My love bite on your neck von Fara_ThoRn ================================================================================ Love bite 64 - Stolpersteine ---------------------------- Love bite 64 - Stolpersteine "Wie wäre es mit diesem?" Ich verziehe das Gesicht. "Nein. Das gefällt mir nicht. Buche gefällt mir überhaupt nicht. Hässlich!" Als ob er nicht wüsste, dass ich kein helles Holz mag. Alles in meinem Kinderzimmer war früher aus heller Buche. War damals eben modern. Heute habe ich mich daran total satt gesehen und will sowas auch nicht in unserer Wohnung haben. "Das gibt es auch noch in anderen Farben", weist Meilo mich darauf hin. "In weiß auch. Das würde zu dem Schrank passen." "Ich hätte aber gern ein dunkles Bett", bestehe ich. "Richtig dunkle Eiche, etwas in Palisander, oder so. Aber kein Tropenholz!" "Du hast Wünsche, mein kleiner Weltverbesserer", schmunzelt mein Freund. "Was ist falsch daran, auf die Umwelt zu achten?" "Nichts", meint Meilo. "Aber lackierte Buche ist doch gar kein Tropenholz. Es gibt also nicht den geringsten Grund, wieso du dieses Bett so herunter redest." Ich seufze. Gegen Meilo anzureden nützt sowieso nichts. "Lass uns erstmal weiter gucken, okay?" "Na schön", lacht Meilo und legt seinen Arm um meinen Rücken. Es dauert nicht lange, da werden wir auch schon von den anderen Möbelhausbesuchern dumm angeglotzt. Ich ignoriere es. Ehrlich gesagt, finde ich es auch ganz schön, denn so wissen alle, dass dieser tolle Mann zu mir gehört und ich zu ihm. Sollen sie eben glotzen. Es gibt ja auch so wenig, was man in einem Möbelhaus anglotzen könnte. "Schau mal das." Meilo deutet auf ein großes Doppelbett ein paar Meter vor uns. Ich inspiziere es genaustens. "Hm ... Ja, nicht übel." Es ist schlicht, naturbelassenes, dunkles Holz und soweit ich es von hier erkennen kann, gibt es das Bettgestell auch in verschiedenen Lasuren. Vorzugsweise Palisander oder Teak. "Gehen wir mal rüber." Meilo zieht mich vorwärts. "Probeliegen?" Da fragt er noch? "Also die Matratzen sind Müll", finde ich. "Meine geht." "Ja? Ist das eine andere?" Nach einem Blick auf die Etiketten nickt er. "Lass uns mal tauschen." Ich klettere über Meilo hinweg und er robbt sich unter mir hindurch. Ich schaue mich erst gar nicht um, ob wir dabei wieder beobachtet werden. Ich wippe etwas auf und ab, drehe mich auf die Seite und wieder zurück. "Ja, die geht. Steht da ein Modell drauf?" "Ja. Hier." Wir stehen wieder auf und notieren uns den Namen der Matratze. Für alle Fälle, wenn wir beim Matratzen-Probeliegen nachher nichts finden. "Und das Bett? Kommt das in die engere Auswahl?" Meilo tippt sich mit dem Stift gegen die Unterlippe und sieht mich abwartend an. Sieht das sexy aus! "Es ist nicht schlecht", antworte ich und betrachte es nochmal genauer. "Es ist schlicht, das Kopfteil nicht zu hoch und es gibt das Gestell in meiner Wunschfarbe. Von mir aus kommt es mit auf die Liste." "Wunderbar!" Meilo grinst breit und freut sich 'nen Horst. Ich kann ihn verstehen. Bisher haben wir uns schon gefühlte dreihundert Betten angeschaut, aber immer hatte einer von uns etwas auszusetzen. Vorrangig ich, muss ich gestehen. Mein Schatz ist da nicht so wählerisch. Dabei ist ein Bett eine sehr intime und wichtige Angelegenheit. Das muss gut überlegt und ausgesucht sein. Schließlich werden wir darin hoffentlich zusammen alt und klapperig werden. Aus diesem Grund stehen auch noch nicht viele Modelle auf der Liste. Gerade mal zwei. Beide aus verschiedenen Möbelhäusern. Allerdings sind auch die nur Notlösungen. "Sieht du irgendwo ein Schild?" Ich helfe Meilo suchen. "Hier!" Mit dem Zeigefinger deute ich ans hintere Ecke des Kopfteils und fummle das in Plastik eingeschweißte Schild hervor. "Wie heißt es?" "Ähm ... Es heißt ... oh. Das gibt's nicht!" "Was denn?" "Weißt du, wie es heißt?" "Wie?" "Herkules", lache ich. "Echt?" Ich nicke und halte das Schild hoch. "Wenn das mal kein Zeichen ist", amüsiert sich mein Schatz und schreibt den Namen Herkules breit auf unsere Liste. Er unterstreicht ihn sogar zweimal. "Bestellen wir es gleich?" "Ohne uns noch weitere Betten angeschaut zu haben?" Meilo lässt seine Hände sinken. "Wirklich? Du willst einen göttlichen Hinweis mit dem Namen Herkules, dem Herkules, an dem wir unser erstes Date hatten, einfach so ignorieren?" "Will ich nicht", verteidige ich mich. "Aber es schadet auch nichts, sich auf dem Weg zu den Matratzen noch weitere Gestelle anzuschauen, oder?" "Wenn du meinst", grummelt Meilo. "Aber ich bin trotzdem für Herkules." Er kann ja so putzig sein, wenn er beleidigt ist! Mit einem süffisanten Grinsen im Gesicht schmiege ich mich an ihn und schaue in seine grünen Augen. "Heißt das, ich reiche dir nicht mehr?" "Was?" Nun guckt er ganz entsetzt. "Ich meine ja nur. Wenn du im Bett noch Herkules unter dir brauchst um ..." "Och du!", brummelt Meilo. Lachend erwidere ich seinen darauffolgenden Kuss. Ortsbedingt fällt dieser leider viel zu kurz aus. "Von mir aus können wir auch auf einer Rollmatratze schlafen, solange du neben mir liegst. Denn sonst brauche ich gar nichts." "Gute Antwort", lobe ich Meilo glücklich und ziehe diesmal ihn mit mir. "Dann können wir ja endlich zu den Matratzen." "Das bedeutet, wir nehmen Herkules?" "Bedeutet es", bestätige ich ihm. Nehmen wir eben Herkules. Von den bereits ausgesuchten gefällt mir das Bettgestell immer noch am besten. Und wer bin ich, diesen Schicksalswink zu ignorieren? "Aber ohne Rollmatratze." Bei Matratzen verstehe ich keinen Spaß. Die müssen passen. Hinterher bekommt man es im Kreuz, wenn man es zu wild auf ihnen treibt … Meilos klingelndes Handy durchkreuzt unseren Plan, die Matratzenabteilung zu überfallen. Wir bleiben stehen, damit er es aus seiner Hosentasche ziehen kann. Stirnrunzelnd mustert er das Display. "Unbekannte Nummer", meint er, hebt aber gleich darauf ab. "Ja?" Während mein Schatz sich dem unbekannten Anrufer widmet, gucke ich mir ein paar der Nachttische an. Brauchen wir überhaupt welche? Eigentlich schon. Gab's zu Herkules passende? Mal gucken. "Willst du es jetzt doch nicht?" Meilo steht plötzlich neben mir. "Äh doch. Ich habe mir nur die Nachttische angeschaut. Fertig mit telefonieren?" Er nickt. Irre ich mich, oder wirkt er abwesend? "Wer war es denn?", möchte ich von ihm wissen. "Ach. Nur wegen den Umbauarbeiten im Tonstudio", antwortet er und mustert ebenfalls die Nachttische. "Sollen wir die dazu nehmen?" "Wieso nicht? Die passen ganz gut." Ist ja auch von der selben Serie. "Fein. Dann noch zwei Nachttische", sagt Meilo, lächelt mich wieder wie ganz der Alte an und legt seinen Arm um meine Schulter. "Zu den Matratzen?" Da sage ich nicht nein. In der Matratzenabteilung testen wir sofort munter drauf los. Es dauert nicht lange, da steht auch schon eine Verkäuferin bei Fuß. "Guten Tag. Benötigen Sie Hilfe?" Sie lächelt uns an, während wir nebeneinander auf zwei verschiedenen Modellen liegen und sie zwischen unseren Füßen hindurch mustern. "Wir suchen zwei Matratzen", lautet Meilos Erklärung. Ich schlucke einen Kommentar runter. Als ob wir hier dreihundert Gramm Aufschnitt suchen würden! "Da sind Sie hier genau richtig", lacht die Verkäuferin. Ich weiß nicht, ob ich ebenfalls lachen, oder es lassen soll. Ich entscheide mich für letzteres. "Möchten Sie lieber eine härtere Matratze, oder eine weichere?" "Wir haben vorn bei den Betten eine ausprobiert, die war ganz gut." Meilo kramt die Liste raus und zeigt sie der Verkäuferin. Die weiß sofort Bescheid und zeigt uns noch ein paar Ähnliche Modelle. Es dauert beinahe eine halbe Stunde, bis wir uns entschieden haben. Am Ende landen wir beide bei der gleichen Matratze. Sehr praktisch. Ich stehe auf Seitentausch und so können wir eine durchgehende Matratze bestellen. Einzig bei dem Lattenrost sind wir anderer Meinung. Mir reicht ein völlig normales Model. Meilo möchte aber unbedingt einen mit sieben Zonen. Soll er haben. Ich bin glücklich mit meiner Wahl. Wir bestellen alles, inklusive dem Bettgestell und sind freudig überrascht, als uns die Verkäuferin sagt, dass wir alles schon am nächsten Tag geliefert bekommen können. "Ich hätte jetzt mit vier, fünf Wochen Lieferzeit gerechnet", meint Meilo zu mir, als wir uns mit dem Zettelkram, auf dem unsere Bestellung notiert ist, Richtung Kassen machen. "Ich auch. Aber dann können wir vielleicht Morgen Nacht schon in unserem neuen Heim schlafen." "Das wäre wirklich unglaublich toll." Meilos Augen strahlen. Meine bestimmt nicht minder. "Ich kann es kaum noch erwarten, endlich von meiner Familie wegzukommen." "So schlimm ist es doch gar nicht", wendet mein Schatz ein. "Ach nein?" Er sieht mich leicht verloren an. Natürlich ist es schlimm! "Wir hatten seit Silvester kaum eine Minute Privatsphäre, sieht man von dem Besuch bei deinen Eltern ab." "Ich weiß." "Und wenn wir mal alleine waren, hat Nicole plötzlich an dir geklebt wie Pattex." Was ein Wunder war, denn sie verbringt eigentlich ihre ganze Freizeit bei ihrem Freund. "Ich weiß." "Und zwischendurch noch der ganze Umzugsstress. Mal ganz abgesehen davon, dass ich von dem kleinen Bett einen schmerzenden Nacken habe." "Geht mir auch so." "Leider das Einzige, was diesen Monat öfter steif war ...", murmle ich. "Ich weiß." Ich seufze. Es ist nicht zu glauben, was für ein Liebestöter meine Familie sein kann! Wegen des Umzugs hatten wir sowieso schon wenig Zeit füreinander, aber die, die wir hatten, wurden wir meist noch von meinen Eltern oder Nicole gestört. Ed und Ingo waren natürlich auch noch da und verlangten unsere Aufmerksamkeit. Und als wir dann Abends im Bett lagen, waren wir meist so erschöpft, dass wir gleich einschliefen, und falls das mal nicht der Fall war, verging uns die Lust ganz schnell wieder, weil mein Bett so laut quietscht, dass man jede noch so kleine Bewegung hören kann, und wir befürchten müssen, beim Bettsport wieder Zuhörer zu haben. Es ist zum Heulen! So verging der Januar, von dem nur noch sechs Tage übrig sind. Und trotz der schönen Aussichten auf unser Haus, schiebe ich dennoch ein wenig Frust. Hoffentlich klappt das morgen mit dem Bett! "Wollen wir heute Abend schon mal unsere restliche Kleidung ins Haus fahren?", frage ich, in der Hoffnung, ab morgen mit meinen Verlobten endlich allein sein zu können. "Und was ziehen wir morgen an?" "Nichts", lache ich. "Es sei denn, wir schlafen heute Nacht auf der Couch." Den Vorschlag habe ich ihm schon öfter unterbreitet, aber er meinte, die Couch sei noch unbequemer als mein kleines Jugendbett, was ich zwar nicht glaube, da diese auch als Schlafcouch genutzt werden kann. Dieses Mal sollte ich ihm das vielleicht etwas schmackhafter machen. "Für eine Nacht wird es sicher gehen. Und ab Morgen haben wir ja unser Bett." "Und wenn wir das Bett an einem Tag nicht aufgebaut bekommen?" Mein Schatz ist immer noch skeptisch. "Wir könnten ja notfalls die Matratze auf die Couch legen. Darauf würden wir auf jeden Fall besser liegen als auf meinem kleinen Bett." "Hm", macht er. "Wäre einen Versuch wert." Was? Habe ich richtig gehört? "Du bist einverstanden?" Er nickt und lächelt mich an. Voller Freude ziehe ich Meilo in eine Küchennische (wir sind gerade in der Küchenabteilung) und drücke ihm einen feuchten Kuss auf. "Dann lass uns nachher unsere restliche Kleidung in unsere Wohnung schaffen, was meinst du? Und morgen den Rest." Meilo lacht. "Du kannst es gar nicht mehr erwarten, oder?" "Du etwa?", frage ich ihn. "Ehrlich gesagt, nein", antwortet Meilo sehnsüchtig und kneift mir in den Hintern. "Ich bin so froh, wenn ich endlich mit dir allein sein kann." "Und ich erst", flüstere ich heiser gegen Meilos Lippen. Bevor wir zur Kasse gehen, suchen wir noch allerlei Nippes und Dekokram zusammen. Unser trautes Heim soll ja auch gemütlich werden. Meilo darf die Kissen schleppen, während ich mich mit zwei Vasen, einem Klobürstenhalter und einem Lampenschirm abquäle. Doch trotz meiner Schlepperei, Meilo hat das schwerere Los. Durch den hohen Kissenturm sieht er nicht wo er hinläuft. Ich muss ihm die Richtung vorgeben und aufpassen, dass er nirgendwo gegen läuft. An einem Ausstellungstisch voller Geschirr wäre es beinahe soweit gewesen. Meilo konnte sich aber zum Glück fangen, bevor er dagegen gekracht wäre. Wir sind jedenfalls froh, als wir vor der Kasse stehen und alles aufs Band werfen können. "Möchten Sie eine Tragetasche?", fragt das junge Ding hinter der Kasse. Normalerweise nicht, aber heute ist so ein Plastikbeutel ausnahmsweise mal sehr praktisch. Meilo nimmt gleich zwei von diesem Meeresverschmutzern. Wenigstens geben die noch ordentliche Mülltüten ab. Oder ich lasse sie im Auto. Falls wir wieder einen Nippes-Großeinkauf planen. Der gekaufte Nippeskram landet zusammengepresst hinter den Vordersitzen, ehe wir die Rückbank umklappen, und an der Warenausgabe noch schnell das vorher ausgesuchte Bücherregal abholen. Eine ganz schöne Plackerei, die ganzen eingepackten Pakete in mein Auto zu bekommen. Zum Glück habe ich ein paar Expander mitgenommen, denn die Teile haben etwas Überlänge. Als wir endlich alle Pakete drinnen haben, versperren sie zwar einen Teil der Sicht des Rückspiegel, aber bis wir zuhause sind wird das schon so gehen. Glücklich über unseren erfolgreichen Einkauf, düsen wir zu unserem Häuschen. An das Gefühl, Hausbesitzer zu sein, habe ich mich immer noch nicht so recht gewöhnt. Obwohl meine Eltern ja ebenfalls ein Eigenheim ihr Eigen nennen können, und es mir ja auch irgendwie zu einem Teil gehört (in ferner Zukunft einmal), ist es schon etwas vollkommen anderes, jetzt eins mit Meilo zu besitzen und zu beziehen. Es gehört uns. Nur uns allein, und ist der Start in ein gemeinsames Leben. Leider ist dieser Start in unser gemeinsames Leben noch nicht so wunderschön anzusehen. Eine einzige Baustelle erwartet uns. Oben sind die Handwerker im vollen Gange. Vor dem Haus stehen allerlei Autos und Lieferfahrzeuge. Im Vorgarten stapeln sich Baumaterialien. Von dem furchtbaren hellen Staub, der sich überall drüber legt, will ich gar nicht anfangen zu sprechen. "Die haben schon wieder das ganze Pflaster mit ihren Dreckschuhen eingesaut", beschwere ich mich bei Meilo, als wir Paket Nummer eins durch die Haustür schleppen. "Nicht aufregen. Die sind ja bald fertig." "Fragt sich nur wann." Abgemacht war Anfang Februar, aber immer wieder hat sich irgendwas verzögert, sodass ich nicht glaube, dass der Termin eingehalten werden kann. Im Wohnzimmer verfrachten wir das Paket an die Wand, wo wir es aber noch eingepackt lassen. Von oben dröhnt ohrenbetäubender Lärm zu uns. "Ich gehe mal nachschauen, wie weit sie sind", sagt Meilo und macht sich auf den Weg. "Dann lade ich schon mal die Tüten aus." Alles landet im Wohnzimmer. Der einzige Raum im Haus, in dem noch ein wenig Platz ist. Da fällt mir ein, wir müssen das Schlafzimmer noch freiräumen. "Oh nein", seufze ich auf. "Ist was?" Meilo kommt die Treppe nach unten und hat wohl mein Gejammer gehört. "Das Schlafzimmer. Da stehen noch all die Kartons mit unseren Kleidern und dem Badezimmerkram herum." "Ach ja." Meilo kratzt sich nachdenklich an der Stirn und sieht sich im Raum um. "Wenn wir sie einfach hier runter tragen?" "No way!", stoppe ich seine Überlegungen. "Ich schleppe das Zeug nicht erst hoch, nur um es dann wieder runter, und später wieder hoch zu schleifen." "Dann bleibt uns nur eins: Den Inhalt der Kisten an Ort und Stelle schaffen." Ich verziehe das Gesicht. "Jetzt?" "Morgen ist es zu spät." Ich nicke, wenn auch gar nicht begeistert. "Wir brauchen bestimmt den ganzen Platz zum Aufbauen des Bettes", mutmaßt Meilo. "Die Sachen für das Badezimmer können wir ja erstmal in den Kartons lassen, und in der Badewanne aufstapeln." "Besser nicht", verwerfe ich hektisch seinen Vorschlag. "Wieso nicht?" "Na äh ... wenn wir heute hier schlafen, dann brauchen wir doch eine Wanne." "Die Dusche langt doch." Ahrg! Oller Spielverderber! "Ich will aber lieber baden." Meilo runzelt die Stirn, willigt dann jedoch ein. "Gut. Aber dann räumst du die Kisten im Bad aus." "Okay. Die Klamotten hier sind sowieso fast alle dir." Meilo hat wirklich eine Menge Kleidung. Die Schuhe noch gar nicht mitgezählt. Die sind aber zum Glück alle im Keller verstaut. Meilo will sich einen der Räume nur für seine Schuhe ausbauen. Soll er eben. Hauptsache ich habe genug Platz für mein Rad und den anderen Krempel, der in den Keller gehört. Ich mache mich also auf ins Badezimmer, bepackt mit einer Kiste, die ich dort öffne, und dann für jedes Teil einen geeigneten Platz suche. Viele Möglichkeiten gibt es dafür noch nicht, aber es reicht, um das Wenige, was wir haben, zu verstauen. Handtücher und derlei wollen wir uns erst noch zulegen. Bis es soweit ist, habe ich von meiner Mutter ein paar geschnorrt. Schließlich werde ich die heute Abend brauchen, oder vielmehr, Meilo und ich werden sie brauchen. Ich habe nämlich eine Kleinigkeit geplant. Endlich Zweisamkeit für uns. Und das lasse ich mit einem gemütlichen Bad beginnen. Ich habe schon heimlich alles dafür ins Haus geschafft. In irgendeiner Kiste muss es versteckt sein. Kerzen, Badekugeln mit Rosenduft (als keine Homage an das Hochzeitszimmer) und meine Computerboxen samt Mp3-Player für leise Musikuntermalung. Nachdem ich das alles eingepackt hatte, musste ich kurz über mich selbst den Kopf schütteln. Dass ich mal so einen romantischen Kitsch veranstalten würde für meinen Freund. Bei Kilian hätte ich das niemals gemacht. Wahrscheinlich nur ein weiterer Beweis dafür, dass er und ich gar nicht richtig zusammengepasst haben. Apropos Kilian. Ich wollte Clem heute noch anrufen. Er wollte sich die Fortschritte im Haus anschauen. Ich zücke mein Handy und rufe ihn gleich mal an. "Hey Clemy-Boy", trällere ich und stelle das Duschgel in die Halterung der Dusche. /Clemy-Boy? Hast du was getrunken?/ "Ja. Heute Morgen Kaffee und dann Wasser." /Eins davon muss schlecht gewesen sein./ "Vielleicht war die Milch sauer." /Das wird's geewesen sein/, lacht er. /Was gibt's?/ "Du kannst vorbeikommen. Meilo und ich sind im Haus." /Jetzt?/ "Ja jetzt", erwidere ich. "Sonst würde ich nicht anrufen und sagen, dass wir hier sind." /Hn ... Es ist nur gerade sehr schlecht. Ich hab ... ehm ... nichts an./ Ich hebe beide Augenbrauen. "Und? Dann zieh dir was an." /Das geht nicht. Kilian kommt gleich nach hause./ Aha. Daher weht der Wind. "Verstehe", grinse ich, zugegebener maßen, leicht neidisch. "Dann komm wann anders vorbei." /Mach ich. ... Oh. Ich muss auflegen. An der Haustür klappert es./ "Okay. Bye und ..." Aufgelegt. "Viel Spaß noch. ... Pfüh!" Ich stecke mein Handy weg. "Niclas?" "Ja?" "Komm mal her." Ui. Hört sich dringend an. Könnte es sein, dass ...? "Was denn?" Voller Erwartung betrete ich das Schlafzimmer. Meilo steht vor einem halbe Dutzend geöffneter Kartons. Voller Eifer stapelt er die darin verstauten Kleidungsstücke auf einem weiteren Karton aufeinander. "Wie wollen wir den Kleiderschrank aufteilen? Damit ich gleich alles richtig einsortiere." Ich seufze enttäuscht. "Ist was?" Treudoof guckt Meilo mich an. Ja. Es ist was. Clem und Kilian treiben es gleich und ich, so geil wie zehn Matrosen, darf um die Einteilung des Kleiderschrankes nachdenken, weil meinem Freund anscheinend nichts Wichtigeres einfällt. Das Leben kann ja so ungerecht sein! *** "Ich kann nicht mehr!", schnaube ich verschwitzt und lehne mich gegen Meilo. Er schnauft genauso sehr wie ich. "Wir sind aus der Übung", meint er und gähnt. "Kann nicht sein. So etwas verlernt man nicht." "Dann haben wir eben keine Kondition mehr." "Ach?" Ich hebe den Kopf und grinse Meilo an. "Und das, wo du doch jeden Morgen deine Runde joggst." "Joggen ist was anderes. Da benutzt man ganz andere Körperpartien." Ich nicke, weil ich am ganzen Körper spüren kann, dass er Recht hat. Besonders an einer Stelle. "Mein Hintern tut verdammt weh. Morgen habe ich Muskelkater." Vorsichtig befühle ich meine linke Pobacke. "Autsch!" Meilo lacht auf. "Stell dich mal nicht so an. Als ob du jahrelang kein Fahrrad mehr gefahren wärst!" "Bin ich ja auch nicht. ... Nicht so oft." Wer fährt schon Fahrrad, wenn man ein Auto hat? Mit dem Führerschein kam die Bequemlichkeit. "Ist das so? Dann wirst du dich aber daran gewöhnen müssen. Ich fahre nämlich sehr gern Rad. Hatte nur leider die letzten Jahre kaum Zeit dafür." "Wieso muss ich mich daran gewöhnen, wenn du fahren willst?" "Na weil du mit mir zusammen fährst. Allein macht das doch keinen Spaß." Meilo grinst mich hinterlistig an und will nach mir greifen, doch ich weiche ihm grinsend aus und stehe von der Couch auf. "Ich gehe mal den Keller abschließen. Nicht, dass unsere Fahrräder geklaut werden", sage ich und laufe in den Flur. "Warum habe ich bloß den Verdacht, dass dir das gar nichts ausmachen würde", lacht Meilo hinter mir. Ich werfe ihm einen Luftkuss zu und verlasse unser Häuschen. Draußen schüttet es seit ein paar Minuten wie aus Kübeln. Wir hatten großes Glück, dass wir noch trocken heim gekommen sind. Vorhin, als wir losgefahren sind, hat sogar mal die Sonne geschienen. Das war auch der Grund, weshalb ich der von Meilo vorgeschlagenen Radtour überhaupt zugestimmt habe. Das, und der laute Lärm, der vom oberen Stockwerk bis in unsere strapazierten Gehörgänge gedrungen ist. Wir hatten eigentlich gehofft, wenn wir wieder von meinen Eltern hier her kommen würden, wären die Handwerker für heute verschwunden, aber falsch gehofft. Heute sind sie extrem fleißig. Und extrem laut. Dann hätte ich mir doch lieber das Trauerkloßgesicht meiner Mutter angetan, als wir ihr sagten, dass wir ab heute ins Haus ziehen. Dass sie die Nachricht gar nicht so toll fand, war ihr so sehr anzusehen, dass mein Vater sie sogar trösten musste. "Es war so schön, die ganze Familie beisammen zu haben", sagte sie traurig. "Endlich war mal wieder Leben im Haus." "Warte nur ab. Bald zieht Nicoles Freund hier ein. Dann ist Leben genug in eurer Bude", habe ich gescherzt, woraufhin mein Vater so blass um die Nase geworden ist, dass mir der Spruch schon beinahe leid getan hat. Aber nur fast. Nicole dagegen nahm die Nachricht lockerer auf. Sie will uns besuchen kommen, meinte sie. Aber erst will sie mit Papa den Durchbruch von ihrem in mein Zimmer in Angriff nehmen. Fein. Das wird dauern. Und danach: Solange sie nicht den ganzen Tag hier abhängt, kann sie ruhig mal zu uns kommen. Bin ja kein Unmensch. Na ja. Jedenfalls, als wir zurück in unser Heim gekommen sind, schlug Meilo eine kleine Radtour vor. Nur solange, bis wir das Haus wieder für uns haben. Er fragte nach, wie lange die Arbeiter noch da sein würden, und schon ging es los. Die Tour dauerte am Ende schließlich gut zwei Stunden. Ich war am Ende. Bin es immer noch, um genau zu sein. So kaputt, dass ich vergessen habe, den Keller zuzuschließen. Das muss ich nun nachholen. Ausgerechnet im strömenden Regen. Ich versuche mich zu beeilen, laufe in geduckter Haltung um die Vorderseite unseres Hauses herum, um die seitlich gelegene Kellertür abzuschließen. Inzwischen regnet es so stark, dass ich Mühe habe, mit meinen nassen Händen den Schlüssel in das das Schloss zu bekommen. "Komm schon! Du Mistding. Geh rein!" Endlich abgeschlossen, komme ich klitschnass ins Haus gestolpert. "Oh weia." Meilo steht vor mir. Den Telefonhörer in der Hand. "Spring lieber schnell unter die warme Dusche. Ich bestelle uns derweil eine Pizza, wenn du magst." Pizza? Klingt verführerisch. Aber was wird dann aus meinem Plan? "Jetzt schon?" Ich setze ein fragendes Gesicht auf. "Warten wir doch noch damit, bis ich fertig bin. Sonst kommt die Pizza und wird kalt. Der Lieferdienst ist gleich hier um die Ecke." Mein Einwand scheint bei Meilo zu ziehen. "In Ordnung", nickt er. "Dann mache ich schon mal Platz, um nachher die Couch ausziehen zu können." "Klasse!", freue ich mich und mopse mir von Meilo einen Kuss. "Ich kann es noch gar nicht glauben, dass wir endlich allein sind." "Geht mir auch so", grinst Meilo. "Jetzt aber ab mit dir unter die Dusche. Je eher du fertig bist, desto eher können wir es und auf der Couch gemütlich machen." Wenn du wüsstest, mein Süßer, was ich noch mit dir vorhabe, würdest du das jetzt nicht sagen. Ich beeile mich, nehme zwei Stufen auf einmal und komme schnaufend im Schlafzimmer an. Leise fluchend tätschle ich meinen Hintern. Wenn der jetzt schon so sehr schmerzt, wie wird das dann erst morgen sein? Geflissentlich verdränge ich diese Frage. Da muss ich jetzt durch. Außerdem muss ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Nämlich: wie bekomme ich Meilo dazu, zu mir ins Bad zu kommen? Na mal sehen. Erstmal wird im Bad alles fertig gemacht. Dann sehe ich weiter. Zuerst Wasser in die Wanne. Das dauert am längsten. Einen großzügigen Schuss Badeschaum, die Badekugeln nicht vergessen. Danach verteile ich die Kerzen. Die Meisten stelle ich um die Wanne herum. Licht aus, um den Effekt zu testen. "Perfekt!" Und die Wanne ist auch schon halb voll. Die Musik lasse ich kurzentschlossen weg. Wer braucht schon Musik, wenn er gleich Meilos schönste Laute zu hören bekommt? Ich ziehe mich schnell aus, verfrachte die nasse Kleidung in die nächstbeste Ecke und teste mit dem Fuß die Wassertemperatur. Könnte noch ein bisschen wärmer sein, doch andererseits ... Uns wird sicherlich noch heiß genug. Also lasse ich die Temperatur so wie sie ist und warte noch darauf, dass die Wanne komplett vollläuft. Und während ich das tue, nutze ich die Zeit, um mich für meinen Schatz schon mal vorzubereiten. Allein macht das zwar nur halb so viel Spaß, aber die prickelnde Vorfreude macht das wieder wett. Am Ende bin ich sogar so sehr abgelenkt, dass die Wanne droht überzulaufen. Der Überlauf steht schon unter Wasser und gibt gurgelnde Geräusche von sich. "Shit!" Ich hechte zur Wanne und stelle das Wasser ab. Gerade rechtzeitig! Wieder etwas Wasser abgelassen, tapse ich zurück ins Schlafzimmer. Dort stelle ich mich auf den Treppenabsatz. Und was jetzt? "MEILO?!" "Ja?" "Kommst du mal? Hab hier ein Problem." Irgendwie stimmt das ja auch. Unser Bad wäre schließlich beinahe abgesoffen. Und ich mit ihm mit. "Was denn für eins?" Dass du nicht bei mir bist, mein Liebling. Aber dieses Problem ist uns ja nicht neu. "Komm einfach!" Ich kann förmlich sehen, wie er die Stirn runzelt, seufzt, und aufsteht. "Beeil dich!" Und ich beeile mich, wieder ins Badezimmer zu kommen. Schnell steige ich in die Wanne und puste ein paar frech gewordene Schaumwolken vor mir weg, die mir ins Gesicht schweben wollen. Aufgeregt höre ich Meilo die Stufen hochkommen. "Nic?" "Im Bad!" 'Und warte sehnsüchtig auf dich!' "Was gibt es denn so dringen... oh." Meilos Augen zucken durch den Raum, ehe er verschmitzt zu lächeln beginnt. "Ich sehe schon", kichert er. "Dieses 'Problem' also." "Ich dachte, wir weihen die Badewanne gemeinsam ein", erwidere ich und lasse etwas Schaum aufstoben. "Gute Idee", werde ich gelobt, als Meilo auch schon Anstalten macht, sich aus seinen Klamotten zu schälen. Im Nu ist er nackt und schwingt, darauf achtend, keine der Kerzen umzustoßen, ein Bein über den Badewannenrand. Er wartet kurz, testet die Temperatur und setzt sich dann endlich, lässig mit einem Arm auf den Rand der Badewanne gelegt, mir gegenüber. "Hast du das geplant?", möchte er schlussendlich von mir wissen. "Nein. Ich bade immer mit einer Tonne Schaum im Kerzenschein", erwidere ich mit einem sarkastischen Grinsen. "Gut zu wissen." "So?" Er nickt. "Wieso?" "Weil ich nun weiß, wie du es gern hast." Ich lache auf. "Als ob du das nicht schon längst wüsstest!" "Auch wieder wahr", grinst er und winkt mit seiner Hand. "Komm her." Wenn er mich so nett darum bittet ... Ich ziehe die Beine an, bis ich zwischen Meilos Beinen knie und rutsche nach vorn, wo ich mich breitbeinig auf seinen Schoß setze. Meilo beugt sich mir umgehend entgegen. Kurz darauf küssen wir uns auch schon gierig. Ich werde an Meilos Brust gezogen. Sehnsüchtig falle ich gegen ihn und schlinge meine Arme um seinen Nacken. Meilos Hände schieben sich auf meinen Rücken, wo sie mich sanft zu streicheln beginnen. Seufzend löse ich unseren Kuss, lehne mit meiner Stirn gegen seiner und schaue ihm in die Augen. "Endlich", hauche ich. Meilo lächelt. "Endlich." Das viel mehr in diesem kleinen Wort liegt, als bloß der Umstand, endlich mit Meilo wieder etwas ungestörte Zweisamkeit zu verbringen, ist uns beiden klar. Nach dem letzten Jahr grenzt es für mich schon fast an ein Wunder, dass wir es bis hier her geschafft haben. Dass wir unbeschadet aus dieser Vertragssache gekommen sind, dass wir es tatsächlich geschafft haben, in dieser Zeit eine Beziehung aufzubauen und nun hier sitzen, in unserer Badewanne, in unserem eigenen Haus, als Paar, obendrein noch verlobt und sogar glücklich darüber, ist schon was Unglaubliches. Etwas unglaublich schönes. "Ich liebe dich", wispere ich Meilo zu, doch ehe er mir darauf antworten kann, versiegele ich einfach seinen Mund. Schluss mit reden. Es ist alles gesagt. Jetzt sind andere Dinge wichtig. Langsam lasse ich meine rechte Hand über Meilos Brust gleiten. Ertaste die feste Muskulatur, necke die kleinen, sich mir frech entgegen streckenden Knospen und erkunde die Vertiefungen seiner Bauchmuskeln, zeichne sie nach und tauche dabei Stück für Stück tiefer. Meilo stöhnt auf und kratzt mit den Fingern leicht über meinen Rücken, womit er mir wohl sagen will, dass ich mich lieber um einen ganz anderen Muskel kümmern soll, als um seine festen Bauchmuskeln. Ich rate einfach mal blind drauf los und "Oh!" Da lag ich wohl richtig. Hauchzart streichle ich an Meilos Schaft entlang, was ihm dann doch nicht ganz so gut gefallen zu scheint. Meilolein will eindeutig mehr. Er zuckt mir ungeduldig entgegen, während seine Hände zu meinem Hintern rutschen und dort fest zupacken. Eindeutig eine Aufforderung endlich ebenfalls beherzter zuzupacken, doch dazu habe ich noch gar keine Lust. Sorry Schatz. Nic will noch ein wenig spielen. Besonders jetzt, da ich dich endlich ganz für mich allein habe. Ich lasse wieder von Meilo ab und richte mich auf. Ein sehr unzufriedenes Knurren entweicht ihm, wobei er mich ansieht, als hätte ich gerade einem kleinen gallischen Dorf den Krieg erklärt. "Erst lädst du mich ein, und dann lässt du mich zappeln?" "Ich lasse dich doch nicht zappeln!", entrüste ich mich, kann aber ein Grinsen nicht verhindern. "Lässt du wohl." Wie süß er doch schmollen kann. "Wie einen Fisch im Trockenen." "Kann nicht sein. Du sitzt doch im Wasser." Meilos Augen verengen sich. "Ich warne dich Nic. Das nächste Mal wirst du der Fisch sein." Oho! Nun bekomme ich aber Angst. "Solange ich nicht der Wurm am Harken bin" ich zucke mit den Achseln und beuge mich runter "bin ich ganz zufrieden", hauche ich, ehe ich Meilo einen kleinen Kuss auf seinen Schmollmund drücke und dann seinen Hals in Beschlag nehme. Ich höre, wie er leise schmunzelt und spüre, wie er den Kopf in den Nacken legt. "Mach mir nicht wieder so viele", brummt er nach einer Weile leise. "Wieso? Jetzt darf ich doch." Oder etwa doch nicht? "Schon, aber die Bauarbeiter gucken mich immer total schräg an, wenn sie die ganzen Flecken auf meinem Hals zu Gesicht bekommen." Ich fange an zu lachen. "Mein armer Schatz. Was machen wir denn da?" "Weiß nicht", raunt Meilo mir zu und schmust mit seinen Lippen zärtlich über meine. "Ich glaube, dann verpasse ich dir lieber dort Flecken, wo die Bauarbeiter sie niemals zu Gesicht bekommen." "Ganz wie in alten Zeiten", lacht Meilo. "Hört das niemals auf?" Theatralisch seufzend verpasse ich Meilos Schlüsselbein einen sanften Biss. Mir wird ins Ohr geblasen. "Ich habe ja nicht gesagt, dass du es ganz lassen sollst. Halte dich bloß noch etwas zurück." "Hmpf", mache ich und richte mich wieder auf. "Zurückhalten, ja?" Mein Schatz nickt und guckt mich an, wie ein frecher Schuljunge, der gerade der Lehrerin einen Streich gespielt hat. "Pff!" Von wegen zurückhalten! Jetzt erst recht nicht mehr! Ich habe lange genug darauf gewartet, Meilo endlich ganz für mich zu haben. Da werde ich wegen so ein paar Bauarbeitern doch nicht wieder kneifen! Ich lehne mit der Stirn gegen Meilos und blicke ihm tief in die Augen. "Das kannst du vergessen." "Ja?" "Oh ja!" Irre ich mich, oder bekommt Meilo kleine Lachfältchen um die Augen herum. Sexy. "Geben wir den Bauarbeitern morgen etwas zu glotzen", raune ich meinem Schatz zu und schlinge meine Arme um seinen Nacken, bevor ich mich aufmache, seine Haut mit meinen Lippen zu erkunden. Und wehe, einer der Typen guckt meinen Meilo morgen schräg deswegen an! Dann bekommen sie es mit mir zu tun! Aber sowas von! *** "Nic?" "Hm..." Ist das Meilos Stimme? Wo kommt die her? "Nic, aufwachen. Ich war beim Bäcker und habe Brötchen geholt." Was? Meine Augenlider sind so schwer, dass ich fast daran zu scheitern drohe, sie nach oben zu schieben. "Endlich wach?", werde ich von einem lachenden Meilo gefragt. "Bäcker?", krächze ich und versuche etwas von meiner Umgebung zu erkennen. Nur nach und nach wird mir bewusst, dass wir in unserem Wohnzimmer liegen. Meine Laune steigt. Meilo hat mir Frühstück ans Bett äh an die Couch gebracht. Und das Beste: Wir sind ganz allein! Ich rapple mich ungelenk auf und betrachte das aus einem Stuhl improvisierten Tablett. Alles da, was man braucht. Vor allem "Kaffee." Ich brauche Koffein, um richtig wach zu werden. Wie will ich sonst unser erstes gemeinsames Frühstück in unserem Heim genießen? "Sollst du bekommen", schmunzelt Meilo und macht es sich erst einmal neben mir bequem. Den Stuhl, auf dem das Frühstück steht, schiebt er dicht an uns heran. "Bitte schön." Ich nehme die mir gereichte Tasse entgegen und trinke gleich mehrere Schlucke. Gleich darauf fühle ich mich schon etwas wacher. "Danke." Ich recke mich rüber zum Stuhl und angle mir ein Croissant. Herzhaft beiße ich hinein. "Lepfer", schmatze ich. Meilo grinst. "Bedeutet das, ich muss jetzt jeden Morgen zum Bäcker?" Ich nicke eifrig. "Wie gut, dass der auf meiner neuen Joggingroute liegt", sagt er und sucht sich ein Schokobrötchen aus. "Wann kommt unser Bett?", möchte ich wissen, nachdem ich das Croissant aufgefuttert habe. Gemütlich lehne ich mich gegen Meilos Schulter und überlege, was von den leckeren Teilen als nächstes dran glauben muss. "Um elf." "Und wie spät ist es jetzt?" "Halb sieben." Ich rümpfe die Nase. Das bedeutet, die Handwerker stehen in gut einer Stunde vor der Tür. "Ade Zweisamkeit", seufze ich. "Nicht schmollen." Meilo legt seinen Arm um mich und drückt mich kurz. "Die Umbauarbeiten sind doch bald abgeschlossen. Nur noch ein, zwei Wochen." "Hoffen wir es!" Ich glaube nicht ganz daran, dass sie zum ausgemachten Zeitpunkt fertig werden. Dazu sieht alles noch zu sehr nach Baustelle aus. Aber was verstehe ich schon vom Baugeschäft? Meilo und ich lassen uns relativ viel Zeit beim Essen. So lange, bis es auch schon an der Haustür klingelt. "Ich lass sie schnell rein." Meilo springt auf und lässt den Trupp einmarschieren. Wehe, die versauen wieder unsere schöne Holztreppe! Und wehe, einer glotzt auf Meilos Knutschflecken! Als der ganze Haufen oben ist, klettere ich aus den Federn. Meilo war so gütig, mir von oben eine Jeans und Unterwäsche herunterzuholen. Sonst müsste ich jetzt nackt herumrennen. Das wäre nicht so gut gekommen, bei den Handwerkern, fürchte ich. Wenn sie schon bei Love bites dumm gucken, möchte ich nicht wissen, was sie von meinem nackten Popöchen halten. Ich knöpfe mir die Jeans zu und laufe zur Terrasse. Frischluft muss her. Trotz der hineinströmenden Kälte tut die klare Luft richtig gut. "Hey. Du erfrierst mir noch, wenn du halb nackt vor der offenen Terrassentür stehst." Meilo legt mir eine Decke über die Schultern. Welch Service! Dankbar lehne ich mich mit den Rücken gegen seinen Brustkorb und schaue hinaus in den Garten. Unseren Garten. "Wirst du dich in zehn Jahren noch genauso um mich kümmern wie jetzt?", frage ich ihn und stelle mir unweigerlich die Frage, was noch alles auf uns zukommen wird. "Natürlich werde ich das", raunt er mir ins Ohr. "Bis das der Tod uns scheidet." "Fang nicht schon wieder damit an", nörgele ich. "Es reicht schon, dass meine Mutter ständig fragt, wann es endlich soweit ist." Da nützt es auch nichts, dass wir jedes Mal sagen, dass wir noch warten wollen, bis wir in Deutschland soweit sind, wie in Irland. "Sie freut sich halt für uns", wendet Meilo schmunzelnd ein. "Sie freut sich, dass sie endlich Verwendung für das kitschige Schwulen-Plastik-Hochzeitspärchen hat." Meilo lacht und drückt mir einen Kuss auf die Wange. "Denk was du willst, aber ich finde, dass sich deine Mutter viel mehr für uns freut, als darüber, endlich das Schwulenpärchen auf eine Torte setzen zu können." "Wenn du meinst." "Meine ich." Da klingt aber einer überzeugt. "Herr Haug?" Einer der Handwerker stört unsere Zweisamkeit. "Könnde Sie ma gugge? Weche dem Ohschluss." "Komme." Mich überläuft es. "Was für ein furchtbarer Akzent! Verstehst du den überhaupt, wenn der was sagt?" "Zu zwei dritteln", lacht mein Schatz und lässt mich los. "Bin gleich wieder da." "Das hoffe ich doch!" Ich schließe die Terrassentür wieder. Genug gelüftet. Es ist recht frisch geworden in der Bude. Ich ziehe mir die Decke fester um den Körper und laufe rüber zur Couch. Wir sollten vorerst alles so liegen lassen. Wer weiß, ob wir das Bett heute noch aufgebaut bekommen. Oder es kommt heute gar nicht. Kann alles passieren. Ein Klingeln lenkt mich von meinen Grübeleien ab. Meilos Handy. Es liegt in der Küche. Ich beschließe, dran zu gehen. Vielleicht was Wichtiges. Meilo telefoniert zur Zeit mit vielen Produzenten. "Hier bei Haug", melde ich mich. /.../ Leise Atmengeräusche. "Hallo? Jemand da?" /Meilo?/ "Nein. Hier ist Niclas. Meilo ist gerade verhindert. Kann ich ihm was ausrichten?" Wieder kurzes Schweigen. Ich runzle die Stirn und bin versucht, einfach aufzulegen, doch /Sag ihm, Benedikt hat angerufen./ Es knackt in der Leitung. Aufgelegt. "Benedikt? Wer ist Benedikt?" Ich überlege angestrengt. Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor, kann ihn jedoch nirgends hinstecken. "Es sieht gut aus! Die Arbeiten gehen schneller voran als gedacht." Meilo kommt um die Ecke gelaufen. "Wer war nochmal Benedikt?" Fragend schaue ich Meilo an. Der wird komischerweise total käsig um die Nase herum, sieht mich an, dann sein Handy, das immer noch in meiner Hand liegt. "Hat er etwa eben angerufen?" Mir wird das Handy entrissen. Hektisch tippt Meilo darauf herum. Dann erstarrt er kurz und sieht mich wieder an. "Was hat er gesagt?" Ich hadere einen Moment mit mir. Wäre es nicht angebrachter, ihn zu fragen, was das ganze Theater soll? Wer dieser Benedikt ist, und wieso Meilo so panisch auf ihn reagiert? "Er wollte, dass ich dir sage, dass er angerufen hat", berichte ich ihm. "Sonst nichts?" Ich schüttle den Kopf. Meilo atmet erleichtert aus. "Wirst du mir jetzt endlich verraten, wer Benedikt ist?" Langsam werde ich nervös. Ich verschränke die Arme vor der Brust, so gut es mit der Decke geht, und schaue Meilo abwartend an. Der guckt plötzlich wie ein verletztes Reh und steckt das Handy in seine Hosentasche. "Mein Ex", antwortet er mir. So leise, dass ich erst glaube, mich verhört zu haben. "Dein Ex?", harke ich nach und dann fällt bei mir der Groschen. Benedikt. Der Arsch, der ihn betrogen hat, weil er so eifersüchtig war, dass er dachte, Meilo würde ihn bei jeder Gelegenheit betrügen. "Warum ruft er dich an?" Will er etwa wieder was von ihm? "Warum wohl", sagt er. Ich erkenne an seinem Blick, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege. Besorgnis regt sich in mir. "Seit wann gehen diese Anrufe schon?" "Ungefähr seit zwei Wochen." "Und warum erfahre ich davon nichts?" Aus der Sorge wird Wut. Meilo hat doch was vor mir verheimlicht! "Ich wollte nicht, dass du dich darüber aufregst." "Glückwunsch. Das ist dir ja hervorragend gelungen." Er schluckt hart und seufzt. Es ist nicht so, dass ich ihm nicht glaube, oder gar unterstellen würde, er hätte wieder was mit diesem Idioten am Laufen, aber dass er es vor mir verschwiegen hat, dass macht mich wirklich traurig. "Ich dachte, wir verheimlichen nichts mehr voreinander." "Ja, ich weiß", gibt er sich reuevoll. "Aber wegen dem ganzen Umzugsstress, die beengten Verhältnisse, unter denen wir bei deinen Eltern gelebt haben … Ich habe einfach gedacht, es tut uns nicht gut, wenn ich dir von Bens Anrufen erzähle." Ich sage es nicht gern, aber er hat wahrscheinlich recht. "Ich wollte mir nächste Woche eine neue Nummer geben lassen. Sobald ich die habe, hören seine Anrufe bestimmt auf." "Weiß er, dass du mit mir zusammen bist?" "Ja." Meilo nickt eifrig. "Und weiß er, wo wir leben?" "Nein. Er hat null Ahnung. Und ich habe auch schon jedem in meiner Familie gesagt, dass sie es ihm nicht sagen sollen. Was sie zwar sowieso nicht gemacht hätten, aber man weiß ja nie." "Gut", seufze ich. "Dann ist das ja geklärt." Meilo sieht mich überrascht an. "Du bist nicht sauer?" Nachdenklich sehe ich ihn einen Moment lang an. "Hm. Doch. Noch ein bisschen zumindest." Ich grinse ihn frech an. "Und als Entschädigung für deine Geheimniskrämerei, habe ich einen Wunsch bei dir offen." "Jeden, den du willst." "Ich nehme dich beim Wort." "Kannst du gern machen." Meilo kommt auf mich zu und umarmt mich. "Immer und überall ...", wispert er mir zu, bevor sich seine Lippen gegen meine pressen. Na, wenn das mal kein Angebot ist! "Herr Haug? Könne Sie nochmal gugge?" Oh nein! Wir trennen uns voneinander und schauen uns deprimiert an. "Bin gleich da!", ruft Meilo. "Tut mir leid." "Kein Ding. Geh schon. Ich räume derweil den Geschirrspüler ein." Hab ja sonst nichts zu tun. Meilo dampft davon und ich klappere mit dem dreckigen Geschirr herum. Vielleicht mag es überraschen, dass ich nicht mehr Aufhebens um die Sache mit Meilos Ex mache. Aber warum soll ich mich aufregen? Wahrscheinlich bin ich über meine Eifersuchtsphase hinweg, hoffentlich! Aber ich weiß eben auch, dass mein Schatz mir treu ist. Dazu brauche ich ihm nur in die Augen zu sehen, und schon bin ich mir dessen sicher. Früher hatte ich für Leute, die so etwas über ihren Partner gesagt haben, nur ein müdes Lächeln übrig. Jemanden blind zu vertrauen, das kann man doch gar nicht. Dachte ich bis vor einiger Zeit jedenfalls noch. Aber inzwischen weiß ich, dass sowas möglich ist. Und deshalb regen mich Bens Anrufe bloß geringfügig auf. Solange es nicht ausartet, und die Anrufe mit Meilos Nummerwechel aufhören, werde ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Tja, und außerdem, dass Meilo diesen Ben nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen würde, darüber bin ich mir auch mehr als sicher. Ebenso kann ich die Gründe verstehen, weshalb er mir diese Anrufe verschwiegen hat. Es war ein sehr turbulenter und zehrender Monat, kann ich euch sagen. Ich glaube, ich an Meilos Stelle, hätte genauso gehandelt. Wehmütig lächelnd kratze ich die Brötchenkrümel vom Teller. Welche Stolpersteine wir in Zukunft noch in den Weg geworfen bekommen, wir werden sie schon weggeräumt bekommen. Schließlich haben wir schon genug Geröll erfolgreich aus dem Weg geschleppt. Ich schließe die Klappe des Geschirrspülers. Fertig. Jetzt ziehe ich mir noch schnell einen Pullover an, dann wird hoffentlich bald unser Bett kommen. Ein arbeitsreicher Tag wartet auf uns. Ich kann es kaum noch erwarten, wenn alle Arbeit erledigt ist, und Meilo und ich unser neues Heim genießen können. Unser gemeinsames, neues Heim ... "Nic?" "Ja?" Ich schaue auf, Richtung Flur. "Ich glaube, der LKW des Möbelhauses steht vor der Tür!" Eilige Schritte auf der Treppe. Meilo kommt runtergespurtet. "Jetzt schon?" Er zuckt mit den Schultern und öffnet die Haustür. Jetzt aber nichts wie hoch, was anziehen! ENDE Ich wette, ihr denkt jetzt: 'Was? So ein schnelles und abruptes Ende?' Ähähäh. Ich habe noch ein paar Bonuskapitel für euch ;-) Und der Epilog wartet auch noch auf euch. ^^ Außerdem, habe ich mir überlegt, schreit dieses Ende geradezu nach einer Fortsetzung, oder? Benedikts Anrufe … Da ließe sich doch noch was mit anstellen. Und inzwischen habe ich auch schon einige Ideen, wie es mit Meilo und Niclas weitergehen könnte. Wir werden sehen. Mal gucken, was meine Muse dazu sagt ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)