Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 60: Sonntag ohne Yugi ----------------------------- Hallo zusammen,   es gibt einfach Kapitel, die möchte ich schon gern etwas im voraus planen und dies ist eines davon. Nur hat mal wieder ein gewisser Herr alles über den Haufen geworfen und somit mehr oder weniger meine ganzen Pläne für die Zeit in der Yugi nicht da ist. Manchmal könnte ich den Herrn wirklich an die Wand klatschen.   Aber naja, ich wünsche euch jetzt viel Spass beim lesen.     -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------       Kapitel 57: Sonntag ohne Yugi     Mit Osis im Arm sitzt Yami auf dem Tisch und lehnt sich an den Fensterrahmen. In die Nacht hinausblickend, versucht er seine schon wieder wild kreisenden Gedanken irgendwie in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken. Doch immer wieder springen sie von einem Erinnerungsfetzen zum anderen, vermischen seine Zeit als Pharao mit dem Horror, den er als Sklave erlebt hat. Nur um dann bei Yugi und Tante Amina zu landen. Dieses Chaos ist es auch, dass ihn nun schon zum zweiten Mal hintereinander den Schlaf raubt, denn kaum schliesst er seine Augen, beginnen ihn die wirrsten Albträume zu quälen.   Als dann endlich die Sonne aufgeht, atmet Yami erleichtert auf und rutscht von der Tischplatte. Endlich kann er ohne eine Erklärung abgeben zu müssen, wenn ihm Sugoroku über den Weg laufen sollte, den Tag beginnen. Seine Kleider schon auf dem Arm tragend, setzt er Osis neben dem Kopfkissen auf das Bett, ehe er nach unten ins Badezimmer geht, um sich die Müdigkeit aus dem Körper zu waschen, bevor er in den Stall geht. Dort wird er schon von den Pferden erwartet, die ihn aufmerksam beobachten. So als wollten sie abschätzen, wie es ihm geht. „Ach Jungs. Es geht mir schon wieder besser und schmeisse auch keine Sachen mehr durch die Gegend. Versprochen.“ Einen Moment lang krault er die beiden, bevor er wie jeden Morgen die Heunetze holt und diese in die Boxen hängt.   Unterdessen holt Sugoroku die frisch gebackenen Brötchen aus dem Ofen und legt sie zum Auskühlen auf das Gitter, ehe er sich daran macht, den Tisch für das Sonntagsfrühstück zu decken. Gerade ist er dabei, den Tee in die Tassen zu giessen, als Yami in die Küche kommt. „Guten Morgen, Atemu. Hast du gut geschlafen?“, zu seinem Erstaunen bemerkt Sugoroku, wie sein Gegenüber schon wieder leicht zusammenzuckt, als er ihn bei seinem Namen nennt. Nachdenklich mustert er den jungen Mann. Denn entweder sieht ihn dieser mit einem leicht fragenden Blick an oder zuckt zusammen, wenn er ihn Atemu nennt.   Von dem musternden Blick Sugorokus bemerkt Yami nichts, ist er doch viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu beherrschen und sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihn jedes Mal ziemlich aus der Bahn wirft, wenn er bei seinem wahren Namen genannt wird. Fühlt er sich doch trotz seiner zurückgekehrten Erinnerungen immer noch mehr wie Yami als wie Atemu. Erst als er glaubt, dass er sich wieder so weit unter Kontrolle hat, dass man ihm seine Gefühle nicht ansieht, blickt er zu Sugoroku und zwingt sich zu einem kleinen Lächeln. „Guten Morgen, Grossvater. Ja, ich habe gut geschlafen und du?“, verschweigt er ohne mit der Wimper zu zucken, dass er schon die zweite Nacht in Folge mehr oder weniger komplett auf dem Tisch sitzend verbracht hat.   Obwohl Sugoroku deutlich die Augenringe und die Müdigkeit in Yamis Gesicht sehen kann, sagt er nichts zu der offensichtlichen Lüge. „Ich konnte zwar lange nicht einschlafen, aber dann habe ich doch noch gut geschlafen“, beantwortet er möglichst ehrlich die Frage, um dem Jungen zu zeigen, dass er ihn jetzt sicher nicht anders behandelt, als noch vor ein paar Tagen.   Leicht die Stirn runzelnd, öffnet Yami den Mund, um nach dem Grund für die Einschlafprobleme zu fragen, aber dann schliesst er ihn wieder, ohne ein Wort gesagt zu haben.     Schweigend sitzen sie nun am Tisch und essen die noch leicht warmen Brötchen. Wobei es bei Yami eher ein runterwürgen ist. Hat er doch eigentlich überhaupt keinen Hunger, aber er will mit Sugoroku nicht schon wieder darüber diskutieren, warum er nichts isst, weshalb er sich dazu zwingt, wenigstens eins der Brötchen in seinen Magen zu befördern.   Besorgt beobachtet Sugoroku, wie sich Yami regelrecht quält und jeden einzelnen Bissen nicht nur runterwürgt, sondern auch noch mit dem übertrieben gesüssten Tee runterspült. Nur mit Mühe kann er sich zurückhalten, nicht doch noch etwas zu sagen oder Fragen zu stellen.   Kaum hat Yami den letzten Schluck seines Tees ausgetrunken, steht er auf und flüchtet regelrecht aus der Küche. Erst als er draussen die warmen Strahlen der Sonne auf seinem Gesicht spürt, kann er wieder ein wenig freier durchatmen. Hat er doch in der Küche immer mehr das Gefühl bekommen, dass er jeden Moment erstickt. In den Himmel blickend, sieht er den Vögeln und Wolken nach, die über den Himmel ziehen. „Sharik… warum bist du jetzt nicht hier…“   Yugi ist derweil damit beschäftigt, möglichst ruhig auf seiner Pritsche zu liegen und sich nicht zu viel zu bewegen. Protestiert sein Magen doch so schon bei jeder Welle und die sind zu allem Unglück momentan nicht gerade klein. „Oh Mann, mir ist so schlecht. Können die Wellen nicht einmal anhalten?“ Mit einem mitleidheischenden Blick sieht er zu May, die mit unterschlagenen Beinen auf ihrer Pritsche sitzt und in einem Buch liest. „Yugi, du weisst genau, dass das nicht geht und letztes Jahr waren die Wellen noch deutlich höher, als heute. Also stell dich nicht so an und wehe du kotzt hier in die Koje“, mit einem strengen Ausdruck im Gesicht, hebt sie ihren Blick von den Buchseiten hoch. „Meinst du, Yami geht es gut? Wir waren ja noch nie so…“ „Ja, ich bin mir sicher, dass es ihm gut geht und er ist ja kein kleiner Junge mehr und Sugoroku ist ja auch noch bei ihm“, unterbricht sie genervt die gejammerten Worte von Yugi. So langsam kann sie den Namen Yami in dem Zusammenhang mit dieser Frage echt nicht mehr hören. Entweder jammert ihr Reisebegleiter rum, hört nicht zu und beantwortet jede Frage mit Ja oder spricht nur von seinem Yami.   In Domino versucht sich Yami derweil darin, mit Rocky vom Boden aus zu arbeiten. Nur denkt der Wallach gar nicht daran, auf ihn zu hören und dreht ihm jedes Mal, wenn er etwas von ihm möchte, den Hintern zu und läuft davon. „Verdammt, Rocky! Steh!“, genervt läuft er zu dem Wallach und bleibt dann schockiert stehen, weil ihm dieser deutlich zeigt, dass er sich ihm nicht nähern soll. „Aber Rocky, was ist denn mit dir los?“, vollkommen ratlos, weil sich das Verhalten des Wallachs nicht erklären kann, sieht er ihn an und hofft, dass dieser zu ihm kommt.   Doch Rocky denkt gar nicht daran, zu dem Menschen zu gehen, solange dieser so eine seltsame Ausstrahlung hat und sich andauernd selbst widerspricht.   Schliesslich gibt Yami mit einem leisen Seufzen auf. Wenn Rocky nicht mitarbeiten will, dann kann er sich ja jetzt um Blacky kümmern. Mit einem letzten Blick zu dem Wallach holt er Blacky aus der Box und führt diesen in die Mitte des Platzes. An der Longe lässt er diesen im Schritt um sich herum laufen, während Rocky es sich in der Sonne gemütlich macht. Zufrieden, dass Blacky auf ihn hört, macht er die Longe ab und will ihn dann nach ein paar Schritten antraben lassen. Doch statt in den Trab zu wechseln, bleibt dieser auf der Stelle stehen und macht keinen einzigen Schritt mehr vorwärts. „Verdammt, Blacky! Nicht du auch noch! Was ist denn heute mit euch beiden los?“ Um den Wallach dazu zu bringen, nun wenigstens in die andere Richtung zu gehen, will er ihn zu sich rufen. Doch noch immer schaltet Blacky auf stur und als er sich diesem nun nähern möchte, beginnt dieser sogar mit dem Kopf zu schlagen. Anders als Rocky wendet ihm dieser nicht den Hintern zu, aber dadurch, dass er ihm nun auch noch mit dem Kopf den Weg zur Schulter versperrt, zeigt Blacky ihm deutlich, dass er nicht mehr weiter mit ihm arbeiten möchte.   Über das Verhalten der beiden wütend, schmeisst Yami die aufgerollte Longe auf den Boden. „Ihr undankbaren Biester! Da mache ich mir die Mühe und so dankt ihr es mir!“ Je lauter er wird, desto mehr legen Blacky und Rocky ihre Ohren an. Nur registriert er das nicht und will schon zu den beiden stapfen, um sie zurück in ihre Boxen zu bringen, als er Sugoroku auf sich zukommen sieht.   Genau zwischen ihm und den Pferden stehen bleibend, fixiert Sugoroku Yami mit einem mahnenden Blick. „Wenn du dich den beiden jetzt näherst, dann machst du sehr viel kaputt. Sag mal, merkst du eigentlich nicht, dass du sie vollkommen verwirrst? Du willst sie zu dir rufen, aber alles an deiner Körpersprache schreit danach, dass sie von dir weg bleiben sollen und du weisst ganz genau, dass freie Bodenarbeit nur klappt, wenn man selbst im Gleichgewicht ist und das bist du momentan ganz sicher nicht!“   Im ersten Moment will Yami ihm eine in seinen Augen passende Antwort geben. Als sich Sugoroku nun allerdings umdreht und die Pferde nur mit einer Handbewegung dazu bringt, dass sie ihm zu den Boxen folgen, fühlt er einen schmerzhaften Stich des Versagens in seiner Brust.   Bei den Boxen stehen bleibend, beobachtet Sugoroku, wie Yami mit gesenktem Blick ins Heulager geht und kurz darauf mit den gefüllten Netzen wieder herauskommt. „Atemu“, wieder zuckt Yami zusammen, weshalb er sich mit der Hand nun seufzend durch die Haare fährt. „Yami, die beiden sind wie ein Spiegel. Ich habe euch eine Weile beobachtet und so undeutlich wie du gewesen bist, grenzt es schon an ein Wunder, dass die beiden dir nicht gleich schon zu Anfang abgehauen sind.“ Leicht berührt er ihn an der Schulter, um ihn dazu zu bringen, den gesenkten Blick zu heben. „Sortiere dich und versuche dein inneres Gleichgewicht wieder zu finden und dann klappt es auch wieder mit den beiden Rabauken“, lächelnd sieht er Yami an, der den Blick mit einem hilfesuchenden Ausdruck in den Augen erwidert. Sich jedoch sofort wieder verschliesst. „Ja, du hast sicher Recht.“ Kurz blickt Yami zu den Schatten im Hof. „Es ist ja schon Zeit für’s Mittagessen. Ich gehe mir mal die Hände waschen.“ Beinahe schon fluchtartig verlässt er den Stall, was Sugoroku leise Seufzen lässt. „Ach Junge, warum lässt du dir von mir nicht helfen…“, deutlich langsamer geht er nun auch zurück ins Haus und ist dabei froh, dass es heute nur eine leichte Gemüsesuppe und Brot zum Mittagessen gibt. Wäre doch alles andere in der Zwischenzeit sicher schon vollkommen verkocht oder angebrannt. Als er in die Küche kommt, hat Yami den Suppentopf schon neben den Brötchen auf den Tisch gestellt und ist jetzt dabei, ihre Becher mit Wasser zu füllen. Was ihn nun doch leicht schmunzeln lässt. „Danke dir, dass du den Tisch gedeckt hast“, setzt sich Sugoroku an seinen Platz und kann sich dann nur mit Mühe ein breites Grinsen verkneifen, als ihm jetzt auch noch der Suppenteller gefüllt wird. „Also gut, was ist los? Du bist doch sonst nicht so drauf, dass du für mich den Teller füllst, aber trotzdem danke.“ Musternd beobachtet er nun, wie sich auch Yami eine kleine Portion Suppe nimmt und ein Brötchen in zwei Hälften zerteilt.   Erst, als er keinen Grund mehr findet, nicht zu Sugoroku sehen zu müssen und dessen Frage zu beantworten, erwidert Yami dessen Blick. „Gar nichts ist los. Ich dachte nur, dass ich dir ja ein wenig von der Küchenarbeit abnehmen kann und nach dem Essen werde ich in Zukunft hier aufräumen. Du hast ja schliesslich schon genug mit dem Laden zu tun und jetzt einen guten Appetit.“ Auch wenn seine Worte auf den ersten Blick freundlich klingen, ist in seinem Tonfall doch ganz klar die Botschaft, dass er keine weiteren Fragen will, zu hören.     „Na wenn das so ist, dann bedanke ich mich bei dir und nehme das Angebot gern an und ich wünsche dir auch einen guten Appetit.“ Innerlich seufzend, nimmt Sugoroku den Löffel in die Hand und verzichtet schweren Herzens darauf, weitere Fragen zu stellen. Obwohl ihm so viele regelrecht auf der Zunge liegen. Während sie schweigend Essen, blickt er immer wieder besorgt zu Yamis Teller, der sich nicht wirklich zu leeren scheint.   Trotz seines Knotens im Magen, schafft es Yami nach einer gefühlten Ewigkeit auch den letzten Löffel Suppe runterzuschlucken, was ihn erleichtert durchatmen lässt. Nie hätte er vermutet, dass er sich mal so zum Essen zwingen muss, wenn es sich nicht um Haferflockenzeugs handelt. Nur seit Yugi weg ist, kommt er einfach nicht zur Ruhe. Dies ist auch der Grund, weshalb er nun regelrecht aufspringt und beginnt den Tisch abzuräumen, obwohl Sugoroku noch gar nicht fertig gegessen hat. Kopfschüttelnd, schnappt sich dieser noch eins der Brötchen, ehe auch der Brotkorb vom Tisch verschwindet und sieht dann kauend zu, wie Yami das Wasser ins Spülbecken laufen lässt.   „Kann ich dir vielleicht helfen?“, schon nach dem Geschirrtuch greifend, stellt sich Sugoroku neben Yami ans Spülbecken. Doch dieser nimmt es ihm beinahe sofort wieder weg. „Nein, ich habe gesagt, dass ich das mache und das meinte ich auch so!“ Die Arme verschränkend sieht er den alten Mann streng an, bis dieser schliesslich die Arme hebend zurücktritt. „Na gut, dann gehe ich jetzt ein Buch lesen“, gibt Sugoroku schliesslich nach. „Wenn aber was ist, dann rufe mich bitte.“ Erst als Yami nickt, dass dieser verstanden hat, verlässt er die Küche und geht nach oben ins Wohnzimmer, wo er sich mit Macbeth auf das Sofa setzt.     Nachdem Yami die Küche wieder auf Vordermann gebracht hat, sieht er sich zufrieden um, ehe er hinaus in den Flur tritt. Eigentlich würde er ja jetzt noch etwas mit den Pferden arbeiten oder einfach etwas mit ihnen im Hinterhof abhängen, aber da die beiden ihn schon zuvor regelrecht abgewiesen haben… So in seinen Überlegungen vertieft, merkt er gar nicht, dass er ihn seine Schritte ins Lager führen. Erst als er direkt vor dem braunen Vorhang steht, der die Tür zum Safe verdeckt, realisiert er, wo er ist. Mit sich ringend sieht er auf den schweren Stoff, aber dann siegt sein innerer Drang und so schiebt er den Vorhang zur Seite.   Mit nun doch leicht zitternden Fingern stellt er an dem Einstellrad die Zahlenkombination ein und dreht dann den Hebel zur Seite. Tief einatmend öffnet Yami die Tresortür und greift dann nach der Mappe, von der er weiss, dass in dieser seine Sklavenpapiere drin sind. Mit einem wild klopfendem Herzen geht er mit der Mappe zu dem Tisch, wo er sie vorsichtig auf das stabile Holz legt. Als er nun die Mappe aufschlagen will zittert seine Hand so stark, dass er sie erst einmal zur Faust ballen muss, bevor sie sich seinem Willen beugt und er die erste Seite aufschlagen kann.     Sklavenpapiere für aus dem ägyptischen Grossreich eingeführte Sklaven:     Name bei Einführung durch Händler: Unbekannt   Nach erster Registrierung durch Halter: Yami   Geburtstort: Unbekannt   Geburtstag: Unbekannt; vermutlich 1991   Alter: Unbekannt   Status: rechtmässig versklavt   Datum der Brandmarkung: 07.01. 2011   Ort der Brandmarkung: Qattara Depression   Status: Lustsklave; Unkastriert   Besonderes: Massive Sulave und Salave Unverträglichkeit, daher wird von der Gabe dieser Mittel abgeraten.   Besitzer:   Gozaburo Kaiba   …   Den zweiten Namen kann er schon nicht mehr lesen. Mit einem von Tränen verschleierten Blick, schlägt er mit der geballten Faust laut schreiend auf den Tisch.   Im Wohnzimmer springt Sugoroku alarmiert auf, als er den Schrei hört. So schnell ihn seine alten Beine tragen, rennt er die Treppe nach unten und will schon raus in den Hinterhof, als er die offene Lagertür und das unterdrückte Schluchzen hört. Sich fragend, was Yami da macht, geht er zum Lager und bleibt erst mal schockiert stehen. Mitten in auf dem Boden liegenden Papieren kniet der Junge schluchzend auf dem Boden und dann ist auch noch die Tür des Tresors offen. „Atemu, was ist los?“, er will schon zu ihm eilen, als ihn ein erschrockener Blick aufhält.   „Grossvater… ich… es tut mir leid… ich wollte nicht…“, unbewusst macht sich Yami kleiner und beginnt hektisch die verstreuten Papiere zusammenzuraffen, bis er plötzlich eine warme Hand auf seinem Unterarm spürt. Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen sieht er hoch und blickt geradewegs in das lächelnde Gesicht Sugorokus. „Atemu, das macht doch nichts.“ Auf Widerstand gefasst schlingt er seine Arme um den zitternden Körper und zieht ihn sanft zu sich heran. Im ersten Moment spürt er deutlich, wie sich die Muskeln unter seinen Händen versteifen, aber dann gibt Yami nach und krallt sich regelrecht in den Stoff seines Oberteiles. Ihn festhaltend und leicht hin und her wiegend, hält er den verzweifelt schluchzenden Yami fest und blickt dabei auf die Papiere die immer noch auf dem Boden liegen. Was zum…   Erst als ihm die Tränen ausgehen, schafft es Yami sich so weit zu beruhigen, dass er seinem Bedürfnis endlich zu reden nachgeben kann. „Die haben mir alles genommen. Dabei hat mindestens der Anführer der Bande gewusst, wer ich bin.“ Erwartend, dass Sugoroku nun etwas sagt oder fragt, verstummt er, während er sich weiter Trost suchend an ihn lehnt. Doch es kommt nichts. „Immer musste ich schon als Kind perfekt sein und jeden Fehler hat der Pharao sofort bestraft. Das waren die einzigen Momente, in denen er mich bei meinem Namen genannt hat. Sonst war ich immer sein Sohn oder der Kronprinz Nesut-anch-Ra. Nur Tante Amina hat mich immer Atemu genannt und er hat sie mir weggenommen, als ich zwölf Jahre alt gewesen bin.“   Schockiert hört Sugoroku zu, nachdem er den plötzlichen Gedankensprung verarbeitet, dabei fährt er unbewusst immer wieder mit seiner Hand leicht über Yamis Haare, so wie er es bei Yugi immer macht, wenn dieser seinen Trost sucht. Wie kann man das als Vater seinem Kind nur antun?! „Was ist denn mit deiner Mutter. Hat sie sich nie um dich gekümmert?“ Zu seinem Erschrecken, schüttelt Yami nun den Kopf. Denn auch wenn ihm Amara damals viel erzählt hatte, konnte er es damals nicht so wirklich glauben, wie herzlos Eltern sein können.   „Ich habe meine Mutter nur zu den Mahlzeiten gesehen. Wenn sie denn mal im Palast gewesen ist. Das einzig Gute, was sie jemals für mich getan hat, war die Freilassung von Tante Amina. Denn als ihre persönliche Sklavin hätte sie sich nicht um mich kümmern dürfen.“ Nun schnaubt Yami regelrecht auf. „Eine Sklavin darf sich schliesslich nicht um den Thronfolger kümmern, eine freigelassene Sklavin aber schon. Dabei war allen klar, wer sie ist, weil sie ja eigentlich Amara Amina heisst. Weisst du, wenn beide Namen mit dem gleichen Buchstaben beginnen, bedeutet dies das Gleiche, wie hier der Nachname Slave.“ Obwohl er nicht aufhören möchte zu reden, muss er abbrechen und ein paar Mal leer schlucken, ehe er weiter erzählen kann. „Ich war neun Jahre alt, als mir mein Vater erzählt hat, dass ich eine kleine Schwester bekommen habe, aber meine Mutter die Geburt leider nicht überlebt hatte.“   „Das muss hart für dich gewesen sein“, kann es sich Sugoroku nicht verkneifen zu sagen. Obwohl er sich eigentlich geschworen hat, nichts zu sagen, solange Yami endlich redet.   „Der Verlust von Tante Amina war für mich viel schlimmer. Ja, ich war traurig, aber ich konnte nicht um sie trauern, wie es alle von mir erwartet haben und meine kleine Schwester habe ich auch kaum gesehen. Dabei haben wir im gleichen Palast gelebt, bis sie mit vier Jahren in ein Internat gekommen ist. Erst als ich den Thron bestiegen hatte, konnte ich sie mehr sehen, aber auch nur, weil ich sie damals so schnell wie möglich aus dem Internat geholt habe und mich dann so gut wie möglich um sie gekümmert habe. Dabei hatte ich doch kaum Zeit für sie und das Einzige, was ich für sie tun konnte, war ihr eine möglichst normale Kindheit zu ermöglichen und darum habe ich sie auch auf eine normale Schule gehen lassen und für sie ein Kindermädchen eingestellt, dass selbst eine Tochter im etwa gleichen Alter hatte, damit sie eine Spielgefährtin hatte.“ Nun plötzlich von Schuldgefühlen überrannt schluchzt er erstickt auf. „Ich habe ihr Osis gegeben und ihr versprochen, dass ich bald wiederkomme, aber ich habe mein Versprechen wie Tante Amina nicht halten können.“   Den Griff um Yami wieder verstärkend, versucht Sugoroku ihm den Trost zu geben, den dessen gepeinigte Seele jetzt so dringend braucht. Zu gern würde er ihm jetzt von Amara erzählen, nur spürt er instinktiv, dass dies nicht der richtige Moment ist.   Auch nachdem er sich wieder beruhigt hat, lehnt sich Yami weiterhin erschöpft an Sugoroku. Zu gut tut, der väterliche Trost, den er bis vor kurzem noch gar nicht gekannt hat. Innerlich mit sich ringend, kämpft er um eine Entscheidung. Zu gern würde er wieder wie Atemu sein, nur ist seine Seele noch immer nicht dazu bereit. „Grossvater?“, nicht wirklich wissend, wie er seine Bitte formulieren soll, verstummt er wieder. Doch dann atmet er tief durch. „Nenn, mich bitte wieder Yami. Ich bin für Atemu noch nicht bereit.“ Sich von dem alten Mann lösend, sieht er ihn flehend an. Denn auch wenn er sich nichts mehr wünscht, als wieder seinen wahren Namen zu tragen, kann er es noch nicht.   Verstehend nickt Sugoroku. „Natürlich, Yami. Lass dir die Zeit, die du brauchst.“ Lächelnd legt er nun seine Hände auf Yamis Wangen, was diesen unwillkürlich die Luft anhalten lässt. „Niemand drängt dich hier zu irgendwas, wofür du nicht bereit bist. Also sortiere dich in Ruhe und dann sehen wir weiter.“ Mit knackenden Kniegelenken steht er jetzt auf und will dann die Papiere aufheben, aber Yami kommt ihm zuvor und rafft diese schon zusammen. „Ich muss sie noch sortieren und dann lege ich sie wieder in den Safe. Versprochen.“ Krampfhaft nur auf die am unteren Seitenrand stehenden Zahlen blickend, beginnt er die Seiten zu ordnen, ehe er sie wieder fein säuberlich in die Mappe legt und diese dann wieder sicher im Tresor einschliesst. Den Vorhang wieder zurückschiebend, atmet er tief durch. „Grossvater? Ich… danke für alles.“     -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Ich habe einen eigensinnigen Pharao an den Höchstbietenden abzugeben. Wo ist der geplante Wutausbruch im Lager? Wo ist die Souveränität, die Atemu eigentlich haben sollte?   Dass er wieder Yami genannt werden will, war NICHT geplant!   Da ist der kurze Abstecher zu Yugi eine Erleichterung. Wenigstens der hält sich wenigstens so halbwegs an meine Pläne.   Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)