Happy birthday little brother von RedFlash ================================================================================ Kapitel 1: Apple Pancakes ------------------------- Es ließ sich nicht leugnen ... die Küche sah wie ein Schlachtfeld aus und irgendwie beschlich Sirius das dumpfe Gefühl, dass er der Verlierer in diesem Krieg war. Dabei besaßen er und sein Bruder in der neuen Wohnung noch nicht einmal sonderlich viel Geschirr, doch gerade wirkte es als hätte sich alles, aber wirklich alles, was sich normalerweise in den Küchenschränken befinden sollte, zu einem riesigen, schmutzigen Berg vor ihm aufgetürmt. Töpfe, Pfannen, Schüsseln, Schneebesen, von denen er bis vor wenigen Monaten nicht einmal gewusst hatte, dass sie so bezeichnet wurden. Wer hatte sich diesen Namen überhaupt ausgedacht? Er schlug mit diesem seltsamen Ding doch keinen Schnee! Und mal ehrlich ... wie ein Besen sah es auch nicht aus! Mit einem kurzen Kopfschütteln verdrängte Sirius diese höchst wundersamen Gedanken wieder aus seinem Bewusstsein – er konnte sich auch ein anderes Mal mit diesem Grundsatzproblem auseinander setzen – und überblickte stattdessen das Chaos noch einmal. Regulus würde ihn umbringen ... oder zumindest versuchen sehr böse anzusehen, wenn er sah, was er mit ihrer Küche gemacht hatte. Nicht, dass sein kleiner Bruder sich ausgesprochen oft in dieser aufhielt. Er und Küchen hatten eine seltsame Antipathie zueinander, was sich oftmals darin äußerte, dass irgendetwas in die Luft flog, wenn der Jüngere versuchte sich etwas Simples zu Essen zu machen. Nicht einmal ein Rührei bekam er zu Stande ohne das Sirius Angst haben musste, dass der Herd unerwartet in Flammen aufging. Er hatte es aufgegeben zu verstehen wie Regulus das genau schaffte, aber er hatte ihm Küchenverbot erteilt. Zumindest wenn er mehr machen wollte, als sich nur einen seiner geliebten Äpfel zu holen. Dennoch bedeutete das nicht, dass er keine mittelschwere Krise erleiden würde, wenn er erst einmal sah, was Sirius fabriziert hatte – die Flecken an der Decke waren noch eines der kleineren Übel – nur um ein paar Scotch pancakes zu machen. Der Ältere blickte auf den Teller vor sich. Zugegeben – sie waren ihm wirklich verdammt gut gelungen und sie rochen einfach nur unverschämt lecker. Sirius war kein Genie in der Küche, wahrscheinlich war er ähnlich unbegabt wie sein Bruder. Er hatte schließlich auch niemals selbst kochen müssen. Dafür hatte es Hauselfen gegeben – sowohl im Grimmauld Place, als auch später in Hogwarts. Doch sowohl das eine, als auch das andere waren inzwischen vorbei. Er lebte nun in einer eigenen Wohnung, musste selbst für sich und für seinen Bruder sorgen. Noch verbrachte Regulus die meiste Zeit in Hogwarts. Es war sein letztes Schuljahr und Sirius durchaus froh, dass noch einige Monate vergehen würden bevor sein Bruder zu ihm ziehen würde. Nicht, weil er ihn nicht um sich haben wollte. Viel eher, weil auf ihn dann die gleichen Probleme zukamen, die er nun schon seit einer Weile allein bewältigte. Rechnungen bezahlen, den Haushalt organisieren, arbeiten – manchmal tat Sirius sich schwer alles unter einen Hut zu bringen. Er wollte, dass der Jüngere die relativ unbeschwerte Schulzeit noch ein kleines bisschen genießen konnte. Und heute sollte er zusätzlich dazu noch diesen Berg Scotch pancakes genießen! Es war Januar – der Fünfte, um genau zu sein und sein kleiner Bruder hatte heute seinen 18. Geburtstag. Es war der allererste Geburtstag überhaupt, den sie gemeinsam allein in der Wohnung feiern würden, die Sirius von ihrem Onkel Alphard zu seinem Abschluss im vergangenen Jahr geschenkt bekommen hatte. Alle Geburtstage davor hatten sie entweder in ihrem Elternhaus oder dann später in Hogwarts verbracht. Bei Sirius' 19. im November des vorangegangene Jahres hatten sie sogar überhaupt nicht zusammen feiern können, da Regulus zu dieser Zeit in Hogwarts gewesen war. Gerade deswegen empfand der Ältere diesen Tag heute als etwas Besonderes... er würde nur noch seinen Bruder ebenso davon überzeugen müssen. Vielleicht ließ er sich ja mit diesen Pancakes ein bisschen bestechen. Es war wohl das einzige, was Sirius in der Küche wirklich zu Stande brachte, was man gefahrlos essen konnte. Er hatte es zuvor einige Male mit seiner Freundin geübt, einfach um eventuellen unerwarteten Zwischenfällen wie Salz anstatt Zucker von Anfang an vorzubeugen. Das Chaos, was er trotz üben dabei in der Küche hinterlassen hatte, war allerdings nicht Bestandteil des Rezeptes gewesen. Hoffentlich wusste sein Bruder diese Mühe auch zu schätzen und konnte so über die Unordnung hinweg sehen... Sich innerlich trotzdem schon einmal eine gute Ausrede zurecht legend, platzierte Sirius den abgedeckten Teller – einfach damit sein kleines Kunstwerk nicht schon erkaltet war, wenn er bei Regulus angekommen war – neben einer dampfenden Tasse Apfeltee, sowie Zucker und Zimt für die Scotch pancakes und natürlich Besteck auf einem kleinen Tablett. Nachdem er alles am rechten Platz empfand band er sich die Schürze ab, die Gwen ihm vorsorglich mitgegeben hatte, damit er nicht ähnlich chaotisch aussah wie es die Küche nun tat. Hatte nicht funktioniert. Teig und Mehl klebte an seinem T-Shirt und an der Hose und nicht nur da. Auch an seiner Wange und Stirn ließen sich einige neckische Mehlspuren erkennen, sowie in seinem Haar, was eindeutig auch schon mal gekämmter ausgesehen hatte. Doch darum machte sich der Ältere – wie so oft – keine weiteren Gedanken. Er warf die Schürze zur Seite, schnappte sich das Tablett und ließ die chaotische Küche erst einmal hinter sich. Um die konnte er sich auch später noch kümmern. Oder auch gar nicht. Mit leisen Schritten – er wusste nicht, ob sein Bruder bereits erwacht war – schlich er durch den kurzen Flur zur Zimmertür des Jüngeren. Kurz legte er sein Ohr an das Holz. Nichts war zu hören. Offensichtlich schlief Regulus tatsächlich noch. Wie ungewohnt. Normalerweise war er es, der Ewigkeiten in den Kissen lag. Aber heute war er extra für den Geburtstag des Jüngeren und dieses kleine Frühstück sehr früh aufgestanden. War er nicht ein guter, großer Bruder? Das Tablett schließlich nur mit einer Hand haltend, klopfte Sirius mit den Fingerknöcheln leicht gegen die Tür, horchte auf ein mögliches Geräusch, bevor er die Klinke vorsichtig herunter drückte und mit dem Fuß die Tür etwas weiter aufschob, um hinein in das Zimmer sehen zu können. Kurz nur blickte er aus den Augenwinkeln nach links und rechts. Es war noch dunkel, die Vorhänge waren zugezogen und ein schneller Blick in Richtung Bett verriet, dass sein Bruder offensichtlich noch schlief. Ein Lächeln huschte über das Gesicht von Sirius, ehe er einfach durch den Spalt in den Raum trat, die Tür lautlos wieder hinter sich schloss. Auch ohne alles genau zu sehen kannte er sich im Zimmer seines Bruders aus und so steuerte er zielsicher erst einmal den Schreibtisch in der Ecke an, stellte auf diesem das Tablett. Anschließend trat er zum Fenster und schob die Vorhänge vor diesen zur Seite. Noch drang nicht viel Licht an diesem winterlichen Morgen von draußen hinein, dafür war es wohl noch zu früh, aber es genügte damit ein verschlafenes Murren vom Bett her erklang. Offensichtlich erwachte Regulus allein schon von dem leisen Klang den die Vorhänge beim zur Seite ziehen gemacht hatten. Aber sein Bruder hatte schon immer den Schlaf einer Feldmaus gehabt. Ein kleines Geräusch und er war wach, während neben Sirius wahrscheinlich ein Rockkonzert stattfinden könnte ohne das er auch nur eine Regung von sich gab. Das Murren wurde nun noch etwas lauter und ging schließlich in ein nur teilweise verständliches Nuscheln über. „Was machst du hier?“, wollte Regulus wissen und blinzelte aus einem halb geöffneten Auge zu seinem Bruder hin, der noch immer am Fenster stand. Womöglich hätte der Jüngere eher erschrocken sein müssen zu erwachen und eine Person in seinem Zimmer zu erblicken, doch dazu war sein Geist noch zu sehr in Watte gepackt. Der Ältere wandte sich mit einem Lächeln herum, gab seinem Bruder allerdings keine Antwort auf dessen Frage, sondern trat kurz an dessen Bett. Dort entfachte er die kleine Lampe auf dem Nachttisch damit sie etwas mehr Licht hatten. Eine Handlung, die von einem erneuten, missbilligenden Brummen des Jüngeren kommentiert wurde, welcher sich gleich darauf noch etwas mehr einrollte und seine Bettdecke über den Kopf hinweg zog, um dem unangenehmen Licht zu entgehen. „Geh weeeeg ...!“, hörte man es darunter mürrisch klagen, woraufhin Sirius ein von seinem Bruder ungesehenes Grinsen zeigte. Wieder gab er keine Antwort, trat stattdessen zu dem Schreibtisch, auf dem er das Tablett zuvor abgestellt hatte und das offenbar von Regulus noch nicht bemerkt worden war. Mit diesem in den Händen ging er nun zurück zum Bett seines Bruders, doch nicht nur das: »Happy Birthday to You Happy Birthday to You Happy Birthday Dear Regulus Happy Birthday to You.« Leise sang Sirius das altbekannte, kleine Lied und lockte den Jüngeren damit wieder unter der Bettdecke hervor. Blinzelnd richtete er sich auf, starrte mit großen Augen den Älteren an. Diesen singen zu hören war nichts ungewohntes. Oft schon hatte er der überraschend guten Stimme lauschen dürfen, hatte sich als Kind sogar hin und wieder in den Schlaf singen lassen, wenn er besonders aufgeregt oder aufgewühlt gewesen war. Es war eher der Vers an sich und nun entdeckte er auch das Tablett, welches sein Bruder in den Händen hielt. Noch ein kleines bisschen mehr weitete sich sein Blick dadurch und er sah einfach nur unbewegt auf Sirius, der nun direkt neben ihm am Bett stand und ein breites Grinsen auf seinen Lippen präsentierte. „Alles Gute zum Geburtstag, Kleiner!“ Vorsichtig platzierte er das Tablett auf dem Schoß von Regulus, doch schien dieser noch immer vollkommen erstarrt zu sein. Ob auf Grund dieses spontanen Geburtstagsständchens oder wegen des chaotischen Aussehens seines Bruders wurde nicht sofort klar. Zögernd blinzelte er einige Male, richtete seinen Blick dann langsam auf den Teller und die dampfende Tasse Tee. „Du ... hast mir Frühstück gemacht?“ Worte, die eigentlich mehr einer Feststellung glichen, kamen doch sehr fragend und ein wenig argwöhnisch über die Lippen des Jüngeren hinweg, bevor er den Kopf wieder anhob und seinen Bruder mit einer fein gerunzelten Stirn betrachtete. „Und wie siehst du überhaupt aus?“ Er war es ja durchaus gewöhnt, dass all die black'sche Perfektion, die ihm so zu eigen war wenn es im sein Äußeres ging, einmal komplett an seinem Bruder vorbei gegangen schien, aber gerade sah Sirius selbst für seine Verhältnisse ein wenig ... chaotisch aus. Der Ältere blinzelte lediglich unschuldig und ließ den Kopf auf die rechte Seite sinken, während er seinen noch ziemlich verwirrt erscheinenden kleinen Bruder musterte. „So, wie man halt aussieht, wenn man seit zwei Stunden in der Küche steht...“ Und dabei das erste Mal allein mit einem Schneebesen hantiert, fügte er selbst in Gedanken noch hinzu, behielt diesen kleinen Verweis aber wohl wissend für sich. Besonders, da der Blick des Jüngeren nun noch etwas skeptischer wurde. „Du bist so früh aufgestanden? Hast du irgendetwas angestellt?“, kam prompt die Befürchtung, die von einer argwöhnisch angehobenen Braue begleitet wurde. Eindringlich forschte Regulus in den graublauen Augen seines Bruders nach irgendeiner Dummheit, die dieser schon wieder angetrieben hatte. Es kam doch einem Wunder gleich, dass der Ältere sich freiwillig einmal derartig früh aus seinem Bett begab. Das tat er sonst nie. Außer vielleicht wenn er die Aussicht auf ein reichhaltiges Frühstück hatte. Doch das schien heute ja nicht der Fall zu sein. Immerhin stand das Frühstück gerade auf seinem Schoß. Über all die misstrauischen Fragen, die Regulus stellte – wie kam er nur darauf, dass er irgendetwas angestellt haben könnte? – schüttelte Sirius schließlich nur seinen Kopf. „Nein, ich hab nichts angestellt und ich bin eben so früh aufgestanden, um dir Frühstück an deinem Geburtstag zu machen. Darf ich das etwa nicht?“ „Naja ... das hast du noch nie gemacht“, erklang der schulterzuckende Einwand des Geburtstagskindes, der von Sirius jedoch nur mit einer lockeren Handbewegung beiseite gewischt wurde. „Irgendwann ist immer das erste Mal und jetzt frag nicht so viel. Ansonsten ess' ich sie alleine!“ Manchmal konnte sein Bruder aber auch anstrengend sein. Warum nur glaubte das immer nur jeder von ihm? Sei es drum... Vorsichtig zupfte der Ältere den als Wärmeschutz missbrauchten Teller von dem Stapel Scotch pancakes herunter, damit Regulus vielleicht endlich einmal aufhörte ihn mit Fragen zu löchern. Dieser machte große Augen. „Du hast mir Pancakes gemacht?“ Er kannte diese vor allem aus Hogwarts. Dort gab es sie oftmals zum Frühstück. „Apfel-Pancakes“, präzisierte Sirius die Feststellung seines Bruders noch mit einem breiten, euphorischen Grinsen und sorgte damit für noch größere Augen bei dem Jüngeren. Er wusste, dass Sirius in der Küche in etwa so untalentiert war wie er selbst ... nur das er eben nicht auch noch ständig Dinge in die Luft jagte ... und es eigentlich hasste zu kochen bzw. alles, was mehr Aufwand bereitete als ein schlichtes Sandwich. „Warum?“, kam dann schon wieder eine neuerliche Frage von Regulus, der sich die wirklich verflucht gut duftenden, kleinen Küchlein derweil etwas genauer betrachtete. Sogar mit Apfel waren diese. Er liebte Äpfel. Sein Bruder gab lediglich ein ergebenes Seufzen von sich und setzte sich nun auf die Bettkante. „Weil du heute Geburtstag hast, warum wohl sonst? Ich wollte dir etwas Gutes tun. Immerhin kann man ja nicht behaupten, dass unsere Geburtstage bisher wirklich besonders erinnerungswürdig waren.“ Natürlich, sie hatten auch im Grimmauld Place Geburtstag gefeiert, doch waren diese nie so gewesen, wie man es sich vielerorts wohl vorstellte. Es hatte keinen Kuchen gegeben und keine lustige Feier. Viel mehr hatte ihre Mutter diese Tage dafür genutzt, um den Verwandten ihre perfekte Familienwelt vorzuspielen. Steif und freudlos waren diese Feierlichkeiten gewesen, bei denen es sich mehr um die Erwachsenen gedreht hatte, als um sie. Sirius hatte erst in Hogwarts gelernt, was es hieß einen richtigen Geburtstag zu feiern, gemeinsam mit seinen Freunden. Und die letzten beiden Ehrentage seines Bruders hatten sie zwar auch zusammen erlebt, doch war es während den Ferien in der Schule eben doch nicht das gleiche. Dort konnten sie nicht machen, was sie wollten, auch wenn nicht so viele wachsame Augen auf sie gerichtet waren wie vielleicht während der Unterrichtszeit. Regulus, der den Blick bei den Worten seines Bruders etwas gesenkt hatte, starrte nun mehr auf das Tablett auf seinem Schoß. Nie hatte jemand zu seinem Geburtstag ein Frühstück extra nur für ihn gemacht. Für seine Mutter war dieser Tag nicht einmal unbedingt etwas besonderes gewesen. Lediglich Sirius hatte sich immer etwas darum gekümmert, doch nachdem sie in verschiedene Häuser einsortiert worden waren, war auch das schwierig geworden. Erst nach ihrer Flucht von zu Hause hatte sich das gebessert und die beiden letzten Geburtstage in Hogwarts waren endlich einmal wieder schöner gewesen, doch nichts im Vergleich zu der Mühe, die Sirius sich heute gemacht hatte. Er war früh aufgestanden – viel zu früh für seine Verhältnisse – und er hatte sogar etwas gebacken für ihn, obwohl er es hasste. Der Jüngere war gerührt von so viel Aufmerksamkeit, wusste gar nicht recht, wie er damit umgehen sollte. Aus diesem Grund saß er auch etwas unschlüssig vor dem dampfenden Teller. Dies alles nun ganz allein zu essen erschien ihm seltsam falsch und egoistisch – trotz der Tatsache, dass er vielleicht Geburtstag hatte. Der Ältere schien dieses leichte Unentschlossenheit zu bemerken, denn er tippte seinem Bruder leicht gegen die Schulter. „Nicht nur anstarren – auch essen! Ich hab mich doch nicht zwei Stunden in die Küche gestellt, nur damit du dein Frühstück jetzt nicht anrührst!“ Ermunternd sah er den Jüngeren an, der offensichtlich ein wenig überfordert schien mit all dieser Aufmerksamkeit. Zweifelnd war auch der Blick, der Sirius traf und der noch einmal deutlich machte, dass ihm so viel Beachtung schon beinahe unangenehm war. Doch davon ließ sein Bruder sich offensichtlich nicht wirklich stören. Er grinste nur und zog stattdessen noch etwas aus seiner Hosentasche. „Ich hab da noch etwas. Das darf eigentlich auf keinem Geburtstagskuchen fehlen. Du hast zwar jetzt keinen Kuchen, aber das funktioniert trotzdem.“ Und mit einem vergnüglichen Funkeln in seinen Augen platzierte Sirius eine einzelne, kleine Kerze inmitten des Pancake-Berges. Mit seinem Zauberstab, den er gleichsam hervor gezogen hatte, zündete er diese an. „So und jetzt auspusten und dir dabei etwas wünschen!“ forderte er enthusiastisch, erntete allerdings nur einen erneuten skeptischen Blick. „Warum?“, folgte prompt auch eine Frage hinterher und Regulus schielte wenig überzeugt auf die einzelne brennende Kerze. Warum sollte er sich etwas wünschen, wenn er diese ausblies? Das erschien ihm doch reichlich unlogisch. Kerzen konnten keine Wünsche erfüllen und er hatte diesen seltsamen Brauch, den Sirius garantiert von den Muggeln übernommen hatte, noch nie so recht verstanden. Die erneute Skepsis seines Bruders entlockte dem Älteren jedoch nur ein Augenrollen. „Musst du eigentlich immer alles in Frage stellen? Jetzt puste schon die Kerze aus und wünsch dir dabei etwas!“ Er zog einen leichten Flunsch. Manchmal konnte der Jüngere ja echt anstrengend sein und um jeder weiteren misstrauischen Frage gleich zuvor zu kommen, legte Sirius seinen Blick eindringlich in den von Regulus. Das hatte bisher immer geholfen und auch jetzt gab sich dieser lieber geschlagen, als sich noch auf eine Diskussion einzulassen. „Na schön, ich wünsche...“ Noch bevor er überhaupt richtig Luft holen konnte, unterbrach Sirius ihn auch schon und wedelte ein wenig ablehnend mit den Händen. „Nicht laut sagen! Sonst geht es nicht in Erfüllung!“ „Im Ernst jetzt?“ Regulus sah mit reichlich zweifelnder Miene zu dem Älteren, doch dieser nickte nur begeistert und präsentierte dabei wohl das eifrigste Grinsen, das er zu Stande bringen konnte. Regulus seufzte leicht, tat seinem Bruder dann aber den Gefallen. Die Augen schließend blies er vorsichtig die Flamme der Kerze aus und formulierte dabei in Gedanken tatsächlich einen kleinen Wunsch... auch wenn ihm dies noch immer reichlich seltsam vor kam. Doch Sirius schien sich zu freuen, denn er klatschte einmal zufrieden in die Hände. „Na geht doch, war doch gar nicht so schwierig, oder? Und jetzt probieren!“ Demonstrativ schob er das Besteck auf dem Tablett ein klein wenig näher. „Du bleibst jetzt aber nicht die ganze Zeit hier sitzen während ich essen, oder?“ Wenn er ihn schon irgendwie dazu nötigte eine Kerze auszublasen, war Regulus sich nicht sicher, ob Sirius nicht auch darauf aufpassen würde, dass er auch ja seinen Teller leer aß. Zuzutrauen wäre es ihm wohl und der Jüngere wusste nicht recht, ob ihm ein Zuschauer beim Essen gefallen sollte. Doch sein Bruder gab ihm wie gewöhnlich keine Antwort, sondern schien eher daran interessiert zu sein, ob sein Frühstück denn auch gelungen war. Zwar hatte er es mit Gwen vorher geübt – wenn auch nicht vor dem Hintergrund, dass er einzig für den Geburtstag seines Bruders so etwas in der Küche zaubern konnte, sondern eher, damit er überhaupt irgendetwas zu Stande bekam, was man gefahrlos zu sich nehmen konnte – dennoch war er ein bisschen nervös. Er wusste, dass Regulus die kleinen Küchlein auch essen würde, wenn sie furchtbar schmeckten, schon allein um ihn nicht zu verletzen. Doch er wollte, dass dieser an seinem Geburtstag etwas Gutes erhielt und so beobachtete er mit einer gewissen Spannung, wie der Jüngere brav den ersten Bissen nahm und anschießend andächtig kaute. Sehr andächtig. Etwas zu andächtig für Sirius Geschmack. Wie konnte man sich nur so viel Zeit dabei lassen?! Einige bange Sekunden verstrichen, doch dann hellte sich die Mimik von Regulus erstaunlich erfreut auf. „Also ... ich weiß nicht wie genau du das geschafft hast und vielleicht will ich es auch gar nicht wissen, aber die sind toll!“ Und sie waren mit Apfel, was sie eindeutig noch toller machte. Eifrig schnitt er sich gleich noch ein Stück ab. Eigentlich waren diese kleinen Küchlein viel zu lecker, um sie derart gesittet und langsam, eben black'sch, zu essen. Tatsächlich musste sich der Jüngere zügeln, um nicht unschicklich zu schlingen. „Die musst du öfter machen!“ Ein ungewohnt fröhliches Lächeln – keines dieser Lächeln, die ihn so seltsam gruselig aussehen ließen – zierte die Lippen des Geburtstagskindes und er machte sich unerwartet munter weiter über seinen Teller her, bevor ihm bei einem flüchtigen Blick auf seinen Bruder etwas in den Sinn kam. „Sag mal ... wie sieht eigentlich unsere Küche aus?“ Gefühlt die Hälfte des Mehl und des Teiges, der wohl eigentlich in der Pfanne hatte landen sollen, schien an Sirius zu kleben. Irgendwie konnte Regulus sich nicht ganz vorstellen, dass ihre Küche dabei sauber geblieben war. „Ääääähm ...“, war leider auch die nicht gerade unverdächtige Antwort des Älteren, bei der er sich einmal leicht ertappt an der Wange kratzte. „Ist das so wichtig? Es ist alles in Ordnung. Willst du nicht lieber dein Frühstück genießen? Die Küche ist sowieso Sperrgebiet für dich, also wieso interessiert dich das?“ Eigentlich eine hinfällige Frage. Regulus interessierte sich auch für die Unordnung in seinem Zimmer ... obwohl er dieses nicht einmal betrat. Es war wohl einfach der alleinige Fakt von Unordnung, der dem Jüngeren nicht behagte. Ganz gleich in welchem Raum sich dieses Chaos befand. Die Aussage seines Bruders erschien ihm daher auch reichlich bedenklich. „So? Alles in Ordnung? Dann kann ich nachher ja gefahrlos hinein gehen.“ Eine Braue leicht in die Höhe gelupft, sah er den Älteren aufmerksam an und erinnerte diesen dabei stark an Professor McGonagall. Es fehlt nur noch die Brille und er käme sich wieder wie zu Hogwartszeiten vor, als er den ein oder anderen Streich vor seiner Lehrerin hatte verbergen wollen. Doch genau wie damals gab er nun mit Nichten die Wahrheit zu. Stattdessen nickte er sogar noch. „Natürlich kannst du das. Als würde ich dich jemals anlügen.“ Treuherzig sah Sirius den Jüngeren an, schob sich dabei aber bereits leicht von der Matratze und erhob sich. „Ich ... glaube aber ich habe unten noch eine Tasse Tee vergessen. Iss du ruhig weiter. Ich bin gleich wieder da.“ Als könne kein kein Wässerchen trüben grinste der Ältere, während er sich langsam rückwärts aus dem Zimmer schob. Leise schloss er die Tür hinter sich, ging einige andächtige Schritte durch den Flur ... und hastete anschließend eilig in die Küche. Sein Bruder durfte dieses Chaos nicht sehen, andernfalls war er wohl der Nächste, der zum Frühstück verspeist wurde! In seinem Bett zurück geblieben blickte Regulus nur einige Sekunden lang auf die geschlossene Zimmertür, bevor ein leises Glucksen über seine Lippen kam. Manchmal war sein Bruder schon ziemlich einfach zu durchschauen. Als wäre ihm nicht absolut klar, dass ihre Küche wahrscheinlich wie ein Schlachtfeld aussah, welches sich auch durch ein schnelles Ratzeputz nicht einfach so beheben ließ. Und es war absolut klar, dass er Sirius zur Hand gehen würde. Später. Jetzt kuschelte er sich mit einem gedankenvollen Lächeln ein wenig mehr in die flauschigen Kissen, nahm dabei die Tasse mit Tee vom Tablett. Sachte blies er etwas auf die noch heiße Flüssigkeit, deren verführerischer Duft ihm dabei in die Nase stieg. Er war sich sicher – heute würde ein guter Tag werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)