Beautiful Scars von Tidus17 ================================================================================ Kapitel 3: Neue Erkenntnisse ---------------------------- Mein Wecker fing an zu piepen und mein einziger Gedanke war, warum war die Nacht nur schon zu Ende? Am liebsten hätte ich das kleine Gerät mit dem nervigen Ton an die Wand geschmissen. So ging ich schlürfend Richtung Bad. Ich hatte oben im Stockwerk noch ein kleineres Bad gehabt. Meine täglichen Morgenprozeduren zum Wach werden hatte ich hinter mir. So ging ich fröhlicher die Treppe hinunter und stockte kurz auf. Der Tisch war gedeckt mit Müsli mit Milch und zum Trinken ein Glas Orangensaft. „Guten Morgen Michiru, gut geschlafen?“ „Wow, ich dachte du schläfst noch? Aber du hast ja gesagt du schläfst nicht wirklich viel. Der Tag fängt ja gut an. Danke.“ Mit einem Lächeln im Gesicht saß ich mich hin und gemeinsam aßen wir zu Frühstück. Danach ging ich wieder ins Bad und machte mich für die Arbeit fertig, mit schminken und styling. Als ich heraus kam pfiff mir Hara hinter her. „Wow, ein schönes Frauchen hab ich da.“ Mir lief kurzzeitig die Röte ins Gesicht. Der alte Schlawiner. „So, ich geh jetzt Hara. Pass mir gut auf das Haus auf ja! Bis heute Abend.“ „Gut, viel Spaß!“ Mit den Worten ging ich aus der Tür und lief die Straße hinunter bis zur Kreuzung und bog rechts in meiner Metro-Station ein. Die Arbeit verlief wie immer. Amy begrüßte mich, danach den morgendlichen Routinegang zu Frau Javis und dann den Vormittag in meinem Büro verbringen. Telefonate führen, Emails checken und einige Formulare sowie Kritiken schreiben zu einigen Ausstellungen. Zur Mittagszeit kam meistens ein Meeting. Was steht für den Tag noch an oder für die komplette Woche. Welche Ausstellungen sind im Gespräch oder was für Neuheiten von Künstlern sind neu heraus gekommen. Welche Mode ist gerade angesagt und was für neuen Klatsch gibt es zu bereden. Das Letztere ist selten in unserem Verlag vertreten, aber hin und wieder veröffentlichen wir etwas über unsere Stars. Für so etwas gab es genug andere Zeitschriften. Nach dem Meeting verbrachte ich meistens die Zeit bei unseren Künstlern und begutachtete ihre Werke. Ich war für die Künstlerstudenten zuständig und inspirierte ihre Ideen und kritisierte die manchen auch, was man besser machen könnte zum Beispiel. Doch Frau Tomoe besuchte mich heute zum Ersten mal in meinem Bereich. „Was verschafft mir die Ehre sie hier anzutreffen?“ Ihre schwarze Kluft brachte mir schon meistens eine deprimierende Stimmung. „Frau Javis möchte sie sehen!“ Mein Gott ihr Unterton könnte auch mal freundlicher sein! Ich winkte diese zu und beendete meinen Rundgang. Wenige Minuten später stand ich schon vor Frau Tomoes Schreibtisch. Ein kurzes Gespräch führte sie mit der Chefin und dann bat sie mich ins Büro herein. „Frau Javis sie wollten mich sprechen?“ „Kommen sie herein, nehmen sie Platz Frau Kaioh.“ Sie zeigte gegenüber auf ihren Ledersessel der frei war. „Und haben sie schon Ideen sammeln können wegen der Ausstellung?“ „Ja, jede Menge. Ich habe sogar schon mit einem Gemälde angefangen.“ Ihre Mimik sah erleichtert aus. „Das ist sehr gut. Wir habe langsam angefangen ihre Gemälde zu holen und unten im Atelier aufzubewahren. Jedes ihrer Stücke muss ordentlich verpackt werden und für den Überlandflug fertig gemacht werden. Das bedeutet viel Arbeit, jedoch bringt uns das auch viel Geld ein! Die japanische Kunstzeitschrift von Frau Tenoh, die 'Geisha' hat uns wieder einen großen Artikel weggeschnappt und nimmt jetzt auch Sport in ihrem Magazin auf. Sie sind für uns in Sachen Kunst momentan die Trumpfkarte! Wenn sie anfragen bekommen von den Japanern, einfach ignorieren!“ Die Geisha war vom Aufbau das gleiche Magazin wie wir. Nur das wir auf verschiedenen Kontinenten waren. Die Mutter von Haruka, so sagt man, ist ziemlich penibel. Seit sie damals einen Schlaganfall erlitt, soll sich diese um 180° geändert haben. Ob Haruka vielleicht deswegen verschwand? „Ich habe verstanden. Noch etwas?“ „Am Donnerstag gehen sie mit Frau Tomoe und mir auf eine Veranstaltung. Prospekt und Eintrittskarten liegen bei Frau Tomoe auf den Tisch. Das wäre sonst alles!“ Ich nickte nur und verbeugte mich noch zum Abschied und ging aus dem Büro. Mit einem lächeln nahm ich den großen Brief von Frau Tomoe dankend an und ging die Treppe hinunter. Kaum außer Reichweite verzog ich meine Miene. Na toll, mit der dummen Kuh soll ich mit der Chefin auf eine Veranstaltung gehen? Das kann ja was werden! Ab und zu konnte ich mich bei solchen Veranstaltungen aus der Schussbahn nehmen, doch wegen der Ausstellung in Miami musste ich meiner Chefin erst recht Honig ums Maul schmieren, damit diese nicht die Laune verlor. Die war schon leicht genervt gewesen wegen den Fauxpas von der Konkurrenz. An meinem Büro angekommen legte ich den Brief auf den Tisch von Frau Misuno mit den Vermerk alle Termine für den Donnerstag zu verschieben. Amy hatte Montag Nachmittags immer ihre Freizeit gehabt und kam gegen Abend nochmal für ein bis zwei Stunden in die Firma. Was diese da tat interessierte mich meistens nicht. Ich war nicht die Person gewesen die viel über privates mit den Kolleginnen sprach. Auf den Tisch sah ich auch schon die neueste Ausgabe von der Zeitschrift Geisha. In Amerika fasste diese so langsam Fuß, doch wir waren die besseren Gewesen. In Japan war das eher 60 zu 40 für die andere Zeitschrift gewesen. Frau Javis will überall erfolgreich sein mit ihrem Baby. Ist auch verständlich, doch das war schon ein hartes Stück Arbeit gewesen. Da ich momentan keine Zeit hatte für das Lesen der Zeitschrift, packte ich mir diese in meiner Tasche ein, ging wieder runter zu meinen Künstlern und verbrachte den Nachmittag dort bis mich mein Bruder abholte. Wir gingen gemütlich essen und natürlich wollte dieser auch wissen für was ich so viele Sachen von ihm brauchte. „Sag bloß du hast jetzt einen Freund?“ „Nicht ganz Saphir.......sagen wir so einen neuen Mitbewohner.“ Er sah mich skeptisch an. „Inwiefern Mitbewohner? Du bevorzugst doch eher die Stille? Wie kann das sein, dass du jemanden in deinem Haus wohnen lässt? Weiß das Vater?“ Meine Augen weiteten sich als er unseren Vater erwähnte. Der war wie ein Soldat gewesen, wenn es um meine Beziehungen ging. Er musste alles über die Person wissen und wenn es wirklich mal ein Mann schaffen sollte, was ja durch meine sexuelle Ausrichtung nie der Fall zu sein schien, dann würde der mit einem Samurai Schwert diesen zu Kleinholz verarbeiten. Schließlich ist die Tochter eines Vaters das wichtigste! „Bist du Irre? Natürlich nicht! Es ist ja auch nicht mein Freund, dass hatten wir doch schon besprochen Saphir. Es wird nie einen Mann in meinem Herzen geben.“ „Ja ich weiß doch Michiru, doch wer ist der Fremde dann?“ Ich überlegte kurz wie ich meinem Bruder am leichtesten erklären konnte, bis mir dann die richtigen Worte einfielen. Meine Mutter war das egal, was ich mit wem alles anstellte. Sie war auf die Kunst fixiert gewesen. Es reichte mir schon das ich sie auf der Messe in Miami Beach sehen musste. Mein Vater sah ich jedoch öfters, da er von Tokyo nach Amerika beruflich immer pendelte. Er war halt ein ziemlich gefragter Diplomat. Das er meine Mutter überhaupt kennen lernen konnte? Sie lebten zwar getrennt, jedoch Saphir erzählte mir ab und an, dass diese sich immer noch häufig sahen. Er tritt langsam in die Fußstapfen von unseren Vater und ich leider in diese von meiner Mutter. „Also Missbrauchst du den armen Kerl als Putzfrau?“ „Ja so in der Art.....halt ein Haustier eben.“ „Und mehr als den Namen hast du bis jetzt nicht viel rausbekommen? Menschen sind für dich eh nicht interessant gewesen. Wann stellst du mir mal eine Freundin vor?“ Saphir war 3 Jahre jünger als ich und hatte seine Frau fürs Leben in der Schule schon getroffen. Die sind wie Pech und Schwefel und schon lange zusammen. Doch Kinder waren noch nicht in Aussicht gewesen. Wie ich aber diese kannte, waren die wohl schon fleißig in Planung. „Ich hab noch nicht die Richtige für mich gefunden. Ich probiere halt noch einiges aus, bis ich mich binde.“ Er sah mich skeptisch an. „Was ist mit Elza? Ihr seid solange schon befreundet und dann ist da nichts außer Sex?“ Saphir hatte uns damals schon versucht zu verkuppeln, doch ich war da anderer Meinung gewesen. „Wir sind halt Freundinnen Plus, mehr nicht. Ich mag Elza, jedoch kann ich mir mit ihr keine Zukunft vorstellen. Du bist halt wie Vater und ich halt wie Mutter.“ Auch in diesem Punkt ähnelten wir uns leider. Wir können uns nicht festsetzen und wenn wir den Richtigen haben, kriegen wir nicht genug von einander. Trotzdem hatten sich unsere Eltern getrennt, weil ihr die Arbeit wichtiger geworden war als die Beziehung. Ich hoffte nur, dass ich in diesem Punkt ihr nicht ähneln würde. „Nun gut, ich muss langsam los. Ich werde dich in nächster Zeit mal besuchen. Pass auf dich auf Schwesterchen!“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich mit einem Wangenkuss von mir und gab mir seine Sporttasche in die Hand. Wie ich meinen Bruder kannte, hatte dieser schon bezahlt gehabt. So nahm ich seine Tasche und ging zur Metro und fuhr mit der Bahn nach Hause. Ziemlich spät kam ich doch endlich nach Hause an. Ich vergaß, dass die Zugverbindungen Abends immer etwas katastrophaler waren. Ich schloss die Tür langsam auf und im Wohnzimmer brannte ein kleines Licht. Vorsichtig ging ich hinein und sah das der Fernseher lief. Auf der Couch schlief Hara. „Muss wohl eingeschlafen sein?“ So holte ich ihm eine Decke und deckte ihn zu. Er sah so niedlich aus wenn er schlief. Ich sollte ihn nicht wecken. Wenn er schon sagte, dass er nicht besonders gern schlafen tut? Dann lass ich ihn in Ruhe. Die Tasche stellte ich neben dem Hochbett ab, sollte er sich selbst was heraus suchen. So machte ich den Fernseher aus und ging nach oben. Als ich oben ankam sah es überall so sauber aus. Er musste wohl wieder sauber gemacht haben. Alles war aufgeräumt gewesen und sortiert nach Reihenfolge. „Wow?“ Nur mein Atelier, wo ich gearbeitet hatte, hatte er so gelassen. Er weiß was sich gehört, ich musste dabei schmunzeln. Er musste sich mit Künstlern wohl auskennen? Sonst hätte er morgen eine Standpauke von mir angehört. Ich mochte es nicht wenn mein Zeug einfach so verschwand. Meine Ordnung war mir heilig gewesen, sonst finde ich nie wieder etwas. Doch mein Schlafzimmer war immer noch so verwüstet gewesen wie zuvor auch. Ich zog mich um und ging zu Bett, dort machte ich noch ein wenig den Fernseher an um die Spätnachrichten noch zu sehen. „Am Freitag haben wir neue Details von Haruka Tenoh's verschwinden heraus gefunden. Die Ärztin Setsuna Meioh hatte zugegeben, dass sie das Bankkonto von Haruka und der gesamten Familie verwaltete. Nun fand die Polizei heraus das dieses Konto sogar aktiv sei?“ Ich stutzte kurz auf. Was meinte dieser jetzt mit aktiv? „Wir fanden heraus, dass vor genau einem Jahr ein Teil des Kontos umgebucht worden war. Keine große Summe, doch wir ermitteln gerade wohin dieses verschwundene Geld hin gelangt ist. Diese Umbuchung fand von keiner anderen Person wie von Frau Meioh statt. Sie selber bestreitet jedoch, dass sie nicht wüsste wohin sie das Geld hingewiesen hätte.“ Hatte etwa Setsuna etwas mit den verschwinden von Haruka zu tun? Warum sollte sie dieser jedoch etwas antun? Sie ist doch Ärztin? „Wir schalten Live zu Minako Aino, welche gerade mit der Mutter von Haruka Tenoh spricht.“ „Ich denke nicht das diese Verschwunden ist. So wie ich sie kenne rennt sie nur davon und wird irgendwann wieder auftauchen.“ „Wie meinen sie das Frau Tenoh?“ „So wie ich es sage Frau Aino, ich muss mich jetzt wieder meiner Arbeit widmen!“ Oha, die Mutter ist ja echt Gefühlskalt! Keine Trauer, eher Hass sticht aus ihrem Gesicht hervor. „Wenn Haruka wirklich selber geflüchtet ist? Dann wird wohl die japanische Polizei viele Nachforschungen im Hause Tenoh vollziehen. Schließlich ist der Motorradunfall ungeklärt geblieben. Nur Blut und das kaputte Motorrad von Haruka Tenoh konnte man finden. Jedoch die Person selbst nicht. Also wie sollte man so eine Flucht inszenieren? Ich schalte wieder zurück und werde später mit den Rennstall 'Racing F1' wieder zu ihnen zurückkehren, Steve!“ Ich schaltete den Fernseher aus. Wenn das wirklich der Fall wäre, dann müsste die Familie irgendwas verheimlichen. Wer wäre sonst so eiskalt im Interview gewesen? Mit weiteren Schlagzeilen, wäre die Zeitschrift Geisha noch beliebter in Japan als sie eh schon war. Das wird Frau Javis nicht gefallen! Mit einer schlechten Laune versuchte ich einzuschlafen, was nicht wirklich ging. Doch nach einer langen Zeit wurde ich müde und schlief ein. Viel zu kurz geschlafen weckte mich der dumme Wecker wieder auf. Gerade als ich mich zur Seite legen wollte, klopfte es an der Tür. „Komm rein... .“ Die Tür ging auf und ich drehte mich langsam zu Tür. „Wow hier ist ja der 2. Weltkrieg ausgebrochen?“ Ich richtete mich auf und war erstaunt gewesen. „Ich hab den Fernseher abends von dir noch gehört, war wohl eine lange Nacht gewesen? Deswegen dachte ich, ich bring ich dir das Frühstück heute zu Bett?“ „Danke Hara, wie lieb von dir.“ Ich sah das er die Sachen von Saphir an hatte. Vorsichtig stellte er das Tablett auf meinem Schoß ab. Ich schaltete den Fernseher an und sah beim Frühstücken wieder die Nachrichten. „Und sind ein paar Sachen dabei, die dir gefallen? Sind zwar ein wenig zu groß, aber es fällt nicht besonders auf.“ „Ja danke, ich geh dann wieder.“ „Nein, bleib doch! Setz dich zu mir?“ Er sah mich skeptisch an und ich bemerkte auch gerade, dass er sich zu mir ins Bett setzen sollte. Die Regel besagte ja das mein Schlafzimmer tabu sei. Da er eh mein Chaos hier gesehen hatte, war es mir jetzt auch gerade im Moment egal gewesen. „Mein Zimmer ist normalerweise ordentlicher. Doch gestern Abend war es etwas spät geworden und das Chaos vom Wochenende sieht man noch hier zum Teil... .“ „Du musst dich nicht rechtfertigen Michiru. Wenn du möchtest das ich zu dir kommen soll, dann mach ich das gerne.“ Wieder dieses lächeln von ihm. Das machte mich noch ganz verrückt. Zum Glück war es hier dunkel gewesen, sonst hätte er noch meine Röte gesehen. So krabbelte er über das Bett zu mir und sah mir beim Frühstücken zu. Da in den Nachrichten zum Teil nur Wiederholungen kamen von heute früh, war das Programm uninteressant gewesen und ich schaltete zum Musiksender um. Hara brachte das Geschirr raus und ich zog mich für die Arbeit um. „So ich geh jetzt, wir sehen uns heute Abend Hara!“ Ich gab mein Haustier als Abschied einen Wangenkuss und wir sahen uns beide geschockt an. Er war mit der Situation gerade sprachlos und ich, weil ich automatisch die Geste gemacht hatte. „Schau nicht so, du bist mein Haustier, da ist das normal!“ Mit diesen Worten verschwand ich schnell aus der Tür um meine Blöße nicht zu zeigen. „Oh Gott! Warum hab ich das getan!“ So rannte ich mit Herzklopfen die Straße hinunter. Er roch so gut, doch was benutzte er nur? Er hatte ja kaum ein Besitz gehabt! Ich hoffte nur, dass ich mich auf Arbeit besser ablenken konnte! Dort angekommen, war wie zu erwarten die Schlagzeilen von der Familie Tenoh gewesen. Viele Vermutungen wurden in dem Raum gestellt, doch die meisten waren nur Humbug gewesen. Ich versuchte mich jedoch um andere Dinge zu bemühen. Die Gedanken waren immer noch bei der Verabschiedung von Hara gewesen. „Tagträume kenne ich gar nicht von ihnen Frau Kaioh?“ „Frau Javis? Was machen sie denn hier?“ „Ich kam gerade aus einem Meeting.“ Sie ging in meinem Büro umher und blieb am Regal stehen und nahm ein Foto in die Hand. „Ich wusste das sie Talent hatten mit der Violine Frau Kaioh. Wie ich sehe kannten sie auch Haruka Tenoh?“ Sie deutete auf das Foto hin, wo ich mit Haruka damals die Preisverleihungen gewann auf der Musikshow. Wir waren gemeinsam auf der Bühne gewesen. Das Foto hatte ich damals als Erinnerung eingerahmt gehabt. „Nun ja, eher flüchtig? Das Bild ist schon fast 10 Jahre alt. Da gewann ich den Violinen Preis und Haruka den Preis für das Klavier. Wir hatten also nur einmal das Vergnügen gehabt.“ Ich wollte ihr nicht auch noch erzählen, dass ich sie damals mit Elza auf einem Sportfest traf. „Wirklich schade.... .“ Ich sah meine Chefin fragend an? „....nun denn, egal! Kommen sie gut voran mit ihren Bildern?“ Mein fragendes Gesicht wandelte sich um in ein schockierendes Gesicht. Gestern Abend hatte ich ja nicht mal annähernd Zeit gehabt um weiter zu arbeiten. „Ja es läuft ganz gut, keine Sorge ich werde schon für die Messe fertig werden.“ „Gut! Wir sehen uns später im Meeting.“ Oh mein Gott, sie konnte echt manchmal der Teufel sein! Doch auf das Bild konnte ich mich auch nicht konzentrieren. Ich brauchte etwas zum Abreagieren! So beschloss ich nach der Arbeit wieder schwimmen zu gehen. Das brachte mir hoffentlich den Kopf wieder etwas freier. Elza kam gegen Ende mich abholen und gemeinsam duschten wir in der Umkleidekabine und vergnügten uns dort noch ein wenig bis sie mich nach Hause fuhr. „Danke das du mich nach Hause gebracht hast.“ „Keine Ursache, wir sollten so etwas öfters tun.“ Sie zwinkerte mir zu und ich wusste das sie die Aktion in der Dusche meinte. „Vielleicht, ich war lange nicht mehr schwimmen gewesen.“ Ich lächelte sie nur an und dann fuhr sie fort. Als ich jedoch an der Tür stand bekam ich wieder Herzrasen. „Reiz dich zusammen Michiru, es war nur ein Wangenkuss!“ Er ist ein Mann du stehst auf Frauen! So klopfte ich mir auf die Wangen und ging hinein. Dort war schon auf den Esstisch das Abendbrot gedeckt gewesen. „Du kommst spät Frauchen?“ Ich legte meine Tasche auf der Couch und ging zu Hara in die offene Küche, wo er das Essen zubereitete. „Ja ich war noch etwas schwimmen gewesen. Mir war danach, Elza hatte mich nach Hause gefahren.“ „Ah verstehe....nun gut Essen ist gleich fertig.“ Ob er wusste das ich mit Elza noch rumgemacht hatte? Jedenfalls sah er misstrauisch aus. „Hat sie dich auf andere Gedanken gebracht?“ Kam es mir so vor oder wurde mein Haustier etwa Eifersüchtig? „Vielleicht.....ich war nur schwimmen zum Entspannen.“ „Brauchst du eine Massage?“ Wenn ich an die Letzte dachte und das Geschehene von heute morgen, dann winkte ich lieber ab. Ich war gerade abgelenkt genug gewesen und inspiriert für das weiter malen, da konnte ich noch keine weiteren Berührung von diesem Mann aushalten. „Nein Danke, vielleicht morgen. Ich geh noch ein wenig hoch, bis das Essen fertig ist okay?“ Er nickte nur und ich zog meine Malerkleidung an. Wenig später holte mich Hara auch schon zum Essen. Anfangs war es ziemlich ruhig gewesen und die Stille war sehr bedrückend. „Ich bin 32 Jahre und hatte früher mal in einer Band gespielt. Anfangs waren wir zuerst in Korea gewesen, danach China und dann Japan. Irgendwann sind wir nach Amerika gekommen. Danach gab es einen Streit und die Hälfte der Band ist zurück gegangen nach Hause. Nur ich und der Leader sind geblieben und irgendwann war ich dann alleine.“ Ich sah Hara skeptisch an. Er sollte echt schon 32 Jahre alt sein? Er sah eher aus wie Anfang 20! „Du hast in einer Band gespielt? Als was?“ „Ja aber die kennt man nicht mehr, ist auch schon 6 Jahre her. Ich war der Gitarrist.“ Ich aß nebenbei das köstliche Hühnchen und hörte ihm zu. Das erste mal das er was von sich erzählte. Jedoch kam mir manches etwas merkwürdig vor. „Ein Gitarrist, der klassische Musik hörte. Wie lange lebst du jetzt schon auf der Straße?“ Er trank aus seinem Wasser, jedenfalls hatte ich ihn noch kein Wein trinken sehen. Ich sollte heute jedoch nur ein Glas Wein trinken. Wer weiß was danach wieder passierte. „Ja ich interessiere mich für Musik. Nicht lange vielleicht knapp ein halbes Jahr? Vorher hab ich bei meiner Ex gewohnt, die lebt in Miami.“ „Miami?“ Ich stutzte jetzt auf, wie kam er dann nach New York? Ist ja doch schon ein Stückchen weit entfernt gewesen. Eine Gitarre hatte ich bei ihm nicht gesehen,sonst würde ich verstehen wie er sein Geld auf der Straße verdient hätte. Doch er hatte ja nichts dabei gehabt außer seine Zahnbürste und die Klamotten die er an hatte. „Und deine Familie? Niemand der dich vermisst?“ „Die sind Tod!“ Seine freundliche Stimmung verzog sich rasch als ich seine Familie ansprach. Wahrscheinlich ein Tabuthema für ihn. Immerhin wusste ich jetzt, dass er aus Korea kam. Jedenfalls fing sein Bandleben in Korea an. Ob er wirklich die Wahrheit erzählte, war wiederum was anderes. „Nun gut, es war lecker Hara. Doch ich muss jetzt weiter arbeiten..... .“ „Viel Erfolg.... .“ Irgendwas war merkwürdig gewesen. Doch ich komme schon noch an die Wahrheit heran. So vergrub ich mich in mein Atelier und ging danach schlafen. Am Mittwoch morgen war wieder alles wie gehabt gewesen. Wir frühstückten gemeinsam und danach ging ich wieder ins Bad um mich fertig zu machen. „Viel Erfolg Frauchen.“ „Pass mir auf das Haus auf!“ So gab ich ihm wieder einen Wangenkuss und ging dann außer Haus. Ich gab ihn nur einen, damit das von gestern nicht so auffiel. Jedoch hatte ich dieses mal kein kribbelndes Gefühl gehabt. Das Gespräch von gestern Abend war schon komisch gewesen. Mein Gefühl verriet mir, dass er nicht die Wahrheit sagte. Frau Smith vom Empfang fing mich vorher ab. „Ich soll ihnen das Päckchen übermitteln. Eine Frau hat mir das abgegeben und meinte nur das es für sie bestimmt sei, niemand anderes.“ „Danke, sehr freundlich.“ So fuhr ich mit dem Fahrstuhl nach oben und Amy begrüßte mich freundlich. „Ein Päckchen, wie aufregend? Wer ist der Absender?“ „Weiß ich nicht, ich schau gleich nach.“ Wir gingen gemeinsam zu meinem Büro. „Ach Amy kannst du mir noch etwas heraussuchen?“ „Sehr gerne, was denn?“ „Es soll eine Band in Korea geben die sind durch Asien getourt und waren zuletzt in Amerika gewesen. Das ganze war vor etwa 6 Jahren ungefähr. Vielleicht kannst du ja etwas heraus finden? Deine Recherchen sind die Besten!“ Sie nickte und fing gleich an zu arbeiten. Ich derweilen widmete mich meinem Päckchen zu. Bin gespannt welche Dame mir etwas zuschickte? Als ich das Päckchen aufmachte, war darin erotische Unterwäsche, ein paar kleine Sexspielzeuge sowie ein Zettel gewesen. Die Röte stand mir buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Wer schickte mir bloß so etwas? Elza kann das nicht gewesen sein, die schenkt mir keine Unterwäsche, jedoch mit den Spielzeug wäre das was anderes gewesen. So las ich den Brief: 'Geliebte Miss Kaioh, jeden Tag muss ich an unsere gemeinsame Nacht denken. Es war zwar nur ein einmaliges Date gewesen. Jedoch bin ich gerade in der Stadt und weiß aus einer guten Quelle, dass sie immer noch Single sind. Sie stehen auf extravagante Dinge, deswegen das Spielzeug. Ich stelle mich gerne wieder als ihr M zur Verfügung. Bitte bestrafen sie mich, Herrin. Eugeal'. Als ich das gelesen hatte, viel es mir wie Schuppen aus den Augen. An dieser erotischen Nacht konnte ich mich noch gut erinnern. Da war ich erfinderisch gewesen und wollte gerne jemanden bestrafen und lernte Eugeal in einem Club kennen. Sie war eine sehr heiße Frau gewesen, mit der ich mir damals mehr als nur Sex vorstellen konnte. Doch sie war älter und nur zu Besuch gewesen. Sie schrieb das sie morgen auch die Ausstellung besuchte, wo ich und meine Chefin anwesend war und ob wir uns dort nicht treffen könnten? „Alles okay bei ihnen?“ Erschrocken packte ich das Sex Päckchen in meine Schublade. „Ja alles zu meiner Zufriedenheit!“ „Dann war es wohl ein schönes Päckchen gewesen. Jedenfalls Frau Kaioh, ich finde leider keine Band auf ihrer Beschreibung. Es gab nur eine Mädchenband die zwar in Asien getourt ist, aber keine die jemals nach Amerika kam. Die üblichen J-Pop Bands können sie ja nicht meinen oder jemand Berühmtes aus der J-Rock Branche?“ „Nein, die kenne ich alle selber. Danke für die Auskunft Amy. Gibt es sonst noch etwas für heute? Die Termine für morgen hab ich schon gesehen, dass sie diese verlegt hatten. Jedoch versuchen sie Herr Neumann etwas früher rein zu bekommen. Er ist ein neuer Kunde für uns. Da wollen wir diesen doch nicht zu lange warten lassen.“ „Selbstverständlich! Ansonsten gibt es nichts mehr für heute.“ Sie ging aus meinem Büro und ich grinste leicht vor mich hin. Morgen wird wohl doch kein so langweiliger Tag werden? Das Hara mich jedoch angelogen hatte, war mir irgendwie klar gewesen. Doch warum hatte er mir eine Lüge erzählt. Geschweige denn überhaupt etwas über sich erzählt? War er etwa einsam gewesen und wollte das wir uns besser kennen lernen? So langsam fällt die Fassade, ich bin gespannt was du mir noch alles für Lügen erzählen möchtest! So ging ich mit einem guten Gefühl hinunter zu meinem Künstlern und verbrachte dort den restlichen Arbeitstag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)