Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 55: Letzter Sonntag vor Wladiwostok 1/3 ----------------------------------------------- Hallo zusammen,   da dieses Kapitel ganz klar rote Stellen enthält, gibt es heute mal ein ein dreigeteiltes Kapitel für euch.   Da ich nicht zu viel ausplaudern möchte, nur noch ein Hinweis. Am Anfang des dritten Teils wird es eine kleine Zusammenfassung geben, damit auch diejenigen, die den roten Teil nicht lesen können, ungefähr wissen, was passiert ist.   So und jetzt viel Spass mit dem Kapitelchen.     -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Kapitel 54: Letzter Sonntag vor Wladiwostok     Sich in die Arme von Tante Amina kuschelnd sitzt Atemu auf ihrem Schoss und blickt in das Buch, aus dem sie ihm vorliest. „Duuuuu..... das Wort hast du falsch gelesen. Das heisst Mondenkind und nicht Blumenkind.“ Mit dem ausgestreckten Finger deutet er auf das Wort.   Lächelnd wuschelt ihm Amina durch die Haare. „Danke, ihr lest so viel besser als ich, Atemu.“ Noch einmal liest sie den Satz und diesmal scheint sie es richtig zu machen, denn der Kleine nickt zufrieden und blättert dann höchstpersönlich die Seite um, als sie das letzte Wort vorgelesen hat.   Mit einem Lächeln auf den Lippen wacht Yami auf. Damals muss er so um die sieben Jahre alt gewesen sein, als er so auf ihrem Schoss gesessen und sie ihm vorgelesen hat. Weil es ihm auf dem Rücken liegend langsam etwas zu unbequem wird, dreht er sich auf die Seite und blickt nun in das schlafende Gesicht seines Shariks. Vorsichtig, weil er ihn nicht aufwecken möchte, streckt er seine Hand aus und streichelt über dessen Wange. Dabei denkt er wehmütig daran, dass dies der letzte Sonntag ist, den sie miteinander verbringen können, ehe Yugi mit May nach Wladiwostok aufbricht.   Obwohl sich sein Liebster wirklich Mühe gibt, ihn nur ganz sanft zu berühren, ist Yugi schon bei den ersten Streicheleinheiten aufgewacht. Allerdings öffnet er erst jetzt seine Augen, weil sich die Finger auf seiner Wange nicht mehr bewegen. „Morgen oder besser Nacht“, lächelt er Yami an. „Kannst du nicht schlafen?“ Zu seinem Erstaunen bekommt er als Antwort eine Kuschelattacke. Schmiegt sich sein Liebster doch nun so fest an ihn ran, als würde dieser in ihn reinkriechen wollen. „Yami? Was hast du denn?“ Besorgt legt er seine Arme um ihn und streichelt ihm sanft über den Rücken.   Yami weiss selbst nicht, was mit ihm los ist. Hat er doch einfach gerade das drängende Bedürfnis sich so eng wie möglich an seinen Sharik zu kuscheln und ihn am liebsten nie wieder loszulassen. „Musst du heute wirklich so viel erledigen? Kann das nicht bis morgen warten?“, rutscht es plötzlich aus ihm heraus.   Schwer seufzt Yugi nun auf. Das ist es also, was seinen Liebsten beschäftigt und eigentlich hat dieser ja auch Recht, nur wollte er ihn doch überraschen und diese braucht nun mal Zeit, um vorbereitet zu werden. „Yami, ich...“, nicht wissend, wie er fortfahren soll, bricht Yugi ab.   Fragend hebt Yami nun seinen Blick. „Was? Yugi, das ist unser letzter gemeinsamer Sonntag für über einen Monat.“ Er weiss, dass er sich kindisch verhält, aber es ist ihm gerade so etwas von egal.   Lächelnd legt Yugi seine Hand auf Yamis Wange. „Ich muss heute nur die Buchhaltung machen, aber danach will ich eine Überraschung für dich vorbereiten und darum habe ich dir gesagt, dass ich noch sehr viel zu tun habe. Was zwar schon auch stimmt, aber das kann ich bis auf das Packen alles tagsüber machen, wenn keine Kunden im Laden sind.“   Mit jedem Wort werden Yamis Augen grösser. „Und darum hast du mich angelogen? Yugi, du hättest mir nur sagen müssen, dass ich für eine Weile im Stall bleiben soll, weil du etwas vorbereiten willst.“ Mit beiden Händen umfasst er die Wangen seines Shariks. „Nur, brauchst du dafür wirklich den ganzen Tag? Ich meine, wenn ich mich bei den Pferden beeile, dann muss ich immer nur zum Füttern raus und ausmisten tue ich ja inzwischen eh meistens schon am Morgen und muss den Karren dann nur noch rausstellen und...“, ein Finger auf seinen Lippen lässt ihn verstummen.   „Yami, was ist denn mit dir los? So kenne ich dich doch gar nicht.“ Den Finger nun von Yamis Lippen nehmend, streicht er ihm eine Strähne aus der Stirn. „Wenn du aber willst, dann kannst du mir Gesellschaft leisten, während ich die Buchhaltung mache, aber nach dem Mittagessen musst du mich dann wirklich allein lassen, damit ich die Überraschung vorbereiten kann.“ Langsam beugt er sich vor, bis nur noch Millimeter zwischen ihren Lippen liegen. „Und wenn du den Mistkarren wieder reingeholt hast, dann geh ins Bad, stell dich gemütlich unter die Dusche und zieh dir dann die Sachen an, die für dich auf dem Hocker bereitliegen werden. Wenn du das alles gemacht hast, kommst du hoch und klopfst an die geschlossene Tür.“ Zwar wollte er das alles eigentlich seinem Grossvater sagen, damit dieser es am Abend dann an Yami weitergibt, aber so wie sein Liebster gerade wirkt, ist es so sicher besser für dessen Nerven.   Mit weit aufgerissenen Augen sieht Yami in Yugis Augen. Doch dann überbrückt er stürmisch den kleinen Abstand zwischen ihnen. Es ist kein leidenschaftlicher Kuss, den sie teilen. Trotzdem atmen sie schwer, als sich ihre Lippen schliesslich wieder voneinander lösen. „Sharik, das werde ich machen, aber sobald Monk weg ist, stelle ich mich sicher nicht lange unter die verdammte Dusche.“   Diese Aussage lässt Yugi unwillkürlich schmunzeln. „Ist gut und ich freue mich schon darauf.“ Sanft zieht er seinen Liebsten wieder an seine Brust. „Na komm, es ist noch mitten in der Nacht. Lass uns noch ein wenig schlafen.“   Seinen Kopf auf Yugis Brustkorb ablegend, lauscht Yami dem beruhigenden Herzschlag. Deutlich spürt er, wie sich seine innere Unruhe nun langsam wieder ein wenig beruhigt. Mit einem leisen aufseufzen schliesst er seine Augen und obwohl er es nicht wirklich geglaubt hat, schläft er nach einer Weile wirklich ein.   Erst als Yugi merkt, dass sein Liebster eingeschlafen ist, schliesst auch er seine Augen. Trotzdem braucht er noch eine ganze Weile, bis sich seine Gedanken soweit beruhigt haben, dass auch er wieder einschlafen kann.   Als ein vorwitziger Sonnenstrahl direkt in sein Gesicht scheint, will sich Yami genervt umdrehen. Nur kommt er nicht weit, weshalb er verschlafen seine Augen öffnet und erstaunt feststellt, dass er beinahe komplett auf dem schlafenden Yugi liegt und von diesem festgehalten wird. Weil er ihn nicht aufwecken möchte, legt er sich wieder bequem hin und hört dem ruhigen Herzschlag seines Shariks zu. Dabei lässt er sich ihr Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen und fragt sich nun, was ihn wohl für eine Überraschung erwarten wird. Ohne dass er es bemerkt, beginnt er in seinen Überlegungen versunken die Finger auf Yugis nackten Oberkörper hin und her zu bewegen. Dies führt dazu, dass nun auch dieser aufwacht und nach Yamis Hand greift. „Guten Morgen.“ Sanft haucht er seinem Liebsten einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich vorsichtig unter ihm hervorwindet.   Sofort hebt Yami seinen Oberkörper ein wenig an und wartet geduldig ab, bis es sich sein Sharik neben ihm auf der Seite liegend gemütlich gemacht hat. „Guten Morgen.“ Anders als Yugi küsst er ihn nicht auf die Stirn, sondern auf die Lippen. Nur warten sicher schon die Pferde auf ihn und weil er lieber vor dem Stall seine Morgentoilette erledigt, als danach, beendet er den Kuss nach einem viel zu kurzen Moment wieder. „Ich bin dann mal unten.“   „Ist gut, bis später.“ Sich wieder in die Kissen kuschelnd, beobachtet Yugi, wie sein Liebster aus dem Bett steigt und durch das Zimmer zum Stuhl läuft, um die Kleider von der Lehne zu nehmen.   Deutlich ist sich Yami der Blicke seines Shariks bewusst und irgendwie geniesst er sie sogar, weshalb er auf dem Weg zur Tür noch einmal zum Bett blickt und verschmitzt grinsend dem Deckenberg zu zwinkert, ehe er in den Flur hinausgeht.   Obwohl sein Liebster ihm so zugezwinkert hat, beschleicht Yugi das Gefühl, dass es immer noch in dessen Inneren arbeitet. Nun deswegen auch unruhig werdend, schlägt Yugi mit einem Seufzen die Decke zurück und setzt sich auf die Bettkante. „Verdammt, es ist Sonntag, die Sonne ist erst aufgegangen und ich bin wach“, leise vor sich hinmurmelnd fährt er sich durch die Haare, ehe er nach einem langen Blick aus dem Fenster schliesslich aufsteht und sich frische Kleider aus seiner Schrankhälfte holt. Dabei fällt sein Blick auf einen Stapel neu genähter Kleider, was ihn unwillkürlich lächeln lässt, als er sich vorstellt, was er für den heutigen Abend geplant hat.   Unterdessen hat Yami seine Morgentoilette beendet und betrachtet sich nachdenklich im Spiegel. „Verdammt, was ist nur mit mir los? Warum zum Seth habe ich so ein Problem damit, dass Yugi in ein paar Tagen für einen ganzen Monat verreisen wird?“ Sich die Nasenwurzel reibend, schliesst er kurz die Augen, ehe er sich umwendet und nach seinen Shorts greift, die er einen Moment lang nachdenklich mustert, bevor er das Badezimmer verlässt und wieder nach oben geht, um die Shorts in ihrem Zimmer in den Wäschekorb zu legen. In der Tür bleibt er dann jedoch stehen, weil er Yugi in Gedanken versunken beim Schrank stehen sieht. „Sharik? Ist alles in Ordnung?“ Kaum hat er seine Frage gestellt, schlägt dieser die Schranktür erschrocken zu und sieht ihn mit weit aufgerissenen Augen an. „Verdammt Yami, erschrecke mich doch nicht so.“ Sich die Hand auf die Brust legend, atmet Yugi ein paar Mal tief durch. „Ja, es ist alles in Ordnung, ich war nur in Gedanken.“ Lächelnd geht Yugi mit seinen Kleidern auf dem Arm zu seinem Liebsten und legt ihm sanft die Hand auf die Wange. „Schau nicht so besorgt. Ich war wirklich nur in Gedanken und habe dich einfach nicht kommen gehört.“ Als sein Liebster nun, ihn dabei weiterhin aufmerksam musternd, zögernd nickt, gibt er ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Ich bin dann jetzt im Bad. Bis nachher.“   „Okay“, deutlich ist Yami anzuhören, dass er immer noch leicht besorgt ist. Weil er aber inzwischen diesen Ausdruck in den Augen seines Shariks kennt, fragt er nicht weiter nach, sondern sieht ihm nur kurz hinterher, ehe er zu dem Wäschekorb, welcher wie immer neben dem Schrank steht, geht und die Shorts in diesen reinfallen lässt. Nach einem letzten Blick durch das Zimmer, verlässt er dieses wieder und geht in den Stall, wo er schon ungeduldig erwartet wird. „Ja, Jungs. Ich bringe euch ja schon euer Heu. So spät bin ich jetzt wirklich nicht dran, dass ihr am Verhungern seid.“ Kurz krault er die beiden am Hals und zwischen den Ohren, bevor er weiter ins Lager geht, um die vorbereiteten Heunetze zu holen. Kaum hat er diese in die Boxen gehängt, zupfen die beiden Racker zufrieden die Halme zwischen den Maschen hervor, was ihn nun leicht schmunzeln lässt. Besonders weil Rocky dabei immer wieder das eine Ohr regelrecht zur Seite fallen lässt, nur um es kurz darauf wieder aufzustellen.   Während die beiden ihr Frühstück fressen, geht Yami mit den leeren Netzen ins Lager um diese für das zweite Frühstück der beiden zu stopfen. Dabei fällt ihm auf, dass schon wieder ein guter Teil der Heu- und Strohballen aufgebraucht sind. Was ihn schon beinahe gepeinigt aufseufzen lässt. Glaubt er doch schon beinahe wieder seine schmerzenden Muskeln von der letzten Einlagerungsaktion zu spüren. Nachdem er beide Netze an die Haken gehängt hat, verlässt Yami das Lager wieder und sieht, dass die beiden schon beinahe das ganze Heu gefressen haben. Weshalb er nun noch die Wassertröge füllt und nach einem Blick zum Himmel wieder zurück ins Haus geht. Irgendwie hat er heute wohl für diese Arbeiten ein wenig länger als sonst gebraucht, weshalb er darauf verzichtet, sich noch eine Weile auf die Hintertreppe zu setzen.   Während er sich die Hände wäscht, hört Yami, dass in der Küche geredet wird. Allerdings kann er bis auf ein paar Wortfetzen nicht wirklich etwas verstehen. Trotzdem weiss er, dass es wohl um die Reise nach Wladiwostok gehen muss, weil dieses Wort vorhin gefallen ist.   Entspannt lehnt Yugi an der Arbeitsplatte. „Also, wenn du Stoff von den grossen Ballen zuschneiden musst, dann lass das bitte Yami machen. Er kann inzwischen sogar mit der teuren Seide sicher umgehen und ich will nicht, dass du dich überhebst und lass die schweren Arbeiten wirklich von ihm erledigen. Bitte versprich mir das Grossvater. Ich will dich nämlich nicht wieder im Heilerhaus besuchen müssen, wenn ich aus Wladiwostok zurückkomme.“ Die Arme verschränkend sieht er seinen Grossvater an, der sich mit einem schon beinahe trotzigen Gesichtsausdruck auf seinem Stuhl zurücklehnt. „Yugi, ich bin letztes Jahr gestürzt und darum hatte ich mir den Rücken verrenkt. Also tu bitte nicht so, als ob ich ein unvorsichtiger alter Mann wäre. Wenn du dir so viele Sorgen machst, dass ich mich überarbeite, warum bringst du dann Blacky und Rocky nicht wieder zu Jono? So, wie du es in den letzten Jahren gemacht hast. Dann kann sich Yami voll und ganz auf den Haushalt und die anderen schweren Arbeiten konzentrieren.“   Gerade als Yugi etwas darauf erwidern möchte, sieht er Yami in der Tür stehen. Mit einem Lächeln stösst er sich von der Arbeitsplatte ab und geht zu seinem Liebsten. Die Arme locker um dessen Taille legend, schmiegt er sich an ihn. „Keine Sorge, die Pferde bleiben hier bei uns.“ Durch die Worte seines Shariks beruhigt, umschliesst Yami ihn nun auch mit den Armen. „Gut, denn das würde ich auch nicht zulassen und ich werde gut auf Grossvater aufpassen, dass er keinen Blödsinn macht. Also mach dir keine Sorgen, die absolut unnötig sind.“   Vor sich hin murrend, verschränkt Sugoroku die Arme. „Na toll, als ob ich schon ein alter Tattergreis wäre, dabei könnte ich ohne Probleme alles allein erledigen.“ Dabei sieht er zu seinen beiden Enkeln, die eng umschlungen dastehen und wird jetzt auf einmal von Yami gemustert.   Sich nun von Yugi lösend stellt sich Yami mit hinter dem Rücken verschränkten Armen aufrecht hin. „Grossvater, du bist sicher kein alter Tattergreis, aber du hast nicht nur einen kaputten Rücken, sondern auch Asthma. Also hat Yugi vollkommen Recht, wenn er sich Sorgen um dich macht. Also hör auf vor dich hinzumurren und sicher könntest du alles allein erledigen, aber ich bin dann derjenige, der sich wieder um deine Rückenschmerzen kümmern darf.“ Todernst sieht er Sugoroku direkt ins Gesicht, was diesen einmal leer schlucken lässt. Spielt Yami doch auf den letzten Waschtag an, an dem er sich ganz klar überschätzt hatte und ihn dieser durch eine ziemlich schmerzhafte Massage regelrecht wieder einrenken musste.   Nur mit Mühe kann sich Yugi bei den Worten und Grossvaters Gesichtsausdruck ein breites Grinsen verkneifen. Hat Yami ihm durch diese regelrecht den Wind aus den Segeln genommen. „Na kommt, es wird langsam Zeit fürs Frühstück.“ Sofort hat er mit diesem einen Satz die Aufmerksamkeit von den beiden, die wohl in den letzten Minuten vollkommen vergessen hatten, dass er sich auch noch im Raum befindet.   Wie auf Kommando knurrt nun Yamis Magen laut und deutlich, was besonders Sugoroku nun breit grinsen lässt. „Ich denke, das ist Antwort genug oder mein Junge?“   Mit nun leicht geröteten Wangen setzt sich Yami an den Tisch und greift nach seinem Tee, der ihm vermutlich von Yugi schon eingeschenkt worden ist. Doch schon nach dem ersten Schluck verzieht er das Gesicht und greift nach dem Honigglas.   Dies lässt Yugi unwillkürlich schmunzeln. Das war ja so etwas von abzusehen, denn er hat ihm vorhin wirklich nur den Tee eingeschenkt, weil er sich nicht mehr sicher gewesen ist, wie viel Honig sein Liebster nun nimmt, weil das je nach Stimmung extrem variiert. Der Rekord, liegt bis jetzt bei drei Löffeln, aber den bricht Yami gerade mit dem fünften Löffel Honig der in der Tasse verschwindet.   Mit weit aufgerissenen Augen hat Sugoroku beobachtet, wie sich der Tee gerade zu Honigtee verwandelt und Yami sich dann auch noch ein Brötchen so dick mit Honig bestreicht, dass dieser schon beinahe am Rand wieder runterläuft.   Nach einem Schluck Tee, lehnt sich Yami mit dem Brötchen in der Hand zurück und atmet tief durch.   Vielsagend sehen sich Sugoroku und Yugi an, sagen jedoch kein Wort zu Yamis Verhalten. Weil sie das ja schon von ihm gewohnt sind und in den letzten Tagen hatte sich der Honigverbrauch ja auch schon spürbar gesteigert, weshalb Sugoroku gestern extra noch einmal zum Markt gegangen ist, um unter anderem noch ein paar Gläser zu besorgen.   Nach dem Frühstück räumt Yami zusammen mit Yugi den Tisch ab und schnappt sich dann das Geschirrtuch und stellt sich neben Sugoroku, um diesem beim Abwasch zu helfen.   Während er den sauberen Teller an Yami weiterreicht, mustert Sugoroku ihn aufmerksam. „Ist dir von dem ganzen Honig nicht schlecht? Der Tee muss ja schon beinahe abartig geschmeckt haben und dann noch die drei Honigbrötchen.“ Erstaunt sieht Yami ihn nun an. „Nein, mir ist nicht schlecht und ja, der Tee war ein wenig süss, aber da wir uns ja keine Schokolade leisten können...“, mit den Schultern zuckend stellt er den Teller ins Regal und greift nach dem nächsten, um diesen nun auch abzutrocknen.   Die Augenbraue hochziehend, nickt Sugoroku kurz. „Ah ja, ein wenig süss... Na, wenn du das sagst, wird das schon stimmen.“   Unterdessen hat es sich Yugi im Lager am Schreibtisch mit seinen Unterlagen und den Münzsäckchen bequem gemacht und beugt sich nun konzentriert über das grosse Buch, um die Wocheneinnahmen und -ausgaben von den kleinen Büchern in dieses zu übertragen.   Auf einmal geht die Tür auf und nur Sekunden später schlingen sich zwei Arme von hinten um ihn. „Stört es dich wirklich nicht, wenn ich dir Gesellschaft leiste?“, während er das fragt, legt Yami seinen Kopf auf Yugis Schulter und blickt neugierig auf die Zahlenreihen. Nach dem ersten Schreckmoment, lehnt sich Yugi entspannt nach hinten. „Es stört mich wirklich nicht, allerdings ist es etwas schwierig zu schreiben, wenn du mich so festhältst.“ Schmunzelnd dreht er seinen ein wenig zur Seite, um seinen Liebsten besser ansehen zu können. „Weisst du, dann ist mir nämlich mehr nach schmusen zumute, als nach Arbeit.“ Kaum hat er das ausgesprochen, hellt sich Yamis Miene, die sich vorher leicht verdüstert hatte, auf. „Na gut, dann setze ich mich hier neben dir auf die Tischplatte und sehe dir zu.“ Nachdem er ihm ein kleines Küsschen auf die Wange gegeben hat, lässt er Yugi bedauernd los. Vorsichtig, um nichts durcheinander zu bringen, setzt er sich nun auf die Tischplatte und mustert die verschiedenen Säckchen. „Also, die gelben Bänder sind das Haushaltsgeld und die blauen Bänder kennzeichnen die Beutel in denen die Münzen für die Stoffe und Tücher sind. Doch da sind auch noch Beutel mit schwarzen, grünen, roten und lilanen Bändern. Wofür sind denn die?“, mit einem fragenden Blick zu Yugi deutet er auf die Beutel, neben denen kleine Haufen aus Silbermünzen liegen.   Lächelnd folgt Yugi mit seinem Blick Yamis ausgestrecktem Arm zu den Beuteln. Den Füllfederhalter zur Seite legend, lehnt er sich entspannt zurück. „Der Beutel mit den schwarzen Bändern ist für die Steuern, die alle vier Monate fällig sind. Darum ist der Beutel auch so leer, da die Steuereintreiber in der Woche, als wir in Edo gewesen sind, die Steuern abgeholt haben. Der Beutel mit dem grünen Band ist Grossvaters privater Geldbeutel, der mit dem lilanen Band ist meiner und der mit dem roten Band ist deiner. Wir machen es nämlich so, dass wir jeden Monat zehn Silbermünzen für persönliche Sachen zur Verfügung haben und immer am letzten Sonntag im Monat, gebe ich die zehn Münzen für den nächsten Monat in die Beutel und trage das auch in die Buchhaltung so ein, dass ich dann nur noch unter Ausgaben angeben muss, dass so und so viele Münzen für private Zwecke ausgegeben worden sind.“ Weil ihn Yami nun mit grossen Augen ansieht, nimmt er den Beutel mit dem roten Band in die Hand und gibt die zehn Münzen hinein, ehe er ihn seinem Liebsten in die Hand drückt. „Das ist wirklich deiner und weil du seit März bei uns bist, haben sich auch schon so einige Münzen angesammelt. Wenn du also etwas für dich kaufen möchtest, dann sag es einfach Grossvater oder mir und wir gehen es dann mit dir besorgen, weil du ja leider selbst keine Einkäufe machen darfst.“   Ungläubig mustert Yami den Beutel in seiner Hand. „Und das sind wirklich meine Silbermünzen und ich darf damit machen, was ich will?“ Unsicher sieht er zu Yugi, der lächelnd nickt. „Ja, du darfst damit machen, was du willst. Du kannst die Münzen weiter sparen oder dir auch mal etwas leisten. Ach ja, Kleider, Schuhe und Hygieneartikel bezahlen wir vom Haushaltsgeld. Die privaten Münzen musst du also wirklich nur für deinen kleinen Luxus zwischendurch verwenden.“   Immer wieder wandert Yamis Blick zwischen Yugi und dem Beutel hin und her. „Also, wenn ich genug Münzen habe, dann könnte ich Grossvater oder dich bitten, für mich Nussschokolade zu kaufen?“   Schmunzelnd nickt Yugi. „Ja, das könntest du. Allerdings haben wir nicht umsonst keine Schokolade im Haus. Eine Tafel gute Nussschokolade kostet nämlich so um die vierzig Silbermünzen.“ Als er nun schockiert angesehen wird, legt er ihm die Hand in den Nacken und zieht ihn so sanft zu sich runter. „Du kannst ja mal nachzählen, ob du schon genug Münzen hast und wenn du willst, kann dir ja dann Grossvater eine Tafel vom Markt mitbringen, wenn er am Dienstag wieder hingeht.“ Leicht legt er seine Lippen auf Yamis, ehe er ihn wieder loslässt. „So, jetzt muss ich aber die Buchhaltung weiter machen und du kannst übrigens jederzeit an den Tresor. Den Zahlencode kennst du ja. Gib uns aber bitte Bescheid oder trage es in dieses Buch hier ein, wenn du dir Münzen rausnimmst.“ Den Füllfederhalter in die Hand nehmend, lächelt er seinen Liebsten noch einmal an, bevor er sich konzentriert an die letzte Zahlenreihe macht.   Eine Weile sitzt Yami noch mit dem Beutel in der Hand auf dem Tisch. Doch dann überwiegt die Neugier. Deswegen steht er auf und setzt sich in einigem Abstand zu dem konzentriert arbeitenden Yugi auf dem Boden hin. Mit äusserster Vorsicht öffnet er den Beutel und lässt die Silbermünzen auf den Boden fallen. Ungläubig sieht er nun auf den Haufen. Das sind doch sicher mehr als vierzig Münzen. Oder? Langsam beginnt er zu zählen und schiebt dabei immer zehn Münzen auf einen eigenen kleinen Stapel. Nachdem er vier solcher Stapel hat, beginnen seine Augen zu leuchten, als dann noch drei Stapel hinzukommen, kann er ein glückliches Strahlen nicht mehr unterdrücken. „Ich kann mir Nussschokolade leisten. Yugi, ich kann mir eine Tafel Nussschokolade leisten und wenn ich sonst nichts ausgebe, dann im Oktober oder November noch eine!“   Sich für seinen Liebsten freuend, dreht sich Yugi lächelnd zu ihm um. „Das ist toll! Dann gib Grossvater einfach Bescheid. Dann nimmt er nämlich deinen Beutel mit und bezahlt die Schokolade gleich mit deinen Münzen.“ Innerlich schmunzelnd bemerkt Yugi, wie nun Yamis Augen regelrecht zu leuchten beginnen und dieser dann mit äusserster Vorsicht die Münzen wieder in seinem Beutel verstaut. Nachdem Yami diesen dann wieder mit dem roten Band verschlossen hat, sieht er wieder nachdenklich zu Yugi. „Wann hast du eigentlich Geburtstag und wie alt wirst du dann?“ Den Kopf leicht zur Seite neigend sieht er seinen Sharik fragend an. Sich nun auf seinen Knien abstützend beugt sich Yugi etwas vor. „Ich habe mich schon gefragt, wann du das fragen wirst. Ich habe am 10. Oktober Geburtstag und werde dieses Jahr 25. Wenn ich also mit dem Wetter viel Pech habe, dann darf ich meinen Geburtstag auf dem Schiff feiern, aber das ist zum Glück erst einmal der Fall gewesen.“   Nun nachdenklich nickt Yami, während er gleichzeitig zu überlegen beginnt, was er seinem Sharik zum Geburtstag schenken könnte. „Verstehe. Gibt es denn etwas, was du dir wünschst?“ Noch immer auf dem Boden sitzend, mustert er aufmerksam die Mimik von Yugi. „Ich wünsche mir nichts zu meinem Geburtstag. Weisst du, ich habe ja alles, was ich mir nur wünschen kann. Ich habe dich und Grossvater und meine Freunde, was gibt es für ein schöneres Geschenk? Ich würde nur gern meine Eltern wiedersehen, aber das ist ja leider unmöglich.“ Bedrückt senkt Yugi seinen Blick. „Weisst du, ich habe nicht mal ein Bild von ihnen. Zwar wollte mein Vater wohl damals ein Familienbild anfertigen lassen, aber dazu ist es nie gekommen und wer hätte gedacht, dass meine Mutter auch früh sterben wird.“ Auf einmal spürt er, wie er in eine tröstende Umarmung gezogen wird. „Manchmal vermisse ich sie so sehr und ich habe solche Angst, dass ich auch Grossvater viel zu früh verlieren könnte oder dass ihm etwas passiert, wenn ich nicht da bin.“ Seine Arme um Yami schlingend, vergräbt er sein Gesicht an dessen Oberkörper und beginnt leise zu schluchzen.   Tröstend fährt Yami immer wieder über Yugis Rücken, während er ihm das gibt, was er sonst immer von ihm bekommt. Halt, Sicherheit und Trost. Erst als das Schluchzen verstummt ist, beginnt er zu sprechen. „Ich bin ja da und ich werde so gut ich kann auf Grossvater aufpassen. Das verspreche ich dir.“   Das Gesicht immer noch in Yamis Hemd vergraben haltend, nickt Yugi. „Ich weiss und darum bin ich auch froh, dass du bei ihm bist, während ich in Wladiwostok bin.“ Es dauert lange, bis er sich von seinem Liebsten lösen und ihm ins Gesicht sehen kann. „Danke, dass du da bist. Ich bin so froh, dass ich dich getroffen habe und...“, ein Finger auf seinen Lippen lässt ihn verstummen. „Sharik, du musst dich nicht bedanken. Ich bin übrigens auch froh, dass ich dich getroffen habe.“ Lächelnd beugt er sich runter und vereint ihre Lippen in einen langsamen Kuss. Erst als sie wieder richtig atmen müssen, löst er sich widerstrebend von seinem Sharik. Ihm nun zärtlich mit den Daumen über die Wangen streichelnd, sieht Yami tief in Yugis Augen. „Mein Herz gehört dir, Sharik.“   Diese Worte lassen Yugis Herz unwillkürlich höher schlagen. „Mein Herz gehört dir auch, Liebster.“ Nun greift er nach Yamis Handgelenken und zieht dessen Hände von seinem Gesicht. Einem Schmetterling gleich, lässt er seine Lippen über dessen Fingerspitzen gleiten, ehe er aufsteht und nun seinen Liebsten in einen Kuss verwickelt, mit dem er ihm zu zeigen versucht, wie sehr er ihn liebt.   Erst ein Räuspern lässt ihn sich zurückziehen. „Grossvater, was ist los?“, fragend sieht er zur Tür, während er sich gleichzeitig langsam aus Yamis Armen löst. „Ich will ja nicht stören, aber in ein paar Minuten gibt es Mittagessen und ich vermute mal, dass Yami vorher die Pferde noch füttern möchte.“ Schmunzelnd beobachtet er, wie Yami nun zum Fenster blickt und sich dann leise fluchend umdreht.   Yami will schon an Sugoroku vorbei gehen, als er plötzlich inne hält. „Grossvater, könntest du mir bitte beim nächsten Mal, wenn du auf den Markt gehst, von meinen Münzen eine Tafel gute Nussschokolade kaufen?“, innerlich schon ein Nein erwartend, sieht er ihn an. „Natürlich, ich nehme dann einfach deinen Beutel gleich mit, dann musst du Yugi nur noch aufschreiben, wie viele von deinen Münzen ausgegeben worden sind“, nickt Sugoroku ihm zu, was Yami erleichtert aufatmen lässt. „Danke, dann bin ich jetzt die Pferde am Füttern.“ Von der positiven Antwort leicht überfordert, rennt Yami schon beinahe in den Stall.   Dies lässt Yugi und Sugoroku einander kopfschüttelnd ansehen. „Du hast ihm aber schon gesagt, dass gute Nussschokolade so um die vierzig Silbermünzen kostet?“ Die Arme vor der Brust verschränkend, blickt er seinen Enkel ernst an.   „Ja, ich habe es ihm gesagt, aber wenn er sich diese Schokolade leisten möchte, dann verbiete ich es ihm sicher nicht. Schliesslich kann er mit seinen Münzen machen, was er will.“ Mit den Schultern zuckend setzt sich Yugi wieder hin und stützt sein Kinn in die Hand. „Warum glaubst du, ist er vorhin schon beinahe geflüchtet? Das hat er doch schon ewig nicht mehr gemacht.“   Seufzend fährt sich Sugoroku durch die Haare. „Ich vermute, diese ganze Sache, dass er eigene Münzen besitzt und diese wirklich so ausgeben kann, wie er will, hat ihn gerade etwas überfordert. Denn ich glaube kaum, dass er in den letzten Jahren auch nur einen Kupferling sein eigen nennen konnte.“   Verstehend nickt Yugi. „Er hat vorhin jede einzelne Münze genau abgezählt und voller Ehrfurcht behandelt und du hättest sehen sollen, wie seine Augen vor Freude geleuchtet haben, als er gemerkt hat, dass er genug Münzen für die Schokolade hat.“ Bei dem Gedanken daran, beginnt Yugi leicht zu lächeln.   Weil sein Enkel nun in einer eigenen Welt zu sein scheint, geht Sugoroku leise wieder aus dem Lager und lässt ihn allein weiterträumen.   Pünktlich zum Mittagessen erscheint Yugi in der Küche. „Das riecht ja lecker.“ Weil sein Grossvater noch dabei ist, den letzten Pilzpfannkuchen in der Pfanne zu wenden, greift er sich die Karaffe und füllt diese mit frischem Wasser. In dem Moment, als er den letzten Becher mit Wasser füllt, kommt auch Yami in die Küche. „Entschuldigt, musstet ihr warten?“   Lächelnd schüttelt Sugoroku den Kopf. „Nein, der letzte Pilzpfannkuchen ist gerade fertig geworden. Du bist also genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen.“ Mit Hilfe eines Topflappens nimmt er den gefüllten Teller von der heissen Herdplatte und stellt diesen vorsichtig auf den Tisch.   Kritisch beäugt Yami die Pfannkuchen und nimmt sich dann zögernd einen. Vorsichtig probiert er einen Bissen, nachdem er gesehen hat, dass Yugi die wohl ganz lecker findet. Pfannkuchen mit Pilzen und Schnittlauch, also so wirklich schmecken tut ihm das nicht. Allerdings ist es essbar, weshalb er ihn aufisst, sich dann aber keinen weiteren nimmt.   Dies lässt Sugoroku leicht die Stirn runzeln. „Magst du die Pfannkuchen so nicht?“, fragend sieht er Yami an, der nach einem Moment zögernd den Kopf schüttelt. „Sorry Grossvater, aber ich mag Pfannkuchen lieber süss.“ Verlegen senkt er den Kopf auf seinen leeren Teller. Deswegen sieht er nicht, wie Sugoroku aufsteht und zur Arbeitsplatte geht, um von dort einen Teller mit zwei Pfannkuchen ohne alles, zu holen. „Hier, dann iss du die beiden Pfannkuchen mit Honig oder Marmelade. Ich wollte sie zwar morgen für eine Suppe verwenden, aber diese kann ich auch ohne sie machen.“   Es dauert einen Moment, bis Yami wirklich realisiert hat, dass vor ihm nun ein gefüllter Teller steht. Erstaunt sieht er nun zu Sugoroku, der den Blick grinsend erwidert. „Die Marmelade oder den Honig musst du allerdings schon selbst holen.“ Noch immer sprachlos steht Yami auf und holt sich aus der Vorratskammer die Marmelade. Erst als er dann schon den ersten Bissen im Mund hat, fällt ihm ein, dass er sich noch gar nicht bedankt hat, weswegen er schnell runterschluckt. „Danke Grossvater, so schmecken die Pfannkuchen viel besser.“   Schmunzelnd nimmt sich Sugoroku einen weiteren der Pilzpfannkuchen. „Nichts zu danken. Wenn du etwas nicht magst, dann musst du es auch nicht essen und in der Regel findet sich ja immer irgendeine Alternative.“   Grinsend hat Yugi schweigend alles beobachtet, während er nun schon seinen zweiten Pfannkuchen am Essen ist. „Na, wenn du deinen zweiten Pfannkuchen nicht essen willst, dann nehme ich mir noch einen.“ Zwar ist er eigentlich schon satt, aber diesen einen Pfannkuchen kann er beim besten Willen nicht liegen lassen.   Kopfschüttelnd sieht Sugoroku zu seinem Enkel, der sich doch jetzt tatsächlich noch den letzten Pfannkuchen einverleibt. „Sag mal Yugi, bist du mit der Buchhaltung fertig?“   Noch mit vollem Mund nickt Yugi, schluckt dann aber doch zuerst runter, ehe er richtig antwortet. „Ja, die Buchhaltung ist fertig.“ Nun blickt er über den Tisch zu Yami, der verstehend den Kopf neigt. „Ja, ich weiss, du willst die Überraschung vorbereiten, weshalb ich den Nachmittag im Stall verbringen und erst reinkommen werde, wenn Monk den Mist geholt hat.“ Leise vor sich hingrummelnd schiebt er sich das nächste Pfannkuchenstück in den Mund. Er will sich nicht von seinem Sharik fernhalten. Sondern so viel Zeit wie nur möglich mit ihm verbringen, um dann die Zeit ohne ihn besser überstehen zu können.   Nachdem sie gemeinsam die Küche aufgeräumt haben, geht Yami in den Hinterhof und versperrt als erstes das Tor mit den beiden Seilen, ehe er Blacky und Rocky aus ihren Boxen lässt. Obwohl er noch kein Heu auf dem Boden verteilt hat, laufen die beiden voller Elan hin und her, was in ihm eine Idee reifen lässt. Doch zuerst mistet er die Boxen aus und löst die Wassertröge aus ihren Halterungen, um diese im Hof mal wieder gründlich zu putzen. Dabei wird er aufmerksam von den beiden Pferden beobachtet, die immer wieder ihre Köpfe über seine Schultern strecken und ihm dabei in die Ohren schnauben, was ihn jedes Mal leise kichern lässt. „Mensch Jungs, das kitzelt doch.“ Sanft aber dennoch nachdrücklich schiebt er die beiden Pferdeköpfe zur Seite, so dass er aufstehen kann. Zufrieden mustert er die nun wieder blitzblanken Tröge, ehe er sie zurück in den Stall trägt und sie wieder in ihren Halterungen befestigt. Gefolgt von Blacky und Rocky läuft er nun mit dem Wassereimer hin und her und füllt so die Tröge wieder mit frischem Wasser.   Doch auf einmal sind die Pferde nicht mehr hinter ihm, was ihn sich erstaunt umsehen lässt. Dann sieht er die beiden an der Pumpe stehen, die sie immer wieder mit ihren Nasen anstupsen. So als würden sie herausfinden wollen, wie sie denn nun an das Wasser kommen. Kopfschüttelnd beobachtet er die beiden lächelnd, ehe er ins Lager geht und dort seine Arme mit Heu belädt, um es für die beiden auf dem Boden des Hinterhofes zu verteilen, bevor er sich daran macht, die Boxen mit frischem Stroh auszulegen. Hatte er doch bis jetzt darauf verzichtet gehabt, weil er vorhin das alte Wasser aus den Trögen einfach ausgeleert hatte und er das Stroh nicht auf den nassen Böden hatte verteilen wollen.   Unterdessen ist Yugi dabei, das Schlafzimmer nach seinen Vorstellungen für die Überraschung herzurichten. Dabei ist er wirklich froh, dass Amara damals aus den unverkäuflichen Stoffresten immer Kissen und sogar mal eine Picknickdecke genäht hatte. Sorgfältig drapiert er die Kissen auf dem Boden um die Decke herum. So, dass sie es dann wirklich bequem haben werden. Nachdem er mit seinem Werk zufrieden ist, holt er die Teelichter aus seinem Nachttisch und verteilt diese gleichmässig im Zimmer.   Nach einem Blick zum Fenster, geht Yugi zum Schrank und holt dort die Kleider heraus, die May auf seine Bitte hin geschneidert und die er gestern bei ihr abgeholt hatte.   Zusammen mit den neuen Schuhen trägt er sie nun nach unten und legt sie ihm Badezimmer auf den Hocker, ehe er in die Küche geht, um aus der Vorratskammer den Korb mit den Speisen zu holen. Nach kurzem Suchen findet er in der hintersten Ecke eines der Schränke sogar die Weingläser, welche sie sonst nie benutzen und legt diese auch in den Korb, nachdem er sie kurz gespült hat.   Inzwischen versucht sich Yami darin, mit den beiden Pferden gleichzeitig freie Bodenarbeit zu machen, was zu seinem Erstaunen sogar sehr gut funktioniert. Wenn man davon absieht, dass die beiden ihm öfters als sonst ausbrechen und er sie dann wieder zurück in den grossen Kreis um sich herum lenken muss. Mit zwei Pferden gleichzeitig ist es wirklich viel schwieriger, als wenn er sich nur auf einen der beiden konzentrieren muss. Dann ist es endlich soweit. Nach einem Blick zum Himmel bringt Yami die beiden zurück in ihre Boxen und schiebt dann den Mistkarren auf die Strasse. Nachdem er die Kupfermünze, welche er schon den ganzen Nachmittag über in der Tasche gehabt hatte, in die Vertiefung gelegt hat, geht er die letzten Heunetze für den heutigen Tag holen und hängt diese in die Boxen der beiden. Jetzt nur noch schnell den Hafer in die Futtertröge legen und dann kann er endlich zurück zu seinem Sharik, denn Monk hat inzwischen den Mist abgeholt.   Voller Vorfreude geht Yami ins Haus und vergisst beinahe, sich die Hände zu waschen. So sehr ist er in Gedanken schon bei dem, was ihn später wohl erwarten wird. Als er ins Badezimmer kommt, sieht er als erstes den Kleiderstapel auf dem Hocker liegen und die schwarzen Lederschuhe auf dem Boden stehen. Im ersten Moment will er schon rübergehen und sich die Sachen genauer betrachten. Doch dann entscheidet er sich dagegen. Stattdessen zieht er sich eilig aus und stellt sich unter die Dusche. Das kühle Wasser geniessend, seift er sich mit langsamen Bewegungen ein. Allzu lange steht er jedoch nicht unter der Dusche, sondern stellt das Wasser beinahe sofort ab, als er sich den Schaum restlos vom Körper gewaschen hat.   Als er sich dann endlich fertig abgetrocknet hat, geht Yami zu dem Kleiderstapel und nimmt das weisse Hemd in die Hand. „Ein Hemd? Was hat Yugi denn geplant?“, murmelt er fragend vor sich hin, ehe er es anzieht und dabei das Gefühl des weichen Stoffes auf seiner Haut geniesst. Beim nächsten Kleidungsstück kann er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, hat sein Sharik doch sogar an eine neue Shorts gedacht. Denn dunkelblaue Shorts haben sich bisher nicht in seinem Besitz befunden, genauso wenig wie die schwarze Stoffhose, in die er nun steigt. Nachdem er sich auch die Schuhe angezogen hat, stellt sich Yami vor den Spiegel und mustert sich so weit es geht. Erstaunt stellt er dabei fest, dass er jetzt richtig elegant aussieht und der edle Stoff, der seine Haut schon beinahe zu umschmeicheln scheint, lässt ihn sich unglaublich gut fühlen. Nach einem Moment beginnt Yami schelmisch zu grinsen, während er die beiden oberen Knöpfe seines Hemdes wieder öffnet. Ja, so ist es noch besser. Nun muss er sich nur noch richtig fertig machen, weshalb er jetzt die Tür des Spiegelschrankes öffnet und nach seiner Rasierklinge greift.   Kaum dass er sich auch die Zähne geputzt und die Haare gekämmt hat, verlässt Yami das Badezimmer. Seine anderen Sachen lässt er für den Moment zurück, da er nicht mit einem Kleiderbündel auf dem Arm vor Yugi stehen möchte.   Vor der Schlafzimmertür zögert er nun jedoch, ehe er langsam die Hand hebt und anklopft.   Dabei bemerkt er nicht, dass er von Sugoroku beobachtet wird, der lächelnd in der Tür zum Wohnzimmer steht und sich des Gedankens nicht erwehren kann, dass Yami in diesen Sachen wie ein Herrscher wirkt. Als er dann hört, dass sein Enkel die Tür öffnet, zieht er sich wieder zurück. Will der die beiden doch nicht bei ihrem Rendezvous stören.   Lächelnd sieht Yugi seinen Liebsten an. „Da bist du ja. Komm rein.“ Auffordernd tritt er zur Seite und lässt Yami so eintreten. „Du siehst gut aus. Die Sachen stehen dir.“ Weil sich Yami nun mit grossen Augen in dem, von den Teelichtern sanft erhellten Zimmer umsieht, wartet er geduldig ab, bis sich dieser wieder ein wenig gefangen hat.   Yami kann es kaum glauben. Yugi trägt ebenfalls ein weisses Hemd und edle schwarze Hosen, sowie Schuhe aus schwarzem Leder. Sprachlos sieht er sich nun in dem Zimmer um. Betrachtet sich die vielen Teelichter und die Kissen auf dem Boden, die sorgfältig um eine Decke drapiert sind, auf der sich lauter Schalen mit Köstlichkeiten den Platz mit einer Weinflasche und zwei Gläsern teilen. „Yugi, was?“, vollkommen verwirrt sieht er zu seinem Sharik, der nun lächelnd nach seiner Hand greift und ihn zu den Kissen führt.   „Weisst du. Da wir ja nicht in ein Restaurant gehen können, habe ich mir gedacht, dass ich dich mit einem Rendezvous hier Zuhause überrasche und da so ein Picknick doch viel romantischer ist, als einfach nur am Tisch zu sitzen, habe ich mir gedacht, dass ich...“, weiter kommt er nicht. Denn schon legen sich zwei Lippen auf die seinen. Seufzend schmiegt er sich an seinen Liebsten und ist schon beinahe enttäuscht, als der Kuss schon nach ein paar Sekunden endet.   „Sharik, das ist... einfach überwältigend.“ Leicht fährt er mit seinen Fingerspitzen über Yugis Wange, bevor er sich von ihm löst und sich auf eines der Kissen sinken lässt. Kaum hat er sich hingesetzt, zieht er sich die Schuhe aus. Nicht, dass die Kissen noch schmutzig werden. Neugierig betrachtet er sich nun die Auswahl an Speisen. Oliven, Trauben, Melonenschnitze, aber auch diverse Antipasti und Brötchen, die ganz eindeutig von Grossvater gebacken worden sind. Nun gespannt, was sein Sharik für einen Wein ausgesucht hat, greift er nach der kleinen Weinflasche. „Ein Montepulciano? Warst du kurzfristig im römischen Grossreich, um das alles hier zu besorgen?“, lächelnd sieht er Yugi an, der sich inzwischen auch auf die Kissen gesetzt hat. „Nein, aber May kennt da ein Restaurant, das von einem Herrn, der aus dem römischen Grossreich stammt, neu eröffnet worden ist und der verkauft auch solche Leckereien und den Wein habe ich von der guten Frau Hirami. Zum Glück verkauft sie auch kleine Flaschen, denn eine grosse würden wir beide nie schaffen, ohne einen Rausch zu bekommen und das möchte ich ehrlich gesagt weder dir noch mir zumuten.“ Verstehend nickt Yami und macht sich nun daran den Korken mit Hilfe eines guten alten Korkenziehers aus der Flasche zu holen. Vorsichtig füllt er die beiden Gläser, ehe er die Flasche wieder verschliesst. Seinem Yugi tief in die Augen blickend, lässt er ihre beiden Gläser leicht aneinander stossen. „Danke für den jetzt schon wunderschönen Abend, Sharik.“ „Ich danke dir, dass du mir dein Herz geschenkt hast, Liebster.“ Ihren Blickkontakt nicht einen Moment unterbrechend, nehmen sie beide einen kleinen Schluck von ihrem Wein.   Sein Glas nun hinstellend, lässt Yami den Blick über die Leckereien gleiten und entscheidet sich dann für eine der Oliven. „Hmmm, lecker. Hier, probier mal.“ Lächelnd hält er seinem Sharik nun eine der Oliven hin.   Vorsichtig legt Yugi seine Lippen um Yamis Fingerspitzen und nimmt ihm so die Olive aus den Fingern. „Ja, die ist wirklich lecker.“ Nun sucht er sich etwas aus und nimmt sich einen der Melonenschnitze, die er zuvor in mundgerechte Happen geschnitten hat. Geniessend lässt er sich diesen regelrecht im Mund zergehen, ehe auch er seinem Liebsten einen hinhält. „Hier, das ist richtig süss.“   Einen kurzen Moment zögert Yami. Doch dann macht er das gleiche und umschliesst Yugis Finger mit seinen Lippen. „Hmmm, wie Honig...“, genussvoll schliesst er seine Augen und seufzt genüsslich auf.   So kommt es, dass sie sich mehr gegenseitig die Leckereien hinhalten, als dass sie selbst essen. Was sie immer wieder kichern lässt, weil einige der Sachen in Öl eingelegt sind und sie sich einen Spass daraus machen, die Finger auch jedes Mal möglichst sauber zu bekommen. Nur die Brötchen halten sie einander nicht hin, sondern knabbern an diesen herum, während eine neue Leckerei ausgesucht wird.   Schliesslich lehnt sich Yami mit einem zufriedenen Seufzen zurück. „Was für ein schöner Abend. Das ist noch viel schöner, als es in einem Restaurant je sein könnte.“   Lächelnd rutscht Yugi um die Decke herum und setzt sich auf den Schoss seines Liebsten. Als er nun erstaunt angesehen wird, beugt er sich nach vorn und legt seine Lippen sanft auf Yamis. Der Kuss beginnt langsam und zärtlich. Doch dann beginnen sich ihre Lippen plötzlich leidenschaftlicher gegeneinander zu bewegen und als er dann um Einlass bittet, wird er beinahe sofort eingelassen. Mit ruhigen Bewegungen erkundet er die Mundhöhle seines Liebsten und fordert schliesslich dessen Zunge zu einem sinnlichen Spiel auf.   Den Kuss geniessend lässt sich Yami in den Kuss fallen, während er sich langsam etwas aufrichtet, um seine Hände besser wandern lassen zu können.   Als Yugi merkt, wie sich die Hände seines Liebsten am Saum seines Hemdes zu schaffen machen, löst er seine Lippen von Yamis und lässt sie zu dessen Ohr wandern. „Ich würde dich gern so verwöhnen, wie du mich immer verwöhnst.“ Deutlich ist nach diesen Worten zu hören, wie Yami scharf die Luft einzieht.   Die Augen geschlossen haltend, klammert sich Yami in das Hemd seines Shariks, während er die Panik, die sich nach dieser Bitte in ihm ausbreitet, wieder in den hintersten Winkel seines Bewusstseins zurückdrängt. Schliesslich löst er seinen verkrampften Griff und sieht Yugi mit einem zittrigen Lächeln an. „Wenn du aufhörst, wenn es mir zu viel wird... dann würde ich es gern versuchen.“     -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)