Beautiful Scars von Tidus17 ================================================================================ Kapitel 20: Der Traum --------------------- Friedlich schlief ich in den Armen von Hara. Ich wusste nicht warum ich von meiner Vergangenheit träumte, geschweige an meiner Kindheit zurück erinnert wurde. Doch ich rannte als kleines Mädchen durch unseren damaligen Garten. Ich trug Mutters Lieblingskleid. In diesem Kleid sah ich aus wie Cinderella, in ihrem blauen Abendkleid. Es war Frühsommer gewesen und die Sonnenstrahlen kitzelten mir in der Nase. „~Chiru-chan träumst du wieder vor dich her?“ Ich erblickte erschrocken neben mir und konnte in die Silhouette eines blonden Engels sehen. „Ruka-chan hast du mich erschreckt!“ Sie sprang über die Mauer zu mir herüber und nahm meine Hand. Gemeinsam rannten wir durch meinen Garten und alberten herum. „Du bist wie eine Prinzessin in einem großen Schloss ~Chiru.“ Leicht kicherte ich meiner Freundin zu. „Und du Ruka-chan, wirst du mein Ritter sein?“ Sie sah sich um und griff nach dem naheliegenden Stock und fuchtelte umher. „Ich werde dich beschützen! Egal vor was und vor wem!“ Mein Blick sah dem blonden Mädchen mit den langen Haaren zufrieden an. „Du hast auch vor niemanden Angst oder?“ Ruka-chan steckte sich den Stock in die Hosentasche, packte mich an die Schultern und sah mich ernst an. „Nein.....jedoch was bekomme ich als Belohnung? Ein richtiger Ritter bekommt von seiner Prinzessin ein als Geschenk Belohnung.“ Ich überlegte kurz und sah mich in meinem Garten um. „Wie wäre es mit einer Rose?“ Zufrieden lächelte sie und stampfte voraus. „Komm Prinzessin wir müssen schnell weiter reisen, bevor dich der böse Drache dich mir wegschnappt!“ Ruka-chan hatte immer eine blühende Fantasie gehabt. Mit ihr mochte ich es gerne zu spielen. „Michiru mit wem spielst du da draußen? Ist schon wieder dieses Mädchen bei dir!“ Wir sahen uns beide geschockt an. Meine Mutter mochte Ruka-chan nicht wirklich, deswegen kam sie auch immer heimlich über die Mauer zu mir herüber. So rannte meine Freundin schnell davon, verabschiedete sich mit einer Verbeugung und sprang dann wieder über die Mauer. Helles Licht ließ mich blinzeln und so vergingen einige Tage und Nächte, bis ich Ruka-chan wieder traf in meinen Garten. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte geweint. Sicherlich war ich wohl wieder alleine, aber sie war für mich immer da gewesen. „Warum weinst du?“ „Mama hat mich ausgeschimpft und ist dann weg. Mein Papa ist ihr hinter her gerannt und jetzt bin ich alleine.“ Eine warme Umarmung konnte ich von meinen Gegenüber spüren und so blickte ich in Rukas Gesicht. „Ruka-chan deine Haare!“ Sie waren Raspelkurz gewesen. „Was war passiert?“ Sie lächelte mich mit ihrer Zahnlücke an, die auch neu war. „Ich wollte es so.....es ist so viel schöner! Was sagst du?“ Meine Hand durchfuhr durch ihr kurzes, blondes Haar und zufrieden lächelte ich sie an. „Jetzt siehst du aus wie mein Ritter. Es steht dir Ruka-chan.“ Ihre Hand fischte mir einige Tränen aus dem Gesicht. „Weine nicht mehr Prinzessin, ich bin doch bei dir!“ So verbrachten wir noch einen schönen Nachmittag. Hätte ich sie damals nicht gehabt, wäre ich einsam in meinen Garten verkümmert. Würde eventuell ein anderer Mensch sein als heute. Sie hatte mich in so vielen Dingen motiviert, mich nicht aufzugeben. Sie war das genaue Gegenteil von mir. Dennoch waren wir wie Pech und Schwefel gewesen. Auch wenn es meine Mutter verärgerte, sie meinen Dad damit manipulierte und er Ruka-chan auch nicht mehr leiden konnte, trafen wir uns immer wieder heimlich irgendwo da draußen. Bis zu den besagten Tag. Die Sonne schien schon relativ kräftig gegen die Mittagszeit. An diesem Tag war ich irgendwie noch unruhiger als sonst gewesen. Ich wollte ganz schnell nach draußen zum Spielplatz um die Ecke. Doch meine Mutter brauchte ewig mit dem Essen. Was auch daran lag, dass sie meinen kleinen Bruder füttern musste. Nach einer gefühlten Ewigkeit rannte ich dann heraus. „Nur auf dem Spielplatz um die Ecke, haben wir uns verstanden Michiru!“ „Jaaaahaaaaaa.“ Sie würde eh nie das Haus verlassen um nachschauen. Als ich am Spielplatz ankam, war Ruka-chan noch nicht da. Da wir meistens eh woanders hingingen, an unseren Lieblingsort oben auf den Hügel am Baum, wollte ich ihr schon etwas entgegen laufen. Den Weg kannte ich mittlerweile schon auswendig. Ich ging den gewohnten Weg an der Hauptstraße entlang. Die Ampel schaltete auf grün, so rannte ich los um noch pünktlich auf der anderen Seite anzukommen. Zu sehr fixiert auf die andere Seite bemerkte ich nicht wie ein schnelles Auto sich mir näherte. Ich bemerkte nur, dass meine Ampel grün war und ich zu Boden geschleudert wurde. Geschockt sah ich neben mir. Die Sicht war verschwommen. Die Autohupe dröhnte im Hintergrund und Menschen liefen auf mich zu. Ich sah zum Auto, welches auf der anderen Seite gegen ein Geschäft fuhr. Meine Blicke sahen weiter und dann konnte ich etwas weiter auf der Straße einen Blondschopf sehen. Meine Augen weiteten sich. „Ru....ka......chan?“ Doch mehr bekam ich nicht mehr mit, da welche an mir rüttelten und es mir schwarz vor Augen wurde. Ich spürte wie jemand in mein Haar kraulte und ich einige Vögel im Hintergrund wahrnahm. So blinzelte ich auf und war wieder in meinem Schlafzimmer. Neben mir lag Hara, der an die Decke starrte. So kuschelte ich mich ein und im nächsten Moment schrak ich auf. „Alles okay?“ „Welchen Tag haben wir heute?“ Der Schönling sah mich irritierend an und gab dann Preis. „Montag?“ „Oh Gott! Ich muss zur Arbeit!“ Gerade als ich aufstehen wollte, packte mich Hara an die Hand und drückte mich wieder zu sich. „Jetzt ist es eh zu spät und der Arzt meinte du solltest dich noch schonen. Dein Zusammenbruch gestern Abend war nicht gut.“ Mein Blick sah zur Uhr welche gegen Mittag zeigte. „Saphir hat alles geregelt.......jetzt entspann dich erst einmal.“ Etwas neben der Spur, wurde ich dann doch etwas lockerer in Haras Umarmung. „Ich kann mich nur an Bruchstücke erinnern, aber du sagtest ein Notarzt war da?“ Ich überlegte kurz und war mir unsicher. „Eine Ärztin war da mit grünen Haaren, aber an mehr konnte ich mich nicht mehr erinnern.“ Er lächelte mich an. „Ja sie war ziemlich nett gewesen und hat dir noch einige Medikamente dagelassen. Sie meinte auch du solltest viel trinken und schlafen.“ Ein wenig genoss ich die Zärtlichkeiten bis ich nach wenigen Minuten wieder schläfrig wurde und in seinen Armen einschlief. Ich lag im Krankenhaus. Meine Eltern kamen zu Besuch und diskutierten die ganze Zeit. Anscheinend über den Unfall und das ich nicht am besagten Spielplatz gewesen war. Bis sie merkten das ich wach war. „Schätzchen wie geht es dir, hast du große Schmerzen?“ „Prinzessin, warum bist du vom Spielplatz weggegangen?“ Ich schüttelte nur den Kopf und wollte wissen wie es meiner Freundin ginge. „Wo ist Ruka-chan? Geht es ihr gut?“ Sofort wurde die Miene meiner Mutter schlechter. „Dieser Junge wird nicht mehr mit dir spielen! Wenn ich diesen Bengel noch einmal in deiner Nähe sehe, werde ich die Polizei verständigen.“ Meine Augen weiteten sich, warum hatte sie nur etwas gegen Ruka-chan! „Sie ist kein Junge! Sie ist der tollste Mensch den ich kenne!“ Nach diesen Satz hielt mir meine Mutter wieder eine Standpauke und mein Dad sah nur zu. Bis mich die Krankenschwester endlich erlöste und meine Mom verwarnte, wie man sich im Krankenhaus zu verhalten hatte. Da die Besuchszeit zu Ende war, mussten sie auch schon wieder gehen. Zum Glück für mich. Morgen früh konnten sie mich dann nach dem Frühstück wieder abholen. Die Ärzte wollten mich für diese Nacht noch hier behalten und meine Werte begutachten. Da es mich nicht wirklich schwer am Kopf erwischt hatte. Die Krankenschwester kam zu mir. „Du willst wissen wie es deiner Freundin geht?“ Ich nickte ihr aufgeregt zu und sie half mir aus dem Bett. „Komm ich begleite dich, aber nicht zulange bleiben.“ Stillschweigend folgte ich ihr den unendlich langen, kahl weißen Flur entlang. Bis wir vor einem Zimmer halt machten. Sie öffnete die Tür und ich ging hinein. Strahlend blaue Augen sahen mich freudig an. „~Chiru, dir geht es gut!“ Ich krabbelte meiner Freundin auf dem Bett und begutachtete ihre Verletzungen. „Nicht so schlimm, bald kann ich wieder raus und herum tollen.“ „Du hättest sterben können! Jedoch......wenn du nicht da gewesen wärst ...... dann ..... dann.... .“ Mir liefen die Tränen hinunter und ich umarmte die verletzte Ruka-chan. „Ach ~Chiru...... .“ Das war das letzte mal, dass ich vor meiner Freundin geheult hatte. „Weine nicht. Ich mag es nicht wenn du weinst. Lachend finde ich dich viel schöner!“ „Lass mich weinen, meine Eltern verbieten mir den Umgang mit dir!“ Ruka-chan kraulte meinen Rücken. „Ja ich weiß. Die Standpauke durfte ich mir von deinen Eltern, vor meinen Eltern, auch schon anhören. Irgendwie mögen sich unsere Familien nicht. Wie bei Romeo und Julia, weißt du unsere Lieblingsgeschichte.“ „Stimmt, aber warum mögen die sich nicht?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ist halt so ein Erwachsenen Ding. Ich will gar nicht erst Erwachsen werden. Ich will immer bei dir bleiben, ~Chiru.“ Wieder wurde ich traurig, da wir uns wohl nicht mehr sehen konnten. Damals wusste ich meine Gefühlslage nicht einzuschätzen, aber ich hatte das Gefühl gehabt, Ruka-chan nie mehr wiederzusehen. Da wir kurze Zeit später nach dem Krankenhausaufenthalt, nach Amerika wegzogen. Meine Mutter hatte ein Angebot bekommen und mein Dad wurde befördert, sodass beide in Amerika arbeiten konnten. Ich wurde damals mit zwei Sprachen gelehrt, damit die Einschulung dort nicht schwer viel. Doch ich dachte damals viel an meine Freundin, Ruka-chan. „Schau, ich hab immerhin ein Andenken an dich ~Chiru. Damit ich dich nie vergesse!“ Ruka-chan deutete auf ihren Kopf. „Dort hab ich eine Narbe, die nie verschwinden wird. Die benenne ich nach dir.“ Sie fing an zu lächeln. „Das du fit bist, bei den Sturz? Ich bin jetzt erst jetzt wach geworden.“ „Nun meine Familie ist besonders. So trainiere ich viel und lerne wie man sich richtig abfängt in stürzen, aber ein Auto ist schon was anderes. Zum Glück hatte es uns nicht richtig erwischt. Sonst wäre ich wohl im Koma gefallen. Jedoch werde ich immer bei dir sein ~Chiru und dich beschützen. Das ist ein versprechen!“ Ich lächelte sie an und küsste meine Freundin auf den Mund als Zeichen meiner Dankbarkeit. Damals war es mein erster Kuss jemals gewesen, dass ich lesbisch war wusste ich bis dahin noch gar nicht. Jedoch blieb Ruka-chan mein Vorbild. Manchmal dachte ich wirklich, sie sei mein Schutzengel gewesen. Doch das war nur Einbildung. Uns trennten zigtausende Kilometer voneinander. Bestimmt hatte sie mich vergessen. Jedoch war ich in diesem Moment glücklich. „Hey Schlafmütze, willst du nicht mal langsam aufstehen?“ Ich blinzelte Hara leicht an und war verwirrt. „Hast du einen schönen Traum gehabt?“ Etwas müde nickte ich ihn zu und erzählte ihn über meine frühere Kindheit. „Sie war was besonderes für mich gewesen.“ „Das hört man. Sie hatte dein Leben gerettet, hattest du mal nach ihr recherchiert? Was sie macht und wo sie wohnt?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe lange nicht mehr an sie gedacht. Geschweige irgendwelche Fotos von ihr gehabt. Ich denke meine Mutter hatte sicherlich noch einige Fotos zu der Zeit gehabt, sodass ich sie in der Highschool komplett vergaß. Jedoch ist das ja normal, oder?“ Hara stand vom Bett auf und streckte sich. „Ja an manche Kindergarten Freunde erinnere ich mich nicht einmal. Ich werde jetzt was zum Essen machen, damit du etwas Nahrung zu dir nimmst. Die Tabletten liegen auf den Tisch, die solltest du vor dem Essen einnehmen.“ So ging er aus dem Zimmer und ich kuschelte mich in das Kissen wo er drauf lag ein. Es roch noch nach ihm. Mein Blick schweifte umher und so verharrte ich auf mein Nachttisch, wo die Tabletten lagen. So streckte ich mich aus und nahm das Glas, sowie die Tabletten und nahm sie zu mich. Ich richtete mich langsam auf und lief zum Fenster und schaute hinaus. Der Himmel erstreckte sich mit dicken, grauen Wolken. Der schwarze Van vor der Tür war weg. So fuhr ich mir durch die Haare und ging zu meiner Kommode. Dort öffnete ich eine der oberen Schubladen und holte ein Foto heraus. Ruka-chan und ich waren dort zu sehen. Das war kurz vor dem Unfall aufgenommen worden. Das Foto war schon ziemlich abgenutzt gewesen. Schließlich hatte ich es damals oft mit mir herum getragen, bis ich in die Highschool ging. Von da an beherrschte Haruka meine Gedanken. Doch Ruka-chan hatte ich nie vergessen gehabt, nur war sie nicht mehr Teil meiner Gegenwart gewesen. Das ich von ihr geträumt hatte, verwunderte mich. Doch ich fühlte mich schon viel besser. So als würde mir der Traum etwas sagen wollen? Ich lief in meinem Nachthemd in meinem Atelier und betrachtete mein Gemälde. Meine Augen weiteten sich und so hatte ich die Eingebung gehabt, wonach ich solange gesucht hatte in diesem Bild. Meine Hand griff nach einem Stift und so zeichnete ich automatisch wie eine Besessene an dem Gemälde weiter. „Du sollst dich doch schonen?“ Ich drehte mich zur Tür wo Hara am Türrahmen lehnte. „Ich fühl mich fitter und habe gerade einen lauf, da kann jetzt nicht einfach aufhören.“ Er betrachtete mein Werk und schmunzelte leicht. „Ja das sehe ich, jedoch solltest du was essen.“ Ich wollte gerade was sagen, doch Hara legte seinen Zeigefinger auf meinen Lippen ab. „Kein aber. Auf, danach kannst du gerne weiter zeichnen. Obwohl der Arzt was anderes meinte. Jedoch du kennst dein Körper am Besten.“ Etwas mürrisch sah ich ihn an, doch dann ging ich mit ihm herunter und aß eine Kleinigkeit. „Entschuldigung..... .“ Hara sah mich mit seinen tiefblauen Augen skeptisch an. „Für was?“ Ich schluckte den Bissen herunter. „Das ich dich gestern so angefahren hatte.......ich wusste nicht was in mich gefahren war.“ Er schmunzelte wieder und nahm einen Bissen. Ich jedoch sah ihn unruhig an. Wie konnte er nur so ruhig sein? „Kein Ding. Man kann nicht immer nur gute Tage haben. Du hattest halt einen schlechten Tag gehabt. ~Chiru mach dir deswegen keinen Kopf darüber. Okay? Wir haben einen neuen Tag, mach es besser!“ Ich zuckte zusammen. Mir fiel auf das Hara und Ruka-chan die einzigen Personen waren die mich so nannten. Er belehrte mich auch immer und machte mir Mut, genau wie Ruka-chan. Ich schüttelte meinen Kopf. Du hattest wieder Fantasien Michiru! Woher sollte Ruka-chan wissen wo ich lebte? Er ist ein Kerl! Obwohl ich hatte ihn noch nie richtig nackt gesehen? Nur im Unterhemd und da konnte ich eine männliche Brust erkennen. Der einzige der Hara nackt gesehen hatte, war Saphir und der war danach wie ausgewechselt gewesen. Ob es an dem Kuss der Beiden lag? Ich schmunzelte leicht. Nicht das Saphir jetzt auch noch die Richtung wechselte? Schließlich schaute er Hara immer mit einem gewissen Blick an. So nahm ich wieder ein Bissen zu mir und schaute mein Haustier genauer an. Ich hatte ihn schon öfters durch die Haare gefasst. Da hätte ich die Narbe doch spüren müssen? So lag ich mein Besteck zur Seite und bedankte mich für das leckere Essen. „Ich werde mein Bestes geben. Nun werde ich mich zurück ziehen, wenn du magst kannst du mir gerne Gesellschaft leisten?“ Er lächelte mich an und nickte freudig. „Gerne, doch zuerst mach ich den Abwasch und danach schaue ich dir gern zu.“ So nickte ich ihn zu und ging wieder nach oben und befasste mich weiter an meinem Gemälde. Nach wenigen Minuten, saß sich Hara hinter mir auf den Stuhl und schaute mir zu. Doch ich war in meiner eigenen Welt gewesen wenn ich zeichnete. Meine Bilder erzählten ihre eigenen Geschichten. Der Traum von Ruka-chan war meine Eingebung gewesen. Vorher wusste ich nicht so recht was ich wirklich gezeichnet hatte. Es war in Ordnung gewesen, doch ich wusste nicht wirklich in welche Richtung ich mein Bild lenken sollte. Doch Ruka-chan war damals für mich ein Engel gewesen, mein Beschützer in der Not. So zeichnete ich eine Prinzessin auf einem weißen Schimmel und neben ihr, der Ritter, der sie vor allem Unheil beschützte. Der Vordergrund wirkte so friedlich und der Hintergrund dagegen war so düster gewesen. Doch in meiner Vorstellung hatte das Motiv wirklich Potenzial gehabt. Meine Bilder waren öfters ziemlich düster gewesen, doch dieses war so anders. Meine Skizze war fertig gewesen, doch im Kopf hatte ich schon das fertige Motiv vor Augen gehabt. Jetzt fehlte nur noch die Farbe. „Du solltest schlafen, du siehst ziemlich müde aus.“ Ich drehte mich um und Hara saß immer noch auf den Stuhl hinter mir. Er stand auf und umarmte mich vorsichtig von hinten. „Das Motiv sieht sehr schön aus. In Farbe wird es bestimmt atemberaubend werden. Doch es ist spät und du solltest dich noch etwas schonen.“ Ich lehnte mich in seine Umarmung hinein und betrachte mein Meisterwerk. Zufrieden konnte ich aufhören und nahm meine Tabletten. Als ich aus dem Bad kam konnte ich Hara vor dem Gemälde stehen sehen. „Kommst du mit ins Bett?“ Er sah mich mit einen zufriedenen Blick an. „Wenn du es wünscht?“ Ich ging in meinen Atelier und stand neben Hara. „Hat dir der Traum, von deiner Kindheitsfreundin, den Antrieb gegeben?“ „Anscheinend......wir liebten Romeo und Julia. Das ist meine Fassung aus dem Stück.“ Hara schmunzelte. „So? Dein Ritter sieht schon etwas feminin aus?“ Ich lächelte leicht. „Wer weiß?“ Hara legte einen Arm um mich und gemeinsam gingen wir in mein Schlafgemach. Ich wartete bis er sich hinlegte und so kuschelte ich mich bei ihm ein. Momentan konnte ich an seiner Brust am besten einschlafen. Sein Duft schenkte mir Geborgenheit. Obwohl ich mich manchmal auch zum Teil unruhig fühlte bei ihm. Doch ich konnte Hara vieles anvertrauen. Vielleicht war er mein Seelenverwandter? Was das Schicksal alles für einen parat hielt, wusste keiner. Doch Hara brachte mein Leben einen neuen Schwung. Er kam zur richtigen Zeit. So wie Ruka-chan damals zur richtigen Zeit kam. Damals war ich ein kleines schüchternes Mädchen gewesen, die viel krank war. Doch Ruka-chan zeigte mir die freudigen Dinge im Leben und ich gewann mehr Selbstvertrauen. Obwohl mich die Scheidung meiner Eltern ziemlich mitnahm, konnte Ruka-chan mich immer wieder motivieren nicht aufzugeben. Sicherlich waren wir zigtausende Kilometer entfernt gewesen. Doch ihre Motivation packte mich immer wieder aufs Neue und ich entwickelte mich weiter. Bis Haruka kam und mir meinen Kopf verdrehte. Ihre Worte auf der Bühne als sich unsere Hände trafen, würde ich nie vergessen. „Du bist ein besonderer Mensch, gebe niemals auf und behalte dein Ziel vor Augen.“ Ich errötete damals und meine Stimme verstummte regelrecht. Ich wusste nicht wirklich wie sie das meinte. Doch sicherlich hatte sie mich damals auch verfolgt und wollte mir nur Mut zusprechen. Da ich ziemlich aufgeregt war an diesem Tag. Sicherlich hatte ich mein Idol live gesehen und durch ihre Art wie sie mich ansah und mir zu zwinkerte, geschah es um mich. Dieser Moment verfolgte mich ständig, egal wo ich hin ging. Ich hatte ein Ziel vor Augen. Mein Bestes zu geben egal was ich tat. Doch im Laufe der Zeit hatte ich dieses Ziel verloren. Bis Hara dann eintraf und mir dieses Ziel wieder vor Augen führte. Diese Menschen hatten einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt. Ich war dankbar gewesen diese angetroffen zu haben. Sie waren meine Motivation nicht aufzuhören. So schlief ich mit einem Schmunzeln ein. Leider würde dieser idyllische Traum irgendwann zerplatzen, doch das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)