Sklave der Wüste von mrs_ianto ================================================================================ Kapitel 8: Die Anprobe ---------------------- Hallo zusammen,   ich weiss, ihr wollt alle wissen, wie sich Yami bei der Untersuchung schlagen wird, aber erst muss er doch seine neuen Kleider anprobieren. ;-)   Wisst ihr eigentlich wie geplättet ich bin? So viele Kommentare und über 40 Favoriteneinträge und das nach nur sieben Kapiteln. Ich bin einfach sprachlos und glücklich, dass euch die Geschichte so gut zu gefallen scheint.   Darum widme ich dieses Kapitel euch Lesern.   Ich wünsche euch viel Spass, mit eurem neuen Kapitel.     ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------     Kapitel 8: Die Anprobe     Für seine Verhältnisse relativ gut gelaunt dreht Yami das Fass mit der Wäsche. Wie auch am letzten Mittwoch hilft er Sugoroku beim Waschen, der jedoch schon vor einer Weile wieder im Haus verschwunden ist um die Bettwäsche zu holen. Doch es stört ihn nicht, dass ihn der alte Mann allein gelassen hat, im Gegenteil. So kann er in Ruhe seinen Gedanken nachhängen, die sich um die Geschehnisse, der letzten Tage drehen. Besser gesagt um das Leben, das er jetzt führt. Wenn ihm vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dass er mal einen Besitzer haben würde, der ihn nicht täglich zwingt ihm und seinen Freunden mit seinem Körper zu Diensten zu sein oder dass er mal längere Zeit keine Schmerzen haben würde, hätte er ihn für verrückt erklärt. Auch wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, dass er mal beinahe glücklich sein könnte oder dass ihm sein Besitzer die Freundschaft anbieten würde. Zwar weiss er immer noch nicht, wie ernst Yugi es meinte, als er dies gesagt hat, aber trotzdem fühlt es sich irgendwie gut an, obwohl er sich nicht zu viele Hoffnungen machen will. Gerade ist er zum fünften Mal bei hundert angekommen und ändert die Drehrichtung des Fasses, als Sugoroku beladen mit der Bettwäsche zurückkommt. „So, wenn wir die gemacht haben, sind wir hier fertig, bis alles getrocknet ist. Was ja erst morgen der Fall sein wird.“ Mit einem leisen Ächzen streckt Sugoroku seinen Rücken durch. „Wie viele Durchgänge musst du noch machen?“, fragend sieht er Yami an, während er die Laken sortiert. Die bestimmt zwei Fässer füllen werden, wenn nicht sogar drei. „Ich habe gerade das letzte Mal die Seite gewechselt. Soll ich dann hier weitermachen oder die Wäsche ausspülen gehen?“ Aufmerksam mustert Yami die beiden Stapel Bettwäsche und dann den alten Mann, der sich wieder seine Hände ins Kreuz drückt. Wie es Sugoroku doch hasst, dass sein Rücken sich immer wieder melden muss, wenn er es am wenigsten gebrauchen kann, aber zum Glück hat er ja jetzt einen fleissigen Helfer. „Wenn du mir nachher noch die Eimer wieder auffüllst und beim Befüllen des Fasses hilfst, mache ich hier weiter, während du die Wäsche ausspülst.“ Mit einem erleichterten Seufzen lässt sich Sugoroku auf eine Bank an der Wand fallen und sieht Yami zu, wie er geschickt die Maschine bedient, die Yugis Vater einst gebaut hat. Als Yami schliesslich das Fass stoppt, will er wieder aufstehen, wird aber von dem jungen Mann zurückgehalten, der ihn mit einem Blick ansieht, den er von ihm nicht erwartet hätte. „Bleib sitzen Sugoroku, ich mache das schon.“ Es ist Yami nicht bewusst, dass er einen leichten Befehlston angeschlagen hat, den sich ein Sklave nie erlauben dürfte. Allerdings fällt es dem alten Mann auf, der innerlich grinsend sitzen bleibt. „Gut, dann warte ich, bis du fertig mit füllen bist, aber dann werde ich das Fass drehen.“ Zufrieden sieht er zu, wie Yami die gewaschenen Sachen in einen der beiden Körbe legt, dann die erste Ladung Bettwäsche mit einem Stück Seife ins Fass gibt und das heisse Wasser darüber giesst. Man könnte beinahe meinen, dass der Junge das schon tausendmal gemacht hat. Erst als der Deckel fest verschlossen ist, steht Sugoroku auf und setzt sich auf den Schemel, während Yami mit den beiden Körben bepackt ins Haus geht. Er ist wirklich stolz auf ihn. Nur schon wie er sich in der letzten Woche entwickelt hat, grenzt schon an ein Wunder. Wenn man bedenkt, wie er zu Anfang war. Zwar verbringt er immer noch die meiste Zeit bei den Pferden, auch wenn es im Stall nichts mehr zu tun gibt, aber das wird sich sicher auch noch ändern. Während Sugoroku in der Waschküche sitzt, kniet Yami vor der Badewanne und befreit die Wäsche von dem Seifenwasser und kontrolliert auch gleich, ob alles sauber geworden ist. Er ist gerade dabei eins von Sugorokus Hemden auszuwringen, als die Tür aufgeht. Erschrocken blickt er zur Tür, wo Yugi steht. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken, aber ich müsste mal...“, verlegen bricht Yugi ab und deutet mit seiner Hand auf die Toilette während er reinkommt. Es dauert einen Moment, doch dann wird Yami klar, was gemeint ist und steht auf. „Kein Problem. Ich geh mal die schon fertige Wäsche aufhängen.“ Er greift sich den halb gefüllten Korb und geht mit schnellen Schritten aus dem Badezimmer. Mit einem sehnsüchtigen Blick sieht Yugi ihm nach. Zu gern würde er mehr Zeit mit Yami verbringen. Ihn auch mal umarmen, so wie in der Nacht, wo er den Albtraum hatte, doch er weiss, dass er das jetzt noch nicht darf. Wenn es Yami überhaupt jemals zulässt. Es ist schon Abend und Yugi möchte gerade den Laden schliessen, als die kleine Glocke über der Tür bimmelt und so einen späten Kunden ankündigt. Er will schon sagen, dass schon geschlossen ist, als er May erkennt, die mit einem grossen Paket auf ihn zukommt. „Hallo May. Mit dir habe ich heute gar nicht mehr gerechnet.“ Herzlich umarmt er seine alte Freundin, nachdem er ihr das Paket abgenommen und auf den Tresen gelegt hat. Mit einem Lächeln drückt sie ihn fest an sich, ehe sie ihn loslässt. „Ich wollte eigentlich schon früher kommen, aber eine Kundin konnte sich einfach nicht entscheiden, wie ihr Kleid aus roter Seide geschnitten sein soll. Das nächste Mal redest du der alten Schachtel aber gut zu, dass so ein leuchtendes Rot nicht mehr zu ihr passt. Denn die Seide ist hundertprozentig von dir“, beschwert sich May mit einem theatralischen Augenrollen. „Und bevor du etwas sagst. Ja, ich hätte auch erst morgen kommen können, aber ich wollte unbedingt die Sachen für deinen Yami bringen und sehen, ob sie ihm passen und natürlich auch gefallen. Ausserdem brauche ich dringend neue Stoffe für die Unterröcke und andere Unterwäsche. Die Damen und Herren denken nämlich nie daran, dass auch diese Kleidungsstücke Stoff benötigen.“ Verständnislos, wie man so was vergessen kann, schüttelt sie den Kopf. Während May sich beschwert, grinst Yugi in sich hinein. Jedes Mal, wenn sie vorbeikommt, erzählt sie die gleiche Geschichte und die ‚alte Schachtel’ ist bei ihnen beiden als Beratungsresistent bekannt. „Also brauchst du feine weisse Baumwolle, helles Leinen und Spitzenstoffe.“ Übersetzt er die Beschwerde über die fehlenden Unterwäschestoffe. Den Begriff haben sie beide erfunden. Yugi geht schon zu einem etwas abseitsstehenden Regal und nimmt die von ihm genannten Ballen heraus, dann legt sie auf den Tresen während May noch bestätigend nickt. „Und natürlich brauche ich noch deinen Yami. Schliesslich muss er seine Sachen noch anprobieren.“ In dem Moment betritt der junge Mann den Laden. „Ah, da ist er ja. Hallo.“ Vor Freude lächelnd geht sie auf ihn zu und legt ihre Hand auf Yamis Schulter. Was ihn zusammenzucken lässt, aber sonst zeigt er keine Reaktion. Allerdings entfernt er sich möglichst schnell von May. „Hallo.“ Unbewusst bewegt er sich auf Yugi zu und bleibt erst stehen, als er direkt neben ihm steht. „Sugoroku schickt mich. Er hat gehört, dass May gekommen ist und wollte fragen, ob sie zum Essen bleibt.“ Erst jetzt wird ihm bewusst, wie nah er bei Yugi steht und dass er sein Halsband vergessen hat. Unwillkürlich greift er an seinen Hals und blickt zu Boden. Beruhigend lächelt Yugi Yami an. „Es macht nichts, dass du das Lederband nicht trägst. May und auch Jono haben ja die gleiche Meinung zu Sklaven wie ich.“ Um zu verhindern, dass er nach Yami greift, steckt er seine Hände in die Hosentaschen und sieht May an. „Was meinst du? Willst du hier essen? Danach kann Yami ja in Ruhe seine neuen Kleider anprobieren.“ Der Vorschlag scheint May zu gefallen, denn ihre Augen beginnen voller Vorfreude zu leuchten. „Natürlich esse ich hier, wenn Sugoroku schon fragt und die Anprobe machen wir dann in deinem Zimmer. Immerhin hast du in deinem Schrank einen grossen Spiegel versteckt.“ Kurzerhand greift sie nach dem Paket und drückt es Yami in die Hände. „Hier, das sind deine Sachen. Nachher musst du sie anprobieren, damit ich sehen kann, ob noch was geändert werden muss.“ Überrumpelt sieht Yami auf das Paket in seinen Händen und weiss nicht, was er jetzt tun soll. Hilfesuchend schaut er zu Yugi, der den Blick zum Glück richtig deutet. „Am besten bringst du es in dein Zimmer, wenn du Grossvater Bescheid gesagt hast, dass May mit uns isst.“ Erleichtert über die Aufforderung verlässt Yami den Laden und geht in die Küche wo Sugoroku schon extra Würstchen in die Kartoffelsuppe gibt, damit sie für vier Personen reicht. „Ich nehme mal an, dass May mit uns isst?“, fragend sieht er den jungen Mann an, der zustimmend nickt. „Ja, sie freut sich darauf und danach muss ich die neuen Kleider anprobieren. Ich bringe das hier schnell nach oben.“ Schnell geht er aus der Küche, bevor Sugoroku noch etwas sagen kann und steigt die Treppe nach oben. In seinem Zimmer angekommen legt er das Paket auf den Tisch und stützt sich auf der Tischplatte ab. Die Augen geschlossen versucht er seine wirren Gedanken zu sortieren und sich mental auf das Essen und die Anprobe danach vorzubereiten. Vor allem fragt er sich, ob er sich wie in den letzten Tagen verhalten soll. Er weiss nicht, wie lange er so dagestanden ist, als er Yugis Stimme hört. „Yami, kommst du mit runter oder willst du lieber hier oben essen?“ Überrascht dreht er sich um und sieht den anderen im Türrahmen stehen. Unsicher was er sagen soll, schweigt er und blickt zur Seite. Eigentlich will er nicht allein essen, was ihn erstaunt. Trotzdem ist da eine Seite in ihm, die sich zurückziehen möchte. Geduldig wartet Yugi auf eine Antwort, während er Yami aufmerksam beobachtet. Deshalb bemerkt er auch, dass der andere mit sich zu kämpfen scheint. „Weisst du was? Komm doch einfach mit runter und wenn du doch lieber allein essen willst, kannst du ja dann immer noch gehen und dein Essen mitnehmen.“ Erleichtert sieht er, wie Yami erst über den Vorschlag nachzudenken scheint und dann nickt. Gemeinsam gehen sie nach unten wo Sugoroku und May schon am Tisch sitzen und auf sie warten. Zögernd setzt sich Yami auf seinen Stuhl der gegenüber von Yugis Platz steht. Um ihn nicht noch mehr unter Druck zu setzen, lassen ihn die beiden Mutos in Ruhe und auch May scheint zu spüren, dass er keine Aufmerksamkeit möchte. Erst als die anderen sich von der Suppe und dem Brot genommen haben, wagt auch er es, sich seinen Teller zu füllen. Allerdings achtet er darauf, dass er nicht zu viel von den Würstchenstücken erwischt. Schweigend hört er dann zu, wie sich die Drei unterhalten und ist froh, dass er sich nicht an den Gesprächen beteiligen muss. Für seinen Geschmack viel zu schnell ist alles aufgegessen und der Tisch abgeräumt. Um noch etwas Zeit zu schinden hilft er Sugoroku noch in der Küche, während sich Yugi und May schon mal nach oben begeben. „Du wirkst nachdenklich. Was ist los?“, fragend sieht Sugoroku den jungen Mann an, der abwesend den schon längst trockenen Teller mit dem Geschirrtuch bearbeitet. „Yugi und May, sind sie ein Paar? Sie wirken so vertraut.“ Yami weiss nicht, warum ihn das so beschäftigt, aber er möchte es wirklich gern wissen. Erst jetzt bemerkt er, dass der Teller schon lange trocken ist und legt ihn schnell an seinen Platz ehe er Sugoroku ansieht. Der schüttelt verneinend den Kopf. „Nein, die beiden sind nur Freunde.“ Nachdenklich sieht er Yami an und fragt sich, ob er ihm mehr sagen kann. „Weisst du, Yugi kann mit Frauen nicht wirklich viel anfangen...“, bewusst spricht Sugoroku nicht weiter, sondern konzentriert sich wieder auf den Topf, den er noch abwaschen muss. Auch wenn der alte Mann nicht weitergesprochen hat, weiss Yami was er ihm sagen wollte. Eigentlich hat er es ja schon irgendwie geahnt, hat er doch die Blicke, die Yugi ihm immer zuwirft bemerkt. Nur weiss er jetzt nicht, was er mit der Gewissheit anfangen soll, dass sein Besitzer wohl auf Männer steht. Ein Teil von ihm möchte weglaufen, sich wieder wie früher in sein Innerstes zurückziehen. Doch da ist auch eine leise Stimme, die in letzter Zeit immer wieder auftaucht. Sie sagt ihm, dass er Yugi vertrauen kann und dass dieser es ernst meint, wenn er behauptet, dass er sein Freund sein will und nichts tun würde, was er nicht will. Besorgt sieht Sugoroku Yami an, der einen Punkt auf der Arbeitsplatte zu fixieren scheint. Hoffentlich hat er jetzt keinen Fehler gemacht. Vorsichtig will er ihm das Geschirrtuch aus den Händen nehmen, aber in dem Moment scheint Yami aus seiner Starre zu erwachen und greift nach dem Topf um ihn abzutrocknen. Als es schliesslich in der Küche nichts mehr zu tun gibt und er auch nochmal nach den Pferden gesehen hat, kann es Yami nicht mehr länger aufschieben und geht langsam nach oben, wo er Stimmen aus dem Wohnzimmer hört. Ohne ein Geräusch zu machen, stellt er sich in den Türrahmen und schaut Yugi und May an, die lachend auf dem Sofa sitzen. Was so lustig ist, weiss er nicht. Weshalb er einfach abwartet, bis er bemerkt wird. Yugi sieht ihn zuerst. Mit einem warmen Ausdruck in den Augen blickt er ihn an und geniesst einen Moment lang das Gefühl, das sich in ihm ausbreitet und wünscht sich, dass Yami vielleicht irgendwann das gleiche für ihn fühlen kann. Da Yugi nicht mehr lacht, wendet sich May schliesslich auch um und schaut zur Tür. „Bist du bereit für die Anprobe?“ Ursprünglich war sie ja ein wenig beleidigt gewesen, dass Yami nicht sofort mir ihnen hochgekommen ist, aber Yugi hatte ihr grob erklärt was los ist und dass der andere darum noch etwas Zeit braucht, bis er zur Anprobe bereit ist. Widerstrebend nickt Yami. „Ich habe ja wohl keine andere Wahl“, einen Moment lang zögert er. „Ich geh mich mal umziehen.“ Schon fast fluchtartig geht er in sein Zimmer und schliesst die Tür hinter sich. Dann geht er zum Tisch und öffnet das Paket. Zum Vorschein kommen sorgfältig zusammengelegt die Sachen, die May für ihn genäht hat. Sorgfältig breitet er die Kleidungsstücke auf seinem Bett aus. Erstaunt darüber wie viel Mühe sie sich gegeben hat, lässt er seine Hand über den grauen Stoff eines Shirts gleiten. Dieser ist so weich, dass er es kaum glauben kann, dass diese Sachen für ihn sind. Durch die geschlossene Tür hört er, wie May und Yugi in dessen Zimmer kommen, weshalb sich Yami seine Kleider auszieht und nach dem grauen Shirt und einer braunen Hose greift. Zwar kann er nicht sehen, wie er jetzt aussieht, aber er spürt, dass die Kleider wie angegossen passen. Am liebsten würde er hier in seinem Zimmer bleiben, aber da er weiss, dass May sich noch ansehen will, ob sie noch was ändern muss geht er zur Tür und öffnet sie zögernd. Wie er es sich gedacht hat, wird er schon erwartet. „Ah Yami, komm her. Hier ist ein Spiegel, dann kannst du dich ansehen, während ich kontrolliere ob alles so sitzt wie es soll.“ Lächelnd winkt May ihn zu sich und Yugi, der auf dem Tisch am Fenster sitzt und ihn neugierig ansieht. Mit klopfendem Herzen geht Yami zu den beiden rüber und an der offenen Schranktür vorbei. Direkt vor May bleibt er stehen und sieht sie mit undurchdringlicher Miene an und macht sich innerlich darauf gefasst, dass sie ihn anfassen wird. Kritisch mustert sie ihn mit verschränkten Armen und nickt dann zufrieden. „Dreh dich mal um, dann kannst du dich im Spiegel ansehen während ich kontrolliere, wie der Stoff am Rücken aussieht.“ Langsam dreht sich Yami daraufhin um und sieht erstaunt sein Spiegelbild in der geöffneten Schranktür an. Ihm steht ein junger Mann von vielleicht 25 Jahren gegenüber, dem nicht anzusehen ist, dass er ein Sklave ist. Im Gegenteil. Ohne sein Halsband und mit den passenden Sachen sieht er aus wie ein normaler Mann aus dem Volk. Im Spiegel sieht er auch Yugi der ihn anlächelt. „Du siehst gut aus.“ Einen Moment lang treffen sich ihre Blicke in der spiegelnden Oberfläche, bis sich May zu Wort meldet. „Gut? Er sieht zum Anbeissen aus. Wenn er jetzt noch lächeln würde, würde er vermutlich sämtlichen Damen die Herzen brechen.“ Zufrieden mit ihrer Arbeit, stellt sie sich schräg vor Yami hin und sieht ihn breit grinsend an. „Wie ich sehe, gefällt es dir auch. Zieh jetzt bitte eins der Shirts mit den langen Ärmeln an und nimm auch gleich die Weste und die Jacke mit.“ Kurz klopft sie ihm auf die Schulter, bevor sie wieder zu Yugi geht. Wie von ihr verlangt geht Yami wieder in sein Zimmer und zieht sich das Shirt aus. Sorgfältig legt er es auf sein Bett, bevor er nach einem der langärmligen Shirts greift und es sich anzieht. Auch dieses ist aus dem grauen Stoff gearbeitet. Beladen mit der Jacke und der Weste geht er zurück ins angrenzende Zimmer. Wo er sich wieder vor den Spiegel stellen muss, damit ihn May von allen Seiten begutachten kann. Die Weste und die Jacke drückt sie einfach Yugi in die Hände. „So, jetzt hebe mal deine Arme an, als würdest du etwas anheben.“ Kritisch beobachtet sie, wie Yami die befohlene Bewegung ausführt. „Das sieht gut aus. Wenn du dich auch wohl darin fühlst kannst du jetzt die Jacke darüber anziehen.“ Da Yami nicht weiss, was er sagen soll, nickt er nur kurz und sieht zu Yugi der ihm die Jacke hinhält. „May ist immer so, wenn sie ihre Arbeiten am lebenden Modell sieht.“ Grinsend zwinkert er Yami zu, der mit geschmeidigen Bewegungen in die Jacke schlüpft. Überrascht bemerkt dieser beim Blick in den Spiegel, dass die Jacke dunkelblaue Ziernähte besitzt, die unauffällig seine schlanke Figur betonen. „Das sieht gut aus.“ Sagt er nun zum ersten Mal seine Meinung und dreht sich leicht vor dem Spiegel hin und her. Vor Freude über das Lob klatscht May spontan in die Hände und fällt Yugi beinahe um den Hals. „Hast du gehört? Es gefällt ihm.“ Spontan drückt sie den überrumpelten Yugi an sich, da sie einfach einen der beiden umarmen muss und da Yami das nicht möchte, muss ihr Freund herhalten. „So, dann probiere jetzt mal die Weste an und dann hast du es auch schon geschafft.“ Stolz hält sie ihm die braune Weste hin, die sie mit beigen Akzenten versehen hat. Ergeben zieht sich Yami die Jacke wieder aus und gibt sie an Yugi weiter ehe er die Weste von ihr entgegennimmt. Obwohl er weiss, dass sie es am liebsten sehen würde, wenn er sie ohne das Shirt anprobieren würde, zieht er sie gleich über dem Shirt an. Ein Blick in den Spiegel verrät ihm, dass es auch so gut aussieht und dass auch die Weste seine Figur geschickt unterstreicht. Seufzend sieht May den jungen Mann an. Schade, dass er die Weste so anprobiert, aber sie respektiert seine Entscheidung und besieht sich ihre Arbeit. „Sieht gut aus. So wie es aussieht muss ich nichts mehr ändern, ausser du nimmst plötzlich extrem an Muskelmasse zu. Was ich aber nicht glaube, da du mir nicht der Typ dafür zu sein scheinst.“ Mit einem ernsten Gesichtsausdruck greift sie nach den beiden Hälften der Weste und zeigt ihm ein kleines Detail. „Ich habe hier auf jeder Seite drei Lederbänder versteckt. Wenn du die Weste ohne ein Shirt drunter tragen möchtest, kannst du sie so schliessen und sie wie ein ärmelloses Oberteil tragen.“ Aufmerksam mustert Yami dieses kleine Feature. Wenn sie es ihm nicht gesagt hätte, wäre ihm nicht aufgefallen, was vermutlich von ihr auch beabsichtigt war. Da sie Yami nicht weiter bedrängen möchte, wendet sich May zu Yugi um, der mit einem sehnsüchtigen Blick den anderen Mann ansieht. Mit einem wissenden Gesichtsausdruck legt sie ihm die Hand auf die Schulter. „Das wird schon werden. Keine Sorge.“ Beiden fällt nicht auf, dass Yami die Worte gehört hat. Äusserlich ruhig, aber innerlich mit sich kämpfend sieht er Yugi an. Soll er sich ihm weiter öffnen oder sich wieder zurückziehen? Immer mehr hat er das Gefühl, als würden in ihm zwei Seiten seiner Persönlichkeit um die Vorherrschaft kämpfen. Da er nicht will, dass sie bemerken, dass er sie belauscht hat, sieht Yami wieder zur Seite. Sein Blick fällt daraufhin auf sein Spiegelbild. Doch was er sieht ist nicht er, sondern ein Mann mit einer königlichen Haltung und einem wissenden Ausdruck in den Augen. Instinktiv hebt er seine Hand und streckt sie nach dem Mann aus, doch dann verschwindet das Bild und er sieht nur noch sich selbst, wie er mit ausgestrecktem Arm dasteht. Was war das? Schnell lässt er seinen Arm wieder sinken und schielt zu Yugi und May rüber, doch die beiden reden immer noch leise miteinander und scheinen nichts davon mitbekommen zu haben. Wieder sieht er in den Spiegel, doch der Fremde, der aussah wie er, taucht nicht mehr auf. Wer war er? „Na, gefällt dir was du siehst?“, wird Yami von Yugi aus seinen Überlegungen gerissen. Verlegen senkt er etwas den Blick und sieht den anderen, der jetzt neben ihm steht, aus dem Augenwinkel heraus an. „Ja, ich hatte in den letzten fünf Jahren keine so schönen Sachen. Muss ich eigentlich auch noch einen der Schlafanzüge anprobieren?“ Fragend sieht er nun zu May, die lächelnd den Kopf schüttelt. „Nein, die habe ich relativ weit geschneidert, damit du es auch sicher bequem hast und den Hosenbund kannst du mit einer eingenähten Kordel enger machen, wenn er zu weit sein sollte.“ Ihre Worte lassen eine Welle der Erleichterung durch seinen Körper strömen. War ihm die ganze Anprobiererei und das stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit doch extrem unangenehm. „Also kann ich jetzt gehen?“, fragend sieht er erst zu May und dann zu Yugi, der nickt. „Ja, du hast es geschafft.“ Mit einem leisen Lächeln auf den Lippen sieht Yugi Yami nach, als dieser in sein Zimmer geht und die Tür hinter sich schliesst. Dann schaut er zu May. „Also, was hältst du davon, wenn wir einen Tausch machen? Die Kleider gegen die Stoffballen, die du heute kaufen wolltest? Es macht ja keinen Sinn, wenn du mir das Geld für die Ballen gibst und ich es dir dann gleich zurückgebe, um Yamis Sachen zu bezahlen.“ Abwartend steckt er seine Hände in die Hosentaschen und grinst May an, während sie den Vorschlag zu überdenken scheint. Schliesslich scheint sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen zu haben. „Ich bin einverstanden, aber nur, wenn du mich nach Hause begleitest“, zwinkernd sieht sie ihn an. Gespielt genervt verdreht Yugi die Augen. „Wenn es denn unbedingt sein muss? Dann lass uns jetzt aber gehen, damit ich noch zu einer halbwegs normalen Zeit ins Bett komme“, sie sehen sich grinsend an. Er hätte sie nämlich auch so nach Hause begleitet und das wissen sie beide. In seinem Zimmer ist Yami gerade dabei, die neuen Sachen in den alten Schrank zu räumen, in dem er schon die Kleider von Yugis Vater und seine Bettwäsche aufbewahrt, als er das eine Bodenbrett in Yugis Zimmer knarren hört, das sich direkt vor der Tür in den Flur befindet. Offensichtlich verlassen die beiden gerade das Zimmer. Nachdem Yami zufrieden ist, wie er alles verstaut hat, schliesst er die Schranktür und setzt sich auf sein Bett. Erschöpft schliesst er einen Moment die Augen, bevor er aus dem Fenster sieht, durch das das gelbliche Licht der Strassenlaterne hereinfällt. Weshalb er seine Öllampe auf dem Tisch nicht anzündet. Obwohl es draussen inzwischen ziemlich dunkel geworden ist. Seine Gedanken kreisen immer wieder um die Erkenntnis, dass sein Besitzer schwul ist. Wenn er ehrlich zu sich selbst ist, macht ihm die Vorstellung, dass Yugi mehr von ihm wollen könnte zwar Angst. Nur ist da auch wieder diese leise Stimme in ihm, die fragt, ob es denn wirklich so schlimm wäre. Mit einem Seufzen lässt sich Yami nach hinten auf die Matratze fallen. Seit er hier ist, wird diese Stimme in ihm immer lauter und stärker. Da ihm bewusst wird, dass er wohl nur darauf warten kann, was die Zukunft bringen wird, steht er schliesslich auf und greift sich einen seiner neuen Schlafanzüge und zieht ihn an. Das weiche Leinen fühlt sich unglaublich gut auf seiner Haut an. Noch einmal geht er ins Badezimmer um sich für die Nacht fertig zu machen bevor er sich ins Bett legt und unter der Decke einkuschelt. Obwohl seine Gedanken immer noch um die Erkenntnisse des heutigen Tages kreisen, schläft Yami relativ schnell erschöpft ein. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------   Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen.   Yami musste heute ja mit sehr vielen Erkenntnissen klar kommen, hoffen wir mal, dass er sich richtig entscheiden kann. Irgendwie tut mir Yugi auch ein wenig leid. Hat er doch Gefühle für seinen Yami und weiss nicht, ob er ihn überhaupt mal umarmen darf.   Also dann, bis zum nächsten Mal.   Eure mrs_ianto Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)