen, aber ein Blick zum Fenster und das schon leicht düstere Licht sagen ihm deutlich, dass es heute dafür schon zu spät ist. Darum legt er die Sachen einfach neben das Kinderportrait von Yugis Mutter und geht nach unten ins Badezimmer, wo er sich für die Nacht fertig macht. Als er wieder nach oben kommt, merkt er plötzlich wie müde er in Wirklichkeit schon wieder ist und das obwohl er ja den halben Tag in Rockys Box verschlafen hat. Sich auf die Bettkante setzend, greift er nach dem Umschlag und holt die Nachricht heraus. Mit Tränen in den Augen liest er die wenigen Worte und fährt sogar mit den Fingerspitzen sanft über die Zeilen. „Gute Nacht, Sharik.“ Obwohl es verrückt ist, drückt er seine Lippen auf das Blatt Papier, ehe er es wieder in den Umschlag steckt und diesen zurück auf den Nachttisch legt.   Erst jetzt legt er sich hin und kuschelt sich mit seinem Osis im Arm unter die Decke. Seine Finger noch einmal auf den Umschlag legend, schliesst er die Augen. „Ich vermisse dich so sehr.“     -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Ich muss gestehen, dass ich bei den letzten beiden Abschnitten geweint habe, als ich sie geschrieben habe. Ich glaube so extrem ist es mir noch nie passiert. Feuchte Augen ja, aber ich habe bis heute beim Schreiben noch nie geweint.   Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)