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Sklave der Wüste

von

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Es tut mir leid

Hallo zusammen und ein frohes neue Jahr.

 

Meine Muse ist, zumindest was Wüstensklave angeht, gerade sehr aktiv. Vermutlich will sie dadurch ausgleichen, dass sie bei einer anderen Geschichte wegen der Hauptfigur am schmollen ist.

Naja, dafür könnt ihr schon das nächste Kapitel lesen.

 

Ich danke euch, für die Unterstützung, die Kommis und alles andere, was im letzten Jahr passiert ist.

 

Darum wünsche ich euch aus vollem Herzen viel Spass mit dem ersten Kapitel im Jahr 2017.

 

 

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Kapitel 24: Es tut mir leid

 

 

Vier Tage später schliesst Yami die Unendliche Geschichte ein letztes Mal. Nachdenklich blickt er aus dem Fenster, wo ihm der Stand der Sonne anzeigt, dass es bald Zeit für’s Mittagessen ist.

Die Geschichte hat tief in ihm etwas berührt und als er die Augen schliesst, bildet sich vor ihm das Bild einer älteren Frau. Sie sitzt in einem Garten und hält ein Buch in ihren Händen. „Atemu, euer Vater wird wieder wütend werden, wenn ihr jetzt nicht zum Unterricht geht.“ Lächelnd steht sie auf und blickt auf ihn herunter. „Kommt, ich bringe euch zu eurem Lehrer. Morgen werde ich euch weiter von Atreyu und Fuchur vorlesen.“ Ihn an die Hand nehmend führt sie ihn in Richtung...

Schwer atmend schlägt Yami seine tränennassen Augen auf. „Tante Amina.“ Eine einzelne Träne schleicht sich aus seinen Augen, als er an sein altes Kindermädchen denkt. Er weiss nicht genau, wie alt er damals gewesen ist, aber er ist sich sicher, dass er zu dem Zeitpunkt noch keine zehn Nilfluten erlebt hatte.

Nur wohin wollte sie mit ihm gehen? Zu einem Unterricht, aber was für einem und wo?
 

Es im Bett nicht mehr aushaltend, schlägt er die Decke zurück und steht langsam auf. Kurz muss er dann innehalten, weil ihm etwas schwindlig wird. Doch schon nach ein paar Sekunden ist das Gefühl verschwunden, so dass er zwar noch etwas wacklig, aber doch sicher bis zu dem Tisch unter dem Fenster gehen kann. Dort legt er das Buch hin und streicht noch einmal über das Bild der beiden Schlangen, die das Amulett Aurin darstellen. Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf seine Lippen. Wieder eine Erinnerung. Wieder ein Schnipsel aus seiner Vergangenheit als Atemu.
 

Aus einem plötzlichen Drang heraus, zieht sich Yami seine Hausschuhe an und geht zu seinem Schrank, aus dem er sich frische Kleidung heraussucht. Mit dem Kleiderbündel auf dem Arm geht er langsam aus seinem Zimmer, bis er die Treppe erreicht hat. Dort zögert er, hat er doch noch gestern nur mit Hilfe die Stufen bezwingen können. Doch heute fühlt er sich schon deutlich besser, weshalb er nun entschlossen nach dem Treppengeländer greift und vorsichtig eine Stufe nach der anderen bezwingt. Unten angekommen fühlt er sich zwar erschöpft, aber gleichzeitig auch irgendwie gut.
 

Nachdem er ein paar Mal tief Luft geholt hat, geht Yami weiter zum Badezimmer. Kaum hat er die Tür hinter sich geschlossen, aber nicht abgeschlossen, legt er das Kleiderbündel auf den Hocker und schält sich aus seinem Schlafanzug. Was er jetzt braucht, ist eine heisse Dusche.

Da er sich aber immer noch etwas schwach fühlt, setzt er sich dafür in der Badewanne hin, während das heisse Wasser über seinen Körper läuft. Er weiss nicht genau, wie lange er einfach mit geschlossenen Augen dagesessen ist, als er dann doch noch nach der Seife greift. Erst, als er sich wieder richtig sauber fühlt, dreht er das Wasser ab und steigt vorsichtig aus der Wanne. Nun wieder fröstelnd, trocknet er sich so schnell wie möglich ab und steigt in seine mitgebrachten Kleider. Eine graue Hose und ein braunes Oberteil.

Erst dann stellt er sich vor den Spiegel und betrachtet mit grimmigem Blick die dunklen Bartstoppeln.

Nachdem er sich rasiert und seine etwas verspätete Morgentoilette beendet hat, fühlt er sich wieder richtig gut und lächelt sich sogar im Spiegel leicht an. „Also Atemu, dann schauen wir mal, wie es weitergeht“, spricht er zu sich selbst, was in seinen Augen kurz etwas aufleuchten lässt.
 

Mit seinem Schlafanzug in den Händen geht er wieder hoch in sein Zimmer und legt ihn einfach auf sein Bett. Einen Moment lang überlegt er, ob er jetzt im Begriff ist das Richtige zu tun, aber dann greift er sich den leeren Teekrug und die Tasse. Mit diesen beiden Sachen in der Hand macht er sich wieder auf den Weg nach unten.

Dort hört er, dass Sugoroku offensichtlich in der Küche am Arbeiten ist. Vorsichtig, schliesslich weiss er nicht, wie der alte Mann darauf reagieren wird, dass er einfach ohne Erlaubnis aufgestanden ist, betritt er den angenehm warmen Raum und wird beinahe sofort entdeckt. Schliesslich sitzt Sugoroku auf seinem üblichen Platz und ist dabei Kartoffeln zu schälen. Unsicher bringt er seine Last zur Spüle und bleibt dann nervös stehen. Deutlich kann er die musternden Blicke auf sich spüren.
 

Sugoroku hält erstaunt in seiner Tätigkeit inne und wartet einfach mal ab, was Yami nun macht. Als er dann aber bemerkt, wie unsicher der junge Mann ist, entscheidet er sich den ersten Schritt zu machen. „Hast du es im Bett nicht mehr ausgehalten?“, freundlich sieht er den anderen an, der leicht nickt. „Verständlich. Komm setz dich ein wenig zu mir und dann sag mir, wie es dir geht.“ Geduldig wartet er, bis sich Yami hingesetzt hat, ehe er ihm wie schon an den Tagen zuvor, kurz die Hand auf die Stirn und dann an den Hals legt. „Hmmm, so wie es aussieht hast du kein Fieber mehr. Trotzdem solltest du dich heute und auch morgen noch schonen. Nicht, dass du noch einen Rückfall erleidest.“
 

Obwohl sich Yami in den letzten Tagen an diese Berührungen gewöhnt hat, fühlt er sich dabei immer noch nicht wohl. Darum ist er erleichtert, dass er sie nur ein paar Sekunden lang ertragen muss. „Es geht mir auch schon viel besser“, beantwortet er dann leise die Frage, die ihm Sugoroku vorhin indirekt gestellt hat. „Ich habe auch kaum noch Halsschmerzen“, bricht es dann noch aus ihm heraus, was Sugoroku leicht schmunzeln lässt. „Du meinst also, dass du keinen Haferbrei mehr essen willst.“ Übersetzt er den Satz, während er wieder die Kartoffeln schält. „Gut, dann kannst du ja ab morgen wieder normal mit uns essen, aber heute gibt’s noch mal Hühnersuppe mit Gemüse für dich. Schliesslich ist die gesund.“
 

Ergeben nickt Yami. Weiss er doch inzwischen mehr als gut, dass er in diesem Fall gegen Sugoroku keine Chance hat.

Eine Weile lang sitzt er einfach nur da und schaut dem anderen zu, wie er Kartoffeln schält und sie dann beginnt in Scheiben zu schneiden. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, kann sich Yami dann doch nicht mehr zurückhalten. Ist ihm doch einfach nur langweilig. „Oder noch besser, ich schaue mal nach den Pferden und gebe ihnen ihr Heu.“ Er ist schon halb aufgestanden, als ihn Sugoroku zurückhält.

„Ich habe doch gesagt, dass du dich noch schonen sollst und das heisst auch, dass du die Stallarbeit noch sicher bis und mit morgen Yugi und mir überlässt“, zwar hört sich seine Stimme streng an, aber er sieht Yami gleichzeitig mit einem warmen Ausdruck in den Augen an, als sich dieser wieder hinsetzt. Irgendwie kann er den Jungen ja verstehen, es gibt nichts Langweiligeres als sich zu schonen, wenn es einem eigentlich wieder bessergeht. Mit einem leisen Seufzen schiebt er dann sein Schneidebrett mit dem Messer zu Yami rüber. „Hier, wenn du unbedingt was machen willst, schneide die Kartoffeln in Scheiben. Wenn möglich alle etwa gleich dick.“
 

Froh etwas machen zu dürfen beginnt Yami langsam und ziemlich ungeschickt die Kartoffeln zu schneiden. Was Sugoroku mit einem versteckten Schmunzeln beobachtet. Offensichtlich ist kochen wohl nicht Yamis Stärke. Trotzdem lässt er ihn machen und steht sogar auf. „Du machst das gut. Ich geh dann mal kurz die Pferde füttern, sollte ich noch nicht zurück sein, wenn du mit den Kartoffeln fertig bist, kannst du dich ja dann an den Karotten versuchen. Geschält habe ich sie ja schon, du musst sie also nur noch einmal halbieren und dann vierteln.“ Zum verdeutlichen, was er meint, schneidet er schnell neben Yami stehend eine der Karotten und legt die Stücke dann in den Topf, der auch noch auf dem Tisch steht.

Aufmerksam hört und sieht Yami zu. „Ist gut.“ Nun konzentriert er sich aber erst mal auf die Kartoffeln und beginnt wieder langsam eher ungleichmässige Scheiben abzuschneiden.
 

Mit einem erleichterten Seufzen schliesst Yugi die Tür. Die letzte Kundin ist einfach nur nervig gewesen und konnte sich kaum zwischen zwei Farben entscheiden, die ihr aber beide überhaupt nicht schmeicheln. Zumindest ist das seine Meinung, aber soll die Dame doch mit dem kanariengelben Stoff glücklich werden. Jetzt braucht er aber erst mal was zu trinken.
 

Als er dann in die Küche kommt, sieht er erstaunt, dass nicht sein Grossvater, sondern Yami am Tisch sitzt und Kartoffeln schneidet. „Hallo Yami. Wo ist denn Grossvater?“, fragend sieht er den anderen an, der ihn bis jetzt wohl noch gar nicht bemerkt hatte. Zumindest, wenn er dessen erstaunten Gesichtsausdruck richtig deutet.
 

Da Yami beim besten Willen nicht gleichzeitig reden und schneiden kann, legt er das Messer hin und sieht dafür Yugi an, der ihn vorhin schon ein wenig erschreckt hat. „Er ist im Stall. Die Pferde füttern.“ Aufmerksam sieht er zu, wie Yugi nicht gerade begeistert nickt, dann aber zur Spüle geht und sich dort ein Glas Wasser füllt und sich dann mit dem Rücken an die Arbeitsplatte lehnt. „Ist was Yugi?“ Den Kopf leicht schief gelegt, sieht er den anderen an.
 

Bevor Yugi antwortet, trinkt er das Glas leer und stellt es dann mit einem leisen Seufzen ab. „Es ist nichts“, lächelt er Yami beruhigend an. „Grossvater sollte nur nicht mehr zu viel Stallarbeit machen, da das für sein Asthma nicht gerade gut ist. Nur hört Grossvater nicht auf mich. Zumindest was das Thema angeht. Das ist schon alles.“

Innerlich mit den Augen rollend, hört Yugi die Ladenglocke. „Kundschaft. Also dann bis später.“ Mit einem letzten Blick auf Yami geht er wieder in den Laden.
 

Das Messer wieder in die Hand nehmend, macht sich Yami an die nächste Kartoffel. Dabei nimmt er sich vor, dass er spätestens Übermorgen wieder seine Arbeit im Stall selbst erledigt.

Er hat gerade die letzte Kartoffel geschafft, als Sugoroku wieder in die Küche kommt. Irgendwie unsicher, ob er seine Aufgabe auch zufriedenstellend erledigt hat sieht ihn Yami an. „Ich habe nur die Kartoffeln geschafft.“ Entschuldigend sieht er den alten Mann an, der ihn jedoch nur zufrieden angrinst. „Das macht doch nichts. Ich mache dann jetzt die Karotten und du kannst ja schon mal das Geschirr raussuchen, wenn du magst.“

Als ihm Yami den Rücken zudreht, mustert Sugoroku schmunzelnd die Kartoffelscheiben. Für einen Anfänger ja nicht schlecht, aber gleich dick ist ganz klar anders. Dann gibt es halt mal unterschiedlich harte Bratkartoffeln.
 

Nachdem er in Rekordzeit die Karotten geschnitten hat, stellt Sugoroku die beiden Pfannen auf den Herd und hilft dann Yami Schalenreste abzuräumen, danach den Tisch zu decken und spült dann schon mal mit ihm zusammen das Geschirr.

„Yami, du gehst wieder nach oben ins Bett. Du bist nämlich immer noch krank.“ Streng sieht er den jungen Mann an, der inzwischen wieder ziemlich blass aussieht.

„Nein, ich...“ „Yami, ich kann dich ja verstehen, aber du musst dich immer noch schonen. Wenn du nicht ins Bett willst, dann leg dich von mir aus im Wohnzimmer aufs Sofa und lies ein Buch, aber leg dich um Himmelswillen wieder hin. Ich rufe dich dann auch, wenn es Mittagessen gibt.“
 

Deutlich spürt Yami, dass jeder Widerstand zwecklos ist. Weshalb er sich eine Flasche Wasser nimmt und nach oben ins Wohnzimmer geht. Dort sieht er sich als erstes die Bücher an. Nur spricht ihn im Moment so gar nichts an, weshalb er sich ohne Buch auf das Sofa legt und sich mit der leichten Wolldecke zudeckt. Erst jetzt merkt Yami, wie erschöpft er schon wieder ist und erlaubt es sich darum, noch ein wenig zu dösen. Denn schlafen will er nicht schon wieder.
 

Yami weiss nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als er auf seiner Schulter eine Hand spürt. „Yami, das Essen ist fertig.“ Verschlafen öffnet er seine Augen und sieht in das lächelnde Gesicht von Yugi, der sich vor ihm auf den Boden gekniet hat.

Vorsichtig setzt er sich auf. „Ist gut, ich komme.“ Noch immer ist seine Stimme leicht heiser. Besonders jetzt, wo er doch tatsächlich nochmal eine Stunde oder so geschlafen hat.
 

Besorgt beobachtet Yugi, wie Yami langsam aufsteht. Wenn es nach ihm gehen würde, dann wäre Yami mindestens heute noch im Bett geblieben, aber da er ihn nicht bevormunden oder dazu zwingen will, sagt er mal nichts dazu. Alles was er tun kann ist hoffen, dass der andere weiss was er tut.

Zusammen mit Yami geht Yugi langsam die Treppe nach unten und kann es sich nur mit Mühe verkneifen, ihn zu stützen. Sieht er an dessen Körpersprache doch ganz genau, dass es Yami allein schaffen will.
 

In der Küche werden sie schon von Sugoroku erwartet. „Das seid ihr ja. Los setzt euch hin, das Essen wird kalt.“

Als sie alle am Tisch sitzen, blickt er Yami kurz prüfend an und nickt dann zufrieden. Sieht er dich schon wieder ein wenig besser aus, als noch vor einer Stunde. „Also, lasst es euch schmecken.“ Für sie beide gibt es Bratkartoffeln, die üblichen Würstchen mit Salat und Karotten, während Yami seine Suppe isst, die aber schon viel mehr Gemüsestücke drin hat, als noch vor ein paar Tagen.

Aufmerksam beobachtet ihn Sugoroku. Schliesslich ist er sich nicht so ganz sicher, ob Yami wirklich schon in der Lage ist, die festen Stücke runterzuschlucken. Doch anscheinend klappt es ganz gut, auch wenn es immer noch zu sehen ist, dass es für ihn noch nicht wirklich angenehm ist.
 

Mit Mühe kann Yami die Gemüsestücke nach gründlichem kauen runterschlucken. Dabei ist er sich bewusst, dass ihn nicht nur Sugoroku, sondern auch Yugi beobachten, weshalb er versucht sich möglichst wenig anmerken zu lassen. Will er doch auf keinen Fall, dass er morgen noch einmal von dem Haferbrei essen muss. Zwar schmeckt der nicht so schlecht, wie der den er früher immer essen musste, wenn er was im Magen haben wollte, aber trotzdem kann er das Zeug einfach nicht ausstehen.

Froh, endlich die Suppe geschafft zu haben, schluckt er nach einer gefühlten Ewigkeit den letzten Bissen runter.

Eigentlich will er den beiden nun beim Abräumen und Abwaschen helfen. Doch wird er von einer Hand auf seiner Schulter zurückgehalten. „Bleib sitzen Yami“, fordert Yugi lächelnd und drückt zur Verdeutlichung noch einmal kurz zu. „Auch, wenn es dir nicht gefällt, wenn du dich jetzt überanstrengst, dauert es nur noch länger bis du wieder ganz gesund bist. Also gib deinem Körper die Zeit die er braucht.“

Die Suppenschüssel von Yami nehmend geht er zu seinem Grossvater, der schon am abwaschen ist.
 

Plötzlich merkt Yami, wie eine ungeheure Wut in ihm aufsteigt. Er springt auf, ignoriert dabei, dass ihm schwindlig wird. „Verdammt, behandelt mich gefälligst nicht wie einen Invaliden. Ja, ich bin noch nicht ganz fit, aber ich kann sehr wohl meine Aufgaben wieder erledigen.“ Wütend funkelt er die beiden Mutos an, ehe er aus der Küche stürmt und nur Sekunden später die Hintertür laut ins Schloss kracht.
 

Mit grossen Augen sehen sich die beiden Mutos an. „Was war das denn jetzt?“, findet Yugi als erstes seine Sprache wieder. Doch diesmal scheint auch sein Grossvater nicht zu wissen, was er sagen soll. Denn er zuckt nur ratlos mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich denke, wir lassen ihn wohl einfach mal machen und warten ab.“

„Ja, das wird wohl das Beste sein.“ Verwirrt macht sich Yugi wieder daran, das Geschirr abzutrocknen, während sich sein Grossvater wieder dem Abwasch zuwendet.

Schweigend arbeiten sie Hand in Hand, da sie wohl beide über das seltsame Verhalten von Yami nachdenken.
 

Nachdem sie alles fertig haben, geht Yugi schweren Herzens wieder zurück in den Laden. Schliesslich kann er ihn nicht immer seinem Grossvater aufdrücken oder ihn geschlossen lassen.
 

Unterdessen stopft Yami im Heulager die leeren Heunetze. Allerdings hat er sich wenigstens wieder so weit beruhigt, dass er immer mal wieder eine kleine Pause macht. Denn trotz allem will er keinen Rückfall riskieren. Weiss er doch selbst nicht, was da plötzlich in ihn gefahren ist. Die beiden meinen es doch nur gut und eigentlich haben sie ja auch Recht, aber würde jetzt ganz sicher nicht reingehen und das zugeben.
 

Also setzt er sich nach dem Stopfen der Netze auf die warmen Stufen der Hintertreppe. Nachdenklich blickt er in den Himmel, der bis auf ein paar kleine Schäfchenwolken in einem klaren blau erstrahlt. Die Strahlen der Sonne regelrecht in sich aufsaugend, lässt sich Yami von ihr aufwärmen.

So sitzt er eine ganze Weile einfach nur da und geniesst es, dass er endlich wieder draussen sein kann. Hat er doch in den letzten drei Tagen angefangen, sich wie ein eingesperrter Vogel zu fühlen, der zuvor von der Freiheit gekostet hat und nun wieder in einem zu kleinen Käfig sitzt.

Erst, als er sich wieder kräftig genug fühlt, steht Yami auf und geht in den Stall. Dort greift er nach der Mistgabel und fängt mit langsamen Bewegungen an, die Boxen auszumisten. Immer wieder muss er dabei schwer atmend innehalten und als er endlich das frische Stroh verteilt hat, zittert er am ganzen Körper.

„Du bist sturer als ein Esel.“ Erschrocken dreht er sich zu der Stimme um und sieht Yugi an, der am Türrahmen lehnt und ihn mit verschränkten Armen vorwurfsvoll ansieht. „Du hättest wenigstens warten können, bis ich dir helfen kann.“ Deutlich kann Yami die Zurechtweisung heraushören und obwohl er weiss, dass Yugi Recht hat, regt sich in ihm schon wieder diese Seite, die er bis zum heutigen Tag gar nicht kannte.

„Wie du siehst, bin ich auf deine Hilfe nicht angewiesen“, trotzig erwidert er Yugis Blick. Gleichzeitig hält er sich aber regelrecht an der Mistgabel fest.
 

Kopfschüttelnd über diese Sturheit, stösst sich Yugi vom Türrahmen ab und geht zu Yami. Sanft, aber bestimmt, nimmt er ihm die Mistgabel aus der Hand und stellt sie an ihren Platz. Kein Wort hat er dabei gesagt. Nun aber dreht er sich wieder zu seinem Freund um, der einfach nur erschreckend blass aussieht. „Yami“, nicht wirklich wissend, wie er nun mit ihm umgehen soll, steckt sich Yugi die Hände in Taschen. „Was ist nur mit dir los? So kenne ich dich gar nicht. Ich sehe doch, dass du noch nicht fit bist und trotzdem rackerst du dich hier im Stall ab.“ Um eine Antwort bittend, sieht er ihn an.
 

Sich rücklings an die Wand lehnend, fixiert Yami seine Füsse und bemerkt erst jetzt, dass er immer noch nur seine Hausschuhe trägt. Was soll er Yugi nur antworten? Er weiss doch selbst nicht, was mit ihm los ist.
 

Lange stehen sie schweigend da. Yugi, weil er eine Antwort möchte und Yami, weil er nicht antworten will oder kann.

Schliesslich gibt Yugi mit einem traurigen Seufzen auf. „Na gut. Du willst also nicht mit mir reden.“ Mit gesenktem Kopf geht er zum Mistkarren und schiebt ihn, gefolgt von Yami, vor das Tor.

Während er den Karren hinstellt, legt Yami die Kupfermünze in die Aussparung der Wand. Obwohl er vor ein paar Stunden regelrecht aus dem Haus gestürmt ist, hat er doch automatisch eine der Münzen eingesteckt.

Als sie wieder zurück zum Haus gehen beobachtet Yami ganz genau Yugis Gesicht, dessen Haltung, einfach die gesamte Körpersprache. Deutlicher, als alle Worte der Welt, sprechen diese Signale zu ihm und ihm wird klar, dass er den anderen mit seinem Verhalten verletzt hat.

Tief in ihm regt sich ein Gefühl, was er so gar nicht kennt. Weshalb er einen Moment braucht, bis er es benennen kann und ihm klar wird, dass er ein schlechtes Gewissen hat. Ja, Yugi und Sugoroku haben ihn mit ihrer fürsorglichen Art beinahe erstickt und ihn wie einen kleinen Jungen behandelt, aber sie haben es doch nur gut gemeint. Wieso wird ihm das erst jetzt klar?
 

Schweigend sitzt er nun mit den beiden Mutos am Tisch und isst ohne zu murren seine Suppe. Zwar hat er diese auch langsam zuoberst, aber immer noch besser als Haferbrei oder noch schlimmer, gar nichts.

Er sagt auch nichts mehr dagegen, als ihm diesmal Sugoroku verbietet zu helfen und Yugi in den Stall geht, um den Mistkarren wieder reinzustellen und den Pferden die letzten Heunetze des Tages in die Boxen zu hängen.

Stumm sitzt er da und beobachtet Sugoroku dabei, wie dieser die Küche aufräumt. „Es tut mir leid“, bricht es plötzlich aus ihm heraus. Was ihm einen fragenden Blick von Sugoroku einbringt. „Was tut dir leid?“ Das Geschirrtuch zur Seite legend, verschränkt der alte Mann seine Arme.

Bei dessen Blick muss Yami leer schlucken. „Es tut mir... leid..., dass ich heute so ausgerastet bin und... dass ich... mich in der letzten Woche so... abweisend verhalten habe“, beschämt sieht Yami auf die Tischplatte. „Es war dir und Yugi gegenüber nicht fair“, setzt er fast unhörbar hinzu.
 

Tief Luft holend, setzt sich Sugoroku hin und sieht Yami ernst an. „Die Entschuldigung für deinen Ausraster nehme ich an und ich finde es gut, dass du einsiehst, dass du dich nicht gerade fair verhalten hast. Nur solltest du dich dafür eher bei Yugi entschuldigen.“ Auf diese Worte hin, wird er verwirrt angesehen. „Yami, du hast ihn mit deinem Verhalten sehr verletzt. Ich weiss, du bist durch die Hölle gegangen. Nur meinst du nicht, dass es langsam Zeit wird uns zu vertrauen und nicht immer gleich das Schlimmste zu vermuten?“, ernst sieht er den jungen Mann an. „Denk einfach mal darüber nach“, fügt er aufstehend hinzu. Als er ihm den Rücken zuwendet, hört er, wie Yami aufsteht und leise aus der Küche geht.

Die Spüle auswischend, hofft er, dass seine offenen Worte endlich etwas bei dem Jungen bewirken. Denn noch einmal will er nicht erleben, wie Yugi beinahe wegen Yamis Verhalten verzweifelt.
 

In seinem Zimmer stellt Yami den Stuhl wieder vor den Tisch und setzt sich dann in Gedanken versunken hin. Vermutet er wirklich immer das Schlimmste? Sich die letzten Wochen und Monate wieder ins Gedächtnis rufend, muss er nach ein paar Minuten zugeben, dass es wirklich so ist.

Okay, am Anfang war es ja noch normal, aber er muss Sugoroku wirklich Recht geben, wenn er sagt, dass es langsam Zeit wird, den beiden wirklich zu vertrauen. Denn auch wenn er sich noch so sehr anstrengt, fällt ihm keine einzige Situation ein, in der er schlecht behandelt worden ist.

Im Gegenteil. Immer haben sie ihm voller Verständnis die Zeit gegeben, die er gebraucht hat und wenn er mal zu etwas gezwungen worden ist, dann war es nur zu seinem besten.

Sogar als es Yugi so schlecht gegangen ist, wurde er nicht zu der Nähe gezwungen, sondern hatte immer die Möglichkeit Nein zu sagen.

Hat er Yugi wirklich so sehr mit seinem Verhalten verletzt? Angestrengt versucht er sich die letzte Woche ins Gedächtnis zu rufen. Besonders die Situationen, wo er mit Yugi in einem Raum gewesen ist, was da eigentlich nur zu den Mahlzeiten der Fall gewesen ist. Dann fällt ihm auch der Brief wieder ein, den er zusammen mit seinem Zimmerschlüssel bekommen hat.

Dies alles zeigt ihm mehr als deutlich die Antwort. Ja, er hatte Yugi sehr verletzt und das hat er heute wieder getan.

Zufälligerweise fällt sein Blick auf die Unendliche Geschichte und ihm wird klar, wie oft Yugi schon für ihn dagewesen ist und er hat es ihm mit Misstrauen gedankt.

Ja, es wird wirklich Zeit, dass er beginnt zu vertrauen und das nicht nur bis zur nächsten Situation, die ihn verunsichert. Sondern auch darüber hinaus. Nur zu gut ist Yami bewusst, dass das nicht leicht werden wird, aber Yugi hat es wirklich mehr als verdient, dass er es zumindest versucht.
 

Undeutlich hört er, dass Yugi in seinem Zimmer ist und erwartet schon beinahe, dass gleich seine Tür aufgeht und er gefragt wird, warum er noch nicht im Bett liegt. Doch die Tür bleibt geschlossen. Das tut weh. Diese Erkenntnis trifft ihn wie ein Schlag. Es tut weh, dass Yugi nicht nach ihm sieht! Ungläubig sieht er auf die Tischplatte. Wieso tut das weh? Verwirrt steht Yami auf und zieht sich seinen Schlafanzug an. Doch als er sich ins Bett legen will, zögert er. Irgendetwas in ihm will nicht, dass er sich jetzt allein in dieses Bett legt.

Die Hände zu Fäusten geballt, steht er mit geschlossenen Augen da. Kämpft gegen sich selbst an. Schliesslich sieht er zur Tür.

Zögernd setzt er sich in Bewegung, aber als er die Hand nach der Klinke ausstreckt, zittert sie. Um sich zu sammeln holt er noch einmal tief Luft, ehe er die Tür öffnet.
 

Unsicher, sieht Yami zum Bett, wo sich Yugi gerade aufsetzt und ihn mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck ansieht. Doch in dessen Augen kann er sehen, wie es in ihm aussieht.

„Yugi...“, nicht wissend, was er sagen soll bricht er ab.
 

Erstaunt wartet Yugi ab, was ihm Yami sagen will. Eigentlich will er ihn ja zappeln lassen, als er dann aber sieht, wie sehr sein Freund um Worte ringt, kann er nicht anders. „Willst du hier schlafen?“, unsicher lächelt er ihn an. Besonders als er den ungläubigen Ausdruck auf dessen Gesicht sieht. „Darf ich denn?“

„Wenn du nicht dürftest, würde ich nicht fragen.“ Auffordernd hebt er die Decke ein wenig an. Was offensichtlich etwas in seinem Freund auslöst. Denn plötzlich setzt er sich in Bewegung und legt sich wirklich zu ihm unter die Decke.

Yami den Rücken zuwendend, legt sich Yugi wieder hin. „Gute Nacht Yami.“

Kurz darauf hält er überrascht die Luft an. Wird er doch von zwei kräftigen Armen umschlungen.
 

Yami weiss nicht, was ihn gerade dazu treibt Yugi zu umarmen, aber er kann nicht anders. „Yugi..., es tut mir leid. Es tut mir so leid, dass ich dich verletzt habe“, bricht es wie schon zuvor in der Küche aus ihm heraus. Unbewusst zieht er Yugi noch näher an sich heran und vergräbt sein Gesicht in dessen Nacken.

„Ist schon gut.“ Erst als ihm Yugi die Hand auf den Arm legt, kann Yami wieder frei durchatmen.
 

Yugi weiss nicht, wie lange er noch wach liegt, während Yami, ihn immer noch festhaltend, schläft. Zu sehr ist er im Moment aufgewühlt. Eine Seite von ihm schöpft neue Hoffnung, dass er nun endlich das wirkliche Vertrauen und die Freundschaft Yamis gewonnen hat. Doch da ist auch noch diese kleine Stimme in ihm, die ganz fies eine bestimmte Frage stellt. Für wie lange? Wie lange wird es dauern, bis Yami ihn wieder mit demselben Misstrauen in den Augen ansieht, wie er es in den Tagen vor seiner Grippe getan hat.

Irgendwann übermannt ihn dann doch noch die Müdigkeit und während sich Yugi noch mehr in diese starken Arme kuschelt, schläft er doch noch ein.

 

 

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Offensichtlich hat diese blöde Sommergrippe doch noch ihre guten Seiten. Denn noch nie hat es in Yami so sehr gearbeitet wie jetzt.

Ich gebe offen zu, mehr als einmal hat es mich überrascht, was ich denn da geschrieben habe, denn eigentlich hätte Yami gar nicht so sehr ausrasten sollen. Nur gestaltet er nun schon seit längerem die Geschichte und ich kann irgendwie nichts dagegen tun.

 

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und wünsche noch einen schönen 1.Januar.

 

Eure mrs_ianto



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Laluna19
2017-01-08T14:13:10+00:00 08.01.2017 15:13
Yami kann aber auch so stur wie ein Esel sein. Ich verstehe ihn schon das es ihn irgendwann nervt das die beiden sich um ihn kümmern und bemuttern, weil er krank ist aber er muss halt noch lernen damit umzugehen kein Wunder das er dann wütend wird und beweisen will das er fit genug ist obwohl ich sagen muss das es nicht so klug ist sich allzusehr anzustrengen wenn man krank ist.
Hoffentlich schadet ihn das nicht sehr und er wird bald wieder richtig gesund.
Es muss Yami einiges an Überwindung gekostet haben sich erst bei Sugoroku zu entschuldigen und dann auch noch bei Yugi.
Aber er muss auch verstehen das die beiden das nicht böse meinten sondern ihn nur helfen wollen und das sie sich sorgen um ihn machen.
Aber das er sich so verhalten hat zeigt nur das er solangsam wieder er selber wird weil er sich denke ich mal nicht so getraut haben dürfte sich so zu verhalten bei einem andern Besitzer.

Liebe Grüße, Luna
Antwort von:  mrs_ianto
08.01.2017 15:26
Als Pharao musste er ja so stur sein und so langsam drückt dieser Charakterzug bei ihm durch.
Ich wäre auch genervt, wenn man mich die ganze Zeit so bemuttern würde. Obwohl es von Yami wirklich unklug ist, jetzt in den Stall zu gehen und zu arbeiten.

Es hat ihn eine grosse Überwindung gekostet, sich zu entschuldigen, aber ihm ist wirklich klar geworden, dass es die beiden nur gut mit ihm meinen.

Ja, so langsam findet er sich wieder. Obwohl er nie mehr so sein wird, wie vor seiner versklavung. Dafür haben ihn diese 5 Jahre einfach zu sehr geprägt. Bei einem anderen Besitze wäre er für so ein Verhalten extrem schwer bestraft worden.

LG mrs_ianto
Von:  Albert_Wesker
2017-01-03T23:56:41+00:00 04.01.2017 00:56
In der Tat scheint die Sommergrippe gute Aspekte hervorgezaubt zu haben, denn offenbar kommt die Trotzphase bei Yami durch... aber Hey, sehen wir es positiv :) wenn er auf sein Bauchgefühl hört und seinen Emotionen freien Lauf lässt, unabhängig davon welche Richtung sie einschlagen, kann das nur der Beginn seines Seelenheils sein (Gott klingt das bescheuert xD)

Nee, ich bin angenehm überrascht, hinsichtlich seines Sinneswandel und das er endlich einsieht, dass die Familie Muto keine bösen Absichten ihm gegenüber hegt, sondern nur sein Bestes will und gleichzeitig zoll ich ihm Respekt, dass er den Mut aufbringen konnte, sich bei Yugi zu entschuldigen... gar sich zu ihm zu legen! ... Ach, is das süß <3

LG Albert_Wesker
Antwort von:  mrs_ianto
04.01.2017 18:35
So, endlich bin ich zu Hausen und kann deinen Kommi beantworten.

Ja, die Sommergrippe hat Yami irgendwie doch gut getan. So verrückt das klingen mag.

Hihi, Trotzphase. Irgendwie habe ich dabei einen 5 jähringen Yami vor mir, der einen Wutanfall kriegt, weil er nichts Süsses bekommt.
Aber trotzdem beschreibst du seine Reaktion so sehr passend. Denn zum ersten Mal, rastet er aus, weil er bevormundet wird und ja es es ist gut für sein Seelenheil. AUch wenn es bescheuert klingt.

Naja, es hat ja auch lange genug gedauert, bis es endlich bei ihm angekommen ist, dass die Mutos wirklich nur sein Bestes wollen.
Oh ja, es hat ihn wirklich viel Mut gekostet, zu Yugi zu gehen.

Und ich stimme dir voll und ganz zu....Süüüüüüüüssssss. :-)

LG mrs_ianto
Von:  Usaria
2017-01-01T19:04:35+00:00 01.01.2017 20:04
Huuu! Da hat Yami ja einen riesen Schritt gemacht, die Grippe, hat wohl, Atemu gestärkt,
Antwort von:  mrs_ianto
01.01.2017 20:23
Sieht ganz so aus.
Von:  Mia11
2017-01-01T17:23:36+00:00 01.01.2017 18:23
Mal wieder ein super schönes Kapitel. Ich bin ja schon gespannt wie es weiter geht!
Dir auch noch einen schönen ersten Januar.
Vlg Mia
Antwort von:  mrs_ianto
01.01.2017 18:38
Dankeschön.

Es freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat.

LG mrs_ianto


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