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My love bite on your neck

von

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Love bite 63 - Verliebt, verlobt, ver.. äh ... verflixt! (Ohne Adult)

Hallöchen ^^

Kapitel 63. Nie hätte ich gedacht, dass Love bite solche Ausmaße annehmen würde. Deshalb bin ich auch so traurig, dass dieses Kapitel schon das Vorletzte ist :-( Aber nicht verzagen. Ich habe noch ein kleines Bonus-Leckerli in der Hinterhand ^^

Jetzt aber erstmal viel Spaß bei der Familienfeier. Ihr seid bestimmt schon gespannt darauf ^^
 


 

Love bite 63 - Verliebt, verlobt, ver.. äh ... verflixt! (Ohne Adult)
 

"Ich will aber bei euch mitfahren!"

"Nein."

"Aber wieso nicht?"

"Weil wir keinen Platz im Auto haben", erkläre ich meiner nervigen Schwester.

Sie guckt mich mit zusammengekniffenen Augen an. "Gut." Gut? Wieso beunruhigt mich das jetzt? "Dann frage ich eben Meilo." Na, was habe ich gesagt? Schon stampft sie zu meinem Entsetzen davon.

"Nicole! Warte!" Ich hechte ihr nach. Sie rast die Treppen runter, aus der Haustür hinaus in den Hof, wo Meilo dabei ist, mein Auto zu beladen. Bitte lass es bis oben hin voll sein!

"Meiloho?" Nicole ist schon bei ihm angekommen. Fuck! "Darf ich bei euch mitfahren?"

"NEIN!", will ich rufen, doch zu spät.

"Klar. Hinten ist noch Platz", antwortet mein Esel von einem Freund treudoof. Ahhrg!

Siegessicher grinst mich Nicole an. "Siehste? Doch noch Platz für mich."

"Super." Ich knirsche mit den Zähnen und schicke Meilo böse Blicke. Der runzelt bloß die Stirn und schließt die Heckklappe.

"Ich hole schnell meine Tasche, die ich für die Fahrt brauche." Nicole rauscht fröhlich davon.

"Du wolltest nicht, dass sie mit uns fährt?", kommt es von meinem Schnellmerker Meilo.

"Wie hast du das denn erraten?" Ich schmolle mit verschränkten Armen vor mich hin.

Verzeihend grinst mich mein Nullchecker-Freund an und kommt auf mich zu. Als er seine Arme um mich legt und mich küssen möchte, drehe ich den Kopf weg. "Echt jetzt? Ist es so schlimm, dass Nicole bei uns mitfährt?" Ich nicke bloß. "Ach Sweetheart." Meilo schmust mir über die Wange. Nicht einknicken Nic! Hier geht es ums Prinzip! "So schlimm ist es doch gar nicht."

"Ist es wohl!", begehre ich auf. "Ständig ist meine Familie um uns! Ich hatte mich so auf eine Fahrt zu zweit gefreut. Nur wir beide. Ohne nervige Familienanhängsel." Traurig aber wahr. Zweisamkeit ist nicht viel im Moment bei uns. "Wir leben wie Ölsardinen in einer Dose!" Meilo fängt doch tatsächlich an zu lachen! "Das ist nicht lustig!"

"Doch. Irgendwie schon."

Ich schlage leicht gegen Meilos Brust. Nicht aus Zorn, sondern weil sein Lachen ansteckend ist. "Verdammter Mistkerl." Natürlich meine ich das nicht ernst, was mein Grinsen ihm auch sofort verrät.

"Hör zu", sagt er, nachdem sein Lachen abgeebbt ist. "Heute Abend werden wir beide ganz allein in meinem großen Bett liegen. Und dann ..."

"Kommt Daisy und wirft ihren zerbrechlichen Hundekörper auf uns", beende ich seinen Satz.

"Das wollte ich nicht sagen."

"So wird es aber ausgehen", prophezeie ich.

"Daisy bekommt Zimmerverbot."

"Echt?"

"Echt. Sie wird unten im Flur nächtigen müssen."

"Versprochen? Ich weiß doch, dass du bei ihren großen Hundeaugen immer schwach wirst." Ich nicht weniger, aber ich kann mich besser beherrschen als er.

"Ich verspreche es", schwört er mir und gibt mir einen kleinen Kuss. "Es gibt nämlich Augen, bei denen werde ich noch viel schwächer."

"Erzähl bloß ..." Wir grinsen uns an und schauen uns tief in die Augen. In meinem Bauch flammt ein starkes Kribbeln auf.

"Oh ja ...", haucht mein Meilolein und schon liegen seine Lippen auf meinen. Mir fallen die Augen zu und ich lehne mich schwer gegen Meilos Körper. So schön ...

"Ey! Nicht knutschen! Wir wollen los!" Ahhrg! Nicole, du Nervensäge!
 

***
 

"Können wir an der nächsten Raststädte anhalten? Ich habe Hunger und dort gibt es einen Burger King."

Ich verdrehe die Augen. "Frag zuerst Mama", grante ich nach hinten.

"Okay." Nicole hält sich ihr Handy ans Ohr. "Mama? Ich sterbe vor Hunger. Halten wir am nächsten Rastplatz? ... Super!" Und wieder verdrehe ich die Augen.

"Du hast ihr nichts vom Burger King erzählt."

"Und?" Meine Schwester spielt die Ahnungslose.

"Hättest du es, hätte sie nein gesagt."

"Hätte sie nicht. Essen ist Essen." Und wie Mama nein gesagt hätte! Ob ich sie verpetzen soll? Mein Magen sagt nein. Der hat nämlich auch Kohldampf und die Aussicht auf Hamburger und Pommes findet der total klasse.
 

Leider bereue ich meine Entscheidung, kaum dass wir durch die Tür des Schnellrestaurants getreten sind. Plärrende Kinder, lautes Gerede, drei lange Schlangen vor den besetzten Schaltern. Das laute Piepen der Gerätschaften dahinter ist sogar noch nerviger als das Kinderplärren.

Seufzend lehne ich mich gegen Meilos Arm. "Nur die Ruhe", meint er und drückt kurz meine Hand. Der hat leicht reden.

"Dagegen ist ja die Autofahrt mit Nicole die reinste Ruheoase", brumme ich. Tatsächlich war Nicole ganz brav auf ihrem Rücksitz. Sie hörte Musik über ihre Kopfhörer und daddelte an ihrem Handy herum. Bestimmt hat sie mit ihrem Freund gesimst. Das ist im Moment ihre Lieblingsbeschäftigung, das heißt, wenn sie nicht bei ihm ist oder sich an Meilo hängt. Letzteres ist meinem Vater natürlich am liebsten. Er hat es immer noch nicht ganz verkraftet, dass Nicole jetzt ebenfalls einen Freund hat.

"Sucht ihr uns doch schon mal einen Platz, ja?", meint meine Mutter. "Nicole und ich bestellen das Essen." Papa brummt zustimmend. Auch ihm geht das Getöse hier drinnen auf den Zeiger.

Und so teilen wir uns auf: Die männliche Fraktion geht auf Futterplatzsuche, die Frauen kämpfen um die Nahrung. Das nennt sich Emanzipation.
 

Wir ergattern einen Tisch ganz hinten in einem Eck, an dem noch gerade so genügend Platz für uns ist. Ich muss mich mit Meilo auf die Eckbank quetschen, aber das ist mir ganz recht. Nahe bei meinem Meilo ist es eben immer noch am Schönsten.

"Bis die da vorn am Bestellen sind, bin ich schon verhungert", beschwert sich mein Vater. Oha. Hungrig und genervt. Eine tödliche Kombi bei ihm.

"Im Auto liegen noch geschmierte Brote. Soll ich dir eins holen?", ärgere ich ihn. Er guckt mich an, als hätte ich sie nicht mehr alle. "Dann halt nicht." Papa seufzt. Ich lasse ihn besser in Frieden. Wenn er in so einer Laune ist, ist nicht gut Kirschen essen mit ihm. Deshalb beschäftige ich mich lieber mit Meilo, dessen Hand ich unter dem Tisch ergreife und eifriges Daumenfangen mit ihm spiele. Am Ende gewinnt er und hat somit 3000 Gummipunkte gewonnen, die er in allen teilnehmenden Geschäften einlösen kann.
 

"Kinder! Was für ein Gedränge!" Schnaufend kommt meine Mutter an unseren Tisch und knallt ein volles Tablett mit liebevoll in Papier eingewickelten Lebensmitteln auf die Tischplatte. Nicole hat ebenfalls eins in der Hand und stellt es daneben. "Der Rest wird uns gebracht", erklärt Mama und setzt sich. "Keine Ahnung, wem was ist. Bedient euch." Papa leistet dem umgehend folge.

"Ey! Das ist meiner!" Nicole entreißt ihm seine Beute. "Das hier sind deine." Sie deutet auf einen Stapel Hamburger.

Meilo und ich fischen uns unseren Teil der Bestellung aus den beiden Haufen. Einzig die Pommes fehlen noch. Die werden uns jedoch umgehend geliefert.

"Guten Appetit", wünscht Mama uns. Wir antworten schmatzend und sie verdreht die Augen. Tja. Bei Fastfoot darf mein keine Tischmanieren verlangen.

"Was bin ich aufgeregt", schnattert meine Mutter und zupft sich mit Daumen und Zeigefinger eine Pommes aus der Tüte. "Nach allem, was ich über deine Eltern und dein Zuhause gehört habe Meilo, muss es ja ganz schön beeindruckend dort sein."

"Ach was", winkt mein Schatz bescheiden ab. "Bei uns ist es wie in jeder Familie."

"Nur, dass ihr in einem riesigen Hotel lebt", schwärmt Nicole. "Wenn das die Fans von Kei..."

"ÄHBÄBÄB!", unterbreche ich sie mit wütenden Blick und erhobenen Zeigefinger. "Das K-Wort ist ab jetzt Tabu. Vor allem in der Öffentlichkeit."

"Oh. ... Sorry." Nicole guckt uns geknickt an. "Hab nicht dran gedacht."

"Schon gut." Meilo lächelt meine Schwester lieb an. Ach Schatz. Du bist zu gutmütig.

"Apropos Hotel", fällt mir bei dem Thema an. "Wo schläft meine Sippschaft eigentlich?" Fragend schaue ich meinen Liebsten an.

"Niclas!" Mich trifft Mamas böser Blick.

"Was denn?" Ich tu so, als wüsste ich nicht, wofür ich den verdient habe.

"Sippschaft? Wir sind deine Familie!"

"Ist doch das Gleiche." Mehr oder weniger.

"Nein. Die Sippschaft enthält alle blutsverwandten Angehörigen unserer Familie. Und da die nicht alle mitgekommen sind, sind wir auch momentan keine Sippschaft", klugscheißert Nicole.

"Seit wann bist du so ein Intelligenzbolzen?", blaffe ich sie an.

"Sowas weiß man." Sie grinst schäbig. Die macht sich lustig über mich!

"Meine Mutter meinte, ihr könnt alle bei uns im Haus schlafen. Wir haben selbst noch zwei Gästezimmer", schaltet Meilo dazwischen, bevor ich meine Schwester mit einer spitzen Pommes erdolche.

"Ein Hotel und Gästezimmer?" Papa bringt sich auch mal ins Gespräch ein.

"Ja", nickt Meilo. "Die Familie schläft immer bei uns. ... Es sei den, bei großen Anlässen. Da würde unser Haus nicht reichen." Unweigerlich stelle ich mir die ganze Meilo-Familie vor, wie sie sich in dem Wohnhaus der Haugs zusammenquetscht.

"Wenigstens wäre es dann warm", lache ich.

"Stimmt. Holz nachlegen würde damit flach fallen", stimmt mir mein Schatz zu.

"Und die Hunde würden sich auch freuen."

"Besonders Daisy. Die liebt Aufmerksamkeit."

"Besonders deine", grummle ich. "Und besonders, wenn wir beide miteinander ..."

"ÄHBÄBÄB!" Jetzt ist es Mama, die mich unterbricht. "Hier sind Minderjährige am Tisch."

"Mama!" Nicole gibt sich, wie immer, zickig.

"Die weiß besser Bescheid als ihr." Hat uns ja schon im Flagranti erwischt, das kleine Aas.

"Arsch!" Etwas trifft mich am Bein. Nicoles Fuß.

"Ey! Aua!" Die Rache folgt auf dem Fuße in Form einer fliegenden Pommes.

"Niclas!" Schiedsrichter Mama gefällt das gar nicht. Sie patscht mir auf die Hand.

"Die hat mich getreten!" Man wird sich ja wohl noch wehren dürfen, oder nicht?

Meine Mutter seufzt und lässt den Kopf hängen. "Wir sind umgeben von kleinen, kreischenden Kindern, und welche sind wieder am schlimmsten von allen? Meine beiden Holzköpfe."

"Ey!", beschweren Nicole und ich uns gleichzeitig.

Es herrscht kurz Stille, dann beginnt Meilo auf einmal schallend zu lachen. Fragend schauen wir vier ihn an. "Oh man!", gackert er. "Meine Eltern werden begeistert von euch sein."

Daraufhin tut meine Mutter geschmeichelt, Papa grunzt, Nicole stopft sich ungefragt eine Hand voll Pommes von mir in den Mund und ich verziehe resigniert den Mund. Wieso nur habe ich das dumme Gefühl, dass dem genau so sein wird? "Ich sehe meine Mutter jetzt schon mit deiner über unsere Kindertage tratschen", flüstere ich Meilo zu.

"Und? Dann haben sie wenigstens was zu tun und wir können ..."

"ÄHBÄBÄBÄB!" Entgeistert gucke ich zu Nicole rüber. "Ich bin doch auch noch da." Oh Fuck!
 

***
 

"Meilo! Niclas!" Lautes Gebell. Meilos Mutter mitsamt allen Hunden kommt auf uns zu. Puh! Gerade mal aus den Auto gestiegen und es geht los.

Dennoch freue ich mich, Doro wiederzusehen. Sie begrüßt mich als erstes und umarmt mich fest. Danach ist Meilo an der Reihe.

"Und wer bist du?", fragt sie meine kleine Schwester.

"Nicole. Nics Schwester." Sie klimpert mit ihren Wimpern. Doro fällt voll drauf rein. Auch sie wird umarmt.

Neben mir taucht meine Mutter auf. Sie wirkt nervös und fummelt ununterbrochen am Kragen ihres Mantels herum. Ich grinse in mich hinein. Es geht ihr wie mir das letzte Mal.

"Doro? Das sind meine Eltern. Cora und Werner", stelle ich ihr mein nervöses Nervenbündel und meinen endlich wieder gut gelaunten Vater vor. Erst schüttelt Doro ihnen die Hand, doch dann werden auch meine Eltern in ihre Arme gezogen. "Endlich treffen wir uns", lacht sie meine Mutter an, die jetzt gar nicht mehr so nervös aussieht.

Meilo stellt sich neben mich. Er atmet tief durch. "Sie scheinen sich zu verstehen, oder?", fragt er mich leise.

"Hab ich doch gesagt." Ich lege den Arm um seinen Rücken. Meilo sieht wirklich erleichtert aus. Er hatte immer noch leichte Bedenken, sie könnten sich nicht leiden. Und das obwohl meine Mutter und seine in den vergangenen Tagen schon einige Mal miteinander telefoniert hatten. Wie es dazu kam weiß ich gar nicht so genau. Irgendwas wegen dem Essen. Wie Mütter nun mal so sind. Alles muss durchgeplant werden. Es muss ja schließlich auch jeder wissen, welchen Salat er mit zur Party bringen muss. Hinterher hat mal zwei Nudelsalate dastehen. Katastrophe!

"Mein Mann ist noch im Stall, müsste aber jeden Moment wieder kommen", plaudert Doro auf meine Eltern ein. "Kommt doch alle erstmal mit rein. Ich habe Kuchen und Kaffee gemacht."

"Hört sich verführerisch an", kichert Mama und trabt neben ihr ins Haus rein.

Ich versuche derweil die Hunde von mir zu bekommen. Warum finden die immer meine Schuhe am interessantesten?
 

Drinnen empfängt uns warme Kaminluft. Richtig wohltuend.

Meilo hängt unsere Mäntel auf. Ich warte auf ihn. Gemeinsam betreten wir die Küche, wo alle anderen schon laut plappernd herumstehen und das Aussehen des Kuchens loben.

"Setzt euch doch schon mal. Ich schaue schnell, wo Eberhard bleibt." Doro rauscht aus der Küche, die Hunde hechten ihr nach.

"Ist das schick hier", staunt meine Mutter und sieht sich um.

"Soll ich dich herumführen?", frage ich sie mehr aus Spaß.

"Nachher gern." Ups. Eigentor.

"Und wo ist das Hotel?", möchte Nicole wissen.

"Da sind wir doch vorbeigefahren." Dummerchen.

"Echt?" Ich nicke. "War das das graue große Haus da vorn?" Wieder nicke ich. "Cool! Gehen wir da nachher hin?"

"Nur wenn du brav bist", ärgere ich sie und handele mir prompt einen Stupser von Mama ein.

"Benehmt euch!" Tzäh! Die Dame des Hauses ist doch gar nicht anwesend.

"Ihr könnt euch ruhig schon Kuchen nehmen", weist Meilo meine Familie an und schenkt jedem eine Tasse Kaffee ein.

"Wir warten noch auf deine Eltern. Solange ist noch Zeit." Mamas Wort ist Gesetz. Also trinken wir brav Kaffee, während wir darauf warten, dass Meilos Eltern zu uns stoßen. Keine viertel Stunde stehen beide im Raum.

Auch Eberhard begrüßt uns alle, verschwindet dann jedoch, um sich schnell frisch zu machen. "Er hat die Ställe ausgemistet", erklärt Doro. Das riecht man auch. Es geht doch nichts über frische Landluft.
 

Einen halben Kuchen und zwei Kannen Kaffee später, schleppen mein Vater und ich die Taschen und Koffer ins Haus. "Kaum zu glauben", ächze ich "wie viel die alle eingepackt haben."

"Du kennst doch deine Mutter. Sie hat für jeden eventuellen Anlass etwas dabei."

"Stimmt ... uff!" Koffer erfolgreich im Gästezimmer abgeladen. "Trotzdem übertreibt sie es. Wir sind kaum zwei Tage hier." Meilo und ich haben bloß je eine Reisetasche. Der Rest ist Zeug, den er von seiner alten Wohnung hier her bringen wollte. Das meiste ausgemistete Kleidung, das Doro spenden wird. Sie ist in irgendeinem gemeinnützigen Verein drinnen, weshalb Meilo die Kleidung auch nicht in den Altkleidercontainer werfen durfte. Dann noch ein kleines Schränkchen, dass Meilo nicht mehr braucht und das ganze Essen, dass Mama eingepackt hat. Voll war mein kleines Auto. Ach ja! Und nicht zu vergessen, der versprochene Kasten Wein, den ich bei KP für Meilos Eltern geordert habe.

Ich schaue mich im Gästezimmer um. Hier werden meine Eltern nächtigen. "Nett", finde ich. "Wie ein Hotelzimmer." Ich grinse meinen Vater an.

"Apropos Hotel. Deine Mutter wollte noch eine Führung."

"War das nicht Nicole?"

"Die ist schon mit Meilo losgezogen."

"Was?!" Dieses Biest! "Woher weißt du das?"

"Sie hat es mich um Erlaubnis gefragt, ehe ich raus zum Auto bin", meint mein Vater ruhig.

Sie hat ihn um Erlaubnis gefragt?! Das hat sie doch nur getan, weil sie weiß, dass Papa mir das früher oder später erzählen wird. Sie wollte es mir auf die Nase binden!

"Na warte", grolle ich und lasse meinen Vater einfach stehen. "MAMA!"
 

"Geh doch nicht so schnell!"

"Komm schon. Sonst holen wir die zwei nie ein!" Gnadenlos zerre ich meine Mutter mit mir.

"Und? Du willst doch nur so schnell zu ihnen, weil es dir sauer aufstößt, dass Nicole und Meilo allein im Hotel sind." Treffer.

"Nein", lüge ich dennoch. "Weil Meilo sich im Hotel auskennt und dir alles viel besser erklären kann als ich." Das ist keine Lüge. "Also los! Hopp, hopp!"

"Ja, ja", stöhnt meine Mutter. Einen Kommentar zum 'ja, ja' spare ich mir ausnahmsweise.

Abgehetzt kommen wir am Hotel an. "Meilo?" Keiner da. Die Lobby liegt verlassen da.

"Ist das schön!" Staunend dreht sich meine Mutter einmal im Kreis. "Hier wäre ich auch gern aufgewachsen. Muss aufregend gewesen sein."

"Hmhm", mache ich bloß und schaue in den Salon neben der Lobby hinein. Auch niemand. "Sie müssen bei den Zimmern sein", überlege ich laut. "Im Gewächshaus sind sie bestimmt noch nicht."

"Bestimmt haben sich hier schon viele Liebestragödien abgespielt. Wie in einem Rosamunde Pilcher Roman. Ja, genau so sieht es hier aus!" Ich reibe mir genervt über die Augen. Meine Mutter mal wieder. "Hier machen wir im Sommer Urlaub!" Sie ist total begeistert. "Ich muss unbedingt die Zimmer sehen!" Meine Hand wird geschnappt. Jetzt bin ich derjenige, der im schnellen Schritt herumgezogen wird.

"Warte doch mal!", keuche ich. "Wir haben doch gar keine Zimmerschlüssel! Wie wollen wir da in die Zimmer rein?"

"Ach so." Meine Mutter schaut betrübt drein.

"Meilo hat sicher welche", lüge ich ein weiteres Mal. "Suchen wir erst ihn, dann schauen wir uns ein paar Zimmer an, ja?"

"Na schön." Ha! Gewonnen! "Und wo könnte er sein?"

"Frag mich etwas leichteres."

Ich führe meine Mutter hinauf in die erste Etage. Die Flure sind leer. Auch im zweiten Stock ist niemand zu sehen. "Oben sind nur Lagerräume", sage ich. "Da ist er sicher nicht." Vielleicht ist er dann doch im Gewächshaus ...

"Und unten? Was ist da?"

"Nur der Pool ..." Und da klingelt es bei mir. "Nicole wollte doch schwimmen!" Dann werden sie hundert pro unten am Pool sein!

"Dann zeig mir mal den Pool", grinst Mama, harkt sich bei mir ein und gemeinsam laufen wir die Treppen wieder nach unten. "Also wenn man hier arbeitet, bleibt man aber fit wie ein Turnschuh", schnauft sie, als wir unten angekommen sind. Nur noch eine Tür trennt uns vom Poolbereich.

"Glaube ich auch." Ich muss an Sebastian denken. Er ist wirklich immer auf zack gewesen, als wir das letzte Mal hier gewesen sind. Und er hat kein Gramm zu viel auf den Rippen. "Vielleicht sollte ich umschulen und hier als Page anfangen." So wie Henning. "Und Meilo bekommt eine Anstellung als Küchenjunge", lache ich. Die Vorstellung gefällt mir. Inklusive heimliche Nächte in der Hochzeitssuite …

Das wäre doch mal ein guter Rosamunde Pilcher Roman! Doch zuerst muss ich erstmal Meilo finden, um mit ihm Pilcher-Mäßig auf den Putz hauen zu können.
 

Ich öffne die Tür zum Poolbereich. Und was sehe ich? Eine schwimmende Nicole und einen Meilo, der es sich auf eine der Liegen bequem gemacht hat.

"Versteckst du dich vor mir? Wenn ja, gut gemacht. Ich hab dich überall gesucht."

Völlig entspannt schaut Meilo zu mir auf. "Du hättest mich auf dem Handy anrufen können", meint er lapidar.

Ich knirsche mit den Zähnen. "Daran habe ich nicht gedacht", gebe ich zu.

Meilo lacht und schnappt sich meine Hand. "Typisch für dich." Ich puste eingeschnappt, lasse mich jedoch von ihm rittlings auf seinen Schoß ziehen. "Nicole wollte unbedingt in den Pool. Ich dachte, ich bringe sie schnell hin, aber dann bin ich auf der Liege eingedöst." Verzeihend reibt er mir über die Oberschenkel. "Außerdem konnte ich sie ja auch nicht allein hier lassen. Hinterher passiert ihr was."

"Sehr löblich", schnurre ich. Die massierenden Hände bringen mich ganz schön durcheinander.

Mit einem leisen Seufzen beuge ich mich vor und lege mich auf Meilos Bauch. Umgehend schnappt sein Mund nach meinem. Mir fallen die Augen zu, doch leider gönnt man uns unsere kleine Schmuserei nicht.

"Meilo! Habt ihr hier auch Handtücher?" Nicole, du kleine Bratze!

"Ich hole dir eins", ruft Meilo ihr zu und schon hocke ich alleine auf der Liege. So ein Scheiß!

Mama taucht neben mir auf und lacht leise. "Hör auf damit!", grante ich sie an.

"Du bist wie ein kleiner Junge, der nicht mit seiner Schwester teilen will", zieht sie mich auf.

"Meilo ist mein Freund! Den muss ich nicht mit meiner Schwester teilen." Wäre ja noch schöner! "Sie würde mir die Augen auskratzen, wenn ich ihrem Freund als auf die Pelle rücken würde." Gar keine schlechte Idee ...

Meine Mutter sieht mich teils belustigt, teils mitleidig an und setzt sich zu mir auf die Liege. Eingeschnappt schaue ich Meilo dabei zu, wie er Nicole das Handtuch reicht, sie vorher aber noch aus dem Pool zerrt. "Früher habt ihr euch um mich gestritten."

"Bitte?" Mit hochgezogener Augenbraue sehe ich Mama an.

Sie nickt und guckt mit nostalgischem Blick auf den Pool. "Jeder von euch wollte meine Aufmerksamkeit. Besonders du. Und als Nicole noch ein Baby war, warst du so eifersüchtig auf sie, dass du sogar mal nachts heimlich ihre Zimmertür mit deinen Spielsachen und Büchern verbarrikadiert hast", lacht sie. "Damit wir nicht mehr zu ihr können." Stimmt. Da war mal was. "Als sie wir sie dann übers Babyphone schreien gehört haben, wollte dein Vater zu ihr. Er hätte sich beinahe langgelegt, weil er im verschlafenen Zustand deine aufgebaute Barrikade nicht gesehen hatte."

"Ich erinnere mich. Ich bekam drei Wochen Stubenarrest." Völlig überzogen. Hätte mein Vater mal gucken müssen, wo er hinlatscht.

"Du warst ein Satansbraten."

"Bitte?! Ich war ja wohl das bravste deiner Kinder!" Ich werde skeptisch angestarrt. "War ich wohl!"

"Was warst du?" Meilo ragt über mir auf.

"Ein braver Junge", kläre ich meinen Liebsten auf.

"Echt?" Ich nicke. "Ich habe dich aber lieber, wenn du ein böser Junge bist ..." Schluck.

"Okay ... Nicole? Wir gehen." Meine Mutter steht auf.

"Ja aber Meilo wollte ..."

"Nachher Schatz. Wir fragen Dorothea, ob wir ihr noch bei irgendetwas helfen können."

"Was? Aber ..."

"Nichts aber. Du durftest in ihren Pool, dann musst du auch was dafür tun." Jawohl! Zeig ihr, wie der Hase läuft.
 

Schadenfroh grinsend schaue ich meiner Schwester und meiner Mutter nach. Weg sind sie.

Die Liege knarrt. Meilo setzt sich zu mir. Ich hebe meine Arme und lege sie um seinen Nacken, um ihn zu mir ziehen zu können. "Allein", flüstere ich und schmuse über seine weichen Lippen.

"Aber nur kurz. Ich habe meinem Vater versprochen, mit ihm in die Stadt zu fahren."

"Was?" Och nö, oder?

"Nicht böse werden, ja?"

Ich schnaube. "Auf einmal? Ich dachte, du magst es, wenn ich ein böser Junge bin."

Meilo legt den Kopf schief. "Also gut", grinst er. "Einen Blowjob. Dann muss ich aber los." Äh ... was?
 

*
 

Meilo braucht nicht lange darauf zu warten, dass ich komme.

Wieder einigermaßen im Hier und Jetzt angekommen, öffne ich die Augen. Verschmitzt grinst Meilo mich von unten her an. "Und? Zufrieden?" Ich schüttle erschöpft den Kopf. "Nicht?"

"Komm her", schnaufe ich und mache kleine Winkbewegungen mit meinem Zeigefinger. Meilo rutscht an mir hinauf. Neugierig sieht er mich an. "Ich liebe Dich." Aus seinem Grinsen wird ein strahlendes Lachen.

"Ich Dich auch, du böser Junge." Den Namen habe ich jetzt anscheinend weg. "So! Ich gehe dann mal zu meinem Vater. Willst du mit?"

So schnell, wie Meilo sich über mich hergemacht hat, ist er nun auch wieder von mir abgerückt. Mit fahrigen Bewegungen schließe ich meine Hose. "Und du?", frage ich ihn. "Willst du nicht auch?"

"Jetzt nicht", winkt er ab.

"Sicher?" Das ist ja mal ganz was neues. "Muss ich mir Sorgen machen?"

Meilo lacht. "Musst du nicht."

"Und wieso willst du nicht?"

"Ich warte damit lieber bis heute Abend", gurrt er und hilft mir beim Aufstehen. "Dann haben wir Zeit und ich kann mich ganz ausgiebig um dich kümmern ..."

Das heiße Kribbeln kehrt in meine Eingeweide zurück. "Guter Plan", pflichte ich ihm bei und raube mir noch einen verlangenden Kuss, damit er auch ja weiß, was ihn heute Abend alles erwarten wird.
 

***
 

"Was soll denn das sein?" Mein Vater runzelt die Stirn. "Cora. Kannst du nicht mal ordentlich zeichnen?"

Meine Mutter stemmt die Hände in die Hüfte und schnauft. "Das sieht doch ein Blinder, was das ist!"

"Selbst Steven Hawking würde dieses Gekritzel nicht erkennen." Oha. Ehestreit.

Mama guckt, als wolle sie Papa mit bloßen Blicken zum implodieren bringen, dann dreht sie ihren Kopf zu Nicole. "Erkennst du, was das sein soll?"

"Logisch. Das oben ist eine Scheune, das andere ein Tor. Scheunentor."

"HA!", macht meine Mutter und reißt die Arme hoch. "Ab jetzt spiele ich mit meiner Tochter!" Sie legt den Stift auf das Clipboard und lässt sich demonstrativ neben Nicole auf das Sofa fallen. Papa zuckt nicht mal mit der Wimper.

"Gibt das jetzt einen Punkt?", frage ich Doro, die in dieser Runde den Punktevorsitz hat. Da wir eine ungerade Zahl an Spielern sind, wechseln wir uns damit ab.

"Nein. Nicole spielt doch mit Eberhard zusammen." Pech für Mama. "Niclas? Du bist dran."

Ich stehe auf und ziehe mir ein Kärtchen. So, dass Meilo nicht draufgucken kann. Hm. Palmengarten. Das müsste ganz gut zu zeichnen sein.

Bis jetzt sind Meilo und ich gar nicht mal so schlecht. Wir haben eben einen guten Draht zueinander.

Als erstes zeichne ich eine ganz passable Palme, die Meilo auch sofort errät. Dann ist der Garten dran. "Äh ... Palmenblatt! ... Palmenhaus!" Ich schüttle den Kopf und deute auf das wirre Gektizel vor dem Haus, das den Garten darstellen soll. "Palmengarten!"

"Ja!" Ich klatsche mit Meilo ab und wische das Clipboard wieder sauber.

"Na das hätte ich auch erkannt", motzt mein Vater. "Zeichnen hat der Junge eindeutig von mir geerbt."

"Das hättest du erkannt?", keift meine Mutter zurück. Papa nickt. "Pff!"

"Jetzt regt euch wieder ab", gehe ich dazwischen. "Ist doch nur ein Spiel."

"Ein Spiel, da wir verlieren wegen deinem Vater."

"Du hast doch schon mit mir zusammen gewonnen", schaltet sich Nicole ein.

"Ja, mein Schatz. Wenigstens auf dich kann ich mich verlassen."

Ich wusste, dass ein Spieleabend eine schlechte Idee gewesen ist. Bei uns enden Spiele immer mit wütenden Blicken und bösen Worten. Meine Mutter verliert nicht gern. Aber sie ist eine genauso schlechte Gewinnerin.

Es gab mal einen Abend, an dem unser Monopoly-Spiel im hohen Bogen aus dem Fenster geflogen ist. Ohne Witz. Mein Vater hatte so die Faxen dicke, dass er es aus unserm Haus verbannt hat und bisher durfte nie wieder ein Mitglied der Familie Ittninger eins mit hineinschleppen. Seitdem spielen wir eigentlich nur noch Karten. Das ist das Höchste der Gefühle. Die tun auch nicht so weh, wenn sie auf einen zugeflogen kommen. Es sei denn, die scharfe Kannte erwischt einen im Gesicht ...

"Was haltet ihr davon, wenn ich uns allen noch einen Tee mache, bevor hier noch ein Krieg ausbricht?", schlägt Doro vor und klatscht in die Hände.

"Gute Idee", meint Meilo. "Es ist sowieso schon recht spät." Ein Blick auf die Uhr über dem Kamin verrät, dass es schon halb zwölf durch ist.

"Ich will aber noch nicht aufhören", schmollt Nicole, die sicher schon ahnt, wo das gleich hinführt. Nämlich ins Bett. Und darauf ist sie ganz und gar nicht scharf. Hier ist alles viel zu aufregend für sie. Wann ist man schon mal im Elternhaus seines Lieblingspopstars?

"Doro hat Recht", sage ich zu ihr. "Du weißt doch, wie sonst die Spieleabende bei uns immer enden." Sie seufzt nickend und schielt zu Mama.

"Dann mache ich mal den Tee." Doro steht auf.

Meine Mutter ebenfalls. "Ich helfe dir!"

"Und wir räumen das Clipboard weg", beschließt Meilo und klopft mir aufs Bein.

"Ich helfe euch!" Natürlich. Wenn Meilo sich bewegt, springt Nicole ihm nach.
 

Wir räumen alles wieder an Ort und Stelle. Als wir damit fertig sind, stehen unsere Mütter mit dem versprochenen Tee im Wohnzimmer. "Für uns nichts", sagt Meilo. "Wir wollen hoch." Wollen wir? Meilos Zeigefinger streicht über meinen Handrücken. Und ob wir hoch wollen!

"Ja. Bin total KO", erwidere ich und setze noch ein schönes Gähnen als Sahnehäubchen oben drauf. Zwar bin ich nicht wirklich müde, aber das müssen unsere Eltern ja nicht wissen.

"Och bleibt doch noch." Nicole legt ihren Dackelblick auf. Nur wirkt der gerade nicht bei Meilo. Bei mir hat er noch nie gewirkt.

"Wir sehen uns morgen wieder", vertröstet Meilo sie.

Wir wünschen allen eine gute Nacht, dann verschwinden wir. Mit großen Schritten nehmen wir gleich zwei Stufen auf einmal, bis wir endlich oben sind. "Komm!" Meilo schnappt sich meine Hand. Fast rennen wir die letzten Meter bis zu seiner Zimmertür, so eilig haben wir es plötzlich.

Kaum in Meilos Zimmer, schmeißt er die Tür zu, schließt ab und drängt mich dagegen. Hart schmiegt sich sein Körper an meinen. "Endlich", keucht er und schiebt seine Finger unter meinen Pullover. Fingernägel kratzen fest über meine bereits harten Nippel und sein Mund streift über meinen Hals. "Am liebsten würde ich dich gleich hier im Stehen nehmen."

"Dann tu's doch", keuche ich und fummle mich hektisch aus meinem Oberteil. Meilo hilft mir, es über den Kopf zu ziehen. Als dies geschafft ist, machen sich seine Zähne sofort über meine Brust her. Ich erschaudere. Mein Hinterkopf rumpelt unsanft gegen die Tür, doch ich ignoriere den leichten Schmerz. Stattdessen versuche ich meine Hose aufzubekommen, schaffe es nach einigen Anläufen, und drücke sie nach unten, bis sie von allein runterrutscht. Und als hätte Meilo nur darauf gewartet, packen seine Hände nach meinem Hintern. Ich lache auf und biege mich ihnen entgegen. Ungestüm wird mir daraufhin auch noch die Unterhose von den Hüften gestreift.

"Bleib so stehen", werde ich angewiesen, ehe Meilo mich plötzlich allein dastehen lässt. Er eilt zu seiner Tasche, kramt darin herum, und kommt anschließend wieder zu mir. Neben mir höre ich etwas auf den Boden fallen, dann geht Meilo vor mir auf die Knie. Fix hilft er mir, aus dem Hosenwust zu meinen Füßen zu steigen. Sie fliegen im hohen Bogen vors Bett, doch das bemerke ich kaum noch. Meilos Mund in meinem Schritt ist viel interessanter.

"Sollte ich das nicht ... oh! ... Bei dir machen?", frage ich ihn keuchend.

"Eher nicht", haucht er gegen meine erhitzte Haut. "Du bleibst schön brav stehen und lässt mich machen." Ich erschaudere. Ihn machen lassen ... Nichts lieber als das!
 

*
 

"Nic?"

"Hm?"

"Du wirst mir langsam zu schwer." Unter mir zappelt etwas. Bei genauerer Untersuchung seitens Fühltest und Analyse der Richtung, aus der Meilos Stimme kommt, muss es Meilo selbst sein, der da zappelt. "Runter!"

"Is ja schon gut." Schwerfällig lasse ich mich zur Seite fallen. Auf dem Rücken liegend öffne ich die Augen und mustere die Zimmerdecke. Nicht, dass es dort etwas interessantes zu sehen gäbe, aber zu mehr bin ich momentan nicht imstande.

Mein Herz rast noch immer und meine Lungen scheinen immer noch nicht genug Luft zu bekommen.

Schwer landet ein Arm auf meiner Brust. "Das hatte ich nötig", murmelt Meilo. Und ich hätte jetzt eine erneute Dusche nötig, aber dazu bin ich jetzt eindeutig zu faul. Ich schaffe es gerade so, meine Hand zu heben und sie auf Meilos Unterarm zu legen. Das ist aber auch das Höchste aller Gefühle.

Mir fallen die Augen wieder zu. Schlafe ich eben nackt, verschwitzt und mit dem Kopf am Fußende im Bett. Was soll's? Solange ich mich an Meilos Arm festhalten kann, ist doch alles tutti.
 

***
 

"Oh nein! Ich glaube, ich habe die Saure Sahne vergessen!" Meilos Mutter sucht verzweifelt den gesamten Inhalt des Kühlschranks ab. "Keine da", lautet ihr schon vermuteter Verdacht.

"Soll ich schnell welche holen?"

Dankbar sieht Doro ihren Sohn an. "Das wäre toll. Dann könntest du auch noch zwei Kästen Wasser mitbringen."

"Dann brauche ich aber Hilfe", grummelt mein Schatz und sieht mich fragend an.

"Klar." Wozu hat man schließlich einen Verlobten?

Meilo und ich machen uns auf den Weg. Wir schaffen es sogar, von Nicole unentdeckt zu bleiben. Apropos Schwester. "Wo ist eigentlich Nicole die ganze Zeit über?", frage ich Meilo, der darüber sicher besser Bescheid weiß, als ich. "Die habe ich nur kurz beim Frühstück gesehen, dann war sie verschwunden." Sehr merkwürdig.

"Sie versucht einen neuen Rekord im Dauerschwimmen aufzustellen", lacht Meilo.

Verwundert schaue ich rüber zu Meilo, der auf dem Beifahrersitz sitzt. "Sie ist schon wieder im Pool?" Er nickt. "Wusste gar nicht, dass sie so eine Wasserrate ist. Früher hatte sie immer Angst vorm Schwimmunterricht."

"Dafür schwimmt sie aber ganz gut", grinst Meilo.

"Kann sein. So genau habe ich sie dabei noch nicht beobachtet."

"Muss sie von dir geerbt haben."

"So?" Ich lege meine Stirn in Falten. "Woher willst du das wissen?"

"Soweit ich weiß, schwimmst du auch ganz gern ... und gut ..." Ah verstehe. Ich weiß, worauf er hinaus will.

"Damals, in dem Hotel, in dem ich dich das erste Mal besucht habe", erinnere ich mich. "In Bremen."

"Hmhm...", säuselt Meilo. Eine seiner Hände schiebt sich auf meinen Oberschenkel. "Du sahst so heiß aus in meinem Höschen." Die Erinnerungen werden immer lebendiger. Er und ich im Wasser ... die Nacht danach ... Ich schenke Meilo einen vielsagenden Seitenblick. "Was?"

"Nichts", grinse ich und biege auf den Supermarktparkplatz ein.

"Sag schon."

"Nein. Es ist nichts."

"Lügner!", lacht Meilo empört. "Sag mir, an was du eben gedacht hast."

"An Bremen." Stimmt auch. In gewisser Weise. Ich schere in eine freie Lücke ein und ziehe den Autoschlüssel. Dabei kommen mir die ganzen anderen Städte in den Sinn, in die ich letztes Jahr gefahren bin, um bei Meilo sein zu können. Und auch Henning und Heiko kommen mir in den Sinn. "Das letzte Jahr war wirklich verrückt", denke ich laut nach.

"Wie kommst du jetzt darauf?"

"Na ja", kichere ich. "Ich wurde von meinem Freund verlassen, treffe kurz darauf einen netten Kerl, mit dem ich mich super verstehe und mich so schnell in ihn verliebe, dass ich selbst ganz überrumpelt davon war, finde nebenbei noch heraus, dass er ein berühmter Popstar ist und meine Schwester ihn anhimmelt, und dann reise ich ihm auch noch durch ganz Deutschland nach." Ich schnalle mich ab, lehne mich rüber zu Meilo und tupfe ihm einen kleinen Kuss auf.

"Total verrückt", schmunzelt mein Meilolein.

"Sage ich doch."
 

Wir steigen aus und laufen gemütlich zu den Einkaufswagen, wo sich Meilo einen schnappt und wir dann danach den Supermarkt betreten. Ich laufe ihm bloß nach, während er alles in den Wagen wirft, was seine Mutter benötigt.

Gelangweilt schaue ich mich um. Brauche ich was? Da ich keinen Hunger habe, spricht mich vom Angebot nicht wirklich was an. Doch dann, vor dem Zeitungsregal. "Oh Shit." Ich bliebe stehen.

Meilo, von meinem Gebrabbel aufmerksam geworden, bleibt ebenfalls stehen. "Was denn?" Ich deute ein Nicken Richtung Zeitungsregal an. Er braucht einen Moment, sieht dann jedoch, was los ist. "Keith Kandyce pausiert wegen Kehlkopfentzündung", liest er laut vor. "Keine schnelle Genesung vorauszusehen."

"Tse!", mache ich. "Da sieht man mal wieder, alles Lug und Betrug."

"Hm." Nachdenklich nimmt Meilo die Teeniezeitschrift in die Hand und blättert zum Artikel. "Vielleicht ganz gut so, dass sie nicht die Wahrheit schreiben."

"Das du aufhörst, weil du den Scheiß satt hast? Das du schwul bist und mit deinem Verlobten zusammenziehst?", frage ich ihn leise.

"Genau." Er schenkt mir einen frechen Seitenblick.

"Und wie wollen die dann erklären, dass Keith gar nicht mehr auf der Bildfläche erscheint?"

"Wahrscheinlich gar nicht", meint er. "Keith verschwindet in der Versenkung und wird vergessen." Meilo legt die Zeitschrift wieder zurück und legt anschließend seinen Arm um mich. "Es ist mir ganz Recht, dass sie wegen der genaueren Umstände lügen."

"Ich weiß doch", seufze ich. "Es erschreckt mich trotzdem, dass sie es tun. Da fragt man sich, wobei man noch so belogen wird."

"Ich glaube, dass wollen wir manchmal gar nicht wissen", meint Meilo, drückt mich kurz an sich und lässt mich wieder los.

Unbekümmert rollt er samt Einkaufswagen auf die Kasse zu. Mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch schaue ich ihm nach. Täuscht mich dieses Gefühl, oder klang da eben irgendwas in Meilos Satz mit?

Ich atme einmal tief ein und schüttle über mich selbst den Kopf. Was soll da schon mitklingen? Weder belügt Meilo mich, noch habe ich den geringsten Grund, dies anzunehmen. Wahrscheinlich bin ich immer noch leicht paranoid. Ich sollte mich zusammennehmen und endlich aufhören mir darüber Gedanken zu machen.

Keith ist tot. Lang lebe Meilo.
 

Während Meilo alles aufs Band legt, laufe ich vor und suche zwei Kartons raus, in dem wir unsere Einkäufe verstauen können. Alles eingeräumt und bezahlt, halten wir noch kurz beim Backshop. Die Schlange ist lang, aber Meilo möchte noch unbedingt Kuchen holen. "Im Moment könnte ich für Süßkram töten", lacht er.

"Wenn es nur das ist. Aber wehe, du wirst fett." Ich grinse ihn frech an.

"Gehört das nicht dazu?", will er stirnrunzelnd wissen.

"Wozu?"

"Na zu einer Beziehung. Du hast doch auch über dein Beziehungsbäuchlein geschimpft."

"Hey! Mein Beziehungsspeck ist fast weg und so soll das auch bleiben."

Meilo lacht. "Ich erinnere dich morgen früh daran, wenn du schon wieder nicht mit mir joggen gehen willst." Das hat gesessen. Bis jetzt bin ich bloß einmal mitgelaufen.

"Am frühen Morgen ist sowas ja auch Folter. Ich jogge lieber abends."

"Gut. Dann heute Abend." Meilo hält mir seine Hand entgegen.

Ich ergreife sie. "Abgemacht."

"Und morgen früh."

"Was?" Ich will meine Hand wegziehen, doch er lässt sie nicht los.

"Morgen früh. Laufen. Gegen deinen mächtigen Muskelkater."

"Ich werde keinen Muskelkater haben!" Na? Wer lügt jetzt?

"Und ob du den haben wirst, mein kleines Speckmonster." WA..?

"Na schön! Morgen früh!" Dem zeig ich, wer hier das Speckmonster ist!

"Fein." Mit einem Siegeslächeln wendet Meilo sich der Verkäuferin zu. Wieso nur habe ich das dumpfe Gefühl, gerade mächtig übers Ohr gehauen worden zu sein?
 

Zuhause schleifen wir die Einkäufe in die Küche, wo sie schon freudig von Doro und meiner Mutter erwartet werden. "Ihr habt aber lange gebraucht!", schimpft sie mit uns. "Habt ihr noch was anderes gemacht?" Das Wort anderes betont sie mit einem komischen Unterton.

"Nein, haben wir nicht. Es war viel los im Supermarkt", verteidigt Meilo uns.

"Hm. Dann wollen wir dir das mal glauben", lacht Doro. "Dann helft uns wenigstens."

"Ist gut." Meilo und ich werden zum Zwiebeln schneiden verdonnert. Wieso eigentlich immer Zwiebeln, eh?

Doro und Mama sind die ganze Zeit über am Schnattern, während Meilo und ich stumm die Zwiebeln klein haken. Wir hängen beide unseren eigenen Gedanken nach. Sicher schlägt Meilo der Zeitungsartikel doch auf den Magen, auch wenn er vorhin so locker getan hat. Seine Fans werden sich sicher Sorgen um ihn machen, ihm Genesungswünsche zukommen lassen ...

"Wer beantwortet jetzt eigentlich deine Fanpost", platzt mir auch schon raus.

"Hm?" Meilo guckt mich verwirrt an.

"Na Keiths Fanpost. Bestimmt bekommst du jetzt viele Genesungswünsche."

"Ach so." Meilo zuckt mit den Schultern. "Das wird das Management schon regeln. Irgendeiner wird sie beantworten." Irgendeiner?

"Machst du dir keine Gedanken darum?"

"Nö. Das ist nicht mehr mein Problem. Es gibt wichtigeres, um das ich mich kümmern muss." Hä? Was bedeutet denn das nun wieder?

"Um was musst du dich kümmern?", hake ich nach und lasse die Zwiebel, Zwiebel sein.

Meilo sieht mich ernst an. Da ist es wieder, dieses flaue Gefühl im Bauch, dass da was nicht stimmt. Das Messer, das er in der Hand hält, legt er aufs Brett und dreht sich zu mir um. "Nic? Ich muss dir was sagen." Mir rutscht das Herz in die Hose. Regungslos bleibe ich stehen, schlucke hart und starre meinen Freund an. Dieser stellt sich vor mich, schaut zu Boden, dann wieder in mein Gesicht. "Es gibt da jemanden in meinem Leben ... Jemanden ganz, ganz besonderen." Mir wird schwindelig. Was kommt denn jetzt?! "Der mir so wichtig ist, dass mir alles andere egal ist." Meilo greift nach meinen Händen und geht plötzlich in die Knie. Moment mal! "Und dieser Jemand ..." Meilos Mundwinkel zucken "Dieser Jemand ... bist du!" Ich brauche einige Sekunden, um zu raffen, dass er mich schon wieder auf die Schippe genommen hat.

"Du Idiot!", schimpfe ich, muss aber selbst lachen. "Veräpple mich nicht andauernd!"

Meilo lacht wie ein Irrer, als er schwankend wieder auf die Beine kommt. "Sorry, aber das musste sein. Du sahst so verschreckt aus, ich konnte nicht anders", gackert er, wofür er gleich ein paar Schläge mit dem Küchentuch verpasst bekommt.

"Danke!", schmolle ich. "Das war das letzte Mal, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe." Pfüh!

"Och Nicilein ... Sweetheart ..."

"Nix Sweetheart!" Beleidigt schiebe ich die Unterlippe vor, was Meilo zum Anlass zu nehmen scheint, mich küssen zu wollen. Dahin ist meine Wut über seinen hinterhältigen Anfall. "Du bist furchtbar", grinse ich ihn an.

"Hmhm. Furchtbar verliebt." Abermals begegnen sich unsere Lippen. Hach ...

"Ey ihr Komiker! Hebt euch das für heute Nacht auf!" Doro jagt uns wieder auseinander. Frechheit!

Meine Mutter sieht uns mit schräg gelegten Kopf nachdenklich an. "Das sah ja fast wie ein Heiratsantrag aus eben. Ich hatte schon Herzklopfen vor Vorfreude." Äh ...

"Wozu denn? Die beiden sind doch schon längst verlobt", platzt es aus Doro, die sofort, nachdem sie sich verplappert hat, erschrocken die Luft anhält.

"Mama!" Meilo sieht sie böse an.

"Oh je", seufzt sie und sieht uns drei mit großen Augen an.

Meine Mutter schaut indessen von einem zum anderen. Solange, bis sie zu verstehen scheint, was hier gerade abläuft. "Wartet mal", richtet sich meine Mutter an Meilo und mich. "Ihr beiden seid verlobt?" Sie deutet auf uns und sieht dabei gar nicht glücklich aus.

"Nun ja", antworte ich ihr notgedrungen. "Eigentlich ..." Ja was eigentlich? "Nicht so richtig." Eigentlich sind wir schon richtig verlobt. Nur nicht offiziell. Aber das kann ich meiner Mutter nicht sagen, sonst reißt sie mir den Kopf ab. Obwohl, das wird sie ohnehin schon tun, fürchte ich.

"Wie, nicht richtig?", fragt sie auch schon nach. "Entweder ihr seid es, oder nicht!" Hilfesuchend schaue ich zu Meilo, weil ich mit meinen Einfällen am Ende bin.

"Wir wollten unsere Verlobung noch nicht an die große Glocke hängen", sagt er zu meiner Mutter, wobei er ihr aber auch gleich die Wahrheit hätte sagen können.

"Nicht an die große Glocke hängen? Und warum weiß Dorothea Bescheid?" Ups. Sie stemmt die Hände in die Hüften. "Wann wolltet ihr uns von dieser Neuigkeit in Kenntnis setzen?"

"Wenn es soweit ist", antworte ich ihr kleinlaut.

"Und wann wäre das eurer Meinung nach? Wenn ihr verheiratet seid?" Oha. Sie ist wirklich richtig sauer.

"Ach Mama", poltere ich los und werde langsam auch sauer. "Es ist doch noch überhaupt nichts spruchreif! Unsere Verlobung war eine spontane Sache."

"Und trotzdem seid ihr es! Still und heimlich, ohne deinem Vater oder mir etwas davon zu sagen", zickt sie mich an und verlässt plötzlich fluchtartig die Küche.

Doro sieht ihr geknickt nach. "Ich wollte mich nicht verplappern", entschuldigt sie sich bei uns.

Seufzend sage ich ihr, dass es nicht ihre schuld ist. "Ich hätte es ihr sagen müssen. Für sie ist das ein großes Ding." Wie lange wünscht sie sich schon, dass ich unter die Haube komme? Wahrscheinlich schon seit meiner Geburt. Nur sah sie mich da noch mit einer errötenden Braut vor dem Altar stehen, und nicht mit einem knattergeilen Kerl an meiner Seite. "Ich gehe besser mal zu ihr", seufze ich und wische mir die Hände am Handtuch ab.

"Soll ich mit?", fragt Meilo mich, doch ich schüttle den Kopf.

"Das mache ich lieber allein."
 

"Mama?" Ich finde sie im Wohnzimmer wieder. Sie sitzt auf dem großen Sessel vorm Kamin und streichelt einen der Hunde. Herkules höchst persönlich, wenn ich mich nicht irre. "Ich hätte es euch irgendwann schon erzählt", wage ich einen weiteren Versuch, ihr das mit unserer inoffiziellen Verlobung zu erklären. Doch sie schweigt. Das macht mich erst recht nervös. Mit einer schweigenden Cora Ittninger ist nicht zu spaßen. Einmal war sie auf Papa so sauer, wegen was, weiß ich gar nicht mehr, dass sie ihn eine geschlagene Woche lang angeschwiegen hat. Mein armer Vater war total fertig deswegen. "Gut. Dann hör einfach weiter zu, ja? Dann erkläre ich dir alles von Anfang an." Sie zuckt noch nicht mal mit der Wimper, sondern streichelt weiterhin den großen Hundekopf, der inzwischen auf ihren Beinen liegt und vor Wonne kleine Grunzer von sich gibt.

Und dann erzähle ich ihr alles. Angefangen mit Meilo und meinem Gespräch in der Kirche, dass die Verlobung erst nur eine Art Missverständnis war und dann zu dem Versprechen wurde, dass wir erst eine Hochzeit in Erwägung ziehen, wenn die Ehe zwischen homosexuellen Paaren die der heterosexuellen gleichgestellt ist. "Bis dahin wollten wir das für uns behalten", schließe ich meine Erzählung.

Meine Mutter tätschelt weiterhin den Hundekopf, sieht mich nun jedoch endlich wieder an. "Und woher weiß Dorothea dann davon?"

"Meilo hat sich verplappert. ... Scheint in der Familie zu liegen." Ich lächle, in der Hoffnung, dass sie es ebenfalls tut. Falsch gehofft. "Bitte Mama. Das wir nichts zu euch gesagt haben, hat nichts damit zu tun, dass wir es vor euch geheim halten wollten." Mehr oder weniger. "Wir wollen diese Verlobungssache ganz ruhig angehen lassen."

"Fein", erwidert sie und steht auf. Mit schnellen Strichen fährt sie über ihre Hose, um die Hundehaare loszuwerden. "Dann gehe ich mal wieder in die Küche. Das Essen für eure Verlobungsfeier vorbereiten." Äh ...

"Was? Verlobungsfeier? Aber wir sind hier, um Silvester nachzufeiern!"

Sie lächelt mich überlegen an. "Glaub ja nicht, dass du so einfach mit dieser 'Verlobungssache' davonkommst." Schluck!

"Ja aber ..."

"Ihr seid verlobt, also wird das gefeiert." Mit diesen Worten düst sie davon, zurück in die Küche.

"Na super!" Ich lasse mich auf die Couch fallen, was den großen Wolfshund wieder auf den Plan ruft. "Eine Verlobungsfeier!" Das macht jetzt wohl alles offiziell, oder? "Na ja. Aber wenigstens scheint sie nicht mehr böse auf mich zu sein, hm?" Fragt sich nur, was besser gewesen wäre. Die Verlobungsfeier im trauten Familienkreis, oder eine eingeschnappte Mutter.
 

***
 

"Das ist ja eine Überraschung!" Meilo strahlt wie ein Honigkuchenpferd und auch ich freue mich riesig. Gwen, Carl und die Kinder stehen überraschend vor der Tür.

Es ist richtig schön, dass sie hergekommen sind. Ich habe sie das letzte Mal so lieb gewonnen, dass es mir so vorkommt, als seien sie schon immer ein Teil meiner Familie.

"Was macht ihr denn hier?", fragt er Gwen nach einer großen Umarmungsorgie.

"Doro hat uns letzte Woche angerufen und gefragt, ob wir auch vorbeikommen wollen. Wie konnten wir da nein sagen?", lacht Gwen.

"Wunderbar! Ich freue mich!" Meilo kriegt sich gar nicht mehr ein.

"Kommt mit ins Esszimmer. Da stelle ich euch meine Familie vor", vordere ich die Mannschaft auf.

Es wird laut im Haus. Alle begrüßen sich, reden wild durcheinander und stellen sich einander vor. "Was für ein Gewusel", meint Meilo neben mir. Er hält die kleine Pauline auf dem Arm. Sie döst noch halb, quengelt aber leise vor sich hin und lutscht an ihrem Daumen. Die Fahrt ist für sie wohl sehr ermüdend gewesen.

Doro klatscht laut in die Hände. Alle verstummen und sie hat die allgemeine Aufmerksamkeit. "Ich wollte euch nur daran erinnern, dass das Essen wartet." Sie zeigt mit dem Zeigefinger auf den bereits gedeckten Tisch. "Setzt und bedient euch, sonst wird alles kalt. Reden können wir auch beim Essen." Das lassen wir uns kein zweites Mal sagen. Mein Magen knurrt mittlerweile schon wie ein Berglöwe. Beim Kochen helfen, ohne probieren zu dürfen, ist auch ganz schön gemein. Hätte Meilo mir kein Kuchenstück zugeschmuggelt, wäre ich sicher schon längst verhungert.
 

Jeder sucht sich ein Plätzchen. Als alle sitzen, wird es kurz still. Das nutzt Doro, um ein paar Worte zu sagen. Auf ein schönes neues Jahr, auf den Familienzuwachs, und so weiter und so fort. Nachdem sie ihre Rede beendet hat, will ich schon beherzt nach dem Servierlöffel greifen, werde jedoch von meiner Mutter ausgebremst. Sie steht plötzlich auf, räuspert sich und streicht ihren Rock glatt. Dann faltet sie die Hände in ihrem Schoß und sieht feierlich in die Runde.

Ich denke noch bei mir, dass sie doch gar nicht der Typ für große Tischgebete ist, da beginnt sie auch schon ihr Glas in die Hand zu nehmen, und loszureden. "Bevor wir anfangen, würde ich auch gern noch ein paar Worte loswerden", sagt sie feierlich und hebt das Glas in die Höhe. "Ich wollte einen Toast aussprechen. Auf Meilo und meinen Sohn Niclas." Och. Das ist aber nett von ihr. Bin ja ganz gerührt. Solche Ansprachen gibt's sonst nur an Geburtstagen.

Die umstehenden Gläser werden ebenfalls erhoben. Auch Meilos und meines. "Es freut mich unheimlich, dass ihr beiden euch gefunden habt. Trotz all der kleinen Schwierigkeiten." Klein? Ein paar mächtig große waren auch dabei. "Deshalb macht es mich auch so glücklich und stolz", lacht sie "dass ihr beiden euch dazu entschlossen habt, zu heiraten!"

Mir klappt die Kinnlade runter. Gwen und Carl starren erst meine Mutter, dann uns mit tellergroßen Augen stumm an. Nicole lässt im selben Moment die Gabel fallen und haucht: "Meilo wird mein Schwager?"

"Das ist ja eine tolle Nachricht!", freut sich Gwen jauchzend und springt auf. "Meinen Glückwunsch!" Ich werde stürmisch umarmt, ein Kuss auf die Wange folgt. Danach ist Meilo an der Reihe, während ich von Carl die Hand geschüttelt bekomme.

Das war's dann wohl endgültig mit dem schönen heimlichen verlobt sein. Danke Mama. Herzlichen Dank!
 

***
 

So verging der Abend. Mit viel Essen, Quatschen, Lachen und Familientratsch. Von Letzteren hatte meine Mutter einiges auf Lager. Sehr zu meinem Ärgernis, denn ratet mal, wer meist der Hauptakteur dieser Geschichten war?

Die Erzählung meines Outings war einer der Höhepunkte. Aus der Sicht der anderen wohlgemerkt. Ich wäre am liebsten unterm Tisch verschwunden. Denkt jetzt nicht, es wäre mir nicht recht, wenn alle darüber Bescheid wissen, aber wenn meine Mutter die Story schon zum Besten geben muss, dann bitte bei meiner Abwesenheit.

"Hey. Bist du immer noch eingeschnappt?" Meilos Arme legen sich von hinten um meine Brust.

Wir stehen im Bad. Der feierliche Abend ist seit gut einer halben Stunde in die Familiengeschichte eingegangen und alle Erwachsenen (Nicole ausnahmsweise mitgezählt) sind nun dabei, in ihre Betten zu kriechen. Ich bin total KO und bin froh, dass Meilo scheinbar vergessen hat, dass wir heute Abend noch Joggen gehen wollten.

Ich putze mir gerade die Zähne, weshalb ich Meilo bloß einen müden Blick im Spiegel zuwerfen kann. Er schmunzelt und beginnt, meine Schulterpartie entlang zu küssen. Ich spucke ins Waschbecken. "Wie will ich denn so Zähneputzen?", nuschle ich. Meilos Schultern zucken, doch aufhören, mir die Schulter nass zu lutschen, tut er nicht.

Die Zahnbürste fliegt in meinen Kulturbeutel. Mir doch egal, dass sie noch nass und voller Zahnpastaschaum ist. "Du bist rotzfrech. Hat dir das schon mal jemand gesagt?", frage ich ihn grinsend.

"..a. Fu." Hä?

"Man spricht nicht mit vollem Mund." Tadelnd tippe ich mit dem Daumen gegen Meilos Stirn.

"Ja du. Du hast es mir schon mal gesagt", wiederholt er. Dieses mal ohne meine Schulter an seinem Mund.

"Scheint nichts geholfen zu haben."

"Eher nicht." Wir grinsen und im Spiegel gegenseitig an.

"Du bist unmöglich."

"Ich weiß", antwortet er gespielt überheblich.

Ich drehe mich in seinen Armen um, bis wir uns gegenüberstehen. Ohne weitere Worte zu verlieren, küssen wir uns. Allerdings werden wir nach wenigen Augenblicken jäh unterbrochen. "Niclas?" Mein Vater klopft an die Tür.

"Komm rein", rufe ich ihm zu und löse mich von Meilo, der sich schnell ein Handtuch um die Hüfte wickelt.

"Oh." Mein Vater guckt verlegen zur Seite. "Störe ich?" Schon irgendwie.

"Nein." Ich schüttle leicht den Kopf. "Ist was passiert?" Die Frage ist meiner Meinung nach berechtigt, denn dass mein Vater zu so später Stunde noch mit mir sprechen möchte, ist schon merkwürdig.

"Nein, nein", winkt er ab. "Ich wollte mich bloß kurz mit dir unterhalten." Ach?

"Über was denn?" Eine kurze Pause entsteht, in der mein Vater Meilo abwartend ansieht.

"Ich bin dann schon mal im Schlafzimmer", sagt Meilo daraufhin und lässt uns allein.
 

"So eine schlimme Unterredung, dass du Meilo nicht dabei haben möchtest?" Die Frage konnte ich mir nicht verkneifen.

"Nichts schlimmes", schwört er mir. "Wie gesagt. Ich will mich nur kurz mit dir unterhalten."

"Okay." Ich lehne mich gegen das Waschbecken und schaue meinen Vater abwartend an.

"Du bist jetzt also verlobt", sagt er. Keine Frage. Eine Feststellung.

"Mit einem Kerl", merke ich unnötigerweise an.

Papa legt den Kopf schief. Eine Geste, die er sich eindeutig von Mama abgeguckt hat. "Ach? Wäre mir gar nicht aufgefallen." Wir müssen lachen. "Aber mal im Ernst", fährt er fort. "Das ist eine große Sache."

"Eigentlich nicht." Ich zucke mit den Schultern. "Mama macht daraus bloß riesiges Ding."

"Oh ja. Das kann sie gut." Papa grinst. "Doch darum geht es mir gar nicht."

"Um was dann?"

Er blickt mich ernst an. "Du weißt, ich war damals gar nicht glücklich darüber, dass du ... na ..."

"Schwul bin", helfe ich ihm auf die Sprünge. Er hat immer noch Probleme, es auszusprechen. Er nickt. "Hört sich so an, als wärst du immer noch nicht glücklich darüber."

Papa macht ein entsetztes Gesicht. "Nein!", ruft er sofort. "Natürlich bin ich inzwischen glücklich darüber!" Klar wusste ich, dass er sich daran gewöhnt hat, dass sein Sohn auf knackige Männer steht, doch es ist trotzdem schön, es mal wieder aus seinem Mund zu hören.

"Schön. Freut mich. Und weiter?"

Er muss kurz überlegen. Hab meinen alten Herrn anscheinend leicht aus dem Konzept gebracht. "Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich mich für euch freue", schließt er hektisch.

"Danke", schmunzle ich.

"Nach dem ganzen Desaster mit Kilian hast du es wirklich verdient, glücklich zu werden." Finde ich auch. Er kommt auf mich zu und umarmt mich fest. Etwas befremdlich für mich, denn ich trage bloß meine Unterhose. "Alles Gute für dich und Meilo. Und viel Glück in eurem neuen Heim."

"Dankeschön." Ich drücke ihn ebenfalls kurz fest an mich, dann lassen wir uns wieder los.

"Und falls du mal eine Pause von dem ganzen Verlobungstamtam brauchst, denn deine Mutter sicher in nicht allzu ferner Zukunft veranstalten wird, gibt mir Bescheid. Ich pfeife sie dann zurück." Das nenne ich doch mal ein Angebot.

"Darauf werde ich bestimmt zurückkommen", schwöre ich ihm.
 

******
 


 

*Mein dusseliges Rechtschreibprogramm kennt das Wort Adoniskörper nicht. Stattdessen will es mir das Wort Klitoriskörper andrehen. O____o

Erstens, liebes Rechtschreibprogramm, eine Klitoris hat in 99% aller Fälle in meinen Storys mal so gar nichts zu suchen und zweitens, was zum Teufel ist ein Klitoriskörper?! O________o
 

**Einige von euch kennen sicher diese praktischen Programme oder Internetseiten, mit denen man Synonyme für Wörter suchen kann. Wenn ich ein anderes Wort suche und mir keins einfällt, benutze ich die immer ganz gern. So auch mit dem Wort Spalt. Will ja nicht immer das selbe Wort schreiben. Und was wurde mir da vorgeschlagen?

'Stemmloch' und 'Zapfenloch'. Ich hätte mich fast an meiner eigenen Zunge verschluckt, als ich die gelesen habe.

Nic bedient sich heftig an Meilos Stemmloch xDDDD *buwaahhhhhh* da bekommt man leichte Angstzustände, oder?

Mir würde jetzt auch noch was mit Zapfen einfallen, aber lassen wir das lieber XD



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